Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
In Lyrische Grenztänze entfaltet dey Autor*in eine berührende Sammlung von Gedichten, die während einer zweijährigen Reise zur Selbstentdeckung entstanden sind. Diese lyrischen Reflexionen sind ein eindringliches Zeugnis von Traumaarbeit, Heilung und Transformation, welches die Leser*innen auf eine emotionale Expedition einläd. Die Gedichte thematisieren nicht nur persönliche Erlebnisse und lebensverändernde Situationen, sondern bieten auch einen scharfen Blick auf gesellschaftliche Normen und deren Einfluss auf Identität und Selbstwertgefühl. Zwischen den Zeilen wird der Prozess einer queeren Person begleitet, dey sich mutig mit deren Emotionen auseinandersetzt und die Herausforderungen des Lebens in all ihren Facetten annimmt. Der Titel deutet auf die Möglichkeiten der Veränderung in Grenzbereichen, Übergängen und Überschneidungen hin. Die Texte laden dazu ein, die eigenen Grenzen zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entdecken. Sie fungieren als schriftliche Hand, die anderen zur Seite steht, besonders jenen, die ähnliche Unsicherheiten oder transformative Momente erleb(t)en.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Maybe the journey isn’t about becoming anything.
Maybe it’s about unbecoming everything that isn’t really
you so that you can be
who you were meant to be
in the first place.
~Paulo Coelho
Inhalt
Vor_wort
Weltenmaler
Exorzismus
Remis – wenn zwei Könige sich voreinander verbeugen
Raus
Selbststücke
Augen zu – Welt aus
Berührungsgeschichte
Ohr_wort
Deine Worte
Schmerzbefreit
Flügge werden
Dort war mein Stichwort
Sonnenenergie
Konstruktionen
Flatteraugen
Gleichgewicht
Wort_auen
Lexikon der alten Worte
Menschliche Natur
Halbda
Gefülltes Fehlen
Nein
Scham
Ohrputz
Juvenile Vergangenheit
Worttheater
Gedankenblasen
Zwischen_spiel
Nachspiel
Befreiend
Jaein
Toilettentrennung
Weg_kommen an_bleiben
Familienbande
Boxendenken
Zeitsprünge
Marmeladenglas_momente
Zuflucht_orte
Worte wie Balsam
Aus mir herausheben
Spitze Zungen
Lebensgestell
Schutzpanzer
Lebenleuchten
Wachküssen
Tauchgang
Entrümpeln
Im Horst
Geisterseele
Schmelzpunkt
Ein_kerkern
Türklappern
Körpermodifikation
Heim_weh
Summoning
Atomenergie
Momentaufnahme
Verglühen
Free Hugs
Turmbau
Eingliederung GmbH
Ab_ge_schirmt
Tarnmodus
Anstranden
Ruinen
Mundraub
Standhaft
Transgenerational
Farbpalette
Bettgeschichte
Leere
Buchmensch
Ent_täusch_ung
Taschengeklimper
Alte Orte entdecken
Smile
Fremdschmücken
Inselhopping
Spaziergang
Vor_bilder
Spardose
Tanzpartner*innen
Vorfreude 08062024
Anbeten
leichtgläubig offen
zeitiges Wiedersehen
Nix bleiben
Orchester
Wortlos
Herzmusik
Dammbruch
Sanfter Leuchtturm
Für F. 09062024
Tränenstart
Deine Worte schwirren
Wasser bis zum Herz
Verstummen
Musikstücke
neue Umgebung
Schließzeiten
M_agnete_A
Heimat_lose Worte
Die Gedanken sind frei
Blind
Balsam für die Seele
Hybris
Feuerbru(n)st
Lost in the woods
Findet Nemo
Wanderschaft
Licht dimmen
Die längste Reise
Schriftliche Botanik
Zeug*in
Gib mir ein ich
Wer ich bin
Adieu
Freigeister
Kintsugi
Rück_schritte
Into the forest i go…
Single unter Greisen
Ein Doppelzimmer bitte
Lange Leine
Überflieg*erin
Marodes Bauwerk
Zusammen_aus_bruch
Wegmarkierungen
Aufgefrischt
Gesandt
Wider_sprechen
Mit Fanfaren
vom Fleck weg
Dosentelefon zur Seele
Nach der Ebbe…
Neustart
Wortsalat
Flauten
Melonenkopf
Anxiety
Die Gefährten
Seelenhand
Flügelschlag
Zeiten_phone
Besänftigt – 100724
Abflug – 10072024
Seelentreff
Fährte aufnehmen
Gemeinschaft finden
Alles ist eins
Insektenbefall
Lass mich wachsen
Antikapitalistische Arbeitsbewegung
S O S
Lehre der Thermik
Ge_mein_same Zeit
Gefühlen er_liegen
Möwenheimat
Silver Lining
Der Ruf im Inneren
Reisepuzzle
I fell in love with impossible
Wellengang
Kleider machen..
Rollende Gesellschaft
Sich bett_en
Aus der Reihe tanzen
Nach innen wenden
4 Pfoten und 2 Füße
Altes neu be_greifen
Taubenbeat
Statt
Dem Kleinen gut zureden
Hitchcocks die Vögelworte
I’ll be there for you
Neue Frequenzen
Hügel schaffen
Lichtermeer
Open Water Diving
Duftproben
Kommandant Angst
Wortwelten
Urschrei
Implodierende Sterne
Körper_zeit_reise
Olle Kamellen
Grübel_ei entschlüpfen
Emotionale Post
Musterung
Überlebensmodus on
Back to school
Einsameer
Resistance
Qualitätskontrolle
Knastgespräche
Mord im Wohnzimmer
Surferboy
Schwebend sein
2 Monate
Dürre
Huckepack
Herzmassage
Erlöse mich
Spät?
Immer wieder schrumpfen
Sirenenrufe
Kindliches Urvertrauen
Alles was es braucht ist
Raue liebevolle See
I’m fine
Fliegengewichte
Kein Anschluss unter dieser Nummer
Crashtest
Das zweite erste Mal
Wieder_finden
Abtauchen im Gehölz
Dorian Grey
Tinten_DNA
Großzügig auftragen
Liebe und Widerstand
Wer zu den Quellen gelangen will…
Stillstehen
Hauteng
Glockengeläut
Gießkannen voller Tränen
Ho Ho Hold on
Implosion
Partyspiele
Lebenslinien auf Gleisen
Diffusion
Im Jetzt lieben
Neu_ronale Ver_Bindungen
Augenaufschlag
Weinlese
Himmelsfall
Supernova
Narrative Spuren
zur gleichen Zeit
Unwetter
Seebestattung
frisch Zementiert
Bin Bäckereigesell*in
Ikarus schwebt
zum Tee mit Gestern
Für dich mein Bester
Apnoe
Sesshaft werden
Geschichten weben
Rasten
Leuchtfeuer
Worte heilen
Haifischfütterung
Heimatklänge
Anziehung
Mir fehlt die Zeit
Hirnen
Schlingen
Ahoi Matros*in
Einen Zahn ablegen
Einmal neues Leben zum Mitnehmen
Pubertäre Wünsche
Fremdbestimmte Anerkennung
Innerer Cheerleader
Time flies
Neuer Anstrich
Momentum
Eiskaltes Händchen
Ich weiß was du wirklich bist
Das Licht am Ende des Tunnels
Ihr lebt in mir
Neuinterpretation alter Rollen
Rollen neu interpretiert
Leben im System
Schwächen ausnutzen
Wissenschaftliche Zauberbohnen
So ein Tag so wunderschön wie heute
Farewell
Kolumbus Enkel*in
Haarige Affäre
Riten und Bräuche
In guter Gesellschaft
Ent_schlüpfen
See_manns_garn
Altes neu betrachten
2 Monate
Front_urlaub
Feuergeburt
Deserteur*in
Inter_nalisiert
Return to sender
Lebens_mosaik
Land in Sicht
Mono_poly
Wie Obelix nur . . . anders
Neue Ufer
Leib_haftige Begegnungen
Post-Apokalyptisch
Unkraut ver_geht
Liebster…
Wiegenlied
Unterstützung aus der Zukunft
Er_leich_ter_ung
Emotionales Dosentelefon
Rettungsgasse
Verfolgungswahn
Betriebsblind
Die Nicht_Erschöpfung
Das hätte ich nie
Ring_kampf
Sie haben es nie beendet
Viel zu lange unberührt
Es ist soweit
Liebesbrief von Maris
Der Löwenzahn in mir
Selbst_gespräche
…Schnipsel
Nach_wort_e
Vor_wort
Es ging nie darum, etwas Neues oder Innovatives zu schreiben. So unterschiedlich wir Menschen sind, haben wir doch alle bereits ähnliche Emotionen erlebt. In einer Welt, die einem malignen Krebsgeschwür ähnlich, sich selbst zu vernichten sucht. Ohne zu erkennen, dass sie ihr eigenes Fleisch verbrennt. Weil sie ihre eigene Existenz nicht erkennt, die mit einer krankhaften Beharrlichkeit versucht etwas aufrecht zu erhalten, was nur Wenigen dient doch uns alle zu vereinzeln sucht. Die wahre Kraft der Lyrik liegt darin, die Menschen über Worte mit ihren immanenten Emotionen (wieder) zu verbinden. Sie aus der gefühlten Einsamkeit, der Erstarrung, der Hoffnungslosigkeit herauszufischen, sie abzutrocknen und ihnen in dem sicheren Raum einer Umarmung zu erklären, dass sie mit ihren Erlebnissen nicht allein sind, nie alleine waren und auch niemals alleine sein könnten – das ist die Magie der Lyrik. Worte schenken uns zwischen ihren Kapitälchen, Bindestrichen und Freizeichen ein zu Hause. Ein Ufer, an dem wir stranden und uns erholen dürfen. Und vor allem: verstanden werden. Wir werden gesehen von dem auf Papier gegossenem Leben eines anderen Menschen. Unsere Existenzen treffen sich auf der seidendünnen Bühne und begegnen sich – vielleicht das erste Mal in unserem Leben wahrhaftig. Mit den Schriftzeichen formen wir eine heimelige Couch, einen ruhigen Raum, in dem wir Ankommen und uns kennenlernen dürfen. Eine be_zeichnende Pause von der Welt und den Menschen, die wir dort draußen zu sein scheinen. Wir tauchen eine Weile gemeinsam, spüren die Verbindung unserer Erfahrungen und sind in dem weiten Ozean für einige Augen_blicke weniger allein.
Wir lesen die Zeilen, die ein anderes Leben schrieb und unsere Augen scheinen sich durch die Buchstaben anzusehen. Die Zeilen blicken uns an, in uns hinein, zwischen uns ein Buch und zwei Leben, die sich Satz für Satz miteinander verweben.
Ich weiß erst, welche Worte aus mir herausfließen wollen, wenn ich sie auf dem weißen Hintergrund erkenne. Ich spüre ein Vorwärtsdrängen, eine Energie, die sich in meinem Kopf formt, bei meinem Herzen vorbei ein paar Souvenirs einsteckt und weiter in meine Hände fließt, um von dort auf das Schiff aus Papier zu springen. Der Anker ist gelichtet, es ist mehr als genug Platz für alle frei, die mitfahren wollen.
Ich springe ins Fühlen, werfe es mit vollen Händen hoch über mich, damit es wie Glitzer über mich segelt und tanze darin. Der kunterbunte Emotionsregen lädt‘ dich ein.
Darf ich bitten?
Weltenmaler
Ich hab‘ mich zwischen den Zeilen verloren
gerade als ich kurz wegsah
stahl sich mein Ich davon
auf tintentapsen leisen Sohlen
überließ es mich
den Abgründen der Wortreihen
klaubte im raschen Gehen
die letztlich abgelegten Fetzen
meiner entrückten Seele auf
maskierte sich mit mir
ob es weiß, dass von uns zweien
ich den besseren Deal bekam?
während seelengewandträger
dort draußen im Regensturme
gegen gefühlstaube Ungeheuer
in fahler Menschenhaut
sich wappnen muss
stehe ich seelennackt
hier im hellen Inneren
und versinke atemlos
in den Liebkosungen
der lautlos sprechenden
Weltenmaler
Exorzismus
Schreib Maris schreib
dich frei
raus aus den Geschichten
die sie in dich schreiben
unter deine Haut
auf deine Organe
in deine Nerven
um dich zu bannen
deine Lebensenergie
versiegen zu lassen
die sprudelnde Quelle
aller Lebensenergie
hinter dem Damm
zu speichern
um sie langsam stetig
für Fremdfirmen nutzbar
zu stehlen
schreib Maris
bis die Tinte
aus deinem System
auf die weißen Seiten
gebannt ist
Remis – wenn zwei Könige sich voreinander verbeugen
mein Vater ganz Erzeuger
gebeutelter Soldat vormals
von patriarchal Gesalbten
seit Geburt an versklavt
nie vollständig in die
erleichternde Freiheit entlassen
steht nun also vor mir
wie eine alte Eiche
groß und starr und rau
kein äußerer Sturm scheint
seine Rinde zu durchdringen
doch ich weiß innerlich
zerfrisst es ihn
allein unter Eichen zu sein
Raus
Es könnte doch so einfach sein
raus aus der Tür
raus in die Welt
das alte Leben bleibt zu Haus
sonst macht es mich nur wieder klein
wie kannst du nur wo willst du hin
ich kann doch nichts dafür
dass unser Leben nicht gefällt
doch ich war bereits zur Tür hinaus
und atmete die frische Luft
die Abenteuerlust ein
den Staub der letzten Jahre aus
konnte es wirklich so einfach sein
raus aus der Tür
raus in die Welt
Selbststücke
Als ich die Bruchstücke meines Selbst
wieder zusammenfügte
all die Teile die ich so lange
nicht leben durfte
doch stets im hintersten Winkel meines Herzens
warteten
ganz nahe an dem Ort
wo meine Träume ruhen
Als ich diese Tür fand
durfte ich heilen
und ganz und gar zu mir selbst finden
Augen zu – Welt aus
Als ich meine Augen schloss
obwohl alles um mich herum tobte
versank ich in meine innere Welt
sodass die Träne
die sich im Augenwinkel festhielt
als leise Spur
über meine Wange floss
obwohl das Chaos um mich
in meinem Herzen wogte
folgte ich dieser Spur
in die Ruhe
Berührungsgeschichte
Hier eine kleine Falte
dort eine Senke in der Fläche
was erzählt mir deine Lebenslinie wohl
wenn ich lange genug hinspüre
unsere Hände umkreisen sich
betasten sich vorsichtig
wie scheue Tiere
werden mit jeder Sekunde
vertrauter miteinander
ich meine dich zu spüren
überall
- Veränderte Version
Hier eine kleine Falte
In deiner sonst so reinen Weste
Dort eine Senke in der Fläche
Was berichtet deine Lebenslinie
Wenn ich unbedeckt hin spüre
Während sich die Hände nähern
Die Magnetfelder unser pulsierenden herzen
Sich unbeirrt ob physikalischer Gesetze
Vor aller Augen wohl verdeckt
Doch für unsre Seelen so erkennbar
Wie ein Reh im Scheinwerferlicht
Unsre Leiber näher zieht
Die kleine Westenmakelfalte
Um eine Leibesfülle vertiefend
Das Blütenweiß bunt sprenkelnd
Die Senke in der Fläche
Umfängt die feingliedrigen Körperpartien
Meiner samtweichen Hände
Als sie sich endlich deiner Lebenslinie
Anvertrauen
Gar um bedeutende Linien bereichern
Satzzeichen, Wortschöpfungen, Berührungspunkte
Unsere Häute verständigen sich ohne Wörterbuch
Die Seelen entblättern sich von selbst
Öffnen den Umschlag zu einer neuen Geschichte
Tief in unsere Seiten tauchend
Ohr_wort
Worte so filigran formen
dass sie sich
durch den Gehörgang schmuggeln
und ehe mensch sich versieht
sitzen sie schon
mitten im Herz
Deine Worte
Der Lufthauch erreicht mich zuerst
streift sanft am Ohr entlang
trägt deine Worte mit sich
Silben fallen langsam träge
wie Regentropfen nach dem Sturm
zwischen deinen vollen Lippen
in die elektrische Ladung
des beengten Raumes
zwischen dir und mir
bis sie schließlich
wie magisch angezogen
meine Halsseite empor
längs der weichen Ohrpartien
sich in mir versenken
ohne Verzögerung fährt
die Gänsehaut über
meinen ganzen leib
sodass jede Rundung
jede Senke, jede Erhebung
sich dir entgegen neigt
jedes Härchen umschmiegt
deine Worte
Schmerzbefreit
Mein Körper kämpft schon
so lange für mein Sein
hält aus, trägt, schluckt
alles, was ihn Außen trifft
ist der tapferste, stolzeste
Gefangene meiner Selbst
doch stimmt das wahrlich
oder ist es vielmehr
mein Selbst, die feine Seele
die sich von ihm
ausgehalten, getragen, geschluckt
nach dem Außen sehnt
eine andre Seele treffen möge
Gefangene meines Körpers bleibt während sie
unermüdlich stetig
an den Zellen ihres Kerkers schabt
bis mein Körper letztlich müde
sich selbst vom Kampf befreit
meine tapfere, stolze Seele
aller Kerkertüren
aller Fesseln gesprengt
in Sehnsucht‘s Arme fällt
Flügge werden
Auf der weichen Insel mitten im Raum
entschleunigtes Nest in hektischer Zeit
schlüpfte eine Frage
aus meinem Haupt
durchbrach die raue Schale
pellte sich behutsam aus dem Unbewussten
kletterte Stück für Stück
aus der normierten Form
in der mein altes Ich
zum Siedepunkt schmorte
bis die Hitze an der Haut entfacht
sich bis zu meiner Seele fraß
sie in Flammen aufgehen ließ
bis statt der zaghaften Frage
wie der Phönix aus der Asche
die Antwort
natürlich konnte es nur diese sein
im rostroten Feuerschein erstrahlt
sich ausbreitet
die Flügel spreizt
und endlich
im Freiflug lebt
Dort war mein Stichwort
die mündliche Ohrfeige
katapultiert meine fragile Seele
kopfwärts voran in vergangene Gefühle
statt den Vorhang langsam aufzuziehen
wird er unerschrocken in Brand gesetzt
und meine Seele fängt Feuer
tanzt über die Bühne
alte Geschichten persiflierend
den immer gleichen Salmon kauend
die Kostüme längst zerfleddert
das Drehbuch ein Schatten seiner selbst
doch die Gefühle
so deutlich
wie eh und je
Sonnenenergie
die Sonne kann mir nur leidtun
nie wird sie es schaffen
die Menschen zufrieden zu sehen
ist sie abwesend
wird sie herbeigesehnt
eilt sie zur Stelle
scheint sie bald zu viel
wer sagt ihr eigentlich
dass sie unentbehrlich ist
und nimmt sie einfach
ganz fest
in die Arme
Konstruktionen
Was hat es nur auf sich
mit diesem Konstrukt
das uns alle hierarchisiert
in Gruppen entzweit
wo Gemeinsamkeiten zu finden
Verbindungen aufgebaut
gar Liebe entstehen könnte
wäre da nur dieses garstige
alles negierende
Alter
Geschlecht
Hautfarbe
Herkunft
Wissen
Können
Geld
nicht
Flatteraugen
ein kesser kleiner Schmetterling
hat sich in mich verirrt
flattert unbedarft umher
zwischen Gedankenströmen
bei Erkenntnisblüten
bringt er alles durcheinander
mich aus dem Konzept
als auch vollends aus dem Tritt
mit seinen bunten Flügeln
deren Augen auf der Spitze
erstaunlicherweise sehr
den deinen ähnelt
Gleichgewicht
der erste Augenblick
eine Schwere
doch letztlich
eine Leichtigkeit
beim Gedanken
an eine Seele
mit gleichem Gewicht
Wort_auen
sie fließen aus mir heraus
als wäre ich weiß nicht
die Luft mit ihnen getränkt
wie osmotische Kapriolen
als könnte ich sie schöpfen
mitten aus der Atmosphäre
dem klaren Fluss zwischen
den Auen meiner Hirnmasse
Lexikon der alten Worte
was geschieht mit ihnen
denen, die im Altersruhestand
nicht mehr gebraucht
vergessen unausgesprochen tradiert
auf ausgebleichten Seiten sitzen
füttern sie auch Kapitälchen
am Buchstabensee
mit Satzkrumen
Menschliche Natur
als wäre es ein Gegen_satz
zwei Worte mit immensem Inhalt
Welten die aufeinander prallen
jede mit eigener Atmosphäre
beim Aufeinandertreffen
einem Urknall gleich
entsteht eine neue Spezies
Halbda
Wir waren gemeinsam 5 Mal an diesem Ort
zusammen Erinnerungen her_stellen
zweisame Momente
die sich jetzt alleine
als Hälfte erlebt, erinnert
nach zu viel anfühlen
was fängt mensch an
mit der anderen Hälfte
die jetzt abgeholt werden möchte
und verloren am Hirngleis steht
Gefülltes Fehlen
es ist mir gar
völlig entfallen
so viele dachte
zu meinem Ehrentag
an mich
es fiel mir erst später auf
dein Andenken fehlte
mir nicht
Nein
ich weigere mich entschieden
dieses negative Gesabbel
meines Hirns
-hat wohl einen schlechten Tag-
in mein Herz zu lassen
wo es alles verfärben will
die Sicht zu verdüstern gedenkt
alle Pforten zuzuschlagen
entschieden – nein
Scham
so lange ausgeharrt
zu viel ausgehalten
sehr wenig vertraut
in mich selbst
wurde ich von mir verlassen
wurde erst komplettiert
als ich dich verließ
törichtes kleines Herz
sehnst dich so nach
dieser einen speziellen
Art der liebevollen Zuneigung
dass du mich überall
in jedem Antlitz
stets dasselbe sehen lässt
Ohrputz
nur kurz einen Blick gewagt
die Ohrspitze durch den Spalt
den ich im Schutzmantel öffnete
vorwitzig vorsichtig herausgestreckt
schwappt die Lautstärke
ihrem Namen alle Ehre machend
über meinen Ohren zusammen
flutet meinen Gehörgang
verstopft meine kreativen Zugänge
mit Algen der Worthülsen
aus fremder Münder gespült
wo sind Putzerfische
wenn Mensch sie braucht
Juvenile Vergangenheit
wenn ich in die Zukunft sehe
in ihre unwissenden Gesichter
frage ich mich
wie kann ich euch
begreiflich machen
worauf es ankommt
ihr seid die Zukunft
und verkörpert doch
nur die Vergangenheit
Worttheater
ich bin Schriftsteller*in
stelle die Schriftzeichen
im hellen Scheinwerferlicht
auf frischem Laut ertappt
platziere sie auf den Seiten
wie Anweisende im Theater
jedes Wort hat einen Platz
in meinem Herzen
warten sie geduldig
auf ihren Einsatz
dass der Vorhang sich hebt
das Schauspiel, Wortspiel beginnt
jeder Auftritt eine Premiere
mit altbekanntem Schriftstil
doch die bunten Kostüme
stelle ich für jeden Auftritt neu
Gedankenblasen
Wird es wohl so bleiben?
betrete ich einen Raum
analysiere ich sofort
wie viel erlebte Gewalt
mit uns hier
am Tisch diniert
heute beehrt uns
mit ihrer Anwesenheit
Frau Müller, 1954
2 Frakturen in der Schulter
Frau Mohn, 1972
ihr Nein war umsonst
die Abtreibung kostenlos
Zwischen_spiel
1. Akt
die Luft knisterte so stark
ein kurzer Blick zu lang
ein warmes Wort zu viel
hätte unser Feuer entfacht
kein*e olympische*r Läufer*in
hätte diesen Rekord gebrochen
2. Akt
lasse die Lust schmelzen
fließen wie heiße Schokolade
über deine Leibesfrüchte
die Eiswürfel gleiten quälend langsam
ins Delta deiner Mitte
hinterlassen wässrige Brotkrumen
als ob ich den Weg nicht kenne
3. Akt
meine Zungenspitze umspielt
dein warmes Mousse
so weichzart kaum spürbar
und doch so voller Geschmack
den meine sanfte Wellenbewegung
