Luna Wunderwald, Band 4: Ein magisches Rotkehlchen - Usch Luhn - E-Book

Luna Wunderwald, Band 4: Ein magisches Rotkehlchen E-Book

Usch Luhn

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Beschreibung

Luna Wunderwald – so nennen die Tiere des Waldes die Tochter des Försters. Denn wenn Luna auf ihrer Zauberflöte spielt, kann sie mit ihnen sprechen. Luna und Melody sollen mit Caspar fürs Deutschdiktat üben. Ausgerechnet mit dem! Caspar ist unausstehlich und obendrein ein gemeiner Tierquäler! Als auf dem Bauernhof der Schmitts ein Kaninchen verschwindet und im Wald Vogelfallen gefunden werden, ist für Luna klar, wer dahintersteckt: Caspar natürlich! Mithilfe der Dackel Daisy und Drago spürt sie sein Geheimversteck im Wald auf und macht eine ganz unerwartete Entdeckung … Entdecke alle Abenteuer von Luna Wunderwald: Band 1: Ein Schlüssel im Eulenschnabel Band 2: Ein Geheimnis auf Katzenpfoten Band 3: Ein Waschbär in Wohnungsnot Band 4: Ein magisches Rotkehlchen Band 5: Ein Luchs mit Liebeskummer Band 6:Ein Dachs dreht Däumchen Band 7: Ein Eichhörnchen in Gefahr Band 8: Ein Igel im Tiefschlaf

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Seitenzahl: 103

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2019Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbHPostfach 2460, D-88194 Ravensburg© 2019 Ravensburger Verlag GmbHText © 2019 Usch LuhnOriginalausgabeCover- und Innenillustrationen: Lisa BrennerLogodesign: Anna Rohner & Lisa BrennerLektorat: Jo Anne BrügmannAlle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbHISBN 978-3-473-47936-8www.ravensburger.de

1.

Ein lustiges Morgenkonzert

Luna wachte auf, weil es in ihrem Ohr piepte.

Verwirrt setzte sie sich auf und schaute sich um. Gerade ging hinter dem Wald die Sonne auf. Es war also noch sehr früh am Morgen.

„Zihiiit! Zihiiit! Zipzipzip.“ Das kam doch vom Fenster! Im selben Moment entdeckte Luna den Sänger. Es war ein Rotkehlchen, das munter auf dem Sims herumhüpfte. Ihre Blicke trafen sich und der Vogel pickte mit dem Schnabel gegen die Scheibe.

„Guten Morgen!“, rief Luna. „Du bist aber schon munter.“

„Zipzipzipiiiipzipzipzip“, sang das Rotkehlchen fröhlich weiter.

Plötzlich hatte Luna eine Idee. Sie lief zur Wand und steckte den Schlüssel, den sie immer an einer Kette um den Hals trug, in das Schlüsselloch der geheimen Tür, die sie gleich nach dem Einzug ins Forsthaus entdeckt hatte. Von dem fensterlosen Zimmer, das dahinter lag, wusste niemand außer Lunas Freundin Melody.

Darin hatte Luna Schulsachen und Kleidung eines Mädchens mit Namen Margerita gefunden und die Zauberflöte. Wenn Luna auf der Querflöte spielte, konnte sie sich mit den Tieren des Waldes unterhalten.

„Ziiiip. Ziiiiiiip!“ Der Ruf des Rotkehlchens klang auf einmal drängender.

„Ich mach ja schon“, antwortete Luna. „Ich bin doch keine Eisenbahn!“

Sie holte die Zauberflöte hervor und rannte zum Fenster, um es zu öffnen.

„Ziiiiiiiiip“, machte der Vogel, ohne davonzufliegen.

Luna musste kichern. Es sah beinahe aus, als würde das Tier ungeduldig mit seinen Füßen scharren.

Luna setzte die Flöte an die Lippen und sah den Vogel an. Eine fröhliche Melodie schoss ihr in den Kopf und Luna versuchte, sie nachzuspielen.

So eine schöne Aufwachmusik! Sie klang nach bunten aufgefädelten Perlen, taunassem Gras und Frühlingsluft.

„Ja, genauso fühle ich mich!“, zwitscherte der Vogel. „Luna Murmeltier! Es dauert ja ewig, bis du aufwachst. Meine Kehle ist ganz trocken. Hast du was zu trinken für mich?“

Luna lachte. „Natürlich!“ Sie nahm ein halb volles Glas von ihrem Schreibtisch, goss ein wenig Wasser in den flachen Deckel ihrer Stiftebox und stellte diesen dem Rotkehlchen hin. „Hier, bitte. Ich heiße allerdings Murmelstein, nicht Murmeltier.“

Das Rotkehlchen ließ sich mit seiner Antwort Zeit und schlürfte erst einmal durstig Wasser. „Weiß ich doch. Aber du schläfst wie eines. So einen herrlichen Frühlingstag kann man doch nicht verschlafen!“ Es guckte neugierig in Lunas Zimmer. „Du hast nicht zufällig ein paar winzige Würmer oder eine Schnecke herumliegen? Ich habe nämlich noch gar nicht gefrühstückt.“

Luna schüttelte sich. „Pfui, nein! Das will ich nicht hoffen.“ Die Spinnen, die noch in den Zimmerecken vor sich hindösten, wollte Luna nicht verraten. Zwar war sie nicht unbedingt begeistert, dass sie immer wieder neue Netze bauten, aber im Bauch des Rotkehlchens sollten sie auch nicht landen.

„Na gut, dann schaue ich mich mal unten im Moos um. Dort werde ich wohl noch eine Mahlzeit zusammenkriegen. Bis demnächst also!“ Das Rotkehlchen plusterte seine Federn auf.

„Warte mal!“, rief Luna. „Warum hast du es denn plötzlich so eilig? Erst wirfst du mich aus dem Bett und dann verschwindest du gleich wieder. Was genau wolltest du von mir?“

Das Rotkehlchen legte den Kopf schief und blinzelte ein wenig verlegen. „Oje, hab ich das noch nicht gesagt? Hunger macht mich immer ganz vergesslich! Wir Singvögel im Wald sind total beunruhigt! Erst sind Männer mit komischen Stäben und Apparaten am Waldrand aufgetaucht, und jetzt hat irgendjemand im Wald so merkwürdige Dinger aufgestellt.“

Luna war sofort alarmiert. „Merkwürdige Dinger? Wo genau? Kannst du mich hinführen?“

„Leider nein!“, zwitscherte das Rotkehlchen. „Wie gesagt, Hunger macht mich immer total vergesslich. Aber das findest du schon heraus! Ich muss jetzt leider dringend los: Heute kommt ein Teil unseres Vogelvolkes aus dem Süden zurück und ich hoffe, Sybilla ist dabei. Die würde ich gerne heiraten und eine Familie gründen. Mein Name ist übrigens Aves!“ Damit flog der kleine Vogel zwitschernd davon.

Luna sah Aves beunruhigt nach. Was das Rotkehlchen da erzählt hatte, klang ja gar nicht gut! Sie hörte die Hunde vor dem Haus bellen und lehnte sich aus dem Fenster, um zu gucken, was da unten los war. Anscheinend war wieder Mäusealarm angesagt, denn die beiden wühlten heftig im moosigen Boden herum. „Lasst doch die armen Waldmäuse leben!“, rief Luna.

Dackeldame Daisy schaute zu ihr herauf. „Guten Morgen Luna!“, keuchte sie. „Die Viecher sind eine Plage und vermehren sich schneller als Ameisen. Außerdem pinkeln sie unseren Sonnenplatz voll!“

Luna schüttelte verständnislos den Kopf. „Dann sucht euch halt eine andere Stelle zum Faulenzen!“, rief sie. „Im Wald ist Platz für alle da. Freut euch doch einfach, dass der Frühling kommt!“

Dackel Drago schnaubte. „Der Frühling? An den glaube ich noch nicht. Überall liegen noch gefrorene Schneeklumpen herum.“ Er deutete mit der Schnauze auf die Schneemannreste unter der hohen Tanne. „Unter diesem Haufen liegt mein bester Knochen. Habe ich im Herbst dort eingebuddelt und du hast ausgerechnet an dieser Stelle einen Schneemann gebaut. Total unsensibel von dir!“

Luna schob schuldbewusst die Unterlippe vor. „’tschuldigung. Ich buddle ihn dir gerne wieder aus. Und Papa besorgt bestimmt einen leckeren frischen Knochen für dich, wenn ich ihn darum bitte! Außerdem brauche ich mal wieder eure Hilfe. Aber das erkläre ich euch später!“

„Okay!“, bellte Daisy. „Dann haben wir ja noch Zeit für eine Runde Fitness. Drago ist in letzter Zeit so oft furchtbar schlecht gelaunt. Ich glaube, das liegt daran, dass er im Winter fett und träge geworden ist. Das schlägt aufs Gemüt! Wird Zeit, dass ich ihm ein wenig Dampf unterm Hintern mache.“ Sie schnappte nach Drago. „Los, Alterchen, kleines Wettrennen gefällig?“ Sie zwickte ihn in den Hintern, und die beiden Dackel pesten bellend und keifend davon.

Luna lachte. „Spinner!“ Dann verstaute sie die Zauberflöte sorgsam in ihrem Schulrucksack. Seit sie dank dieses kostbaren Instruments mit den Dackeln reden konnte, kam sie viel besser mit ihnen zurecht. Wie bei uns Menschen, dachte sie. Reden hilft, sagte Papa, wenn es Streit gab. Wie wahr!

2.

Rotkehlchenrettung in der Försterwerkstatt

„Du bist ja von ganz alleine aufgestanden!“, staunte Frau Murmelstein, als Luna angezogen in die Küche stürmte.

„Und fertig für die Schule!“, rief Luna. „Nur gefrühstückt habe ich noch nicht!“ Von den beunruhigenden Neuigkeiten, die ihr Aves überbracht hatte, sagte sie lieber nichts. Wie hätte sie auch erklären sollen, woher sie ihre Informationen hatte? Ihre Eltern wussten nichts von der Zauberflöte und das sollte auch so bleiben.

Luna nahm die Müslidose aus dem Küchenschrank und holte einen frischen Joghurt aus dem Kühlschrank.

„Gibt es einen Grund dafür, dass du so früh dran bist, Luna?“, fragte Herr Murmelstein. Obwohl er als Förster häufig schon vor Sonnenaufgang in den Wald ging, sah er heute noch sehr verschlafen aus. „Ich bin wohl frühjahrsmüde“, gähnte er, plumpste auf einen Stuhl und wartete, bis Frau Murmelstein ihm einen Pott Kaffee hinstellte.

„Du bist nicht frühjahrsmüde, sondern faul, Papa! Du willst dich bloß von Mama verwöhnen lassen“, stellte Luna fest. „Und meine Antwort auf deine Frage lautet: Es ist Frühling! Deshalb bin ich so wach und munter.“

Herr Murmelstein drohte ihr mit dem Finger, musste aber gleichzeitig schmunzeln. „Du bist ganz schön frech, Luna! Aber wenn du so früh schon so munter bist, dann kann ich ja in Rente gehen und du machst meinen Job weiter.“

Luna lachte. „Du hast manchmal echt komische Ideen, Papa. Wenn du nicht mehr arbeiten würdest, wärst du ganz unausstehlich! Außerdem musst du ja auf den Wald und die Tiere aufpassen …“ Wenn ich mal keine Zeit habe, setzte sie in Gedanken hinzu. Schließlich gehe ich ja ganz nebenbei auch noch in die Schule. Ach ja, Schule. Fast hätte sie es vergessen!

„Papa!“, schrie sie so laut, dass Herr Murmelstein seinen Kaffee verschüttete. „Denkst du daran, dass du mich heute in die Schule fahren musst?“

Eigentlich radelte Luna lieber in die Schule. Denn dabei konnte sie fast immer mit dem einen oder anderen Tier plaudern. Und auf halbem Weg traf sie in der Regel ihre Freundin Melody.

„Warum das denn?“, fragte Herr Murmelstein.

„Papa!“, jammerte Luna. „Du machst Spaß, oder? Du hast uns Holz und Wellpappe für unser Vogelprojekt geschenkt, und Werkzeug wolltest du uns auch ausleihen. Und das alles kann ich ja wohl kaum im Fahrradkorb transportieren!“

„Vogelprojekt?“, murmelte Lunas Vater. „Stimmt. Das hab ich total vergessen. Tut mir leid! Wofür brauchst du die Hölzer noch mal genau?“

Luna stöhnte. „Paaaapa. Unsere Klasse will ein Sommer-Vogelhaus bauen!“

Herr Murmelstein nickte. „Ach ja, genau! Gute Idee! Gerade in der Brutzeit können die Vögel Beifütterung gebrauchen. Leider finden sie tatsächlich oft nicht mehr genügend Nahrung in ihrem natürlichen Lebensraum. Eine Folge des Einsatzes von Unkrautvernichtungsmitteln in der Landwirtschaft. In der Natur ist ja alles ein großer Kreislauf. Allerdings sind Körner nicht so gut geeignet. Nehmt besser getrocknete Larven oder natürlich Mehlwürmer.“

Luna ließ ihren Löffel in das Müsli plumpsen. „Mehlwürmer?“, fragte sie. „Echte?“

Herr Murmelstein grinste. „Na, aus Plastik sind die nicht. Du meinst vermutlich lebendige, oder?“ Er biss vergnügt in sein Marmeladenbrot.

„Wie eklig!“, kreischte Luna. „Nee! Die müssen sich die Brüter selber suchen …“

Herr Murmelstein trank einen Schluck Kaffee. „Wenn du Fische fangen willst, brauchst du auch Würmer.“

Luna schüttelte heftig den Kopf. „Aber ich gehe doch gar nicht angeln!“

Jetzt mischte sich Sophia Murmelstein ein. „Georg, hör doch auf, Luna zu ärgern. Du willst nur davon ablenken, dass du vergessen hast, das Bastelzeug für sie herzurichten.“

Herr Murmelstein zwinkerte Luna zu. „Mama durchschaut mich einfach immer. Zu dumm!“ Er rückte den Stuhl nach hinten und stand auf. „Dann will ich mal schnell in die Werkstatt düsen. Wenn du mit dem Frühstück fertig bist, kannst du mit anpacken.“

Es dauerte eine ganze Weile, bis Bretter, Kanthölzer, Wellpappe und das Werkzeug im Landrover verstaut waren. Zwischendurch musste Herr Murmelstein noch ein verstörtes Rotkehlchen retten, das sich in die Werkstatt verflogen hatte und mit klopfendem Herzen hinten auf dem Eisenschrank kauerte. Aves war es nicht und Luna hoffte, dass es sich auch nicht um Sybilla handelte. Herr Murmelstein formte seine Hände zu einer Höhle, pflückte den armen Vogel ganz vorsichtig aus der Ecke und verließ mit ihm die Werkstatt. Dabei sprach er mit sanfter Stimme auf das Tier ein. „Alles gut, gleich bist du wieder draußen, ganz ruhig.“ Er setzte das Rotkehlchen auf einen Ast und trat zurück. „Ruhe bewahren, wenn dir so etwas passiert“, erklärte er Luna. „Bloß keine hektischen Bewegungen. Die kleinen Dinger bekommen vor Schreck ganz schnell einen Herzinfarkt und können sterben. Also musst du alles vermeiden, was sie noch mehr in Aufregung versetzt.“

Luna nickte. Sie war dankbar, dass ihr Vater so geschickt mit Tieren umging, auch wenn er ihre Sprache nicht verstehen konnte.

Das Rotkehlchen beruhigte sich allmählich und atmete weniger schnell. Endlich plusterte es sich auf, schrie froh „zihiiiiit“ und flog davon.

Luna lernte mithilfe ihrer Zauberflöte jeden Tag mehr über Tiere. Mit der Flöte hätte ich das Rotkehlchen auch retten können!, dachte sie. Aber mein Papa hat es auch ohne Flöte geschafft! Plötzlich war sie riesig stolz auf ihren Vater und drückte ihn heftig.

„Na so was!“ Herr Murmelstein lachte. „Wofür war das denn?“

Luna gab ihm einen Kuss. „Ach, einfach so, Papischatz. Manchmal hab ich dich eben ganz besonders lieb. Wollen wir weitermachen? Zuspätkommen ist nicht so toll. Unsere Lehrerin ist da ziemlich pingelig …“

3.

Zobelärger in der Schule

Ausnahmsweise lenkte Herr Murmelstein sein Fahrzeug auf den Schulhof. Schließlich mussten Luna und ihr Vater das Baumaterial wieder ausladen. Zur gleichen Zeit radelte auch Lunas Klassenlehrerin Frau Zobel auf den Hof.

„Frau Zobel, guten Morgen!“, rief Luna vergnügt. „Gucken Sie mal, was Papa alles für uns dabeihat.“

Frau Zobel war klein und sehr sportlich. Deshalb fuhr sie auch bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad. Selbst als es vor zwei Wochen noch einmal geschneit hatte, war sie mit ihrem Mountainbike zum Unterricht gestrampelt. Als sie in der Schule angekommen war, hatte sie wie die Schneekönigin ausgesehen.

„Prima! Vielen Dank, Herr Murmelstein!“, sagte Frau Zobel.

Auch Melody, die in diesem Moment ebenfalls auf den Hof fuhr, war begeistert. „Cool!“, rief sie und stellte ihr Fahrrad ab. „Warten Sie, Herr Murmelstein. Ich helfe mit.“ Sie hob mühelos drei Kanthölzer hoch und hievte sie auf ihre Schulter.