Lupus Academy 1 - Christina S. Freund - E-Book

Lupus Academy 1 E-Book

Christina S. Freund

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Beschreibung

Eine neue Welt, eine neue Identität und neue Abenteuer. Was kann da schon schiefgehen? Wenn die Ereignisse eine immer seltsamere Wendung nehmen und das Leben nicht mehr normal zu sein scheint, ist ein Vampir das Letzte, was Layla braucht. Doch erst durch diese Begegnung erfährt sie von ihrer wahren Herkunft und Identität. Sie muss in die ferne Welt, nach Luxaria reisen und auf die Lupus Academy gehen, um ihr Selbst zu finden und ihre wahre Gabe zu entfesseln. Layla spielt jedoch ungewollt eine entscheidende Rolle in dem düsteren Spiel der dunklen Mächte, die die ferne Welt an sich reißen wollen. Zusammen mit Damien muss sie sich aufmachen, um die ferne Welt zu retten und ihr Schicksal anzunehmen.

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Seitenzahl: 331

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ähnliche


Für meine Familie und Freunde,

ohne die ich es nie soweit geschafft hätte.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 1

Mein Morgen fing wie jeder andere damit an, dass ich mich aus dem Bett quälte. Die Sonne schien mir ins Gesicht, während ich durch mein Zimmer mit meiner Couch, den fünf Bücherregalen, dem Schreibtisch und den Schränken lief.

Heute war der erste Schultag nach den langen Sommerferien und nach Wochen des Ausschlafens war ich das frühe Aufstehen nicht mehr gewöhnt.

Es würde heute aber trotzdem ein guter Tag werden. Ich war mir absolut sicher. Warum? Weil ich meine beste Freundin Jade wiedersehen würde. Jade war während der Sommerferien in Amerika gewesen und hatte dort eine Rundreise gemacht. Wie ich sie darum beneidete.

Ich dagegen saß während der letzten Wochen nur zu Hause in meinem Zimmer und hatte mich in den Welten meiner Bücher verloren. Meine Mom meinte immer, dass ich mehr unternehmen sollte. Und das in der realen Welt!

Meine Mom riss mich aus meinen Gedanken, als sie an meine Tür klopfte. Einige Sekunden später schaute auch schon ihr Kopf zur Tür herein. Ich hatte dasselbe dunkelbraune Haar wie meine Mutter, nur, dass sie es schulterlang trug, während meins bis zur Hälfte meines Rückens reichte. Ihre Augen waren dunkelbraun und von ihrer Statur war sie eher mittelgroß und besaß einen normalen Körperbau. Nun, ich jedoch war eher etwas klein geraten und besaß braun-grün-graue Augen!

„Hey Layla? Du bist ja schon wach! Und? Freust du dich schon auf die Schule?“

Ich gähnte, bevor ich ihr antwortete.

„Ja Mom. Ich freue mich natürlich total darauf.“

Den sarkastischen Unterton in meiner Stimme konnte ich nicht ganz unterdrücken. Aber es war nun mal so, dass man sich nie auf den ersten Schultag freute.

„Ich weiß, dass du die ersten Schultage noch nie leiden konntest. Aber du könntest doch versuchen, deine Einstellung zu ändern? Außerdem denke ich, dass es dir gut tun wird, mal wieder unter Menschen zu kommen. Heute wirst du Jade wiedersehen und sie möchte dir doch bestimmt auch etwas über ihre Ferien erzählen. Du solltest allein ihretwegen versuchen, deine Laune etwas aufzubessern.“

Leider konnte ich meiner Mutter nie etwas vormachen und sie hatte auch jetzt wieder Recht. Ich hatte tatsächlich echt schlechte Laune. Und es brachte mir nichts, mich weiter in Selbstmittleid zu suhlen und meiner Mom immer wieder vorzutragen, wie blöd ich die Schule fand. Also ging ich ins Bad und machte mich fertig.

Als ich in den Spiegel schaute, um zu sehen, ob ich immer noch so verschlafen aussah, wie ich mich fühlte, sah ich ein Mädchen, das ganz passabel aussah.

Zwar waren unter meinen Augen immer noch leichte Augenringe erkennbar, aber das war nun wirklich kein Wunder.

Denn in letzter Zeit wurde ich ständig von seltsamen Träumen aus dem Schlaf gerissen. Meine langen dunkelbraunen Haare hatte ich heute zu einem hohen Zopf zusammengebunden. Ich trug ein weinrotes T-Shirt und eine ganz normale schwarze Jeans. Ich zog nie etwas Auffälliges an und mochte meinen schlichten Look. Mein Magen knurrte und ich lief in der Hoffnung, dass meine Mom schon Kaffee gemacht hatte, in die Küche.

Zum Glück war es tatsächlich so. Ich nahm mir jeden früh, bevor ich mich auf den Weg zur Schule machte, einen Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen mit. So auch heute. Ich füllte mir den Kaffee in meine Thermoskanne um und schnappte mir mein Brot und noch einen Apfel.

Während ich den gewohnten Weg zur Schule lief, beschlich mich das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Ich sah mich um, konnte aber niemanden entdecken.

Es war schon merkwürdig, aber ich bekam eine Gänsehaut und erinnerte mich an meine nächtlichen Träume.

In einer fremden Welt von Vampiren verfolgt, von Geistern gejagt und von Wölfen gerettet zu werden, war nicht unbedingt beruhigend, genauso, wie diese Stimme, die sich andauernd in meine Gedanken schlich. Ich wusste, dass es nur Träume waren, aber es fühlte sich alles so real an.

Jedenfalls bis ich aufwachte. Aber jetzt war ich wach und ich fühlte mich beobachtet.

Bestimmt spielte mir nur meine Fantasie einen Streich und ich bildete mir das alles nur ein. Dieses Gefühl jedoch verfolgte mich. Es verfolgte mich, bis ich den Eingang der Schule erreichte und das Gebäude betrat. Tief in Gedanken versunken lehnte ich an meinem Spind.

Dieser Platz galt immer als Treffpunkt für Jade und mich, da unsere Spinde direkt nebeneinander lagen. Plötzlich hörte ich eine Stimme direkt in meiner Nähe.

Ruckartig schaute ich auf, aber in meiner Nähe stand niemand.

Ich konnte den Hausmeister an einer kaputten Deckenlampe schrauben sehen und Gruppen von Schülern, die nach und nach in das Gebäude hineingeströmt kamen und sich unterhielten und zur Begrüßung umarmten.

Hier und dort war auch mal einer der Lehrer zu sehen, der für Ordnung sorgen sollte.

„Ich habe es mir bestimmt nur eingebildet!“, sagte ich deshalb zu mir selbst und hätte es mit Sicherheit auch geglaubt, hätte ich diese Stimme nicht noch ein zweites Mal gehört. Und ich hatte es mir definitiv nicht eingebildet.

Aber außer mir schien es niemand gehört zu haben. Es war eine flüsternde, kratzige und raue Stimme, die aber definitiv zu einer Frau gehörte.

Sie klang, als hätte sie eben das erste Mal seit sehr, sehr langer Zeit gesprochen. So, als sei sie etwas eingerostet!

Sie sagte etwas in einer sehr alten Sprache, die, wenn ich mich nicht extrem stark täuschte, Latein war.

Aber es war nicht nur Latein.

Zwischen den einzelnen Wörtern waren einzelne knurrende Laute zu verstehen.

Außerdem stellte ich mir die Frage, wer heutzutage eigentlich noch fließend Latein sprach. Absolut niemand, außer die Person, der diese Stimme gehörte. Meine Fantasie arbeitete wieder einmal auf Hochtouren.

Götter, Götter, Götter. Ich war schon immer von den Sagen der Götterwelt fasziniert. Besonders, wenn Wölfe vorkamen. Am tollsten fand ich immer Fenrir, den riesigen Wolf aus der nordischen Mythologie. Die Stimme in meinem Kopf riss mich erneut aus meinen Gedanken.

Jedoch blieb mir keine Zeit mehr, mich genauer mit Ihr zu beschäftigen und mir darüber Gedanken zu machen, denn plötzlich sprang mich eine Gestalt wie aus dem Nichts an. Ich versuchte, mein Gleichgewicht zu behalten und konnte gerade noch rechtzeitig einen Aufschrei unterdrücken.

Diese Gestalt stellte sich als Jade heraus. Warum hatte ich sie vorher nicht bemerkt? War ich so unachtsam gewesen, dass ich sogar sie übersehen hatte? Es wunderte mich, denn eigentlich konnte man Jade nicht übersehen, zumindest nicht überhören. Sie besaß die Angewohnheit durchs ganze Schulhaus den Namen von der Person zu rufen, mit der sie gerade sprechen wollte. Man gewöhnte sich mit der Zeit daran.

Jade war mittelgroß, schlank und hatte blonde Haare, die ihr knapp über die Schultern reichten. Ihr Stil war im Gegensatz zu meinem sehr auffällig. Hohe Absatzschuhe, große Ohrringe und auffällige Kleidung. So war sie nun mal!

„Jade, du erdrückst mich noch. Ich bekomme wirklich gleich keine Luft mehr.“, stieß ich lachend hervor.

„Sorry Layla. Ich habe mich nur so gefreut, dich endlich wiederzusehen. Diese sechs Wochen ohne dich waren echt furchtbar!“ Irgendwie glaubte ich ihr den letzten Teil nicht ganz.

Diese Wochen ohne mich wären vielleicht furchtbar gewesen, wenn sie nur in ihrem Zimmer gesessen hätte, statt in Amerika diese echt tolle Rundreise zu machen.

„Jade! Du kannst nicht allen Ernstes behaupten, dass dir die Reise nach Amerika nicht gefallen hat. Du wolltest doch schon immer mal dorthin.“

„Ich könnte jetzt sagen, dass meine Ferien echt furchtbar waren.“ Jade setzte ein entschuldigendes Lächeln auf.

„Okay, okay. Du hast ja Recht. Also ich wollte damit nicht sagen, dass meine Ferien schrecklich waren, denn sie waren das genaue Gegenteil, aber es wäre noch schöner gewesen, wenn du auch mit dabei gewesen wärst!“ Das entsprach schon mehr der Wahrheit und ich stimmte ihr insgeheim zu. Auch ich hätte gerne diese Reise mit ihr unternommen.

Eigentlich wäre ich in den Ferien mit meinen Eltern nach Griechenland geflogen, aber meine Mom musste kurzfristig arbeiten und die Reise absagen. Ich konnte deshalb nicht böse auf sie sein, denn, obwohl ich mich extrem auf die Wochen am Strand gefreut hatte, war es doch nicht so schlimm. Ich konnte die Entscheidung nachvollziehen. Sie hatte mir sogar versprochen, dass wir es auf nächstes Jahr verschieben.

„Weil ich dich ja netterweise an meinen Ferienerlebnissen teilhaben lassen möchte, werde ich jetzt einfach anfangen zu erzählen und du hörst mir bitte ganz genau zu, denn du solltest nichts davon verpassen!“ Sie musste selbst grinsen.

„Also ganz wichtig war natürlich dieser süße Typ in meiner Reisegruppe. Leider hatte er schon eine Freundin.“

Dabei musste ich die Augen verdrehen. Typisch Jade. Sie hatte aber auch immer noch so ein Pech.

„Die Landschaft dort war echt der Hammer. So komplett anders als hier bei uns. Ich habe zwischendurch auch mal überlegt, ob ich mich nachts einfach mal rausschleichen soll, um eine der kleinen Palmen dort auszubuddeln und mitzunehmen.“

An ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie es todernst meinte, denn sie liebte Pflanzen und Blumen sehr, was vielen vielleicht seltsam erscheint. Ihr Zimmer sah wie eine Gärtnerei aus. Alles war grün. Da jedoch Grün meine Lieblingsfarbe war, störte es mich nicht.

Es war immer wieder lustig, auf was für Ideen Jade kam. Und so erzählte sie immer weiter und weiter.

Irgendwann fiel mir etwas Wichtiges ein. Ich hatte total vergessen, mir den Stundenplan anzuschauen, weshalb ich Jade fragen musste.

„Warum vergisst du eigentlich an jedem ersten Schultag deinen Stundenplan aufzuschreiben? Wir bekommen den doch schon mindestens eine Woche davor geschickt.“

Wir gingen mittlerweile in die zehnte Klasse.

Ich musste mich wirklich daran gewöhnen.

„Wir haben übrigens jetzt gleich Geschichte mit Ms. Happy im Raum zweihundertsiebzehn.“

Sie zog ein langes Gesicht, was auch als Grimasse durchgegangen wäre.

Mein Gesichtsausdruck war bestimmt nicht besser. Jeder jammerte herum, wenn es hieß, dass wir mit Ms. Happy hatten.

Warum? Ms. Happys Name war genau das Gegenteil von Ihrem Charakter.

Wir sagten immer alle, Ihr Name sei eine ziemlich große Täuschung, oder eine Falle, die bei den optimistischen Jüngeren zuschnappt.

Wir liefen zum Unterrichtsraum für Geschichte und die gar nicht fröhliche Ms. Happy legte gleich los.

Wie erwartet, war der Geschichtsunterricht eine einzige große Qual.

Ms. Happy besaß das Talent, so langsam und monoton zu sprechen, dass die Chance einzuschlafen mit jeder Minute stieg. Mein Mittel dagegen war zeichnen.

Ich zeichnete immer, wenn mir zu Hause oder auch in der Schule langweilig war. Ich hatte mit der neuen Skizze eines Wolfes begonnen, welcher auf der Jagd durch den dunklen Wald rannte.

Jedoch hätte ich es dieses Mal lieber sein lassen sollen.

Ich hasste es, wenn man sich an Papier schnitt. Unachtsamkeit und Müdigkeit führten bei mir jedoch dazu.

Ich schnitt mir quer über die Hand, als ich mir gerade einen meiner Schreibblöcke nehmen wollte. So etwas konnte aber auch nur mir passieren!

Drei Blutstropfen fielen auf die geschwungenen Bleistiftlinien des gemalten Wolfes, bevor ich es mit einen Taschentuch verhindern konnte. Ms. Happy bemerkte das Missgeschick und schickte mich los, um ein Pflaster zu suchen. Deshalb war ich nun auf dem Weg zum Sekretariat, da der Sanitätsdienst in unserer Schule es total vermasselt hatte, Pflaster in den Erste-Hilfe-Kasten zu legen.

Ich lief also den Flur entlang und achtete nicht auf den Schatten, der an einer Seite des Flures durch das kaputte Oberlicht verursacht wurde. Doch als ich nur noch einige Schritte entfernt war, sah ich, dass darin eine Gestalt lauerte.

Die Gestalt war nur als schwarze Umrisse erkennbar. Was war das?

Ich konnte blutrote Augen erkennen, die mich anstarrten. Abrupt blieb ich stehen.

Wie ein hungriges Tier, das seine Beute beobachtet, beobachtete mich dieses Ding im Schatten. Als würde es gleich hervorspringen und mich schnappen. Aber das war doch eigentlich lächerlich!

Wie sollte ein Tier hier hineingekommen? Und dann auch noch ein gefährliches? Aber welches Tier hatte rote Augen?

Der Tag wurde immer seltsamer für mich und ich konnte nichts dagegen tun.

Die Augen, die mich jetzt auch nach etlichen Sekunden oder sogar Minuten anstarrten, hatten etwas Teuflisches an sich. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ich bewegte mich nun langsam rückwärts. Schritt für Schritt. Ich schaute mich hilfesuchend um, aber es war niemand außer mir in diesem Teil des Schulgebäudes unterwegs. Ich hatte vermutlich eine blühende Fantasie oder ich wurde verrückt.

Als ich das Wesen wieder anschauen wollte, waren die Augen verschwunden! Ich wurde definitiv verrückt. Also würde ich es niemandem sagen, um niemanden einen Grund zu geben, mich zu hänseln.

Vergessen war leider nicht immer so einfach, wie man es sich wünscht. Trotzdem musste ich es versuchen, sonst verlor ich vielleicht noch vollkommen den Verstand. Schnell holte ich mir das Pflaster und rannte zurück zum Unterrichtsraum.

Die ganze restliche Unterrichtsstunde dachte ich nur noch an diesen Zwischenfall, bis ich beim Zusammenpacken zu dem Schluss kam, dass es nicht sein konnte. Nach dem Klingeln liefen Jade und ich durch den Flur der Schule.

Ich musste mich jedoch trotzdem ständig umschauen, was mir besorgte und fragende Blicke von Jade einbrachte. Wahrscheinlich glaubte sie, ich leide unter Verfolgungswahn. Ich wusste nicht, ob ich es ihr erzählen sollte, weil die Wahrscheinlichkeit immer noch bestand, dass sie mich auslachte, oder sogar die Freundschaft kündigte.

Obwohl? Jade würde so etwas nie tun, da war ich mir sicher. Wie hätte ich es ihr denn aber sagen sollen?

Hey Jade. Wusstest du, dass ich neuerdings seltsame Stimmen höre und komische, mysteriöse Augen in den Schatten erkenne? Noch bescheuerter ging es ja gar nicht.

Deshalb beschloss ich, es ihr erst einmal nicht zu erzählen. Irgendwie schämte ich mich.

Vielleicht würde ich es ihr erzählen, wenn es mir selbst erst einmal richtig klar wäre. Doch wie lange das dauern würde, wusste ich selbst nicht, da ich immer noch versuchte, es in meinem Kopf zu ordnen und eine logische Erklärung für alles zu finden.

Und da ich es mir am Ende eh nur eingebildet hatte, gäbe es am Ende nichts mehr, was ich Jade erklären müsste.

Das, was heute passiert war, blieb nun mein kleines Geheimnis, auch wenn es möglicherweise nicht ganz so klein war.

_______

Nach der Schule war ich fix und fertig. Ich ging mit Cora, unserem deutschen Schäferhund kurz spazieren.

Doch nun stand noch das Schlimmste des ganzen Tages an. Es waren die Hausaufgaben von Ms. Happy. Sie hatte anscheinend Angst, dass wir den ganzen Schulstoff nicht schaffen und war deshalb der Meinung, uns gleich fünf Aufgaben bis zur nächsten Woche aufgeben zu müssen. Ich schob die Aufgaben nie sehr gerne auf. Mit einem tiefen Seufzer schnappte ich mir meinen Hefter und das brandneue Lehrbuch.

Bis die Haustür unten im Haus geöffnet wurde und Cora zu bellen begann, war ich so sehr auf die Hausaufgaben konzentriert, um den Sinn der Aufgaben herauszufinden, dass ich die Zeit völlig vergessen hatte. Ich sah auf die Uhr meines Handydisplays und musste erschreckt feststelle, dass es schon nach sieben Uhr abends war. Wo war die Zeit nur wieder geblieben?

Schnell stieg ich die Treppe hinunter, die in unseren Flur führte, um dann meiner Mom mit den Einkäufen zu helfen. Sie kam vollbeladen herein und drückte mir einige der vielen Tüten in die Hand. Wir gingen zusammen in die Küche, wo Mom begann, die Einkäufe in die Schränke einzuordnen.

„Das Einräumen schaffe ich schon selbst, Layla. Es wurde etwas später als geplant. Tut mir leid. Warst du schon mit Cora spazieren?“

„Ja, aber nur ganz kurz. Ich habe die Zeit total vergessen. Die Hausaufgaben haben mich echt fertig gemacht!“ Sie sah mich ungläubig an.

„Hausaufgaben am ersten Schultag?“ Irgendwie hatte ich genau mit dieser Reaktion gerechnet.

„Ja, Hausaufgaben. Wir haben wieder Ms. Happy in Geschichte bekommen und du weißt bestimmt noch, wie es letztes Jahr mit ihr war.“ Das war Erklärung genug.

Sie verstand es sofort und nickte. Letztes Jahr hatten wir immer haufenweise Arbeiten aufbekommen und dieses Jahr war es wohl nicht anders. Um die verlorene Zeit wieder gut zu machen, schnappte ich mir die Hundeleine und machte mich mit Cora auf den Weg in den Wald. Früher hatte es mir immer Spaß gemacht, mit Cora rauszugehen. Es ermöglichte mir eine Pause von all dem Stress. Besonders oft war ich in dem kleinen Wald nahe unseres Hauses unterwegs.

So wie heute auch. Ich machte Cora von der Leine los, als wir den Wald betraten und ließ sie frei laufen. Sie lief nie sehr weit von mir weg. Vielleicht auch, weil sie mehr Angst im dunklen Wald hatte als ich. Sollte sie mich nicht eigentlich beschützen?

Ich mochte Cora jedoch so, wie sie war. Mein kleiner Angsthase. Damals durfte ich mir einen Hund aussuchen. Ich entschied mich für sie, weil sie sofort zu mir gerannt kam und mich nicht mehr gehen lassen wollte und ich habe meine Entscheidung niemals bereut. Ich warf einen Stock und schaute ihr fröhlich beim Tollen zu.

Doch dann lenkte mich etwas ab. Das Knacken eines Astes. Eigentlich nichts Besonderes in einem Wald. Aber irgendwie störte es mich.

Vögel flogen aus den Baumkronen über mir hinweg und krächzten laut. Dann glaubte ich Schritte hinter mir zu hören und auch eine Art Knurren. Ich drehte mich um, doch dort war nichts. Als ich mich wieder zurückdrehte, war auch Cora nicht mehr da. Wo war sie nur hin? Nein, das konnte jetzt nicht wahr sein!

„Cora! Cora, hier her! Cora!“ Langsam geriet ich in Panik. Ich rannte in die Richtung, wo sie eben noch gestanden hatte.

Zum Glück hatte es mittags geregnet und der Boden hier im Wald war noch schlammig. Die Spuren von Cora konnte ich nun problemlos verfolgen. Sie führten immer tiefer in den Wald hinein. Ich blieb am Unterholz hängen, Äste schnitten mir in die Haut, aber all das merkte ich nicht wirklich.

Cora war im Moment das Wichtigste und ich musste sie unbedingt finden. Plötzlich sah ich sie auf einer Lichtung, die sich vor mir auftat. Und sie war nicht alleine. Neben ihr stand ein Mann. Er war ganz in schwarz gekleidet, seine Haut war sehr hell und er war so Mitte dreißig.

Seine kohlrabenschwarzen Haare waren nach hinten gekämmt und zu einem kurzen Zopf zusammengebunden. Ein paar Strähnen hatten sich bereits daraus gelöst. Der Mann hatte etwas Unheimliches an sich und eigentlich wollte ich nur schnell umdrehen und nach Hause rennen. Aber nicht ohne Cora.

Das Gesicht des Mannes zeigte keinerlei Regung und blieb ausdruckslos. Die Sonne verschwand immer mehr hinter dem Horizont. Die Abenddämmerung ging zu Ende und die Nacht brach herein.

Mein Atem bildete kleine weiße Wolken vor meinem Gesicht und die Temperatur sank merklich, so dass ich zu frösteln begann.

Mir lief zusätzlich ein kalter Schauer den Rücken hinab. Ich wusste zwar, dass es keine gute Idee war, aber ich musste einfach Cora wiederhaben. Also näherte ich mich dem Unbekannten.

„Hallo. Ähm, tut mir leid, falls mein Hund sie belästigt hat. Ich hoffe, sie hat sie nicht gestört.“ Ich verfluchte meine zittrige Stimme.

„Cora, komm hier her und lass den Mann in Ruhe!“

Sie bewegte sich jedoch nicht, so dass ich gezwungen war, weitere Schritte auf sie zuzugehen.

„Cora! Hier!.“ Immer noch nichts. Sie war wie versteinert. Ich stand nur noch wenige Meter entfernt und konnte den Mann nun deutlich besser erkennen. Er hatte ein junges Gesicht mit einer Narbe auf der linken Wangenseite. Seine pechschwarzen Haare gingen ihm bis zu seinen Schultern, zumindest die vereinzelten Strähnen. Seine Haut bildete zu seinem Haar und der dunklen Kleidung einen unglaublichen Kontrast, als würde er leuchten.

Seine Lippen umspielte ein bösartiges Lächeln, was bald zu einer Art Grimasse wurde. Doch das wirklich beängstigende waren seine Augen.

Sie waren blutrot, als würden sie glühen.

Cora erwachte aus ihrer Starre und flüchtete in den Wald. Ich jedoch war nur fähig, einige Schritte zurückzugehen. Als der Fremde nun noch breiter grinste, blitzten im schwachen Mondlicht lange weiße Eckzähne hervor. Auf einem Schlag wurde mir bewusst, in welche Lage ich da geraten war und ich erkannte, wen oder besser, was ich da vor mir hatte.

Einen Vampir!

KAPITEL 2

Er schaute mich mit seinen roten Augen und einem gehässigen Grinsen an. Ich zuckte zusammen und ging bedächtig langsam zurück. Er beobachtete jede meiner Bewegungen, doch er rührte sich nicht von der Stelle.

Ich zitterte so heftig, dass ich jeden Augenblick fürchtete, dass meine Beine unter mir nachgeben könnten. Er spielte Katz und Maus mit mir und ich war die Maus.

In seinen Augen standen der Wahnsinn und die Gier nach meinem Blut. Selbst bei dem Gedanken bekam ich eine Gänsehaut und fühlte einen kalten Luftzug an meinem Nacken. Langsam setzte auch er sich in Bewegung und schlich sich an. Er ließ mich keine Sekunde aus den Augen, da seine Beute ja fliehen könnte. Auf einmal blitzte etwas in seinen Augen auf und er bewegte sich mit solch einer Geschwindigkeit, dass seine Konturen zu verschwimmen schienen. Von einer auf die anderen Sekunde bewältigte er die Entfernung zwischen uns, was bedeutete, meine Mühen, hier heil weg zu kommen, waren vergebens gewesen. Nun war ich wieder in meiner Angststarre gefangen, während er seine Hände nach mir aussteckte.

Eine Hand strich von meiner Wange zum Hals, wo sie an meiner vor Angst stark pulsierenden Halsschlagader liegen blieb. Seine andere Hand hielt mich im Nacken fest, so dass ein Fluchtversuch nun noch unwahrscheinlicher geworden war.

„Na, sieh einer an. Was tut denn ein Lupus hier draußen so alleine? Und warum verwandelst du dich nicht? Nicht, dass ich es unnötig schwer haben möchte, denn die meisten meiner Feinde wehren sich mehr.” Ich sah ihn verwirrt an. Was redete er denn da? Was für ein Spinner!

„Es tut mir leid, aber sie müssen mich mit jemandem verwechseln. Ich habe keine Ahnung, von was sie sprechen.” Meine Stimme war nur noch ein Flüstern, da mein Hals wie zugeschnürt war.

„Netter Versuch Kleine, aber ich konnte dein Blut schon einen Kilometer gegen den Wind riechen!” Er begann zu lachen und mir gefror das Blut in den Adern. Ich starrte ihn immer noch vollkommen verständnislos, verwirrt, voller Angst und irritiert an.

„Es ist mir egal was du mir für Lügen auftischen möchtest, aber jetzt habe ich Hunger. Also halt still und es wird nicht so schmerzhaft.” Mit einer erneuten schnellen Bewegung vergrub er seine Zähne in meinem Hals und begann, gierig mein Blut zu trinken.

Ich schrie so laut ich konnte, doch meine Kraft schwand mit dem Verlust meines Blutes. Die Welt um mich herum erschien mir von Sekunde zu Sekunde immer seltsamer. Alles verschwamm vor meinen Augen.

Dann wurden die Griffe der Hände auf Nacken und Arm schwächer und ich fiel zu Boden, wo mein Kopf hart auf dem Boden aufschlug. Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen ganzen Körper. Als mein Blick wieder klarer wurde, sah ich auch den Grund, warum der Vampir mich nicht komplett ausgesaugt hatte.

Er war umzingelt von Wölfen.

Sie waren groß. Sogar weit größer als mein Hund. Sie könnten mit dem Rücken bestimmt einen Meter zehn in die Höhe ragen. Ihre riesigen Tatzen scharten in der feuchten Erde, ihr Blick war feindselig auf den Vampir gerichtet. An mein Ohr drangen viele knurrende Laute und im Wald, etwas entfernt von der Lichtung, hörte ich Wolfsgeheul. Als ich eine melodische, tiefe Stimme in meinem Kopf wahrnahm, war es, als ob ein Schalter in meinem Kopf umgelegt wurde.

Ich verstand nämlich, was sie sagte. Sie schien an den Vampir gerichtet zu sein.

„Mortas! Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich freue, dich hier zu sehen. Ich werde mir dieses Mal die Chance nicht entgehen lassen, dich zu töten. Ich hoffe, du weißt das!”

Der Vampir, also Mortas, schaute nicht sehr beeindruckt. Es spiegelte sich nur leichtes Erstaunen in seinem Blick wieder.

„Ich bin nicht gerade begeistert, euch hier zu sehen. Ihr habt mich beim Essen gestört. Aber ich werde es einfach der mittlerweile unendlich langen Liste, warum ich euch vernichten möchte, hinzufügen. Ich würde mich natürlich auf ein kleines Duell einlassen, aber wie heißt es so schön? Nach dem Essen sollte man es ruhig angehen lassen und sich nicht übernehmen. Also bis bald!”, und schon war er blitzschnell, gefolgt von gut fünfzehn Wölfen, in den Schutz der Bäume verschwunden.

Das letzte, an was ich mich erinnerte, bevor mich die Dunkelheit umfing, waren große eisblaue Augen, die einem schwarzen Wolf gehörten.

_______

Ich wachte in einem weichen, fremden Bett auf. Viel zu schnell setzte ich mich auf und bereute es sofort. Ich hatte furchtbare Kopfschmerzen, mir war schwindelig und mein Hals brannte.

Aber ich musste unbedingt hier weg, da ich weder wusste, wie ich hier her gekommen war oder wo ich war, noch wer mich hier hingebracht hatte.

Die Erinnerungen an die Nacht hatte ich immer noch vor Augen, aber nach der Flucht des Vampirs konnte ich mich an fast nichts mehr erinnern.

Das einzige, was ich noch wusste, waren eisblaue Augen eines Wolfes, starke Arme, die mich vom Waldboden hochhoben und die aufgeregte, sorgenvolle Stimme eines Mädchens. Dazwischen und danach war alles schwarz. Mit zittrigen Beinen erhob ich mich rasch aus dem Bett.

Ich schlich zur Tür hinaus und den Flur entlang. Ich wollte auf keinen Fall entdeckt werden. Als ich gerade in den nächsten Flur ab bog, öffnete sich die Tür am anderen Ende.

Langsam und leise schlich ich zurück und rannte dann die Treppe hinunter.

Ich war fast an der Haustür angekommen, als mich Arme von hinten umfingen und mich am entkommen hinderten. Erschrocken schrie ich auf und begann, mich zu wehren.

Mit jeder Sekunde wurden meine Kopfschmerzen größer und unerträglicher.

„Wenn du aufhörst, dich zu wehren, lasse ich dich los.”, sagte eine tiefe, kräftige und leicht belustigte Stimme eines jungen Mannes zu mir.

Die Kopfschmerzen ließen sich nicht länger ertragen und ich hörte mit meinen kläglichen Versuchen, mich zu befreien auf. Erstaunt stellte ich fest, dass er mich tatsächlich los ließ.

Ich taumelte ein paar Schritte vorwärts, bevor ich mich umdrehte. Vor mir stand ein Junge, der etwa so alt war wie ich.

Vielleicht auch ein oder zwei Jahre älter.

Er hatte schwarzes zerzaustes Haar und blaue Augen, die von dunklen Wimpern umrahmt wurden.

Wenn ihn Jade gesehen hätte, hätte sie sofort alles stehen und liegen gelassen. Diese Vorstellung daran hätte ich in einer anderen Situation vielleicht lustig gefunden.

Jetzt jedoch war es nicht so.

Ich weiß nicht, an was es lag, aber ich konnte ihn definitiv nicht leiden. Was aber nichts daran änderte, dass er echt attraktiv war. Ich hörte Schritte und sah ein Mädchen in dem gleichen Alter auf uns zukommen. Sie hatte hüftlange schwarze Haare und graublaue Augen mit langen Wimpern. Sie war groß und schlank und trug schwarze Sachen, wie auch der Junge.

„Hey. Du bist aufgewacht. Ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht. Mortas hat dich ganz schön zugerichtet.“ Sie machte eine kurze Pause und musterte mich kritisch. „Damien! Was hast du gemacht? Ihr Verband ist schon wieder total blutdurchtränkt.”

Sie schaute den Jungen vorwurfsvoll an, während dieser nur mit den Schultern zuckte und sagte: „Ich bin nicht dran schuld! Sie ist diejenige gewesen, die abhauen wollte und ich habe sie nur daran gehindert.”

Er hatte zwar Recht, aber ich kam trotzdem nicht ganz mit. Welchen Verband meinte sie?

„Hi. Ich bin Nayomi Agoza und das ist mein Bruder Damien. Wir wollen dir nur helfen. Wir hatten einen schlechten Start, also wenn du willst, können wir noch mal von vorne beginnen.” Sie lächelte mich an und ich mochte sie auf Anhieb. Sie zeigte auf meinen Hals, wo ich jetzt einen Verband bemerkte, und bot an, mir den Hals neu zu verbinden.

Ich willigte ein und ging mit ihr zusammen ins Bad. Dort wurde der Verband gewechselt und Nayomi gab mir neue Anziehsachen, da meine völlig schlammverkrustet waren.

Als sie gegangen war, duschte ich vorsichtig, um den Verband nicht nass zu machen und zog mich an. Ich ging in die Küche, in der sie gerade Kaffee machte und auf einen der Stühle zeigte.

„Darf ich dich was fragen?” Ich musste unbedingt wissen, wo ich war, wie ich hierhergekommen war und wie es jetzt weitergehen sollte.

„Ja natürlich. Ich glaube, dass bin ich dir irgendwie schuldig.” Sie trank einen Schluck Kaffee und wartete, dass ich etwas sagte.

„Danke. Also! Wie bin ich hier hergekommen? Wo bin ich? Was passiert jetzt? Was soll ich meinen Eltern sagen? Wieso war da ein Vampir? … ” Ich hatte noch viel mehr Fragen, aber die mussten warten. Nayomi lächelte.

„Wir sind in dem Ferienhaus meiner Familie. Der Agoza-Familie. In unserer Welt sind wir sehr mächtig und angesehen. Außerdem…” Ich musste sie einfach unterbrechen.

„In eurer Welt?”

Wollte sie mich noch verwirrter machen? Nun, das war ihr gelungen.

„Es gibt nicht nur eure Welt, die Erde, welche für dich die Wirklichkeit oder Realität ist. Es gibt auch eine magische Welt, fern und verborgen vor den Menschen.

Unsere Welt, die ferne Welt genannt. Unser Land, in dem wir leben, heißt Luxaria. Früher lebten die zwei Welten in Freundschaft, aber es gab dann immer jemanden, der beide Welten beherrschen und unterwerfen wollte. Deshalb hat man die Verbindung, bis auf ein paar Portale, getrennt. In unserer Welt leben andere Kreaturen als auf der Erde. Dort leben Dämonen, Drachen, Vampire, Elfen, Trolle, Zwerg und die Lupus. Wir gehören zu Ihnen.

Die Lupus sind ein altes Volk, was zur einen Hälfte Wolf und zur anderen Hälfte Mensch ist. Wir können uns in das eine oder das andere jederzeit verwandeln. Du gehörst auch mit dazu Layla Gray. Wir und andere Lupus wurden hierher geschickt, um dich zu suchen und nach Luxaria zu bringen. Du musst nach Feylon, unsere Hauptstadt, um dort mit uns auf die Lupus Academy zu gehen.”

Erschrocken und zugleich fasziniert hatte ich ihr zugehört.

„Du willst mir also weißmachen, dass ich ein Lupus bin und in eine andere Welt reisen muss? Woher kennst du überhaupt meinen Namen?“ Sie schien es mir nicht übel zu nehmen, dass ich ihr noch nicht geglaubt hatte.

„Ja. Genau das will ich sagen. Deinen Namen wissen wir vom Drachenrat. Die Drachen sind die ältesten und weisesten Geschöpfe. Sie finden immer wieder Lupus, welche in dieser Welt hier leben und ihre Kräfte noch nicht beherrschen. Sie haben uns den Auftrag gegeben, aber den genauen Grund haben wir nicht erfahren. Tut mir leid.”

Sie schien es wirklich so zu meinen, also riss ich mich zusammen. „Was wird aus meinen Eltern? Wissen sie etwas davon?”, fragte ich deshalb. Ich hatte vor, solange mitzuspielen, bis sie mich gehen ließen.

„Sie sind aus Luxaria in die Menschenwelt gezogen, als der große Krieg vorbei war. Sie hatten zu viele schlechte Erinnerungen an unsere Welt, dass sie die Göttin um Hilfe baten.

Sie gab ihnen ein neues Leben in der anderen Welt, wo sie ungestört leben konnten.

Die Drachen sagten aber auch, dass sie dich nicht immer vor uns versteckt halten könnten und die Drachen haben immer Recht. Während du bewusstlos warst, sind ein paar Lupus zu deinen Eltern gegangen und haben um Ihre Erlaubnis gebeten, dass du auf die Academy gehen darfst. Sie waren nicht gerade begeistert, aber sie mussten zugeben, dass es so besser und sicherer für dich wäre.”

Das überraschte mich und ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Jetzt war ich doch kurz davor, es zu glauben. Irgendetwas sagte mir, dass sie die Wahrheit sagte.

Meine Eltern hatten die ganze Zeit so ein Geheimnis vor mir und nicht einmal daran gedacht, es mir zu sagen, obwohl sie vorgewarnt worden waren? Nayomi bot mir an, mich nach Hause zu fahren, aber ich war viel zu neugierig. Also lehnte ich ab und bat sie, mir noch mehr zu erzählen.

Kurz bevor die Sonne untergegangen wäre, brachte sie mich nach Hause zurück.

Ich verabschiedete mich von Nayomi und wir einigten uns darauf, dass sie mich abholen würde, um mich mit zur Academy zu nehmen.

Ich betrat den Flur, wo meine Eltern auf mich warteten.

Sie umarmten mich und meine Mom sagte: „Es tut mir so leid Layla. Wir dachten, wir könnten dich davor besser beschützen, indem wir es dir verheimlichen. ”

Sie war den Tränen nahe. Ich sagte Ihr, dass alles in Ordnung sei und ich es verstehen würde, denn egal, wie schlimm es war, ich konnte es ihnen einfach nicht vorwerfen. Noch während ich mich bettfertig machte, überlegte ich, was ich jetzt nur Jade sagen sollte.

Ich wollte sie nicht anlügen. Ich hätte ihr gerne gar nichts davon gesagt, da ich nicht von ihr Abschied nehmen wollte oder besser gesagt konnte. Aber alleine der Punkt, dass ich plötzlich auf eine andere Schule wechseln würde, würde nicht unbemerkt bleiben.

Ich wollte es ihr einfach nicht verheimlichen und außerdem war doch gerade Jade diejenige, die an all die Magie und Sagen glaubte. Aber wie würde sie reagieren, wenn ich ihr sagte, dass ich ein Wolf war?

Natürlich nur ein halber Wolf, aber das war nicht gerade ein entscheidender Punkt. Mit all diesen quälenden Gedanken ging ich nun ins Bett und versuchte eine anständige Lösung für all meine Probleme zu finden. In dieser Nacht fand ich keinen Schlaf.

KAPITEL 3

Heute war der große Tag. Ich hatte beschlossen, es Jade einfach zu sagen und ließ ihr damit die Wahl, ob sie mir glaubte und ob sie meinen Weggang verstehen konnte.

Als ich es ihr erzählte, war sie sich nicht ganz sicher, wie sie reagieren sollte, aber ich nahm an, dass das normal war.

Dann jedoch hatte sie gesagt, dass sie, egal wie verrückt ich wäre, oder ob dies wirklich die Wahrheit sein sollte, mich immer genau so gerne haben wird. Das war für mich eine enorme Erleichterung. Meine Eltern gaben bei der Schule an, dass wir umziehen würden, so dass ich nun offiziell auf eine andere Schule ging.

Doch niemand wusste auf welche. Nayomi hatte mir erzählt, dass der Schulanfang in den beiden Welten zu unterschiedlichen Zeiten stattfand, was für mich außerordentlich praktisch war. Es wäre viel schwerer für mich gewesen, wenn ich mitten im Schuljahr auf die Lupus Academy gekommen wäre.

Es war Sonntag und Nayomi wollte mich um zwei Uhr nachmittags abholen. Ich konnte es gar nicht mehr erwarten. Also lief ich zum zehnten Mal in meinem Zimmer umher und kontrollierte, dass ich ja nichts vergessen hatte.

Die Academy war ein Internat, was bedeutete, dass ich, außer in den Freien, in der Academy leben würde. Bis zu den nächsten Ferien waren es drei Monate, die ich in Luxaria verbringen würde.

Ich hatte gemischte Gefühle dabei. Drei Monate in einer fremden Welt, auf einer fremden Schule, mit fremden Wesen und fremden Leuten. Immerhin kannte ich Nayomi, sonst wäre ich so was von aufgeschmissen gewesen.

Oh ja, natürlich!

Wie könnte ich das nur vergessen. Ich kannte nicht nur Nayomi. Da gab es ja auch noch ihren selbstverliebten, arroganten und mysteriösen Zwillingsbruder Damien.

Aber ich hoffte, dass ich ihm nicht über den Weg lief. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte ihn einfach nicht leiden. Jedoch war das meinen Träumen egal. Er musste immer darin auftauchen. In meinen Albträumen war er stets mein Retter und in meinen normalen Träumen war er immer an meiner Seite. Es machte mich wahnsinnig.

Jade hatte mich, nachdem sie so überraschend fröhlich auf mein Geständnis reagierte und mich Stunde um Stunde mit Fragen überschüttete, natürlich auch über ihn ausgefragt.

Wenn es um Jungs ging, war sie nicht mehr zu bremsen. Das wurde mir nun deutlicher bewusst. Tief in Gedanken, setzte ich mich auf meinen Schreibtischstuhl und holte meine Zeichnungen der letzten Woche heraus. Es waren fast nur Wölfe.

Wer hätte das gedacht. Es kommt heraus, dass ich ein Lupus bin und schon kann ich nichts anderes mehr zeichnen.

Das war mal wieder so typisch für mich.

Ich hatte auch so eine ähnliche Phase schon einmal, nur dass ich mir damals so sehr ein Pony gewünschten hatte, dass ich Mom und Dad nur Pferde-Bilder schenkte.

Irgendwann gab ich die Hoffnung auf ein Pony auf. Jedoch ist es jetzt anders. Ich war nämlich ein Wolf und das tatsächlich nicht nur in meiner Fantasie.

Dad schaute zur Tür herein.

„Hey! Wie geht es denn meiner Großen? Bist du schon aufgeregt?”

Ich war früher immer das kleine Mädchen meines stolzen Vaters gewesen.

Irgendwann konnte selbst er nicht mehr bestreiten, wie groß ich geworden war.

Immerhin war ich sechzehn und nicht mehr sieben.

„Ich habe gerade versucht, mich abzulenken und bin wohl wieder in den Gedanken versunken.” Ich hatte tatsächlich ziemlich viel Zeit vertrödelt.

„Nayomi ist gerade angekommen. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, damit du runter kommst, okay?”

Was? Sie war schon da! Ich schnappte mir meinen Koffer und lief die Treppe hinunter. Unten angekommen stellte ich meinen Koffer neben die Garderobe und umarmte Nayomi.

Sie begann zu lachen und begrüßte mich auch. In den letzten Wochen hatten wir uns besser angefreundet und viel zusammen unternommen. Meine Eltern boten ihr auf die übliche gastfreundliche Art etwas zu trinken an, doch sie lehnte ab.

„Wir müssen leider gleich wieder los. Der Schuldirektor möchte noch mit Layla sprechen und ihr dann ihren Stundenplan geben. Ich muss ihr außerdem auch noch das Schulgelände zeigen. Da kommt also noch ganz schön viel auf uns zu. Vor allem aber auf mich!”

Ich verabschiedete mich von meinen Eltern. Mom hatte mal wieder Tränen in den Augen, weil ich nicht mehr ihr kleines Mädchen war und jetzt auf ein Internat gehen würde.

Doch sie freute sich unendlich für mich und ich wusste das zu schätzen. Sie hatten mir ihre Geschichte erzählt, wie sie in Luxaria nicht glücklich waren und deshalb auf die Erde zogen.

Als ich mich endlich von Ihnen abwenden konnte, sah ich Nayomis Auto in der Einfahrt stehen.

Mir kam ein wow über die Lippen, als ich das rote Cabrio erblickte. Nayomi neben mir lächelte nur, so als wäre es völlig normal, mit siebzehn so ein Auto zu fahren.

Wie sich herausgestellt hatte, lag ich mit meiner Einschätzung, dass sie ein Jahr älter war als ich, völlig richtig.

„Es ist leider nicht mein Auto. Es gehört Damien.”

Sie sagte es mit etwas Neid in der Stimme. Okay! Nach dieser Information mochte ich das Auto nun doch nicht mehr.

Ich stieg trotzdem ein. Gleich würde ein neuer Abschnitt meines Lebens beginnen und ich war nicht einmal ansatzweise bereit dafür!

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Wir fuhren ungefähr eine halbe Stunde, als das Anwesen der Agozas sichtbar wurde.

Für sie war es nur ein Ferienhaus, ich bezeichnete es als Villa. Nayomi hatte mir gesagt, dass eines der Portale, die nach Luxaria führten, in dem Wald nahe ihrem Anwesen lag. In der Einfahrt wurden wir netterweise von Damien begrüßt, der auf uns gewartet hatte und es sich nicht verkneifen konnte, seiner Schwester das vorzuhalten.

„Da seid ihr ja endlich. Musste sich Layla noch fertig schminken oder warum seid ihr so spät dran?” Er lachte, als hätte er einen echt guten Witz gemacht oder genau die Wahrheit erkannt. Nichts davon war der Fall.

Er war einfach nur ein überheblicher Wichtigtuer, der leider verdammt gut aussah. Schnell schüttelte ich den Kopf, um diese Gedanken los zu werden und schaute Damien wütend an.

„Hast du etwa gesehen, dass ich Schminke trage, du Idiot?” Dadurch lachte er nur noch mehr.

„Deshalb siehst du so grauenvoll aus. Und übrigens! Andere zu beschimpfen passt gar nicht zu dir. Dann auch noch mit Idiot!”

Er lachte und schaute mich belustigt an, als ich zu ihm sagte: „Oh ja, natürlich. Soll ich dich das nächste Mal vielleicht mit Hoheit ansprechen? Wäre dir das lieber? Du bist so ein arroganter, selbstsüchtiger…. ”