Madalyn - Unterwürfig - Tamora Donovan - E-Book

Madalyn - Unterwürfig E-Book

Tamora Donovan

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Der äußerst attraktive Matthew ist von seiner Kollegin Madalyn fasziniert. Trotz seiner inzwischen vierzig Jahre hat er die richtige Frau noch nicht gefunden. Er hofft in ihr eine Partnerin für eine hingebungsvolle dominant-devote Beziehung zu finden. In seinen Augen sprechen alle Anzeichen dafür, doch sie reagiert abweisend und zeigt sich unnahbar. Auch Madalyn fühlt sich seit ihrem ersten Zusammentreffen zu ihm hingezogen. Sie möchte sich das aber nicht eingestehen. Auf keinen Fall will sie zu einer billigen Büro-Affäre avancieren. Matthew hofft, dass die Einladung zur Hochzeitsfeier einer gemeinsamen Kollegin das Blatt für ihn wendet und er ihre Mauern mit seinem Esprit einreißen kann …

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Seitenzahl: 221

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BDSM – ROMANCE

Tamora Donovan

Bibliografische Information durch

die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.de abrufbar

1. Auflage

Covergestaltung:

© 2018 Susann Smith & Thomas Riedel

Coverfoto:

© 2018 @ Depositphotos

Impressum© 2018 Tamora DonovanDruck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.deISBN siehe letzte Seite des Buchblocks

Für Melanie Holzner

Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus eigenem Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte, so sagte Hermann Hesse einmal. Und ich füge hinzu: Deine Erzählungen sind wie wundervolle Briefe an geliebte Freunde. Schau her, wie ich vor Dir auf die Knie sinke und voller Ehrfurcht zu Dir aufschaue.

Danke für Deine Freundschaft.

»Wenn es einen Gott gibt,

wird er mich für die Dinge,

die ich getan habe, strafen.

Ich werde auf ewig

gepeinigt in der Hölle leben,

und es wird mir

meine größte Freude sein.«

Edith Warner, ›Sire Bound: Part 2‹

(1741-1794)

Kapitel 1

Matthew hatte sie bereits seit geraumer Zeit aus der Ferne beobachtete, ehe er es wagte, sich ihr ein wenig anzunähern.

Sie hatte ihre Stellung vor gut einem Jahr angetreten und seitdem sah er sie fast täglich im Büro. Er selbst war schon einige Jahre länger in der Firma. Als Jahrgangsbestem war ihm unmittelbar mit Abschluss seines Studiums in Cambridge eine Anstellung in der Führungsetage angeboten worden.

Inzwischen war er vierzig Jahre alt und zeigte leicht ergraute Schläfen. Er war nicht verheiratet. Auch wenn ihn seine Freunde deshalb für einen eingefleischten Junggesellen hielten, sahen sie sich immer wieder dazu veranlasst, für ihn die Heiratsvermittler zu spielen. Und obwohl er über die Jahre eine Reihe Frauen näher kennenlernte, die ihn verheerend attraktiv fanden, hätte von ihnen niemand jemals seine sexuelle Ausrichtung in Frage gestellt.

Er hatte immer Frauen bevorzugt, insbesondere seit er mit Laura Adams, die gleich nebenan wohnte, im Alter von sechs Jahren zum ersten Mal Doktor spielte. Immerzu traf er sich mit Frauen und ließ sich auch auf zahlreiche Beziehungen ein. Einmal war es sogar soweit gegangen, dass er kurzfristig mit ihr zusammenlebte, wenngleich man letztlich wieder freundschaftlich auseinander gegangen war.

Mit zunehmendem Alter lernte er Dinge über sich selbst, die er in seinen früheren, weniger nachdenklichen Jahren nicht wusste und entsprechend auch nicht gelebt hatte. Es war ihm klar geworden, dass er nach einer besonderen Art der Beziehung suchte, die ihn wirklich erfüllte und glücklich machte. Er war dazu übergegangen die Dinge zu untersuchen und zu hinterfragen, die sein persönliches Interesse weckten und stellte sich schließlich seiner persönlichen Realität.

Er war ein Meister, ein ›Dom‹, auf der Suche nach einer ›Sub‹, einer Sklavin oder einer hingebungsvollen Untergebenen. Er wollte diese Art der totalen, vorbehaltlosen Beziehung, die diesen Grad des Vertrauens, der Akzeptanz und Liebe zwischen zwei Menschen ermöglichte, um er selbst zu sein – mit einer Partnerin, die dasselbe empfand. Er wollte es leben. ›24/7‹ oder doch zumindest so viel wie möglich davon.

In der letzten Zeit verließ er immer dann das Büro, wenn er wusste, dass auch sie ging. Er bekam sie nicht mehr aus seinem Kopf und angefangen intensiv über sie nachzudenken. Sie ließ ihn einfach nicht los, so fasziniert war er von ihr. Immerzu suchte er ihre Nähe, um mehr über sie zu erfahren, richtete seine Pausen auf sie ein und nahm an den gleichen Aktivitäten des Büros teil wie sie. Er wollte alles über sie wissen, vor allem aber, ob sie an einer Beziehung interessiert war. Aber wenn ihn seine Instinkte nicht trogen, musste er es vorsichtig angehen.

*

Madalyn genoss ihre Arbeit bei der Maklerfirma, als Verwaltungsassistentin des ›Junior Vice President‹ Harvey Poole, einem glücklich verheirateten Mann, Ende Vierzig – einem Mann mit vier Kindern, der nie irgendwelche Anstalten machte einmal aus sich herauszugehen.

Sie war eine schöne Frau, von natürlicher Schönheit, die gern auf jegliches Make-Up verzichtete, mit heller, makelloser Haut – abgesehen von wenigen Schönheitsfehlern, die sie aber ignorierte, wohl wissend, wie sie geschickt vertuscht werden könnten.

Der Make-Up-Verzicht war zum Teil auch ihren letzten drei Jobs geschuldet, wo ihr die Männer ständig am Rockzipfel hingen, was ihr überhaupt nicht gefallen hatte. Hier im Maklerbüro fühlte sie sich von dieser Art der Verfolgung erstmals befreit.

Ihr hüftlanges, kastanienbraunes Haar trug sie in aller Regel, als Knoten oder Pferdeschwanz. Sie liebte schlichte, lockere Hosenanzüge, die nichts von ihren sehr weiblichen Kurven erahnen ließen, die sie darunter versteckte, wenngleich ihr Gewicht perfekt zu ihrer durchschnittlichen Größe passte. Gerade in den Kurven vermutete sie den Faktor, der die ständige, nervende Jagd nach ihr auslöste. In den Mundwinkeln ihrer schmalen, sanft geschwungenen Lippen, lag immer ein verschmitztes, süßes Lächeln.

Über zwei Monate hatten ihre Kolleginnen, die teilweise zu Freundinnen geworden waren, gebraucht, um sie davon zu überzeugen, doch endlich mal an den zweimal monatlich stattfindenden gemeinsamen Aktivitäten der Bürobelegschaft teilzunehmen. Zumeist ging es zum Bowlingspielen, auf einen Drink nach der Arbeit und gelegentlich auch zu einem Essen anlässlich eines Geburtstages. Nur widerwillig war sie dem ständigen Drängen gefolgt, hatte dann aber doch zunehmend Spaß daran gefunden, wobei sie schnell herausfand, dass bis auf wenige Teilnehmer alle ledig oder geschieden waren. Ab und zu kamen auch liierte Kollegen mit, deren Partner beruflich abwesend waren oder schlichtweg nichts unternehmen wollten. Insgesamt erwies sich die Gruppe als sehr freundlich und gesellig. Damit es gar nicht erst zu irgendwelchen Nachstellungen kam, sorgte sie immer dafür, dass sie mit einer Kollegin so zusammensaß, dass sie den Männern jederzeit geschickt ausweichen konnte.

Natürlich gab es in der Gruppe auch einige, die gern mehr als nur den kameradschaftlichen Ausflug suchten. Die wurden aber in der Regel durch die Gruppe darin gehindert und zogen sich schnell zurück. Allgemein waren alle an einer langfristigen Beziehung interessiert – entweder an einer engagierten oder einer freundschaftlichen. Erst letzte Woche war es wieder zu einer Verlobungsfeier einer jungen Kollegin gekommen, die sich anschickte einen der Männer aus der Gruppe zu heiraten, und jeder freute sich für die beiden.

Die Hochzeit fand am nächsten Wochenende statt und wider besseres Wissen, hatte sie sich dazu breitschlagen lassen, die Aufgabe einer Brautjungfer zu übernehmen. Geplant war eine sehr anspruchsvolle Hochzeitsfeier, die über das ganze Wochenende gehen und auf dem Anwesen der wohlhabenden Eltern der Verlobten stattfinden sollte.

Vor etwa einem halben Jahr war Matthew Buxton dazu übergegangen sich den Ausflügen anzuschließen. Madalyn war sich seiner bewusst gewesen, seit sie ihm an ihrem zweiten Arbeitstag erstmals gesehen und Harvey sie gebeten hatte, einige spezielle Unterlagen ins Büro des ›Senior Vice President‹ zu bringen. Er stand dort am Schreibtisch seiner Assistentin als sie ankam. Augenblicklich hatte sie ein ihr unbekanntes Zittern im Innersten verspürt. Er gefiel ihr auf Anhieb, war äußerst attraktiv, und das Gefühl ging sehr viel tiefer als es ihr recht war. Irgendetwas schien sie ziehen zu wollen, gerade so, als ob sie in ihm und sich selbst etwas Bestimmtes erkannte. Ihre offizielle Vorstellung war von seiner Assistentin Melissa Bridges übernommen worden, die ihr schon am ersten Tag ausgesprochen freundlich begegnet war und sie quasi unter ihre Fittiche genommen hatte.

Als sie damals aus dem Büro ging, fühlte sie sich die ganze Zeit über beobachtet, wobei sie mit einem Blick über ihre Schulter schnell hätte feststellen können, dass er es war, der sie nicht aus den Augen ließ und ihren wiegenden Schritt beobachtete, bis sie aus seiner Sichtweite war. Sie konnte nicht ahnen, dass auch ihn dieses seltsame Gefühl befallen hatte.

Ab diesem Zeitpunkt behielt er sie schweigend im Auge, wann immer ihm das möglich war – bewundernd und abwartend, wenngleich er sich mehrfach dabei erwischte, sie ansprechen zu wollen. Aber er wusste durch seine Kollegen, dass Madalyn so glatt wie ein Aal war und sich keineswegs einfach einfangen ließ – immer darauf bedacht, nie wirklich allein zu sein. Und um ihr deutlich näher als im Büro zu kommen, nahm er an den gemeinsamen Unternehmungen der Belegschaft teil.

*

Melissa steckte Madalyn, dass Matthews Teilnahme an den gemeinsamen Aktivitäten etwas ganz Besonderes war. Denn kein anderes Mitglied der höheren Führungsebene nahm daran teil, wenngleich auch sie dazu eingeladen waren. Sie erzählte ihr auch, dass er vor seiner Teilnahme erst hatte wissen wollte, wer genau regelmäßig mitmachen würde und erst anschließend zugesagt.

Zuerst vermutete sie, dass es vielleicht ihretwegen war. Aber von dieser Vorstellung hatte sie sich schnell wieder distanziert, denn er versuchte nie mit ihr allein zu sein – weder während der Arbeit noch auf den Ausflügen. Natürlich waren sie ein paar Mal allein gewesen, aber das war absolut zufällig gewesen. Also schob sie jedwedes Interesse seinerseits beiseite.

Letztlich redeten Männer, die an einer Frau interessiert waren nicht um den heißen Brei herum – sie kamen damit heraus und suchten die Dinge schnell zu ihren Gunsten zu bewegen.

Als an diesem Abend getanzt und gerade ein langsames Stück gespielt wurde, war er plötzlich an ihrer Seite.

»Möchten Sie tanzen?«, fragte er sanft.

Tief in ihrem Inneren murmelte sie »Ja«, schaffte es aber nur stumm zu nicken.

Seine Bewegungen waren technisch sauber und so geschmeidig, als habe er professionellen Unterricht genossen. Natürlich ließ sie das Gefühl seiner um sie gelegten Arme und sein an sie gepresster sportlicher Körper ihr Herz schneller schlagen. Als der Tanz endlich endete, verzweifelte sie und riss sich aus Angst vor ihren eigenen Emotionen für ihn los.

»Hab' ich etwas falsch gemacht?«

Seine Stimme hatte wie Samt geklungen und selbst jetzt noch konnte sie sie in ihren Tagträumen hören. Lieber Gott!, dachte sie bei sich. Seine Arme um mich herum, sein Geruch und das Gefühl seines harten, muskulösen Körpers, der sich an meinen presste … All das veranlasste ihren Körper als Frau zu reagieren. Die Feuchtigkeit zwischen ihren Oberschenkeln, ihr rasendes Herz und ihr schweres, fast schon keuchendes Atmen erschreckten sie. Das Wichtigste aber war, dass sie ihre außer Kontrolle geratenen Gefühle wieder bändigte. Das wollte sie auf keinen Fall zulassen, denn in der Vergangenheit hatten sie ihre Emotionen normalerweise noch immer in Schwierigkeiten gebracht.

Sie war zurück zum Tisch geeilt, und ihm war es gelungen einen Platz neben ihr zu ergattern, was sie dazu veranlasste sich nicht mehr von der Stelle zu bewegen. Sie fand ihn verteufelt attraktiv und war scharf auf ihn. Ihre weibliche Nässe kam ungebeten. Sie spürte wie sie rot anlief, als sie einmal seinen Blick auf ihr ruhen sah – was die Sache für sie nur noch verschlimmerte.

Von diesem Zeitpunkt an sorgte sie dafür, immer eine ihrer Freundinnen in Reichweite zu haben – was grundsätzlich auch recht gut funktionierte, wenn man von der letzten Woche einmal absah, in der es gemeinsam ins Kino ging. Leider hatte es nicht genug Plätze gegeben, die es ihnen erlaubten zusammen als Gruppe zu sitzen.

Sie hatte versucht so viel Abstand wie möglich zwischen sich und ihn zu bringen, wusste aber nicht, dass er alles daransetzte, sie so zu manövrieren, dass sie einige Reihen abseits der anderen zu sitzen kamen – was ihm schlussendlich auch gelang. Er berührte sie zwar nicht, aber sie roch seinen männlich-markanten Duft, der sich mit seinem Aftershave vermischte und fühlte seine Körperwärme. Mit jeder vergehenden Minute spürte sie ihre steigende Erregung, wie ihre Haut kribbelte und sie sich nach einer Berührung sehnte.

Dann kam es im Film zu einer unglaublich heißen Liebesszene, in der die Darstellerin von ihrem Partner gefesselt wurde. Das lustvolle Stöhnen der Frau dabei, ließ Madalyn erschauern und der folgende lustvolle Liebesakt, zog sie völlig in ihren Bann. Am Ende der Sequenz war ihr Körper völlig angespannt – sowohl wegen des Szenenmotivs auf der Leinwand, das für sie überraschend war, als auch durch ihre Nähe zu Matthew.

»Ich denke nicht, dass das nur von einer Seite aus ging. Für mich sah es so aus, als hätten die beiden sehr viel Spaß gehabt.«

Matthews sanftes Flüstern erregte sie. Die Tatsache, dass er ihre eigenen Gedanken wiederholte, beunruhigte sie.

Überrascht stöhnte sie auf. Als sie sich ihm zuwandte, um ihn anzusehen, brannte tief in ihm ein Feuer, das eine Nachricht aus seinem Inneren an sie zu senden schien. Sie wollte den Blickkontakt zu ihm abbrechen, schaffte es aber nicht.

Matthew wandte sich zuerst ab. Etwas auf der Leinwand zog ihn in seinen Bann.

Madalyn wollte sich in die Damentoilette flüchten, hatte aber Angst, dass ihre gummiartigen Beine sie nicht tragen würden. Also war sie den Rest des Filmes auf ihrem Platz sitzen geblieben, immerzu versucht ihre Atmung und Herzfrequenz auf einem halbwegs normalen Level zu halten – und ihre Fluchtgedanken beiseite zu schieben.

Nach dem Film waren sie alle in eine nahegelegene Bar gegangen, um sich noch ein leichtes Abendessen zu gönnen und ein zwei Drinks zu genehmigen. Madalyn hatte sich an Melissa gehängt und sie gedrängt, sich zu ihr zu setzen. Sie erinnerte sich noch, wie seltsam Melissa sie deswegen angesehen hatte, war aber froh über deren Zustimmung gewesen. Obwohl neun weitere Personen am Tisch saßen, wanderten Madalyns Augen immer wieder zu Matthew hinüber, und sie wünschte sich zum ersten Mal mit ihm allein zu sein. Aber sie war sich auch bewusst, was das in Zukunft für sie an ihrem Arbeitsplatz bedeuten würde.

*

Matthew hatte sie die ganze Zeit über beobachtet, als sie den anderen zuhörte, hier und da einmal lächelnd. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es ihr die Bondage-Szene ebenso angetan hatte wie ihm. Er hatte das Feuer in ihrem Inneren gesehen, das solange gebraucht hatte, um zum Vorschein zu kommen. Er war versucht gewesen, sie einfach zu packen, mit ihr aus dem Filmtheater zu stürmen, um ihr zu zeigen, wie sie diese Szene in seiner Wohnung nachstellen konnten. Aber sein Anstand hatte ihn davon abgehalten. Also hatte er den Film und die Zeit in der Bar durchgehalten, von nichts anderem beseelt, als mit Madalyn allein zu sein – und mit ihr die Grenzen der Liebe, der Vertrautheit zu erkunden, vermengt mit einer unheimlichen Menge animalischen Sex.

*

Matthew hatte es so arrangiert, dass er an diesem Wochenende Melissa, ihren Freund Max und Madalyn zur Hochzeitsfeier fuhr. Madalyn hatte vereinbart mit Melissa und Max zu fahren, und Matthew hatte Max angerufen und vorgeschlagen, dass er ja den Fahrer machen könne. Schließlich sei sein Jaguar größer als Maxs wirtschaftlicher Hyundai, und auf diese Weise wären sie alle komfortabler unterwegs. Max hatte sofort eingewilligt. Er mochte Melissas Chef und als Matthew auch noch vorschlug, dass sie sich das Fahren teilen könnten, gab es kein Halten mehr. Die Gelegenheit einmal einen Jaguar fahren zu können, war einfach zu vielversprechend um sie sausen zu lassen. Jedenfalls seiner Meinung nach.

Madalyn würde es zudem erst erfahren, wenn sie an ihrer Wohnung abgeholt wurde, und dann war es eh zu spät. Sie würde nicht mehr nein sagen können.

Und auch wenn sich Matthew nicht sicher war, was an diesem Wochenende geschehen würde, er war auf jeden Fall entschlossen, etwas zu erreichen.

***

Kapitel 2

Als Madalyn die Treppe hinunter zum wartenden Auto rannte, sah sie Matthew auf dem Rücksitz zunächst nicht. Sie hatte Melissa sofort erkannt, weil diese herausgehüpft war und ihr fröhlich zuwinkte. Melissa half ihr schnell, ihre Reisetasche im Kofferraum zu verstauen und öffnete ihr dann die Tür zum Rücksitz, damit sie hineinklettern konnte.

»Es macht dir doch nichts aus hinten zu sitzen, oder?«, erkundigte sie sich lächelnd. »Max fährt die erste Etappe, aber ich kann auch gern nach hinten und die Jungs sitzen vorn.«

Madalyn blieb stehen, als sie sah, dass Matthew hinten saß. Wenn sie sich hätte noch aus der Affäre ziehen können, wäre sie am liebsten zu Hause geblieben. Aber das konnte sie nicht – schließlich war sie eine der Brautjungfern. Als sie sich auf die Rückbank setzte und soweit es ging gegen die Tür quetschte, hörte sie Melissa erklären, wie schön es doch von Matthew gewesen sei, sein Auto für die Fahrt anzubieten.

»Wir schätzen es sehr, in Ihrem Wagen fahren zu dürfen, Matthew«, fügte sie hinzu. »In Maxs Hyundai hätten wir uns schon wie Sardinen gefühlt, bis wir dort ankämen … Und du kennst ja Max, Madalyn! Er würde nie eine Chance ausschlagen, um mal einen Jaguar fahren zu können!« Sie lachte kurz auf. »Als würde das jemals in seinem Leben passieren!«

Madalyn nickte nur. Sie fühlte sich mehr als unwohl mit Matthew an ihrer Seite.

Nach einer Weile sprachen Melissa und Max über Dinge, die mit dessen Familie zu tun hatten.

Und Matthew sprach so leise, dass nur Madalyn ihn hören würde: »Wenn Sie sich noch mehr gegen die Seitentür drücken, werden Sie bleibende Druckstellen bekommen.«

Madalyn kam nicht umhin zu lachen, drehte sich um und blickte ihn an. Aber jetzt sah sie nicht in das Feuer, das sie in jener Nacht so erschreckt und beunruhigt hatte. Sein Lächeln wirkte völlig natürlich. Sie entspannte sich und rückte ein wenig von ihrer Ecke ab. Aber so war es ihr unmöglich ihm bei einem sanften Schlingern des Wagens auszuweichen. Sie spürte die harten Muskeln seines Oberschenkels durch die weiche verblasste Nobeljeans, die er trug.

Sie war ein wenig überwältigt, als sie sein doch so recht beiläufiges Aussehen bemerkte. Sonst war er immer tadellos gekleidet, selbst wenn sie mit der Gruppe vom Büro ausgingen. Seine Freizeitkleidung war modischer als die der meisten anderen Jungs in der Gruppe. Zur schicken Jeans trug er ein schlichtes, offensichtlich schon oft gewaschenes T-Shirt. Madalyn musste sich widerwillig eingestehen, dass er auf diese Weise noch an Attraktivität hinzugewann. Sie konnte einfach nicht anders, als sich ihm immer wieder zuzuwenden – und jedes Mal, wenn sie das tat, spürte sie seinen Blick auf sich ruhen.

*

Madalyn drückte immer wieder gegen seine Seite und forderte damit seine Selbstbeherrschung heraus. Aber es gab augenblicklich nichts was ihm lieber war. Er spürte die Spannung, mit der sie vergeblich versuchte eine gewisse Distanz zwischen ihnen beiden aufrechtzuerhalten. Sie ging sogar so weit ihre Handtasche auf den Boden zwischen ihren Beinen zu deponieren, nur um mehr Raum auf dem Rücksitz zu gewinnen. Aber Matthew bot sich an, ihre Handtasche neben sich zulegen, was ihn nur näher an sie drückte, sodass kaum noch eine Fluchtmöglichkeit bestand.

Matthew beschloss mit ihr über die Arbeit zu sprechen, um die Spannungen zwischen ihnen zu lösen. »Ein paar Tage auf dem Land klingen nach einer guten Idee«, meinte er lächelnd. »Ich denke, die kann jeder brauchen. Die Arbeit kann ja durchaus stressig sein.«

»Aber das ist doch immer so, wenn Fristen näher rücken«, erklärte Madalyn abwürgend.

Matthew nickte, während er krampfhaft nach einem anderen Arbeitsthema suchte. Schließlich gab er auf und versuchte etwas anderes: »Was machen Sie eigentlich während Ihrer Freizeit, … außerhalb der Arbeit?« Als Madalyn nicht antwortete und weiter geradeaus starrte, begann er sich zu fragen, ob sie ihn absichtlich ignorierte.

Doch dann drehte sie sich plötzlich zu ihm und sah ihn an. »Nun, nach all der Wohnungsreinigung und Wäsche, und wenn ich nicht unbedingt kochen muss, … dann zeichne ich ganz gern.«

»Irgendwann würde ich Ihre Arbeiten gern einmal sehen«, murmelte Matthew leise.

Sie lächelte, und einen Moment darauf zeigte sich eine sanfte Röte auf ihren Wangen. Aber dann schüttelte sie den Kopf, bevor sie antwortete: »Das ist keine so gute Idee.«

»Wer weiß, vielleicht lassen Sie mich Ihre Zeichnungen ja doch einmal sehen«, schmunzelte er jungenhaft. »Wie steht es mit Ihrer Familie?«

»Sie leben im Norden von London. Ich besuche sie, wann immer ich kann.«

Matthew lächelte vor sich hin. Die Erfahrungen der Vergangenheit hatten ihm gezeigt, dass Madalyn ausgesprochen gut darin war, sich auf einsilbige Antworten zu beschränken, wenn sie das wollte. Und in den letzten Minuten brachte er mir über sie in Erfahrung als in all den letzten Monaten zusammen. »Freunde?«, fragte er unvermittelt. Ihre erschrockene Reaktion sagte ihm, dass er sie mit dieser Frage definitiv überrascht hatte. Er hoffte darauf, auch jetzt eine Antwort von ihr zu bekommen und war ein wenig enttäuscht, als sie wortlos den Kopf schüttelte.

»Ich bin weder verheiratet noch wäre da jemand.« Er machte eine Pause, als im bewusst wurde, dass er die Dinge damit forcierte. Aber sein Bauchgefühl beruhigte ihn sogleich, da sie reagiert hatte. Jetzt galt es für ihn ihre Barrieren zu überwinden. »Meine Familie lebt mit meinen vier Brüdern und meiner kleinen Schwester etwas außerhalb. Da geht es immer ziemlich bunt zu, da alle verheiratet sind und schon eigene Kinder haben.«

*

»Das ist doch schön«, erwiderte Madalyn, und bevor ihr klar wurde, was sie tat, hörte sie sich fragen: »Haben Sie Bilder von Ihren Nichten und Neffen dabei?« Kaum waren ihr die Worte über die Lippen gekommen, dachte sie: Das war ein großer Fehler!

Matthew musste sich etwas zu ihr und seitwärts neigen, um seine Brieftasche hinten aus der Jeans zu ziehen. Dabei schob er sich enger an Madalyns Körper und für einige Sekunden presste sich ihre volle Oberweite gegen seine athletische Brust.

Sie musste sich eingestehen, dass er sich für ihr Gefühl viel zu schnell wiederaufrichtete. Sie vernahm ihr Seufzen, dass ihr entfleuchte, bevor sie überhaupt richtig wahrnahm, dass es überhaupt da war. Hoffentlich hat er es nicht gehört, dachte sie bei sich, weil sie glaubte, dass es schon in ihren Ohren schauerlich geklungen hatte. Und die generelle Tatsache, dass sie das Gefühl überhaupt genossen hatte, als sich sein Körper gegen den ihren presste, war nichts, was sie sich ehrlich eingestehen wollte.

Einen Moment später öffnete Matthew seine Brieftasche. »Das hier ist ein Jubiläumsfoto meiner Familie vom letzten Jahr. Meine Eltern feierten ihren vierzigsten Hochzeitstag.«

Madalyn betrachtete das attraktive grauhaarige Paar. Sie sehen so glücklich aus, ging es ihr dabei durch den Kopf. So glücklich, dass es ihr Herz rührte und sie tief einatmen musste. Und obwohl sie Matthews Eltern nicht kannte, sagte ihr etwas in deren Augen, dass die Liebe zwischen den beiden an diesem Tag stärker war als je zuvor. Als sie deshalb Tränen in sich aufsteigen fühlte, atmete sie einmal kräftig ein und aus. »Die beiden machen einen wirklich sehr netten Eindruck«, bemerkte sie zwei Sekunden später.

Matthew grinste sie an. »Darauf kann ich schlecht antworten«, entgegnete er, »schließlich bin ich befangen. Aber ich denke schon, dass meine Mutter und mein Vater Ausnahmeeltern sind.«

Madalyn konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Seine Worte und der liebevolle Blick in seinen Augen mit denen er das Foto betrachtete, wärmten ihr Herz. Seine Gefühle schienen stärker zu sein, als die, die sie selbst für ihre Eltern empfand. Sie war froh, als ihr Matthew Bilder seiner Geschwister, ihrer Ehepartner und der Kinder zeigte und jedes einzelne erklärte. Er tat es lachend, einschließlich einiger humorvoller Anekdoten, die selbst Madalyn ein Grinsen in die Mundwinkel zauberte. Es war offensichtlich, dass er sich um seine Familie sorgte, was sie zwar nicht unbedingt wissen wollte, ihn aber sehr viel menschlicher, greifbarer und auch empfindlicher erscheinen ließ. Aber genau so wollte sie ihn nicht sehen. Sie wollte ganz und gar nicht an ihn, geschweige denn über ihn nachdenken! Aber ihr Unterbewusstsein widersprach und murmelte ihr hypnotisierend zu: »Er ist ein richtig feiner Kerl, meine Liebe! Siehst du das immer noch nicht?«

Die farbenfrohen und zärtlichen Schilderungen aus seiner Kindheit ließen sie trotz ihrer inneren Zerrissenheit immer wieder auflachen. Und jede humorvolle Episode, jedes Kichern, verbunden mit dem strahlenden Glanz seiner dunkelbraunen Augen, ging ihr unter die Haut. Und je mehr er mit dem Erzählen fortfuhr, umso mehr rückte sie von ihrem Vorsatz ab. Sie fragte sich, wie er wohl ohne Kleidung aussah, war seine Brust mit dunklen Haaren bedeckt? Oder war er gar überall haarig? Doch daran glaubte sie nicht, auch wenn sie es nicht mit Bestimmtheit sagen konnte. Sie überlegte, wie wuschig sein gepflegtes schwarzes Haar mit den auffällig grauen Schläfen wohl aussah, nach einer Nacht im Bett oder wenn sie ihm mit der Hand hindurchgefahren war. Auch fragte sie sich, ob seine Männlichkeit so beeindruckend war, wie sie es glaubte gefühlt zu haben, als sie in jener Nacht so langsam miteinander tanzten. Um diese Vorstellung begannen ihre Gedanken zu kreisen, und sie fühlte, wie es sie erregte. Sie spürte ihre Brustwarzen, die sich im weichen Sweatshirt-Stoff abzeichneten und wie sie bei dieser irrigen Vorstellung ein wenig feucht wurde. Grundgütiger Gott!, schalt sie sich selbst. Wenn ich damit nicht bald aufhöre, bringe ich mich noch in Verlegenheit und hinterlasse eine nasse Stelle auf dem Sitz.

Er jetzt bemerkte sie, dass Matthew zu reden aufgehört hatte. Fragend und gleichzeitig entschuldigend sah sie ihn an: »Es tut mir Leid … Ich war einen Augenblick unaufmerksam.«

»Wenn sich jemand entschuldigen muss, dann wohl vielmehr ich, wo ich Sie mit den Geschichten meiner Familie langweile. Die dürften für Sie kaum von Interesse sein.«

Ohne weiter darüber nachzudenken, streckte Madalyn jetzt ihre Hand aus und legte sie ihm auf seinen muskulösen Oberschenkel. Gleich darauf spürte sie die aufsteigende Wärme, die ihre Erregungskurve infolge ihrer eh schon arg strapazierten Nervenzellen in Sekundenschnelle aufs Äußerste anschwellen ließ, bis diese zuletzt auch in ihrem Kopf ankam. Augenblicklich riss sie ihre Hand zurück. »Ganz und gar nicht«, erwiderte sie schnell. »Ich habe es wirklich genossen, etwas über Ihre Familie zu erfahren. Ich dachte nur gerade an meine kleine Katze und bin mir nicht sicher, ob ich meinem Nachbarn ausreichend Futter für sie gegeben habe.« Sie zuckte die Achseln und versuchte nicht allzu sorgenvoll zu klingen. »Es wäre unschön, wenn ich nach einem fröhlichen Wochenende nach Hause zurückkomme und feststellen muss, dass sie mir einige Überraschungen bereitet hat.«

Für sie unerwartet nahm Matthew ihre Hand und legte sie wieder auf seinen Oberschenkel und hielt sie fest. Er warf einen kurzen Blick nach vorne, wo Melissa mit Max noch immer in ein eigenes Gespräch vertieft waren. »Ich mag das Gefühl Ihrer Hand auf meinem Bein, Madalyn«, bemerkte er leise.

Die leuchtende Röte, die sich nun auf ihren Wangen zeigte, zeugte von ihrer Verlegenheit, aber auch vom Ansturm der Sehnsucht, den sie in diesem Moment verspürte. Sie mochte das Gefühl seines Körpers unter ihrer Hand, wusste aber zugleich, dass dies nur zu Problemen führen würde. Und sie hoffte, dass die Tentakel seiner Anziehungskraft sie loslassen würden, sobald sie ihm erklärt hatte, warum es nicht funktionieren konnte. »Ich möchte nicht überheblich wirken, Matthew, aber …«

»Ich denke, das ist das erste Mal, dass Sie mich mit meinem Vornamen angesprochen haben«, unterbrach er sie lächelnd. »Manchmal habe ich mich gefragt, ob Sie ihn überhaupt kennen.«