Maddrax 524 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 524 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

In letzter Zeit lief es schlecht für Colonel Aran Kormak: vom angehenden Obersten Militär in Meeraka zum Gefangenen der Reenschas. Und das ist noch nicht der Tiefpunkt, denn ihn erwartet seine Exekution!
Doch ein Kormak gibt nicht auf! Unverhoffte - wenn auch unfreiwillige - Hilfe kommt ausgerechnet von dem Feind, den zu schlagen er so jämmerlich versagt hat. Der Hort des Wissens späht die Festung der Reenschas mit tierischen Spionen aus, die den Colonel auf eine verwegene Idee bringen ...

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Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Lichtblicke

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Unholy Vault Designs, Benoit Daoust/shutterstock

Autor: Ian Rolf Hill

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9315-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Mensch­heit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde…

Matt und Aruula ahnen nichts vom Untergang der Kasynari im Ringplaneten-System und dass Colonel Aran Kormak mit seiner Flucht durch das Wurmloch zur Erde die Katastrophe ausgelöst hat. Sie entdecken aber fünfzig Kilometer durchmessende Parallelwelt-Areale, die von hohen Dornenhecken umgeben sind und in deren Zentrum es eine Verbindung beider Universen zu geben scheint. Um sie aufzuspüren, nutzen sie ein im Erdorbit installiertes Satelliten-Netzwerk. Mit einem Gleiter des Androiden Miki Takeo überwinden sie den Pflanzenwall, begleitet vom Sauroiden Ydiel, der mit einer Stadt intelligenter Saurier-Nachfahren in Yucatán, Mexiko auftauchte.

Eine ihrer Reisen führt sie in ein paralleles Rom, das von einem zeitreisenden Archivar namens Patrem regiert wird, der nun in Agartha ein neues Machtzentrum errichten will. Doch auch das Königreich im Himalaja wurde in eine Parallelwelt versetzt. Patrem kommt ums Leben; zurück bleibt seine BagBox mit gefährlichen Artefakten. Matt will sie im Hort des Wissens in Sicherheit bringen.

Da taucht Kormak auf und stellt die Gefährten bei Nürnberg zum Kampf. Dabei wird Ydiel von einer Artefaktwaffe auf Insektengröße verkleinert. Kormak kann entkommen, die Suche nach ihm bleibt ergebnislos und wird abgebrochen, als ein weiteres Areal erscheint: die Stadt Coellen – und darin ein lebender Rulfan und ein inhaftierter Professor Dr. Smythe! Die Freude über das Wiedersehen mit dem in ihrer Welt verstorbenen Freund währt nur kurz, denn Smythe kommt frei, kann aber gestoppt werden. Rulfan schließt sich den Freunden an. Kormak nimmt derweil Kontakt zu den Reenschas in Glasgow auf, wird deren Chefexekutor und greift den Hort des Wissens an, scheitert aber und wird von seinen neuen Verbündeten in den Kerker geworfen.

Inzwischen wächst Ydiel langsam wieder zu seiner ursprünglichen Größe heran. Dabei hilft ihm eine alte Drakullin – eine ebenfalls reptiloide Spezies –, in der Kanalisation Nürnbergs zu überleben. Als sie stirbt, bittet sie Ydiel, ihr Dorf am Kratersee aufzusuchen. Nachdem er wieder zu Matt und Aruula gestoßen ist, fliegen sie ihn mit dem Gleiter hin. Seine beiden Freude wollen die Zeit seines Verbleibs nutzen, um das Gebiet des ehemaligen Agartha aufzusuchen – und geraten selbst in eine Anomalie, die sie ins Jahr 1971 zurückversetzt und auf Perry Rhodan treffen lässt. Dank eines Archivars gelangen sie zwar zurück in ihre Zeit, verlieren aber die Erinnerung an dieses Abenteuer.

Headline

von Ian Rolf Hill

„Wir müssen reden!“

Erstaunlich, was drei einfache Worte bei einem Mann anrichten können. Nick Brahmkes Herz schlug schneller.

Trotz all der Sorgen und Nöte, die die Frau plagten, war sie noch genauso schön wie am ersten Tag ihrer Bekanntschaft. Normalerweise genoss er jede Sekunde, die er in ihrer Gesellschaft verbringen durfte. Umso mehr, seit er sie von seinen Qualitäten hatte überzeugen dürfen. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass dieses Gespräch nicht zu seiner Zufriedenheit verlaufen würde.

Seine aparte Besucherin hatte die Tür kaum hinter sich geschlossen, als sie auch schon die Bombe platzen ließ: „Mein Mann verhält sich sonderbar, seit er zurück ist. Er verbirgt etwas vor mir, und ich möchte, dass Sie herausfinden, was!“

„Wo willst du hin?“

Rulfan, der bereits sein Lasergewehr geschultert hatte und nach dem Säbel griff, hielt in der Tür inne. Wulf, sein weißer Lupa, blieb vor der spaltbreit geöffneten Tür stehen und wandte den Kopf. Er hätte längst ins Freie schlüpfen können, doch der Lupa akzeptierte Rulfan als sein Alphatier und würde niemals die Rangfolge verletzen, indem er als Erster das Haus verließ.

„Ich will noch mal raus. Auf Patrouille!“

„Auf Patrouille?“, echote Maleen. „Das ist doch gar nicht deine Aufgabe. Wozu haben wir denn die Roten Funken?“

„Leider zu wenige. Viele sind bei den Anschlägen getötet worden, und die neuen Rekruten müssen ausgebildet und eingearbeitet werden. Es gilt immerhin, knapp hundertsechzig Kilometer Dornenhecke zu überwachen.“

„Wozu? Da kommt doch sowieso nichts durch.“

„Aber möglicherweise darüber hinweg!“, murmelte Rulfan und dachte mit Schaudern an das Abenteuer in Parii. Dort war es den Taratzen gelungen, allein durch ihre schiere Masse die Dornenhecken, die sich aus bisher unerfindlichen Gründen um die Parallelwelt-Areale herum bildeten und diese regelrecht einkesselten, zu überklettern.1)

„Auch du kannst nicht überall sein!“

„Aber ich muss tun, was in meiner Macht steht, um Coellen zu beschützen.“

„Du bist aber auch Teil einer Familie, vergiss das nicht!“ Zornig schaute Maleen zu ihrem Mann, der ihrem Blick nicht standhalten konnte und sich abwandte. Zum Glück fing just in diesem Augenblick der kleine Leonard an zu schreien. Er verlangte nach seiner Mutter.

„Tu, was du nicht lassen kannst!“, sagte Maleen und ging zu der Krippe hinüber, in der ihr gemeinsamer Sohn lag.

„Ich bin vor Sonnenuntergang zurück“, rief Rulfan hinterher, doch Maleen reagierte nicht. Wulf winselte, als sein Herr an ihm vorbei durch die Tür trat, und trottete dann hinter ihm her.

Rulfan ging direkt zu den Ställen und brachte das Horsay ins Freie, um es zu satteln. Zuletzt schob er das Lasergewehr ins Futteral, wobei er von dem weißen Lupa aufmerksam beobachtet wurde.

Der Neo-Barbar griff nach den Zügeln und wollte das mutierte Pferd mit dem zähnestarrenden Raubtiergebiss an dem Lupa vorbei in Richtung Ausgang führen, als er den Blick seines vierbeinigen Gefährten bemerkte.

„Guck nicht so vorwurfsvoll. Ich weiß selbst, dass es falsch ist. Aber irgendwas muss ich unternehmen, sonst werde ich verrückt.“

Vor dem Stall schwang er sich in den Sattel. Die bleigraue Wolkendecke, die seit Tagen über Coellen lag, passte zu seiner Stimmung. Wenigstens regnete es nicht, dafür fegte ein kühler Wind durch die Straßen.

Selbst die Luft in dieser Welt schmeckte anders, fand Rulfan und gab dem Horsay die Sporen. Wahrscheinlich war es nur Einbildung, denn so empfand er erst, seit Matthew Drax und Aruula ihn wieder zu Hause abgesetzt hatten, damit er sein Versprechen, das er Maleen gegenüber gegeben hatte, einhalten konnte. Schließlich hatte er Coellen nur verlassen, um sie vor der Bombe an Bord ihres Gleiters zu warnen, die der wahnsinnige Professor Dr. Smythe dort angebracht hatte.2)

Doch danach war er bei den alternativen Versionen seiner Freunde geblieben, die in seiner Welt längst gestorben waren. Möglicherweise war es auch nur der Wunsch gewesen, der Realität zu entfliehen, so zu tun, als wäre all dies niemals geschehen.

Dabei war ihm stets bewusst, dass dies nicht seine Welt war und es niemals sein würde.

Er war sogar auf den Spuren seines fremden Ichs gewandelt, dem Rulfan dieser Erde, auf der die Bedrohung durch die Daa’muren schon vor Jahrzehnten abgewendet worden war.

Der Neo-Barbar hatte nicht nur die erwachsenen Söhne des anderen Rulfan kennengelernt, der in dieser Realität an Altersschwäche gestorben war, er hatte auch erfahren, dass er Anführer einer Gruppe von Wissensbewahrern gewesen war, sogenannten Retrologen, mit denen er gemeinsam den Hort des Wissens gegründet hatte, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, vor allem das technische Wissen der Menschheit zu erhalten.3)

Und je länger er in dieser Welt verweilte, desto klarer wurde ihm, dass die Fußstapfen, die sein Alter Ego hinterlassen hatte, viel zu groß für ihn waren. Außerdem wartete in seiner Realität ein Krieg auf ihn.

Obwohl er nichts für den Weltentausch konnte, fühlte er sich verantwortlich. Ihm kam es vor, als hätte er seine Kameraden und Verbündeten feige im Stich gelassen. In seiner Welt existierten die Daa’muren noch, und sie waren kurz davor, die absolute Herrschaft über den Planeten an sich zu reißen.

Aber er vermisste auch Matt und Aruula. Selbst wenn es nicht die waren, die er kannte, war zwischen ihnen ein unsichtbares Band der Kameradschaft entstanden.

Rulfan ritt durch die Straßen und Gassen von Coellen und beobachtete die Bewohner bei ihren täglichen Verrichtungen. Fast hätte man vergessen können, was geschehen war. Tatsächlich schienen sich viele mit den Begebenheiten abgefunden zu haben. Wahrscheinlich begrüßten einige von ihnen sogar den Weltentausch, hatte er sie doch vor den Daa’muren bewahrt.

Eine trügerische Sicherheit, fand Rulfan; immerhin war auch diese Welt nicht frei von Gefahr, aber woanders war das Gras ja bekanntlich immer grüner.

Es versetzte ihm einen Stich, wenn er daran dachte, dass Maleen ebenfalls zu jenen gehörte, die lieber hierbleiben würden. Bei ihr war es die Sorge um das Wohl der Familie, vor allem das des kleinen Leonard. Das wiederum konnte Rulfan gut verstehen, was es ihm nicht gerade einfacher machte und für einen erheblichen Widerstreit der Gefühle sorgte.

Hinzu kam, dass er Maleen belogen hatte!

Er hatte gar nicht vor, zum Dornenwall zu reiten, um die dort stationierten Wachen zu unterstützen oder auszubilden. Stattdessen führte ihn sein Weg zu der einstigen Technischen Hochschule der Stadt.

Die Schuld nagte wie eine hungrige Ratze an Rulfans Seele.

Ein Blick zu Wulf. Wenigstens ihn brauchte er nicht anzulügen, denn der Lupa würde ihm ohne Zögern überall hin folgen. Selbst hinab in Orguudoos Reich.

Rulfan presste die Absätze seiner Stiefel in die Flanken des Horsays, trieb es zur Eile an. Wulf hielt mühelos Schritt.

Wer den Neo-Barbaren vorbeigaloppieren sah, musste den Eindruck bekommen, er wäre auf der Flucht. Und so abwegig war der Gedanke gar nicht.

Rulfan war auf der Flucht vor sich selbst. Vor seinen Schuldgefühlen gegenüber seiner Frau, jener starrköpfigen Dysdoorerin, der man so leicht nichts vormachen konnte und in die er sich als junger Bursche Hals über Kopf verliebt hatte.

Leider war es unmöglich, vor den eigenen Gefühlen davonzulaufen. Selbst wenn man auf dem schnellsten Horsay ritt. Vor allem dann nicht, wenn man tief in seinem Inneren Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns hegte.

Rulfan zügelte das Horsay vor der Absperrung, die Handwerker gemeinsam mit den Roten Funken errichtet hatten. Der Neo-Barbar stieg ab und ging auf den drei Meter hohen, blickdichten Bretterzaun zu. Er wusste, wo er sich öffnen ließ, und sah sich zwei Gardisten gegenüber, die ihre Aufgabe sehr ernst nahmen.

„Halt! Wer da?“

„Ich bin es, Rulfan!“, gab sich der Neo-Barbar zu erkennen. Sein Horsay führte er am Zügel durch die Lücke und übergab es einem der Wächter. „Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?“

„Nein, Herr!“, schnarrte der ältere der beiden Wachmänner. „Et hätt allet joot jejange.“

Er verzog die Lippen zu einem grimmigen Lächeln. „Gut, dann werde ich unseren Gästen mal einen Besuch abstatten.“

Die Roten Funken blieben zurück, während sich Rulfan und Wulf dem Krater näherten, an dem einst die Technische Hochschule gestanden hatte. Eine Explosion hatte das Gebäude zum Einsturz gebracht und in sich zusammenstürzen lassen. Kurz darauf war er, auf der Suche nach dem Zentrum der Parallelwelt-Verwerfung, von Smythe in eine Falle gelockt und attackiert worden.

Seither war viel geschehen. Die Trümmer waren weitestgehend zur Seite geräumt worden. Die einzelnen Stockwerke hatte man mit Stahlträgern abgestützt, um zu verhindern, dass die Ruine in sich zusammenfiel. Nur das blaue Flackern hatte man noch nicht lokalisieren können.

Matt und Aruula hatten dieses Phänomen – den Durchgang in die andere Dimension – auch in anderen Parallelwelt-Arealen entdeckt. Es basierte wohl auf einer erhöhten Dichte von Tachyonen und tauchte stets im Zentrum der neuralgischen Gebiete auf.

In Rhaaka, der Sauroidenstadt, war es den Bewohnern gelungen, das Portal zu stabilisieren und sogar hindurchzugehen. Letztendlich war es leider kollabiert, doch eine der saurischen Physikerinnen hatte die Theorie aufgestellt, dass man dem Portal nur genügend Energie zuführen musste, damit es expandierte und es zu einem Kaskadeneffekt kam, der im besten Fall zu einem Rücktausch beider Parallelwelten führte.

All dies ging dem Neo-Barbaren auf dem Weg in das Herz der ehemaligen Technischen Hochschule durch den Kopf. Über hölzerne Leitern und Stiegen kletterte er hinab, bis tief unter die Erde. Petroleumlaternen wiesen Rulfan den Weg.

Wulf suchte sich seinen eigenen Weg hinunter in den künstlichen Kessel; er war ein geschickter Kletterer, das hatte er schon mehrfach unter Beweis gestellt. Auch dieses Mal kam er zeitgleich mit seinem Herrn auf dem Grund der Ruine an.

Noch immer ragte dort ein Schuttberg in die Höhe, wenngleich er merklich kleiner geworden war. An einer Seite war er komplett abgetragen worden. Davor befand sich das Labor, das in einem ehemaligen Lagerraum eingerichtet worden war.

Das Equipment, sofern es nicht aus den Trümmern geborgen werden konnte, wurde per Flaschenzug in die Grube gelassen. In hölzernen Kisten, auf denen zwei Gardisten saßen – und Karten spielten.

Dem Albino stieg das Blut in den Kopf. Das Verhalten der Roten Funken stellte nicht nur eine Verletzung ihrer Aufsichtspflicht dar, es war grob fahrlässig.

Rulfans Blick wanderte zu einer stählernen Konstruktion, die an eine Lafette erinnerte. Zwei Männer in grauen Kitteln standen davor und waren damit beschäftigt, eine Art Stativ auf die Plattform zu schweißen. Einer von ihnen war kräftig, mit vollem Haar und dichtem Bart, der andere ein wenig gedrungener. Was ihm an Größe mangelte, machte er durch sein Gewicht wieder wett. Seine Glatze war so spiegelblank, dass sie sogar den Schein der Petroleumlaternen reflektierte.

Rulfans Herz schlug schneller. Da fehlte doch jemand! Auch die Roten Funken hätten zu viert sein müssen. Der Neo-Barbar beschleunigte seine Schritte, die klatschende Echos im schlammigen Boden hinterließen, der noch feucht vom letzten Regen war.

„Rote Funken, stillgestanden! Wo sind die anderen?“, begann Rulfan mit peitschender Stimme seine Standpauke, als sich hinter den beiden Gardisten, die sofort aufsprangen und Haltung annahmen, eine hagere Gestalt aus den Schatten des Laboreingangs löste. Sie trug einen weißen Kittel, von dem ein Ärmel leer herunterhing. Der Arm, der eigentlich darin stecken sollte, ruhte in einer Schlinge.

Das Gesicht des Mannes war eingefallen, die vorquellenden Augen unter der Brille dagegen blickten hellwach und stechend. Hinter ihm erschienen die beiden fehlenden Wächter.

„Ah, Rulfan, mein Freund. Was verschafft mir die Ehre, deines Besuchs?“, fragte der hagere Mann mit dem langen grauen Haar, das er im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden hatte.

„Wie kommen Sie mit unserem Projekt voran?“

„Bestens, mein barbarischer Freund, bestens“, erwiderte Professor Dr. Jacob Smythe und lächelte süffisant. „Komm mit, dann zeig’ ich’s dir!“

Beim Geräusch des heranfliegenden Gleiters trat Ydiel von Rriikah ins Freie. Lange blieb er nicht allein. Humanoide Echsen mit grüner Schuppenhaut und gefährlich aussehenden Raubtiergebissen gesellten sich zu dem Sauroiden, der sich neben den massigen Drakullen geradezu winzig ausnahm.

Als männlicher Szousss, wie sich eine der zwei intelligenten Sauroidenspezies aus Rhaaka nannte, war er ohnehin nicht besonders groß beziehungsweise kräftig.

Tatsächlich erschöpfte sich die Ähnlichkeit mit den Drakullen darin, dass es sich in beiden Fällen um intelligente humanoide Reptilien handelte. Die Drakullen waren das Ergebnis einer von Außerirdischen forcierten Mutation, die Sauroiden das Resultat einer Jahrmillionen andauernden Evolution.

Matt landete auf einem freien Platz neben dem Dorf, während seine Gefährtin Aruula bereits die Einstiegsluke öffnete und die Rampe herausfahren ließ. Ydiel ging in Begleitung mehrerer Drakullen auf sie zu, darunter auch eine Schar schnatternder Kinder.

„Ihrrr ssseid ssschnell sssurück!“, begrüßte Ydiel seine menschlichen Freunde, als sie ins Freie traten.

Der Mann aus der Vergangenheit wollte auf den Sauroiden zugehen und fand sich plötzlich von den Drakullen-Kindern umzingelt, die ihn mit ihren verhornten Klauenhänden anfassten.

„Äh, was wollen die von mir, Ydiel?“, fragte Matt.

Bei der fremdartigen Drakullensprache kapitulierte nicht nur sein implantierter Translator, sondern auch sein Sprechapparat. Selbst wenn er die Knurr-, Zisch- und Fauchlaute verstanden hätte, so wäre es ihm kaum möglich gewesen, sie nachzuahmen. Dazu waren menschliche Kehlköpfe nicht geschaffen. Ganz im Gegensatz zu den Sauroiden, deren Sprache sich in Matts Augen fast genauso anhörte. Kein Wunder, dass Ydiel sie innerhalb kürzester Zeit gelernt hatte.

Der Sauroide war ein Multitalent und besaß eine rasche Auffassungsgabe. Auch die menschliche Sprache hatte er schnell verinnerlicht, wenngleich auch nur durch die Hilfe von Aruulas telepathischen Fähigkeiten, ihrem Lauschsinn.

„Sssie tesssten teiin Fleisssch!“

„Das war ein Witz, oder?“, fragte Matt und schaute Aruula hilfesuchend an.

Die Kriegerin hob die Schultern, konnte das Zucken ihrer Mundwinkel jedoch nicht gänzlich unterdrücken, was den Mann aus der Vergangenheit irgendwie beruhigte.

„Wir waren gar nicht im Himalaja“, beantwortete Aruula die Frage des Sauroiden. „Wir wurden aufgehalten und wollten nicht, dass sich deine Rückreise nach Rhaaka noch mehr verzögert.“

Matthew nickte und verschwieg, dass sie während des Fluges über die Wüste Gobi beinahe in ein weiteres Parallelwelt-Areal geraten wären. Nur dank einer telepathischen Botschaft, die er von Aruula empfangen hatte, waren sie dem Weltenwechsel in letzter Sekunde entkommen.4)

Eine Botschaft, die Aruula gesendet zu haben leugnete; jedenfalls konnte sie sich nicht daran erinnern. Matt hatte das Gefühl, dass weit mehr hinter diesem Vorfall steckte, doch je länger er darüber nachdachte, desto mysteriöser wurde das Ganze. Seltsam war auch, dass es diesmal keinen Pflanzenwall gab. Als hätte eine unbekannt Macht entschieden, dass die Mühe nicht lohnte, weil dieses Gebiet der Wüste Gobi absolut öde und so menschen- wie mutantenleer war.

In den zwei Tagen, die sie darauf verwandten, das neue Areal zu untersuchen, hatten weder er noch Aruula brauchbare Antworten gefunden, sodass sie irgendwann beschlossen hatten, die Sache auf sich beruhen zu lassen.

„Du willst doch sicher schnellstmöglich nach Hause zurück“, fuhr Matt fort. „Dort warten schließlich Rriikah und Rekar auf dich.“

Die Erwähnung von Ydiels Brutmüttern entlockte dem Sauroiden ein sehnsüchtiges Keckern. Er hatte erst vor kurzem erfahren, dass es Rekar gelungen war, in das Parallelwelt-Areal in Yucatán zu wechseln, bevor das Portal kollabierte. Bis dahin war er davon ausgegangen, Rekar niemals wiederzusehen. Mit ein Grund dafür, dass er Rriikahs Angebot angenommen hatte, ihr Primärmännchen zu werden.



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