Maddrax 442 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 442 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Während sich ein Marsianer auf den Weg zur Erde macht, sind Matt, Aruula und Xaana weiter von der Heimat entfernt denn je. Der Kontakt zu den Initiatoren ist abgerissen, der Transferturm tausende Kilometer entfernt auf der Rückseite des Mondes. Doch diese Entfernung scheint zu schrumpfen, als sie die Bekanntschaft eines Ballonfahrers machen, der einem gefährlichen Job nachgeht: die Felder unter den Wolken vor einer Insekteninvasion zu schützen.

Als die drei einwilligen, ihm für eine Passage zum Turm bei seiner Arbeit zu helfen, ahnen sie nicht, worauf sie sich einlassen...

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EPUB
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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Hilfreiche Links

Was bisher geschah …

Ohne Balance

Leserseite

Cartoon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Néstor Taylor/Bassols

Autor: Ian Rolf Hill

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4206-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

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Serie

Covermaler/in

Autor/in

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ihre Achse verschiebt sich und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Staffel durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz retten ihn Barbaren, die ihn „Maddrax“ nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, auf einen von zwanzig Monden um einen Ringplaneten versetzt werden.

Auf dem Mond Terminus lässt sie ein Psi-Feld ihr früheres Leben vergessen. Unterwegs zum Turm der Initiatoren, den Herren des Systems, geraten Matt und Aruula in einem unterirdischen Kerker an das mächtige Volk der Saven und befreien sie unfreiwillig, bevor sie zum Wassermond Aquus geschickt, wo sie zusammen mit dem Dreen Mi-Ruut auf die Hydree treffen. Diese Fischwesen geben Matt und Aruula ihre Erinnerungen zurück. Sie reisen zum Mond Binaar weiter, einem Ort, an dem nur künstliche Wesen leben. Die Renegaten wollen von hier fliehen und lösen einen ganzen Stadtteil – Exxus – aus Binaar. Matt und Aruula reisen mit, aber auch ihr Erzfeind Jacob Smythe und ein Initiator in einem Avatar. Smythe erlangt die Kontrolle über den Zentralrechner der Exxus und ändert den Kurs auf den Ringplaneten. Dann aber wird er von einem verbündeten Roboter betrogen, der die Kontrolle des Schiffs auf sich selbst überträgt – bevor Aruula ihn vernichtet. Nun lässt sich der Kurs nicht mehr ändern. Smythe stürzt in einen Schacht und der Initiator zwingt die Menschen in ein Fluchtshuttle, löst aber seinen Geist aus dem Avatar, als sie ins Schwerefeld des Mondes Botan geraten.

Nach dem Absturz treffen Matt und Aruula auf die Polatai; Molchwesen, die hier für die Initiatoren tätig sind. Die Natur ist krank, Faulzonen breiten sich aus! Der Geist Botans versucht Matt und Aruula zu assimilieren, was Mi-Ruut, der wieder zu ihnen stößt, verhindern kann. Sie finden Xaana in einem Kokon. Ein kranker Proband ist verantwortlich für die Fäulnis. Als sie seine Leiche verbrennen, verbreiten sie mit der Asche den Virus über ganz Botan. In ihrer Not setzen die Initiatoren die auf Terminus festsitzenden Saven ein. Plagmal und Kurzmüh heilen zwar die Seuche, versuchen aber den Geist zu übernehmen – was letztlich misslingt. Botan vereinnahmt die Saven und erlaubt den Gefährten die Rückkehr nach Aquus. Xaana erhält dort ihre Erinnerung zurück. Sie suchen erfolgreich ein legendäres Beiboot der ersten Hydree, mit dem Matt, Aruula und Xaana Aquus verlassen. Kurz nach dem Start melden sich die Initiatoren über Funk und schlagen ein Treffen auf dem Mond Messis vor. Dort erwartet sie eine Delegation aus drei Avataren – die aber von den Kontras von der Leitstelle getrennt werden, bevor der Kontakt zustande kommt. Dafür haben unsere Freunde jetzt ein Problem, denn die Einheimischen glauben, sie hätten die drei ermordet …

Ohne Balance

von Ian Rolf Hill

»Es wurde noch kein Ersatz für Pas’tu gefunden.« Die Verbitterung und Trauer, die der Sprecher empfand, waren deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. »Kein Wunder. Wer sieht schon freiwillig dem Tod ins Auge?« Eine viergliedrige Hand, deren glatte Schuppen im schummrigen Licht glänzten, griff nach der ebenmäßigen, vollkommen runden Kugel.

Aus den Schatten erschien der Arm einer zweiten Gestalt, in der Hand eine Spritze. »Ist der Vorrat denn schon groß genug, um wieder aufzusteigen?«

Die Spritze wechselte in die schuppige Klaue des ersten Sprechers. »Die Ernte ist in Gefahr! Wir müssen die Kre’etas endgültig vernichten!« Vorsichtig wurde die Nadel in die weiße Kugel gestochen und der Kolben in sie entleert. »Keine Sorge. Es dauert nicht mehr lange, dann sind wir bereit.«

„Nein!“, brüllte Sikth aufgebracht und starrte seinem Silarow hinterher, der eben noch vor den Treibstoffsilos gestanden hatte.

„Nein!“ Sikths zweiter Schrei wurde von einer eigentümlichen Mischung aus Zorn und Verzweiflung getragen. Von seinem Vehikel war nur noch eine große Schlammfontäne zu sehen, die das Fahrzeug vor den Blicken des ehemaligen Eigentümers verbarg.

Trotzdem unternahm Sikth den unsinnigen Versuch, dem gestohlenen Vehikel hinterherzurennen. Doch schon nach wenigen Metern sah er die Zwecklosigkeit dieses Unterfangens ein und blieb mit hängenden Schultern stehen. Obwohl sein Avatarkörper über genügend Ausdauer verfügte, würde er das Gefährt niemals einholen können.

Dabei war der Diebstahl nicht einmal die größte Demütigung für ihn; schließlich gehörte er ihm nicht. Es war vielmehr die Tatsache, dass er jetzt hier draußen in der Einsamkeit von Messis festsaß und seinen Auftrag nicht erfüllen konnte.

„Endlose Rückschläge auf diesem verfluchten Mond, dann der erste Lichtblick – und prompt stiehlt mir ein von den Göttern verfluchter Idiot den gestohlenen Silarow!“ Er stieß einen weiteren wütenden Schrei aus. „Stinkende Messisaner!“, brüllte er dem entschwundenen Silarow hinterher. „Drecksbrut!“

Erste Regentropfen fielen zu Boden und zerstoben bei Kontakt in elektrischen Entladungen. Sie zeichneten die Straße nach, Bäume, Pilze und das Gebäude. Selbst auf Sikth zerstoben sie und hüllten ihn in eine flackernde Hülle.

Jetzt wurde er auch noch nass! Konnte es noch schlimmer kommen? Mit aufgerissenen Augen starrte Sikth in das dämmrige Halbdunkel. Der Mond war von einer permanenten Wolkenschicht umgeben, die nur partiell klaffende Löcher aufwies. Es war dem Kontra ein Rätsel, wie die Bewohner dieses armseligen Mondes hier leben konnten, ohne in Depressionen zu verfallen.

Nun ja, ganz verloren war er nicht. Sikth tastete nach dem mobilen Sprungfeldgenerator, der an seinem Gürtel baumelte. Er würde den SFG benutzen müssen, trotz des Risikos, keine genauen Zielkoordinaten zu haben. Es würde mühsam und langwierig werden, nur auf Sicht zu springen, und belastend für die Elektronik des Avatars.

Neben ihm räusperte sich der Tankwächter. „Was hast du da gerade gesagt?“, knurrte er.

Zornig fuhr er herum und fixierte den Messisaner. Sein verunstaltetes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. „Ich sagte, man hat mir mein Fahrzeug geklaut“, herrschte er den Stationsbetreiber an.

Der bullige Kerl, dessen Bauch sich beachtlich unter der fleckigen Schürze wölbte, verschränkte seine beiden Klauen ineinander und ließ die Gelenke knacken. „Das meinte ich nicht“, grollte er, und Sikth begann zu begreifen, dass er zu weit gegangen war. „Ihr Typen von der Hochebene glaubt euch alles erlauben zu können. Aber wenn du denkst, uns Tiefländer ungestraft beleidigen zu können, hast du dich geschnitten.“

Der Zorn wütete noch immer in Sikth und machte es ihm unmöglich, einzulenken. Die zunehmende Nässe von oben tat ihr Übriges. „Kümmere dich um deinen Kram“, polterte er. „Ich habe dich mit dem Okular für die Tankfüllung bezahlt, also lass mich in Ruhe!“ Damit wandte er sich ab und begann, den SFG für einen Sprung zum Horizont – der bei diesem hügeligen Gelände nur wenige Buster1) entfernt lag – zu programmieren.

Eine schuppige Klaue griff nach dem Gerät und riss es Sikth aus den Händen. Der Kontra wurde von der Aktion derart überrascht, dass er zu spät reagierte.

Schon hielt der Stationsbetreiber den Sprungfeldgenerator in beiden Pranken, drehte ihn hin und her und musterte ihn neugierig. „Das Fernrohr behalte ich als Wiedergutmachung für deine Unverschämtheit“, sagte er. „Und das hier … was ist das?“

„Gib es mir zurück, du degenerier-“ Die letzte Silbe blieb Sikth buchstäblich im Halse stecken, als sich die Pranke darum schloss. Es war mehr die Überraschung über die schnelle Reaktion des so schwerfällig wirkenden Stationsbetreibers, denn Schmerzen konnte Sikth in seinem Avatarkörper nicht empfinden. Trotzdem spürte er die Kraft, die in dem gedrungenen Echsenkörper des Einheimischen steckte, der Sikths Kehle mit nur einer Klaue umklammerte und ihn damit mühelos auf Abstand hielt.

„Immer langsam, Bürschchen“, knurrte der Stationsbetreiber. „Wenn du keine Kups hast, musst du den Treibstoff eben anders bezahlen. Also: Was ist das hier?“ Er hob den Sprungfeldgenerator demonstrativ hoch. „Scheint ziemlich wertvoll zu sein.“

Sikths Augen wurden groß. „Damit kannst du nichts anfangen“, krächzte er deutlich kleinlauter. „Gib ihn mir zurück!“

Der Stationsbetreiber verzog die Lippen zu einem breiten Grinsen, das erstaunlich spitze Zähne zum Vorschein brachte. „Alles zu seiner Zeit, Söhnchen. Wenn du’s mir nicht verraten willst, wirst du deine Schulden eben abarbeiten. Gibt genug zu tun. Das hier behalte ich solange als Pfand. Du kriegst es zurück, wenn du gute Arbeit geleistet hast. Also streng dich an!“

„Bist du dir sicher, dass das hier die richtige Straße ist?“, fragte Xaana und runzelte die Stirn. Beiläufig strich sie sich eine blonde Strähne aus dem geröteten Gesicht und starrte missmutig durch die konvex geformte Windschutzscheibe. Matthew Drax betrachtete die lange verschollene junge Frau von der Seite und musterte ihr Profil. Im Gegensatz zu ihm oder Aruula besaß sie eine deutlich hellere Haut, die empfindlicher auf die extreme Sonneneinstrahlung reagierte, die durch die wenigen Lichtinseln auf den Boden von Messis fiel. Kein Wunder, war sie doch in der künstlichen Welt der Domäne aufgewachsen.

Dass seine biologische Tochter war, wussten bislang nur die Hydree auf Aquus und er. Er hatte noch nicht die passende Gelegenheit gefunden, es ihr und Aruula zu beichten. Wobei dieser Grund nur vorgeschoben war. In Wahrheit fand er nicht den Mut, es zu gestehen. Weil er die Folgen fürchtete.

Gedankenverloren strich er über seine Wangen und spürte den dichter werdenden Vollbart unter seinen Fingern. Auch seine und Aruulas Haut war durch die intensive Bestrahlung innerhalb der Lichtinseln gebräunt, aber die Röte in Xaanas Gesicht wies auf einen Sonnenbrand hin, den sie sich zugezogen haben musste. Und das ausgerechnet auf diesem Dunkelmond, dachte Matt. Verrückt!

„Nein“, antwortete er laut auf Xaanas Frage. „Ich habe keine Ahnung, ob wir richtig sind. Ich weiß ja noch nicht mal, ob diese Schlammbahn überhaupt eine Straße ist.“

Wenigstens stellte ihn die Steuerung des Gefährts vor keine allzu großen Herausforderungen. Es gab eigentlich nur zwei bewegliche Griffe, die er synchron nach vorne drücken musste, um Geschwindigkeit aufzunehmen. Zog er sie gleichzeitig nach hinten, verlangsamte oder bremste das eigentümliche Fahrzeug. Bewegte er die Griffe entgegengesetzt zueinander, konnte er die Richtung ändern.

Das gesamte Vehikel machte einerseits zwar einen futuristischen Eindruck, andererseits jedoch wirkte es beängstigend planlos zusammengeschustert. Definitiv keine Fließbandproduktion, dachte Matt. Das Führerhaus lag unter einer gewölbten transparenten Kuppel und ging direkt in einen mit stählernen Platten bedeckten Rumpf über, der auf drei beweglichen Achsen ruhte, an denen insgesamt sechs luftgefüllte Reifen steckten, die für eine gleichmäßige Gewichtsverteilung sorgten.

All dies konnte Matthew noch logisch nachvollziehen. Leider besaß der Führerstand aber auch eine Menge an unbekannten Instrumenten und Anzeigen. Doch solange das Ding fuhr, wollte er zufrieden sein und keine hohen Ansprüche stellen.

Er starrte nach vorn. Die triste Eintönigkeit der messisanischen Landschaft in Verbindung mit den düsteren Lichtverhältnissen lud geradezu dazu ein, Trübsinn zu blasen. Wenigstens hatte dieser sonderbare Regen mit den grellen Entladungen mittlerweile aufgehört.

Matt schrak zusammen, als ein kleiner Körper ohne Vorwarnung zwischen ihm und Xaana hindurch auf die Armaturen des Fahrzeugs sprang. Das Wesen erinnerte an eine Mischung aus einer irdischen Hauskatze und einem Fuchs, besaß braunrotes Fell, einen langen, unruhig zuckenden Schweif und aufgestellte spitze Ohren mit kleinen Fellbüscheln an den oberen Enden. Der Name des kleinen Pelzwesens war auch gleichzeitig die Bezeichnung dieser Spezies: Schnurrer.

Ein Mitbringsel von Terminus, dem ersten Mond, dem sie auf ihrer Odyssee in den Weiten des Alls einen unfreiwilligen Besuch abgestattet hatten. Vor allem Aruula war ganz vernarrt in das kleine Raubtier. Auch Matthew musste zugeben, dass der Schnurrer ihnen schon durchaus hilfreiche Dienste geleistet hatte. Momentan war er jedoch nicht zu Spielereien mit dem bepelzten Gesellen aufgelegt.

Mit einem „Ksch-ksch!“ jagte er ihn von den Armaturen hinunter, was Schnurrer ein empörtes Fauchen entlockte – und Aruula ein ärgerliches „Maddrax!“.

„Ich muss mich auf die Straße konzentrieren“, knurrte Matt und starrte angestrengt durch die Windschutzscheibe.

Xaana wandte den Kopf und warf ihm einen amüsierten Seitenblick zu. „Ach, hast du die Straße wiedergefunden?“

„Ha-ha“, begann Matt, wurde aber von einem lauten Piepsen unterbrochen. Alle drei richteten ihre Aufmerksamkeit auf die rote Lampe, die inmitten der Armaturen zu blinken begonnen hatte.

„Siehst du?“, konnte sich Matt nicht verkneifen zu sagen. „Darum hat Schnurrer nichts auf den Armaturen zu suchen.“

„Das war er nicht!“, behauptete die Kriegerin.

„Hört auf zu streiten“, meldete sich Xaana zu Wort und wandte sich an ihn: „Was hat das Licht zu bedeuten?“

Matt zuckte die Achseln. „Die Treibstoffanzeige kann’s ja kaum sein“, sagte er. „Das Ding stand schließlich vor einer Tankstation.“

„Vielleicht haben wir es geklaut, bevor es befüllt werden konnte“, warf Xaana ein.

„Das allerdings wäre dann ziemlich dumm gelaufen.“

Das Piepen wurde stetig lauter und schriller, sodass der Schnurrer freiwillig Reißaus nahm und sich im hinteren Teil des Fahrzeugs verkroch, wo er bis eben neben Aruula friedlich vor sich hingedöst hatte.

Als Matt seinen Blick wieder auf die Straße richtete, fuhr er zusammen. Ob man die schlammige Rutschbahn vor ihnen nun „Straße“ nennen wollte oder nicht – jetzt war sie verschwunden und hatte einem gigantischen Trichter Platz gemacht. Im Dämmerlicht hatte ihn niemand rechtzeitig bemerkt.

Das Signal ist ein Unfallassistent!, durchfuhr es Matt. Verdammt!

Nach der Schrecksekunde zog er beide Hebel ruckartig nach hinten, um das Gefährt zum Stehen zu bringen.

Doch es war zu spät.

Schon neigte sich die Schnauze des Vehikels nach vorne und nahm wieder Fahrt auf, obwohl Matt beharrlich an den Hebeln zerrte. Der Untergrund schien ein Eigenleben zu führen und floss mit dem Fahrzeug wellenförmig auf die punktförmige Mitte des Trichters zu, aus der sich jetzt zwei riesige, gezackte Insektenscheren erhoben, die in freudiger Erwartung ihrer Beute auf und zu schnappten.

Im Tiefen Rat

„Die Zerstörung der IAS-Station stellt uns vor große Probleme“, sagte Niavko in die Runde des Gremials. „Der Kontakt zu den drei Menschen auf Messis konnte nicht etabliert werden. Sie befinden sich ohne jede Führung auf dem Mond – und niemand kann garantieren, dass sie die Wahrheit nicht herausfinden.“

„Das allerdings wäre eine Katastrophe“, stimmte Baraud, ein anderes Gremialsmitglied, zu. „Es würde unsere ganzen bisherigen Bemühungen zunichtemachen.“

„Darum schlage ich vor“, führte Niavko weiter aus, „dass wir drei weitere Kontaktleute nach Messis schicken. Sie müssen die Menschen aufspüren und wie geplant lenken.“

„Aber ohne IAS-Station …“, begann Baraud, wurde aber von Niavko unterbrochen.

„Wir greifen auf den Transferturm zurück“, sagte er.

Enkluu schaltete sich ein. „Mit dem Transferturm? Also körperlich?“

„Ich sehe keine andere Möglichkeit, Gremialsleiter Enkluu“, entgegnete Niavko. „Zugegeben, es ist ein Risiko …“

„Risiko ist ein schwaches Wort in Anbetracht der Gefahr, tatsächlich auf Messis getötet zu werden!“, fuhr ihm Enkluu in die Parade.

„Aber ein vertretbares Risiko angesichts der Folgen, die sich ergäben, wenn die Erdbewohner eigene Nachforschungen auf Messis anstellen“, hielt Niavko dagegen.

Ein Raunen der anwesenden Initiatoren durchzog den großen Raum. Nicht umsonst hatte man schließlich Avatare auf jedem Mond deponiert, sodass eine körperliche Anwesenheit überflüssig wurde. Trotz der goldenen Schutzschilde, die den Blick anderer Lebewesen ablenkte, waren die eigenen Körper allzu leicht verletzbar. Doch nach der Sabotage, der die einzige IAS-Station anheimgefallen war, blieb gar keine andere Möglichkeit mehr.

Natürlich hatte man versucht – und versuchte es noch –, die Station wieder instand zu setzen. Doch das würde noch einige Rotationen dauern; Zeit, die sie nicht hatten.

Schließlich blieb Enkluu keine andere Möglichkeit, als dem Vorschlag zuzustimmen. Mögliche Namen in Frage kommender Initiatoren wurden diskutiert. Man einigte sich auf drei, die entbehrlich, aber qualifiziert genug waren, um die Mission zu erfüllen: Fyrmkazz, Altcess und Kolpazz. Sie sollten kontaktiert und schnellstmöglich zum Transferturm gebracht werden, um die Reise nach Messis anzutreten.

Gremialsleiter Enkluu machte keinen sonderlich glücklichen Eindruck, als er die Sitzung schloss. Kein Wunder: Die restlichen Mitglieder des Rats ahnten nicht, dass ausgerechnet ein Kontra ihren Vorsitz innehatte. Eine Gruppierung innerhalb der Initiatoren, die sich gegen die Pläne der Allgemeinheit stemmte, und das aus humanitären Gründen.

Messis war in ihren Augen ein Schandfleck ihrer Geschichte. Die Menschen sollten nicht zu einem zweiten, vielleicht noch größeren werden.

Doch Enkluu, wie auch die anderen Kontras, liefen permanent Gefahr, enttarnt zu werden. Zugeständnisse waren also unabdingbar, auch wenn sie der Sache zuwiderliefen. Und im äußersten Notfall gab es immer noch die finale Lösung: die drei Menschen zu eliminieren, bevor sie zu Verrätern ihrer eigenen Rasse werden konnten. Auch wenn dies den Wert des Lebens negierte …

Das passiert jetzt nicht wirklich, schoss es Matt durch den Kopf, während er auf die meterlangen Mandibeln starrte, die nach dem Fahrzeug schnappten, das unaufhörlich auf die Kauscheren zuglitt – ganz gleich, wie sehr er die Hebel nach hinten zog.

Außer den Beißwerkzeugen war von dem Insektenmonster nichts zu sehen. Es lag unter der Erde in der Mitte des Trichters wie ein gigantischer Ameisenlöwe.