Lyrische Grenztänze - Maris Elliott - E-Book

Lyrische Grenztänze E-Book

Maris Elliott

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Beschreibung

In Lyrische Grenztänze entfaltet dey Autor*in eine berührende Sammlung von Gedichten, die während einer zweijährigen Reise zur Selbstentdeckung entstanden sind. Diese lyrischen Reflexionen sind ein eindringliches Zeugnis von Traumaarbeit, Heilung und Transformation, welches die Leser*innen auf eine emotionale Expedition einläd. Die Gedichte thematisieren nicht nur persönliche Erlebnisse und lebensverändernde Situationen, sondern bieten auch einen scharfen Blick auf gesellschaftliche Normen und deren Einfluss auf Identität und Selbstwertgefühl. Zwischen den Zeilen wird der Prozess einer queeren Person begleitet, dey sich mutig mit deren Emotionen auseinandersetzt und die Herausforderungen des Lebens in all ihren Facetten annimmt. Der Titel deutet auf die Möglichkeiten der Veränderung in Grenzbereichen, Übergängen und Überschneidungen hin. Die Texte laden dazu ein, die eigenen Grenzen zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entdecken. Sie fungieren als schriftliche Hand, die anderen zur Seite steht, besonders jenen, die ähnliche Unsicherheiten oder transformative Momente erleb(t)en.

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Maybe the journey isn’t about becoming anything.

Maybe it’s about unbecoming everything that isn’t really

you so that you can be

who you were meant to be

in the first place.

~Paulo Coelho

Inhalt

Vor_wort

Weltenmaler

Exorzismus

Remis – wenn zwei Könige sich voreinander verbeugen

Raus

Selbststücke

Augen zu – Welt aus

Berührungsgeschichte

Ohr_wort

Deine Worte

Schmerzbefreit

Flügge werden

Dort war mein Stichwort

Sonnenenergie

Konstruktionen

Flatteraugen

Gleichgewicht

Wort_auen

Lexikon der alten Worte

Menschliche Natur

Halbda

Gefülltes Fehlen

Nein

Scham

Ohrputz

Juvenile Vergangenheit

Worttheater

Gedankenblasen

Zwischen_spiel

Nachspiel

Befreiend

Jaein

Toilettentrennung

Weg_kommen an_bleiben

Familienbande

Boxendenken

Zeitsprünge

Marmeladenglas_momente

Zuflucht_orte

Worte wie Balsam

Aus mir herausheben

Spitze Zungen

Lebensgestell

Schutzpanzer

Lebenleuchten

Wachküssen

Tauchgang

Entrümpeln

Im Horst

Geisterseele

Schmelzpunkt

Ein_kerkern

Türklappern

Körpermodifikation

Heim_weh

Summoning

Atomenergie

Momentaufnahme

Verglühen

Free Hugs

Turmbau

Eingliederung GmbH

Ab_ge_schirmt

Tarnmodus

Anstranden

Ruinen

Mundraub

Standhaft

Transgenerational

Farbpalette

Bettgeschichte

Leere

Buchmensch

Ent_täusch_ung

Taschengeklimper

Alte Orte entdecken

Smile

Fremdschmücken

Inselhopping

Spaziergang

Vor_bilder

Spardose

Tanzpartner*innen

Vorfreude 08062024

Anbeten

leichtgläubig offen

zeitiges Wiedersehen

Nix bleiben

Orchester

Wortlos

Herzmusik

Dammbruch

Sanfter Leuchtturm

Für F. 09062024

Tränenstart

Deine Worte schwirren

Wasser bis zum Herz

Verstummen

Musikstücke

neue Umgebung

Schließzeiten

M_agnete_A

Heimat_lose Worte

Die Gedanken sind frei

Blind

Balsam für die Seele

Hybris

Feuerbru(n)st

Lost in the woods

Findet Nemo

Wanderschaft

Licht dimmen

Die längste Reise

Schriftliche Botanik

Zeug*in

Gib mir ein ich

Wer ich bin

Adieu

Freigeister

Kintsugi

Rück_schritte

Into the forest i go…

Single unter Greisen

Ein Doppelzimmer bitte

Lange Leine

Überflieg*erin

Marodes Bauwerk

Zusammen_aus_bruch

Wegmarkierungen

Aufgefrischt

Gesandt

Wider_sprechen

Mit Fanfaren

vom Fleck weg

Dosentelefon zur Seele

Nach der Ebbe…

Neustart

Wortsalat

Flauten

Melonenkopf

Anxiety

Die Gefährten

Seelenhand

Flügelschlag

Zeiten_phone

Besänftigt – 100724

Abflug – 10072024

Seelentreff

Fährte aufnehmen

Gemeinschaft finden

Alles ist eins

Insektenbefall

Lass mich wachsen

Antikapitalistische Arbeitsbewegung

S O S

Lehre der Thermik

Ge_mein_same Zeit

Gefühlen er_liegen

Möwenheimat

Silver Lining

Der Ruf im Inneren

Reisepuzzle

I fell in love with impossible

Wellengang

Kleider machen..

Rollende Gesellschaft

Sich bett_en

Aus der Reihe tanzen

Nach innen wenden

4 Pfoten und 2 Füße

Altes neu be_greifen

Taubenbeat

Statt

Dem Kleinen gut zureden

Hitchcocks die Vögelworte

I’ll be there for you

Neue Frequenzen

Hügel schaffen

Lichtermeer

Open Water Diving

Duftproben

Kommandant Angst

Wortwelten

Urschrei

Implodierende Sterne

Körper_zeit_reise

Olle Kamellen

Grübel_ei entschlüpfen

Emotionale Post

Musterung

Überlebensmodus on

Back to school

Einsameer

Resistance

Qualitätskontrolle

Knastgespräche

Mord im Wohnzimmer

Surferboy

Schwebend sein

2 Monate

Dürre

Huckepack

Herzmassage

Erlöse mich

Spät?

Immer wieder schrumpfen

Sirenenrufe

Kindliches Urvertrauen

Alles was es braucht ist

Raue liebevolle See

I’m fine

Fliegengewichte

Kein Anschluss unter dieser Nummer

Crashtest

Das zweite erste Mal

Wieder_finden

Abtauchen im Gehölz

Dorian Grey

Tinten_DNA

Großzügig auftragen

Liebe und Widerstand

Wer zu den Quellen gelangen will…

Stillstehen

Hauteng

Glockengeläut

Gießkannen voller Tränen

Ho Ho Hold on

Implosion

Partyspiele

Lebenslinien auf Gleisen

Diffusion

Im Jetzt lieben

Neu_ronale Ver_Bindungen

Augenaufschlag

Weinlese

Himmelsfall

Supernova

Narrative Spuren

zur gleichen Zeit

Unwetter

Seebestattung

frisch Zementiert

Bin Bäckereigesell*in

Ikarus schwebt

zum Tee mit Gestern

Für dich mein Bester

Apnoe

Sesshaft werden

Geschichten weben

Rasten

Leuchtfeuer

Worte heilen

Haifischfütterung

Heimatklänge

Anziehung

Mir fehlt die Zeit

Hirnen

Schlingen

Ahoi Matros*in

Einen Zahn ablegen

Einmal neues Leben zum Mitnehmen

Pubertäre Wünsche

Fremdbestimmte Anerkennung

Innerer Cheerleader

Time flies

Neuer Anstrich

Momentum

Eiskaltes Händchen

Ich weiß was du wirklich bist

Das Licht am Ende des Tunnels

Ihr lebt in mir

Neuinterpretation alter Rollen

Rollen neu interpretiert

Leben im System

Schwächen ausnutzen

Wissenschaftliche Zauberbohnen

So ein Tag so wunderschön wie heute

Farewell

Kolumbus Enkel*in

Haarige Affäre

Riten und Bräuche

In guter Gesellschaft

Ent_schlüpfen

See_manns_garn

Altes neu betrachten

2 Monate

Front_urlaub

Feuergeburt

Deserteur*in

Inter_nalisiert

Return to sender

Lebens_mosaik

Land in Sicht

Mono_poly

Wie Obelix nur . . . anders

Neue Ufer

Leib_haftige Begegnungen

Post-Apokalyptisch

Unkraut ver_geht

Liebster…

Wiegenlied

Unterstützung aus der Zukunft

Er_leich_ter_ung

Emotionales Dosentelefon

Rettungsgasse

Verfolgungswahn

Betriebsblind

Die Nicht_Erschöpfung

Das hätte ich nie

Ring_kampf

Sie haben es nie beendet

Viel zu lange unberührt

Es ist soweit

Liebesbrief von Maris

Der Löwenzahn in mir

Selbst_gespräche

…Schnipsel

Nach_wort_e

Vor_wort

Es ging nie darum, etwas Neues oder Innovatives zu schreiben. So unterschiedlich wir Menschen sind, haben wir doch alle bereits ähnliche Emotionen erlebt. In einer Welt, die einem malignen Krebsgeschwür ähnlich, sich selbst zu vernichten sucht. Ohne zu erkennen, dass sie ihr eigenes Fleisch verbrennt. Weil sie ihre eigene Existenz nicht erkennt, die mit einer krankhaften Beharrlichkeit versucht etwas aufrecht zu erhalten, was nur Wenigen dient doch uns alle zu vereinzeln sucht. Die wahre Kraft der Lyrik liegt darin, die Menschen über Worte mit ihren immanenten Emotionen (wieder) zu verbinden. Sie aus der gefühlten Einsamkeit, der Erstarrung, der Hoffnungslosigkeit herauszufischen, sie abzutrocknen und ihnen in dem sicheren Raum einer Umarmung zu erklären, dass sie mit ihren Erlebnissen nicht allein sind, nie alleine waren und auch niemals alleine sein könnten – das ist die Magie der Lyrik. Worte schenken uns zwischen ihren Kapitälchen, Bindestrichen und Freizeichen ein zu Hause. Ein Ufer, an dem wir stranden und uns erholen dürfen. Und vor allem: verstanden werden. Wir werden gesehen von dem auf Papier gegossenem Leben eines anderen Menschen. Unsere Existenzen treffen sich auf der seidendünnen Bühne und begegnen sich – vielleicht das erste Mal in unserem Leben wahrhaftig. Mit den Schriftzeichen formen wir eine heimelige Couch, einen ruhigen Raum, in dem wir Ankommen und uns kennenlernen dürfen. Eine be_zeichnende Pause von der Welt und den Menschen, die wir dort draußen zu sein scheinen. Wir tauchen eine Weile gemeinsam, spüren die Verbindung unserer Erfahrungen und sind in dem weiten Ozean für einige Augen_blicke weniger allein.

Wir lesen die Zeilen, die ein anderes Leben schrieb und unsere Augen scheinen sich durch die Buchstaben anzusehen. Die Zeilen blicken uns an, in uns hinein, zwischen uns ein Buch und zwei Leben, die sich Satz für Satz miteinander verweben.

Ich weiß erst, welche Worte aus mir herausfließen wollen, wenn ich sie auf dem weißen Hintergrund erkenne. Ich spüre ein Vorwärtsdrängen, eine Energie, die sich in meinem Kopf formt, bei meinem Herzen vorbei ein paar Souvenirs einsteckt und weiter in meine Hände fließt, um von dort auf das Schiff aus Papier zu springen. Der Anker ist gelichtet, es ist mehr als genug Platz für alle frei, die mitfahren wollen.

Ich springe ins Fühlen, werfe es mit vollen Händen hoch über mich, damit es wie Glitzer über mich segelt und tanze darin. Der kunterbunte Emotionsregen lädt‘ dich ein.

Darf ich bitten?

Weltenmaler

Ich hab‘ mich zwischen den Zeilen verloren

gerade als ich kurz wegsah

stahl sich mein Ich davon

auf tintentapsen leisen Sohlen

überließ es mich

den Abgründen der Wortreihen

klaubte im raschen Gehen

die letztlich abgelegten Fetzen

meiner entrückten Seele auf

maskierte sich mit mir

ob es weiß, dass von uns zweien

ich den besseren Deal bekam?

während seelengewandträger

dort draußen im Regensturme

gegen gefühlstaube Ungeheuer

in fahler Menschenhaut

sich wappnen muss

stehe ich seelennackt

hier im hellen Inneren

und versinke atemlos

in den Liebkosungen

der lautlos sprechenden

Weltenmaler

Exorzismus

Schreib Maris schreib

dich frei

raus aus den Geschichten

die sie in dich schreiben

unter deine Haut

auf deine Organe

in deine Nerven

um dich zu bannen

deine Lebensenergie

versiegen zu lassen

die sprudelnde Quelle

aller Lebensenergie

hinter dem Damm

zu speichern

um sie langsam stetig

für Fremdfirmen nutzbar

zu stehlen

schreib Maris

bis die Tinte

aus deinem System

auf die weißen Seiten

gebannt ist

Remis – wenn zwei Könige sich voreinander verbeugen

mein Vater ganz Erzeuger

gebeutelter Soldat vormals

von patriarchal Gesalbten

seit Geburt an versklavt

nie vollständig in die

erleichternde Freiheit entlassen

steht nun also vor mir

wie eine alte Eiche

groß und starr und rau

kein äußerer Sturm scheint

seine Rinde zu durchdringen

doch ich weiß innerlich

zerfrisst es ihn

allein unter Eichen zu sein

Raus

Es könnte doch so einfach sein

raus aus der Tür

raus in die Welt

das alte Leben bleibt zu Haus

sonst macht es mich nur wieder klein

wie kannst du nur wo willst du hin

ich kann doch nichts dafür

dass unser Leben nicht gefällt

doch ich war bereits zur Tür hinaus

und atmete die frische Luft

die Abenteuerlust ein

den Staub der letzten Jahre aus

konnte es wirklich so einfach sein

raus aus der Tür

raus in die Welt

Selbststücke

Als ich die Bruchstücke meines Selbst

wieder zusammenfügte

all die Teile die ich so lange

nicht leben durfte

doch stets im hintersten Winkel meines Herzens

warteten

ganz nahe an dem Ort

wo meine Träume ruhen

Als ich diese Tür fand

durfte ich heilen

und ganz und gar zu mir selbst finden

Augen zu – Welt aus

Als ich meine Augen schloss

obwohl alles um mich herum tobte

versank ich in meine innere Welt

sodass die Träne

die sich im Augenwinkel festhielt

als leise Spur

über meine Wange floss

obwohl das Chaos um mich

in meinem Herzen wogte

folgte ich dieser Spur

in die Ruhe

Berührungsgeschichte

Hier eine kleine Falte

dort eine Senke in der Fläche

was erzählt mir deine Lebenslinie wohl

wenn ich lange genug hinspüre

unsere Hände umkreisen sich

betasten sich vorsichtig

wie scheue Tiere

werden mit jeder Sekunde

vertrauter miteinander

ich meine dich zu spüren

überall

- Veränderte Version

Hier eine kleine Falte

In deiner sonst so reinen Weste

Dort eine Senke in der Fläche

Was berichtet deine Lebenslinie

Wenn ich unbedeckt hin spüre

Während sich die Hände nähern

Die Magnetfelder unser pulsierenden herzen

Sich unbeirrt ob physikalischer Gesetze

Vor aller Augen wohl verdeckt

Doch für unsre Seelen so erkennbar

Wie ein Reh im Scheinwerferlicht

Unsre Leiber näher zieht

Die kleine Westenmakelfalte

Um eine Leibesfülle vertiefend

Das Blütenweiß bunt sprenkelnd

Die Senke in der Fläche

Umfängt die feingliedrigen Körperpartien

Meiner samtweichen Hände

Als sie sich endlich deiner Lebenslinie

Anvertrauen

Gar um bedeutende Linien bereichern

Satzzeichen, Wortschöpfungen, Berührungspunkte

Unsere Häute verständigen sich ohne Wörterbuch

Die Seelen entblättern sich von selbst

Öffnen den Umschlag zu einer neuen Geschichte

Tief in unsere Seiten tauchend

Ohr_wort

Worte so filigran formen

dass sie sich

durch den Gehörgang schmuggeln

und ehe mensch sich versieht

sitzen sie schon

mitten im Herz

Deine Worte

Der Lufthauch erreicht mich zuerst

streift sanft am Ohr entlang

trägt deine Worte mit sich

Silben fallen langsam träge

wie Regentropfen nach dem Sturm

zwischen deinen vollen Lippen

in die elektrische Ladung

des beengten Raumes

zwischen dir und mir

bis sie schließlich

wie magisch angezogen

meine Halsseite empor

längs der weichen Ohrpartien

sich in mir versenken

ohne Verzögerung fährt

die Gänsehaut über

meinen ganzen leib

sodass jede Rundung

jede Senke, jede Erhebung

sich dir entgegen neigt

jedes Härchen umschmiegt

deine Worte

Schmerzbefreit

Mein Körper kämpft schon

so lange für mein Sein

hält aus, trägt, schluckt

alles, was ihn Außen trifft

ist der tapferste, stolzeste

Gefangene meiner Selbst

doch stimmt das wahrlich

oder ist es vielmehr

mein Selbst, die feine Seele

die sich von ihm

ausgehalten, getragen, geschluckt

nach dem Außen sehnt

eine andre Seele treffen möge

Gefangene meines Körpers bleibt während sie

unermüdlich stetig

an den Zellen ihres Kerkers schabt

bis mein Körper letztlich müde

sich selbst vom Kampf befreit

meine tapfere, stolze Seele

aller Kerkertüren

aller Fesseln gesprengt

in Sehnsucht‘s Arme fällt

Flügge werden

Auf der weichen Insel mitten im Raum

entschleunigtes Nest in hektischer Zeit

schlüpfte eine Frage

aus meinem Haupt

durchbrach die raue Schale

pellte sich behutsam aus dem Unbewussten

kletterte Stück für Stück

aus der normierten Form

in der mein altes Ich

zum Siedepunkt schmorte

bis die Hitze an der Haut entfacht

sich bis zu meiner Seele fraß

sie in Flammen aufgehen ließ

bis statt der zaghaften Frage

wie der Phönix aus der Asche

die Antwort

natürlich konnte es nur diese sein

im rostroten Feuerschein erstrahlt

sich ausbreitet

die Flügel spreizt

und endlich

im Freiflug lebt

Dort war mein Stichwort

die mündliche Ohrfeige

katapultiert meine fragile Seele

kopfwärts voran in vergangene Gefühle

statt den Vorhang langsam aufzuziehen

wird er unerschrocken in Brand gesetzt

und meine Seele fängt Feuer

tanzt über die Bühne

alte Geschichten persiflierend

den immer gleichen Salmon kauend

die Kostüme längst zerfleddert

das Drehbuch ein Schatten seiner selbst

doch die Gefühle

so deutlich

wie eh und je

Sonnenenergie

die Sonne kann mir nur leidtun

nie wird sie es schaffen

die Menschen zufrieden zu sehen

ist sie abwesend

wird sie herbeigesehnt

eilt sie zur Stelle

scheint sie bald zu viel

wer sagt ihr eigentlich

dass sie unentbehrlich ist

und nimmt sie einfach

ganz fest

in die Arme

Konstruktionen

Was hat es nur auf sich

mit diesem Konstrukt

das uns alle hierarchisiert

in Gruppen entzweit

wo Gemeinsamkeiten zu finden

Verbindungen aufgebaut

gar Liebe entstehen könnte

wäre da nur dieses garstige

alles negierende

Alter

Geschlecht

Hautfarbe

Herkunft

Wissen

Können

Geld

nicht

Flatteraugen

ein kesser kleiner Schmetterling

hat sich in mich verirrt

flattert unbedarft umher

zwischen Gedankenströmen

bei Erkenntnisblüten

bringt er alles durcheinander

mich aus dem Konzept

als auch vollends aus dem Tritt

mit seinen bunten Flügeln

deren Augen auf der Spitze

erstaunlicherweise sehr

den deinen ähnelt

Gleichgewicht

der erste Augenblick

eine Schwere

doch letztlich

eine Leichtigkeit

beim Gedanken

an eine Seele

mit gleichem Gewicht

Wort_auen

sie fließen aus mir heraus

als wäre ich weiß nicht

die Luft mit ihnen getränkt

wie osmotische Kapriolen

als könnte ich sie schöpfen

mitten aus der Atmosphäre

dem klaren Fluss zwischen

den Auen meiner Hirnmasse

Lexikon der alten Worte

was geschieht mit ihnen

denen, die im Altersruhestand

nicht mehr gebraucht

vergessen unausgesprochen tradiert

auf ausgebleichten Seiten sitzen

füttern sie auch Kapitälchen

am Buchstabensee

mit Satzkrumen

Menschliche Natur

als wäre es ein Gegen_satz

zwei Worte mit immensem Inhalt

Welten die aufeinander prallen

jede mit eigener Atmosphäre

beim Aufeinandertreffen

einem Urknall gleich

entsteht eine neue Spezies

Halbda

Wir waren gemeinsam 5 Mal an diesem Ort

zusammen Erinnerungen her_stellen

zweisame Momente

die sich jetzt alleine

als Hälfte erlebt, erinnert

nach zu viel anfühlen

was fängt mensch an

mit der anderen Hälfte

die jetzt abgeholt werden möchte

und verloren am Hirngleis steht

Gefülltes Fehlen

es ist mir gar

völlig entfallen

so viele dachte

zu meinem Ehrentag

an mich

es fiel mir erst später auf

dein Andenken fehlte

mir nicht

Nein

ich weigere mich entschieden

dieses negative Gesabbel

meines Hirns

-hat wohl einen schlechten Tag-

in mein Herz zu lassen

wo es alles verfärben will

die Sicht zu verdüstern gedenkt

alle Pforten zuzuschlagen

entschieden – nein

Scham

so lange ausgeharrt

zu viel ausgehalten

sehr wenig vertraut

in mich selbst

wurde ich von mir verlassen

wurde erst komplettiert

als ich dich verließ

törichtes kleines Herz

sehnst dich so nach

dieser einen speziellen

Art der liebevollen Zuneigung

dass du mich überall

in jedem Antlitz

stets dasselbe sehen lässt

Ohrputz

nur kurz einen Blick gewagt

die Ohrspitze durch den Spalt

den ich im Schutzmantel öffnete

vorwitzig vorsichtig herausgestreckt

schwappt die Lautstärke

ihrem Namen alle Ehre machend

über meinen Ohren zusammen

flutet meinen Gehörgang

verstopft meine kreativen Zugänge

mit Algen der Worthülsen

aus fremder Münder gespült

wo sind Putzerfische

wenn Mensch sie braucht

Juvenile Vergangenheit

wenn ich in die Zukunft sehe

in ihre unwissenden Gesichter

frage ich mich

wie kann ich euch

begreiflich machen

worauf es ankommt

ihr seid die Zukunft

und verkörpert doch

nur die Vergangenheit

Worttheater

ich bin Schriftsteller*in

stelle die Schriftzeichen

im hellen Scheinwerferlicht

auf frischem Laut ertappt

platziere sie auf den Seiten

wie Anweisende im Theater

jedes Wort hat einen Platz

in meinem Herzen

warten sie geduldig

auf ihren Einsatz

dass der Vorhang sich hebt

das Schauspiel, Wortspiel beginnt

jeder Auftritt eine Premiere

mit altbekanntem Schriftstil

doch die bunten Kostüme

stelle ich für jeden Auftritt neu

Gedankenblasen

Wird es wohl so bleiben?

betrete ich einen Raum

analysiere ich sofort

wie viel erlebte Gewalt

mit uns hier

am Tisch diniert

heute beehrt uns

mit ihrer Anwesenheit

Frau Müller, 1954

2 Frakturen in der Schulter

Frau Mohn, 1972

ihr Nein war umsonst

die Abtreibung kostenlos

Zwischen_spiel

1. Akt

die Luft knisterte so stark

ein kurzer Blick zu lang

ein warmes Wort zu viel

hätte unser Feuer entfacht

kein*e olympische*r Läufer*in

hätte diesen Rekord gebrochen

2. Akt

lasse die Lust schmelzen

fließen wie heiße Schokolade

über deine Leibesfrüchte

die Eiswürfel gleiten quälend langsam

ins Delta deiner Mitte

hinterlassen wässrige Brotkrumen

als ob ich den Weg nicht kenne

3. Akt

meine Zungenspitze umspielt

dein warmes Mousse

so weichzart kaum spürbar

und doch so voller Geschmack

den meine sanfte Wellenbewegung