Kimberly - Abgerichtet - Tamora Donovan - E-Book

Kimberly - Abgerichtet E-Book

Tamora Donovan

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Die gutaussehende Blondine Kimberly arbeitet als Bankangestellte. Regelmäßig nimmt sie mit ihrer Freundin Amber an ausgefallenen Feiern John Mastersons teil. Sie ahnt nicht, was sich hinter der Maske dieses gutaussehenden Mannes versteckt, der im Geld nur so zu schwimmen scheint. Doch schon bald verändert eine verhängnisvolle Party alles. Der vermeintliche Freund entwickelt sich zum Teufel in Menschengestalt. Kimberly gerät in einen Sog aus Drogen und Gewalt.

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Seitenzahl: 187

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Kimberly

ABGERICHTET

KIMBERLY

ABGERICHTET

BDSM-KRIMINALROMAN VON

TAMORA DONOVAN

© KINKYLICIOUS – THE EROTIC ROMANCE LABEL

Bissenkamp 1, 45731 Waltrop, Germany

1. Auflage

Dieses Buch enthält sexuell anstößige Texte und ist für Personen unter 18 Jahren nicht geeignet. Alle beteiligten Charaktere sind frei erfunden und volljährig.

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnd.d-nb.de abrufbar

Impressum

Cover Image by Depostitphotos

Cover by Susann Smith & Thomas Riedel

Copyright © 2018 Tamora Donovan

Übersetzer Susann Smith & Thomas Riedel

Print by epubli GmbH, Berlin, Germany, www.epubli.de

All rights reserved

Wenn mir die Welt gehören würde,

Dir würde ich sie schenken, Violett!

In Liebe Tamora

»Nur der Spießbürger glaubt, dass Sünde und Moralität ent-gegengesetzte Begriffe seien; sie sind eins; ohne die Er-kenntnis der Sünde, ohne die Hingabe an das Schädliche und Verzehrende ist alle Moralität nur läppische Tugendhaftigkeit. Nicht Reinheit und Unwissenheit sind der im sittlichen Sinne wünschenswerte Zustand, nicht egoistische Vorsicht und die verächtliche Kunst des guten Gewissens machen das Sittliche aus, sondern der Kampf und die Not, die Leidenschaft und der Schmerz.«

― Thomas Mann,

aus dem Essay ›Süßer Schlaf‹

Kapitel 1

»Heute Abend startet wieder eine megageile Party bei John. Hast du Lust und kommst mit?«, fragte die gerade zweiundzwanzigjährige Amber Hopkins ihre Freundin Kimberly, als sie am Freitagnachmittag das riesige Bankgebäude in Londons Innenstadt verließen, in dem sie beide arbeiteten. »John hat wieder ein paar echt coole Typen eingeladen. Es wird sicher total irre.«

»Johns Partys sind immer irre«, erwiderte Kimberly und lächelte vielsagend. »Ich habe sogar das Gefühl, dass es langsam ein wenig zu abgefahren wird. Ist auch der Grund, warum ich echt keine Lust habe, überhaupt dorthin zu gehen, Amber.«

»Ach, komm schon, Kimberly«, unternahm Amber einen neuen Anlauf. »Mir zuliebe. Ohne dich habe ich keinen richtigen Bock hinzugehen. Wenn es uns nicht gefällt, können wir doch immer noch die Kurve kratzen. Ich bin sicher, es wird schon nicht zu abgedreht werden.«

»Nein, Amber, ich weiß nicht«, meinte Kimberly und blieb skeptisch. »John lässt sich immer so abgefahrenes Zeug einfallen, um die Stimmung auf den Höhepunkt zu treiben. Geld spielt für den doch keine Rolle. Er scheint ja förmlich darin zu schwimmen.«

»Ach, Kimberly«, schwärmte Amber und ihre Augen strahlten förmlich, »er sieht blendend aus, ist nicht auf den Kopf gefallen, kann sich gebildet ausdrücken und hat Kohle ohne Ende. Das sind doch alles Dinge, die das Herz einer Frau höherschlagen lassen, oder etwa nicht?«

»Ich finde ihn einfach unsympathisch, ganz ehrlich«, widersprach ihr Kimberly energisch und schüttelte dabei ihre blonde Lockenpracht. »John taugt absolut nicht für die Ehe. Der ist doch durch und durch ein Playboy. Er betrachtet alles was nicht schnell genug auf den Bäumen ist als seine Beute. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass der einer Frau treu sein würde. Nein, nein, meine Liebe, John will immer auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen, ohne sich dabei jemals wirklich fest zu binden. Einen wie den solltest du dir aus dem Kopf schlagen. Das endet doch nur mit einem gebrochenen Herzen und in einem Meer aus Tränen.«

»Wenn die Richtige kommt, da bin ich mir absolut sicher, wird der auch zahm werden«, beharrte Amber und fügte mit einem breiten Grinsen feststellend hinzu: »In dieser Beziehung sind die Dreibeiner doch alle gleich!«

»Ach? Hast du denn schon so viel Erfahrung mit dem anderen Geschlecht sammeln können, um das beurteilen zu können?«, spottete Kimberly und schenkte ihrer Freundin ein helles, sympathisches Lachen. »Oder hältst du dich gar für diejenige, welche? Ah, jetzt kapiere ich das endlich. Na klar, genau das ist es! Du hast ein Auge auf ihn geworfen!«

»Jetzt hör aber auf«, wehrte Amber ab. Dann sah sie ihre Freundin direkt an. »Obwohl ich ja schon manchmal den Eindruck habe, er hat nur Augen für mich. Dann schaut er mich aber wochenlang gar nicht mehr an. Ich weiß einfach nicht wo ich mit ihm dran bin, wenn ich ehrlich sein soll.«

»Hast du denn schon einmal was mit ihm gehabt?«, erkundigte sich Kimberly neugierig.

Amber lief rot an. »Du bist gut«, seufzte sie verlegen. »Ich werde eben immer wieder schwach, wenn er mich mit seinen rehbraunen Augen schmachtend anschaut. Ich kann nichts dafür. Ich bin schließlich auch nur ein Mensch. Aber wie ist es mit dir? Hat John es bei dir noch nie versucht? Ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen.«

»Du vermutest richtig«, bestätigte Kimberly lächelnd. »Versucht hat er es schon so einige Male. Es hat aber nicht funktioniert, weil ich ihn habe abblitzen lassen. Mich lassen seine rehbraunen Augen völlig kalt. Ich kann dir auch nicht sagen warum, aber ich mag den ganzen Kerl nicht. Er hat einfach etwas an sich, was mich abstößt. Und genau das ist es, weshalb ich heute Abend lieber zu Hause bleiben möchte und auch künftig seine Gesellschaft meiden will. Mein Bauchgefühl sagt mir, es ist besser für mich.«

»Ach, komm schon, Kimberly, nun sei kein Frosch«, bettelte Amber erneut. »Du musst dich mit John doch gar nicht abgeben. Überlass den lieber mir. Außerdem sind doch genug andere da. War doch bislang immer sehr lustig.«

»Sehr lustig …«, spottete Kimberly.

Die beiden jungen Frauen hatten John Masterson vor knapp einem halben Jahr in einem angesagten Londoner Club kennengelernt. Er war Ende zwanzig, von großer Statur und schlank, hatte ein gutgeschnittenes, männlich wirkendes Gesicht, tiefschwarze, fast schon bläulich schimmernde Haare und die besagten rehbraunen Augen, die immer ein wenig überheblich zu lächeln schienen. Er hatte sich an diesem Abend sehr höflich und zuvorkommend benommen, sie abwechselnd zum Tanz aufgefordert und ihnen mehrere Drinks spendiert. Das Geld schien bei ihm recht locker zu sitzen. Als sie sich nach seinem Beruf erkundigten, hatte er nur vieldeutig mit den Schultern gezuckt und gelacht.

»Ich mache mal dies und mal jenes«, hatte er ihnen ausweichend geantwortet. »Es muss bloß genug dabei herausspringen.«

In den nächsten Wochen hatten sie ihn noch des Öfteren getroffen, und immer waren es fröhliche Abende geworden. Schließlich erfolgte die erste Einladung zu einer seiner berühmt-berüchtigten Partys. Sie fand in seinem Luxusbungalow statt, der in einer der vornehmen Londoner Wohngegenden stand. Und wieder wunderten sich die beiden jungen Frauen über seinen Reichtum. Erneut fragten sie sich, woher John das Geld nahm. Hatte er es von seinen Eltern geerbt? Eine wirkliche Antwort war er ihnen bis heute schuldig geblieben.

Sie lernten an diesem ersten Abend mehrere Leute kennen, die Kimberly gar nicht so recht gefallen wollten. Sie konnte sich zwar nicht erklären, warum das so war, doch irgendetwas in ihr löste warnend die Alarmglocken aus.

Die erste Party, an der sie teilnahmen verlief harmlos. Es wurde zwar viel getrunken, und der eine oder andere verschwand auch mal mit seiner Partnerin in einem der vielen Schlafzimmer, doch im Großen und Ganzen benahmen sich die Gäste recht gesittet.

Dies änderte sich von Mal zu Mal. Man gewöhnte sich offensichtlich an die Anwesenheit der beiden jungen Frauen und schien nach und nach seine Hemmungen vor ihnen zu verlieren. Da wurden plötzlich Pornofilme gezeigt, John engagierte Stripteasetänzerinnen, die eine gewagte Show abzogen. Einmal gab es sogar einen Live-Act, der Kimberly so abstieß, dass sie die Party umgehend verließ. Auch wurden Haschzigaretten zunehmend herumgereicht und sexuelle Triebe in aller Öffentlichkeit ausgelebt.

Kimberly hatte John zur Rede gestellt und ihn darauf aufmerksam gemacht, dass sie unter diesen Umständen nicht weiter gewillt war, noch länger an seinen Partys teilzunehmen. Er hatte ihr Besserung versprochen und sich die nächsten Male auch tatsächlich darangehalten.

Trotzdem war der jungen Blondine jede Lust vergangen, noch einmal eine seiner Einladungen anzunehmen.

Kimberly war in einer Kleinstadt aufgewachsen, wo ihr Vater Rektor an einer Schule war. Sie hatte zwar eine strenge katholische Erziehung genossen, dennoch konnte man sie deshalb nicht als prüde bezeichnen. Johns Lebensweise stieß sie aber trotzdem ab. Kimberly ahnte, dass sich hinter seiner freundlichen Fassade, mit der er sie immerzu zu locken suchte, mehr verbarg, als er jemals zuzugeben bereit war.

Die beiden jungen Frauen hatten inzwischen das Parkhaus erreicht, wo sie für ihre Wagen dauerhafte Einstellplätze angemietet hatten.

»Und wie sieht es aus? Kommst du nun mit?«, erkundigte sich Amber bei ihrer Freundin, bevor sie sich verabschiedeten. »Du wirst mich doch nicht allein hingehen lassen, oder?«

»Also gut«, gab Kimberly sich geschlagen. »Aber ich sage dir gleich, wenn die wieder mit ihren seltsamen Spielchen anfangen, werde ich auf der Stelle gehen. Dann kannst du sicher sein, es wird das letzte Mal gewesen sein.«

»Okay«, freute sich Amber. »Ich hole dich dann so kurz vor acht ab.« Sie winkte ihrer Freundin noch einmal kurz zu, öffnete die Tür ihres Kleinwagens und stieg ein.

***

Kapitel 2

»Hallo, da seid ihr ja endlich«, begrüßte John Masterson sie ein paar Stunden später überschwänglich. Er trug diesmal einen Smoking, der ihm blendend zu Gesicht stand. »Die anderen sind auch schon alle da. Wir warten nur noch auf euch.«

»Oh, welche Ehre«, erwiderte Kimberly spitz, die sich, wie so oft, ihren Spott nicht verkneifen konnte. »Womit haben wir denn diese Ehre verdient?«

»Unser Lästermäulchen muss gleich wieder seinen Senf dazugeben«, rief John lachend und drohte dazu schelmisch mit dem Zeigefinger. Er nahm ihnen ihre Mäntel ab und führte sie anschließend in seine Kellerbar, wo sie mit einem großen Hallo begrüßt wurden.

Es waren die gleichen Leute wie immer. Kimberly entdeckte nicht ein fremdes Gesicht unter den etwa zwanzig anwesenden Gästen, die den rustikal eingerichteten Kellerraum bevölkerten.

Masterson hatte seine Bar im Stil eines alten Weinkellers erbauen lassen. Die Wände waren aus groben Steinblöcken gemauert und man hatte sie unverputzt belassen. In Nischen, dezent von versteckten Lampen beleuchtet, standen kostbare Skulpturen. An der Stirnseite des Raumes befand sich eine große Theke mit gemütlichen Hockern. Ansonsten saß man auf weich gepolsterten Whiskyfässern, die um kleine Holztische gruppiert waren. Hinter der Theke hing ein großes Flaschenregal, das üppig mit den besten Sorten gefüllt war. Geschickt angebrachte Scheinwerfer, die im Rhythmus der überlauten Musik zuckten, tauchten den Raum in ein diffuses Licht. Obwohl fast alle rauchten, war die Luft frisch und rein. Dafür sorgte eine Klimaanlage.

»So, meine Herrschaften, nachdem wir nunmehr komplett sind ...« Masterson machte eine rhetorische Kunstpause, ehe er in die Runde rief: »Das Büffet ist freigegeben. Auf, auf, zum fröhlichen Futtern! Lasst euch nicht lange bitten!«

Seine Gäste ließen sich das nicht zweimal sagen und begaben sich in den angrenzenden Raum, wo John Masterson ein riesiges kaltes Buffet hatte aufbauen lassen. Er hatte wieder einmal einen Catering-Service in Anspruch genommen und der hatte ganze Arbeit geleistet. Die erlesensten Köstlichkeiten hatte man aufgeboten. Speisen, die wohl die meisten Normalsterblichen kaum mit Namen kannten waren jedes Mal eine Selbstverständlichkeit. Dazu reichten den Gästen zwei junge Frauen in Frenchmaid-Uniformen edelsten Champagner auf Silbertabletts.

Nachdem ein Großteil des Buffets abgeräumt war, kehrte die illustre Gemeinschaft in den Partyraum zurück, um ein wenig zu tanzen. Unmengen von Alkohol wurden getrunken und schon bald strebte die Stimmung ihrem Höhepunkt zu. Lautes Stimmengewirr und Gelächter erfüllte den Raum.

Kimberly hielt sich weitgehend im Hintergrund. Ihr behagte das überlaute Geschehen um sie herum gar nicht. Sie bereute bereits, dass sie sich hatte von Amber überreden lassen und überhaupt gekommen war. Es sollte das letzte Mal sein. Das nahm sie sich vor.

Plötzlich setzte sich Masterson, von dem sie den ganzen Abend wenig gesehen hatte, neben sie auf eines der gepolsterten Whiskyfässer und schaute sie an. »Dir gefällt es wohl wieder nicht?«, erkundigte sich der Gastgeber. »Was kann ich denn tun, damit du endlich mal deinen Spaß an meinen Feten hast?«

»Mich einfach nicht mehr einladen«, entgegnete Kimberly kühl. »John, es tut mir wirklich leid, aber ich kann mit diesen Leuten nichts anfangen. Ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut. Alle tun so übertrieben lustig. Das hier ist nicht meine Welt. Für mich wäre es am besten, wenn ich schnell ginge.«

»Das kommt gar nicht in Frage«, widersprach ihr Masterson. »Du versäumst ja sonst den Höhepunkt des Abends, den ›Masterson-Punsch‹. Ein altes Geheimrezept, das ich aus Afrika mitgebracht habe.«

»Was hast du denn da wieder zusammengebraut?« Kimberly sah ihn skeptisch an. »Kann man das auch mit ruhigem Gewissen trinken?«

Masterson winkte beschwichtigend ab. »Na klar kann man das. Es ist ein harmloses Fruchtsaftgetränk, unter das ich ein bisschen Alkohol gemischt habe. Es belebt den Geist und macht ganz sicher nicht betrunken.«

»Tatsächlich?« Kimberly sah ihn misstrauisch von der Seite an.

»Ich schwöre es dir«, beschwichtigte er sie und legte dabei seine rechte Hand aufs Herz. »Was hätte ich denn davon, wenn ich dich anschwindelte? Dann würdest du mich garantiert nicht mehr besuchen. Und gerade das möchte ich nicht riskieren. Du weißt doch, wie sehr ich dich mag, Kimberly.«

Die junge Frau lachte schallend auf. »Wem hast du das heute Abend schon alles gesagt?«, erkundigte sie sich spitz. »Du brauchst dich bei mir nicht zu überanstrengen, dass müsstest du inzwischen doch schon wissen. Bei mir ziehen deine scheinheiligen Beteuerungen nicht! Lass es einfach sein.«

»Dabei bist du die einzige, mit der ich es ehrlich meine«, versicherte ihr Masterson mit ernster Stimme. »Weißt du, eine Frau, so attraktiv sie auch sein mag, die es mir leicht macht, verliert ganz schnell an Reiz für mich. Aber du?« Er seufzte und zog ein zerknirschtes Gesicht. »Du bringst mich glatt dazu, dass ich dir noch einen Heiratsantrag machen werde.«

»Den kannst du dir ersparen«, entgegnete Kimberly kühl. »Versuch es doch lieber mal bei Amber. Ich bin sicher, die würde bestimmt nicht nein sagen.«

»Amber ist ein liebes Mädchen, aber heiraten? Nein, meine Liebe. Dann bleibe ich lieber ledig.«

»Du hast keine sehr hohe Meinung von meiner besten Freundin«, stellte Kimberly mit einem scharfen Unterton fest.

»Sie fällt eben auch unter die Kategorie Mädchen, die ihren Reiz für mich verloren hat«, erwiderte John Masterson. »Sie kann einem mit ihrer ewigen Anhimmelei mit der Zeit auf die Nerven gehen. Ein Mann will schließlich erobern, die Früchte pflücken und nicht Fallobst auflesen, wenn du verstehst, was ich meine.«

»Ich habe das schon sehr gut verstanden«, nickte Kimberly und fühlte sich wieder einmal, in ihrer Abneigung ihm gegenüber, bestätigt.

»Siehst du, und deshalb ist es mein Ziel, dich zu erobern, die uneinnehmbar scheinende Festung zu stürmen. Irgendwann wird mir das auch gelingen. Davon bin ich jedenfalls felsenfest überzeugt.«

Kimberly schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Mein lieber John«, sagte sie höflich, »du machst dir völlig falsche Hoffnungen. Ich finde dich zwar nett und sympathisch, aber ich habe dich durchschaut. Du bist ein Filou erster Güte. An mir wirst du dir deine blendend weißen Zähne ausbeißen. Du solltest es also erst besser gar nicht versuchen, wenn ich dir diesen Rat geben darf. Du solltest Früchte pflücken, die du auch erreichen kannst, um mit deinen blumenreichen Worten zu sprechen. Ich gehöre nicht dazu, also lass mich in Ruhe.«

»Kimberly, ich liebe dich«, beteuerte Masterson treuherzig. »Du bist das netteste und hübscheste Mädchen, das mir je begegnet ist. Ich gebe nicht so schnell auf. So, und nun muss ich mich um den ›Masterson-Punsch‹ kümmern. Wir reden später noch einmal darüber.«

»Es ist zwecklos«, versicherte Kimberly lächelnd. Irgendwie tat ihr die Bewunderung des gutaussehenden Mannes doch gut, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte.

»Wir werden sehen«, meinte Masterson, bevor er sich erhob und aus dem Partykeller ging. Kurze Zeit später kehrte er mit einem dampfenden Kupferkessel zurück, den er auf der Bartheke platzierte.

»So, meine Freunde, und nun präsentiere ich euch meine neueste Erfindung, den ›Masterson-Punsch‹«, rief er fröhlich in die Menge. »Aber jeder bitte nur ein Glas, damit alles etwas bekommen.«

Seine Gäste stellten sich lachend in einer Reihe auf und zogen in einer Art Polonaise an ihm vorbei. Jeder nahm ein Glas mit der dampfenden, rötlich schimmernden Flüssigkeit in Empfang und ging dann an seinen Platz, um sich den Drink zu Gemüte zu führen.

Auch Kimberly hatte sich ein Glas von dem Punsch abgeholt und anschließend wieder in ihre stille Ecke zurückgezogen. Voller Misstrauen schnupperte sie an dem heißen Getränk. Es duftete köstlich nach Orangen und Jasmin. Vorsichtig probierte sie ein Schlückchen davon. Viel Alkohol schien es tatsächlich nicht zu enthalten. Beherzt trank sie ihr Glas schließlich leer.

»Das ist ja ein Gesöff für Rentner«, brüllte einer der Gäste enttäuscht. »Reicht mir mal den Gin rüber. Ich muss das erstmal vernünftig nachwürzen. So ist das nicht genießbar!«

Andere taten es ihm gleich. Masterson wurde von allen Seiten dafür verspottet, dass er sich diesmal nichts Vernünftiges ausgedacht hatte. Der Gastgeber aber schwieg und lächelte geheimnisvoll vor sich hin.

Eine Viertelstunde später fühlte Kimberly, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Eine ungewohnte Unruhe erfasste sie. Ihr ganzer Körper begann zu kribbeln. Violette Wolken tanzten plötzlich vor ihren Augen und Schweiß trat auf ihre Stirn.

Die junge Frau erhob sich mühsam und schwankte auf John Masterson zu, der auf einem Barhocker saß und seine Gäste aufmerksam beobachtete. Das Getränk entfaltete langsam seine volle Wirkung.

»Was ... hast ... du da ... hineingetan?«, stammelte Kimberly. Sie war kaum noch in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. In ihren Ohren dröhnte es. Eine herrliche Musik erklang und tausend Geigen spielten, sich laufend ändernde, Harmonien.

»Nichts«, erwiderte John Masterson böse lächelnd. »Nur ein Wenig einer LSD-ähnlichen Substanz.«

»Oh, du Schuft«, stöhnte Kimberly entsetzt. »Ich wusste, man kann dir nicht vertrauen. Du bist ein widerliches Schwein!« Doch dann hatte sich ihr Gehirn endgültig umnebelt und sie wusste nicht mehr, was sie tat.

***

Kapitel 3

Als Kimberly Stunden später mühsam die Augen aufschlug, lag sie allein in einem breiten Bett. Sie trug nur noch ihre Unterwäsche. Ihr Kleid hing ordentlich über einer Stuhllehne. In ihrem Kopf rumorte es, so als würde ein ganzer Bienenstock darin herumschwirren. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt. Ihr Unterleib schmerzte ein wenig. Außerdem war ihr speiübel.

Aufstöhnend griff sie sich an ihren Kopf und versuchte sich zu erinnern. Wie war sie bloß hierhergekommen? Erst langsam begann es ihr zu dämmern. Da war die Party von Masterson gewesen. Er hatte seinen neuen Punsch präsentiert. Den ›Masterson-Punsch‹, dessen Hauptbestandteil wohl LSD oder eine ähnliche Substanz gewesen war. Winzige Mengen LSD genügten, um einen erwachsenen Menschen in einen tiefen Rausch zu versetzen, dessen Erscheinungsbild durch intensive optische und akustische Halluzinationen geprägt ist.

Kimberly konnte sich erinnern, dass sie sich mit einem Mal frei und leicht wie ein Vogel gefühlt hatte. Sie war auf einer rosafarbenen Wolke durch das Zimmer geschwebt, das in prächtigen Farben leuchtete. Unzählige Männerhände hatten nach ihr gegriffen, ihr die Kleidung vom Körper gerissen und sie in einen sexuellen Rausch gestürzt. War das tatsächlich alles nur ein Traum gewesen?

Kimberly war voll in Gedanken, als an der Tür klopfte. Ohne ihre Aufforderung abzuwarten, öffnete John Masterson und trat ein. Lächelnd kam er auf sie zu. Kimberly zog sich unwillkürlich die Bettdecke bis zum Hals hinauf und sah ihn mit böse funkelnden Augen an.

»Na, hast du endlich ausgeschlafen?«, erkundigte er sich freundlich. »Du warst ja ganz schön zugedröhnt, meine Liebe. Du hättest langsamer trinken sollen. Kleine Mädchen vertragen noch nicht so viel.«

»Hör nur auf«, zischte Kimberly ihn wütend an. »Ich weiß genau, was ich getrunken habe. Vom Alkohol war ich wohl kaum so blau. Aber ich weiß, dass du was in deinen sogenannten ›Masterson-Punsch‹ gepanscht hast. Du hast es ja selbst zugegeben. Dafür werde ich dich anzeigen. Das ist vorsätzliche Körperverletzung! Dieses Mal bist du eindeutig zu weit gegangen!«

Masterson schüttelte den Kopf und schien sich prima über ihren Wutanfall zu amüsieren.

»Du wirst mich ganz sicher nicht anzeigen«, meinte er nach einer Weile mit ruhiger Stimme. »Du hast nämlich keinerlei Beweis für deine Anschuldigung. Sei sicher, die anderen werden hübsch den Mund halten. Denen hat meine Party ganz ausgezeichnet gefallen. Sie haben sich übrigens bereits erkundigt, wann es wieder einmal meinen Punsch gibt.«

»Du bist ein Schwein, John!«, fauchte Kimberly ihn an. »Verschwinde endlich aus dem Zimmer, damit ich mich anziehen kann. Ich möchte schnellstens von hier weg. Mit dir will ich nie wieder etwas zu tun haben.«

»Ist ja schon gut«, sagte Masterson und hob dabei beschwichtigend die Hände in die Höhe. »Ich lass dich gleich allein. Bevor du gehst, möchte ich dir aber noch etwas zeigen.«

»Ich möchte aber nichts sehen!«, entgegnete Kimberly patzig. »Ich habe die Nase gestrichen voll. Du ekelst mich an. Wie konnte ich mich nur von deinen schönen Worten so einlullen lassen?«

»Du wirst dir schön ansehen, was ich dir zu zeigen habe«, stellte John Masterson mit kalter Stimme klar. »Glaub mir, es ist in deinem eigenen Interesse!«

»Aha! In meinem eigenen Interesse? Das ich nicht lache! Mein Interesse ist es hier zu verschwinden!«

»Du wirst überrascht sein, wenn du es siehst«, behauptete Masterson mit einem vielsagenden Grinsen, bevor er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.

Kimberly sprang aus dem Bett und schlüpfte in ihr Kleid. Als sie einen Blick in den Spiegel warf, erschrak sie vor sich selbst. Ihre Augen waren tief umrändert. Ihr Gesicht wirkte eingefallen und fast ein wenig grau. Angewidert von sich selbst wandte sie sich ab.

John Masterson erwartete sie in seinem pompös eingerichteten Wohnzimmer. Kostbare Bilder hingen an den Wänden, dicke Teppiche bedeckten den Boden. Eine Seite des Zimmers wurde von einer massiven Schrankwand eingenommen, in der technische Spielereien, wie ein riesiger Flachbildschirm und eine Stereoanlage, eingebaut waren. Davor standen, um einen langen Marmortisch, schwere Ledersessel und eine breite Couch.

Masterson forderte sie mit einer lässigen Handbewegung auf, vor dem Flachbildschirm Platz zu nehmen. Widerwillig ließ sich Kimberly nieder und sah den Mann verächtlich an. Ihn schien das völlig kalt zu lassen. Er spielte mit einer Fernbedienung in seiner rechten Hand. Kurz darauf flimmerte eine Weile der Bildschirm, dann aber wurde das Bild klar und deutlich.

Kimberly konnte den Partykeller erkennen. Männliche und weibliche Gestalten wälzten sich mehr oder weniger unbekleidet auf dem Boden herum. Einige bewegten sich in grotesken zombieartigen Verrenkungen durch den Raum. Andere wiederum hockten selbstvergessen in einer Ecke und fuchtelten wild gestikulierend mit ihren Armen durch die Luft. Sie schienen geistig völlig abwesend zu sein.

Plötzlich erkannte Kimberly sich selbst.

Sie lag splitterfasernackt auf dem Tresen der Kellerbar. Um sie herum befand sich ein Pulk nackter Männer, unter die sich auch ein paar Frauen gemischt hatten. Sie drängten sich um die Theke, um sich intensiv an ihr zu schaffen zu machen. Ihrem Gesichtsausdruck nach schien sie es zu genießen. Sie forderte die Männer sogar zu immer größeren Anstrengungen heraus. Kimberly tat dort Dinge, von denen sie sonst nicht einmal zu träumen gewagt hätte.