Maddrax 585 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 585 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Nach dem Kampf in Kampala macht sich Haaley auf die Suche nach "ihrem Smitty". Und sie wird fündig - allerdings zu spät. In den Augen von Professor Dr. Jacob Smythe wimmelt bereits der Dunkle Keim! Und der einzige Ort, wo ihm geholfen werden könnte, ist der Sitz des Feindes: die Wolkenstadt. Haaley steckt in der Zwickmühle.
Da macht sie eine weitere Entdeckung: die Überreste des anderen Smythe. Sein Robotkörper ist zerstört, doch der Gedächtnischip scheint unbeschädigt zu sein. Ist er ein geeignetes Mittel, um Matthew Drax' Hilfe zu erzwingen? Doch bevor Haaley zwischen Sein und Nichtsein entscheiden kann, taucht eine weitere Überlebende auf - und die will ihren Tod!


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Seitenzahl: 154

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Sein oder Nichtsein

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die degenerierte Menschheit befindet sich im Krieg mit den Daa'muren, die als Gestaltwandler ein leichtes Spiel haben. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde, und es gelingt ihm, die lebende Arche, den »Wandler«, gegen dessen kosmischen Feind zu verteidigen, woraufhin der sich mit den Daa'muren ins All aufmacht...

Durch eine Schwächung des Raum-Zeit-Kontinuums tauchen überall auf der Erde Areale verschiedener Parallelwelten auf. Zwar können unseren Helden die Risse versiegeln – aber eine letzte Bruchstelle tauscht ein Areal um den Victoriasee in Afrika aus. Eine gewaltige Stadt erscheint, deren Bewohner einen »Dunklen Keim« verbreiten.

Nach einigen Angriffen der Dunklen auch auf die Wolkenstadt Château-à-l'Hauteur findet man dank der befreundeten Daa'muren Grao und Ira ein Heilmittel: Die Splitter von Daa'muren-Kristallen saugen den Dunklen Keim aus den Infizierten! Die Gefährten erobern Château zurück.

Ein Flug über die Gigantolpole wird Matt und Aruula zum Verhängnis: In ihren Tiefen werden sie zum Bösen umgepolt, ermorden de Roziers Enkel und über hundert Hydriten. Doch der Hydrit Quart'ol überwältigt die beiden und bringt sie zur Wolkenstadt. Dort erschießt Pilâtre Aruula aus Rache – und gleichzeitig wacht eine andere Aruula im Zentrum der Stadt auf! Das Dunkle Herz schuf Zwillinge der beiden aus deren bösen Anlagen. Sie können gerettet werden und sprengen das Zentrum der Stadt. Da die Stadt daraufhin erstarrt, hoffen sie das Dunkle Herz zerstört zu haben.

Doch da naht eine neue Gefahr: Ein Roboter mit dem Geist von Professor Dr. Smythe, Matts Erzfeind, begegnet im All einem Streiter und lockt ihn zur Erde. Zunächst wird die kosmische Wesenheit auf den Mars treffen, weshalb der dort lebende Hydree Wang'kul Matts Geist per Hologramm zum Roten Planeten holt. Die beiden können den Streiter per Zeitstrahl sechs Monate in die Zukunft versetzen. Dann erreicht »Robo-Smythe« den Mars – und versucht an Waffen für das Raumschiff zu gelangen, das er gekapert hat: die PLASMA. Doch Matt arbeitet gegen ihn, und Smythe muss fliehen. Sein Ziel ist die Erde, wo er seinem Parallelwelt-Ich begegnet. Es kommt zum Kampf, und letztlich kann Matt »Robo-Smythe« zerstören.

Währenddessen versuchen Tom Ericson und die zwielichtige Vasraa Uon, von den Wurmloch-Architekten auf Cancriss einen mobilen Wurmlochgenerator zu bekommen, mit dem sie eine mächtige Waffe, den Flächenräumer, vom Ringplaneten- ins Sonnensystem schaffen wollen. Doch die Pancinowa lehnen ab. Da stoßen Tom und Vasraa am Nordpol auf einen Oqualun, einen Wandler, der dort schlafend gefangen gehalten wird, um ihm Energie abzuzapfen. Auch Matt und Aruula, die von den Pancinowa zu Hilfe gerufen wurden, entdecken dieses Geheimnis. Indem sie es nicht preisgaben, was Cancriss ins Chaos stürzen würde, erhalten sie einen mobilen Wurmlochgenerator und kehren nach Novis zurück. Doch während Matt und Aruula zur Erde reisen, um dort alles vorzubereiten, bringt Vasraa durch eine Intrige das Wurmloch an sich.

Sein oder Nichtsein

von Ian Rolf Hill

»... das ist hier die Phrase! Ob's edler im Gestüt ...«

Choyganmaa Aksinja Jevdokija Ewgenija Iwanowa, genannt Haaley, verstummte mitten im Satz. Sie blieb stehen und lauschte in die trügerische Stille. War da nicht eben ein Geräusch gewesen? Außer ihrem Gebrabbel natürlich, das sie wie ein Mantra vor sich hergetragen hatte.

Sie war geneigt, an eine Sinnestäuschung zu glauben, da erklangen die Schritte von neuem. Ganz in ihrer Nähe, direkt hinter der eingestürzten Ruine.

Haaleys Lippen verzogen sich zu einem triumphierenden Grinsen. »Smiiiitty«, säuselte sie leise. Und noch einmal: »Smiiitty!« Langsam ging sie weiter. »Komm raus, komm raus, wo immer du bist!«

Das Schlachtfeld lag hinter ihr. In Anbetracht der Kälte der Nacht bedauerte Haaley das beinahe. Die Feuer hatten wenigstens Wärme gespendet. Doch Ashley Maras Warnung war unmissverständlich gewesen:

»Verschwinde. Aber komm ja nicht zurück, sonst geht's dir dreckig.«*

Haaley war sich sicher, dass Captain Mara das nicht so gemeint hatte. Die Kleine stand eben unter einem enormen Druck. Zwei Gleiter geschrottet und ein Dutzend toter Soldaten. Huiii, also das würde sie Knöllchen Griesgram auch nicht gerne erklären müssen.

Obwohl ihm vermutlich vor Freude sein verbliebenes Auge aus der Höhle flutschen würde, wenn er das erbeutete Raumschiff sah.

Haaley musste bei dem Gedanken kichern.

Sie war davon überzeugt, dass Ashley sie im Grunde ihres Herzens mochte, aber einfach nicht in der Lage war, das zu sagen. Soldatin eben. Die hatten es bekanntlich ja nicht so mit Gefühlen.

Apropos Gefühle: Wo zum Henker steckte Smitty eigentlich? Schmollte er etwa immer noch?

In Ermangelung eines anderen Ziels und um einen Ausgangspunkt zu haben, war Haaley die wenigen Kilometer zur Hotelruine zurückgelaufen, vor der auch das ausgebrannte Wrack des Buggys lag, mit dem Smitty und sie die lange Reise hierher nach Kampala unternommen hatten.

Von dem Gebäude war nur noch ein Trümmerhaufen übrig. Das Hotel war über Lybreyz zusammengekracht. Und selbst das hatte das mechanische Biest überstanden.

»Zähes kleines Luder!«, murmelte Haaley.

Neben den toten Soldaten blieb sie kurz stehen. Bedächtig wiegte sie den Kopf. Dann ging sie in die Hocke und zog die Pistole aus dem Holster. Prüfend betrachtete sie die Waffe.

Für einen Moment überrollten sie die Erinnerungen. Hastig schleuderte Haaley das Ding weg, als hätte es sich in eine schleimige Made verwandelt.

»Bäh!«, machte sie und wischte sich die Hand ab.

Sie hasste Schusswaffen. Da hielt sie sich lieber an ihr Messer. Das war deutlich eleganter und vor allen Dingen lautlos.

Haaley richtete sich auf und schaute sich um. Sie fröstelte und zog die Schultern hoch. Die Stille war schon irgendwie unheimlich.

Um sich abzulenken, begann sie zu summen. Schließlich fing sie an zu rezitieren, ehe ihr einfiel, dass sie ja aus einem bestimmten Grund hierhergekommen war.

Und so rief sie nach Smitty.

Damit er sie hörte oder sah, kraxelte sie auf den Trümmerhaufen, der von dem Hotel übriggeblieben war. Doch so sehr sie auch schrie, er wollte nicht hören. Zornig stampfte sie mit dem Fuß auf.

»Smitty, verdammt!«, brüllte sie. »Jetzt komm endlich! Langsam hab' ich die Faxen dicke!«

Aber selbst davon zeigte er sich nicht beeindruckt. Dafür erklang in der Ferne, dort, wo das Schlachtfeld lag und der schwache Widerschein des Feuers die Nacht erhellte, ein lauter werdendes Dröhnen. Der Boden unter Haaleys Füßen begann zu vibrieren. Kleinere Geröllstücke löste sich aus dem Verbund und kullerten den Hügel hinab.

»Ein Erdbeben!« Haaley keuchte erschreckt – bis sie die Bewegung am Horizont ausmachte.

Ein klobiger Schatten hob sich, eingehüllt in eine Wolke aus Staub und Asche, über die umstehenden Ruinen und die Wipfel der Bäume.

Haaley stemmte die Fäuste in die Hüfte. »Da sieh mal einer an! Hat die kleine Ashley das Ding tatsächlich zum Fliegen gebracht.«

Der Koloss schwankte ein wenig, als hinge er an unterschiedlich langen Fäden. Für einen Augenblick sah es so aus, als würde er zurück auf die Erde krachen, doch er hielt sich in der Luft.

Langsam schwenkte der Kasten herum, bis der Bug in Richtung Viktoriasee beziehungsweise Dunkle Stadt wies, wo sich am Firmament das erste Licht des erwachenden Tages zeigte.

Ashley und ihre Mannschaft – und wer sonst sollte das Ding gestartet haben? – beschleunigten.

Das Dröhnen wurde lauter. Schmerzhaft laut.

Haaley musste sich die Ohren zuhalten. Die Explosionen hatten ihre Trommelfelle ohnehin schon in Mitleidenschaft gezogen. Eines war mit Sicherheit geplatzt, wie unschwer am Blut zu erkennen war, das an ihrer Hand klebte.

Das Raumschiff flog ein Stück in Haaleys Richtung, korrigierte die Flugbahn und zog dicht an ihr vorüber.

Ungeachtet der pochenden Schmerzen hob Haaley die Arme und winkte der fliegenden Monstrosität zu. »Auf Wiedersehen!«, schrie sie an Ashleys Adresse gerichtet. »Bis bald mal wieder!«

Sie verharrte in der Bewegung und blickte dem davonfliegenden Raumschiff hinterher.

Es fühlte sich seltsam an. Keine Ahnung, was sie erwartet hatte. Vielleicht ein klitzekleines Feuerwerk? Oder zumindest ein leichtes Schunkeln zum Abschied?

Haaley zuckte mit den Achseln. »Haben mich bestimmt nicht gesehen.«

Sie drehte sich um, um den Trümmerhaufen zu verlassen und weiter nach Smitty zu suchen, als sie am Fuße des Hügels eine Gestalt bemerkte, die zu ihr heraufblickte. Sie stand im Schatten, sodass Haaley nicht mal erkennen konnte, ob es sich um Männlein oder Weiblein handelte.

Auf halber Strecke blieb sie stehen und neigte den Kopf. »Äh, hallo?«

Die Gestalt trat näher. Nicht, dass Haaley sie dadurch besser sah. Die Sonne ging hinter ihr auf, was die Schatten vor ihr nur umso dichter machte.

»Haaaaley?«, drang es leise aus der Schwärze.

Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen. Ihr Herz übersprang vor Freude einen Schlag. Trotzdem blieb sie misstrauisch, beugte sich vor und verengte die Augen.

»Smitty?«

Ja, die Umrisse passten. Aber irgendwas war seltsam an ihm.

»Haaley!«

Ruckartig richtete sie sich auf. Und da fiel es ihr wie Schuppen aus den Haaren. Er klang viel zu freundlich. Trotzdem war es unverkennbar seine Stimme.

»Smitty!«, jubelte Haaley, und überwand hüpfend die restliche Strecke.

Kurz bevor sie festen Boden erreichte, rutschte sie auf einem lockeren Gesteinsbrocken aus, verlor den Halt und schaffte es gerade noch, sich mit einem Sprung über die letzten Trümmerstücke hinweg auf ebenerdigeres Terrain zu retten.

Weich wurde die Landung trotzdem nicht, doch die Freude, den lang vermissten Smitty wiedergefunden zu haben, überlagerten die Schmerzen.

Mit einem geschmeidigen Satz kam sie wieder auf die Beine.

»Boing!«, machte sie und federte in den Knien nach. Dann warf sie sich Smitty um den Hals. »Ich hab' dich ja sooo vermisst.«

»Haaley, wir waren gerade mal drei Stunden getrennt.«

»O ja, drei Stunden mehr, als wir die letzten fünf Monate getrennt waren.«

Das stimmte, denn seit sie von Knöllchen Einauge und Ashley Mara in der Wüste ausgesetzt worden waren, hatten sie praktisch jede Minute zusammen verbracht. Vermutlich der einzige Grund, weshalb Smitty überhaupt noch am Leben war.

Für Haaley doppelter Anlass zur Freude, ihren Gefährten halbwegs unversehrt wiederzusehen. Sollte die ganze Arbeit denn umsonst gewesen sein?

Sie löste die Umarmung und boxte ihm wütend gegen die Schulter. »Du hättest wenigstens Bescheid sagen können, dass du abhaust.«

»Tut mir leid, Haaley.«

»Es tut dir leid?« Sie trat zurück und hob eine Braue. »Was kommst als nächstes? ›Ich mach's wieder gut‹?«

»Ja, genau das habe ich vor.« Er streckte die Arme aus. »Komm, ich mache dir ein Geschenk.«

Unwillkürlich zuckte Haaley zurück. »Wow, gaaanz langsam mit den jungen Horsays. Das geht mir dann doch eine Nummer zu schnell. Was ist los mit dir? Hast du eins auf den Kopf bekommen? He, Momentchen mal, wieso humpelst du eigentlich nicht mehr?«

Seine Hände umklammerten ihre Schultern. Sein Gesicht erschien ganz dicht vor dem ihren. Jetzt erst bemerkte sie, dass er die Brille abgenommen hatte. Nicht, weil sie einen Sprung gehabt hätte, sondern damit das, was sich in seinen Augen eingenistet hatte, ungehindert herausschießen konnte.

Schwarzbraune, nadelfeine Stränge, die nach Haaleys Gesicht tasteten, über ihre Haut strichen und sich schließlich auf ihre Augen konzentrierten.

»Ach du Scheiße!« Sie sprengte Smittys Griff. »Das hatten wir doch schon. Dieser Keim wirkt nicht bei mir.«

»Halt still«, zischte der Professor, während er versuchte, mit den Händen ihr Kinn und den Nacken zu fixieren.

»Ach, auf einmal soll ich stillhalten, ja?«, würgte sie hervor, entspannte sich aber im selben Atemzug. Wenn er es unbedingt drauf ankommen lassen wollte...

Es tat nicht mal richtig weh, als der Dunkle Keim in ihre Augäpfel eindrang. Es war mehr eine Art Kribbeln. Gleichzeitig steigerte sich der Druck in ihrem Kopf. Das Pochen in den geschundenen Ohren wurde stärker, woran allein ihr heftig schlagendes Herz schuld war.

Haaley erstarrte.

Sie spürte das Fremde, das von ihr Besitz ergreifen wollte – und zurückzuckte wie beim ersten Mal.

Smitty heulte auf und taumelte rückwärts.

Keuchend beugte sich Haaley nach vorne, stützte sich auf den Oberschenkeln ab und spie aus. »Sag ich doch, das wirkt bei mir nicht«, knurrte sie, und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab.

»Du... du bist ja wahnsinnig«, stammelte Smitty.

»Ach, merkst du das auch schon?«

Haaley kicherte und ging zum Gegenangriff über. Ihre Faust traf den Nervenknoten unterhalb seines Brustbeins und lähmte ihren Gefährten. Dann glitt sie hinter ihn, schlang den Arm um seinen Hals und übte Druck auf die Schlagader aus.

»Keine Bange, Smitty-Boy. Mama Haaley kümmert sich um dich.«

Der hagere Körper erschlaffte. Bevor er zu Boden gehen konnte, fing Haaley ihn auf und warf ihn sich über die Schulter.

Ein Blick zum Himmel, der in den vergangenen Minuten deutlich heller geworden war.

Haaley seufzte. »Na toll, jetzt ist unser Taxi natürlich schon weg.«

Ihr war klar, dass Smitty nur in der Wolkenstadt geholfen werden konnte. Gleichwohl man sich dort wahrscheinlich nicht darum reißen würde, das zu tun. Aber wenn sie Smitty von dem Dunklen Keim befreien wollte, brauchte sie nun mal den Splitter eines Daa'muren-Kristalls, und die gab es nur in der Wolkenstadt – beziehungsweise im Lager der Dark Force.

»Hm, zurück zum Schlachtfeld und darauf warten, dass jemand kommt, um uns abzuholen, was vermutlich nie der Fall sein wird – oder sich zu Fuß auf den Weg machen?«

Während sie überlegte, drehte sie sich auf der Stelle. Schließlich hatte sie sich entschieden und marschierte los.

Frohgelaunt stimmte sie ein Lied an. »Frére Jacob, Frére Jacob. Dormez vous? Dormez vous?«

»Somnez les matines, somnez les matines. Ding, ding, dong! Ding, ding, dong!«

Hasserfüllt blickte Mal'ka der Frau hinterher, die sich den neuen Diener des Dunklen Gottes, Jacob Smythe, über die Schulter geworfen hatte. Obwohl der hagere Mann nicht allzu viel wiegen durfte, war die Stammesführerin gewarnt.

Die Fremde war nicht nur immun gegen das Geschenk des Dunklen Gottes, sie verfügte offenbar auch über eine enorme Körperkraft und eine hohe Widerstandsfähigkeit. Zusammengenommen ergab das eine Kombination, die ihnen durchaus gefährlich werden konnte.

Was die Irre bereits unter Beweis gestellt hatte, indem sie zwei Stammesmitglieder getötet hatte. Damit stieg die Zahl der Opfer auf acht. Acht Frauen und Männer des Stammes waren gestorben, weil sie den Feind unterschätzt hatten.*

Und ausgerechnet jetzt schwieg das Dunkle Herz, ebenso wie sein Sprecher Shadar. Doch mit jedem Tag, den sie auf sich allein gestellt waren, schwanden ihre eigenen Kräfte, wurden sie schwächer und angreifbarer. Nach den ersten Vorstößen und Erfolgen hatte es praktisch nur noch Niederlagen gehagelt. Nicht zuletzt deshalb, weil sich die Bewohner dieser gottlosen Welt sehr schnell auf die Begebenheiten eingestellt und Widerstand geleistet hatten.

Sie hatten sogar eine eigene Armee auf die Beine gestellt. Keine schlecht bewaffneten Männer in Ballonschiffen, sondern eine technisch hochgerüstete Einsatztruppe, die extra für den Kampf gegen ihresgleichen gegründet worden war: die Dark Force!

Sie hatte nicht nur den Vorstoß der Dunklen gestoppt, sondern auch Mittel und Wege gefunden, um den Beschenkten ihre Gaben wieder zu entreißen.

Zuletzt hatten sie das Dunkle Herz der Stadt selbst angegriffen. Seither schwieg es, und Mal'ka und ihr Stamm hatten sich daraufhin in die Ruinen zurückgezogen.

Im Vergleich zu dem Gegenstück aus ihrer Welt war diese Stadt nur noch ein Trümmerhaufen. Die wenigen Menschen, die hier gehaust hatten, waren längst geflohen. Daher hatten sie auch niemandem die Güte und Weisheit ihres Dunklen Gottes zum Geschenk machen können. Und diejenigen, die sie zuvor schon auf ihre Seite gezogen hatten, waren ihnen von der Dark Force wieder entrissen worden.

Eines stand fest: So lange diese Einheit Bestand hatte, würden sie keinen Sieg erringen. Selbst mit dem Beistand des Dunklen Gottes nicht. Und so hatten sie sich in den Ruinen versteckt und auf sein Zeichen gewartet.

Als das unbekannte Flugobjekt am nächtlichen Himmel aufgetaucht war, schien die Zeit gekommen zu sein. Mal'ka und ihre Stammesmitglieder, darunter ihr Bruder Jab'ri und seine Frau Ra'shi, hatten sich sofort auf den Weg gemacht und den schwebenden Koloss zur Erde gezwungen.

Es hatte sie viel Energie gekostet. So viel, dass sie erst innehalten und neue Kräfte tanken mussten.

Ra'shi hatte das zu lange gedauert. Statt abzuwarten, hatte sie sich Mal'kas Anweisungen widersetzt und sich mit einem halben Dutzend Gleichgesinnter auf den Weg gemacht, um die Insassen des unbekannten Flugobjekts mit dem Keim zu beschenken.

Und jetzt waren sie tot.

Zurückgelassen hatten sie Jab'ri und zwei Kinder, denen sie begreiflich machen mussten, dass ihre Mutter nicht mehr nach Hause kommen würde.

Mal'ka hatte das Gemetzel aus der Ferne betrachtet. Es hatte sie viel Überzeugungskunst gekostet, um ihren Bruder zurückzuhalten, damit er nicht auch noch in sein Verderben lief. Schlimm genug, dass seine Kinder die Mutter verloren hatten; musste ihr Vater deshalb gleich Selbstmord begehen?

Die Stammesführerin hatte beschlossen, zunächst einmal abzuwarten, und Jab'ri beauftragt, die restlichen Krieger zusammenzutrommeln.

Gleichgültig, um wen es sich bei den Fremden, die gegen die Dark Force kämpften, handelte: Sobald die Schlacht vorbei war, würden sie angreifen und die Überlebenden in ihre Reihen aufnehmen.

Der erste, der ihnen in die Hände gefallen war, war Professor Dr. Jacob Smythe gewesen. Mal'ka persönlich hatte sich seiner angenommen und ihm den Segen des Dunklen Gottes zuteilwerden lassen.

Ein Glücksgriff, wie sich herausstellte, denn Smythe war nicht nur ein Eingeweihter, der wusste, wo die Dark Force stationiert war, er war selbst ihr Feind.

Infolgedessen hatte Mal'ka ihren Plan geändert.

Sollten sich die Soldaten ruhig in Sicherheit wiegen. Warum ihre Kräfte an einem Nebenschauplatz aufreiben, wenn sie den Feind in seinem ureigenen Refugium attackieren konnten? Mit Smythes Hilfe würde sie ihm den Todesstoß versetzen.

Bevor sie jedoch zu ihrem Lager zurückkehren konnte, war diese Blonde aufgetaucht. »Haaley« hatte Smythe sie genannt, und plötzlich war er nicht mehr zu halten gewesen.

Doch schon zum zweiten Mal hatte sie dem Dunklen Keim getrotzt. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hatte sie Smythe überwältigt und schickte sich nun an, mit ihm zu verschwinden.

Aber da hatte Mal'ka noch ein Wörtchen mitzureden.

Sie gab den anderen mit einer Geste zu verstehen, in Deckung zu bleiben, und beschwor die Macht des Dunklen Gottes.

Ihre geistigen Fühler tasteten nach Smythes erschlafftem Leib, schoben sich, unsichtbaren Armen gleich, unter seine Achseln... und rissen ihn von Haaleys Schulter.

Der Ruck erfolgte so plötzlich, dass die junge Frau fast von den Beinen gerissen wurde.

Haaley stieß einen Laut der Überraschung aus und wirbelte auf dem Absatz herum. Sie tat ein, zwei unsichere Schritte in Richtung ihres davonschwebenden Freundes und strecke die Arme aus, um ihn festzuhalten.

Fast wäre es ihr gelungen, hätte sie nicht einen Schlag vor die Brust kassiert, der sie zurück katapultierte. Und dieses Mal konnte sich Haaley nicht auf den Beinen halten. Hart prallte sie auf den Rücken.