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Eine Geschichte zwischen Mythen und Moderne. Damian und Joscelin, zwei Werwölfe. Der eine ein wilder Lykaner, der andere ein reicher CEO. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Für beide beginnt eine wilde und herausfordernde Zeit, als sie feststellen, das Moon Goddess sie für immer zusammen gebunden hat.
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Seitenzahl: 366
Veröffentlichungsjahr: 2020
Dan Fara
Lykos
Versprochene Gefährten
ROMAN
1.Auflage
Copyright 2020 by Dan Fara
Buchgestaltung, Illustrationen
by Daniela Faraci
Bilder by Pixabay.com
Verlag und Druck
Tredition GmbH, Halenreie 40-44
22359 Hamburg
ISBN 978-3-347-19112-9 Taschenbuch
ISBN 978-3-347-19113-6 Hardcover
ISBN 978-3-347-19114-3 E Book
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jeder Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung
Prolog
„Erzähl mir doch nochmal die Geschichte Nonna,“ bettelte ich. Meine Wangen glühend rot vor Aufregung und der Hitze des Kaminfeuers, kletterte ich auf den Schoss meiner heiß geliebten Nonna und wartete gespannt darauf, dass sie anfing. Sie wippte leicht mit ihrem Schaukelstuhl, der leise knarrte. Draußen wehten sanfte Schneeflocken in der eisklaren Nacht, die ich durch das Fenster beobachten konnte. Ich schmiegte mich an ihre üppige Brust und sie deckte mich halb zu, mit ihrer dicken Wollstrickjacke, die sie immer trug. Sie kraulte Kreise auf meinem Rücken während sie sich räusperte. „Wir stammen aus der ältesten Familie der Wölfe“, begann sie. Ich liebte diese Geschichte. Ich hatte sie schon tausend mal gehört, aber jeden Abend vor dem Schlafengehen wollte ich sie immer wieder hören. „als unsere Urahnen aus dem brennenden Babylon flohen und über Generationen umher wanderten um ein geeignetes Land zu finden, bin ich geboren. Ich war so alt wie du heute, mein Liebes, da fanden wir ein wunderschönes ruhiges Land mit Bergen, Wald, Wasser, und sehr viel Nahrung in Frankreich, am Rande des Gévaudan. Ich war ein wildes Kind und ein noch wilderer Teenager. Nachdem ich mich das erste mal gewandelt hatte, fühlte ich mich so stark, ich glaubte ich könnte die ganze Welt unterwerfen.“ Fuhr sie fort und lachte leise. „Mein Fell war weiß, meine Schnauze und mein Bauch waren gold-caramel Farben, nicht grau, wie heute. Ich liebte es mich zu wandeln und zu jagen. Erst jagte ich Hasen und Ziegen,“ „und dann, erzähl das mit den Menschen Nonna,“ sie streichelte mir über meine hellblonden Locken. „Ja Liebes. Eines Abends, der Mond stand voll am Himmel ging ich in den Wald,“ ich quietschte vor Aufregung und biss in meine rechte Hand. „Ich zog mein Gewand aus und legte mein Mieder zusammen, ich war splitter nackt und bereit mich zu wandeln,“ „hat dir das Wandeln nie weh getan, Nonna?“ „Nein Liebes,“ „erzähl weiter.“ „ ich war nackt, als plötzlich ein großer, dreckiger Mann aus den Büschen sprang und mit einem lüsternen Grinsen im Gesicht auf mich zukam. Ich fürchtete mich vor den Menschen und er roch nach Urin und Schweiß. Seine Kleidung war schmutzig und seine Zähne faulig. Er griff nach mir und ich rannte weg, nackt, durch die Büsche. Er fasste mich von hinten bei den Händen und warf mich zu Boden. Ich fürchtete mich, aber dann kam mir mein Wolf zur Hilfe und ich wandelte mich. Der Mann war stocksteif vor Angst und sein Mund stand weit auf, ein stummer Schrei und dann pinkelte er sich in die Hosen.“ „ahahaha“, ich kringelte mich auf ihrem Schoss, ich lachte, ich liebte diese Stelle. „Erzähl als du ihn gefressen hast.“ „ich packte ihn mit meinen Fängen an seiner Kehle und riss sie fort.“ „Juhuuu“ jubelte ich. „Jetzt ist aber Schluss mit diesen Gruselgeschichten,“ meine Mutter nahm mich von Nonnas Schoss auf ihren Arm und setzt ihr strenges Gesicht auf. „Och bitte, Mummy, nur noch ein kleines bisschen,“ ich quengelte. „Nein Prinzessin, du gehst jetzt ins Bett, sag gute Nacht.“ „gute Naaacht Nonna und Paps und Perceval.“ Ich kuschelte mich in die Umarmung meiner Mutter, die mich sanft auf das Strohbett legte. „Werde ich auch ein weißer Wolf sein, Mummy? Ich werde auch böse Menschen töten und ich werde“ „jetzt wird niemand getötet.“ Unterbrach mich meine Mutter, „Schlaf jetzt, Prinzessin.“ Sie deckte mich zu und küsste mich auf die Stirn, ihre Lippen waren warm und weich.
Wie unrecht sie damit hatte, aber in diesem Moment wusste es niemand in unserem kleinen Haus mitten im Wald. Mein Vater saß an dem großen Holztisch in unserem Wohnraum, der Küche und Wohnzimmer vereinte. Die Einrichtung war einfach aber gemütlich, ein rotes Sofa stand in der hinteren Ecke, auf dem nachts meine Nonna schlief und ein kleiner Fernseher stand auf einem alten, kleinen Tisch, der einmal gelb war, aber die Farbe war schon so weit abgebröckelt, man erkannte es kaum noch. Eine schmale Treppe führte aus dem Raum nach oben, wo sich das Badezimmer und das Schlafzimmer meiner Eltern befand, in das ich jede Nacht hoch tapselte um mich in die Mitte meiner schlafenden Eltern zu kuscheln.
Mein Vater studierte eine Zeitung. Sein Haar war grau, so wie sein Bart. Er trug ein rot kariertes Holzfällerhemd und hielt eine Pfeife in der Hand, aus der es ein wenig qualmte. Mein älterer Bruder Perceval lag zu den Füssen unserer Nonna und hörte weiter ihren Geschichten zu, von der Zeit als Beast im Gévaudan. Er hatte genauso helles Haar wie ich aber seine Augen waren grau, nicht blau wie Nonnas und meine. Er hatte ein freundliches Gesicht in dem sich langsam die nahende Männlichkeit zeigte. Er trug Jeans, dicke Wollsocken und einen Kapuzenpullover. Meine Mutter war eine wunderschöne Female, langes karamel blondes Haar und das sonnigste Wesen, das je ein Lebewesen auf dieser Welt hätte haben können. Sie stand hinter meiner Nonna und bürstete ihr das weiße Haar, ich wuselte mich unter meine Decke, auf dem Strohbett, ganz hinten im Haus, wo mein Bruder und ich zusammen schliefen, ganz leise um noch einige Wortfetzen aufzuschnappen. Ich begann langsam weckzudämmern, so bekam ich kaum mit, wie mein Vater und mein Bruder hellhörig wurden und Gefahr witterten. „Perceval, nimm deine Schwester und geht runter in den Safe Room, verriegle alles und kommt erst raus, wenn ich davor stehe und euch hole.“
Mein Vater stand mitten in Raum als er die Anordnungen gab. Im Halbschlaf fühlte ich starke Arme unter mir, ich konnte mich kaum orientieren als ich meinen Bruder schreien hörte „Josi komm, steh auf, schnell, lauf.“ „Was ist denn los?“ fragte ich, als ich in der Umarmung meines Bruders in den Safe Room rannte, der mehrere Meter tief unter unserem Haus lag. „Bleib hier und verriegle die Tür. Hast du verstanden?“ Perceval schrie mich an. Tränen standen in meinen Augen „wo gehst du hin?“ „Rein da!“ Ich sah noch wie Perceval sein Shirt auszog während ich die Eisentüren verriegelte. Ich wusste wie es geht, obwohl ich erst fünf Jahre alt war. Mein Vater hatte es uns beigebracht. Jeden Samstag übten wir den Ernstfall, wie er es nannte. Jetzt war es das? Der Ernstfall? Ich kauerte mich zusammen, auf dem Boden an der Tür. Schreie waren über mir zu hören, gepolter, ich hörte das grölen und knurren von Bestien. Ich wusste nicht wen ich hörte, meine Familie oder die Angreifer. Möbel fielen um, Dinge gingen zu Bruch, lautes reißen und kratzen, stöhnen und knurren, plötzlich ein nachtdurschneidender Schmerzensschrei, ein Todesschrei, von meiner Mummy. Tränen fielen vor mir auf den Boden, mein Mund stand offen aber kein Laut entwich mir. Die Luft schien immer dicker zu werden und brannte in meinen Lungen. Ich wusste instinktiv, das dieser Schrei mein Leben lang in meinem Verstand zu hören sein wird.
Kapitel 1
Joscelin
Jetzt, zwanzig Jahre später, schüttele ich die Erinnerung aus meinem Kopf. Diese Geborgenheit, die ich damals als kleines Mädchen hatte, habe ich nie wieder erlebt. Aber der Schrei ist immer noch da, tief in mir, laut und klar höre ich ihn jede Nacht. Ich stehe auf, von meiner Matratze auf dem Boden und versuche meinen Verstand zu klären. Komm schon Joscelin, Zeit für die Jagt, sage ich zu mir selbst und lockere meine Schultern.
Das kann ich, jagen und kämpfen. Meine Nonna währe stolz auf mich. Ich wohne immer noch in dem Safe Room, den mein Vater weit unter die Erde unseres Hauses gebaut hatte. Fünfzehn Quadratmeter, ein Tisch, ein Stuhl, eine kleine Holzkiste mit meinen Habseligkeiten, eine Matratze und eine schwere, braune kratzige Decke. Ein paar Blutspritzer kleben an den Wänden. Das Haus steht längst nicht mehr. In dieser Nacht ist alles dem Feuer zum Opfer gefallen. Nichts konnte ich retten, außer die kleine Diamantkette meiner Nonna, die auf ihrer verkohlten Leiche lag. Ich reibe den Anhänger zwischen Daumen und Zeigefinger und erinnre mich an ihr weiches Gesicht, was mir ein Lächeln in entlockt. Ich öffne die Eisentür. Drei schwere Verriegelungen plus eine Metallstange vertikal, mein Fort Knox. Eine Treppe gibt es nicht mehr und ich habe den Einstieg mit Fallen präpariert, so dass ich mich an der Seite an den Wurzeln die aus der Erde heraus wachsen hochhangeln muss. Über dem Einstieg liegen lange Äste und Laub, außerdem habe ich Wolfskraut gepflanzt um meinen Geruch zu verbergen. Ich stehe unter der Laubdecke und horche. Ich wittere Wild in der Ferne, höre eine Eule. Mäuse im Dickicht, kleine Tiere, gut. Sicher! Ich stecke vorsichtig meinen Kopf durch das Laub, eine klare Nacht. Die langsam kommende Kälte und Feuchtigkeit, die der Spätherbst mit sich bringt sehe ich in kleinen Wölkchen durch meinen warmen Atem. Ich steige aus meiner sicheren Kuhle empor und stehe nackt im Wald, die Sterne über mir glänzen. Ich atme tief ein und entspanne meinen Nacken, als meine Muskeln knacken, höre ich die Alarmschreie der näheren Tiere und ihre Flucht. Ich grinse. Meine Knochen dehnen sich, werden länger, mein Kiefer birst und meine Zähne verformen sich zu Messerschafen Fängen. Weißes Fell sprießt aus jeder Pore und ich lande weich auf allen Vieren. Ich schüttele mich. Ich liebe es ein Wolf zu sein, das wandeln war nie schwer für mich, ich bin eins mit mir, der Natur und der Energie um mich herum. Ich lege den Kopf in den Nacken und unterdrücke ein freudiges heulen, ich muss aufpassen, dass ist nicht mein Territorium. Auf geht’s. Ich renne und renne, durch das Dickicht des Waldes. Ich meide Wiesen und Lichtungen, obwohl dort Nachts die meisten Rehe zu finden sind. Über die Jahre hat sich in der Nähe ein immer grösser werdendes Wolfs Rudel angesiedelt und nun alles als ihr Territorium markiert, von dem Geruch eines einsamen Wolfes sind sie nicht begeistert, aber wen interessiert es. Ihre Wächter sind gute Sparring Partner, oft schleiche ich mich an und erprobe und erweitere meinen Kampfstiel. Sie sind nicht die stärksten Wölfe, immer öfter geht einer kaputt, fünfundzwanzig habe ich allein in diesem Jahr zerfetzt. Nicht so heute Nacht, während ich mein Tempo verlangsame nehme ich eine Witterung wahr. Einige von Ihnen, Males, männliche Wölfe, ihr Geruch ist nicht wirklich stark, obwohl jeder Wolf sehr dominant ist, werden diese Jüngere sein. Ich bleibe in Deckung, schlage einen Hacken und ändere die Richtung. Heute Nacht ist Blutmond, einmal im Jahr und alle Wölfe spielen verrückt. Das ist die Zeit, in der ich vor habe die ganze Woche in meinem Bunker zu bleiben. In dieser Nacht sind die territorialen Grenzen offen und die Wölfe suchen ihr Mate, ihren vom Mond versprochenen Gefährten. Mate, so etwas blödes, denke ich, eine Wölfin wie ich wird sich niemals unterwerfen, niemandem, das ist doch alles Hokos Pokus. Bestimmt nur eine Farce, von Males gemacht um Females zu dominieren. Ich schnaube und laufe weiter. Langsam mit gespitzten Ohren, geduckt im Dickicht, das weiße Fell ist nur im Winter gut, wenn kein Schnee liegt kann es hinderlich sein. Meine Sinne sind scharf, ich höre jedes Tier und nehme jeden Geruch auf im Umkreis von einer Meile. Wenn ich nicht wirklich vorsichtig bin, sieht mich der junge Hirsch zu früh. Wir sind in der Nähe einer Lichtung und ich will nicht darauf laufen müssen. Der Wind steht ungünstig, also näher ich mich von vorne. Es ist wichtig, das ich etwas zwischen die Fänge bekomme, wenn ich die nächste Woche nicht jagen kann.
Leise, ich liege im Dickicht, flach auf dem Boden. Alle meine Muskeln sind angespannt. Adrenalin mischt sich in mein Blut und ich kralle meine Pfoten tief in die feuchte Erde um einen besseren Start zu haben. Der Bock nimmt seinen Kopf hoch und schaut in alle Richtungen, ich liege genau gegen den Wind, er riecht mich nicht, er kommt näher, ich höre sein Blut durch seine Adern strömen. Er kommt näher, er wittert nichts, sein Herzschlag nimmt etwas mehr Tempo auf, ich halte den Atem an und spanne meine Hinterläufe. Noch einen Schritt näher, er startet los und ich springe. Schnappe seine Kehle und halte sie zwischen meinen Fängen. Er zappelt wild, tritt um sich, ich beiße zu, einmal. Knack. Ein zerberstendes Geräusch als ich seine Kehle und seine oberen Halswirbel zerfetze. Der Bock hängt schlaff in meinem Maul und ich spüre wie sein delikates Blut sich in meine Mundhöhle ergießt. Ich nehme ein Geräusch wahr, Wölfe, ich lasse den toten Bock auf den Boden Fallen und hebe meinen Kopf in den Wind. Der Geruch ist weit weg, aber stark. Keiner der Jüngeren, Dominierend und Territorial. Es ist der Beta, sein Geruch ist hier präsent, seit der Nacht als meine Familie umgebracht wurde. Zeit zu gehen. Ich packe den schweren Bock und trabe in meine Sicherheit. Vor meinem Safe Room schnüffele ich in der Luft, ich rieche nichts außer das Wolfskraut. Ich sehe und wittere nichts, also schmeiße ich meine Beute in den Eingang. Wandele mich, verwische grob die nahen Spuren und decke alles Laub und Äste sorgfältig auf das Loch im Boden, bevor ich mich an den Wurzeln zum Eingang hinunter hangele.
Ich ziehe den jungen Hirsch Bock in den kleinen Raum. Türe fest verschlossen, sehe ich mich in meinem kleinen zu Hause um und es nervt mich jetzt schon, dass ich hier drinnen fressen muss. Aber es sind zu viele Wölfe dort draußen. Ich nehme meine Decke und lege sie auf den kleinen Tisch, den Stuhle setze ich darunter und meine Matratze stelle ich hochkant direkt davor. Es sind noch einige Blutspritzer von zuvor gefressener Beute auf der Unterseite, aber das stört mich nicht.
Ich sitze in der Mitte meines Raumes und zelebriere meine Wandlung mit Lust. Jeder Knochen, jeder Muskel, der sich verformt, das weiche weiße Fell das sprießt, meine scharfen Sinne, Krallen, Zähne und jetzt, HUNGER.
Ich reiße mit den Messerscharfen Krallen ein Loch in die Bauchhöhle des Hirschbocks und sein frisches Blut fließt heraus und ergießt sich auf meinem Boden, ich lecke es auf. Es ist süß und warm. Der Darm quillt hervor. Ich schlage ein Loch in die Brusthöhle meiner Beute und fresse genüsslich zuerst das Herz und dann die Lunge. Meine Schnauze ist voller Blut und ich bin im Rausch. Ich fresse ein Teil von seinem Magen, genug Gemüse für diese Woche, denke ich und fresse die hintere recht Keule an. Satt und zufrieden lege ich mich in meiner Wolfgestalt auf den Boden. Das war gut und viel. Ich drehe mich auf die Seite, ich muss mich ausruhen und verdauen.
Später in der Nacht
„Hhoouuuuullll“ es muss späte Nacht sein, durch die Frischluftanlage höre ich die Wölfe, sie müssen Nah sein. Ich bin in Menschengestalt, nackt und dreckig. Blut klebt an mir und hängt in meinem Haar. Die Spuren des Fressens beseitige ich Morgen. Der Kadaver fängt an zu stinken, wie sehr ich es hasse drinnen zu fressen. Ich nehme die Matratze vor und lege sie an die Tür, rolle mich darauf in meiner Decke ein und lausche, Stille, das heulen zieht weiter. Schlaf hüllt mich ein. Ein poltern reißt mich aus dem Schlaf, es ist nah, verdammt nah. Ich springe von der Matratze in die andere Ecke des Zimmers. Ganz leise lausche ich, ein heulen, laut und Schmerzerfüllt, direkt vor meiner Tür. Dann höre ich nichts mehr, nur noch Stille. Ich beschließe frühstens Morgen nachzuschauen ob irgendein Idiot in meine Fallgrube getappt ist. Ich greife meine Decke und entscheide im Sitzen an der Wand zu schlafen.
Huckleberry Ridge State Forest, früher am Tag
Alpha Lucian
„Was seid ihr für Vollidioten? Ich wittere sie, immer, ihr Geruch ist Überpräsent, es ist nur ein Female Wolf und ihr wollt mir erzählen, das ihr sie nicht findet? In meinem Territorium, seid wie vielen Jahren geht das schon so? Sie verspottet mich.“ Er dreht sich um und schaut seinem Beta direkt in die Augen „Alpha, ihr Geruch ist schon immer hier gewesen, mal rieche ich ihn und dann scheint er in die Natur überzugehen, so als ob er gar nicht da wäre, oder ein Teil davon ist.“ „ Willst du mich verarschen?“ Lucian schnaubt hart, „Alpha, als wir vor zwanzig Jahren dein Territorium hier angesiedelt haben, im Huckleberry, haben wir doch hier ein kleines Rudel getötet und vielleicht ist das ihr Fluch,“ Gamma Brand spricht und senkt seine Haupt als seine eigenen Worte in seinem Kopf wieder hallen und er merkt, dass der Alpha nun gleich seine Kontrolle verlieren wird. Lucian fasst sich an die Schläfen. „Mhm- ich bin umgeben von Idioten! Wie viele Wächter?“ fragt er in die Runde. Peter, sein Beta und Brand schauen sich mit den vier anderen Wächtern an, ihre Gesichter sind ratlos und sie zucken mit den Achseln. „ Fünfundzwanzig! Allein in diesem Jahr!“ Sagt Lucian, bereit einen von ihnen zu töten, weil sie so unfähig sind. Das ist sein Territorium! Punkt. Er ist als junger Alpha hier her gekommen, vor zwanzig Jahren, als er Pennsylvania verlassen musste, nur mit seinem Beta und Gamma, mittlerweile hat er eine kleine Stadt aufgebaut. Sein Rudel umfasst circa 400 Mitglieder und keine Menschen, das ist selten. In allen großen Rudeln, die Städte umfassen, leben Menschen, in seinem nicht und er ist Stolz darauf. Die Wut steigt aus seinem Bauch empor, bis in seinen Kopf, seine Fänge schießen hervor und die Augenfarbe ändert sich in ein leuchtendes gelb, er funkelt seine Males an. Von hinten, ganz unbemerkt schiebt sich eine Hand über seinen Bauch, warm und sicher, sein Mate, er entspannt sich. „Du wirst diese Schlampe schon finden, selbst wenn nicht, mich langweilt das hier, können wir etwas anderes machen? Ich möchte die Stadt sehen und shoppen gehen.“ Arianna, dreht sich gelangweilt weg und nimmt ihre Hand fort, von ihrem Mate, dem Alpha. Sie ist dieser Diskussion müde, wie oft will er das noch führen. Lucian dreht sich um und schaut sie an, sie ist perfekt, mit ihren dunklen Haaren, die weit über ihren Rücken fallen, was sie trägt ist ein Hauch von nichts, kurz, durchsichtig und schwarz, eigentlich müsste er eifersüchtig sein, aber sie ist so seins, dessen ist er sich sicher. Er zwinkert ihr zu und dreht sich um, zu den Wölfen, die sein Territorium sichern. „Heute Nacht ist Blutmond, ich möchte keine Eskapaden, seht einfach zu, dass die jungen Wölfe und ihre Mates sicher sind.“ Er spürt, dass er resigniert, diese ganzen Legenden um den weißen Wolf und dann die Bedürfnisse von seinem Mate. Er wird eine Spezialeinheit aufstellen, in ein paar Tagen und dann werden sie sie finden. Jeden verfluchten Stein wird er nach ihr umdrehen lassen, das wird das letzte mal sein, das sie in seinem Territorium zu riechen ist.
New York City, Steel Enterprises, Steel Tower
Blutmond Nacht
Alpha Damian Steel
„Komm schon Bro,“ Greg steht in der Tür und schaut über seinen Bruder hinweg, hinaus aus der gläsernen Fassade runter auf die klare dunkle Nacht von New York City, „es ist Blutmond, vielleicht findest du sie.“ „Oh bitte, verschon mich,“ Damian lehnt sich zurück in seinem schwarzen weichen, ledernen Bürostuhl, „ich spüre sie, seid gefühlt tausend Jahren, sie will nicht gefunden werden, sie ist irgendwie speziell. Wen interessiert es Greg, ich brauche nicht noch etwas um das ich mich kümmern muss und schon gar kein kompliziertes Mate. Females sind am besten zu gebrauchen um das Bett warm zu halten und mit gespreizten Beinen zu warten und sich zu unterwerfen. Zum Fakt: was machen wir mit dem immer grösser werden Rudel, nahe meinem Territorium, es scheint sich immer mehr auszubreiten. Das passt mir nicht. Wir haben kaum noch Platz zum Laufen und niemand schränkt mich ein. “ „Damian, wirklich? Heute Nacht? Ich möchte raus gehen, möchte mich suhlen in meinem Wolf sein, keine Geschäfte und keine Verpflichtungen, nur heute Nacht Bruder, vielleicht finde ich ja mein Mate…“ er sieht seinen Bruder an, Damian muss etwas lächeln. Ja, er spürt sie, sein Mate ist Nahe seiner Grenze, schon immer da gewesen. Er hat sie gesucht, aber nicht gefunden, alles was das bestehende Band ihm sagen kann, ist dass sie nicht gefunden werden will. Sie ist anders, in seinem Kopf eine unterwürfige Schönheit, aber er weiß, dass die Realität etwas anderes für ihn bereit hält. Es ist ihr Wunsch nicht gefunden zu werden und er wird das respektieren, solange, bis Moon Goddess, sie zusammen führt. „Oh Bro, bist du schon wieder gefangen in deinen Gedanken, lass uns raus gehen, in die Wälder, ich will raus, ich muss,“ Greg steht vor ihm und hält seine Wandlung zurück. Der Beep Tone von Damians Handy zerbricht die Spannung, „Ja“ „ Alpha Lucian, vom Huckleberry Ridge State Forest erbittet Eintritt nach New York City, Alpha,“ er hört seinen Wächter auf seinen Befehl warten. Das trifft sich doch gut, will er eh wissen, wie es um das Rudel steht, das seiner Grenze zu nah gekommen ist.
Damian und Gregoris Steel, zwei Brüder, einer Alpha, einer Beta. Aus der ältesten griechischen Mythologie. König Lykaon, König der Arkadier, Sohn des Pelasgos, war ihr Vorfahr. Verwandelt in einen Wolf von Zeus selbst, als er ein Kind opferte und alle seine Nachkommen mit ihm. Gaia-Mutter Naturrettete einen von ihnen und der Rest war verdammt für alle Zeiten als Werwölfe zu leben. Damian schert sich nicht um die Mythen seiner Geschichte noch um seinen Adelstitel. Was ihm wichtig ist, ist Gehorsam und Respekt. Er führt sein Rudel traditionell in einer harten aber gerechten Hyrachie. Wenn jemandem seine Regeln nicht passen tötet er ihn, wenn jemand ihn betrügt, tötet er ihn, wenn ein fremder Wolf sein Rudel gefährdet, tötet er ihn. Wenn er herausgefordert wurde, hat er bis heute jeden Gegner besiegt, außerdem immer gleich den Beta und Gamma vor den Augen des fremden Rudels erledigt um von vorne herein seinen Status klar zu machen und den Respekt zu bekommen, der ihm gebührt. Viele seiner Rudelmitglieder fürchten ihn, fremde Wölfe erstarren in Angst nur wenn sein Name fällt. Er ist kein angenehmer Zeitgenosse, er kümmert sich um das Rudel, die Geschäfte und um die Sicherheit. Damian mag es, das die Blicke gesengt werden, wenn er vorbei geht. Er hat keine Ambition zu Nettigkeit. Außer bei seinem Bruder, Gregoris, ihm lässt er hin und wieder etwas durchgehen, insofern sie unter vier Augen sind.
„Lasst Ihn gewähren,“ Damian schaut zu seinem Bruder, der die Augen rollt. „Geh, geh raus Greg und hab Spaß,“ „ das war nicht der Plan, Damian,“ erwiderte Greg, obwohl alles an ihm zerrt. Der Mond ist rot und voll, er zieht ihn magisch an. „geh schon Greg und noch etwas,“ „ja Alpha,“ „viel Glück.“ Ein leichtes Lächeln kräuselt sich um Damians Mundwinkel und er nickt seinem Bruder zu, der Kehrt macht und das Master Büro, im obersten Stockwerk des Towers, verlässt. Warum wollte ein Werwolf gerade jetzt Eintritt in seine Stadt? Ist es nicht jetzt die Zeit, in der alle ihr Mate suchen? Er scheint sie zu haben. Damians Interesse wuchs, er wollte ihn kennen lernen und wenn möglich direkt in seine Schranken weisen. Damian nimmt sein Handy aus der Tasche und ruft seinen Gamma Markus an um sich unten in der Tiefgarage mit ihm zu treffen, für ein anstehendes Meeting mit Alfa Lucian.
In der Tiefgarage steht Markus vor einem matt schwarzen Range Rover und wartet auf die Instruktionen seines Alphas. Er ist viel jünger als Damian und Gregoris, hat es aber mit Fleiß, absoluter Loyalität und Gehorsamkeit in die Gamma Position des Rudels geschafft. Er ist schon in diesem Rudel geboren, sein Vater war lange einer der ersten Wächter unter Alpha Adonis Steel, Vater von Damian und Greg. Als Damian vor über zehn Jahren das Rudel übernahm bekamen die hier geborenen Male Wölfe alle eine hervorragende Ausbildung in der sich Orientierung, Geschicklichkeit und Talent zeigte und jeder wurde auf seine Stärken hin perfekt geformt. So war Markus nach der Schule gleich zum Wächter, dann zum Grenzführer und Schlussendlich zum Gamma aufgestiegen. Die höchste Position, die man in dem Rudel einnehmen konnte, solange beide Brüder am Leben waren und es keine Rangnachfolge gab.
Sie steigen ein und Markus fährt los. Unterwegs spricht Damian mit den Wächtern, die Alpha Lucian und seine Begleitung eskortieren um zu wissen, wo sie sich befinden. Markus hält vor einem Gucci Store, Damian steigt aus dem Auto aus und alles was er sieht und fühlt ist dieser große, rote Mond, direkt vor ihm. Sein Wolf heult und schreit in seinem Inneren, er ist seit Jahren auf der Suche nach seinem Mate, aber Damian kann es kontrollieren. Wie er alles kontrollieren kann! Jeden Schritt seiner Wölfe, die Grenzen seines Territoriums, die Macht seines Imperiums und natürlich auch seinen Wolf.
Er geht in den Store. Er findet eine sehr schöne Wölfin, sich selbst anschauend im Spiegel. „Schaatzzz, wird das mir gerecht?“ Ihre Stimme hallt quäkend durch den Verkaufsraum und er hofft, wenn er jemals sein Mate finden würde, sie dürfte hässlich oder fett sein, aber nicht diese alles durchdringende, schrille Stimme haben. Es schmerzt in seinen Ohren.
„Alpha Damian, danke für deinen Einlass.“ Ein männlicher Wolf kommt in seine Sicht, ein verschlagenes Antlitz und ein unangenehmer Geruch. Eine tiefe Narbe steht inmitten seines Gesichtes. Normalerweise heilen Werwölfe, außer die Narben sind vor der ersten Wandlung geschehen, oder ein Wolf, der weit über ihm steht, mit einer langen Geschichte hat es ihm im Todeskampf beigefügt.
„Alpha Lucian, in einer so speziellen Nacht, was bringt mir die Ehre?“ Damian tritt einen Schritt zur Seite um seinen Gegenüber gut zu sehen. „Alpha Damian Steel, ich habe mich ja schon bedankt für den Einlass in eure Stadt.“ Damian realisiert, das Alpha Lucian anfängt zu blabbern, „ aber ihr kennt ja die Frauen. Mein Mate will shoppen und so gewähre ich es ihr.“ Lucian zeigt auf seine schöne Female mit der schrecklichen Stimme und Damian setzt sich in einen Stuhl, „ sagt mir doch mal, Alpha Lucian, wie ihr meiner Grenze so nah gekommen seid? Seit vielen Jahren rieche ich euch, draußen in den Wäldern, aber in der letzten Zeit sind eure Grenzen soweit an die meinen gestoßen, das wir Schwierigkeiten haben von der Stadt in die Catskill Mountains zu kommen um zu rennen und zu jagen, du verstehst sicherlich, dass wir uns drüber beraten sollten.“ Damians Stimme ist ganz tief und ruhig, er sitzt in diesem Stuhl, leicht nach vorne gebeugt, die Ellenbogen auf seine Knie gestützt, mit gefalteten Händen und schaut Lucian an. „ Natürlich,“ Lucian gibt sich gönnerhaft. „Weißt du, mein Freund, drüben im Huck sind wir 400 Wölfe. Wir leben noch ein ursprünglicheres Werwolf Leben, wir brauchen halt viel Platz, da kann es schon einmal vorkommen, das sich die Grenzen etwas dehnen.“ Damian sah sich vor, Grenzen dehnen gibt es unter Wölfen nicht, kommst du meinem Territorium zu nah, wird darum gekämpft. Aber er kennt diesen verschlagenen hinterlistigen Wolf nicht, deshalb bleibt er ruhig, um mehr über seinen Rivalen in Erfahrung zu bringen. „Dein Mate sieht nicht so aus, als würde sie vom Huckleberry oder aus der Nähe kommen, eher wie aus der Stadt. Und dein Akzent, Lucian ist auch nicht New Yorker Umland, also sag mir doch, wo her kommst du Ursprünglich?“ „Pennsylvania,“ antwortet Lucian. „Mein alter Herr ist der Alfa dort. Ich bin als junger Wolf gegangen, wollte mein eigenes Rudel, du kennst das sicher, meine eigenen Regeln, mein eigenes Leben. Ich kam vor zwanzig Jahren in diese Wälder und erkämpfte mir meinen Platz.“ Lucian geht vor Damian hin und her, gestikuliert mit den Händen und resümiert Stolz über seine Vergangenheit. Damian hört zu und ist damit beschäftigt seinen Puls ruhig zu halten, er mag es nicht, wenn er sitzt und zu jemandem auf schauen muss, alles an Alpha Lucian mag er nicht. Den Geruch, das knitterige Hemd, die tiefe Narbe im Gesicht.
Lucian fühlt sich gut, sein Mate kann shoppen in der großen Stadt, vor ihm sitzt einer der mächtigsten Wölfe dieses Planenten und er denkt das er sich diesen zum Freund machen kann. Damian reinigt seinen Verstand. Er steht auf und fragt, „wen hast du getötet um dein Rudel hier anzusiedeln?“ „Nur ein Haus voll mit Streunern,“ erwiderte Lucian, „und du trägst eine Narbe davon?“ Damians Alarmglocken schrillen laut, während Lucian nur sein Mate anschaut, das sich in mehrfache Kombinationen von teuren Outfits wirft und erzählt beiläufig, „vielleicht war sie stark, aber alt.“ „Genießt eure Zeit hier,“ sagt Damian sehr förmlich, „wir sehen uns bald wieder.“ Damian reicht Lucian die Hand und nickt Arianna zu, dann verlässt er den Store.
„Er ist ein ungebildeter Schwächling. Wir werden ihn töten.“ Damian schaut Markus an, der am Auto lehnt. „Jetzt?“ fragt Markus und neigt seinen Kopf hin und her um seine Halsmuskeln zu lockern. „Nein, keine Eile. Morgen oder übermorgen. Vor seinem Rudel. Es wird nie wieder einem Wolf einfallen so einfältig und dumm zu sein und unsere territoriale Grenze einschränken zu wollen.“ Seine Stimme ist ganz ruhig, tief und heiser, ohne eine Emotion.
Alpha Lucian kauft mehr für sein Mate als es die Kasse des Rudels verkraften kann, aber das interessiert ihn nicht, sollen sie mehr arbeiten, vielleicht setzt er die Abgaben etwas herauf. Sie wird heute Nacht sehr dankbar sein. Darauf freut er sich. Vor seinem geistigen Auge sieht er schon seinen Cook in ihrem Mund, oh ein Genuss, Arianna lutschend und schluckend. Ein leises Grölen entfährt aus seiner Kehle und ein verschmitztes Grinsen setzt sich breit auf sein Gesicht. Begleitet von den Wächtern des Steel Rudels machen sie sich auf den Weg New York City zu verlassen.
Markus und Damian fahren raus, aus der Stadt. Über die lange Brücke, bis rauf in die Hügel. Markus parkt den Range Rover auf einem versteckten Parkplatz und beiden steigen aus. Die Lichter der Stadt sind aus der Ferne zu sehnen. Damian liebt diesen Anblick, New York, seine Stadt. Sie entledigen sich ihrer Kleidung. Wollen wir doch mal sehen, wie weit sich Alpha Lucian schon ausgebreitet hat. Heute Nacht war dafür bestens geeignet, keine Wächter, die Wölfe waren mit anderen Dingen beschäftigt und Lucian, der wird jetzt gerade auch sehr beschäftigt sein. Lautes heulen aus der Ferne war zu hören als die Wandlung einsetzt. Damian ist gerne ein Wolf. Aber jedes Mal kommt die Wandlung so tief in sein Inneres, es schmerzt ihn. Jeder Knochen bricht, seine Muskeln verlängern sich, aus jeder Pore fühlt er, das Fell heraus sprießen, wie Nadelstiche, sein Kiefer verformt sich und er knurrt im Schmerz, als die Zähne zu langen spitzen Fängen werden. Er ist schwarz wie die Nacht und grösser als alle bisher gesehenen Wölfe, seine Augen glühen in einem liquid farbendem Silber. Er schüttelt sich und klärt seinen Verstand. Er hebt den Kopf in die Luft und wittert, zu stark ist der Geruch von Lucian. Das ist Damians Fehler. Zu nah hat er ihn kommen lassen, zu sehr war er nur auf die Stadt konzentriert. Das hat ein Ende. Markus tritt an seine Seite. Sein Fell ist grau braun und seine Augen gelb, er ist eine ganze Ecke kleiner als Damian aber immer noch ein sehr großer und imposanter Wolf. Sie hören die anderen Wölfe heulen, verhalten sich dennoch leise. Heute Nacht wird nur erkundet, im besten Fall leise rein und leise raus, ohne jemanden zu töten.
Die Hügel werden steiler und der Wald dichter. Sie laufen Seite an Seite, nehmen Spuren und Gerüche wahr. Markus bleibt abrupt stehen, Schleifspuren. Irgendwer hatte eine erfolgreiche Jagt. Sie folgen dem Geruch, bis er sich verliert. Wolfskraut, sie schnüffeln herum, aber nichts ist mehr zu riechen, außer diesem beißenden Geruch. So stark und so konzentriert als wäre es absichtlich dort angepflanzt worden. Markus dreht sich weg, seine Augen tränen und seine Schnauze wird taub. Damian geht dem nach, irgendetwas liegt noch in seiner Nase, ein Duft unter dem immer beißender werdendem Geruch, er macht einen Schritt nach vorne und der Boden gibt nach. Er verliert das Gleichgewicht und fällt nach vorne, seine Klauen können nichts fassen, als er in die Tiefe stürzt. Er spürt wie Messerscharfe Silberklingen in seinen Pelz am Bauch einstechen. Er heult vor Schmerzen auf. Silbernicht gut. Markus steht oben am Loch bereit zu springen und seinem Alpha zu helfen, „Stopp! Das ist eine Fallgrube, hier ist alles voller Fallen, Silber.“ Damian keucht, Panik erfasst ihn, er setzt zum Sprung an und schafft es so gerade sich an der oberen Erdkante fest zu krallen, Markus hilft ihm aus der Grube heraus. Damian ist verletzt, nicht tödlich, sein dichter Pelz hat das tiefe Eindringen der Silberklingen abgefangen, aber doch so sehr, dass sie sofort zurück müssen und zum Rudelarzt. Sie traben zurück, die Wut und Aggression in Damian lassen ihn den Schmerz kaum spüren. Zurück am Auto schreit er Markus Anweisungen entgegen, während sie sich wandeln, sein Adrenalin ist auf dem Höhepunkt. „Sie haben Fallen ausgelegt, Wolfsfallen, das wird er mir büßen. Bevor ich ihn töte werde ich sein Mate vor seinen Augen zerfleischen und danach jeden, der an diesem Fallenbau beteiligt war.“ Markus wendet den Wagen zurück auf die Straße und gibt Gas. So schnell es geht müssen sie zurück in die Stadt, das Silber darf nicht zu weit in die Blutbahn geraten. Damian telefoniert mit dem Rudel Doc und als sie vor der Klinik ankommen, warten schon der Arzt und zwei Helfer auf ihren Alpha. „Wie zu Hölle ist das passiert?“ Entsetzten spiegelt sich im Gesicht des Arztes. „Fallen, Doc, nahe der Grenze.“ Gibt Markus zur Erklärung, als Damians Körper gereinigt und an Infusionen angeschlossen wird. Er liegt auf einer Pritsche in einem kahlen weißen Zimmer, im unteren Stockwerkes des Krankenhauses. Das Krankenhaus gehört ihm, wie fast jedes vierte bedeutende Gebäude in dieser Stadt. Die beiden unteren Etage sind nur für seine Rudelmitglieder ausgestattet. Die Infusion läuft durch seine Venen und er zählt die Minuten, die nur so vor sich hin tropfen. Geduld ist nicht seine Stärke. Zwei Stunden später ist der Spuck vorbei, Damian knöpft sein Hemd zu und sieht sein eigenes muskulöses Spiegelbild. Da war eine Tür erinnert er sich, eine verrostete schwere alte Eisentür, wie von einem Tresor. Was sich wohl dahinter verbirgt? Was machen die mit den Wölfen die sie so fangen. Die Wut schwallt in Wellen durch seine Eingeweide und er spürt die Mordlust gegenüber Alpha Lucian.
Draußen am Range Rover wartet Markus. „Beruf ein Meeting ein, morgen früh, du, Gregoris und jeder Vorgesetzte Wächter sollen um acht Uhr in meinem Büro sein,“ ordert Damian an, während er das Krankenhaus verlässt und zum Auto geht. Die Fahrt zum Tower ist ruhig, beide sind tief in ihren Gedanken. Wie konnte er in eine Falle tappen, Damian geht die Ereignisse dieser Nacht immer wieder durch. Sein Stolz ist verletzt und wenn es etwas gab, worauf auf jeden Fall die Todesstrafe steht, dann wenn jemand seinen Stolz verletzt.
Damians Appartement
In seinem Penthouse Appartement steht Damian am Fenster und schaut auf die Stadt zu seinen Füssen. Er ist immer noch in Rage, selbst der vierte teure Whisky hilft nicht ihn runter zu bringen. Oh ich werde dich killen. Auf wie viele verschiedene Art und Weisen er Lucian in seinem Kopf schon getötet hatte lässt sich nicht in Worte fassen. Das Blut rauscht in seinen Schläfen, seine Augen leuchten silbern als er sich den fünften Whisky einschenkt und wütend vor sich hin starrt.
Kapitel 2
Joscelin
Das heulen der Wölfe hat aufgehört. Es ist früh am Morgen und ich fresse, eigentlich bin ich noch satt, ein paar Knochen sollte ich mir vielleicht aufheben für den nächsten Hunger. Die Blutmondphase dauert drei Tage, aber ich muss heute diesen Kadaver hier raus schaffen. Noch kann man es essen, aber spätestens ab Morgen ist er so ungenießbar und diesen Gestank werde ich dann für Monate hier drinnen haben.
Gestern Nacht ist irgendwer in meine Falle getappt, ob es ein Wolf war? Kann kaum möglich sein, Ich habe so viel Wolfskraut präpariert, jeder Wolf macht schon zig Meter vor der Grube freiwillig kehrt, denke ich. Vielleicht ein verängstigtes Reh oder anderes Tier, das in Panik vor dem Wolfgeheul geflohen ist. In meiner Menschengestalt ist der halb gefressene Bock noch schwerer zu ertragen. Ok, raus damit. Vorsichtig und ganz behutsam ziehe ich die Metallstange von der Tür um die Verriegelungen zu lösen, bei der letzten halte ich inne, mein Blutdruck ist ein wenig erhöht. Ich atme tief und beruhige mich selbst, dann öffne zaghaft die Tür.
Ein absolutes Chaos kommt in meinen Blick. Das Laubdach hängt schief in meine Grube rein, die Silbermesser stecken nicht mehr im Boden, sind kreuz und quer verteilt, an einigen klebt Blut. Kratzspuren an den Erdwänden. Mist, das wird dauern. Ich schnappe mir den toten Hirsch und schleife ihn aus der Grube, ich ziehe ihn ein bisschen in den Wald hinein, irgendein Schakal oder Bär wir das Aas schon fressen. Ich sammele lange Äste und flicke damit mein Laubdach.
Herausgerissenes totes Wolfskraut liegt überall herum es riecht nicht mehr. Tiefe Krallenspuren sind oben am Loch zu sehnen und ich nehme den starken Geruch von fremden Wölfen wahr. Mate! Meine innere Wölfin flippt fast aus und ich brauche all meine Kraft um ihren durchdringenden Willen zu kontrollieren. Sie will raus, will ihn suchen, sie wittert ihn. Nein, kommt gar nicht in Frage. Wie hat er mich nur hier gefunden, so ein Mist, denke ich und werde leicht panisch. Der Blutmond scheint doch mehr Macht zu haben, wie ich ihm zugetraut hatte. Ich werde noch mehr Fallen um die Grube herum präparieren, schließlich hat er es nicht bis zu mir geschafft, das ist doch gut. Der nächste Gedanke der in meinen Verstand tritt ist: Vielleicht ist er tot. Erleichterung tritt in meinen Geist, in der gleichen Minute verkrampft sich mein Herz und meine Wölfin schnaubt und knurrt mich Vorwurfsvoll an.
Ich richte die Silbermesser wieder auf, an vielen klebt Blut, ich wische es an Blättern ab. Das kann er nicht überlebt haben. In meinem Raum stinkt es. Frische Blutspritzer sind an den Wänden, der Boden ist schmierig. Voll mit Wundwasser, eingetrocknetem Blut und den Resten der Gedärme, die ich nicht gefressen habe. Ich muss ihn säubern und ich muss mich säubern. Ich denke an den kleinen Bach, hier ganz in der Nähe und mache mich auf den Weg. Durch eine kleine Schlucht, um ein paar Bäume herum, fließt er unter einer imposanten Trauerweide hervor. Ein schöner Ort, ich wasche mich hier fast immer. Nur ein paar Schritte vor dem Bach nehme ich den Geruch von Wölfen wahr. Es ist das Rudel und sie sind auf der Suche. Sind sie auf der Suche nach mir? Ich laufe schnell zurück, springe in meine Grube und schließe das Dach. Der Geruch vom Wolfskraut ist schwach, das muss ich schnellstens ändern.
Ich verriegele die Tür und schaue mich um. Was für ein Dreck. Ich beschließe zu schlafen, ein paar Stunden auszusetzen und später mein Glück zu versuchen.
Zur Gleichen Zeit in New York, Steel Tower
Damian
Nach dem Meeting weiß jeder, was er zu tun hat und alle Wölfe bereiten sich vor, auf den geplanten Angriff auf Alpha Lucian und das Huckleberry Ridge State Forest Rudel. Damian und Gregoris sind allein im Master Büro, „ich hätte dich gestern begleiten sollen, Alpha. Ich war selbstsüchtig und habe meine Pflichten vernachlässigt,“ entschuldigt sich Greg und sieht seinen Bruder an, der tiefe dunkle Stellen unter den Augen hat. „Jetzt ist keine Zeit für Schwäche,“ antwortet Damian. „Ich fahre nach Hause und gehe duschen um drei Uhr treffen wir uns wie besprochen am Sammelplatz und fahren los.“ Wie immer klingt er tief, hart und emotionslos. Als würde er zu einem langweiligen Familienfest fahren.
Er steht unter der Dusche und der heiße Dampf erfüllt das Badezimmer. Das Wasser rinnt über seinen starken Körper und er sieht die bleibenden Narben in seiner Brust und Bauchregion. Eigentlich müsste alles geheilt sein, wundert er sich, so stark ist dieser Alpha nicht. Vielleicht verwendet er einen Trick oder ein bisher unbekanntes Gift. Bei dem Gedanken erhöht sich sein Adrenalin und er fühlt wie sein Blut schneller durch seine Venen fließt. Die Wut läuft heiß durch seinen Körper und er stellt die Dusche auf eiskalt. Er muss runter kommen, einen kühlen Kopf bewahren.
Als Damian den Sammelplatz erreicht, sind alle seine Wölfe schon da. Er ist ganz in schwarz gekleidet, wie fast immer und Gregoris und Markus steigen zu ihm in den Range Rover. In dem anderen Range Rover sitzen Marc und Phil, die zwei Leiter der Wächter und Lacey, die einzige weibliche Kämpferin seines Rudels. Females sind nicht zum Kämpfen gemacht, bis auf Lacey, sie ist stark und mutig, hat ein sonniges Wesen und die beste Spürnase von allen. Ihre weibliche Intuition hat ihnen schon in so manchen Kriesenfällen geholfen. Sie fahren los und besprechen noch einmal die Vorgehensweise für den heutigen Abend.
Eineinhalb Stunden später passieren sie die erste Wache des Huckleberry Ridge State Forest Rudels. Nach einem kurzen Anruf des Wächters wird ihnen sofort Einlass gewährt. Was hatte Alpha Lucian auch zu befürchten, von seinem neuen Freund. Sie fahren bis zum Haupt Haus und halten die Autos an. Lucian kommt aus dem Haus, die Haare ein wenig zerzaust, stopft er sich sein grünes Hemd in seine zerknitterte braune Hose. „Alpha Damian, so bald habe ich gar nicht mit dir gerechnet. Seit willkommen in meinem bescheidenen Heim.“ Lucian streckt die Hand aus und Damian ist angewidert, schüttelt sie ihm aber trotzdem. Er riecht nach Sex und Schweiß. „Ich grüße dich Alpha Lucian, wir müssen ein paar wichtige Dinge besprechen.“ „Oh, wirklich, was für Dinge?“ Lucian blickt sich verwirrt um und tief in seiner Magengrube entfacht sich ein flaues Gefühl. Er fixiert kurz die Entourage von Damian und bittet ihn dann in sein Büro. Damian folgt ihm durch das Haupt Haus. Ein großes Holzhaus, mit einer altmodischen Einrichtung. Rote Sessel stehen im Wohnzimmer, ein Holztisch und Holzverkleidungen an den Wänden. Sie passieren die Küche und gehen eine hölzerne Wendeltreppe hinauf. Lucians Büro passt zum Rest der Einrichtung, sein Bürostuhl ist aus hochwertigem Leder, der Rest mittlerer Standard. „Drink?“ er geht zu dem Servicewagen und bietet Damian einen Whisky an. „Nein danke, ich habe gerne eine klaren Verstand,“ sagt er und denkt an die Flasche Whisky, die er die Nacht über gelehrt hatte. „Wie ich gestern anmerkte befinden sich deine Grenzen zu nah an meinem Territorium, Lucian. Aus einer sehr verlässlichen Quelle weiß ich, das du Fallen gebaut hast, die gegen Werwölfe präpariert sind, wie möchtest du mir das erklären?“ Damian steht vor Lucian, sein Atem ist ruhig, seine Augen auf seinen Gegner fixiert. „Erklären? Nein, ich habe keine Fallen gebaut und wir können über die Grenzen verhandeln,“ Lucian wird nervös, er bekommt Angst bei dem Anblick dieses gefährlichen und sehr ruhigen Alphas. „Ich habe hier ein Problem mit einem fremden Wolf, vielleicht hat er die Fallen gebaut, aber ich kriege das hin, ich habe ihn schon fast.“ „Ein streunender Wolf?“ Was für ein Argument ist das? Damian riecht die Furcht, die aus Lucians Poren tropft. „Ja, er hat ein paar Wachen getötet und jetzt jagen wir ihn,“ Lucian kommt wieder ins blabbern, aber vermeidet erfolgreich zu gestehen das der einsame Wolf eine Female ist, die Blöße will er sich nicht geben. Er erzählt dies und das, verdreht die Wahrheit und versucht auf diese Weise Damian aus seinem Büro zu führen. Er fasst ihm kollegial auf die Schulter und führt ihn nach unten, durch die Tür, nach