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Dieser Zyklen-Abschluss hat es in sich! Matthew Drax und Vasraa gemeinsam in der Parallelwelt gefangen und unter heftigem Beschuss, Kormak auf der Siegerstraße, ein neues Parallelwelt-Areal kündigt sich an - und Sergeant Margaux scheint von einer fremden Macht beeinflusst zu werden.
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Seitenzahl: 150
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Was bisher geschah...
Der Welten-Kollaps
Leserseite
Vorschau
Impressum
Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde...
Um diese 50 Kilometer durchmessenden Parallelwelt-Areale, die von hohen Dornenhecken umgeben sind, aufzuspüren, nutzen Matt und Aruula ein Satelliten-Netzwerk im Erdorbit. Mit ihrem Gleiter überwinden sie die Pflanzenwälle. In einem parallelen Rom treffen sie auf einen zeitreisenden Archivar namens Patrem, der mit Hilfe gefährlicher Artefakte herrschen will. Matt setzt dem ein Ende. Seine Waffen deponiert er im Hort des Wissen.
Da erscheint ein weiteres Areal: die Stadt Coellen – und mit ihr der Neo-Barbar Rulfan, ein in ihrer Welt längst verstorbener Freund, der sich ihnen anschließt. Gemeinsam kämpfen sie gegen Professor Dr. Jacob Smythe, Matts alten Erzfeind, der in dieser Welt im All verschollen ist, und können ihn besiegen, wobei Smythe jedoch entkommt.
Ein zweiter Feind, Colonel Aran Kormak, wird derweil auf der Suche nach Verbündeten Chefexekutor der Reenschas in Glasgow. Er greift den Hort des Wissens an, eine Enklave befreundeter Retrologen und Wissenschaftler, scheitert aber und landet im Kerker. Matt und Aruula erleben mit, wie er auf der Flucht in einem Ballon von einem Artefakt verkleinert wird! Später dringt er in den Hort ein, erfährt vom Zeitstrahl und versucht ihn zu durchqueren.
Da empfängt Aruula einen Hilferuf der Pflanzenentität GRÜN. In Neuseeland treffen die Freunde auf eine botanische Seuche, die aus einer Parallelwelt herübergekommen ist. GRÜN, der für die Dornenhecken rund um die Anomalien verantwortlich zeichnet, ist dagegen machtlos. Gemeinsam mit den Hydriten – Fischmenschen, die seit Äonen auf der Erde leben – entwickelt man eine Waffe gegen die Rote Pest.
Inzwischen wissen die Archivare, dass ihre Reisen in die Vergangenheit für die Weltenwechsel verantwortlich sind: Wo immer sie ein Portal schufen, wurde die Raumzeit geschwächt und bricht nun durch den Wurmloch-Unfall auf! Spätere Generationen entwickeln ein Gegenmittel, das aus ferner Zukunft in einer Stasiskugel zurückversetzt wird und schicken Worrex, einen der ihren, zurück. Er schließt sich den Gefährten an. Doch als die Freunde die Kapsel finden, ist sie leer! Das Wesen darin hat vier Menschen okkupiert, die »Krieger des Lichts«, die einen Feldzug gegen den Weltrat in Washington führten! Nun mutieren sie zu mächtigen Wesen, die auf der Suche nach Energie eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. In einem verfallenen Freizeitpark holen die Gefährten sie ein – und müssen sich gegen mutierte Gejagudoos erwehren. Als Worrex den Gleiter bruchlandet, können die Krieger abermals entkommen. In einer Mormonen-Siedlung bringen sie drei X-Quads in ihren Besitz, mit denen sie die letzte Etappe ihrer Reise antreten.
Es zieht die Krieger des Lichts zu einem atomaren Endlager, wo sie von Scorpocs angriffen werden und mit ihnen verschmelzen. So finden sie die Gefährten, und Worrex macht dem Wesen klar, dass es auf seiner Suche nach Energie nie Erfüllung finden kann, denn letztendlich wurde es nur für einen Zweck geschaffen: die Strahlung innerhalb der Parallelwelt-Portale zu absorbieren. Es gelingt ihm, die Kreatur zu überzeugen, mit ihnen zu kommen – in der Stasiskapsel, die der Android Miki Takeo zwischenzeitlich repariert hat.
Derart vorbereitet, machen sie sich nach Lancaster auf, um das erste Portal zu schließen – und finden eine Schreckensherrschaft der blutsaugenden Nosfera vor, die sie zunächst beenden müssen. Dann fliegen sie weiter nach Waashton, wo Worrex erkennen muss, dass sich der Weg zurück geschlossen hat und er auf der Erde festsitzt. Da meldet sich der Hydrit Quart'ol bei seinem Freund Matt: Auf dem Grund des Atlantiks ist eine Stadt aufgetaucht, in der einst der legendäre Friedensstifter Ei'don verschwand: Atlantis! Tatsächlich wurde Ei'don zurückversetzt – ein Umstand, auf den die Hydriten schonend vorbereitet werden müssen. Quart'ol zieht sich mit ihm zurück, und die Gefährten fliegen weiter zum nächsten Portal auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko, wo sie im Streit zwischen Sauroiden und Menschen vermitteln müssen, bevor sie das Portal schließen können.
Als sie nach Coellen zurückkehren, stellt Jacob Smythe ihnen eine Falle, kann aber nur Rulfans Frau Maleen töten, bevor er sich absetzt. Nun steht für Rulfan eine Entscheidung an: Bleibt er in der für ihn fremden Parallelwelt oder kehrt er in seine zurück, um den Krieg gegen die Daa'muren anzuführen? Er entscheidet sich für Letzteres. Die Gefährten schließen den Dimensionsriss und reisen weiter nach Paris, dessen Bewohner sie aus der zerstören Stadt nach Berlin leiten – nachdem sie dort und in der Parallelwelt für normale Verhältnisse gesorgt haben.
In Agartha helfen sie den Bewohnern des versetzten Stadtstaats, einer Zombie-Seuche Herr zu werden und in beiden Welten zu siedeln; dazu bleibt das Portal hier offen. Dann geht es weiter nach Fort Knox, wo sich Kormak, der sein Parallelwelt-Double beseitigt hat, als Matts Verbündeter etablieren und eigene Ziele verfolgen will, ohne von Vasraa und Margaux enttarnt zu werden.
Der Welten-Kollaps
von Ian Rolf Hill
Aruula fröstelte bei dem Gedanken, was ihr durch die Gänge der Militärbasis Fort Knox folgte: ein riesiger mutierter Scorpoc, der – als wäre das allein noch nicht bizarr genug – die Bewusstseine von drei Menschen in sich trug. Sie waren nur durch Zufall Bestandteil eines Plans zur Rettung der Welt geworden, den die Archivare in ferner Zukunft ersonnen hatten.
Doch dabei war einiges gehörig schiefgelaufen. Längst ging es nicht mehr nur darum, Gefahren aus anderen Parallelwelten fernzuhalten. Scheiterten sie und Maddrax, würde das Raum-Zeit-Kontinuum kollabieren – und mit ihm alles bekannte Leben im Multiversum...
Ihr Weg führte über den Lastenaufzug hinauf ins Erdgeschoss.
Während der Fahrt tastete die Kriegerin von den Dreizehn Inseln mental nach den Bewusstseinssplittern der drei Söldner innerhalb des Tachyonen-Organismus. Und ihr seid sicher, dass es funktioniert?, formulierte sie im Geiste.
Die Antwort war so eindeutig wie ernüchternd: Nein!
Was insofern schon bezeichnend war, da die Botschaften jener drei Menschen, die sich selbst die Krieger des Lichts genannt hatten, immer fragmentarischer und bruchstückhafter wurden, so als würden sie sich langsam auflösen. Eine klare Unterscheidung zwischen den drei Soldaten namens Olivia Canning, Jared Mayham und Henry Sidemore war längst nicht mehr möglich, und der Kontakt mit ihnen erwies sich als zunehmend verstörend.
Aruula fürchtete, dass früher oder später überhaupt keine telepathische Kommunikation mehr möglich war, und ob sich der Tachyonen-Organismus dann immer noch so kooperativ zeigen würde, war fraglich.
Keine... Angst... GRÜN.
Mit dem letzten Wort blitzte das Bild eines üppigen Waldes vor Aruulas geistigem Auge auf. Sofort entspannte sich ihr heftig klopfendes Herz. Nicht unbedingt wegen der vagen Beteuerungen des Scorpocs. Es war allein der Hinweis auf das allgegenwärtige Pflanzenbewusstsein GRÜN, der Aruula ein wenig beruhigte. Sie vertraute der Entität, die sich einst in ihrem Körper eingenistet hatte und sogar an ihrer ersten Schwangerschaft beteiligt gewesen war, natürlich neben dem Erzeuger selbst – Maddrax!
Der Gedanke an ihren Gefährten, den sie jenseits des Portals zurückgelassen hatte, erschütterte sie. Es war nicht nur die Sorge um sein Wohlergehen, die sie belastete, sondern in erster Linie ihr schlechtes Gewissen. Sie hatte ihn im Stich gelassen.*
Natürlich war sich Aruula auf einer rationalen Ebene darüber im Klaren, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte. Nur sie war dank ihres Lauschsinns in der Lage, nicht nur mit dem Tachyon-Prionen-Wesen, sondern auch mit GRÜN Kontakt aufzunehmen. Und Worrex wurde bei dem Portal gebraucht, um die Kontrolleinheit zu bedienen.
Mit einem kaum spürbaren Ruck kam der Lastenaufzug zum Stehen. Lautlos glitten die Türen auseinander, und Aruula sandte einen letzten Gedankenimpuls an den Organismus, in dem sie ihre Dankbarkeit zum Ausdruck brachte.
Ein kahler Korridor tat sich vor ihnen auf. Das schräg durch die Fenster fallende Tageslicht spiegelte sich auf dem polierten Marmor. Aruula verließ mit dem Scorpoc die Liftkabine und verharrte kurz, um sich zu orientieren. Ein Blick aus dem Fenster half ihr dabei. Dies war der Westflügel, also musste sie am Ende des Ganges nach links, um in Richtung Ausgang zu gelangen.
Aruulas Schritte erzeugten hallende Echos, während die Gliedmaßen des Scorpocs klickernde Geräusche verursachten, die entfernt an das Prasseln von Hagelkörnern erinnerten.
Sie hatten das Ende des Korridors noch nicht erreicht, als zwei uniformierte Soldaten erschienen. Ihre Augen weiteten sich beim Anblick der halbnackten Kriegerin und der Mutation hinter ihr.
Sofort legte einer der Männer die Hand auf die Waffe, während er seinem Kollegen etwas zuraunte, das Aruula nicht verstand. Der Angesprochene nickte und eilte davon. Vermutlich holte er Verstärkung.
Der zweite Soldat, der entweder besonders mutig oder dumm war, streckte den linken Arm aus und präsentierte Aruula die offene Handfläche, ohne die Rechte vom Griff der Waffe zu nehmen. Zumindest verzichtete er darauf, die Pistool zu zücken und auf die Kriegerin anzulegen.
»Stopp! Keinen Schritt weiter!«
Aruula gehorchte, um den offensichtlich verängstigten jungen Mann, der zwischen Pflichtgefühl und Furcht hin und her gerissen wurde, nicht noch zusätzlich zu verunsichern.
»Identifizieren Sie sich!«, schnarrte der Soldat.
»Ich bin Aruula von den Dreizehn Inseln«, erwiderte sie und drehte sich halb zu dem Scorpoc um, der ungeduldig die Scheren schnappen ließ. Aruula wünschte, er würde damit aufhören. Provokation war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten. »Und dieses Wesen hier ist Ihre letzte Hoffnung auf eine Heimkehr in Ihre eigene Welt.«
»Sie sind nicht befugt, sich mit diesem... Ding durch die Anlage zu bewegen!«
Als Antwort hob sie Kormaks Codekarte und präsentierte sie dem Soldaten. »Doch, bin ich. Erkennen Sie diese Karte? Colonel Kormak hat sie mir persönlich gegeben.«
»Wo befindet sich der Colonel?«
»Im Waffenlabor. Es gab Komplikationen. Es ist wichtig, dass ich das Fort mit dem Scorpoc verlasse.«
Der Soldat zeigte sich nicht überzeugt. »Sie bleiben, wo Sie sind! Nehmen Sie die Hände hoch und gehen sie auf die Knie!«
Aruula zögerte. Sollte sie versuchen, den Knaben zu überrumpeln, um sich den Weg zu erzwingen?
Aber sie verwarf den Gedanken sofort wieder, als die Schritte mehrerer Personen durch den Flur hallten. Kurz darauf trafen sechs weitere Soldaten ein, die Sturmgewehre im Anschlag.
Das Klackern der Scorpoc-Scheren wurde hektischer. Die Situation drohte zu eskalieren. Aruula hob die Arme, anstatt auf die Knie zu gehen. »Nehmen Sie Funkkontakt mit Captain Dekker auf, dann können wir dieses Missverständnis schnell aus der Welt schaffen.«
»Das will ich doch schwer hoffen, Lady«, drang die Stimme des schlanken, hochgewachsenen Captains an ihre Ohren. Dekker war der kommandierende Offizier, solange Colonel Kormak und Major Vasraa anderweitig beschäftigt waren. Seine herunterhängenden Mundwinkel und die schmalen Augen verliehen ihm einen grimmigen Ausdruck, der jedem beißwütigen Lupa Respekt eingeflößt hätte.
»Sie wissen, weshalb wir hier sind«, sagte die Kriegerin.
»Ich weiß nur, was Sie und Drax behaupten«, korrigierte der Captain und ließ keinen Zweifel daran, dass er ihr misstraute.
Aruula seufzte. »Sie können gerne beim Colonel nachfragen. Oder Sie vertrauen mir und lassen mich passieren. Von mir aus können ein paar Ihrer Männer mich begleiten, wenn es Sie beruhigt.«
»Was haben Sie draußen vor?«
»Ich muss zum Waldrand.«
»Was wollen Sie dort? Muss ihr Schoßtierchen mal für kleine Scorpocs?«
Gelächter klang unter den Soldaten auf, doch ein Blick von Captain Dekker genügte, um es verstummen zu lassen.
»Das hier ist kein Spaß, Captain«, seufzte Aruula. Langsam verlor sie die Geduld. »Es geht um den Fortbestand Ihrer und meiner Welt – und mehr. Es ist schwierig zu erklären, und vermutlich würden sie mir eh nicht glauben. Es genügt auch, wenn Colonel Kormak uns traut und unterstützt.« Wieder streckte sie ihm die Codekarte entgegen.
Dekker musterte Aruula stumm von oben bis unten. Die Kriegerin erwiderte seinen Blick ungerührt. Schließlich trat Dekker zur Seite und gab seinen Leuten mit einer Geste zu verstehen, den Weg freizumachen.
»Die Privates Birch und Paula werden Sie begleiten und jede Viertelstunde Bericht erstatten. Sollte es Unregelmäßigkeiten geben, sind sie befugt, Sie festzunehmen.« Er warf einen unsicheren Blick auf das Tachyon-Prionen-Wesen. »Und dieses Ding gegebenenfalls zu erschießen.«
Trotz der Drohung atmete Aruula auf. Sie erkannte die beiden Soldaten, die sich aus dem Pulk lösten. Es waren dieselben, die vor wenigen Stunden noch die RIVERSIDE bewacht hatten. Anscheinend hatte man sie in der Zwischenzeit abgelöst.
Die Kriegerin nickte Dekker zu. »Danke, Captain«, sagte sie und wollte an ihm vorbeigehen, doch er hielt sie am Arm zurück. Der Scorpoc zischte, und sein stachelbewehrter Schwanz schob sich über den Rücken nach vorne. Sofort wurden die Mündungen der Sturmgewehre wieder angehoben.
Dekker verzog keine Miene, als er die freie Hand hob. Ohne den Scorpoc aus den Augen zu lassen, raunte er Aruula zu: »Denken Sie ja nicht, dass ich mich für dumm verkaufen lasse. Ich werde selbstverständlich Rücksprache mit dem Colonel halten.«
Dann durfte Aruula gehen. Sie verzichtete auf eine Entgegnung.
General Suzi Quinn folgte Sergeant Robin Margaux durch die Gänge des Tiefgeschosses bis hin zu dem Arsenal, in dem laut Aussage ihrer Retterin der Paralysator aufbewahrt wurde – jene Waffe, die ihr und Miki Takeo zum Verhängnis werden sollte.
Sie bogen eben um die letzte Ecke, als sich die Türen des Lastenaufzugs öffneten und Captain Dekker den Korridor betrat. Allein. Beim Anblick von Sergeant Margaux und Suzi Quinn zuckte er zusammen.
Der General konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, während er versuchte, das Geschehen vor ihm in einen sinnvollen Kontext zu bringen. Er öffnete bereits den Mund, um Margaux anzuraunzen, als sein Blick auf die Waffe in Quinns Händen fiel.
Jetzt ging es um Sekunden! Dekkers Hand zuckte zum Gürtelholster. Eben schlossen sich die Aufzugtüren. Trotzdem gelang es ihm, sich zurück in die Kabine zu werfen, wobei die Türen wieder aufglitten.
Suzi stieß Margaux kurzerhand zur Seite. Dekker hielt die Pistole schon in der Hand, als Suzi abdrückte. Das M18 bockte, während es eine Salve ausspuckte.
Dekkers Körper fing sämtliche Geschosse auf. Die ersten beiden hämmerten in seinen Brustkorb, das dritte zerschmetterte ihm den Schädel. Mit geweiteten Augen rutschte Dekker an der Rückwand des Aufzugs nach unten, wo er in einer Lache seines eigenen Blutes liegenblieb, die schnell größer wurde.
Quinn wollte vorspringen, um die Lifttüren daran zu hindern, sich wieder zu schließen, da bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Ein schmalbrüstiger Hänfling erschien in der Tür zum Arsenal, in den Händen ein Sturmgewehr.
»Margaux!«
Der Sergeant reagierte, zog das Bajonett und rammte die Klinge in den Hals des Soldaten, dem sie noch im Fallen das Gewehr entriss und auf jemanden anlegte, der sich innerhalb der Waffenkammer aufzuhalten schien.
Suzi Quinn erreichte den Lastenaufzug eine Sekunde bevor sich die Türen schlossen. Sie schob den Lauf des M18 dazwischen und wartete, bis sie wieder aufglitten. Dann zerrte sie die Leiche auf die Schwelle und ließ sie dort liegen. Zumindest aus dieser Richtung brauchten nun sie keine bösen Überraschungen mehr zu erwarten.
Wütend stapfte Suzi zurück zu Margaux. »Du hast gesagt, dass niemand über den Ausbruch Bescheid weiß.«
Der Sergeant schüttelte andeutungsweise mit dem Kopf. »Wenn Dekker wegen deiner Flucht gekommen wäre, hätte er Verstärkung mitgebracht.«
»Und warum war er dann bewaffnet?«
»Das hier ist eine Militärbasis. Kormak hat erhöhte Wachsamkeit angeordnet.«
»Wie vorausschauend von ihm. Und wer sind diese beiden Schießbudenfiguren?« Sie deutete auf einen dunkelhäutigen Mann mit weißgrauer Kraushaarfriese und ein bebrilltes Männchen.
»Unser Waffeningenieur Trevor Garrett und sein Assistent Johnson.«
»Meister Balderzon persönlich, so, so.« Suzi Quinn nickte anerkennend.
»W-was hat das zu bedeuten, Sergeant?«, fragte Garrett mit zitternder Stimme.
»Ich bin es, mit der Sie sprechen sollten, wenn Ihnen Ihr jämmerliches Leben lieb ist.«
Suzi Quinn konnte förmlich dabei zuzusehen, wie er seinen gesamten Mut zusammenkratzte. »Wir verhandeln nicht mit Terroristen!«
Sie hob die Waffe und drückte ab. Ein hässliches Loch erschien zwischen Johnsons Augen, während sich sein Hinterkopf in einen Schwall aus Blut, Hirngewebe und Knochensplitter verwandelte. Die Hälften seiner Brille wirbelten durch den Raum. Steif wie ein Brett kippte der Mann um.
Suzi verzog in Anbetracht des Pfeifens in ihren Ohren das Gesicht. Doch ein Blick in Garretts Antlitz genügte, um zu erkennen, dass die Demonstration ihre Wirkung nicht verfehlt hatte.
Die Unterlippe von »Meister Balderzon«, wie Garrett genannt wurde, zitterte. Er war aschfahl geworden. Mit hervorquellenden Augen starrte er auf Johnson hinab, dessen linkes Bein noch leicht zuckte.
Suzi richtete die Waffe auf ihn. »Wiederholen Sie das bitte!«
»I-ich... w-wir...«
»Dachte ich mir.« Sie deutete auf den Paralysator. »Ist er das?«
»Ja«, bestätigte Margaux knapp, ehe sie sich dem Ingenieur zuwandte. »Sind Sie fertig damit?«
Meister Balderzon nickte stumm. In seinen Augen glitzerte es feucht. Obwohl er für das Militär arbeitete, hatte er vermutlich noch nie gesehen, wie ein Mensch getötet wurde. Wahrscheinlich hatte er sich nicht einmal Gedanken darüber gemacht, welches Leid die Waffen anrichteten, die er hier fabrizierte.
Auf den ersten Blick mochte der Paralysator human erscheinen, immerhin sandte er lediglich einen hochfrequenten elektromagnetischen Impuls aus, der sämtliche elektronischen Systeme in einem Umkreis von fünfundzwanzig Kilometern lahmlegte, inklusive des menschlichen Nervensystems.
Der große, allmächtige Weltrat und sein humanitärer Auftrag waren der beschissenste Witz des Jahrhunderts. Und einer seiner dämlichen Clowns stand gerade vor ihr und machte sich beinahe in die Hose.
»Gut, dann lassen Sie uns keine Zeit verlieren.« Sie nickte Margaux zu, die einen der Rucksäcke schulterte. Den zweiten warf sie Suzi zu, zusammen mit dem Sturmgewehr, das sie dem toten Waffenoffizier abgenommen hatte. Auch das hängte sie sich über die Schulter; nur die Pistole behielt sie in der Faust. Mit ihr gab sie Meister Balderzon zu verstehen, das fahrbare Gestell mit dem darauf montierten Paralysator aus dem Arsenal zu ziehen. Sie half mit, indem sie von hinten schob. Dabei konnte sie Garrett im Auge behalten.
Um Robin Margaux brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Oder?
Sie schien nicht mehr sie selbst zu sein, seit sie Suzi befreit hatte. Und das bezog sich keineswegs nur auf das Implantat, das sie dazu zwang, Takeos Befehle auszuführen. Sie litt unter heftigen Kopfschmerzen, die ihr Konzentrationsvermögen beeinträchtigten.