Lysistrata (Deutsche Neuübersetzung) - Aristophanes - E-Book

Lysistrata (Deutsche Neuübersetzung) E-Book

- Aristophanes

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Beschreibung

"Lysistrata" ist eine antike griechische Komödie von Aristophanes, die ursprünglich 411 v. Chr. in Athen aufgeführt wurde. Das Stück erzählt von der außergewöhnlichen Mission einer Frau, den Peloponnesischen Krieg zwischen den griechischen Stadtstaaten zu beenden, indem sie allen Männern des Landes den Sex verweigert, der das einzige ist, was diese wirklich und zutiefst begehren. Lysistrata überredet die Frauen der kriegführenden Städte, ihren Ehemännern und Liebhabern sexuelle Privilegien vorzuenthalten, um sie zu Friedensverhandlungen zu zwingen - eine Strategie, die jedoch den Kampf zwischen den Geschlechtern anheizt. Das Stück ist ein frühes Exposé über die sexuellen Beziehungen in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Darüber hinaus stellt seine dramatische Struktur eine Abkehr von den Konventionen der Alten Komödie dar, ein Trend, der für den Werdegang des Autors typisch ist. Es wurde nur zwei Jahre nach der katastrophalen Niederlage Athens in der Sizilianischen Expedition aufgeführt. Dies ist eine deutsche Neuübersetzung, die das Stück in prosaischer Form darstellt.

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Seitenzahl: 92

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Lysistrata

 

Deutsche Neuübersetzung

 

ARISTOPHANES

 

 

 

 

 

 

 

 

Lysistrata, Aristophanes

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

Diese neue Prosa-Übersetzung basiert auf der englischen Übersetzung meines Freundes George Theodoridis, die im Original zu finden ist unter https://bacchicstage.wordpress.com/aristophanes/lysistrate/, und die er mir für dieses Werk zur Verfügung gestellt hat. George, tausend Dank dafür, und möge Zeus dir ewig gewogen sein. Der deutsche Text steht unter der Creative Commons Lizenz Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0). Was unter dieser Lizenz erlaubt und keineswegs gestattet ist, erfahren Sie unter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/.

 

ISBN: 9783849662660

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

Inhalt:

Dramatis Personae. 1

Erster Akt2

1. Aufzug. 2

2. Aufzug. 15

3. Aufzug. 34

4. Aufzug. 38

Intermezzo. 42

2. Akt44

5. Aufzug. 44

6. Aufzug. 53

7. Aufzug. 55

8. Aufzug. 57

9. Aufzug. 63

Dramatis Personae

Frauen:                                         Männer:

Lysistrata                                      Kinesias

Kaloniki                                       Ein Ratsherr

Myrrhini                                       Polycharides

Lampito                                        Gesandter Athens

Stratyllis (Anführerin der Frauen) Manes (Kinesias’ Sklave)

Nikothiki                                      Kinesias’ Kleinkind

Kallyki                                         Spartanischer Herold

Ismenia                                        Erster Gesandter Spartas

Erster Akt

Erster Aufzug

Vor dem Vorhang steht auf einer nur schwach beleuchteten Bühne, auf der fast nur Schatten zu erkennen sind, der Frauenchor, d.h. Stratyllis' Gruppe.

Plötzlich hört man dröhnende, verstörend und martialisch klingende Tamburinen. Dann werden die Tamburinen leiser; gleichzeitig hört man ein lauter werdendes, leidenschaftliches Flehen einiger Frauenstimmen, gemischt mit Schreien von Eulen.

Frauenstimmen: [Die Schauspielerinnen stehen seitlich zum Publikum, so dass die Schatten ihrer flehenden Hände hervorgehoben werden können.] Weint, all ihr Mütter!

Weint um euren Adonis! Weint! Lauter! Adonis! Beweint den Tod von Adonis!

Weint, ihr Mütter! Euer Adonis ist fort! Für immer!

Schön anzublicken für alle Augen, Adonis ist gegangen!

Beweint seinen Tod, ihr Mütter von Söhnen!

Pause.

Erste wütende Frau: [Hinter dem Vorhang] Ritzen und Zitzen! Ritzen und Zitzen! Darum geht es hier! Das ist alles, was sie interessiert!

Zweite wütende Frau: [Hinter dem Vorhang] Das und Krieg!

Dritte wütende Frau: [Hinter dem Vorhang] Blutvergießen überall!

Der Vorhang wird gelüftet und die Bühnenbeleuchtung eingeschaltet.

Morgendämmerung. Ein öffentlicher Platz in Athen am Fuße der Akropolis, dessen Eingang ein großes Tor in der Mitte der Bühne ist. Das Tor und der Parthenon sind markant. Hier spielt sich das ganze Stück ab. Die Mauern innen und zu beiden Seiten des Tors sind mit Wehrgängen versehen, auf denen die Schauspieler zu verschiedenen Zeiten auftreten werden. Lysistrata hält eine "Einladung" in der Hand, mit der sie wütend herumfuchtelt, während sie auf und ab geht. Eine Bogenschützin (Polizistin) führt zwei betrunkene Obdachlose von links nach rechts durch. Die Eulenschreie werden leiser.

Pause.

Lysistrata: [Ans Publikum gewandt] Wenn es um eine dieser Orgien gehen würde, im Bacchustempel oder sonst wo, die ganzen Straßen wären bereits verstopft. Aber für das hier, nein! Oh, nein! Keine einzige verdammte Frau in Sicht! Nicht eine! Pause.Sieht Kaloniki von links auf die Bühne kommen. Ah, außer meiner Nachbarin! Gott sei Dank ––– Sei gegrüßt, Kaloniki!

[Auftritt Kaloniki]

Kaloniki: Sei ebenfalls gegrüßt, Lysistrata! Aber –– wie siehst du denn aus, meine Liebe! Falten auf der Stirn, die Augenbrauen zusammengekniffen wie abschussbereite Pfeile! Du wirkst verhärmt, Werteste. Tatsächlich ––– hässlich!

Lysistrata: Ich schäume vor Wut, Kaloniki! Ich koche innerlich. Diese verfluchten Frauen! Warum um alles in der Welt glauben Männer, dass wir klug und schlau sind und zu allem fähig?

Kaloniki: Weil wir es sind, meine Liebe, ganz bestimmt sogar!

Lysistrata: Aber man ruft sie zu einem Treffen, um etwas wirklich Wichtiges zu besprechen –– nicht dieser unanständige und gewöhnliche Blödsinn, über den sie immer reden –– und wo sind sie? Entweder taub oder sie schlafen noch!

Kaloniki: Aber sie haben dich gehört, meine Liebe. Ganz sicher. Es ist nur so, dass –– naja, du weißt ja, wie das ist. Ihr Haus verlassen zu können ist für eine Frau sehr, sehr schwierig! Die einen müssen ihren Mann befriedigen, andere sich um ihre Sklaven kümmern, wieder andere das Kind in den Schlaf wiegen –– ein paar müssen es vielleicht noch baden, füttern, die Windeln wechseln –––.

Lysistrata: Es gibt viel wichtigere Dinge, um die man sich kümmern muss, Kaloniki!

Kaloniki: Ja? Welche denn, meine Liebe? Was wäre so wichtig, dass du alle Frauen Griechenlands versammeln möchtest? Geht es wirklich um etwas so Großes?

Lysistrata: Um etwas sehr Großes.

Kaloniki: Ach? Und ist es auch dick?

Lysistrata: Oh, naja ––– auch dick!

Kaloniki: [Erregt, weil sie Lysistrata gänzlich falsch verstanden hat] Nun, wo sind sie dann alle?

Lysistrata: [Hat bemerkt, dass Kaloniki völlig auf dem Holzweg ist] Nein, nein, das ist es nicht! Nicht, woran du denkst, meine Liebe. Wenn es darum ginge, wären sie schon längst alle hier. Nein, es geht um etwas ganz anderes. Etwas, das mich schon seit langem beunruhigt. Glaube mir, ich habe sehr wenig geschlafen in letzter Zeit, weil ich ständig darüber nachgedacht habe.

Kaloniki: Aha, dann ist es also etwas Heikles, das dich so sehr beschäftigt hat?

Lysistrata: Ich werde dir erzählen, wie heikel, Kaloniki! Ich habe entdeckt, dass die Rettung ganz Griechenlands von uns abhängt, von unseren Ritzen und Zitzen! So heikel ist diese Angelegenheit! Ritzen und Zitzen! Darum geht es !

Kaloniki: Um unsere Ritzen und Zitzen? [Hebt erst die eine, dann die andere Brust an, als wolle sie sie ausbalancieren] Das ist wirklich heikel!!

Lysistrata: All diese schrecklichen Dinge, die in unserer Stadt geschehen, Kaloniki! Denk nur! Wir werden die Stadt befreien! Von allem ––– vor allem von den Spartanern, dem Pack!

Kaloniki: Oh, ja –– natürlich! Raus mit den spartanischen Bastarden!

Lysistrata: Und mit den Böotiern auch!

Kaloniki: Ach ja, die Böotier! Nun, die Böotier –– naja, sie haben diese köstlichen –– Aale. Nein, Lysistrata, auf keinen Fall!

Lysistrata: Was Athen betrifft –– nun, ich will ja nichts sagen, aber du verstehst, was ich meine –– wenn sich alle Frauen hier versammeln würden, Kaloniki, aus Böotien, aus Sparta, alle –– glaube mir, dann könnten wir Griechenland retten!

Kaloniki: Wir Frauen? Aber meine Liebe, haben wir Frauen je etwas Intelligentes getan oder überhaupt eine besondere Fähigkeit? Wir sitzen doch nur den ganzen Tag auf unserem Hintern herum, sehen hübsch aus, mit Juwelen und Blümchen geschmückt und geschminkt, nackt unter unseren durchsichtigen Safran-Kleidchen und tragen dabei unsere süßen kleinen "Nimm-mich-hier-und-jetzt"-Pantoffeln!

Lysistrata: Ganz genau! Genau damit will ich Griechenland retten, meine Liebe! Mit den Duftwässerchen, der Schminke, den Blümchen, den süßen kleinen "Nimm-mich-hier-und-jetzt"-Pantoffeln und den viel zu kleinen durchsichtigen Kleidern!

Kaloniki: Wie bitte? Was um alles in der Welt könntest du damit erreichen?

Lysistrata: Frieden, meine Liebe! Frieden unter den Menschen! Kein Mensch wird mehr seinen Speer gegen einen anderen Menschen erheben!

Kaloniki: Meinst du das im Ernst? Wenn ja, dann gehe ich mir jetzt die Nase pudern ––.

Lysistrata: Und er wird auch keinen Schild vor sich halten ––.

Kaloniki: Und ziehe mir meine durchsichtigen Sachen an ––.

Lysistrata: Er wird auch nie mehr ein Schwert tragen ––.

Kaloniki: Ohhhh! Und meine süßen kleinen "Nimm-mich-hier-und-jetzt"-Pantoffeln ––.

Lysistrata: Gut! Sollten die Frauen nicht schon längst hier sein?

Kaloniki: [Kommt aufs Thema zurück] Auf jeden Fall. Sie hätten alle hereilen müssen!

Lysistrata: Was hast du denn erwartet? Verdammte athenische Frauen! Die sind immer zu spät! Jedes Mal! Verflucht seien sie! Nicht einmal die von der Küste sind gekommen!

Kaloniki: Aber ich weiß, dass sie alle heute früh von ihren kleinen [Zeigt auf ihre Genitalien] Schiffchen gesprungen und auf dem Weg hierher sind. Sie–– kommen bestimmt gleich!

Lysistrata: Pfui! Nicht einmal die, von denen ich dachte, dass sie wirklich Interesse an der Sache hätten! Auch die sind nicht gekommen –– mein Gott, nicht einmal die Acharnianer!

Kaloniki: Aber, meine Liebe, sogar Theagenes' Frau wird kommen. Ich habe gesehen, wie die abergläubische Idiotin den Tempel der Hekate besuchte, bevor sie sich auf den Weg machte. [Sieht einige Frauen in der Ferne] Aha! Da sind sie alle! Ich habe es dir ja gesagt! Sie kommen, Lysistrata, sie kommen alle! [Hält sich die Nase zu]. Puh! Wo sind die bloß entsprungen?

Lysistrata: Aus irgendeiner Latrine oder einem Fuchsbau! Sind bestimmt alle aus Theben!

Kaloniki: Puh! Na, dann wollen wir sie mal nicht mehr aufregen als nötig, was? Puuuuuh!

[Auftritt Myrrhini. Sie trägt ein wunderschönes Kleid, das ihr sehr gut steht und das sie bei jeder Gelegenheit bewundernd zur Schau stellt]

Myrrhini: Wir kommen doch nicht zu spät, oder, Lysistrata? [Lysistrata ist zu wütend, um ihr zu antworten] Na, was ist denn los, meine Liebe? Sag doch was!

Lysistrata: Alle wussten sehr genau, worum es hier geht, Myrrhini! Dein Verhalten gefällt mir überhaupt nicht!

Myrrhini: Ich habe so lange gebraucht, um im Dunkeln meine Unterwäsche zu finden, Lysistrata. Also, was ist los? Um was geht es hier? Sag es uns, jetzt, wo wir alle hier sind.

Lysistrata: Nein, noch nicht. Lasst uns noch ein wenig warten, bis die böotischen und spartanischen Frauen eintreffen.

Myrrhini: Stimmt –– [Schaut sich ungeduldig um] –– ah, da kommt Lampito!

Lysistrata: [Eilt zu Lampito hinüber und beginnt, beeindruckt von ihrem Körper, diesen aufgeregt und lasziv zu streicheln] Hallo Lampito! Oh! Oh, meine wunderschöne Spartanerin! Wie fruchtbar und schön du aussiehst. Was für eine Hautfarbe, was für ein kräftiger, verführerischer Körperbau! Meine Liebe, ich glaube, mit diesem Körper könntest du einem Bullen den Atem nehmen!

Lampito: Ja, ich glaube, das könnte ich, Lysistrata. Ich ertüchtige mich regelmäßig. Ich meine, sehr regelmäßig. Und ich nehme mir jedes Körperteil vor, jedes einzeln –– einschließlich meines Hinterns!

Lysistrata: Mmmh! Und wohl auch deine Brüste!

Lampito: Heda! Warum befummelst du mich so ––– als wäre ich eine Opferkuh?

[Lysistrata hört auf, Lampito zu befummeln und wendet ihre Aufmerksamkeit einer anderen, neuen Frau auf der Bühne zu]

Lysistrata: Ah! Und diese hier? Wer ist denn diese junge Schönheit?

Lampito: Das ist die Abgesandte, die man aus Böotien hergeschickt hat. Sie trägt den Namen Ismenia.

Lysistrata: [Stichelt] So sieht sie aus. Böotien –– naja! [Zeigt auf Ismenias Schamteile]. Böotien mit den herrlichen Feuchtgebieten! Wie herrlich dein Feuchtgebiet aussieht, Ismenia!

Kaloniki: Ja, und säuberlich in Form gestutzt.

[Auftritt korinthische Hure].

Lysistrata: Und dieses schöne Kind hier?

Lampito: Ach, ja! Also, das da –– das ist bestes korinthisches Hurenfleisch! Das Beste vom Besten!

[Alle anderen flüstern sich aufgeregt die Worte "Hure", "aus Korinth" und "Korinth hat die besten Huren!" zu].

Lysistrata: Mmmm, ja, in der Tat! Von vorne und von hinten!

Lampito: Also, dann! Wer hat dieses ganze Weibsvolk hierher beordert?

Lysistrata: Das war ich.

Lampito: Du? Und warum? Komm schon, nenne uns deine Gründe, Mädchen!

Myrrhini: Ja, meine Liebe, erkläre uns, was so wichtig ist.

Lysistrata: Das werde ich, das werde ich –– aber zuerst möchte ich euch allen eine Frage stellen.

Myrrhini: Schieß los.

Lysistrata: Sagt mir bitte, ihr alle: Vermisst ihr nicht die Nähe eurer Männer? Den Vater eurer Söhne? Ich meine, während er im Krieg ist? Ich weiß sehr wohl, dass ihr derzeit alle ohne eure Männer seid. Kein einziger ist mit euch mitgekommen. Habe ich recht oder nicht?

Kaloniki: Meiner, der arme Kerl, ist seit fünf Monaten in Thrakien. Bewacht diesen Idioten von einem General, Eukrates.

Myrrhini: Und meiner –– sieben Monate in Pylos.

Lampito: Und wenn es meinem mal gelingt, sich für ein paar Minuten davonzustehlen, stürzen sie sofort herbei, packen ihn am Kragen und jagen ihn schnell zurück an die Front!

Lysistrata: Und deswegen, Mädels, die verdammte Zeit ist reif! Seit diese Milesier uns verraten haben, können wir nicht einmal mehr unsere achtzölligen Seelentröster aus Leder finden. Wenigstens wären sie eine Art Ersatz für das Fleisch unserer Männer! Also dann! Soll ich euch erzählen, wie wir diesen Krieg beenden können?

Myrrhini: Wenn das wirklich möglich wäre, Lysistrata, meine Liebe, würde ich mich zur Feier dieses Erfolges sofort volllaufen lassen –– selbst wenn ich für den Wein dieses wunderschöne Kleid verkaufen müsste.

Kaloniki: Ich ebenso! Selbst wenn –– selbst wenn man mich in zwei Hälften zerreißen würde, wie –– wie ein Fisch auf dem Grill, von dem man die Hälfte wegwirft!

Lampito: Und ich –– ich würde bis zur Spitze unseres Berges Taygetos klettern, um unseren geliebten Frieden sehen zu können.