Maddrax 488 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 488 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Die Pancinowa wittern ungeahnte Möglichkeiten, sollten sie Aruulas Telepathie-Gen in ihr eigenes Erbgut übertragen können. So würde man all jene heilen können, die das Imprint-Implantat abstoßen und damit zu Außenseitern werden. Eine Vorstellung, die den Nontechs, die sich aus dem allgegenwärtigen Bann der Gestade lösen wollen, nicht behagt.
Doch noch ist es nicht so weit. Erst einmal müssen die Menschenfrau und ihr Gefährte erweckt und vor dem Einfluss der Dämmfelder geschützt werden. Und Aruula muss tatsächlich bereit sein, dieses Opfer zu bringen, das sie lange an Cancriss binden wird, auch gegen Maddrax' Einwände.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Aruulas Opfer

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Tithi Luadthong/shutterstock

Autor: Ian Rolf Hill

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7102-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die verschiedene Spezies durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen! Doch die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren.

Matt und der Initiator Hordelab reisen zur Erde, um hochstehende Zivilisationen zur Evakuierung zu finden. Begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson besuchen sie auch die Kolonie Colonel Kormaks, erkennen aber dessen Machtgier und verweigern ihm die Hilfe.

In Agartha wurde nach den Plänen der Initiatoren eine Transportplattform gebaut, mit der Hordelab das Wurmloch an jeden Ort der Erde versetzen kann. Die Evakuierung beginnt. Dann jedoch zerstören fanatische Rev’rends die Plattform. Dabei gerät das Wurmloch außer Kontrolle; Hordelab wird ohne Erinnerung von den anderen getrennt. Die durchqueren das Wurmloch mit einem Gleiter und erfahren auf Novis, dass die Offerte der Initiatoren eine Falle ist. Sie suchen Hilfe bei den Kontras und bauen gleichzeitig den Widerstand gegen Colonel Kormak auf, dem die Flucht nach Novis gelungen ist.

Matts erfährt die Geschichte der Initiatoren: Einst kristallisierte ihr Planet Kasyn und zwang sie, auf einen der Monde umzuziehen. Um sich vor der Kristallstrahlung zu schützen, entwarfen sie einen mit lebenden Gehirnen betriebenen Mentalschild. Und es gibt eine Möglichkeit, die Erde zu retten! Dazu muss Matt Kontakt mit den Pancinowa auf Cancriss aufnehmen. Zusammen mit einer Kontra wagen er und Aruula die Reise durch das Wurmloch … und stranden in einer Hohlwelt, in die alle Besucher umgeleitet werden. Auf der Suche nach einem Ausweg finden sie heraus, dass die künstliche Sonne der Sphäre ein Wurmloch beherbergt, dringen in die Station ein und verhelfen den Völkern zur Flucht. Dafür macht Aruula ein Zugeständnis: bei den Pancinowa zu bleiben, damit die ihre Telepathie erforschen können.

Doch etwas auf Cancriss nimmt Einfluss auf die beiden Menschen: Sie geraten immer wieder in Euphorie. Als sie in einem Naturpark Zuflucht suchen, werden sie gefasst – und fallen bei der Rückkehr an die Oberfläche in eine Art Koma, in dem sie eine „perfekte Welt“ erleben. Erst nach etlichen Versuchen gelingt es, wenigstens Aruula daraus zu lösen …

Aruulas Opfer

von Ian Rolf Hill

Maddrax sah aus wie tot! Bewegungslos lag er in dem Tank, der sich mit einem rötlichen Gel füllte. Aruula spannte die Muskeln, presste die Kiefer aufeinander und stieß das dürre grauhäutige Wesen mit dem großen Kopf von sich. Was hatten diese Monster ihm angetan? Was hatten sie ihr angetan?

Und wo war ihre Tochter? Wo war Elisuu?

Die Fragen waren kaum in ihrem Geist entstanden, da wurde ihr bewusst, dass Elisuu nichts weiter war als ein Hirngespinst. Nur schmälerte das nicht den Schmerz über ihren Verlust. Und es brachte ihr auch nicht Maddrax zurück.

Aruula brüllte ihre Wut hinaus und stürzte sich in blinder Raserei auf die Monster, die sie umzingelten.

Das graue Wesen – die Initiatorin Scyprana, rief sie sich ins Gedächtnis – taumelte rückwärts.

Aruula schwang sich aus dem tiefliegenden Becken und trat dem heranwatschelnden Koloss die Beine unter dem Körper weg. Mit einem dumpfen Ächzen ging der Pancinowa zu Boden.

Die Kriegerin wollte sich auf die nächsten beiden Wachmänner stürzen, die auf sie zueilten, doch ihre Füße waren noch rutschig vom Gel. Sie glitt aus, und ehe sie sich versah, umklammerten grobe Pranken ihre Arme. Aruula schrie und rammte ihre Stirn gegen die breiten Augenwülste eines Angreifers. Plötzlich sah sie Sterne.

Wie aus weiter Ferne vernahm sie die Stimme der Initiatorin: „Halt! Ihr dürft sie nicht verletzen! Sie ist verwirrt!“

„Wer verletzt hier wen?“, grollte der hünenhafte Panc, den sie zuerst zu Boden geschickt hatte.

„Schon gut, Kommandant Nahkarbok.“ Die Stimme des hochgewachsenen Pancinowa in der dunklen Kleidung kam Aruula irgendwie bekannt vor.

Langsam klärte sich ihre Sicht. Aruula blinzelte und erkannte den ballonförmigen Kopf von Scyprana.

Sie und Maddrax waren von der Initiatorin getrennt worden, gleich nachdem sie statt auf Cancriss in einer Hohlwelt gelandet waren.

„Beruhige dich, Aruula“, sagte Scyprana eindringlich. „Sie wollen helfen.“ Leiser fügte sie mit einem Seitenblick auf einen gedrungenen Pancinowa mit auffällig dunkelviolettem Kehlkopfsack hinzu: „Glaube ich.“

Dass es sich bei dem Panc offenbar um eine Weibliche handelte, erkannte Aruula erst an der Stimme, als sie sagte: „Vorsitzender Pakrath. Ihre Schlussfolgerungen mögen ja korrekt sein, doch Sie stellen sich das zu einfach vor. Wie sollen wir im Ressort Eftalin für eine keimfreie Umgebung sorgen, geschweige denn für die notwendige Energie?“

„Das Organium funktioniert doch autark und wird genügend Energie liefern.“

„Sie machen sich keine Vorstellung davon, wie viel wir benötigen. Und wenn etwas schiefgeht?“

„Es geht in erster Linie um den Schutz des Weibchens.“

„Dann nehmen Sie es meinetwegen mit. Es scheint sich erholt zu haben, während das Männchen noch nicht außer Gefahr ist.“

„Es ist entbehrlich.“

Das war definitiv zu viel für Aruula. Für einen neuerlichen Gewaltausbruch war sie zu schwach, aber sie konnte schließlich noch auf andere Weise aufbegehren.

„Ohne Maddrax gehe ich nirgendwohin!“

„Offenbar besteht zwischen diesen Menschen eine hohe emotionale Bindung“, stellte die weibliche Pancinowa fest, ohne auf Aruulas Einwand einzugehen.

„Sieht ganz so aus“, bestätigte Pakrath und seufzte blubbernd. „Nun machen Sie schon, Regeneratorin Lashor. Je länger wir hier debattieren, umso höher ist das Risiko für diesen Fremdweltler. Sollte sich meine Annahme wider Erwarten als falsch herausstellen, können Sie das Männchen umgehend in das ZfA zurückbringen.“

„Falls es dann nicht schon zu spät ist“, unkte Lashor.

Matt stieg aus seinem Ford Mustang und streckte sich, dass die Gelenke knackten.

Jeder Muskel seines Körpers schien zu schmerzen. Dabei hatte er immer angenommen, bestens in Form zu sein. Das war für einen Commander der United States Air Force unabdingbar. Doch momentan fühlte er sich, als hätte er gerade erst mit dem Training angefangen. Er pfiff aus dem letzten Loch, was seiner guten Laune jedoch keinen Abbruch tat.

Allein der Anblick seines Hauses weckte in ihm dieses innige Gefühl von Geborgenheit. Hinzu kam die Vorfreude, seine Familie wiederzusehen.

Sie würden gemeinsam essen und Ellie-Sue etwas vorlesen. Nur nichts mit Monstern, damit sie sich nicht wieder ängstigte. Im Anschluss würde er mit seiner Frau einen gemütlichen Abend auf der Couch verbringen.

Lächelnd ging er auf die Haustür zu, die sich langsam öffnete, noch bevor er sie erreichte. Ellie-Sue stand dahinter und zog sie auf eine unbeholfene Weise auf, wie es nur kleine Kinder taten, die kaum bis an die Klinke reichten. Auch Ellie musste sich auf die Zehenspitzen stellen.

„Daddy!“, rief sie glücklich. Matt kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, fing sie ein, als sie lachend davonstürmen wollte, und hob sie auf seine Schultern. Sie griff in seine Haare und hielt sich daran fest wie ein Rodeo-Reiter.

Sein Herz ging auf, als er Aruula im enganliegenden roten Rock am Herd hantieren sah, wo sie das Abendessen zubereitete: Schmorbraten mit Süßkartoffeln. Matts Magen begann zu knurren.

„Wie ist es gelaufen?“, fragte er und blieb im offenen Durchgang zur Küche stehen.

Aruula drehte sich schwungvoll um und grinste, wobei sie sich etwas Soße vom kleinen Finger leckte. „Was meinen Sie, Commander Drax?“, wollte sie wissen und näherte sich mit gekonntem Hüftschwung.

Er liebte diese kleinen Neckereien zwischen ihnen. Aruula war sichtlich guter Laune, also bestand kein Grund zur Sorge.

„Lass mich raten“, erwiderte er und setzte Ellie in ihren Hochsitz. Danach beugte er sich zu Aruula vor und flüsterte ihr ins Ohr: „Der alte Crow dreht sich vermutlich gerade im Grabe um.“

„Davon kannst du ausgehen. Ich habe den alten Kasten nicht nur verkauft, sondern auch eine ansehnliche Provision herausgeschlagen.“

Matt umfasste Aruulas Hüften und hob sie hoch. Ellie-Sue lachte und klatschte begeistert in die Hände.

Der scharfe Schmerz in den Armen und Schultergelenken sorgte allerdings dafür, dass er seine Frau schneller wieder herunterlassen musste, als ihm lieb war. Verdammt, er wurde auch nicht jünger. Ihm brach ja schon der Schweiß aus … der sich seltsam dick und klebrig anfühlte.

„Erzähl!“, forderte er sie auf, während er die Schultern kreisen ließ und sich mit dem Ärmel über die Stirn wischte.

„Ach, viel gibt’s da eigentlich nicht zu erzählen.“ Aruula stellte das Essen auf den Tisch und Matt griff nach Fleischgabel und Messer, um den Braten anzuschneiden.

„Wochenlang hast du nach einem Käufer gesucht und die Präsentation des Hauses vorbereitet wie eine Doktorarbeit. Und jetzt tust du so, als ob es keine große Sache wäre?“ Er schmunzelte und warf Ellie einen Seitenblick zu, doch seine Tochter verhielt sich auffallend ruhig und schaute ins Leere.

„Apropos Käufer – er nannte sich ‚Mister Black‘. Keine Ahnung, ob das sein richtiger Name war. Er sah Arnold Schwarzenegger verblüffend ähnlich.“

„Echt jetzt?“ Matt hielt verdutzt inne. „Du, vielleicht war er es ja wirklich. Gerüchten zufolge will er als Gouverneur von Kalifornien kandidieren.“

„Du machst Witze!“

Ellie-Sue hustete, doch Matt war viel zu sehr mit Aruula beschäftigt, als sich darum zu kümmern.

„Nein, wirklich. Er wollte sich ja schon länger aus dem Filmgeschäft zurückziehen. Ich sage dir, Aruula, der Mann bringt es noch zum Präsidenten.“

„Und was will er dann in Riverside?“

Matt zuckte die Achseln. „Vielleicht braucht er ein Ausweichquartier. Ein kleines Liebesnest.“ Er zwinkerte seiner Frau verschwörerisch zu, die unter ihrer exotischen Gesichtsbemalung dezent errötete.

Ellie trat gegen die Tischplatte und hampelte herum. Sie zitterte, als hätte sie Schüttelfrost.

„Lass das, Schatz, ja?“, ermahnte Aruula sie sanft. „Mommy und Daddy unterhalten sich. Du bekommst gleich was zu essen.“

Das erinnerte Matt daran, dass er den Braten anschneiden wollte.

„Jedenfalls schien er sehr angetan von dem Haus und …“

„Wohl eher angetan von dir“, unterbrach Matthew sie und legte ihr eine Scheibe Schmorbraten auf den Teller. Aruula gluckste und schaufelte Erbsen und Süßkartoffeln dazu.

„Spielt das eine Rolle? Hauptsache, er hat das Haus gekauft.“

Ellie gurgelte und blasiger Schaum quoll ihr über die Lippen. Mit einem scheppernden Laut kippte der Hochsitz um. Ihr Kopf schlug dumpf auf die Küchenfliesen.

„Also, ich finde, das sollten wir feiern“, meinte Matt und setzte sich, nachdem er sich ebenfalls eine ordentliche Scheibe von dem Braten abgeschnitten hatte.

„Gute Idee. Wie wäre es mit Barbecue? Wir laden alle unsere Freunde ein.“

Ellie wimmerte.

„Prima!“, rief Matt und griff nach dem Besteck. „Reichst du mir bitte die Süßkartoffeln?“

Imforth zuckte zurück und brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit. Dieses Weibchen war aggressiv und unberechenbar. Außerdem verfügte es über Kraft und Geschicklichkeit.

Selbst dem Obersten Richter Pakrath war die Fremdweltlerin nicht geheuer, denn auch er wich zurück und suchte unauffällig hinter Lashor Deckung.

Erst der Gefangenen Scyprana gelang es, das Menschen-Weibchen zu beruhigen.

Lashor hatte noch Einwände gegen das Vorhaben, die Fremdweltler in das Ressort Eftalin zu bringen, auch wenn Pakrath diese bereinigte. Imforth hegte Zweifel daran, dass die Sicherheitsmaßnahmen ausreichten. Er hatte schließlich mit eigenen Augen gesehen, wie schnell und angriffslustig das Weibchen war.

„Wir sollten sie betäuben“, warf er ein und ärgerte sich darüber, dass seine Stimme bebte.

„Was?“, ereiferte sich Scyprana. „Das kommt überhaupt nicht in Frage.“

„Mäßigen Sie sich, Gefangene!“, gewann Imforth seine alte Selbstsicherheit zurück. „Ansonst werden wir Sie ebenfalls ruhigstellen müssen.“ Er gab Kommandant Nahkarbok ein Zeichen, der die Kasynari ergriff und festhielt, ebenso wie seine beiden Mitarbeiter die Menschenfrau, die aber einen recht benommenen Eindruck machte.

„Ich glaube nicht, dass das nötig ist“, mischte sich Regeneratorin Lashor ein.

„Und wenn sie beißt?“

„Halten Sie sich einfach von ihr fern, dann passiert Ihnen nichts“, sagte Lashor. „Wir wissen nicht, welche Auswirkungen unsere Sedativa auf die mentalen Fähigkeiten des Weibchens haben; es könnte zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen. Wie schon der Oberste Richter Pakrath feststellte, haben wir nur dieses eine Exemplar. Diplomaten indes gibt es wie Steine im Schlick.“

„Was soll das denn heißen?“

„Dass Sie in meinen Augen ebenso entbehrlich sind wie das menschliche Männchen in Ihren Augen. Und jetzt verschwinden Sie und lassen Sie mich endlich meine Arbeit machen.“

Imforth spürte, wie sein Kehlsack anschwoll, und fuhr zu Pakrath herum, der dem Zwist teilnahmslos zugehört hatte. „Oberster Richter Pakrath, ich protestierte energisch!“

„Zur Kenntnis genommen. Doch in diesem Fall hat Regeneratorin Lashor das letzte Wort. Das gilt übrigens auch für die weitere Behandlung der Fremdweltler im Ressort Eftalin.“

„Soll das heißen, sie kommt mit?“, fragte Imforth sicherheitshalber nach.

„Natürlich“, quäkte die leitende Regeneratorin. „Was dachten Sie denn? Das sind immerhin meine Patienten.“

Ponna vergrub sich so tief im Schlick, dass sein Körper den Grund des Reelaks-Tümpels berührte. Zuvor hatte er in der oberen Wasserschicht eine Luftblase geformt, mit der er für die nächsten Stunden im wahrsten Sinn des Wortes untertauchen konnte.

Er schämte sich für das, was er angerichtet hatte. Leider musste er wie so viele Jung-Pancinowa vor ihm feststellen, dass man vor seinen Problemen genauso wenig davonschwimmen oder wegtauchen konnte wie vor seinem Gewissen. Ganz gleich, wie tief man sich im Schlick vergrub.

Mit Hilfe der Gestade versuchte er sich auf andere Gedanken zu bringen, konnte aber nicht verhindern, dass Skriiltos anklagendes Gesicht vor seinem geistigen Auge erschien. Die Enttäuschung in ihrem Blick schmerzte weitaus mehr als der gebrochene Arm es je getan hatte.

Und selbst der erinnerte Ponna an seine Verfehlungen. Er war ein Symbol für seine Feigheit und Angst, gleichwohl er wusste, dass es die irrationale Furcht eines ganzen Volkes war, die in seine Gene implementiert war.

Leider konnte er diese Erbfurcht nicht als Entschuldigung gelten lassen. Schließlich hatten seine Laichpaten ihn immer wieder dazu ermutigt, die ausgewaschenen Rinnen der Gestade zu verlassen und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Doch er hatte nur daran gedacht, etwas zu verpassen, wenn er vom Live-Feed der Gestade getrennt war. Die allgegenwärtigen Stimmen seiner Freunde, die häufig nicht mehr als ein Rauschen im Hintergrund waren, waren ihm wichtiger gewesen als die Schönheiten von Cancriss oder die Zeit, die er mit seinen Laichpaten verbringen durfte. Dabei verdankte er ihnen so viel.

Und jetzt waren sie seinetwegen in Gewahrsam genommen worden. Doch zuvor hatten sie ihn beschämt, indem Skriilto um seine Immunität gebettelt hatte, als wäre er ein unmündiger Quappling.

Aber war er das im Grunde nicht auch? Er mochte Gliedmaßen haben und an der Luft atmen können, doch im Geiste fühlte er sich mit einem Mal so unbedarft, als wäre er frisch aus dem Laich geschlüpft.

Skriilto hatte ja recht mit ihren Vorwürfen. Es war allein seine Schuld, dass die Menschen Aruula und Maddrax gegen ihren Willen aus dem Ressort entführt worden waren, in dem sie Schutz gesucht hatten.

Sie hatten ihnen vertraut, und Aruula hatte sogar ihr Leben riskiert, um seines zu retten. Ohne sie wäre es nicht bei einem gebrochenen Arm geblieben, deshalb stand dieser für mehr als nur jugendlichen Leichtsinn. Er war ein Symbol für Hilfsbereitschaft und Mitgefühl, der Beweis, dass längst nicht alle Spezies im Universum so abgrundtief böse waren, wie man es ihnen weismachen wollte.

Nein, wie wir es uns selbst einreden, dachte er grimmig.

Es war leicht, eine übergeordnete Instanz für die eigene Engstirnigkeit verantwortlich zu machen.

Die Gedanken waren frei.

Das war es, was die Nontechs nicht müde wurden zu proklamieren. Sie benötigten keine Gestade und verbreiteten ihre Ansichten durch Gemeinschaft und Lehre.

War es da nicht angemessen, wenn er die Gestade mied? Zumindest für eine Weile, zu Ehren seiner Laichpaten. Begeistert setzte er die Idee sofort in die Tat um, klinkte sich aus dem Netzwerk aus und nahm sich vor, eins zu werden mit der Stille und dem Schlick um sich herum.

Es dauerte nicht lange, bis er diesen Entschluss bereute.

Ponna wurde immer unruhiger und spürte, wie sein Widerstand dahinschmolz. Nie zuvor hatte er sich so einsam gefühlt wie jetzt. Nicht einmal, als er allein auf der Klippe im Ressort gelegen hatte.

Sein Entschluss, den Gestaden fernzubleiben, bröckelte.

Er vermisste Skriilto und Jomaton. Gerne hätte er mit ihnen über dieses Gefühl der Isolation gesprochen, das ihn befiel, sobald er sich aus den Gestaden zurückzog.

Er wollte es versuchen, ja wirklich … doch Schuld und Scham brannten so heiß in seinem Herzen, dass er das Gefühl der Einsamkeit nicht länger ertrug.

Nur wenige Augenblicke, mehr brauchte er gar nicht. Ein schnelles Update, danach würde er sich gleich wieder ausklinken, um auf seine Laichpaten zu warten.

Seufzend schloss er die Augen und aktivierte das Imprint-Implantat.

Eine Flut an Bildern, Stimmen und Eindrücken überwältigte ihn und er benötigte einige Herzschläge, bis er die Informationen so weit gefiltert hatte, dass er Einzelheiten wahrnehmen konnte.

Sein persönlicher Cache half ihm bei der Auswahl und dem Setzen von Prioritäten. Aber er blieb ohnehin nicht lange auf sich allein gestellt. Das war ja der Sinn und Zweck der sozialen Vernetzung.