Maddrax 506 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 506 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Beim Hort des Wissens in Schottland macht jemand Geschäfte mit angeblicher Unsterblichkeit. Könnte das mit dem Zeitstrahl zusammenhängen, der seit Quart'ols und Starnpazz' Rückkehr vom Mars auf den Loch Lomond fixiert ist? Auf jeden Fall ruft es Matt und Aruula auf den Plan, die der Sache nachgehen wollen - und dabei einer Verschwörung auf die Spur kommen, die bis in den Hort hineinreicht ...

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Priester der Unsterblichkeit

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Kiselev Andrey Valerevich/shutterstock

Autor: Ian Rolf Hill

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8179-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Chris­topher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete, und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber sie hinterlässt Spuren: Areale aus verschiedenen Parallelwelten tauchen plötzlich auf der Erde auf …

Matt und Aruula ahnen nicht, was bei dem Wurmloch-Unfall geschah; nur, dass der Mond wieder in seinem alten Orbit und die Erde gerettet ist. Vom Untergang der Kasynari im Ringplaneten-System wissen sie nichts, und auch nicht, dass Colonel Aran Kormak, Matts Gegenspieler, mit seiner Flucht durch das Wurmloch zur Erde die Katastrophe ausgelöst hat – und jetzt dabei ist, seine Macht neu zu festigen. Sie entdecken etwa fünfzig Kilometer durchmessende Areale, die von einer hohen, äußerst widerstandsfähigen Dornenhecke umgeben sind – Stücke von Parallel-Erden! Im ersten wurde die Stadt Lancaster in ihre Welt versetzt, wo die Technik durch Dampfmaschinen bestimmt wird und das Britische Empire eine Weltmacht ist, im zweiten eine Metropole, in der die Nachfahren der Dinosaurier leben, die damals nicht ausstarben. Doch was hat diese Versetzungen ausgelöst, und kann man sie rückgängig machen?

In Lancaster fanden Matt und Aruula heraus, dass es im Zentrum eine Verbindung beider Universen gibt, die sporadisch „flackert“ – aber nicht, wie man sie nutzen kann. Auch nicht, wer für die Dornenhecken verantwortlich ist, die offenbar die Vermischung beider Welten eindämmen sollen. Um die Entstehung weiterer Areale aufzuspüren, nutzen Matt & Co. ein im Erdorbit installiertes Satelliten-Netzwerk der Pancinowa, das plötzlich auftauchende Polarlichter über dem Ort der Versetzung anzeigen kann.

Dabei sind sie mit einem Gleiter aus der Produktion des Androiden Miki Takeo unterwegs und können den Pflanzenwall überwinden. So auch in Yucatán, wo die Sauroiden bereits auf Ex-Technos gestoßen sind und ein Krieg droht. Doch ihre Friedensmission scheint schon im Ansatz zu scheitern, als sie von den Sauriern mit einer Art EMP abgeschossen und von den Menschen bombardiert werden. Dazu kommt ein Machtkampf zwischen zwei Sauroiden-Arten. Aruula findet telepathischen Kontakt zu dem Szousss Ydiel und kann mit seiner Hilfe vermitteln. Als endlich Frieden herrscht, will Ydiel die Gefährten bei ihrer Reise begleiten. Die führt – nach einem besorgten Funkruf aus dem Hort des Wissens – nach Schottland. Nur knapp verpasst Colonel Kormak ihren Abflug. Auch er war auf dem Weg nach Yukatán, belauschte Matt über Funk und erfuhr so von Takeos Gleiterfabrik im ehemaligen Sub’Sisco …

Priester der Unsterblichkeit

von Ian Rolf Hill

Fünf Monate vor dem Projekt Mondsprung

„Sag mir, Carpola, sehe ich aus wie ein Idiot?“

Wenn Vitaal MacLeone eine solche Frage stellte, war das Kind längst in den Brunnen gefallen. Wer wusste das besser als sein Zahlmeister? „N-nein!“, antwortete Carpola. Was hätte er auch sagen sollen? Seine Knie zitterten, sein Herz raste, seine Handflächen waren schweißnass. Mit anderen Worten: Er hatte Angst. Eine Scheißangst sogar. Der Techno-Pate war nicht für seine Nachsichtigkeit bekannt. Vor allem nicht, wenn er glaubte, von seinem Gegenüber aufs Kreuz gelegt worden zu sein. Und Carpola hatte MacLeone nicht nur aufs Kreuz gelegt, er hatte ihn beschissen! Nach allen Regeln der Kunst …

In einer Schänke in Glesgo, Britana

Was der Truveer auf seiner Sackpfeife zum Besten gab, grenzte an Körperverletzung! Es war Frenk Carpola ein Rätsel, wie man dieses Gedudel länger als fünf Minuten ertragen konnte, ohne geistigen Schaden zu nehmen.

„Der Trick ist, genug Uisge zu trinken, damit einem das Pfeifen nicht den Brägen in der Birne weichkocht.“ Mit diesen Worten stellte der Rothaarige einen Humpen mit hochprozentigem Gebrannten vor Carpolas Nase ab. Der wunderte sich darüber, wie sein Gegenüber wissen konnte, woran er gerade gedacht hatte.

Ein hinterlistiges Grinsen erschien auf den strichdünnen Lippen. „Man sieht dir an der Nasenspitze an, woran du denkst, Frenki-Boy.“

Frenki-Boy versenkte den Blick in der dunkel schimmernden Flüssigkeit, die in dem irdenen Krug darauf wartete, seinem geplagten Geist Linderung zu verschaffen. „Und du meinst, es sei besser, sich den Brägen stattdessen mit diesem Gebräu aufzuweichen?“

„Es macht zumindest mehr Spaß! Außerdem hast du länger was davon!“ Der Rothaarige hob seinen Humpen und stieß damit leicht an die obere Kante von Carpolas Krug. „Slaanewai1)!“

Carpola seufzte und ergab sich in sein Schicksal. „Hoffentlich werde ich von dem Zeug nicht blind“, murmelte er und trank den ersten Schluck. Scharf rann der Uisge die Kehle hinunter und entfachte eine wahre Feuersbrunst in seinem Magen. Zumindest fühlte es sich so an.

Einen Atemzug später schoss das Feuer wieder hinauf, loderte durch Brust und Hals bis in Nase und Augen, die umgehend zu tränen begannen.

„Bist halt nichts mehr gewohnt, Frenki-Boy! Das war früher anders. Sag, wer ist es, der dich an der kurzen Leine hält? MacLeone oder Konstenz?“

Carpola hielt inne und setzte den Humpen wieder ab. Mit dem Ärmel wischte er sich den Mund ab. „Weder noch! Ich trinke, wann und wo ich will!“, zischte er und beugte sich über die runde Holzplatte, die auf ein altes Fass genagelt war.

„Sicher!“, erwiderte der Rothaarige grinsend und nahm noch einen Schluck.

Ihr Tisch stand in einer Nische, hinter einem Raumtrenner aus geschwärzten Balken. Fünf Schritte dahinter lag die Bühne, auf der der Truveer seine Sackpfeife quälte. Hätte Carpola es nicht besser gewusst, er hätte schwören können, dass der verlauste Kerl eine Katatze unter dem Arm hielt und folterte.

„Also, was hast du für mich?“, fragte Carpola. Er wollte nicht mehr Zeit als unbedingt nötig in diesem Loch verbringen. Der einzige Grund seines Hierseins war, dass ihm sein Informant ein lukratives Angebot machen wollte. Abgesehen davon, dass dieses Etablissement eines der wenigen in Glesgo war, das noch nicht unter der Fuchtel des Techno-Paten stand.

Der Rothaarige leerte seinen Krug mit einem großen Schluck und beugte sich nun gleichfalls über den Tisch. „Die Welt ist am Arsch!“

„Erzähl mir was, das ich noch nicht weiß! Die Welt war schon am Arsch, als der Mond noch hoch oben am Himmel stand und uns noch nicht auf den Kopf zu fallen drohte.“

„Und genau das ist der Punkt!“, wisperte sein Gegenüber. „Ich kenne jemanden, der uns von hier wegbringen kann!“

Frenk Carpola runzelte die Stirn. Er kannte seinen Informanten gut genug, als dass er sich von ein paar leeren Worten aus der Ruhe bringen ließ. „Und wohin? Wenn der Mond auf die Erde stürzt, war’s das! Selbst wenn du dich in einem Bunker verkriechst!“

Das feiste Grinsen auf dem Gesicht des Rothaarigen verzog sich zu einem Grinsen. „Ich rede nicht von einem Versteck. Sondern von einer anderen Welt, auf der man neu anfangen kann!“

„Eine andere Welt? Du redest wirr, Gaukler.“ Carpola betrachtete sein Gegenüber argwöhnisch.

„Von wegen, Zahlmeister. Ich meine tatsächlich eine andere Welt. Einen anderen Planeten.“ Er senkte verschwörerisch die Stimme. „Du kennst doch den großen See im Nordwesten. Loch Lomond. Angeblich gibt’s dort ’nen Unterschlupf für Technos und Rologen.“

„Retrologen“, korrigierte Carpola automatisch. „Ja, den kenne ich. Und?“ Sein Geduldsfaden wurde merklich dünner. Je länger er diesem windigen Kerl zuhörte, desto mehr gelangte er zu dem Schluss, dass der ihm einen gewaltigen Taikepir aufbinden wollte. In Zeiten schwindender Hoffnung ein beliebter Zeitvertreib geistig schwacher Individuen.

„Wie auch immer“, fuhr der Rothaarige ungerührt fort. „Jedenfalls ham die einiges auf’m Kasten. Und sie besitzen angeblich was, mit dem man ins All fliegen kann.“

„Ein Raumschiff?“ Mit einem Mal regte sich doch Carpolas Interesse. Es klang zwar immer noch abwegig, aber nicht mehr ganz aus der Luft gegriffen. Sein Informant mochte ein Halsabschneider und Trickbetrüger sein, doch er war nicht so fantasiebegabt, sich eine Story um ein Raumschiff auszudenken. Die meisten Erdbewohner wussten ja noch nicht mal, was man sich darunter vorzustellen hatte.

Wie auf Kommando verstummte das enervierende Gedudel der Sackpfeife und der Truveer brüllte mit sich überschlagender Stimme: „So höret die Moritat vom bösen Mond!“ Und dann begann er zu allem Leidwesen auch noch zu singen: „I see the bad moon arising! I see trouble on the way!“ Carpola verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen.

„Warum erzählst du mir das, anstatt dir selbst einen Platz zu sichern?“, fragte er.

Der Rothaarige starrte ihn wortlos an, dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte so schallend los, dass selbst der Musikus aus dem Takt geriet. „Du bist ’n komischer Vogel, Frenki-Boy. Du glaubst doch nicht, dass diese Rologen Leute wie mich zu sich reinlassen? Fahrendes Volk!“ Er beugte sich vor. „Aber jemanden wie dich, mit Grips inner Birne, den würden sie bestimmt nicht abweisen.“

„Und du verlangst für den Tipp …“

„… dass du an uns denkst, wenn du drin bist, mein Freund!“, vollendete der Rothaarige den Satz.

Frenk Carpola wusste nicht, wieso, aber irgendetwas brachte, sein Herz dazu, schneller zu klopfen. Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Ein anderer Planet, eine neue Welt. Eine Chance, neu anzufangen. Fernab von der sterbenden Erde, außerhalb der Reichweite von Vitaal MacLeone und seinen Schlägern. „Du verstehst sicher, dass ich deine Angaben prüfen muss“, sagte er bedächtig.

„Aber sicher!“ Der Rothaarige nickte und Carpola erhob sich ruckartig, schlang die Schöße des Mantels um seinen hageren Leib und kramte einige Coiins aus der Tasche, die er auf den Tisch klimpern ließ. „Das sollte für den Uisge reichen. Kannst dir gerne noch einen gönnen. Ich melde mich bei dir.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich Carpola ab und drängelte sich durch die Menge in Richtung Eingangstür. Der schiefe Gesang des Truveers begleitete ihn auf seinem Weg.

„Don’t go around the night. Well, it’s bound to take your life!“

Kalte Luft schlug ihm ins Gesicht. Frenk Carpola zog sich die Kapuze, die er die ganze Zeit über aufbehalten hatte, tiefer ins Gesicht. Wie ein Dieb schlich er durch die nächtlichen Gassen von Glesgo zurück an den heimischen Herd. Konstenz sorgte sich bestimmt schon um ihn.

Aber sie würde ihm verzeihen, wenn er ihr erzählte, was der Informant ihm mitgeteilt hatte. Sofern es stimmte. Am besten, er schickte gleich morgen früh seinen Sohn Mikaal los, damit er sich bei den Retrologen am Loch Lomond umhörte. Er wäre ja selbst gegangen, aber er durfte nicht unvorsichtig werden. Wenn er zu oft verschwand, würde Santeeno, MacLeones rechte Hand, misstrauisch werden.

Das wäre fatal. Nicht allein für ihn, sondern auch für seine Familie.

Frenk Carpola schüttelte die trüben Gedanken ab und verlor sich stattdessen lieber in Träumereien von einer sorglosen Zukunft.

Wäre er mit seiner Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt verweilt, hätte er möglicherweise den Vermummten bemerkt, der ihm folgte …

Gegenwart, 2549

„Der Hort des Wissens liegt am Loch Lomond im Skoothenland!“, erklärte Aruula und deutete auf die Karte auf den Monitor zwischen den beiden Pilotensitzen des Gleiters.

„Ooort desss Hisssensss. Loch Lo’ond. Ssskoothenland!“, wiederholte Ydiel von Rriikah, ganz der gelehrige Schüler.

Der Sauroide saß vorgebeugt hinter Matt und bekam von der Kriegerin nicht nur Sprachunterricht, sondern auch Nachhilfe in Geografie und Kultur. Es war erst eine Stunde her, seit sie von Yutaan2) aufgebrochen waren.

Dort hatten sie ein weiteres Parallelwelt-Areal entdeckt. Allerdings hatte das, was inmitten der Ruinenstadt des ehemaligen Mérida aufgetaucht war, überhaupt nichts mit dem viktorianischen Lancaster und seiner auf Dampfmaschinen und Luftschiffen basierenden Wirtschaft gemein.

In Méda war eine Stadt voller Sauroiden erschienen, aus einer Parallelwelt, in der kein Asteroid vor fünfundsechzig Millionen Jahren zum Aussterben von zwei Dritteln aller auf der Erde lebenden Spezies geführt hatte. Und so hatten sich eben nicht die Säugetiere und später der Mensch zur dominanten Art weiterentwickelt.

Das Einzige, was die Sauroidenstadt Rhaaka und das alternative Lancaster gemeinsam hatten, war der dichte, undurchdringliche Wall aus Dornenranken und Kletterpflanzen, der die Parallelwelt von dieser abschottete. Das konnte kein Zufall sein. Wenngleich es noch keine Hinweise auf die Ursache gab.

Doch alles Grübeln half nicht. Momentan konnten sie nicht mehr tun, als die Augen offen und nach neuen Polarlichtern Ausschau zu halten, die das Einbrechen der Parallelwelt-Areale ankündigten. Dabei sollte ihnen das Satellitennetzwerk der Pancinowa, das sie mit dem Bordcomputer des Gleiters synchronisiert hatten, helfen.

Der Mann aus der Vergangenheit freute sich darauf, das Parallelwelt-Phänomen mit Sebastian „Basti“ Eisenmann zu diskutieren. Von daher war er dankbar für Jeronimos Funkspruch gewesen, auch wenn er den Grund dafür noch nicht kannte. Jeronimo hatte darüber nicht am Funkgerät reden wollen.

Nun, das konnte er bald persönlich nachholen. Dank des Raumgleiters aus Miki Takeos Werkstätten schmolzen Entfernungen, für die sie früher tage- oder gar wochenlang unterwegs gewesen waren, auf wenige Stunden zusammen.

Zeit, die Aruula nutzen wollte, um Ydiel die Grundlagen der englischen Sprache beizubringen. Sie unterstützte ihre Lektionen mit ihrem Lauschsinn.

Es war nicht allein die sprachliche Barriere, die eine Verständigung mit den Sauroiden erschwerte. Ihre gesamte Körpersprache inklusive der Mimik war eine völlig andere. Ohne Aruulas telepathische Fähigkeiten hätten sie das zurückliegende Abenteuer wohl kaum überstanden.

„Vielleicht solltest du ihm als erstes die Gepflogenheiten der Menschen beibringen“, scherzte Matt. „Nicht, dass er versehentlich noch jemanden frisst!“

„Vielleicht sollte ich mal für eine Weile fliegen und du übernimmst den Sprachunterricht“, konterte Aruula.

Matt sah im Geiste den Gleiter im Schlingerflug und schüttelte den Kopf. „Besser nicht.“ Dabei tat er der Kriegerin Unrecht; Aruula hatte sich bereits einiges Flugwissen angeeignet.

Sie erreichten Schottland am frühen Abend. Die Sonne sank bereits dem Horizont entgegen und hatte eine tiefrote Farbe angenommen. Vereinzelte Wolken zogen über den Himmel, ansonsten war es windstill und friedlich. Mit der Rückversetzung des Mondes in seine ursprüngliche Umlaufbahn hatten sich auch die klimatischen Verhältnisse normalisiert.

Matt war froh, dass die „Mission Mondsprung“ erfolgreich verlaufen war. Nicht auszudenken, was bei einer Kollision mit der Erde geschehen wäre.

Unter ihnen glitten die der schottischen Küste vorgelagerten Inseln vorbei und nur wenige Minuten später kam bereits der Loch Lomond in Sicht.

Ydiel keckerte frustriert, als er das eckige Bauwerk des ehemaligen Wasserkraftwerks zum ersten Mal sah. Matt wusste von der Abneigung der Sauroiden gegenüber Ecken und Kanten. Eine solche Architektur widersprach vollkommen ihrem Sinn für Ästhetik. Aber da musste er nun durch, ob er wollte oder nicht.

„Choort dess Vissensss?“, fragte Ydiel, und Matt fand, dass er den Namen schon deutlich verständlicher aussprach. Ydiel lernte schnell und würde sich bestimmt ebenso rasch an die menschliche Kultur anpassen, da war er sich sicher.

„Ja, mein Freund. Das ist der Hort des Wissens. Und jetzt bitte alle anschnallen, wir gehen zur Landung über.“

Er überflog das Kraftwerk und landete kurzerhand auf dem Dach des Gebäudes. Behutsam setzte er den Gleiter auf. Bei ihrem Anflug auf die Sauroiden-Stadt hatte er eine filmreife Bruchlandung hingelegt, wobei es eine der Landekufen erwischt hatte. Erst in Méda hatten sie einen Schmied gefunden, der sie wieder angeschweißt und auch die anderen Schäden behoben hatte.

Miki Takeo hatte per Funkübertragung eine Computeranalyse vorgenommen, die dem Gleiter volle Flugfähigkeit bescheinigte. Trotzdem war Matt vorsichtig; ein geflicktes Flugzeug besaß niemals die Stabilität eines unversehrten.

Ihre Ankunft war natürlich nicht unbemerkt geblieben, daher erstaunte es Matt auch nicht, als sich bald mehrere Menschen auf dem Dach versammelten. Unter ihnen waren Juefaan, der Sohn seines verstorbenen Freundes Rulfan, sein Bruder Leonard Pellem und Darius Quicksilver. Nur Jeronimo und vor allen Dingen Basti Eisenmann vermisste der Ex-Commander.

Andererseits waren der flapsige Schausteller und seine Truppe auch nur geduldete Gäste im Hort, und was Basti betraf – nun, der saß im Rollstuhl und war nicht mehr so agil und mobil wie früher.

Matt, Aruula und Ydiel schnallten sich ab. Der Sauroide kratzte sich am Kopf, und wenn man genau hinsah, konnte man sehen, wie sich die Schuppen im Nacken aufrichteten. Ein deutliches Zeichen dafür, wie nervös er war.

Bislang waren seine Begegnungen mit Menschen stets von Missverständnissen und Vorurteilen begleitet worden. In Méda hätte man ihn sogar am liebsten auf der Stelle gelyncht.

Matt legte ihm die Hand auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen, Ydiel. Diese Leute hier sind exotische Besucher gewöhnt.“

Der Sauroide blinzelte irritiert.

„Du hast kein Wort von dem verstanden, was ich gerade gesagt habe, oder?“

„Gefährrrlich?“, fragte Ydiel.

Matt seufzte. „Na, das kann ja heiter werden.“

„Matt, Aruula! Schön, euch zu sehen!“, rief Juefaan und kam mit ausgebreiteten Armen auf die Freunde zu. Ydiel hielt sich auf Aruulas Rat hin im Hintergrund, blieb aber nicht lange unbemerkt. „Wer ist euer neuer Freund?“

„Das ist Ydiel“, stellte Matt ihn vor, nachdem er Juefaan, Leonard und Darius begrüßt hatte. „Er ist ein Sauroide von einer Parallelerde.“

„Parallelerde?“, echote Darius Quicksilver. „Das musst du uns erklären.“

„Soweit wir es selbst nachvollziehen können. Wir vermuten, dass es mit der Rückversetzung des Mondes zusammenhängt.“

„Für die wir euch ewig dankbar sind“, warf Juefaan es.

„Ohne die Pancinowa hätten wir es nicht geschafft“, erwiderte Matt, dem das Lob unangenehm war.