Love Undercover - Gefahr in Verzug - Lori Foster - E-Book
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Love Undercover - Gefahr in Verzug E-Book

Lori Foster

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Beschreibung

Prickelnde Erotik, romantische Spannung und unwiderstehliche Helden

Um den Mord an seinem Freund aufzuklären, ermittelt der Polizist Logan Stark undercover. Er spioniert die unscheinbare Pepper Yates aus, da ihr Bruder der Schlüssel zum Mörder ist. Als Bauarbeiter getarnt, zieht er in die Wohnung neben Pepper. Logan ist sich sicher, leichtes Spiel mi der unscheinbaren Frau zu haben. Doch eine einzige Berührung von ihr entfacht ein Feuer in ihm, das er kaum zu kontrollieren weiß ... und das gefährdet schon bald seine Mission!

  • "Ein absolut heißer Pageturner!" Kresley Cole
  • Das Bundle zur New-York-Times-Bestseller-Reihe

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Seitenzahl: 1190

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Inhalt

TitelZu diesem BuchLove Undercover – Wettlauf mit dem TodWidmung123456789101112131415161718192021222324Love Undercover – Vertraue nicht dem Feind1234567891011121314151617181920212223242526272829Die AutorinDie Romane von Lori Foster bei LYXImpressum

LORI FOSTER

Love Undercover

Gefahr in Verzug

Ins Deutsche übertragen vonKatrin Reichardt

Zu diesem Buch

Wettlauf mit dem Tod:

Um den Tod seines besten Freundes Jack Curmin aufzuklären, beginnt der Polizist Logan Stark undercover zu ermitteln: Jack war als Politiker tätig, und ein Wahnsinniger hat ihn umgebracht – ein Mord, ausgelöst durch Habgier und Korruption. Doch derjenige, der bei dieser Tat die Fäden zog, ist noch immer auf freiem Fuß. Logan will diesem Mann das Handwerk legen, und der Schlüssel dazu ist Pepper Yates. Denn ihr Bruder besitzt gefährliche Erkenntnisse, die Logan bei der Aufklärung helfen können. Daher zieht der Cop als Bauarbeiter getarnt in die Wohnung neben Pepper, um so an sie und ihren Bruder heranzukommen. Logan glaubt, leichtes Spiel mit der farblos wirkenden Frau zu haben. Er will sie schnell um den Finger wickeln, um an Informationen zu gelangen. Doch Pepper bringt Logan und seinen Auftrag gehörig ins Schleudern: Eine einzige Berührung von ihr entfacht ein Feuer in ihm, dass er kaum zu kontrollieren vermag. Und je näher er Pepper kommt, desto offensichtlicher wird es, dass auch sie unter ihrer unscheinbaren Fassade ein dunkles Geheimnis verbirgt …

Vertraue nicht dem Feind:

Als Detective Reese Baredens Wohnung nach einer Schießerei in Trümmern liegt, kommt es ihm gar nicht so ungelegen, dass er Unterschlupf bei seiner Nachbarin Alice Appleton suchen muss. Die wunderschöne Frau fasziniert ihn schon seit Langem, und das nicht nur, weil sie sich hingebungsvoll um seinen Hund Cash kümmert, wenn Reese beruflich unterwegs ist. Doch je mehr Zeit er mit ihr verbringt, desto größer werden die Rätsel, die Alice ihm aufgibt: Nach außen hin wirkt sie schweigsam, verschlossen und ängstlich, und doch entdeckt Reese ein Arsenal an tödlichen Waffen in ihrer Wohnung. Bald schon ist klar, dass Alice etwas zugestoßen sein muss, vor dem sie sich noch immer fürchtet, etwas, das sie zwingt, zurückgezogen zu leben und niemandem zu vertrauen. Obwohl Alice sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, gelingt es Reese Stück für Stück, die schützenden Mauern, die sie um sich erbaut hat, zu durchbrechen – und er erkennt, welch dunkle Abgründe hinter ihrer scheinbar adretten Fassade lauern. Doch da begeht Alice einen tödlichen Fehler, und die Dämonen der Vergangenheit drohen sie einzuholen. Plötzlich steht nicht mehr nur ihr eigenes Leben auf dem Spiel …

Love Undercover

Wettlauf mit dem Tod

Ins Deutsche übertragen von Katrin Reichardt

Für Jenna Scott und Gary Tabke. Ich habe größte Hochachtung vor Polizeibeamten, doch wie es bei den Ordnungshütern hinter den Kulissen zugeht, weiß ich nicht.

Ich danke euch beiden für die interessanten Einblicke, für die Unterstützung bei meinen Recherchen und dafür, dass ihr all meine unzähligen Fragen beantwortet habt.

Eventuelle Fehler und Übertreibungen im Text stammen von mir (denn manchmal muss man als Autor eben ein bisschen tricksen), doch dank euch beiden bleibt die Geschichte hoffentlich trotzdem glaubhaft.

Ein Hoch auf alle Literaturfreunde, auf die Autoren ebenso wie auf die Leser.

1

Beim Betreten des Apartmenthauses spürte Pepper Yates deutlich die intensiven, prüfenden Blicke. Seit vor zwei Wochen ihr neuer Nachbar eingezogen war, ging das nun schon so, und bis dato hatte sie sich nicht daran gewöhnen können.

Ihr wurde ganz mulmig.

Sie ignorierte den Mann, der sich über die Brüstung seines Balkons gebeugt hatte, seine muskulösen Arme auf dem Geländer, seinen nackten Oberkörper und sein Lächeln. Er dagegen ließ sie nicht aus den Augen.

Sie hatte ihn nie zu diesem Verhalten ermutigt. Er war sowieso eine ganze Nummer zu groß für sie. Es machte sie nervös, dass er ihr so viel Aufmerksamkeit schenkte, und bei jeder neuen Begegnung verkrampfte sie sich mehr.

Vor Unsicherheit wurden ihre Schritte schleppend, und ihre billigen Leinenschuhe verursachten ein widerwärtiges, schlurfendes Geräusch. Der lange Rock schlackerte um ihre Schienbeine. Ihre Brust war wie eingeschnürt.

Sie hielt den Kopf gesenkt, umklammerte die Papiertüten mit den Einkäufen und gab vor, ihn nicht zu bemerken.

Für diese Darbietung hätte sie einen Oscar verdient, denn, mal ehrlich, es war nahezu unmöglich, ihn nicht zu bemerken. Wahrscheinlich hatte er kein Problem damit, Frauen kennenzulernen. Er hatte so eine raue, unverschämt männliche Ausstrahlung.

Genau diese Ausstrahlung brachte sie völlig aus dem Konzept.

Vermutlich wurmte ihn ihre Gleichgültigkeit. Nur so ließen sich seine unermüdlichen Bemühungen erklären. Aber was blieb ihr auch anderes übrig?

Die heiße Augustsonne brannte ihr auf den Kopf. Wie gern wäre sie im kühlen Wasser schwimmen gegangen. Aber solange er da oben stand, kam das nicht infrage.

Eigentlich stand es überhaupt nicht zur Debatte.

Die Zeiten, in denen sie unbeschwert schwimmen gehen konnte, waren lange vorbei. Sie musste wieder an all das denken, was sie verloren oder aufgegeben hatte, um zu überleben, und wurde traurig.

Aber dank ihres Bruders hatte sie überlebt, rief sie sich ins Gedächtnis, und nur das allein zählte.

Und genau deshalb durfte sie sich auch nicht auf die Verlockungen dieses Nachbarn einlassen.

Eigentlich hätte er auf seiner, meist entblößten, Brust ein dickes, fettes G für Gefahr tragen müssen.

Pepper ging schneller und zog so sehr den Kopf ein, dass ihr Kinn beinahe die Brust berührte.

Natürlich rief er nach ihr. Er rief jedes Mal nach ihr. Zwar immer erfolglos, doch ihre Zurückweisung entmutigte ihn kein bisschen.

Das Ego dieses Kerls war einfach unerschütterlich.

»Guten Abend, Ms Meeks.«

Das war ihr Deckname. Nichts Besonderes, aber er passte zu ihr, denn auch sie war nichts Besonderes. Es sprach sie ja sowieso kaum jemand an.

Er schon.

Sie sammelte sich, holte noch einmal tief Luft, spähte dann zu ihm hinauf und nickte ihm zaghaft zu. »Guten Abend.«

Er verschwand vom Balkon, und sie wusste, dass er hineingegangen war, um sie gleich auf dem schmalen Flur abzupassen.

Warum konnte er sie nicht in Ruhe lassen?

Das Innere des Gebäudes war … unschön. Von den Wänden blätterte die Farbe ab, in den Ecken blühte der Schimmel, und die Teppiche waren mit Flecken übersät, von denen sie lieber nicht wissen wollte, woher sie stammten.

Sie wusste ganz genau, warum sie hier wohnte.

Aber was hatte er hier zu suchen?

Mit jedem Schritt, der sie näher zu ihm trug, wuchs ihre Furcht. Sie erklomm die quietschende Treppe zum zweiten Stock, in dem ihre Wohnung lag, und da war er auch schon.

Obwohl sie gewusst hatte, dass er auf sie warten würde, zauderte sie weiterzugehen.

Er stand mit verschränkten Armen an die Tür seiner Wohnung gelehnt, die gleich neben ihrer lag. Sein braunes Haar sah zerzaust aus, und ein Bartschatten bedeckte seine Wangen. Er trug lediglich zerknautschte Khakishorts, die tief auf seinen schlanken Hüften saßen. Er sah einfach atemberaubend aus.

Wieder übte er dieselbe Wirkung auf sie aus wie beim ersten Mal. Er war so was von sündhaft sexy. Kaum zu fassen.

Was wollte er nur von ihr?

Das »Eine« jedenfalls mit Sicherheit nicht, nicht bei seinem Aussehen … und bei ihrem. Warum verfolgte er sie trotzdem so hartnäckig?

Nach dem langen Fußmarsch hin zum Lebensmittelgeschäft und wieder zurück, den sie für gewöhnlich genoss, war sie erhitzt, durchgeschwitzt und nicht in der Stimmung für Spielchen.

Zumindest nicht für solche Spielchen.

Sie musste den Blick abwenden, damit er nicht – huch wie peinlich – womöglich in ihren Augen lesen konnte, was sie empfand und was ihr durch den Kopf ging.

In Bezug auf ihn. Auf diesen unglaublichen Körper, den er ständig zur Schau stellte.

Und wie gern sie sich an diesem Körper gerieben hätte …

»Hey.«

Ehe sie ihm ausweichen konnte, trat er ihr schon in den Weg. Er lächelte freundlich, und seine dunklen Augen strahlten herzlich. Sie schaffte es mit Ach und Krach, nicht laut zu seufzen. »Hallo.«

»Warte, ich nehme dir das ab.«

Als ob sie die paar Einkaufstüten nicht selbst tragen könnte. Warum belästigte er sie andauernd? »Ist schon in Ordnung«, erwiderte Pepper nervös und viel zu hastig. »Ich kann …«

Er nahm ihr die Tüten aus der Hand und machte tatsächlich Anstalten, ihr in die Wohnung zu folgen.

»… das selbst.« Da stand sie nun mit leeren Händen. Völlig verunsichert zog sie die Schultern ein und bemühte sich, sich nicht anmerken zu lassen, was seine Gegenwart in ihr auslöste. »Ganz ehrlich, Mr Stark, ich brauche keine …«

»Wir sind doch Nachbarn. Nenn mich Logan.«

Auf keinen Fall. Sie machte aus ihrer Verärgerung keinen Hehl. »Ganz ehrlich, Mr Stark, ich brauche keine Hilfe.«

Sein Grinsen wurde noch breiter, als ob er vorhatte, sie aufziehen. Oder mit ihr zu flirten. »Du bist ganz schön kratzbürstig.«

Wieso klang das bei ihm wie ein Kompliment? »Ich bin nicht …«

Jetzt nahm er ihr auch noch die Schlüssel weg. Da es zugegebenermaßen äußerst albern gewirkt hätte zu versuchen, sie ihm aus den Händen zu reißen, fügte sie sich in ihr Schicksal und folgte ihm.

»… kratzbürstig«, knurrte sie, wahrscheinlich tatsächlich ungemein widerborstig. Er schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf. Sie starrte seinen breiten Rücken an. Die geschmeidige Haut war gebräunt und beinahe so schweißnass wie ihre eigene.

Es juckte sie in den Fingern, ihn zu berühren, über seine erhitzte Haut und seine straffen Muskeln zu streichen.

Da drehte er sich zu ihr um, und seine nackte Brust war plötzlich direkt vor ihrer Nase. Obwohl er sie beinahe zu Tode erschreckt hatte, registrierte ihr Hirn seine kleinen braunen Brustwarzen, die fast im weichen Brusthaar verschwanden …

»Wie würdest du dein Verhalten denn sonst beschreiben?«

Sie blickte auf und konnte ihm ansehen, dass er ihre lüsternen Blicke bemerkt hatte. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Ihr Gesicht wurde ganz heiß und ihr Körper noch viel heißer – aber nicht aus dem Grund, den er sicherlich vermutete.

»Ich bin zurückhaltend.« Allerdings war es durchaus verständlich, dass er ihr das nach den gierigen Blicken, mit denen sie ihn quasi ausgezogen hatte – oh Gott –, nicht mehr ganz abnahm.

Jedes Mal, wirklich jedes Mal, wenn er in Sichtweite kam, konnte sie die Augen nicht von ihm lassen. Zum Teil war das allerdings auch seine Schuld, weil er immer so viel Haut zeigen musste. Sie war es einfach nicht gewohnt, jemand so gut Aussehenden um sich zu haben.

Eine sanfte Berührung am Kinn ließ sie den Kopf heben und brachte ihr Herz beinahe zum Aussetzen. »Und einem Nachbarn Hallo zu sagen stört deine Privatsphäre?«

Nein, nein, nein. Er durfte sie nicht berühren. Sie durfte diese Berührungen nicht zulassen. Es war Zeit, zu fliehen.

Pepper schob sich an ihm vorbei, riss die Tür auf, drängte sich rasch vor ihm in die Wohnung, drehte sich dann zu ihm um und versperrte ihm den Weg. »Ich kenne Sie ja kaum.«

»Aber das versuche ich ja zu ändern.« Er spähte neugierig in ihre Wohnung. Was er sah, schien ihn zu überraschen, denn er zog eine Augenbraue hoch. Also entging ihm die Unordnung in ihrem Apartment nicht.

Sie war gerade keine gute Hausfrau, sondern eher eine Chaotin. Vielleicht hatte das ja abschreckende Wirkung auf ihn.

»Ich bleibe lieber für mich.« Sie nahm ihm unbeholfen die Einkaufstüten ab. »Gewisse andere Menschen sollten das ebenfalls so halten.«

»Tja, theoretisch wäre das möglich.« Er hatte die Inspektion der Wohnung beendet und lehnte sich nun mit seinen eins achtzig plus X gegen den Türrahmen. Seine breiten Schultern hinderten sie daran, die Tür zu schließen.

Schweigend wartete er darauf, dass sie seinen Blick erwiderte.

Pepper wappnete sich und sah auf – und ein vielsagender, vertraulicher Blick strich zärtlich wie eine Liebkosung über ihre Haut. Sie räusperte sich. »Was wäre theoretisch möglich?«

»Vielleicht könnte ich damit aufhören, dir nachzusteigen.« Etwas leiser fügte er hinzu: »Wenn du nicht so verdammt hübsch wärst.«

Sie wich fassungslos zurück.

Hübsch? Er hatte wohl den Verstand verloren. Sich ausgerechnet bei ihr einzuschleimen, hatte er mit Sicherheit nicht nötig. Warum behauptete er bloß so etwas Absurdes?

»Findest du dich etwa nicht hübsch?«, erkundigte er sich mit sanfter Miene.

Ihr blieb das Lachen beinahe im Halse stecken, und ihr automatisches »Nein« war lediglich ein Krächzen.

Hübsch? Wohl kaum. Sie band ihr stumpfes, blondes Haar stets direkt im Nacken zu einem unvorteilhaften Pferdeschwanz, und auf ihrem Gesicht fand sich nicht die geringste Spur von Make-up. Sie trug Kleider, die nicht einmal ihre eigene Großmutter angezogen hätte, und Schuhe, die so hässlich waren, dass Pepper jedes Mal, wenn sie in sie hineinschlüpfte, traurig wurde.

Wenn sie lief, sackte sie in sich zusammen, und wenn sie sprach, nuschelte sie. Zumindest, wenn sie es nicht vergaß, weil ein gewisser Nachbar sie wahnsinnig machte.

»Also, ich schon«, behauptete er und beobachtete sie dabei unablässig. Es klang beinahe … mitleidig.

Wie konnte er es wagen, sie zu bedauern?

Ihr Stolz erwachte und verlieh ihr zumindest ein wenig Rückgrat. »Soll das ein Witz sein, Mr Stark?«

Er beugte sich vor. Pepper hielt den Atem an. »Nenn mich Logan«, forderte er noch einmal, diesmal mit Nachdruck.

Du liebe Güte. Er stand so dicht vor ihr, dass sie seinen warmen, feuchten Atem spüren und seine dichten, dunklen Augenbrauen in allen Einzelheiten erkennen konnte.

Und dieser Schlafzimmerblick …

Ihre Körpertemperatur stieg sprunghaft. »Oh, ähem …«

Seine sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Schmunzeln. »Und du heißt …?«

Pepper stierte ihn benommen an. Seine Mundwinkel zuckten. Mannomann, wie sehr sie diesen Mund küssen wollte.

Küssen und noch so viel mehr.

Pepper fand die Fassung wieder, schüttelte den Kopf und versuchte gleichzeitig, die Tür zuzudrücken. »Auf Wiedersehen, Mr Stark.«

Seine große Hand landete auf der Tür, gleich neben ihrer Schulter. »Ach, komm schon, lass mich nicht zappeln.« Er hielt die Tür ohne sichtliche Anstrengung fest. »Es tut dir doch nicht weh, wenn du mir deinen Namen verrätst.«

Was sollte sie jetzt nur tun?

Bei der Penetranz, die er an den Tag legte, wirkten ihre ständigen Zurückweisungen langsam lächerlich.

»Sue«, verriet sie ihm schließlich widerwillig.

Jetzt schien er erst recht amüsiert zu sein. »Ich weiß.«

»Wie bitte?«

»Du bist doch die Hausverwalterin. Dein Name stand in meinem Mietvertrag.« Wieder tippte er ihr ans Kinn. »Aber ich wollte ihn trotzdem aus deinem Mund hören.«

Ihr beleidigtes Schnauben animierte ihn leider auch nicht dazu, von der Türschwelle zu verschwinden.

»Also.« Er blickte über den Flur. »Du bist eine alleinstehende Frau, und das hier ist nicht gerade ein feines Haus, geschweige denn eine feine Wohngegend.«

Na, jetzt untertrieb er aber mächtig. »Soll ich das als Kritik an meinen Fähigkeiten als Verwalterin auffassen?« Glaubte er etwa, sie so für sich gewinnen zu können?

»Du bist doch lediglich dafür verantwortlich, den Hausbesitzer zu informieren, wenn ein Mieter zu spät bezahlt oder Reparaturen nötig sind, oder?« Er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab. »Lass mich dir meine Nummer geben. Wenn du Probleme hast oder jemand dich belästigen sollte …«

»Sie belästigen mich.«

Er fixierte ihren Mund. »Wirst du deshalb so rot?«

Lieber Gott. Sofort fühlte sich ihre Haut noch heißer an. »Also, Mr Stark …«

»Logan«, korrigierte er sanft. »Sag es. Mir zuliebe. Nur einmal. Dann gehe ich auch.«

Wollte er sie etwa … verführen?

Es sah ganz danach aus. Und das Schlimmste war, dass ihm das allein durch seine Ausstrahlung gelang. »Logan«, presste sie hervor. »Ich muss jetzt gehen.« Bevor ich eine Dummheit begehe, wie zum Beispiel, dich hereinzubitten.

Oder dich zu küssen.

Oder dich auf den Boden zu werfen und …

Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche. »Hier ist meine Nummer. Ich meine es ernst. Wenn du Schwierigkeiten hast oder einfach nur vorbeikommen willst, dann ruf mich an, okay?«

»In Ordnung.« Nie im Leben. »Danke.«

Als hätte er ihre Gedanken gelesen, lachte er auf und trat von der Schwelle. »Bis bald, Sue.«

Nicht, wenn ich es verhindern kann. »Auf Wiedersehen, Logan.« Sie schickte sich an, die Tür zu schließen.

»Na, das war doch gar nicht so schlimm, oder?«

Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu und ließ sich von innen dagegenfallen.

Schlimm? Eigentlich nicht.

Eher aufwühlend. Sie kam sich wie ein Mixer auf der höchsten Geschwindigkeitsstufe vor. In ihrem Inneren wirbelten all ihre Gefühle und verborgenen Begierden wild durcheinander.

Das letzte Mal war schon zu lange her – eine halbe Ewigkeit –, und sie war viel zu ausgehungert, um nicht in der Gegenwart eines so heißen Kerls auf unmögliche Gedanken zu kommen. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wie sie ihm aus dem Weg gehen konnte, ohne Verdacht zu erregen. Aber genau das war der Knackpunkt.

Ihm aus dem Weg zu gehen war verdächtig.

Pepper drehte sich um und presste die Schultern gegen die Tür. Sie ließ den Kopf hängen, schloss die Augen und überlegte krampfhaft.

Möglicherweise packte sie die ganze Sache falsch an, sagte sie sich. Jede andere Frau würde sich durch Mr Starks Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlen.

Und eine Frau wie sie ganz besonders.

Langsam hob sie den Kopf. Gab es denn einen guten Vorwand, um mit ihm ein Gespräch anzufangen? Ihn besser kennenzulernen?

Sie drückte die Hände auf die Wangen und versuchte, nicht zu lächeln.

Ja, genau so würde sie es anstellen. Sie würde aufhören, ihn abzuwiegeln, und stattdessen seine Avancen zurückhaltend erwidern. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn ihn das nicht ein für alle Mal vertrieb.

Logan Riske zog sich gemächlich in seine temporäre Unterkunft zurück. Endlich ging es langsam aufwärts.

Er hatte sich aufdrängen müssen. Schon wieder.

Er hatte ihr die Unterhaltung praktisch aufzwingen müssen. Doch dieses Mal war er erfolgreich gewesen.

Sogar mehr als das.

Die Gute konnte behaupten, was sie wollte, aber er wusste genau, was wirklich in ihr vorging, und wenn ihr verflixter Bruder sie nicht vollkommen eingeschüchtert hätte, stünde sie wahrscheinlich jetzt schon vor seiner Tür.

Beim Gedanken an ihren Bruder Rowdy Yates bekam er wie immer miese Laune. Zweifellos hatte Rowdy seine Schwester jahrelang untergebuttert, daher musste Logan mit Bedacht vorgehen.

Er strich sich versonnen über die Brust und dachte über ihre ausgeklügelte Tarnung nach. Oh ja, er war sich ganz sicher, dass sie ein trickreiches Spiel spielte. Zwar sah sie inzwischen anders aus als auf den Fotos, die sich in seinem Besitz befanden, doch da war etwas in ihren Augen, in ihren Blicken, wenn sie ihn ansah.

Pepper Yates.

Nach zweijähriger Suche war das Ende nun nahe.

Sie war die Frau, die er brauchte, das fehlende Glied in der Kette, und dank ihr würde seine Arbeit nun endlich Früchte tragen.

Er dachte an die kleinen, grobkörnigen Bilder im Internet, an die Zeitungsartikel. Selbst darauf hatte man ihr ihre Unschuld ansehen können. Heutzutage wirkte sie zwar etwas mitgenommener als noch vor zwei Jahren, aber wenn man ständig auf der Flucht ist und sich auch noch mit seinem Bruder herumschlagen muss, hinterlässt das Spuren.

Er ballte die Hände zu Fäusten.

Der Großteil dessen, was er herausgefunden hatte, betraf Rowdy Yates, doch es waren auch kleine Details über Pepper aufgetaucht. Sie war unter dreißig. Schüchtern.

Ihre Körpergröße war eine Überraschung. Er selbst war knapp eins achtzig, und sie war kaum kleiner als er. Als Schönheit konnte man sie zwar nicht gerade bezeichnen, doch ihre hellbraunen Augen waren ungemein ausdrucksstark. Als sie ihn vorhin direkt angesehen hatte, hatte er die Intensität ihres Blickes spüren können.

Mit jeder Faser seines Körpers.

Ihr Haar war dunkelblond, beinahe schon braun, lang und strähnig. Stumpf. Ungepflegt. Trotz des Pferdeschwanzes, den sie ständig trug, wirkte es unordentlich.

Er hätte sie zu gern einmal mit offenem Haar gesehen, es in den Händen gespürt.

Apropos unordentlich … Der kurze Blick in ihr Wohnzimmer hatte ihn schockiert. Er war irgendwie davon ausgegangen, dass eine graue Maus wie sie extrem reinlich wäre.

Pah! Von wegen.

In dem kleinen Zimmer lagen Kleider, Zeitschriften, leere Coladosen und ein leerer Pizzakarton herum. Weiter hinten auf dem Badezimmerboden lag ein Handtuch, und durch eine offene Tür hatte er ihr ungemachtes Bett sehen können, das gerade mal ansatzweise von der Tagesdecke bedeckt gewesen war.

Die Tatsache, dass sie keine Ordnungsfanatikerin war, amüsierte ihn. Das entsprach so gar nicht dem Bild, das er sich von ihr gemacht hatte.

Beim Gedanken an ihr zerwühltes Bett fragte er sich, ob sie eine schlaflose Nacht hinter sich hatte. Er wusste mit Sicherheit, dass sie wie in jeder anderen Nacht alleine gewesen war.

Vielleicht hatte sie deshalb vorhin seinen Körper verstohlen gemustert.

Und errötet war sie auch.

Oh ja, das Aufblitzen in ihren ausdrucksstarken Augen war eindeutig kein Zorn gewesen.

Diese Augen gaben ihre Geheimnisse preis. Sie konnte sich nicht verstecken.

Nicht vor ihm. Er war Polizist und hervorragend darin, Geheimnisse aufzudecken.

Und er war ein Mann, der wusste, wie man Frauen betörte.

Sue Meeks – was für ein lächerlicher Name – bildete da keine Ausnahme.

Allerdings verblüffte es ihn, wie er selbst auf sie reagierte.

Im Grunde konnte man sie nicht als hässlich bezeichnen. Er kannte sich mit Frauen aus und wusste, dass sie, wenn sie sich ein wenig Mühe gäbe, durchaus etwas aus sich machen konnte. Frauen waren für gewöhnlich gut darin, ihre Vorzüge zu betonen und Makel zu vertuschen.

Bei Pepper Yates schien das anders zu sein. Offenbar hatte sie keine Ahnung, wie sie ihre vorteilhafteren Merkmale betonen musste.

Und ihr Körper? Schwer zu sagen. Er wirkte weder dick noch dünn, sondern eher formlos.

Er besaß keine Fotos, auf denen man ihre Figur erkennen konnte, daher war es unmöglich zu beurteilen, was sich unter den unmodernen, schlecht sitzenden Kleidern, die sie immer trug, verbarg.

Doch während ihrer Unterhaltung hatte er sich plötzlich ungemein lebendig gefühlt. Schon als er sie dabei beobachtete, wie sie über den Gehsteig ging und ihre klobige, schmuddelige Handtasche schwerer zu sein schien als die übervollen Einkaufstüten, war es ihm so ergangen. Obwohl sie mit gesenktem Kopf herumlief, waren ihre Schritte weit ausholend und selbstbewusst gewesen.

Bis sie ihn entdeckt hatte und zu ihrem schlurfenden Gang zurückgekehrt war.

Zwar ahnte sie es noch nicht, aber das passte sehr gut zu den Plänen, die er mit ihr hatte.

Er musste sich nicht schuldig fühlen, sagte sich Logan. Ihr würde nichts passieren. Dafür würde er sorgen. Sie mochte scheu sein, doch er konnte die Glut in ihr spüren.

Er würde sie anfachen, das Feuer zum Lodern bringen und von ihr alles erfahren, was er über ihren Bruder wissen musste. Dabei würde er sanft vorgehen, sie mit Respekt behandeln und ihr viel Aufmerksamkeit schenken – emotional und physisch.

Nein, Pepper Yates war keine Schönheit, doch sie zu verführen würde ihn trotzdem nicht allzu viel Überwindung kosten. Allein die Vorstellung erfüllte ihn mit sinnlicher Vorfreude.

Genug davon.

Logan sicherte die Türschlösser und kehrte auf den Balkon zurück. Da das Gebäude über keine Klimaanlage verfügte und die Fenster klein und umständlich zu öffnen waren, bot allein der Balkon Zuflucht vor der stickigen, schwülen Hitze.

Doch nicht nur das Augustwetter zog ihn auf den baufälligen Balkon.

Das Steak in ihrer Einkaufstüte war ihm nicht entgangen.

Pepper Yates alias Sue Meeks bereitete einen Großteil ihrer Mahlzeiten auf einem kleinen Gasgrill zu. Er hatte viel zu viele Abende damit zugebracht, sich vor dem Haus herumzudrücken und sie durch die Lamellen der Jalousie dabei zu beobachten, wie sie eine einzelne Kartoffel mit einem Stückchen Huhn, Schweinefleisch oder Steak briet.

Hasste sie es genauso wie er, nur für eine Person zu kochen?

Wurde sie es nicht leid, immer alleine zu essen?

Er wusste, dass sie nie ausging und auch niemals Besuch bekam, noch nicht einmal von ihrem verfluchten Bruder.

Sie besaß kein Auto, verließ die Wohnung nur, um Besorgungen zu machen, und blieb sonst, genau wie sie gesagt hatte, für sich.

Sie hatte keinerlei Sozialleben.

Das wusste er mit Sicherheit, denn er beobachtete sie nicht erst, seitdem er in das Apartmenthaus gezogen war. Schon Wochen vorher hatte er damit begonnen, sie zu observieren.

Würde sie sich zum Grill trauen, obwohl er hier draußen auf dem Balkon saß, gleich neben ihrem, so nah, dass sie sich unterhalten konnten?

Würde sie der Neugier, die er in ihren Augen entdeckt hatte, nachgeben?

Oder würde sie ihm wie gehabt aus dem Weg gehen?

Logan ließ sich auf den Liegestuhl fallen und trank sein Bier aus. Auf dem Rücken liegend schloss er die Augen vor der blendenden Abendsonne und dachte über die Dinge nach, die noch geschehen würden.

Dinge, die mit ihr zu tun hatten.

Es würde fraglos interessant werden.

Sogar aufregend.

Das Fieber der Jagd.

Dafür lebte er. Darum war er Polizist geworden. Es war sein stärkster innerer Antrieb.

Endlich konnte er sich an seine Beute heranpirschen.

Warum musste er ausgerechnet dort draußen sitzen? Pepper wartete seit über einer Stunde darauf, dass Logan Stark endlich vom Balkon verschwand, doch er bewegte sich keinen Millimeter.

Sie beobachtete ihn unablässig.

Anscheinend schlief er. Seine breite Brust hob und senkte sich im Rhythmus seines langsamen Atems. Er hatte die Beine ausgestreckt, die Hände hingen locker herab, und sein Gesicht war vollkommen entspannt.

Er sah ungemein verführerisch aus.

Sie schluckte und musste an die Visitenkarte denken, die er ihr gegeben hatte und die jetzt auf dem Kühlschrank lag. Sein Beruf war auf der Karte nicht vermerkt, nur Name, Adresse und Handynummer. Er schien nicht mittellos zu sein. Seinem Gehabe nach zu urteilen war er nicht arbeitslos, und man sah seinem Körper an, dass er sich regelmäßig bewegte.

Er war also auf eine Unterhaltung aus. Sie biss sich auf die Lippe.

Na gut, sie könnte ihn ja fragen, wo er arbeitete. Da er sie so unbeirrt verfolgte, erwartete er wahrscheinlich, dass sie sich für ihn interessierte.

Oh Gott, er sah wirklich toll aus, wie er da so auf dem Liegestuhl lag, einen Arm über die Stirn gelegt, wodurch sie seinen Bizeps und das dunkle Haarbüschel in seiner Achselhöhle sehen konnte. Sündhaft sexy. Den anderen Arm hatte er angewinkelt, und seine große Hand lag gespreizt auf seinem muskulösen, durchtrainierten Bauch. Die untergehende Sonne ließ sein braunes Brusthaar golden schimmern. Er war nicht stark behaart, sah aber trotzdem sehr herb und männlich aus.

Gott sei Dank schien er nichts davon zu halten, sich die Brust zu rasieren.

Am Unterleib verschmälerte sich der Haarflaum zu einer dünnen Linie, die sich um den Nabel herumzog, dann dunkler wurde und in seinen Shorts verschwand.

Im Schritt zeichnete sich eine Beule von erfreulichem Ausmaß ab.

Pepper trat einen Schritt vor und starrte wie verzaubert hinüber.

Ihr Herzschlag verlangsamte sich. Sie atmete tiefer ein.

Logan öffnete ein Auge und erwischte sie wieder einmal dabei, wie sie ihn mit den Augen auszog.

Einige Sekunden lang starrten sie sich gegenseitig an, bis er sie schließlich mit einem »Hey« begrüßte. Es klang lässig, träge aber auch irgendwie interessiert.

Ohnein,nein,nein. Warum war er nur so ein prächtiger Kerl?

Zwar hatte er sie ertappt, doch Pepper ließ sich nicht einschüchtern. Entschlossen trat sie auf den Balkon hinaus, faltete die Hände fest ineinander und setzte ein etwas gezwungenes Lächeln auf. »Ich … ähm … wollte dich nicht aufwecken.«

»Ich habe nur gedöst.« Er streckte sich und stieß dabei ein tiefes, grollendes Brummen aus. »Kein Problem.«

Sie fand es aufregend zu beobachten, welche Auswirkung das Recken und Strecken auf seine Muskeln hatte, wie sie sich spannten, anschwollen und sich wieder entspannten, jedoch trotzdem deutlich sichtbar blieben.

Das war so unfair. Weshalb musste er sogar beim Nichtstun noch so umwerfend aussehen?

Er setzte sich auf und schwang die langen, behaarten Beine vom Stuhl. Sogar seine großen Füße waren schön!

Dann fuhr er sich mit der Hand über den Kopf und die Brust und sah sie dann direkt an. »Wird gegrillt?«

Woher wusste er das? »Also …«

»Ich könnte mich beteiligen.« Sein Blick bohrte sich geradezu in sie hinein. »Ich wollte mir sowieso ein Steak braten. Warum sollten wir uns den Grill nicht teilen?« Um den Anreiz noch zu erhöhen, fügte er hinzu: »Ich spendiere auch Bier.«

Es wäre gefährlich, bei dem erotischen Knistern, das sie verspürte, so viel Nähe zuzulassen. Ein bisschen Zeit mit ihm zu verbringen war vielleicht noch in Ordnung, aber gleich ein gemeinsames Essen? Verrückt, sich auf solch eine Dummheit … »In Ordnung.« Wie bitte?

Du liebe Güte, hatte sie das gerade tatsächlich gesagt? Offenbar schon. Sieh ihn dir nur an. Da sitzt er, die körperliche Versuchung in Person, mit lässig gespreizten Beinen, trägem Gesichtsausdruck und sonnengewärmter Haut.

Sie legte die Hand auf den Mund.

Aber sie war schließlich auch nur ein Mensch, und wenn ihn ihr unscheinbares Äußeres nicht abschreckte, warum sollte sie es dann nicht riskieren?

»Im Ernst?«, fragte er nach und war offenbar genauso verblüfft wie sie. Dabei musterte er sie misstrauisch von oben bis unten.

Glaubte er etwa, sie verbarg eine Waffe am Körper? Fürchtete er, dass sie mit einem Steakmesser auf ihn losgehen würde?

Vermutete er Hintergedanken?

Natürlich hatte sie Hintergedanken – aber welche, das würde er niemals erraten.

Pepper ließ die Hand sinken und füllte ihre Lungen mit der schweren, abendlichen Luft. »Du hast recht. Weshalb sollten wir zwei Grills anzünden?«

»Da sieh mal einer an.« Logan sprang grinsend auf. »Kann ich noch schnell duschen?«

Oh, sie wünschte, er würde es nicht tun. Es verlangte sie danach, an ihm zu schnüffeln und seinen heißen Duft einzuatmen. »Wenn es sein muss.«

»Gib mir fünf Minuten.« Ohne ein weiteres Wort verschwand er nach drinnen.

Pepper schlang die Arme um den Oberkörper und setzte sich auf ihren einzelnen Balkonstuhl. Trotz der Ernüchterung und Sorge, die sie empfand, verspürte sie auch eine gewisse prickelnde Spannung.

2

Nachdem Logan in Rekordzeit geduscht und sich rasiert hatte, schnappte er sich sofort sein Handy und klemmte es sich mit der Schulter ans Ohr, während er sich mit der freien Hand weiter abtrocknete.

Sobald sich am anderen Ende eine Stimme meldete, platzte er heraus: »Sie hat den Köder geschluckt.«

Sein Partner Reese fluchte leise. »Was genau bedeutet das? Was hast du mit ihr angestellt?«

Logan entfuhr ein raues Lachen. »Ich habe überhaupt nichts mit ihr angestellt.« Allerdings würde er es gern. Er warf das Handtuch fort. »Sie hat lediglich zugestimmt, mit mir zusammen zu Abend zu essen. Das ist alles.« Vorerst. Aber wenn alles gut lief …

»Ich wünschte wirklich, du würdest noch einmal alles überdenken, Logan.«

Warum tat Reese bloß so, als beabsichtigte er, sie zu missbrauchen? »Vergiss es. Wenn ich diese Sache nicht aufkläre, wird es niemand tun.« Niemand sonst war gewillt, die Wahrheit herauszufinden. Niemand sonst wagte es, sich mit diesem Abschaum Morton Andrews anzulegen.

Niemand sonst interessierte es, was vor zwei Jahren geschehen war.

»Logan …«

Noch feucht von der Dusche schlüpfte Logan schnell in seine Boxershorts und zog sich frische, abgetragene Jeansshorts über. Bereits vor längerer Zeit hatte er beschlossen, auf die Insignien, die sein ererbter Reichtum mit sich brachte, zu verzichten und stattdessen auf Bequemlichkeit zu setzen. Bei seiner Arbeit als Ermittler musste er im Anzug mit Krawatte und allem Drum und Dran herumlaufen, doch in seiner Freizeit trug er nur Sachen, in denen er sich wohlfühlte.

Dass er sich für diese Ermittlung als Bauarbeiter tarnen musste, passte ihm sehr gut, denn so konnte er die meiste Zeit einfach nur in Shorts herumlaufen. »Ich bin zu nah dran, um noch einen Rückzieher zu machen. Spar dir also die Standpauke.« Er zog vorsichtig den Reißverschluss hoch.

Reese gab es auf und kam endlich zur Sache. »Hast du ihren Bruder gesehen?«

»Nein.« Keine Spur von ihm. »Aber ich bin sicher, er ist in der Nähe.«

»Sollte sich herausstellen, dass du recht hast, wäre das ein Riesending. Aber wenn du dich irrst …«

Er irrte sich nicht. Ausgeschlossen. Er vertraute seinen Instinkten und seinem Bauchgefühl, und beides verriet ihm, dass er an etwas dran war. Jack Carmin und er waren zusammen zur Schule und zur Uni gegangen, doch während Logan sich darauf konzentriert hatte, Kriminalbeamter zu werden, hatte Jack sich für einen anderen Dienst an der Öffentlichkeit entschieden und war in die Politik gegangen. Ein Wahnsinniger hatte ihn umgebracht. Es war ein sinnloser Mord gewesen, ausgelöst durch Habgier und Korruption.

»Reese, er war mein bester Freund.«

Morton Andrews würde dafür büßen müssen. Dafür würde er sorgen, selbst wenn es eine Ewigkeit dauerte.

»Ich weiß.« Reese klang müde. »Halt mich auf dem Laufenden, okay? Übertreib es nicht, und tu ja nichts Dummes oder Gefährliches.«

Logan lachte freudlos. »So, wie du es tun würdest? Willst du das damit sagen?« Genau wie Jack früher setzte sich auch Reese stets mutig für Benachteiligte ein. Wenn er eine Ungerechtigkeit witterte, handelte er oft kopflos, doch in Logans Augen machte ihn das zu einem aufrichtigen Menschen; er hätte ihm sein Leben anvertraut – und das wollte schon etwas heißen. Er vertraute nur sehr wenigen Menschen.

»Ganz genau«, erwiderte Reese amüsiert.

»Ich melde mich morgen wieder.«

»Heute Abend nicht mehr?«

Mit ein bisschen Glück wäre er heute bis spät in die Nacht beschäftigt. »Wir sollten die Kontaktaufnahmen vorsichtshalber auf ein Minimum beschränken.«

Reese zögerte. »Falls es Schwierigkeiten gibt, vergiss deinen Auftrag und das Einsatzkommando, hast du verstanden? Wenn du Verstärkung brauchst, dann verlass dich auf niemanden. Kontaktiere mich, und nur mich.«

»Ist doch klar.« Nach dem Mord an Jack hatte Logan bereitwillig die Position als Leiter einer Sondereinheit übernommen, deren Auftrag lautete, die ausufernde Korruption in Warfield, Ohio, zu bekämpfen. Seine Vorgesetzte ließ ihm bei der Erfüllung dieser Aufgabe völlig freie Hand.

Da die Korruption auch vor der Polizei nicht haltmachte, hatte Logan sofort Reese mit an Bord geholt.

»Für den Notfall habe ich ein paar Leute in der Hinterhand, Kids, von denen ich weiß, dass sie verlässlich sind.«

Mit »Kids« meinte Reese junge Polizisten, die ihre Begeisterung dafür, Recht und Ordnung zu verteidigen, noch nicht verloren hatten. »Du hast sie aber noch nicht eingeweiht, oder?«

»Nein. Ich habe sie nur vorab ein wenig abgeklopft, mir ihre Vorgeschichten und Akten angesehen. Wenn du Rowdy aufspüren solltest, können sie die Verhaftung vornehmen, damit alles seine Ordnung hat.«

»Danke.« Um wirklich etwas ausrichten zu können, brauchte Logan Leute, auf die er sich verlassen konnte. Das bedeutete viel Arbeit für Reese.

Was er außerdem brauchte, war ein Augenzeuge für einen Mord, der sich vor zwei Jahren ereignet hatte.

Und das bedeutete, dass er Peppers Bruder Rowdy finden musste.

Durch zeitaufwendige Nachforschungen und auch ein wenig Glück hatte er zuerst Pepper aufgestöbert.

Anfangs war er sich nicht sicher gewesen, ob die Frau, die er für Pepper hielt, auch tatsächlich die richtige war. Rowdy hatte beim Verwischen ihrer Spuren wirklich ganze Arbeit geleistet. Doch nun, nachdem er sie aus der Nähe gesehen und mit ihr gesprochen hatte, war er endlich zuversichtlich, die richtige Frau vor sich zu haben.

Durch sie würde er früher oder später auch Rowdy erwischen.

Und mit Rowdys Hilfe konnte er den widerwärtigen Klubbesitzer Morton Andrews kaltstellen, auf dessen Konto Logans Ansicht nach mehrere Todesfälle gingen, inklusive des Mords an Jack.

Mit dieser Überzeugung stand er nicht allein da. Viele hatten inzwischen dieselben Schlüsse gezogen, aber Morton hatte sich so viele Menschen und Alibis gekauft, dass man ihm praktisch nichts anhaben konnte.

Doch mit Rowdy als Augenzeuge bestünde endlich eine reelle Möglichkeit, Morton hinter Gitter zu bringen.

Mit diesem Endziel im Hinterkopf verabschiedete sich Logan von seinem Partner. »Ich muss los. Die junge Dame wartet.«

Er schob das Handy in die Tasche zu seinen Schlüsseln und der Geldbörse, in der ein gefälschter Personalausweis, ein Kondom und einige Geldscheine steckten. Dann machte er sich auf den Weg in die Küche.

Er bevorzugte es, wenn er wie in diesem Fall bei Undercovereinsätzen seinen echten Vornamen verwenden konnte. Es war schon schwierig genug, nicht zu vergessen, Pepper Yates als Sue Meeks anzusprechen. Da war es von Vorteil, wenn er nicht auch noch auf seinen eigenen Decknamen achten musste. Wenn man zu viel veränderte, ging schnell etwas schief. Darum hatte er sich als Tarnung auch den Beruf des Bauarbeiters ausgesucht.

Zwar hatten er und sein Bruder Dash einen Haufen Geld geerbt, doch sie hielten beide nichts davon, ihren Reichtum offen zur Schau zu stellen, und konnten sich auch nicht vorstellen, sich auf ihrem Wohlstand auszuruhen oder, Gott bewahre, in irgendeiner Vorstandsetage herumzusitzen. Sie hatten einen Teil des Erbes mit Bedacht angelegt, einen weiteren großzügigen Anteil gespendet und lebten ansonsten einfach ein ganz normales Leben.

Falls Rowdy Nachforschungen anstellen sollte, konnte Dash als Besitzer einer Baufirma seinen Bruder praktischerweise anstellen, damit sein Alibi wasserdicht blieb.

Dass er Pepper in diesem Bezirk, der eigentlich außerhalb seiner Zuständigkeit lag, aufgespürt hatte, war wirklich ein Glück, denn so war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass jemand, der ihn kannte, versehentlich seine Tarnung auffliegen ließ.

Logan nahm das abgepackte Steak, eine Kartoffel und einen Sechserpack Bier, aus dem schon eines fehlte. Er schloss hinter sich ab und klopfte dann an Peppers Tür. Noch ehe er die Hand gesenkt hatte, öffnete sie ihm bereits, beinahe so, als hätte sie die ganze Zeit auf ihn gewartet.

»Hi«, begrüßte sie ihn zaghaft und scharrte dabei nervös mit den Füßen.

Wie sie seinem Blick auswich und auf der Unterlippe herumkaute, das war so was von niedlich schüchtern.

Und sie wurde auch schon wieder rot.

»Ebenfalls Hi.« Logan musterte sie noch einmal ausgiebig, obwohl sie im Grunde noch genauso aussah wie vorhin. Sie trug noch immer die hässlichen Leinenschuhe, den langen Rock, den schlabberigen Pullover und den hässlichen Pferdeschwanz. Ihre Nervosität war unübersehbar. Sie atmete schnell, und ihre Hände zitterten ein wenig.

Ein Knistern lag in der Luft, das auch seinem Schwanz nicht entging.

Er kam sich skrupellos vor, und seltsamerweise verspürte er das Bedürfnis, sein Territorium zu verteidigen. »Darf ich reinkommen, Sue?«

Sie sah ihn unablässig an und begutachtete ihn von oben bis unten.

Logan senkte die Stimme. »Ich komme jetzt rein«, wiederholte er noch einmal mit etwas mehr Nachdruck.

»Oh.« Sie schlug verschämt die Augen nieder und trat zur Seite. »Ja, natürlich.«

Eigentlich hatte er vorgehabt, nichts zu überstürzen, sondern gelassen und geduldig zu bleiben, doch als er an ihr vorbeiging, konnte er einfach nicht widerstehen und drückte ihr einen festen Kuss auf die weichen Lippen. »Danke.«

Schon diese flüchtige Berührung wirkte geradezu berauschend, entflammte seine Sinne und brachte sein Blut zum Brodeln.

Und das nur wegen eines simplen Kusses.

Er hatte bereits die Küche erreicht, als ihm auffiel, dass sie noch immer schreckensstarr in der offenen Tür verharrte. Sie verfolgte aus sicherer Entfernung, wie er die Bierdosen, das Steak und die Kartoffel ablegte, und sah dabei aus, als stünde sie kurz davor, die Beine in die Hand zu nehmen und vor ihm zu fliehen.

Logan tat so, als würde er den Grund für ihr Verhalten nicht durchschauen. »Alles in Ordnung?«, erkundigte er sich.

Sie starrte ihn aus großen, unschuldigen Augen an. »Ja.« Er hörte, wie sie den Atem ausstieß. Sie schloss die Tür, zögerte noch einen Augenblick und kam dann einen Schritt auf ihn zu. »Ja, alles in Ordnung.« Dann rauschte sie mit gesenktem Kopf und zusammengekniffenen Lippen an ihm vorbei. »Ich habe den Grill schon angezündet. Noch ein, zwei Minuten und wir können die Steaks auf den Rost legen.«

Logan hielt sie am Arm fest. Er spürte, wie schlank und zerbrechlich sie war.

Warum war ihm das bisher nicht aufgefallen?

»Du hast aufgeräumt.« Da die Türen zum Schlafzimmer und zum Badezimmer inzwischen geschlossen waren, konnte er nicht beurteilen, wie es dort aussah, doch aus dem Wohnzimmer waren der Pizzakarton, die leeren Dosen und alle alten Zeitungen verschwunden. »Ich hoffe, du hast dir nicht extra meinetwegen die Mühe gemacht.«

»Aber nein.« Sie schlängelte sich an ihm vorbei, flüchtete sich hinter ihr Zweisitzersofa und schüttelte ein Zierkissen auf. »Die Sachen sind gestern Abend liegen geblieben.«

Ihre kleinen Fluchtversuche weckten seinen Jagdtrieb. Er machte einen Schritt auf sie zu und bemerkte, dass sie augenblicklich unruhig wurde. Sie wandte ihm hastig den Rücken zu und wankte ein wenig, blieb jedoch erstaunlicherweise, wo sie war.

Ein Abwehrmechanismus? Wie schlecht hatte ihr verfluchter Bruder sie wohl behandelt?

Ein urtümlicher Beschützerinstinkt erwachte in ihm. Sie war so verdammt süß und so scheu.

Nicht, dass es eine Rolle spielte. Dass er hier bei ihr war, hatte nichts damit zu tun, dass sie ihm immer besser gefiel. Er würde sie trotzdem für seine Zwecke benutzen.

Logan streichelte ihren Hals mit einem Finger, und zur Belohnung erschauerte sie. Ihre Weichheit erregte ihn. »Du hast gestern Abend ganz alleine Pizza gegessen?«, fragte er mit belegter Stimme. Die Vorstellung schmerzte ihn.

»Ich … selbstverständlich.« Wieder schwankte sie. »Ich bin alleine.«

Erstaunt darüber, wie schnell sie dahinschmolz, legte er beide Hände auf ihre Schultern und bemerkte erneut, wie schlank sie war, nicht mager, aber zart.

War es wirklich so einfach? Verfügte sie denn nicht mal ansatzweise über einen Selbsterhaltungstrieb? Sie konnte ihre Gefühle nicht verbergen, ihre Sehnsucht nach Zuneigung.

Am liebsten hätte er sie an sich gezogen und in den Arm genommen, doch er wollte sie nicht verschrecken.

Er rieb mit den Daumen über ihre Oberarme. »Du hättest mich einladen können.«

»Ich …« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das konnte ich nicht.«

Weil ihr Bruder es nicht gestattete? Was für ein Mistkerl.

Logan schmiegte sich dichter an sie und hauchte seinen Atem in ihren Nacken. »Jederzeit, Sue. Du hast meine Nummer«, flüsterte er ihr ins Ohr.

Er berührte mit den Lippen zart ihr Ohrläppchen. »Oder klopf einfach an meine Tür.«

Er hörte ihren schweren Atem. Sie regte sich und entfernte sich taumelnd von ihm. »Nein, tut mir leid«, sagte sie hastig. »Das werde ich niemals tun.« Dann rannte sie förmlich auf den Balkon hinaus.

Logan blieb allein zurück. Er sah sich um. Die bunt zusammengewürfelten Möbel gehörten wahrscheinlich, genau wie bei seiner Wohnung, zum Apartment. Durfte sie als Verwalterin des Vierparteienhauses hier mietfrei wohnen? Woher bekam sie das Geld für ihr Essen? Für Kleidung? Geldmangel konnte eine Erklärung für ihre Secondhand-Garderobe sein. Sie besaß kein Auto – weil sie sich keines leisten konnte?

Es missfiel Logan, dass sie so isoliert und abgeschottet lebte. Er empfand stets Mitgefühl mit Menschen, mit denen es das Schicksal weniger gut meinte, obwohl es ihm im Leben nie an etwas gemangelt hatte – außer vielleicht an Gerechtigkeit.

Allerdings überstiegen seine Gefühle für diese Frau sein übliches Mitleid mit den Bedürftigen bei Weitem.

Sie überstiegen überhaupt alles, was er jemals zuvor empfunden hatte.

Wo zum Teufel trieb sich ihr Bruder herum? Warum beschützte sie Rowdy nicht besser?

Seinen Recherchen nach war Rowdy kein »schlechter« Mensch per se, sondern nur jemand, der im Leben einige falsche Entscheidungen getroffen und sich mit Menschen eingelassen hatte, die nicht gut für ihn gewesen waren, wie zum Beispiel Morton Andrews. Doch jetzt, nachdem er Pepper kannte, hatte sich seine Meinung geändert. Rowdy musste wirklich ein mieser Typ sein. Wie sonst ließ es sich erklären, dass er sie so leben ließ?

Logan verfügte über eine Liste der Jobs, die Rowdy bereits ausgeübt hatte: Tellerwäscher, Bote, Zimmermann, Rausschmeißer und so weiter. Abgesehen davon wusste er nicht viel über Rowdys Leben und über Peppers noch viel weniger.

Er wusste nur, dass ihr Bruder ständig Gefahr lief, in Schwierigkeiten zu geraten, in die er Pepper mit hineinzog.

Über die Schulbildung der beiden, ihre Eltern oder Verwandten hatte er nichts in Erfahrung bringen können.

Rowdy hatte unter anderem im Checkers gearbeitet – im falschen Klub zur falschen Zeit. Er war in eine Korruptionsaffäre verwickelt worden. Logan brauchte Rowdys Aussage, um Andrews etwas nachweisen zu können, hatte es jedoch in den letzten zwei Jahren nicht geschafft, ihn in die Finger zu bekommen. Zum letzten Mal war Rowdy, kurz bevor einem Zeitungsreporter die Kehle durchgeschnitten worden war, auf der Bildfläche erschienen.

Seitdem gab es kein Lebenszeichen mehr von ihm.

Bis jetzt.

Nun hatte Logan Rowdys kleine Schwester, und sosehr sich auch alles in ihm dagegen sträubte, er würde sie benutzen, um zu bekommen, was er wollte.

Gerechtigkeit.

Vergeltung.

Seelenfrieden.

Ohne weiteres Zögern schnappte sich Logan sein Essen und zwei Bierdosen und folgte ihr auf den Balkon.

Pepper lag hellwach im Bett. Ihr war erbärmlich heiß, und außerdem fühlte sie sich sehr unbefriedigt.

Der Lüfter am Fenster rührte in der schwülen Luft herum und blies sie durchs Zimmer und über ihren größtenteils nackten Körper.

Eine kalte Dusche hatte nach den vier langen Stunden, die sie in Logan Starks verführerischer Gegenwart verbracht hatte, keinerlei Wirkung gezeigt.

Oh Gott, es fühlte sich an, als hätte er sie versengt. Wie vertraulich er sie angesehen und was für zweideutige Dinge er zu ihr gesagt hatte.

Selbst seine Art, sein Steak zu essen, hatte sie dermaßen aus dem Konzept gebracht, dass sie ihr eigenes trotz ihrer Vorfreude auf das gemeinsame Essen kaum anrühren konnte.

Eigentlich wollte sie Logan einige persönliche Fragen stellen, doch stattdessen hatte er sie mit den gelegentlichen zarten Berührungen und seinem warmen Lächeln glatt in die Defensive gedrängt und ihr einiges an Willensstärke abverlangt, um seinem Zauber nicht zu erliegen.

Obwohl sie das gern gewollt hätte. Und wie.

Wie sehr sie sich danach verzehrte, unter ihm zu liegen. Genau jetzt.

Unmöglich.

Sie rollte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Ob er wohl schlief? Nachdem er ihr beim Betreten der Wohnung spontan einen Kuss aufgedrückt hatte, war sie auf der Hut gewesen, und als sie schließlich endlich wieder an der Wohnungstür standen, um sich zu verabschieden, hatte sie ihm vorsorglich gleich die Hand hingestreckt.

Mit einem Händeschütteln kam sie zurecht. Das war gesittet und durchaus als soziale Geste vertretbar.

Doch wieder hatte er sie kalt erwischt, indem er ihre Hand nahm und die Handfläche an seine festen Lippen drückte. Eine Flut an Gefühlen übermannte sie bei der Erinnerung daran. Sie ballte stöhnend die Faust.

Ihr Telefon begann plötzlich zu piepen. Erschrocken fuhr sie zusammen und setzte sich auf. Niemand kannte ihre Nummer – außer Rowdy.

Sie machte Licht, drückte eine Taste am Telefon und hielt es ans Ohr. »Hey.«

»Habe ich dich geweckt?«

»Nein.« Sie führten beide ein relativ unstetes Leben, und Rowdy rief grundsätzlich zu den unmöglichsten Zeiten an. Da ständig Gefahr drohte, fragte sie sofort: »Ist etwas nicht in Ordnung?«

»Du hattest Gesellschaft.«

Sie schluckte schwer. Wie hatte er das so schnell herausgefunden? »Ein Nachbar.«

»Ein Mann.«

Das Apartmenthaus gehörte Rowdy. Er hatte es unter falschem Namen gekauft. Sie konnte verstehen, dass ihn ihr Verhalten entsetzen musste. »Ich kenne ihn ja kaum …«

»Aber du hast ihn trotzdem zu dir eingeladen?«

Sie konnte seine Skepsis nachvollziehen. »Es ist nicht so, wie du denkst. Er heißt Logan Stark, und aus irgendeinem Grund …« Sie sollte ihm wohl lieber nicht erzählen, dass er sie anbaggerte. Das würde ihn nur wütend machen und sein Misstrauen wecken. Schließlich fand sie Logans Avancen sogar selbst ziemlich seltsam. »Er wollte nur mit mir essen.«

Frostiges Schweigen.

»Komm schon, Rowdy«, beschwichtigte sie ihn, »du weißt doch, dass ich vorsichtig bin.«

»Du spielst mit dem Feuer.«

Möglicherweise. »Das ist doch keine große Sache. Wir haben nur zusammen gegessen.«

»Kannst du mir auch verraten, warum?«

Sie zuckte mit den Schultern, obwohl er es gar nicht sehen konnte. »Das habe ich mich auch schon gefragt. Dass ich ihm gefalle, wäre ja wirklich zu abwegig.«

Er fluchte leise. »So habe ich das nicht gemeint.«

»Doch, das hast du«, entgegnete sie. »Aber das ist schon in Ordnung. Am wichtigsten ist schließlich, unauffällig zu bleiben, stimmt’s?«

»Das gefällt mir nicht.«

»Das ist bei dir inzwischen an der Tagesordnung.« Sie seufzte aus Mitgefühl für ihren Bruder. Sie machte sich Sorgen um ihn. Trotzdem hatte sie die ständigen Ausflüchte satt. »Bitte glaub mir, Rowdy, ich werde kein Risiko eingehen.«

»Vielleicht nicht vorsätzlich, aber was du gestern Abend getan hast, war nicht ganz ungefährlich. Ich werde diesen Typen lieber mal überprüfen.«

Hmm … »Vielleicht könntest du herausbekommen, wo er arbeitet.«

»Frag ihn danach«, schlug Rowdy vor. »Wir warten ab, ob sich das, was er dir erzählt, mit meinen Informationen deckt.«

»Einverstanden.« Wenn sich die Gelegenheit ergab, würde sie ein wenig herumschnüffeln.

»Gib mir eine Woche oder zwei, damit ich etwas über ihn herausfinden kann. Pass so lange gut auf dich auf.«

Das würde sie. Es gab ja sonst niemanden, der das tat, mal abgesehen von ihrem Bruder, doch es hätte ihr nichts ausgemacht, wenn der etwas weniger wachsam gewesen wäre, insbesondere jetzt, wo Logan aufgetaucht war. »Ich hab dich lieb, Rowdy.«

Nun klang seine Stimme schon weicher. »Ich hab dich auch lieb, Kleines. Benimm dich«, ermahnte er sie noch einmal und beendete das Gespräch.

Pepper legte das Telefon zurück auf den Nachttisch. Wie schön wäre es gewesen, Rowdy einmal besuchen und mit ihm einen ganzen Tag verbringen zu können. Doch das würde er nicht gestatten.

Sie konnte verstehen, weshalb, aber das änderte auch nichts daran, dass sie ihn mit jedem Tag mehr vermisste.

Doch trotz ihrer Traurigkeit galten ihre Gedanken nicht ihrem Bruder, sondern allein Logan, als sie versuchte, endlich einzuschlafen.

Und das war höchst verwirrend.

Morton Andrews hielt im dritten Stock seines exklusiven Klubs Hof, umgeben von allerlei Idioten. Er tolerierte sie, da sie ihm gehörten, völlig loyal waren und seinen Einfluss fürchteten.

Er fasste den Polizeibeamten, der gerade den Raum betreten hatte, ins Auge. Er würde ihm keinen Stuhl anbieten. Keine Höflichkeiten.

Die Bullen durften nicht vergessen, welchen Status sie innehatten – nämlich den von gedungenen Hilfskräften. »Stimmt es, dass Rowdy Yates aufgetaucht ist?«

Er bemerkte einen Anflug von Überraschung, der jedoch sofort überspielt wurde. »Wo haben Sie das her?«

Interessant. Dann war vielleicht doch etwas dran. »Sie haben wohl vergessen, dass ich meine Hände und Ohren überall habe. Das sollten Sie doch wissen.«

Zustimmendes Nicken. »Ja, das ist mir bekannt.«

Geduld gehörte nicht gerade zu Mortons Stärken. »Also?«

»Wir wissen bisher nichts Konkretes über Rowdy.«

Dieses kühle, an Verachtung grenzende Selbstbewusstsein. Fast schon ärgerlich. Die meisten Bullen kuschten vor ihm und begriffen, welche Bedrohung von ihm ausging. Doch dieser hier nicht. »Sie lassen mich wissen, wenn sich das ändert?«

»Selbstverständlich.«

Die Wahrheit oder nur falsche Versprechungen? Unerheblich. Früher oder später würde Morton es herausfinden, und bis dahin gönnte er sich den Spaß, die Illusion von Vertrauen aufrechtzuerhalten. »Na gut.« Nur, um das Arschloch heraushängen zu lassen, fügte er hinzu: »Sie dürfen jetzt gehen.«

Der Cop nahm die herablassende Verabschiedung ohne ein Anzeichen der Kränkung hin und verließ den Raum.

Morton schüttelte den Kopf. In seinen Augen gab es nur zwei brauchbare Arten von Polizisten: käufliche und tote. Über das Schicksal dieses Exemplares hatte er noch nicht entschieden. Aber das würde er bald tun …

Drei Tage lang hielt Logan sich zurück. Es fiel ihm nicht gerade leicht, aber er wollte, dass Pepper an ihn dachte und sich danach sehnte, ihn wiederzusehen, denn dieses Verlangen konnte er benutzen, um die Mauern, die sie um sich aufgebaut hatte, einzureißen.

Den Tag über hatte er für seinen Bruder Dash geschuftet und war dabei einiges an überflüssigen Energien losgeworden. So ging es ihm immer, wenn er körperliche Arbeit verrichtete. Sonnenlicht, Schweiß, mit den Händen, Schultern und Beinen arbeiten zu können, das genoss er.

Offenbar ging es Dash genauso, denn er hatte die Baufirma nicht nur gekauft, sondern arbeitete auch regelmäßig an der Seite seiner Angestellten.

Sie hatten den ganzen Nachmittag über Beton gegossen. Das Haar klebte ihm schweißnass am Schädel, und das T-Shirt pappte an seinem Rücken. Seine staubigen Arbeitsstiefel hinterließen überall schmutzige Abdrücke. Seine Gesichtshaut spannte sich, da er etwas zu viel Sonne abbekommen hatte.

Trotzdem ging es ihm blendend.

Dash hatte es genau richtig angepackt. Er stand auf eigenen Füßen und verrichtete trotzdem gute, ehrliche Arbeit.

Es kam Logan nicht ganz ungelegen, dass die Baufirma seines Bruders eine großartige Tarnung abgab. Niemand wusste, dass Dash und er verwandt waren, daher interessierte sich dort auch niemand großartig für ihn. Auf der Baustelle war er einfach nur ein Arbeiter unter vielen.

Gerade, als er seine Wohnung erreichte, ging Peppers Tür auf.

Tiefe Befriedigung überkam ihn.

Sie drückte sich auf der Schwelle herum und lächelte ihm unsicher zu. »Hallo, Sue.« Er schloss seine Tür auf und legte die Hand auf die Klinke. »Was gibt’s?«

»Ich … ähm …«

Er sah sie fragend an.

»Ich habe dich schon ein paar Tage nicht mehr gesehen.«

»Ich habe gearbeitet.« Er stellte die Thermoskanne und den Schutzhelm in den Flur. »So ist es eben im Baugewerbe. Erst hat man einen Monat lang nichts zu tun, und dann ackert man wieder nonstop.«

»Baugewerbe?« Sie trat zaghaft weiter auf den Flur hinaus.

Logan rieb sich müde das Genick. Das war eine einmalige Chance. »Ja. Möchtest du reinkommen? Ich brauche erst mal eine Dusche und was zu essen, aber dann kann ich dir die Baustelle zeigen.«

»Oh.« Sie wich kopfschüttelnd einen Schritt zurück. »Nein, ich …«

Er sah ihr tief in die Augen, ergriff ihre Hand und zog sie über den Flur in seine Wohnung. »Es dauert nur ein paar Minuten. Was hast du denn zum Essen geplant? Ich bin am Verhungern.«

Das war nicht gerade subtil, aber vielleicht reichte diese Andeutung, um ihr weibliches Mitgefühl zu erwecken.

»Ich wollte Pizza bestellen.« Sie sah sich aufmerksam in seiner Wohnung um. Als er die Tür schloss, zuckte sie erschrocken zusammen. Spannung knisterte in der Luft. »Ich sollte lieber gehen.«

»Ich fände es schöner, wenn du bleibst.« Er ließ sich auf die Couch fallen, lehnte sich in Anbetracht seines klatschnassen T-Shirts jedoch nicht zurück und begann, die Stiefel aufzubinden. »Ich würde die Dusche ja aufschieben, aber ich bin völlig durchgeschwitzt. Dreißig Grad, und dann noch diese hohe Luftfeuchtigkeit. Das war heute ein harter Tag.«

»Ja.«

Ihre zögerliche Zustimmung ließ ihn aufsehen, und er ertappte sie dabei, wie sie seine Schultern anstarrte. Er schmunzelte. »Wahrscheinlich müffle ich wie eine Umkleidekabine.«

Sie bekam schon wieder rote Wangen. »Nein«, hauchte sie.

Logan weidete sich an ihrem Anblick. Beeindruckte er sie so sehr, dass sie nur noch einzelne Worte herausbekam? Um ihre Sprachlosigkeit noch ein wenig zu intensivieren, stand er auf und zog sich das T-Shirt über den Kopf.

Ihre Kinnlade klappte herunter, und sie schnappte bebend nach Luft.

Verdammt, sie war so was von verlockend. Und sie brauchte dringend mal wieder eine ordentliche Nummer. Als er die Stiefel neben ihr auf dem Boden abstellte, fiel sie beinahe in Ohnmacht.

Er rückte ihr noch etwas mehr auf die Pelle, indem er in aller Ruhe seine Hosentaschen ausleerte und die Geldbörse, das Handy und etwas Kleingeld auf den Flurtisch legte. »Rühr dich nicht vom Fleck, okay? Ich bin gleich wieder da.«

Sie stierte seine Kehle an.

Vergiss nicht, was du vorhast. »Sue?«, flüsterte Logan ihr zu, um sie aus ihrer Trance zu holen.

Ihre Augen zuckten nach oben. Sie sah ihn direkt an.

»Versprich mir, dass du noch da bist, wenn ich wieder aus der Dusche komme.«

»Ja.« Sie nickte bedächtig. »Ich werde hier sein.«

Er musste sie einfach berühren. Da er so schmutzig war, beschränkte er sich darauf, ihre warme, flaumige Wange mit dem kleinen Finger zu streicheln, und er spürte sofort, dass er die Beherrschung zu verlieren drohte. »Fühl dich ganz wie zu Hause«, bat er sie hastig und eilte ins Badezimmer.

Hoffentlich würde sie die Zeit nutzen, um ein wenig herumzuspionieren, denn genau aus diesem Grund hatte er seine Geldbörse und das Ersatzhandy direkt vor ihrer Nase platziert. Was immer sie auch aufstöberte, es würde seine Tarnung nur noch bestätigen.

Er schrubbte sich von Kopf bis Fuß ab, und das kühle Wasser besänftigte seine brodelnde Lust ein wenig.

Eigentlich hätte es in ihm überhaupt nicht brodeln dürfen. Er begriff nicht, was mit ihm geschah. Das hier war ein Job wie jeder andere. Die Beziehung zu ihr war ein reines Mittel zum Zweck, und Pepper Yates alias Sue Meeks war zudem nicht gerade eine Femme fatale.

Doch allein die Gewissheit, dass sie nebenan auf ihn wartete, bewirkte, dass er einen Ständer bekam, einen Knoten im Magen hatte und seine Hoden anschwollen.

Mist.

Er hatte es eilig, zu ihr zurückzukommen. Schnell drehte er die Dusche aus und trocknete sich ab. Jetzt, wo er sie endlich in seine Wohnung gelockt hatte, wollte er nicht riskieren, dass sie die Flucht ergriff und davonlief, bevor er die Situation für sich ausnutzen und seinem Ziel ein Stück näher kommen konnte.

Er kehrte rasch ins Wohnzimmer zurück und schnappte sich auf dem Weg dorthin eine Jeans. Doch er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Pepper stand noch immer an der Tür. Seine Habseligkeiten lagen unberührt auf dem Tisch. Sie wirkte etwas verloren, und es hatte ganz den Anschein, als hätte sie sich in der Zwischenzeit keinen Millimeter bewegt. Verflucht, es schien beinahe so, als hätte sie die ganze Zeit über den Atem angehalten.

Nie gekannte Gefühle überkamen ihn. Seine Muskeln verspannten sich. Er konnte nicht genau definieren, was er verspürte, doch die Empfindungen waren ungemein kraftvoll, verwirrend und wild.

Wortlos sahen sie einander in die Augen. Er trat auf sie zu. Sekundenlang standen sie sich gegenüber und starrten sich an. Pulsierende Spannung erfüllte den Raum, die sich mit jedem Schlag seines Herzens zu steigern schien.

»Du siehst aus, als würdest du gleich davonlaufen«, stellte er sanft fest.

Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.

Logan legte sanft die Hand auf ihren Scheitel. Ihr Haar fühlte sich seidig weich und warm an. Er ließ die Hand in ihren Nacken rutschen, strich über den Pferdeschwanz und langsam ihren Rücken entlang. »Alles okay?«

»Ja.« Er zog sie etwas näher an sich.

»Ich habe nichts von dir gehört …«, platzte sie unvermittelt heraus.

Seine Strategie war aufgegangen – warum kam er sich dann bloß wie ein Arsch vor? »Nach der Arbeit auf der Baustelle war ich abends immer ziemlich fertig.«

»Ich wollte nicht … Du schuldest mir keine Erklärung.«

Ihre Verwundbarkeit nagte an seinem Gewissen. »Nicht?«

Sie rückte ohne sein Zutun ein wenig näher und fixierte seinen Mund. »Ich dachte nur … Du hast gesagt … Also dachte ich …« Sie klappte eilig den Mund wieder zu und schlug die Augen nieder. »Schon gut.«

»Ich habe dir meine Telefonnummer gegeben«, erinnerte er sie.

Jetzt wurde ihre Stimme schrill. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht anrufen würde«, gab sie bissig zurück.

Was sie auch nicht getan hatte.

Er hätte sie lieber sofort küssen und diesen kleinen Disput vermeiden sollen.

Besser spät als nie.

Doch nicht auf den Mund. Er senkte den Kopf und hauchte einen Kuss auf ihre erhitzte Wange, ihren angespannten Kiefer und ihren zarten Hals.

Verwirrenderweise verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken.

»Du riechst gut, Sue.« Er knabberte an ihrem Ohr und füllte seine Lungen mit ihrem Duft. »Nach Sonnenlicht.«

»Ich war draußen«, erklärte sie atemlos. »Das Haus ist von Termiten befallen.«

»Ach ja?« Nichts hätte ihm gleichgültiger sein können. Er bewegte die Hand auf ihrem Rücken. Sie fühlte sich geschmeidig und fit an und trotzdem so weich.

»Ich musste mit dem Kammerjäger sprechen.« Sie legte den Kopf ein wenig zur Seite, damit er ihre Kehle erreichen konnte. »Wir waren über eine Stunde draußen.«

In dieser Absteige gab es einen Kammerjäger? Er hatte hier tatsächlich noch nie ein Insekt gesehen, war jedoch trotzdem überrascht. »Danke, dass du dich darum gekümmert hast.«

»Ich habe wahrscheinlich auch eine Dusche nötig.«

»Nein.« Er öffnete die Lippen über ihrer Kehle und strich mit der Zunge darüber, schmeckte ihre Haut. »Du hättest ja mit mir duschen können, wenn du …«

Sie befreite sich so abrupt aus seinen Armen, dass er kaum Zeit hatte, es zu registrieren, und starrte ihn an wie ein Kaninchen eine Schlange.

Zeit für einen Strategiewechsel.

»Du hast vorhin was von Pizza erwähnt«, bemerkte er lapidar und gab vor, die Panik, die sein Verhalten offenbar bei ihr ausgelöst hatte, nicht zu bemerken. Allerdings trat er einen Schritt zurück, um ihr etwas Freiraum zu gewähren. »Was hältst du davon, wenn ich bezahle und wir hier essen?«

Sie war noch immer unschlüssig und knapp davor, die Flucht zu ergreifen. »Ich wollte mich nicht aufdrängen.«

»Es wäre mir ein Vergnügen.« Als sie weiter zögerte, drückte er ihr kurz entschlossen das Telefon in die Hand. »Bestell einfach. Ich hole uns in der Zwischenzeit etwas zu trinken.«

Damit ließ er sie stehen, in der Hoffnung, dass sie sich beruhigen und bleiben würde, während er sich gleichzeitig bereithielt, um sie aufzuhalten, falls sie doch noch abhauen wollte.

Doch dann hörte er, wie sie ganz wunschgemäß mit leiser Stimme Pizza bestellte.

Er nahm zwei Gläser aus dem Schrank. »Möchtest du Bier oder Cola?«

»Cola bitte«, erwiderte sie und warf dabei einen sehnsüchtigen Blick auf die Bierdose.

Ein neues Rätsel. Wenn sie Bier wollte, warum sagte sie es dann nicht einfach? Fand sie das Getränk nicht damenhaft oder befürchtete sie, dass selbst das bisschen Alkohol im Bier sie enthemmen und dazu verführen könnte, Geheimnisse auszuplaudern, die lieber im Dunkeln bleiben sollten?

Logan verachtete ihren Bruder von Minute zu Minute mehr. »Mit Eis?«

Sie nickte.