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Auf Novis stoßen Aruula und Xaana zu ihrem Erstaunen auf eine "Geisterstadt", über deren Existenz Maltuff sie nicht informiert hat. Es handelt sich um Unterkünfte, die den ersten Siedlern von der Erde als Behausung dienen sollen. Aber dort scheint es zu spuken - es gibt geisterhafte Sichtungen, unerklärliche Phänomene, und die Energieversorgung fällt immer wieder aus. Will jemand die Bauarbeiten verzögern, oder steckt wirklich eine jenseitige Macht dahinter?
Die beiden Frauen sind entschlossen, das Rätsel lösen - und treffen auf ein Wesen, das alle Spekulation noch bei weitem übertrifft...
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Was bisher geschah …
Das Geisterdorf
Leserseite
Cartoon
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Lektorat: Michael Schönenbröcher
Titelbild: Néstor Taylor/Bassols
Autor: Ian Rolf Hill
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5437-9
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.
Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew Drax, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen, und macht sich die Zwangslage zu Nutze, dass der Erdmond abzustürzen droht. Doch dann werden die Gefährten gefangen und ihrer Erinnerungen beraubt. So helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren bei ihren Versklavungsplänen.
Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, mittels derer sie später geortet und evakuiert werden sollen. Um Kontakt zu Techno-Enklaven aufzunehmen, lassen die Wissenschaftler vom Hort des Wissens einen Satelliten aufsteigen. Begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson macht sich Matt mit dem Amphibienpanzer PROTO auf den Weg, derweil Hordelab nach Agartha springt, um den Bau einer Transport-Plattform für das Wurmloch zu überwachen – und festgesetzt wird. Derweil trifft Matt auf die Kolonie Colonel Kormaks, erkennt aber dessen Machtgier und überlässt ihm keinen der Peilsender.
In Agartha begegnet Hordelab den Daa’muren Grao und Ira, die eine mysteriöse Verbindung zwischen sich erkennen. Die beiden verhelfen dem Initiator zur Flucht und schließen sich Matt, Tom und Xij an. Als sie von einem Dorf mit überlebenden Daa’muren in Indien erfahren, wollen Grao und Ira es ausfindig machen. Matt überlässt ihnen PROTO, während er mit den anderen nach Meeraka springt.
In Waashton erleben sie einen Aufstand der Nosfera mit, die eine Prophezeiung auf den abstürzenden Mond anwenden wollen, um die Herrschaft über die Menschen zu erlangen. In El’ay verhindern sie, dass sich die Lava eines ausbrechenden Vulkans in die Stadt ergießt, und in Sub’Sisco helfen sie dem Androiden Miki Takeo dabei, Menschen und Mendriten aus der einsturzgefährdeten Unterwasserstadt zu retten. Dabei lokalisieren Tom und Xij weitere Techno-Enklaven in Meeraka, zu denen sie sich anschließend auf den Weg machen.
Das Geisterdorf
von Ian Rolf Hill
Dieser Mond war eine Todesfalle. Sämtliche Hinweise sprachen dafür, und die Zeichen länger zu ignorieren, hieße, die eigene Existenz aufs Spiel zu setzen. Egal, aus welcher Perspektive das Problem betrachtet wurde, das Ergebnis war immer dasselbe: Flucht. Den Mond verlassen, am besten das gesamte Sonnensystem, um irgendwo an einem anderen Ort wieder ganz vorn zu beginnen.
Je länger seine Gedanken um diese Idee kreisten, desto schlüssiger und logischer erschien sie ihm. Es gab ohnehin keine Alternative, denn die wäre schlimmer als der Tod.
„Das ist unheimlich.“
Mirovka zog die schmalen Schultern hoch und fröstelte, was Gramkuul erstaunte, denn immerhin lagen die Temperaturen selbst für Initiatoren in einem angenehmen Wohlfühlbereich. Die Menschen, für die dieses Habitat namens Novis errichtet wurde, hätten es vielleicht sogar als ein wenig zu warm empfunden. So genau konnte Gramkuul das jedoch nicht wissen, denn diese sonderbar proportionierten Wesen aus einem anderen Sonnensystem waren ihm ein Rätsel. Allein schon diese albernen Schädelfelle verliehen ihnen ein obskures Aussehen.
Gesprochen hatte er noch mit keinem von ihnen und sie lediglich aus der Ferne beobachtet. Es war ja nicht so, als ob es auf Novis derzeit vor ihnen wimmeln würde. Es befanden sich gerade mal zwei weibliche Exemplare auf dem Mond, der ihnen als Reservat dienen würde.
Faszinierend waren sie dennoch.
Gramkuul wunderte es immer wieder, dass sie bei diesen mickrigen Köpfen überhaupt so etwas wie Verstand hatten entwickeln können. Doch sie besaßen nicht nur eine komplexe Sprache, sondern waren darüber hinaus auch sehr empfindsam. Angeblich waren sie sogar schon auf dem besten Weg gewesen, einen hohen technischen Standard zu entwickeln, bis ihnen eine Katastrophe in Form eines Kometen einen gewaltigen Strich durch die evolutionäre Rechnung gemacht hatte.
In dieser Hinsicht verspürte Gramkuul fast so etwas wie Mitgefühl für diese bedauernswerte Spezies, obschon es nicht soweit ging, ihre Schonung zu erwägen. Immerhin diente ihr Opfer dem Überleben seiner eigenen Rasse. Und dieses Ziel hatte nun einmal Vorrang, so bitter es für die Menschen auch sein mochte.
Gramkuul wusste, wie ängstlich seine Kollegin Mirovka bisweilen sein konnte. Sie wurde zwar nicht müde zu betonen, dass sie lediglich vorsichtig war, doch Gramkuul ließ sich nicht hinters Licht führen. Es störte ihn auch nicht und er genoss ihre Furchtsamkeit insgeheim sogar, bot sie ihm doch Gelegenheit, immer mal wieder den starken Beschützer herauszukehren.
Novis bot dahingehend ja reichlich Möglichkeiten.
Und er dankte Maltuff, dem Chef-Terraformer des Mondes, im Stillen, dass der ihn zusammen mit Mirovka in die Siedlung geschickt hatte, um nach dem Rechten zu sehen.
Hier sollten die ersten Kolonisten untergebracht werden, und bis zu deren Evakuierung von der Erde mussten die Behausungen, die wie helle, übereinander gestapelte Bauklötze aussahen, voll bezugsfertig sein. Sowohl die sanitären Einrichtungen als auch die Stromversorgung. Und mit Letzterer haperte es seit geraumer Zeit erheblich. Immer wieder kam es zu Systemausfällen und Schwankungen im Energieverteilernetz.
Maltuff hatte umgehend reagiert und die beiden Techniker beauftragt, das Problem zu lösen. Noch jetzt klangen Gramkuul seine letzten Worte im Ohr: „Sorgt dafür, dass alle Systeme funktionieren. Wenn die ersten Kolonisten eintreffen, müssen sie wenigstens im unteren Toleranzbereich sein.“
Also hatten er und Mirovka sich auf den Weg gemacht. Sie hatten noch gut zwei Stunden Tageslicht, obwohl es auch in der Nacht nie richtig finster wurde, da bis zu einem halben Dutzend Monde das Licht der Sonne reflektierte.
„Hab keine Angst, Miro“, antwortete er säuselnd auf ihren Kommentar, während sie den Gleiter vor einem unbefugten Start sicherten, und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Ich werde dich beschützen.“ Dabei klopfte er demonstrativ auf den handlichen Strahler, der in einem Holster an seinem Gürtel steckte.
Mirovka schnaubte und befreite sich mit einer schnellen Bewegung aus seinem unbeholfenen Annäherungsversuch. „Der nutzt dir auch nicht, wenn uns ein Silizier an den Kragen will.“ Mit beiden Händen hievte sie den schweren Werkzeugkasten von der Plattform am Heck des Gleiters und platzierte ihn vor Gramkuuls Füßen. „Pack lieber mit an, sonst stehen wir morgen früh noch hier herum.“
Gramkuul seufzte ergeben und hob den Koffer mit ihrer Ausrüstung an. „Die Silizier sind keine Bedrohung mehr, das weißt du“, behauptete er.
„Ach, und woher weißt du das so genau?“
„Weil Maltuff es gesagt hat.“ Seine Stimme klang mit einem Mal weit weniger selbstbewusst, was Mirovka keineswegs entging. Sie schulterte die Umhängetasche, in der sich eine Ersatzbatterie befand, ehe sie sich gemeinsam auf den Weg in die Siedlung zum Energieverteilerknoten machten.
„Es blieb ihm ja auch nichts anderes übrig, weil sonst niemand das Wagnis einginge, auch nur einen Schritt vor das SAM zu tun, geschweige denn hier herauszufahren“, erwiderte sie wie beiläufig.
Ein Schauer lief Gramkuul über den Rücken. Unsicher schaute er sich um, dabei wusste er genauso gut wie jeder andere auf Novis stationierte Initiator, dass die Silizier sich nicht offen zeigten. Wenn sie angriffen, dann aus dem Hinterhalt. Sie formten sich aus dem Fels oder kamen aus dem Boden. Verbargen sie sich vielleicht sogar im Mauerwerk der Gebäude?
Er machte eine unwillige Kopfbewegung und fluchte innerlich. Jetzt ließ er sich schon von Mirovkas Angst anstecken. „Klklektros hat ebenfalls gesagt, dass die Silizier friedlich sind und einem Waffenstillstand zugestimmt haben.“
„So, haben sie das? Hoffentlich wissen das auch alle von ihnen. Mich würde viel eher interessieren, was Kumlarzz dazu zu sagen hat.“
„Der liegt doch noch auf der Krankenstation.“
„Eben.“ Mirovka nickte. „Er hat den Angriff der Silizier beinahe mit dem Leben bezahlt. Bin gespannt, ob er auch der Meinung unseres hochgeschätzten Medikers ist, der sagt, diese Monster wären friedlich.“
„Angeblich hat diese Menschenfrau mit ihnen kommuniziert.“
Wieder schnaubte Mirovka. „Ja, an der hat Klklektros ohnehin einen Narren gefressen. Dabei würde ich diesem garstigen Vieh nicht über den Weg trauen.“
„Wem? Klklektros?“
Seine Kollegin verdrehte die Augen. „Nein, diesem Menschenweibchen. Ein Biest, sage ich dir. Allein diese Zeichnungen auf ihrer Haut! Und wie sie einen anblickt. Zum Fürchten.“ Wieder erschauerte sie.
„Bist du ihr schon begegnet?“ Gramkuuls Neugier war geweckt, doch seine Kollegin musste ihn enttäuschen.
„Nein, ich habe sie nur dreimal kurz gesehen. Aber das reichte mir.“
„Das liegt vielleicht an ihrem dunklen Kopffell. Die andere, diese Xaana, sieht doch eigentlich ganz putzig aus.“
„Putzig?“, echote Mirovka. „Das ist nun nicht unbedingt das Wort, das ich benutzen würde. Aber ja, sie wirkt immerhin harmloser. Trotzdem sehen die beiden komisch aus. Allein diese kleinen Augen …“
Das gleichmäßige Piepsen eines eingehenden Anrufs von Mirovkas Armband-Kommunikator unterbrach die Technikerin. Sie blieb stehen und seufzte, da sie ahnte, wer da etwas von ihr wollte.
Gramkuul bemerkte, dass seine Kollegin stehengeblieben war. Mit einem leisen Ächzen stellte er den schweren Werkzeugkasten auf dem Boden ab und nahm den Anruf entgegen. Mirovka erkannte die Stimme sofort.
„Maltuff lässt fragen, ob ihr schon etwas gefunden habt“, quäkte Klapok, der echsenartige Assistent des Chef-Terraformers.
„Wir sind gerade erst eingetroffen“, empörte sich Mirovka. „Wir haben den Verteilerknoten noch nicht mal erreicht. Ich hab euch doch schon erklärt, dass wir nicht einfach mit einem Sprungfeldgenerator hierher springen können, solange wir nicht wissen, was die Energieschwankungen verursacht.“
Die anfängliche Ängstlichkeit seiner Kollegin war verschwunden. Momentan war sie einfach nur genervt. Auch ein probates Mittel, um die Furcht zu vertreiben.
„Äh, ja. Entschuldigt bitte vielmals“, gab Klapok zurück. „Ich … äh, ihr …“
„Wir melden uns, wenn wir was haben, beziehungsweise, wenn wir fertig sind“, erklärte Mirovka und beendete die Übertragung, ohne die Antwort des Echsenartigen abzuwarten.
Gramkuul lächelte versonnen und wollte den Werkzeugkasten anheben, als ein schabendes Geräusch ihn in der Bewegung innehalten ließ. Mirovka schien nichts vernommen zu haben, doch sie war eine aufmerksame Beobachterin und bemerkte anhand seiner Reaktion, dass etwas nicht stimmte.
„Hast du was?“ In ihrer Stimme schwang eine Spur Angst mit.
Gramkuul straffte seine schlanke Gestalt und grinste sie verwegen an. „Nein, alles in Ordnung. Ich … äh, war nur beeindruckt, wie du Klapok abgefertigt hast.“
Mirovka zog die gewölbte Stirn in wellenförmige Falten und schritt an ihm vorbei in Richtung Energieverteilerzentrum. Das EVZ war in einem flachen Sandsteinbau in der Mitte der Siedlung untergebracht und unterschied sich auf den ersten Blick kaum von den anderen Gebäuden, obwohl es deutlich funktionaler errichtet worden war und keine Fensteröffnungen besaß. Lediglich Kühlschlitze, die von innen noch vergittert waren, damit keine kleinen Tiere oder Insekten hineingelangten und die empfindlichen Systeme störten.
Der Zugang war mit einem Sicherheitsschloss versehen, das mit Hilfe eines mehrstelligen Zahlencodes entriegelt werden musste. Das tat Mirovka und sah so glücklicherweise nicht, wie sich Gramkuul zu dem Gebäude umwandte, aus dem er das schabende Geräusch vernommen hatte.
Vielleicht war es nur ein verirrtes Tier gewesen, möglicherweise ein verletzter Permoran oder einer dieser kleinen Nager, die angeblich nötig waren, um das ökologische Gleichgewicht auf Novis zu erhalten. Aber davon verstand er ohnehin nichts. Sein Metier war die Technik.
Die Tür zum EVZ öffnete sich mit einem Zischen und Mirovka wollte Licht machen, doch es blieb dunkel. Egal, wie oft und hektisch die Technikerin den Schalter betätigte. Schließlich gab sie es auf und zückte eine kleine Handlampe.
Vorsichtig schritt sie in die Dunkelheit hinein, während der Schein der Lampe von der metallenen Wandverkleidung des Korridors, der sich vor ihr auftat, reflektiert wurde.
Bevor Gramkuul ihr folgte, warf er noch einen letzten besorgten Blick auf die länger werdenden Schatten im Freien. Kaum anzunehmen, dass sie den Job vor Einbruch der Dunkelheit erledigen konnten. Warum hatte Maltuff ihnen auch erst so spät den Auftrag erteilt? Hätten sie schon am Vormittag beginnen können, hätten sie alle Zeit der Welt gehabt.
Dabei konnte Gramkuul nicht einmal sagen, warum ihn die einbrechende Dämmerung störte. Vielleicht war Mirovkas Furchtsamkeit ansteckend.
Der schrille, kieksende Schrei seiner Kollegin ließ ihn aufschrecken. Mirovka hatte den schmalen Flur passiert und den Hauptraum des EVZ betreten.
Gramkuul ließ die Werkzeugkiste vor dem Eingang stehen, riss die Strahlenpistole aus dem Holster und eilte durch den Korridor seiner Kollegin nach. Dank des hektisch hin und her zuckenden Lichtscheins wusste er, wo sich Mirovka aufhielt. Sie presste sich links neben dem Durchgang an die Wand, die Augen vor Angst geweitet. Ihr Atem ging stoßweise. Allerdings konnte Gramkuul nicht sehen, was sie so in Panik versetzte.
„Was ist los?“, keuchte er und konnte seine eigene Erregung nur mühsam in Zaum halten.
Sie hob den Arm und deutete in die entgegengesetzte Ecke des saalartigen Raumes, der normalerweise vom beständigen Summen der Trafos erfüllt wurde. Armdicke Kabelstränge führten an der Stirnseite vom Boden bis zur Decke. Davor standen klobige Transportkisten, die vom Mond Binaar stammten und in denen sich die Materialien zum Errichten des EVZ befunden hatten.
An der linken Seite, neben Mirovka, erstreckte sich eine lange Schalttafel, über die man die Stromzufuhr manuell steuern konnte, rechts befanden sich die Halterungen für die Energiezellen.
Genau dort bewegte sich etwas!
Gramkuuls Hand begann zu zittern. Er wusste nicht, wohin er den Lauf der Pistole schwenken sollte. Die gesamte Wand schien in Bewegung zu sein. Ein leises Rascheln war zu vernehmen, das sich zu einem Knistern und Klackern steigerte. Ein aggressives, zischendes Geräusch drang an seine Ohren.
Ihm gefror das Blut in den Adern, als sich ein Wald wimmelnder Tentakel erhob.
Klappernd fiel die Strahlenpistole zu Boden. Gramkuul ergriff das Handgelenk Mirovkas, die vor Grauen wie erstarrt war. Weg hier!, wollte er rufen, doch kein Laut drang aus seiner zugeschnürten Kehle. Einzig seinem Fluchtreflex hatte er es zu verdanken, dass er nicht ebenfalls vor Schreck wie gelähmt war.
Wenigstens gehorchten Mirovkas Beine reflexartig dem Bewegungsimpuls, den Gramkuul mit seiner überstürzten Flucht auslöste.
So schlug sie nicht der Länge nach auf den harten Boden, sondern stolperte hinter ihrem Kollegen her. Hinaus aus dem Energieverteilerknoten und hinein in die einsetzende Dämmerung – direkt in die glitschigen Arme des Verderbens …
„Maddrax!“, jubelte Aruula und lief auf ihren Gefährten zu, der neben dem SAM – dem Semiautonomen Auskopplungsmodul – stand und seine Geliebte lächelnd erwartete.
Oh, wie sie ihn vermisst hatte. So viele Monate – oder Runden, wie die Initiatoren sagten – war er fort gewesen, zurückgekehrt zur Erde, um die Evakuierung der Menschheit vorzubereiten? Zumindest eines kleinen Teils davon, denn die Gesamtbevölkerung ihres zum Untergang verdammten Heimatplaneten zu retten, war nicht möglich.
Die Kriegerin flog dem Mann aus der Vergangenheit in die Arme. Sie genoss seinen starken Griff und schmiegte sich an ihn. „Endlich bist du wieder bei mir, Geliebter“, hauchte sie ihm ins Ohr.
Maddrax lächelte stumm und nickte.
„Bist du erfolgreich gewesen?“, fragte sie, doch statt einer Antwort löste er die Umarmung und wandte sich ab. Aruula spürte einen Stich der Enttäuschung in ihrer Brust, bis er sich wieder zu ihr umdrehte und ihr einen großen quaderförmigen Karton entgegenhielt. Er war gelb mit einem roten Band kreuzförmig verschnürt. Die Enden über dem Deckel waren zu einer großen Schleife gebunden.
„Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht“, sagte er und reichte ihr den Karton, den Aruula mit gespannter Erwartung entgegennahm. Sie zog die Schleife auf, riss den Deckel herunter – und stieß einen Schrei des Entsetzens aus. Das Behältnis fiel ihr aus der Hand, kippte auf dem Boden zur Seite und heraus rollte … ein Kopf! Fein säuberlich unterhalb des Kinns abgetrennt wie von einem scharf geschliffenen Schwert.
Doch es war nicht der Schädel eines Menschen, der vor ihr im Gras lag, sondern das Haupt eines Messisaners, dessen runzelige Amphibienhaut eine graue Färbung aufwies. Das Schrecklichste für Aruula aber war, dass der Kopf lebte! Sein Mund klappte auf und zu, als wollte er etwas sagen, doch kein Laut drang über seine Lippen.
„Oh, sieh nur, jetzt hast du ihn fallen gelassen“, rügte Maddrax sie und bückte sich, um den Schädel aufzuheben.
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