Maddrax 505 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 505 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Der Versuch von Matt und Aruula, zwischen den beiden Welten zu vermitteln, endete in einem Desaster. Sowohl die Ex-Technos als auch die Sauroiden glauben an einen Angriff der jeweils anderen Fraktion. Können die beiden einen blutigen Krieg überhaupt noch verhindern? Erst einmal müssen sie in einer von Dinosauriern dominierten Gesellschaft schlicht überleben, denn sie befinden sich zwischen beiden Fronten und am Ende der Nahrungskette ...

Der zweite Teil eines Doppelbandes

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Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Am Ende der Nahrungskette

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Iurii/shutterstock

Autor: Ian Rolf Hill

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8064-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete, und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber sie hinterlässt Spuren: Areale aus verschiedenen Parallelwelten tauchen plötzlich auf der Erde auf …

Matt und Aruula ahnen nicht, was bei dem Wurmloch-Unfall geschah; nur, dass der Mond wieder in seinem alten Orbit und die Erde gerettet ist. Vom Untergang der Kasynari im Ringplaneten-System wissen sie nichts, und auch nicht, dass Colonel Aran Kormak, Matts Gegenspieler, mit seiner Flucht durch das Wurmloch zur Erde die Katastrophe ausgelöst hat – und jetzt dabei ist, seine Macht neu zu festigen. Aber sie entdecken etwa fünfzig Kilometer durchmessende Gebiete, die von einer hohen, lebenden Dornenhecke umgeben sind – Stücke von Parallel-Erden, wie sie bald herausfinden. Im ersten wurde die Stadt Lancaster in ihre Welt versetzt, wo die Technik durch Dampfmaschinen bestimmt wird und das Britische Empire eine Weltmacht ist, im zweiten eine Metropole, in der die Nachfahren der Dinosaurier leben, die damals nicht durch einen Kometeneinschlag ausstarben. Doch was hat diese Versetzungen ausgelöst, und kann man sie rückgängig machen, bevor die ganze Erde von einen Flickenteppich paralleler Areale mit verschiedenen Entwicklungsständen überzogen wird?

In Lancaster fanden Matt und Aruula heraus, dass es im Zentrum eine Verbindung beider Universen gibt, die sporadisch „flackert“. Wie man sie nutzen kann, wissen sie noch nicht. Auch nicht, wer für die äußerst widerstandsfähige Dornenhecken verantwortlich ist, die genau an der Grenze beider Welten wuchern und offenbar deren Vermischung eindämmen sollen.

Um die Entstehung weiterer Areale aufzuspüren, nutzen Matt & Co. ein Satelliten-Netzwerk, das die außerirdische Rasse der Pancinowa, die auch schon den Mond zurückversetzt haben, im Erdorbit installierten und das eine Besonderheit des Phänomens erkennen kann: plötzlich auftauchende Polarlichter über dem Ort des Geschehens.

Dabei können sie sich mit einem Gleiter aus der Produktion des Androiden Miki Takeo schnell und frei bewegen und den Pflanzenwall überwinden. So auch in Yucatán, wo die Sauroiden bereits auf Ex-Technos gestoßen sind und ein Krieg zu entflammen droht. Doch ihre Friedensmission scheint schon im Ansatz zu scheitern, als sie von den Sauriern mit einer Art EMP abgeschossen und von den Menschen bombardiert werden …

Am Ende der Nahrungskette

von Ian Rolf Hill

Fetter schwarzgrauer Qualm zog durch die Straßen und Gassen der fremdartig aussehenden Stadt. Der brennende Teer hatte Häuser und Bäume entzündet und Chaos verursacht.

Chaos, das die drei Menschen auszunutzen gedachten. Im Schutz des Rauchs wollten sie die Flucht nach Méda wagen, um sich der Armee anzuschließen, die dort sicherlich schon den Angriff vorbereitete.

Geduckt hasteten sie durch die wie ausgestorben wirkende Stadt. Die meisten Echsenmenschen hatten sich vermutlich irgendwo verkrochen; Kike, Chuy und Paco rechneten mit keiner nennenswerten Gegenwehr. Und das sollte sich rächen. Schon bald.

Genauer gesagt, noch in derselben Minute.

Kurz zuvor

„Die Weichhäuter sind entkommen. Und sie sind bewaffnet!“

Rriikahs letzte Worte drangen wie durch Nebel an Ydiels Ohren. Sein Blick hing wie gebannt an den wuchernden Ranken, die sich in den Himmel reckten. Sie bewegten sich so schnell, dass ihr Wachstum mit bloßem Auge zu erkennen war. Ein gleichermaßen faszinierender wie furchteinflößender Anblick, der den jungen Szousss daran erinnerte, dass seine Welt binnen weniger Stunden fast gänzlich zerstört worden war.

Übrig geblieben war nur ein kleiner Teil der einstmals riesigen Gigantopole, in der er ein friedvolles Leben mit seiner Brutmutter Rekar und ihren Primärmännchen geführt hatte. Was aus ihnen geworden war, wusste Ydiel nicht. Sie waren verschwunden, so wie der Rest von Rhaaka.

Ob es wirklich ein Angriff der Weichhäute war? Sie verfügten über Intelligenz und ein ausgeprägtes Sozialverhalten, und dass sie gefährlich waren, stand außer Frage. Andererseits sprach dieses Sozialverhalten dagegen, Feuerkugeln auf Rhaaka abzuschießen, denn das Risiko, dabei ihre eigenen abgestürzten Artgenossen zu verletzen oder gar zu töten, war groß.

„Hast du mir zugehört?“, zischte Rriikah.

Ydiel schrak zusammen, als ihm die Schwanzspitze der Rrukh-Kommandantin über den Mund fuhr und einen ziehenden Schmerz hinterließ. Eine solche Respektlosigkeit hätte sich vor zwei Tagen kein niederer Rrukh einem überlegenen Szousss gegenüber erlaubt. Auch wenn er ein Männchen war, das in der Hierarchie weit unten stand.

Durch das Verschwinden von Rekar drohte ihm sogar die Entmündigung. Zum Glück hatte die Interims-Regentin, Mutter Oszie, seine Fähigkeiten als Veterinär und Wissenschaftler erkannt und schätzen gelernt. Leider galt das auch für Rriikahs Führungskompetenzen.

Die Rrukh hatte sich erstaunlich schnell an die neuen Begebenheiten angepasst. Ob es daran lag, dass ihre Gestalt sich seit Jahrmillionen nur wenig verändert hatte?

Es gab Gruppierungen innerhalb der Rrukh-Gesellschaft, die der Meinung waren, dass sie über die Szousss herrschen sollten und nicht umgekehrt, und Ydiel fürchtete, dass Rriikah ebenfalls dieser Ansicht war. Auf eine solche Gelegenheit schien sie nur gewartet zu haben.

Ydiels Schuppen an Schultern, Nacken und Hinterkopf richteten sich auf, die Haut darunter begann zu jucken. Ein deutliches Stresssymptom.

Seine Augen weiteten sich, als über dem Pflanzenwall, der die Reste von Rhaaka fast vollständig umschloss, ein weiterer Feuerball auftauchte. „Vorsicht!“, brüllte er und trieb seinen Krallenläufer geradewegs auf Rriikahs Reittier zu, das erschreckt zur Seite sprang.

Der Feuerball prallte wenige Nothane von ihrer Position entfernt in einen der künstlichen Teiche, die den zentralen Funkturm umgaben. Es zischte und kochte, weißer Rauch wallte auf.

Die Spitzen der Dornenranken, die auf der gesamten Länge des Walls in die Höhe wucherten, schienen noch schneller gen Himmel zu wachsen.

„Was geht da vor sich?“, rief Rriikah und warf Ydiel einen fragenden Blick zu, als müsse der Szousss auf alles eine Antwort wissen.

„Das ist es, was ich dir schon vorhin sagen wollte!“, antwortete er. „Es sieht so aus, als wolle der Wall uns komplett einschließen.“

Rriikah fauchte zornig und zog einen zylindrischen Kommunikator aus der Tasche des Waffengeschirrs, an dem auch der Säurewerfer befestigt war. „Gegenangriff!“, befahl sie. „Walzt die Dornenwand nieder! Feuert, sobald ihr die Behausungen der Weichhäuter in der Zielerfassung habt!“

Zwei Atemzüge später setzte sich das erste Säuregeschütz in Bewegung. Drei der gepanzerten Fahrzeuge, die sich auf jeweils vier Gleisketten voranbewegten, standen ihnen noch zur Verfügung. Eigentlich dienten sie dazu, Rohstoffe abzubauen und Sekabäume zu fällen, doch sie waren auch als Waffen zu gebrauchen.

Ydiels Harm verkrampfte sich, als das erste Kettenfahrzeug ohne Rücksicht auf Verluste über eine abgestürzte Schwebegondel hinweg walzte.

Das in einer halben Krothane in der Luft schwebende Schienensystem war durch die neue Grenze durchgeschnitten worden; abgeknickte Gleise waren auf die Straßen gestürzt.

Die wenigen Toten und Verletzten hatte man längst abtransportiert. Trotzdem hörte sich das Knirschen und Brechen der Plastiform-Schalen an wie das Bersten von Knochen. Schließlich erreichte das erste Geschütz den Wall.

Für einen Atemzug stoppte das Gefährt, während die vorderen Ketten Halt suchten und der Motor zu jaulen begann. Mit einem Ruck bäumte sich das Säuregeschütz auf, um den mittlerweile drei Nothane hohen Wall zu überwinden.

„Das ist doch unmöglich!“, zischte Rriikah. „Die Ranken müssten unter dem Gewicht plattgewalzt werden.“

„Denk an Kranokhs Worte“, wandte Ydiel ein. „Sie hat uns gesagt, dass die Zellwände der Ranken viel dicker sind als bei anderen Pflanzen. Selbst dicker als die der Sekabäume.“

Die nächsten beiden Feuerkugeln leuchteten vor dem magentafarbenen Horizont auf, wo die Sonne vom Meer verschlungen wurde. Dieses Mal erreichten die brennenden Geschosse ihre Ziele jedoch nicht. Sie prallten gegen die Dornenstränge, die sich wie ein Gitter aus dem oberen Rand des Walls in den Himmel reckten. Die feurigen Kugeln platzten auseinander. Nur ein paar Funken und einige faustgroße Batzen brennenden Teers erreichten den Boden.

Durch die träge dahinziehenden Rauchfahnen beobachteten Ydiel und seine Begleiter, wie der Fahrer des Geschützes sich weiterhin bemühte, Rriikahs Befehl auszuführen. Und was keiner von ihnen zu hoffen gewagt hatte, geschah!

Der Pflanzenwall gab unter dem Gewicht des Kettenfahrzeugs nach und sackte ein. Rriikah stieß ein triumphierendes Bellen aus, das ihr kurz darauf im Halse stecken blieb.

Das Säuregeschütz steckte kaum in der Bresche, als diese sich unvermittelt wieder schloss!

Ydiel stockte der Atem.

Wie Sirup sickerte die Erkenntnis in sein Bewusstsein, und auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte, so musste er doch akzeptieren, was die eigenen Augen ihm zeigten: Der Wall war nicht etwa unter dem Gewicht des Kettenfahrzeugs eingebrochen. Er hatte sich geöffnet, um das Gefährt wie eine fleischfressende Pflanze zu verschlingen!

Die Dornenranken wanden sich um die Maschine, so wie sie es mit den Leibern der Graagonen oder dem Nargot getan hatten. Das Knirschen der Außenhülle war so laut, dass man es selbst aus der Entfernung hören konnte.

Rriikah hob die Klaue mit dem Kommunikator. „Raus aus dem Panzer! Schnell!“

Sie vernahmen das aufgeregte Keckern der Fahrerin. Kurz darauf öffnete sich die transparente Kuppel, und eine Rrukh hechtete zwischen den Dornenranken hindurch. Als sie auf dem Boden aufkam, knickte sie mit einem Bein weg und fauchte schmerzerfüllt. Rriikah gab zwei ihrer Soldaten ein Zeichen, die Verletzte in Sicherheit zu bringen. Ydiel befürchtete, dass die Ranken sie trotzdem töteten, um sich mit neuer Nahrung zu versorgen, doch das geschah nicht. Unbehelligt gelang es den beiden Soldaten, auf ihren Krallenläufern bis an die verwundete Fahrerin heranzukommen.

Die Rrukh sprangen von den Tieren und zogen die Verletzte aus der Gefahrenzone. Kurz darauf trafen die ersten Rettungskräfte ein, die sich um die weitere Versorgung kümmerten.

Erneut wurden zwei Feuerkugeln von den Ranken aufgehalten und fielen zwischen die dornenbewehrten Stränge, wo sie erloschen. Was Kranokhs Annahme, dass die Pflanzen über einen natürlichen Feuerschutz verfügten, bestätigte. Die neuernannte Chefbotanikerin hatte herausgefunden, dass die Ranken eine enorme Wassermenge speicherten. Mittels einer alkalischen Lösung vermochten sie sogar Säure zu neutralisieren.

Ydiel konnte die Augen nicht länger vor der Wahrheit verschließen. „Der Pflanzenwall“, keuchte er. „Er hat uns gerettet!“

Rriikah wandte ihm ihren langgezogenen Schädel zu. „Wie kann das sein?“

Der Szousss züngelte verlegen. „Ich weiß es nicht. Wir vermuten ja schon länger, dass diese Ranken über eine rudimentäre Intelligenz verfügen.“

„Ja, aber es ist noch nicht lange her, da haben sie mehrere Graagonen, eine Herde Breitmäuler, einen Nargot und einen unserer Soldaten getötet. Warum sollten sie uns jetzt schützen?“

„Ich weiß es nicht. Doch es bedeutet, dass die Weichhäute offenbar nicht für den Pflanzenwall verantwortlich sind.“

Rriikah knurrte. „Mit diesem Problem werden wir uns später befassen.“ Sie deutete auf die beiden Rrukh-Soldaten, die die Fahrerin des havarierten Säuregeschützes, das mittlerweile fast gänzlich vom Pflanzenwall verschlungen worden war, gerettet hatten. „Ydiel, du wirst allein mit Grokk und Tiirkh in das Reservat vordringen. Bleibt über Funk mit uns in Verbindung. Sichert das fremde Fluggerät und nehmt die Weichhäute, die es gelenkt haben, gefangen, sofern sie noch am Leben sind. Wir werden uns derweil um die Entflohenen kümmern.“

Sie wartete seine Antwort gar nicht erst ab. Fauchend trieb sie ihren Krallenläufer an und ließ Szousss mit seinen zwei Begleitern zurück.

Gleichwohl sie selbst in Lebensgefahr schwebten, empfand Kike beim Anblick der zahlreichen Brände und der schwarzgrauen Rauchschleier, die zwischen den monumentalen Bauwerken der Monsterstadt dahinzogen, ein Gefühl des Triumphes. Jede einzelne dieser Kreaturen würde für den Tod seines kleinen Bruders Nacho büßen!

Wie aus dem Nichts war die Stadt inmitten von Méda erschienen, hatte die halbe Enklave dem Erdboden gleichgemacht. Was noch übrig geblieben war, war von den Echsenmenschen angegriffen worden. Und zwar mit Monstern aus der Urzeit!

Mit Dinosauriern!

Woher die gekommen waren, wussten Kike und seine Freunde nicht. Das hatten sie während ihrer Expedition herausfinden wollen, bei der sie den Echsenmenschen in die Klauen gefallen waren.

Einer der Tyrannosaurier, die Méda angegriffen hatten, hatte Nacho vor Kikes Augen gefressen. Seitdem brannte der Hass in seinem Inneren heißer als jede einzelne dieser Feuerkugeln, die sein Vater mit Katapulten in das Herz ihrer Feinde jagte.

„Dios!“, rief Paco, dessen linke Hand von einer grünlich schimmernden, verhärteten Masse umschlossen wurde. Die Echsen hatten ihm aus reiner Blutgier einen Finger abgeschnitten, und auch dafür würden sie bezahlen. „Garcia hat die Katapulte herausgeholt.“

Kike drehte sich zu seinen Freunden um und grinste. „Jetzt werden die Bestien bekommen, was ihnen zusteht!“

„Und was ist mit uns?“, rief Chuy atemlos. „Wir müssen uns verstecken. Am besten zurück –“

„Nein!“ Kikes Grinsen erlosch. „Auf keinen Fall gehe ich wieder zurück!“

Sein Blick glitt über Chuys Kopf hinweg zum Eingang des Laboratoriums – oder um was es sich auch immer bei den zylindrischen Türmen handeln mochte, die dicht nebeneinander in die Höhe ragten.

Mehrere Echsenmenschen drängten sich am Eingang. Mit ihren starren Reptilienaugen glotzten sie in ihre Richtung. Vermutlich hatten sie sich in den unteren Räumlichkeiten versteckt und vorgehabt, das Gebäude zu verlassen.

Ein Feuerball zerbarst an der Fassade und feurige Batzen segelten in die Tiefe. Aus was diese Gebäude auch bestehen mochten, es hielt dem Beschuss stand. Im Gegensatz zu einigen anderen Bauten, die lichterloh brannten.

Von außen besaßen die milchigweißen Fassaden keine Fensteröffnungen, sodass Kike davon ausging, dass sie wie halbdurchlässige Scheiben funktionierten. Was er für Panoramafenster gehalten hatte, waren nichts anderes als transparente Wände.

Die Echsenmenschen wichen zurück, als das Feuer vor ihnen auf die Erde regnete.

Kike hob den Säurewerfer, die er einem seiner Wächter abgenommen hatte, und betätigte mit der freien Hand den Auslöser, der durch ein biegsames Kabel mit der Waffe verbunden war.

Einer der Echsenmenschen ging mit einem qualmenden Loch in der Brust zu Boden. Seine Artgenossen verfielen in aufgeregtes Keckern, griffen aber immer noch nicht an.

Kike gab seinen Freunden einen Wink. Mit einem hatte Chuy recht: Sie mussten sich irgendwo verstecken. Kike deutete auf eine schmale Gasse, die an dem Gebäudekomplex vorbeiführte. Daneben erhob sich ein ovales Gebilde, das aussah wie ein gigantisches Ei, wahrscheinlich eine Art Silo.

Der Ex-Techno winkte seinen Kameraden und hielt mit geschulterter Kanone darauf zu.

Das Ding war nicht nur unhandlich, sondern auch schwer, und drohte ihm mehr als einmal aus den schweißnassen Händen zu rutschen. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte sich Kike, dass seine Freunde ihm folgten.

Paco war dichtauf, in der freien Hand den Elektroschocker, den er selbst schon zu spüren bekommen hatte. Chuy folgte einige Schritte dahinter, die Beutewaffe mit beiden Armen umklammernd. Das Kabel mit der Steuerung entglitt ihm und schlackerte zwischen seinen Beinen.

„Pass doch auf, verdammt noch mal!“, fuhr Kike den Freund an und hastete weiter.

Am Ende der Gasse zogen fettige Rauchschwaden entlang, die ihnen kurzzeitig die Sicht vernebelten. Ein Schatten bewegte sich darin, bäumte sich urplötzlich auf und schlug mit den armlangen Krallen nach dem jungen Ex-Techno, der rückwärts stolperte.

Paco prallte in vollem Lauf gegen seinen Freund und drückte Kike nach vorne. Der schrie auf und wollte den Säurewerfer in Anschlag bringen, als eine der Echsenkreaturen mit den Sichelklauen vom Rücken des Sauriers sprang, der ihnen den Weg abgeschnitten hatte. Dahinter erschien ein weiteres der berittenen Ungetüme.

Die Bestie vor ihm zischte, traf jedoch keine Anstalten, die eigene Waffe auf ihn und seinen Kameraden zu richten. Stattdessen schlug es Kike die Kanone aus den Händen.

Der peitschenförmige Schweif schlang sich um seinen Hals und zerrte ihn auf das aufgerissene Maul des Sauriers zu. Dicht davor schnappten die Kiefer zusammen; ein Zucken durchlief die Echse. Sie verdrehte die Augen, während blasiger Schaum zwischen den Zähnen hervorquoll.

Kike wurde zurückgeschleudert und sah Paco neben dem Angreifer stehen. Die Gestalt des Freundes verschwamm hinter einem Tränenschleier. Brennende Schmerzen pulsierten durch Kikes Leib, der einen Teil der Entladung abbekommen hatte.

Paco ließ von dem Saurier ab, der vor ihm zusammenbrach, dann kam er auf ihn zugelaufen. Kike wälzte sich auf den Bauch, um sich auf die Beine zu stemmen. Chuy stand wenige Schritte vor ihm und hantierte umständlich mit dem Säurewerfer herum. Er wollte seinen Freunden Rückendeckung geben.

Kike schrak zusammen, als ihn jemand an Schultern und Armen berührte und auf die Beine riss. Im ersten Moment dachte er an den zweiten Raptor!

Raptoren – so hießen diese Bestien.

Doch es war kein Saurier, der ihn angesprungen hatte. Es war Paco, der den Elektroschocker kurzerhand fallengelassen hatte und seinem Freund auf die Beine half. Sie stolperten vorwärts und wankten dabei zur Seite, um Chuy freies Schussfeld zu geben.

Er sollte nicht mehr dazu kommen, eine Ladung Säure abzufeuern, denn hinter ihm zeichnete sich ein dunkler Schemen im grauen Dunst ab.

Einen Herzschlag später sprang ein Raptor, größer als der, der Kike angegriffen hatte, in Chuys Rücken. Der Säurewerfer schlitterte über den Boden und blieb dicht vor den beiden Ex-Technos liegen.

Kike erkannte das Biest sofort an seinen metallisch glänzenden Sichelklauen, die mit einem widerwärtigen Knirschen durch Chuys Flanke schnitten.

Der riss den Mund auf und brüllte vor Schmerzen. Bis die Kiefer des Monsters sich um seinen Nacken schlossen. Chuy zuckte noch einmal, dann erschlaffte sein Körper. Haltlos klatschte sein Kopf auf das Straßenpflaster.

Kike würgte und riss Paco zurück, der instinktiv die Waffe aufhob und sie sich unter den Arm klemmte. Sie wirbelten herum – und sahen sich dem zweiten Raptor gegenüber, der sich zu seinem besinnungslosen Artgenossen hinunterbeugte. Dann richtete er sich wieder auf und fauchte die beiden Männer an. Seine Sichelklauen klackerten auf den Boden, während er die Säurewaffe auf der Schulter mit dem Steuerungsmodul in der rechten Klaue senkte und eine Zieloptik vor das Reptilienauge klappte.

Jeden Moment würde die Bestie das Feuer eröffnen!

Oder wollte man sie zurück in die Käfige sperren?

Wie auch immer, ihre Flucht war gescheitert.

Und da drehte Kike durch. Er warf sich nach vorne, rannte geduckt auf den Raptor zu und riss den Elektroschocker hoch. Mit voller Wucht traf er den Hals der Bestie.