Maddrax 548 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 548 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Auf ihrer Mission, die Bewohner der Parallel-Universen in ihre Ursprungswelten zurückzubringen, kehren die Freunde nach Fort Knox zurück. Doch hinter dem Portal dort wartet bereits die nächste Bedrohung auf Matthew Drax und seine Gefährten.
Gleichzeitig schreitet die Vernichtung des Raum-Zeit-Kontinuums voran. Matt muss erneut mit Colonel Kormak zusammenarbeiten - nicht ahnend, dass der "echte" Aran Kormak den Platz seines Parallelwelt-Doppelgängers eingenommen hat. Und welche düsteren Pläne er verfolgt ...


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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah...

Der Feind, mein Verbündeter

Leserseite

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Néstor Taylor / Bassols

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0842-5

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde...

Um diese 50 Kilometer durchmessenden Parallelwelt-Areale, die von hohen Dornenhecken umgeben sind, aufzuspüren, nutzen Matt und Aruula ein Satelliten-Netzwerk im Erdorbit. Mit ihrem Gleiter überwinden sie die Pflanzenwälle. In einem parallelen Rom treffen sie auf einen zeitreisenden Archivar namens Patrem, der mit Hilfe gefährlicher Artefakte herrschen will. Matt setzt dem ein Ende. Seine Waffen deponiert er im Hort des Wissen.

Da erscheint ein weiteres Areal: die Stadt Coellen – und mit ihr der Neo-Barbar Rulfan, ein in ihrer Welt längst verstorbener Freund, der sich ihnen anschließt. Gemeinsam kämpfen sie gegen Professor Dr. Jacob Smythe, Matts alten Erzfeind, der in dieser Welt im All verschollen ist, und können ihn besiegen, wobei Smythe jedoch entkommt.

Ein zweiter Feind, Colonel Aran Kormak, wird derweil auf der Suche nach Verbündeten Chefexekutor der Reenschas in Glasgow. Er greift den Hort des Wissens an, eine Enklave befreundeter Retrologen und Wissenschaftler, scheitert aber und landet im Kerker. Matt und Aruula erleben mit, wie er auf der Flucht in einem Ballon von einem Artefakt verkleinert wird! Später dringt er in den Hort ein, erfährt vom Zeitstrahl und versucht ihn zu durchqueren.

Da empfängt Aruula einen Hilferuf der Pflanzenentität GRÜN. In Neuseeland treffen die Freunde auf eine botanische Seuche, die aus einer Parallelwelt herübergekommen ist. GRÜN, der für die Dornenhecken rund um die Anomalien verantwortlich zeichnet, ist dagegen machtlos. Gemeinsam mit den Hydriten – Fischmenschen, die seit Äonen auf der Erde leben – entwickelt man eine Waffe gegen die Rote Pest.

Inzwischen wissen die Archivare, dass ihre Reisen in die Vergangenheit für die Weltenwechsel verantwortlich sind: Wo immer sie ein Portal schufen, wurde die Raumzeit geschwächt und bricht nun durch den Wurmloch-Unfall auf! Spätere Generationen entwickeln ein Gegenmittel, das aus ferner Zukunft in einer Stasiskugel zurückversetzt wird und schicken Worrex, einen der ihren, zurück. Er schließt sich den Gefährten an. Doch als die Freunde die Kapsel finden, ist sie leer! Das Wesen darin hat vier Menschen okkupiert, die »Krieger des Lichts«, die einen Feldzug gegen den Weltrat in Washington führten! Nun mutieren sie zu mächtigen Wesen, die auf der Suche nach Energie eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. In einem verfallenen Freizeitpark holen die Gefährten sie ein – und müssen sich gegen mutierte Gejagudoos erwehren. Als Worrex den Gleiter bruchlandet, können die Krieger abermals entkommen. In einer Mormonen-Siedlung bringen sie drei X-Quads in ihren Besitz, mit denen sie die letzte Etappe ihrer Reise antreten.

Es zieht die Krieger des Lichts zu einem atomaren Endlager, wo sie von Scorpocs angriffen werden und mit ihnen verschmelzen. So finden sie die Gefährten, und Worrex macht dem Wesen klar, dass es auf seiner Suche nach Energie nie Erfüllung finden kann, denn letztendlich wurde es nur für einen Zweck geschaffen: die Strahlung innerhalb der Parallelwelt-Portale zu absorbieren. Es gelingt ihm, die Kreatur zu überzeugen, mit ihnen zu kommen – in der Stasiskapsel, die der Android Miki Takeo zwischenzeitlich repariert hat.

Derart vorbereitet, machen sie sich nach Lancaster auf, um das erste Portal zu schließen – und finden eine Schreckensherrschaft der blutsaugenden Nosfera vor, die sie zunächst beenden müssen. Dann fliegen sie weiter nach Waashton, wo Worrex erkennen muss, dass sich der Weg zurück geschlossen hat und er auf der Erde festsitzt. Da meldet sich der Hydrit Quart'ol bei seinem Freund Matt: Auf dem Grund des Atlantiks ist eine Stadt aufgetaucht, in der einst der legendäre Friedensstifter Ei'don verschwand: Atlantis! Tatsächlich wurde Ei'don zurückversetzt – ein Umstand, auf den die Hydriten schonend vorbereitet werden müssen. Quart'ol zieht sich mit ihm zurück, und die Gefährten fliegen weiter zum nächsten Portal auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko, wo sie im Streit zwischen Sauroiden und Menschen vermitteln müssen, bevor sie das Portal schließen können.

Als sie nach Coellen zurückkehren, stellt Jacob Smythe ihnen eine Falle, kann aber nur Rulfans Frau Maleen töten, bevor er sich absetzt. Nun steht für Rulfan eine Entscheidung an: Bleibt er in der für ihn fremden Parallelwelt oder kehrt er in seine zurück, um den Krieg gegen die Daa'muren anzuführen? Er entscheidet sich für Letzteres. Die Gefährten schließen den Dimensionsriss und reisen weiter nach Paris, dessen Bewohner sie aus der zerstören Stadt nach Berlin leiten – nachdem sie dort und in der Parallelwelt für normale Verhältnisse gesorgt haben.

In Agartha helfen sie den Bewohnern des versetzten Stadtstaats, einer Zombie-Seuche Herr zu werden und in beiden Welten zu siedeln; dazu bleibt das Portal hier offen. Dann geht es weiter nach Fort Knox in Kentucky, Meeraka...

Der Feind, mein Verbündeter

von Ian Rolf Hill

Gelegenheiten sind dazu da, um genutzt zu werden. Wer wusste das besser als er, Colonel Aran Kormak? Sein gesamtes Leben über hatte er nichts anderes getan, als die sich ihm bietenden Chancen zu ergreifen.

Im Gegensatz zu den meisten Menschen fühlte sich Kormak dem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert. Er war keine willenlose Marionette einer höheren Instanz. Wer etwas erreichen wollte, musste Risiken eingehen und Niederlagen in Kauf nehmen. Doch am Ende, davon war er überzeugt, würde er der Gewinner sein.

All dies ging ihm durch den Kopf, während er in sein halbverwestes Antlitz blickte, das vor seinen Augen zu dampfender Schlacke zerschmolz.

Ironischerweise war es das Narbengewebe über seinem linken Auge, das der alles zersetzenden Säure am längsten Widerstand leistete. Ausgerechnet der Teil seines Körpers, der durch eine Verletzung zu einem derben, nutzlosen Klumpen Fleisch geworden war.

Kormak hatte die Narbe nie als Zeichen von Verwundbarkeit oder Schwäche gesehen. Im Gegenteil, sie war für ihn stets ein Symbol von Stärke gewesen. Ausdruck von Unbeugsamkeit und Willenskraft.

Dank ihr stand nun er vor dem gekachelten, fensterlosen Raum mit der rechteckigen Vertiefung und schaute zu, wie der Schädel seines Doppelgängers von der Säure zersetzt wurde. Stück für Stück hatte er die Leiche des früheren Befehlshabers dieses Forts hier herunter geschafft, um sie in der Verwertungsanlage zu entsorgen.

Durch Zufall war er auf diesen unterirdischen Komplex gestoßen, der noch unter dem ehemaligen Tresorraum lag, in dem sich mittlerweile das Waffenlabor von Trevor Garrett befand. Dass es darunter ein weiteres Tiefgeschoss gab, hatte Kormak nicht gewusst und konnte sich auch nicht daran erinnern, ob das in der Festung, die er aus seiner Realität kannte, ebenfalls der Fall gewesen war.

Zum Glück war sein Doppelgänger offenkundig doch nicht der tadellose Gutmensch und Weltenretter gewesen, für den er sich selbst gehalten hatte. Immerhin war es ihm gelungen, Commander Matthew Drax von seiner Integrität zu überzeugen, wofür Kormak seinem Parallelwelt-Duplikat noch nachträglich dankbar war.

Was ihn jedoch nicht daran gehindert hatte, ihm das Genick zu brechen. Die Leiche hatte er hinter einem Wandpaneel seines Quartiers versteckt, wissend, dass er sie dort nicht lange würde lagern können.* Er musste eine Möglichkeit finden, sie zu entsorgen.

Und er hatte sie gefunden. In den Aufzeichnungen seines Doppelgängers.

Das Tiefgeschoss, in dem er sich befand, beherbergte eine Reihe von Labors zur Entwicklung und Erprobung biologischer und chemischer Kampfmittel. Nach der Entwicklung des Paralysators waren die Forschungen allerdings eingestampft worden.

Auf Befehl von General Drax.

Kormak war aus purer Neugier hier heruntergekommen. Wenn sein Doppelgänger tatsächlich mit ihm identisch war, bis auf einige mehr oder weniger gravierende Unterschiede im Lebenslauf, dann konnte er sich nicht vorstellen, dass sein Pendant aus der Parallelwelt den Befehl blind befolgt hatte. Kein Soldat war so dumm, sich nicht sämtliche Optionen zur Vernichtung des Feindes offenzuhalten.

Und er hatte recht behalten.

Hier unten, tief in den Eingeweiden der am stärksten befestigten Militär-Basis des Weltrats, befand sich der Grundstock für seine eigene Machtergreifung. Zwar waren die meisten Exemplare der Siragippenzucht in der Säurekammer vernichtet worden, doch in einem der Kühlräume lagerten noch genügend Eier, um ganz von vorne zu beginnen.

Es sprach für die Weitsicht seines Doppelgängers, dass er sie nicht ebenfalls zugunsten des Paralysators vernichtet hatte.

Da der Zugang zu diesem Komplex beschränkt war, gab es auch nur wenige Menschen, die überhaupt von diesem Plan B wussten. Außer ihm gehörten dazu eigentlich nur seine rechte Hand Vasraa sowie der Chefingenieur Garrett. Zumindest waren das die Einzigen, die den Übergang mitgemacht hatten und noch am Leben waren. Aber selbst bei ihnen zweifelte Kormak an, dass sie Kenntnis von den übriggebliebenen Siragippen-Eiern besaßen.

Sein Pendant hatte es zwar nicht explizit erwähnt, doch Kormak konnte zwischen den Zeilen lesen. Am Staub, der hier unten beinahe fingerdick auf den Armaturen lag, war abzulesen, dass diese Anlage schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Die Beseitigung des Leichnams seines Doppelgängers war eine willkommene Gelegenheit, die Funktionsfähigkeit der Säurekammer und der Knochenmühle zu testen.

Beides funktionierte zu seiner vollsten Zufriedenheit.

Kormak wartete, bis sämtliches Gewebe zusammen mit der Säure im Ausfluss versickert war. Dann aktivierte er die Entlüftung und spülte die Leitungen der Düsen mit Wasser, das den Rest der ätzenden Flüssigkeit von den Kacheln wusch, sodass er gefahrlos die Kammer betreten konnte.

Natürlich erst nachdem er die Armaturen gesichert hatte. Er hatte keineswegs vor, den Löffel abzugeben, nur weil eine abgemagerte Ratze versehentlich zur falschen Zeit auf den falschen Knopf sprang.

Kormak zog sich die unterarmlangen Sicherheitshandschuhe über, setzte sich die Schutzhaube auf und griff nach Greifzange und Eimer. Derart gewappnet, betrat er die Säurekammer. Nicht zum ersten, aber vorerst zum letzten Mal. Mit den Armen und Beinen hatte er begonnen, ehe er sich des Rumpfes angenommen hatte.

Dass er den Schädel zuletzt entsorgt hatte, besaß für ihn mehr eine symbolische Bedeutung. Kormak war keineswegs so abgebrüht, dass er nichts bei dem Anblick seines halbverwesten Doppelgängers gefühlt hätte. Er hatte kein perverses Vergnügen dabei empfunden, als er ihn getötet hatte, ja nicht einmal Befriedigung. Es war eine reine Notwendigkeit gewesen, nicht mehr und nicht weniger.

Rückblickend hatte Kormak keine andere Wahl gehabt. So pathetisch es auch klingen mochte, aber die Welt war zu klein für zwei von ihnen.

Die Leiche seines Doppelgängers hier herunterzuschaffen, war kein Problem gewesen. Niemand hatte es gewagt, Fragen zu stellen. Selbst Vasraa hatte ihn in den vergangenen Tagen und Wochen nur mit den nötigsten Anliegen behelligt, nachdem er sie um eine Auszeit gebeten hatte, um über ihre Situation nach dem Weltenwechsel in Ruhe nachzudenken. Allzu lange würde diese Schonzeit jedoch nicht anhalten, darüber war er sich im Klaren. Er war immerhin der Kommandant dieser Basis und konnte es sich nicht leisten, den Kopf in den Sand zu stecken.

Vor allen Dingen durfte er kein Misstrauen erregen. Änderungen in seinem Wesen und seinen Reaktionen konnte er durch die Besonderheit ihrer Lage erklären, immerhin waren sie mit begrenzten Ressourcen in einer fremden, möglicherweise feindlich gesonnenen Welt gestrandet.

Unkenntnis über die Realität, aus der sein Doppelgänger kam, war jedoch unentschuldbar. Zumal Vasraa wusste, dass es auch in dieser Welt einen Colonel Kormak gegeben hatte.

Dass Drax ihn für tot hielt, hatte ihn allerdings überrascht. Dabei konnte der Colonel von Glück reden, dass der Commander nicht mit seiner telepathisch begabten Barbarin hier aufgetaucht war. Die hätte seine wahre Identität schnell durchschaut.

Früher oder später würde er aber auf Aruula treffen, so viel stand fest. Deshalb galt es, Vorkehrungen zu treffen. Selbst wenn Drax davon überzeugt war, dass sein Parallelwelt-Pendant ein Günstling des Weltrats und damit ein Verbündeter war, bedeutete das noch lange nicht, dass er ihm vertraute. Er würde ihn auf jeden Fall von Aruula scannen lassen. Es musste ihm also gelingen, seine Gedanken irgendwie abzuschirmen.

Auch hier waren die Aufzeichnungen seines Doppelgängers nützlich. Je mehr Kormak sich auf das Material konzentrierte, desto weniger dachte er an die Vergangenheit. Auf keinen Fall durfte er sich durch Erinnerungen an Novis, Knocks, Glesgo und die Reenschas sowie den Hort des Wissens oder die Oase der Hundert verraten.

Zunutze machen konnte er sich dagegen seine Abneigung Miki Takeo gegenüber, denn in der Parallelwelt war der Androide ein gefährlicher Terrorist. Es musste ihm lediglich gelingen, die Ursache für ihre Feindschaft zu verschleiern. Er hoffte, dass ihm noch genug Zeit blieb, um die Selbsthypnose abzuschließen.

Das dritte Problem war Vasraa.

Wie schon in seiner Realität, fungierte sie auch in der Parallelwelt als seine Stellvertreterin und Vertraute. Nur dass sie hier noch viel mehr verbunden hatte.

Sie hatten ein gemeinsames Kind gehabt, Zekiya, die jedoch kurz nach der Geburt gestorben war. Ein Schicksalsschlag, an dem die Beziehung zwischen Vasraa und seinem Doppelgänger zerbrochen war. Trotzdem waren sie weiterhin Kollegen geblieben, und nach ihm war Major Vasraa Uon die ranghöchste Offizierin des Forts. Eine Offizierin, die ihn besser kannte als jeder andere Soldat oder Zivilist innerhalb des Areals.

Daher stellte sie auch die größte Bedrohung dar. Egal, wie er es drehte oder wendete, es gab keine andere Lösung: Er würde Vasraa ebenfalls beseitigen müssen.

Allerdings war Vorsicht geboten. Auf ihn durfte nicht der geringste Verdacht fallen. Am besten wäre es, wenn sie einem fingierten Unfall zum Opfer fiele. Aber alles zu seiner Zeit. Zunächst kam es darauf an, die Spuren seines letzten Mords zu verwischen.

Mit der Zange ergriff Kormak den ausgehöhlten Schädel, aus dessen Öffnungen Reste wässerigen, rötlichen Schleims tropften. Er verzog keine Miene, als er den Totenkopf anhob. Der Unterkiefer löste sich und fiel klappernd auf die Kacheln, direkt neben vier Halswirbelknochen.

Nacheinander klaubte Aran die Knochenstücke auf und warf sie zusammen mit dem Schädel in den Eimer. Danach ging er zurück in die Kabine mit den Armaturen, wo er sich der Schutzkleidung und des Greifers entledigte. Anschließend begab er sich, den Eimer in der Hand, zu der Knochenmühle hinüber.

Das Geräusch, mit dem die Walzen das Gebein zerrieben, war abstoßend und befreiend zugleich. Ausdruckslos blickte der Colonel in den Stahltrichter hinein. Er ließ die Walzen noch zwanzig Sekunden weiterlaufen, ehe er den Schalter betätigte.

In Gedanken versunken drehte er sich um – und blieb wie vom Donner gerührt stehen.

Keine fünf Schritte vor ihm stand Vasraa.

Sie muss mir heimlich gefolgt sein, schoss es Kormak durch den Kopf. Wie viel wusste sie? Offenbar nicht alles, da sie augenscheinlich alleine war. Was jedoch nicht zwangsläufig bedeutete, dass sie nicht für Rückendeckung gesorgt hatte.

Die Vasraa Uon aus der Parallelwelt war vielleicht nicht ganz so skrupellos wie jene Frau, die er aus Bodrum kannte und die er auf Novis zurückgelassen hatte, doch sie war gewiss keine leichtgläubige Närrin. Wenn sie Verdacht geschöpft hatte, dann musste sie auch wissen, dass es ihm auf einen Mord mehr oder weniger nicht ankam.

Kormak kamen die Gelegenheiten in den Sinn, über die er sich eben noch Gedanken gemacht hatte. Möglicherweise bot sich hier schon die Chance, Vasraa loszuwerden. Andererseits konnte es auch Teil eines Plans sein, um ihn aus der Reserve zu locken. Er musste wachsam bleiben.

»Major«, begrüßte er sie in einem ruhigen, aber distanzierten Tonfall. »Mit Ihnen habe ich nicht gerechnet.« Genau genommen hatte er mit niemandem gerechnet.

Sie trat näher, sodass er das Zucken um ihre Mundwinkel herum deutlich erkennen konnte. Unter anderen Umständen hätte daraus durchaus ein Lächeln werden können. Mit Unbehagen registrierte Kormak, dass es tatsächlich einen Teil in ihm gab, der sich wünschte, die Umstände wären anders.

»So förmlich, Colonel?« Ein Hauch von Spott schwang in diesen Worten mit, allerdings kein Argwohn.

Er verzog die Lippen. »Ich halte es für das Beste, wenn wir uns unter den gegebenen Umständen an das Protokoll und die Befehlshierarchie halten.«

Vasraa trat so dicht an ihn heran, dass er ihren herben, aber anziehenden Körpergeruch wahrnehmen konnte. Ihr Haar dagegen duftete wie frisch gewaschen. »Ich kenne deine Einstellung, Aran. Du hast sie in den letzten Wochen oft genug demonstriert.«

Kormak entging ihre provokante Wortwahl keineswegs. Nicht allein, dass sie ihn entgegen seines Befehls mit Vornamen ansprach, sie unterstellte ihm auch, dass er seine Anordnung als Vorwand gebrauchte. Für was, ließ sie klugerweise offen.

»Hier unten aber«, fuhr sie fort, »sind wir allein!«

Der Blick, mit dem sie den Eimer streifte, entging ihm keineswegs. Nur kurz, ehe sie den Kopf hob, um ihm ins Gesicht zu schauen. Reflexartig wollte er zurückweichen, doch die Knochenmühle versperrte ihm den Weg.

So sehr sich ein Teil von ihm wünschte, Vasraa erneut zu einem Stück seines Lebens zu machen, so sehr verabscheute sein Ego ihren bloßen Anblick, der ihn stets daran erinnerte, wie sie ihn auf Novis hintergangen hatte.

Es war gewiss nicht der erste Annäherungsversuch, den sie in den letzten Wochen startete, und er wusste, je länger er ihr widerstand, desto verdächtiger machte er sich. Und es war beileibe nicht einfach, denn auch er war letztendlich ein Mann mit Bedürfnissen, die er schon viel zu lange hatte hinten anstellen müssen.

Ihre Finger glitten zu seiner Narbe, an deren Stelle sich einst sein linkes Auge befunden hatte. »Hast du dir je Gedanken über die Zukunft gemacht?«

Grob packte er ihr Handgelenk. »Ich denke an nichts anderes«, zischte er, und es entsprach sogar der Wahrheit.

»Ich meine unsere Zukunft!«

»Dazu ist momentan wohl kaum der richtige Zeitpunkt.«