Lyrik - Frank Kminkowski - E-Book

Lyrik E-Book

Frank Kminkowski

0,0

Beschreibung

Benötigt heutzutage noch jemand Lyrik? Zumindest der Autor, lebend und dichtend nun auf unbestimmte Zeit in Berlin Prenzlauer Berg. Dort zufällig gelandet und lebend. Die Gedichte sind vielgestaltig wie der Autor selber. Es gibt kaum Dinge, die ihn nicht zu lyrischer Gestaltung angeregt haben.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 191

Veröffentlichungsjahr: 2015

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



INHALT POESIE

Vorwort

Vorschlag für meinen Grabstein

Durchdringen

Sehnsucht

Unendliche Möglichkeiten

Bei der Arbeit

Leben und Dichten

Odessa(Vom Schreiben)

Semantik

Nachtgedanken

Wünsche

Wittstock Mitropa - Morgens um sechs

Hölderlin im Film

Erinnerungen

Geschichte/n

Eltern/Zeitläufe

Vorbilder

Brief

Erbe

Freunde

Ode

Belower Wald

Wittstock Petersilienstraße

Schwarzhöhrer 1841/1842 Berlin

Marx

Chronik

An meine Partei

Zum fünften Jahrestag

Nachrichten

Vaterlandsliebe(Aufruf)

Fliegender Holländer

Politkrimi

Pflichten

No movies

Museeales Fragezeichen

Wahnsinn 1984

Heilig Abend

Soldaten

Klassenkampf Ballade

Hick

Maurer

Praxis

Wittstock Sauna freitags

Silentium

Sonnabend nach der Schicht

Wittstock bei Nacht

Adresse unbekannt

Lernfähigkeit

Nageln

Wie schmiere ich mein Brot

Brillen

Wirklich auf den Senkel geht mir

Zufälle

Herz für Kinder

Buch der Bücher

Fluch Segen

Im Schatten

Valenz

Peschkow

Trabant

Hemmschuhe

Alte Frauen

Junge Mütter

Einfallsreichtum

Junge Liebe

Alte Liebe

Sassi zum ersten

Eltern

Verrat

Einsamkeiten

Irrtum eingeschlossen

Polysemie Drama Lyrik

Einfalt

Politischmoralisch

Seltsames Benehmen

Befreiung

Miesmacher

November 05

Bier ABC

Einsichten

Analverkehr

Einäugige mit Bart

Kleine Leute

Kredit

Krieg

Erziehung

Falsche Verwandte/Bekannte

Literatur

Unter Nachbarn

Einsicht

Heilig der Abend

Wer sich nicht wehrt

Angst vorm Älterwerden

Foucault

Gut wenn man Arbeit

Auge isst mit

Klare Antwort

Medien

Mittelmäßiges Drehbuch

Hinweis

Endscheidungsfindung

Antinomie

Vordenker

Sturheit

Wirtschaft

Zwickmühle

Mausefalle

Fair sein

Bettgeflüster

Markt

Kunst von Können kommt

Dolle Erkenntnis

Krimi

Talk Show

Lügen

Dienstleistung

Dank

Unverstand

Einer Polizistin

Jazz Radio

Spiel der Gefühle

Keine Gefahr

Für M.

Schwester

Hanna

Kohlengrube

Perspektiven

Urlaub

ÖPNV

Unmöglichkeit

Erziehung

Frauen

Lyrik

Weisheit

Feststellung

Stärke

Merkwürdiges Treffen

Illusion Fragezeichen

Tatsache

Luxus

Bei Nietzsche

Lob der Technik

Lieblingsbeschäftigung mein

Zwickmühle

Eine leuchtend Rose

Dichter

Bei Ringelnatz

Mühen

Sucht

Agonie

Bebelplatz

Lied über’n Papagei

Lippen

Sehnsucht

Liebeslied

Akzeptanz

Auswege

Dialog

Ungewisser Ausgang

Vor dem Frühstück

Langes kurzes Lied

Einer alten Freundin

Wunschzettel 2005

Lauf

Banken

Liebe nein ja Liebe

Reine aber nicht umgefallen

Haltung

Romanze von stumpfen Rasierklingen

Romanze vögelnd

Unmögliche Romanze

Romanze voller Farben

Romanze vom Mythos

Romanze von den Uniformen

Romanze vom Beginnen

Schleppende Romanze

Romanze aus dem Dschungel

Desolate Romanze

Romanze mit Pferdefuß

Untreue Romanze

Romanze von der Wahrheit

Finale Romanze

Warum

Wichtigkeit

Josi

Kummer

Tagesordnung

Am Grunde die Wahrheit

Lotte

Kerzenschein

Lebensart

Irrtum Diktatur

Motten

Kontaktanzeige eines Wahnsinnigen

Zukunft

Geld

Geheimdienste

Laufsteg

Pädagogik

Hygiene

Deutsches Theater

Eiertanz

Erkenntnisse wissenschaftlich

Sprachprobleme

Wer bei Rot die Ampeln

Mir sympathische Rituale

Deutsche Demokratie

Fremdgehen

Glückwunsch Moni

Herzmotor

In vielen steckt

Erschrecken

Tabus

Bilderendlos

Torso Gartenarbeit

Massstäbe

Momente

Missverstanden

Künstler

Orgasmuslampenöl

Nebelmorgen

Vor Feuerschlünden

Vorwärtsbewegung

Strategien

Verzweiflung

Pausengesang und Worte

Wo leben wir denn

In diesen Momenten

Der Alltag

Im Prinzip

Karten spielen

Bis das der

Rückschlüsse

Verbitte ich mir

Mein Bruder Elefant

Angenehm

Super Gau

Mozart

Finanzexperte

Grosse und kleine

Aufstehen

Luft holen

Kleines Lied der Lust

Zahltag

Graue Katzen

Absprachen

Wirtschaftswachstum

Handelsware

Flaschenpost

Torsischer Sumpf

Besserwisserisch

Auf Reisen

Unmöglicher Vorsatz

Mit falschem Film

Einer Verflossenen

Filmkritik

Radio

Fernster

Wecker

Spiegel

Kühlschrank

Handtücher

Teller

Blumenvase

Messer

Tassen

Pfanne

Teppich

Mülleimer

Schrank

Seemannsbett

Regale

Aschenbecher

Klinken

Waschmaschine

Sessel

Fernseher

Zahnbürste

Klobecken

Lampen

Tisch

Türen

Bilder

Computer

Telefon

Garderobe

Bücher

Substantive

Wetterbericht

Graue Eminenz

Ehre

Verkehrsökonomie

Unklar

Sternenkunde

Kaffee Cognac

Wiegenlied für einen Regenwurm

Ratschlag an eine Gazelle

Aufruf

Puppenspiel

Würde des Menschen antastbar ist

Kartoffelpuffer

Für’s Lesebuch

Selbstkritik

Beim Anblick nicht mehr vorhanden

Schuld der Spanier

Adressat unbekannter Marken

Aufbruchsstimmung

Vorlieben

Gestörte Leitung

Märchen

Handy

Es passiert

Aufregung warum

Neutrale Distanz

Was mein Wollen will

Farbiges Kneipengespräch

Manchmal diese Sehnsucht

Wie nun

Weltmeisterschaften

Inkontinenz

Gene

Wohl jeder

Epiphanie

Wurzeln

Schmuggler

Leidenschaft

Leiden leider

Frösche beim Kochen

Sache mit den Flügeln

Freunde

Was wir brauchen

Problem Deutsch

Zehnte sechste null sechs

Klapsmühle Liebe

Neid

Vorfreude

Winterlied

März

April

Seemannslied

Kneipenlied

Negatives Sonett

Prinzipien

Schulden begleichen

Wie jetzt

Was jetzt

Blues

Staunender Enkel

Keine Krieg

Mittags halb zwölf

Juniblick im Parkt

Schattierungen

Wehrhafter Konsument

Allah Bockwurst

Heute in dieser Nacht erstmal

Heraldik bestimmter Tage

Immer wieder

Blend made in Germeny

Zu Gast bei Freunden

Wspomnienie

Kriegslist

Kleiner Spaziergang vor der Nacht

Konsequenz

Dunkle Brille

So wie heute noch in zwanzig Jahren

Wolthat

Fehltritt

Stullenschmieren

Freundin meines Freunds

Volksgemeinschaft

Stossgebet

Für alle reichts nie

Ansichtskarte meiner selbstbewussten Freundin

Zeigefinger

Achtung

Hausbau

Rebellion

Volkreiche Alleen

Ventile

Inzucht Metapher

Banderolen

Benutzte Pinsel

Faszination Fussball

Klöppel in den Augen oder tiefer tief

Weich und kantig

Nur die Mücken traurig blicken

Sonnenwende

Puzzle von Tagen wie dieser

(Ungezählte Schritte gezählte Trochäen)

Schlamperei

Romanze

Im Reich der Blinden

Ende

Ruhe vor dem Sturm

Bevor das Eis bricht

Lebenskunst

Fjodor

Verschossen

Kleiner Widerstand

Ohne Vorwarnung

Kennt jeder

Für A. ... und A... und andrer manchmal

Bremsspuren

Schlimmer Vogel ich

Was soll ich sagen

Tagebuchnotiz

Deutschland spielt

Rätselhaft

Boxen

Favoriten

Schnattern im Blätterwald

Nachdenklich

Internationale Solidarität

Scheisse zu Gold

Zeit ist Geld meins

Was ich leider nicht kann

Totschlag mit träumenden Augen

Balkonbotanik

Was Trauer ins Portemonnaie von Huren

Morgenstimmung

Morgendämmerung

Na und

Fehlbesetzung

Kleine Greiwswalder Elegie in Blankvers

Archillisverse

Lied

Lernen lernen und nochmals lernen

Endloser Vers mit Evokation

Theaterstück

Für Weisbach

Erfahrungen

Zwei Zigarrenraucher

Träumer

Engel ohne Kopf

Auf der Suche

Zu spät später

Soll mir mal wer begründen

Lebensziele

Mein Bruder nicht auf die Dauer Sisyphus

Krebsleiden Ismus

Aufregung

Und was soll das nun wieder

Museen

‘n Witz

Familiengeheimnisse

Volksbelustigung 2006

Immer wieder M.

Scheibe spielen

Jugendsünden

Hingesprochene Worte manchmal

Erhöhte Temperaturen

Irritation meinerseits über Urlaubsgebahren

Magerer Hunger der Gedächtnisse

Falschmünzer

Momentaufnahme Herbst

Na gute Nacht

Tagebucheintragung November 2006

Ermunterung

Episode mit Heiligenschein

Weil der Deckel nun mal ein Loch

Jetzt bin ich 52

Mutlose Sekunden

Psychose

K. wie Kafka

Morgenmuffel

Gressmann

Staub

Zeit

Kurzer Vers vom Frühling

Zusammenreissen

Wunde ich

Sumpfiges Gelände

Leiden

Zufälle

Sassi März 2011

Berlin diskret

Tripperburg

Helden

Hilfe

Spinne Gulag wie immer

Motte in der Bude

Kapriolen

Negerküsse

Camus

Nobel

Einer quatscht immer

Uhr

VORWORT

Achmatova A. aleixandre V. alberti R. appollinaire G. aragon L. arendt E. bartel K. budelaire C. brecht B. becher J. R. benn G. bukowski Ch. catullus G. V. chamisso A. char R. eluard P. enzensberger H. M. fühmann F. gerhardt P. gressmann U. goethe J. W. gryphius A. guillen J. halas F. heine H. hermlin S. herweg G. hesse H. hölderlin F. homer holz A. huppert H. inoue Y. jessenin S. jewtuschenko J. kleist H. klopstock F. lorca F. G. lorenz K. loerke O. majakowski V. marx K. mickel K. mickiewicz A. müller H. nabokov. V. neruda P. ören A. okudshawa B. pasternak B. L. puschkin A. radicvic R. rennert J. rilke R. M. rimbaud A. ringelnatz J. ritsos J. schiller F. shakespeare W. stadler E. strittmatter E. toller E. trakl G. uhlik R. ungaretti G. vallejo C. villion F. von chamisso A. von droste-hülshoff A. wagner R. weisbach R. whitmann walt woronow J. zwetajewa M. andre auch irgendwo dazwischen Kminkowski, ich und des volkes Mund. Wie nun kommt man meinen Gedichten bei und was ist überhaupt ein Gedicht. Man kann die Worte, einzelne oder Reihen als Metapher auffassen oder einfach so wie sie dastehen. Eine Metapher ist ein Bild. Jedes Wort und jeder Satz hat einen bildlich bestimmten Inhalt. Man malt also mit Worten. Manchmal sind mehrere Schichten in einem Gedicht übereinander gelegt. Überschriften bilden einen wertenden Kommentar zum Gedichts. Das Wesen eines Gedichts muss nicht immer unbedingt etwas mit Rhythmus zu tun haben. Es gibt vorgeprägte Rhythmen, die schon seit Jahrhunderten existieren, auf die man zurückgreifen kann. Es gibt Innenreime und Außenreime, Reime von Silben. Das Wesen eines Gedichts hat nicht immer unbedingt was mit der Länge zu tun. Manche Gedichte kommen geschrumpft daher, eine Sache die der Leser mit seinem Wissen und seiner Phantasie aufblasen muss. Das Wesen eines Gedichtes liegt einfach ausgedrückt in seiner Einmaligkeit, die nur ein wahrer Dichter ihm geben kann. Dichter und Leser begeben sich auf gemeinsame Fahrt. Ein Abenteuer in Form von gedanklichem Genuss. Gedichte, meine, alles kleine Bücher.

VORSCHLAG FÜR MEINEN GRABSTEIN

Jetzt bin ich hier wo keiner hin möcht

Aber alle irgendwann landen

Geboren zehn Jahre nach dem Krieg

Gestorben irgendwann

DURCHDRINGEN

Als ich ein Dreher war

War ich auch ein Dichter.

Als ich mit den Millimetern kämpfte,

kämpfte ich auch mit Worten.

Schweiß.

Zehntel und Hundertstel waren nicht leicht zu handhaben,

nicht leicht zu handhaben waren Inhalt und Form.

Mich durchs Metall zu beißen hatte ich gelernt;

später lernte ich von gestandenen Dichtern.

Das Bohrwerk fraß acht Stunden des Tages;

Stunden des Tages fraß das Papier.

Die Schreibmaschine beherrschte ich fachgerecht.

Durch den Schweiß der Arbeit schwammen Anfänge.

Zeilen - Arbeit und Schweiß.

Das Portemonnaie hörte auf zu reden,

Jedes Ding redete mit mir.

Als ich ein Dreher war,

War auch ein DICHTER ICH.

SEHNSUCHT

Der Himmel hat sein Metallkleid angelegt,

schimmert bläulich orange goldrot lila.

Das Feld vorm Haus mit Krähen reich besät,

lauscht dem Wind, hört stumm die kalten Lieder.

Am Schreibtisch tagsüber hat Fernweh sich in mir geregt; in der

Abendstunde jetzt kommt es wieder.

So muss ich morgen früh wohl fort nun gehen,

in andere Städte lang mich umzusehen.

Rom die via appia vielleicht entlang

Spartakus zu treffen mit den seinen,

Paris: pere lachais ’ner Bank

Goyas Spaniens zu beträumen.

In Petersburg vorm Winterpalais

die Sonne sank, wird morgen vielleicht

anders scheinen.

Fluten unscharf nun mir ins Zimmer rein:

papierne Gäste statt einsam Bier, Fusel, billiger Wein,

Zu früh Verstorbene werden per Lyrik

wieder wie so oft meine besten Kumpel sein.

UENENDLICHE MÖGLICHKEITEN

Rosen so rot

lebend oder tot

Mainelke ist tot

in meine Lyrik

Press euch in die Zeilen

Werde nicht stolpern

Nicht eilen

verletzend ihr mir auch mit Dornen droht

Blätter so Grün, zur Knospe euer Blick

werd euch teilen

die Häute über die Ohren

ziehen

auf abgefahren Asphaltstraßen

im schwarzweißen Wams

werde ich die

durch den Kakao ziehen

die kommen so daher

bewaffnet ansonsten aber leer

mein Blick ist schwer

der Teller im Wachsen

an den Horizonten die Feuer

Prometheus

Wer gibt ihn

Und dann die Wasser

Süße im Schwinden

Jahre nach Millionen

BEI DER ARBEIT

Du siehst das Bohrwerk schlafend vor dir stehen.

Metalle glänzen kalt dich an und schweigen,

dass Drehzahl Vorschub richtgen Gang beim Drehen

trittst heran deine Macht ihm nun zu zeigen.

Geschmeidig fühlst du Späne abroll‘n, fließen,

was von der Zeichnung grübelnd du ersonnen,

im Stahlwerk vorgetränkt durch Schweiß beim gießen,

fängt durch dich an jetzt Formen zu bekommen.

Die Augen wandern hin zu Skalenwerte,

die Ohren lauschen jedem fremden Laut,

wenn du mal Maße eingetippt verkehrte,

weil müde vielleicht du warst aus Versehen.

Es könnte einen halben Wartburg kosten,

im Betrieb allen an die Taschen gehen.

LEBEN UND DICHTEN

Der Rhythmus seit er sich fest versponnen,

er weit von außen in mein Innern drängte,

vom Ohr durchs Hirn die alte Blutbahn sprengte,

ab da hab ernsthaft endlich wohl begonnen

mein Dasein besser ordnend einzurichten.

Ich kehrte ein am Urstrom aller Worte,

den Menschen ihnen ihrem Arbeitsorte,

begann zu feilen zu schreiben – ja zu dichten.

Dies Feuer niemals richtig will’s verglimmen,

in Nächten nicht und nicht in meinen Tagen

auch wenn die Worte zueinander stimmen.

So tauchen auf doch immer neue Fragen,

die Neugier nie will sie mir mehr verrinnen

erst wenn die Freunde erdwärts dann mich tragen.

ODESSA (vom Schreiben)

Flimmerfarben auf der Landebahn

Vielleicht kam ich mit dem Flugzeug an

Oder trieb als silberblaue Welle her

Barke in der Sonne Glitzer auf dem Meer

Himmel frisch bemalt in zartem Perlmuttblau

Augengleich am Weg so manche Frau

Bäume alle satt in ihrem Grün

Führen raschelnd mich zum Mahnmal hin

Meine sieben Jahre sind vorbei,

Isaak, ob es schon ausreichend sei

Wo deinen Jahre doppelt zählen

Babel, Freund, soll ich zweimal sieben wählen?

SEMANTIK

Wie ist es mit dem Regen,

der warm zur Erde fiel,

was tat er mit den Wegen

bei seinem Prasselspiel?

Die an den Zweigen hingen,

vereinzelt schlingern ab,

was hört man Blätter singen

beim Schlaf im Wintergrab.

Wenn wir uns nieder legen,

zerfließend unsere Brust,

was treiben wir im Schweben,

ich hätt es gern gewusst.

Doch manche Worte klingen

zu hart mir und zu rau

mit ihren harten Schwingen,

sie schlagen rot zu grau.

NACHTGEDANKEN

In der Ketten Straße jault ein Hund;

auf dem Markt singt einer traurig Lieder,

vielleicht das der Grund,

muss an dich denken Freund - immer wieder.

Schritten wir nicht oft herum,

manchmal bis die Morgenvögel sangen,

wollten alles ohne Rücken krumm.

Flaschen nie die Gläser klangen.

Löcher in den Taschen damals du;

für alle Fälle Sprüche;

durchgelatschte alte Schuh;

ausgefallene Gerichte in der Küche.

In mein Zwiebellederportemonaie

Legtest du mir grüne Scheine,

trankst statt Mocka immer Tee

und dann unsere großen Träume.

Nur an Mädchen Hirn und Herz gedacht,

über Jenny und die Krupskaja gesprochen,

nie des Nachbarn dicke Frau belacht;

Finger nur nach Salem gelb gerochen.

Ich fahr immer noch Reichsbahn, Bus,

warte immer noch auf die große Liebe,

geh sonntags auch zu Fuß;

bin schon dreißig, werde trotzdem nicht müde;

ob ich was Falsches sagte, was vergas,

kamst heute vorgefahren mit ’nem neuen Wagen

und dieser Frau, die nur blöde lachte, schwieg und aß; und dich

nur, dich konnt’ übers Wetter ich befragen.

WÜNSCHE

Strick mir bitte ein paar dicke Socken,

die Füße sind mir ach so bitter kalt,

geb heiße Milch, den Zucker, Haferflocken,

so werden wir hundert Jahre alt.

Schöner bist du irgendwie geworden.

So weiß wie Schnee es glitzert deine Haut,

deine Nähe macht mich warm, geborgen,

die Zunge locker, meine Gedanken laut.

Du solltest sie wissen all die Träume,

die ich hüte, großzieh lang in mir,

sind mir wichtig, keine Schäume.

Trete ein in meines Herzens Tür.

Werd’ die Wände all dir zeigen,

die Narben, den Faden, der sie verschloss.

Möchte nur noch dichten, für dich schreiben

und nie, dass ich von dir gehen muss.

WITTSTOCK MITROPA MORGENS UM SECHS

Da ist die Friseurin jung und müde,

von der Forst einer mit rotem Gesicht,

setzten sich auf durchgesessene Stühle.

Ist die Maloche, die man bespricht.

’n Busfahrer schlürft Kaffee,

hört halb dem Rentner neben ihm zu.

Am Eingang ein Aufwischlappen fehlt;

und niemand bekommt die Türe richtig zu!

’n Eisenbahner schimpft laut übers Wetter;

der Rentner bestellt Schnaps, bestellt Bier.

Paar Berufsschüler zählen ihre letzten Groschen.

Die Friseurin schließt krachend die Tür!

Zerknittert ich nach Schicht dazwischen,

lausch dem Gequatsche, schlürf Fusel und rauch,

kein staatstragender Satz hier zu erwischen;

alle sind nur vom täglichen Einerlei geschlaucht.

HÖLDERLIN IM FILM

Goldene Hände Freunde die Doktoren er war ein Schlosser

Nicht mehr der Jüngste jung aber trotz allem dennoch

Tausende Arbeiter geführt durch Klugheit sie war die Chefin

MOSKAU GLAUBTE DEN TRÄNEN NICHT die leis sie vergoß

An einem Sonntag in der Metro trafen sich beide

Ausflugskleidung sie er alte dreckige Schuh

Du wirst mir sagen wollen ist Kino nein

Mein Freund ist Wahrheit Zeiten sind wo das Glück

Kunst Frau und Mann sie strömen gleichen

Fluss eine Diotima den Friedrich

ERINNERUNGEN

Sonntags bekamen wir lose Milch zu kaufen.

Waldmeisterbrause löschte unseren Durst

An der Ecke privat noch der Laden

Marken für Butter und Wurst

Statt fern sah man aus dem Fenster

Radios krächzten mühsam und alt

In Waschküchen wusch man Wäsche

Vaters Bier wurde im Keller kalt

Reiseschecks rieselten selten

Wochenende ging sonnabends erst an

Mit Fahrrädern fuhr man zelten

Frauen nach Ja-Wort erst zum Mann

Grotewohl, Pieck an den Wänden

Ja, wer reichte ihnen in Pankow die Hand

Für wen wurd gesammelt die Spenden

Von wem die DDR schon gekannt

Wie unser Leben damals gelaufen

Denkst du manchmal noch daran

War zu klein um Schweres zu nennen

Meines erst in den Fünfzigern begann

GESCHICHTE/N

Es gellt mir manchmal noch im Ohr

Sein Schimpfen, hab es nie vergessen

wie hinterm Skoda Lenkrad er gesessen

Und musste plötzlich bremsen kurz davor.

Zur Erde Fotos werden gesandt

Weltall man zum Mond kann fliegen

kaum vom bittren Blut beim Siegen

wahr gekündet von der Revolution im Land.

Farbe, blaue, trübes Funzellicht,

Vater störte sich oft an Äußerlichkeiten,

ich wollt so gerne mal tiefsinnig mit ihm streiten,

Doch mein Schulwissen reichte nicht.

Irgendwer faselte, dass wir fast uns schon …,

ich sei reifer geworden mit den Jahren,

durfte nun endlich hin und wieder auch sein Auto fahren

Führ mich nicht auf wie Vaters braver Sohn.

Dachte nun, es gibt wieder Krach

nächtlich Soldaten, rote,

Vater per Stoppzeichen, um paar Papirossi baten

Ein Nichtraucher kramt im Handschuhfach

„Liegen, Frank, immer hier bereit - …

muss die Muschkoten auch bisschen bedenken“

Ich grinste, ließ voll Witz meine Blicke senken

Wird mit Älterwerden man erst gescheit?

ELTERN ZEITLÄUFE

Hab die Brocken nicht vergessen,

mit warmer Milch, dem Zucker drin, arme Ritter.

Hab nicht vergessen wie ihr an meinem Bett gesessen

als Husten doll, mein Fieber schlimm.

Auch an den Doktor muss ich denken,

in sein altes Gesicht hab ich gespuckt.

Wollt niemand damit kränken;

neugierig ich Vaters kalten Kippen geschluckt.

Umsorgtet, Eltern, mich in vielen Jahren,

bis in der Zehnten mit Zwei ich aus der Schule kam,

wir uns bis da fast irgendwie meistens einig waren,

jetzt aber Sand im Getriebe ruckt.

Ständig stand eure Tür bis dato für mich offen,

braucht Hilfe ich, zum Beispiel wenn ich krank,

dafür und vor allem schuld ich dank.

Andre für mich komplizierte Dinge

- noch komplizierter später waren.

VORBILDER

Morgens gibt es immer Tee,

kräftig schwarzbraun heiß.

Willst Du Frühstück mit Kaffee,

geh ich raus ganz leis.

Nimm die Decke wieder hin.

Bin gleich wieder da.

Geh zur alten Nachbarin,

die ich gestern sah,

bring ihr manchmal Kohlen mit,

schraub ’n Birne fest,

borge mir zum Abwasch Fit,

knabbre Kuchenrest.

Pünktlich steht sie fünf Uhr auf,

und das jeden Tag,

ist der gute Geist im Haus,

weiß für jeden Rat.

Kinder alle mögen sie,

toben bei ihr lang,

schimpft nur übers eigene Knie,

ist ihr manchmal krank.

Ist ’n alte Lehrerin,

weiß mehr von ihr nicht,

vielleicht gehen wir mal beide hin,

hören was sie spricht.

BRIEF

Frage ruhig woher ich gekommen

Es ist das wissende das gute Deutschland

In dem meine Wiege stand

In der Kinderkrippe wurde ich geimpft

Gegen Pocken Lähmung vieles mehr

Es sind öffentliche Angelegenheiten aller hier

Wie Brot und Milch

Pfennigweise belasten sie die Eltern

Was in Schulen ich gelehrt bekam

Es waren Nützlichkeiten

Unbezahlbar und bezahlt von allen

Durch die Maurer in den neuen Straßen

Schlossern in den alten Fabriken

Leuten aus Verwaltungen und Büro

Leuten, die ich nie gekannt.

Wie den Bauern nicht, der Schweine mästet,

Soldaten nicht, die hätten Bruder mir sein können.

Wir sind ein Volk, das schwer sich tat.

Erde kann aufzeigen dir die Wunden, das viele Blut und To-

te, tot, Tote – tot.

Modern die, die begraben unter Birken,

heißem Wüstensand, dem Eismeer – all überall,

dort wo sie nicht geboren – und sie hatten ein Zuhause, glaub-

ten nicht, die es besser wussten liegen an unserem Herzen

deutschlands Erde.

Liebknecht, Luxemburg, Thälmann, Meier, Lehman, Schulze,

Bonnhof …

Ach so viele Namen

Geschichte und Geschichten,

Listen und Listen.

Und an allem Schuld der Jude ist.

Warum brachte Majakowski sich nun um?

War es das Schwitzbad - unseres

ERBE

Das hier im Winter Schnee zur Erde fiel

Die Spatzen Nahrung fanden übers Jahr

Die Pfützen Spiegel dunkler Wolken war

Die Winde trieben mitten böses Spiel

Der Mensch am Abend in den Himmel schaut

Sehr sorgsam an dem kleinsten Krumen aß

Und heimlich nur des Nachts zusammen saß

Wenn er von Zukunft träumte, an ihr baut

Es hat die Hoffnung ihre mich erreicht

Durch solch ein Leben meines wurd mir klar

Und all mein Schweres bleibt doch ständig leicht

Weil ich die Narben ihres Weges sah

Was ich erfuhr von ihnen hab’s erfahren

Die lebend noch dem Stacheldraht entkamen

FREUNDE

Grauer Staub an den Schuhen fiel er aus deinem Land

Welcher Zug trug ihn her auf diesen Bahnhof uns

Wird er abfallen wenn ich eintrete bei mir

Zu haus in meinem deutschen Land

Aber was ist schon Staub, er geht und kommt wie er will

Streut sich irgendwohin, Gebirge auf zum Meer,

in die Gasse des Dorfs vielleicht wo letzte Nacht

wir gesessen bei Schwarzbrot Schnaps

Was uns immer fehlt Zeit sie rennt den Bahnsteig lang

Springt aus Pfiffen der Lok, drängt mich zum Aufbruch nun

Lernte manches schon doch Abschied zu nehmen nie

Männer schweigen und geh’n fort

ODE

Könnt ich Euer Leben verlängern

Ich tät es

Um des Zuhörens willen

Der Arbeiter in den Fabriken

Der Bauern auf den Feldern