Maddrax 610 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 610 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Dass sowohl die RIVERSIDE als auch die sie verfolgende PLASMA längst überfällig sind, ist auch der Dark Force nicht verborgen geblieben. Der Neo-Barbar Rulfan begleitet eine Expedition, die den Verbleib beider Schiffe untersuchen soll, und auch aus Waashton kommt Hilfe unter der Führung Miki Takeos. Da empfangen sie ein Notsignal ...!
Colonel Aran Kormak bekommt von all dem nichts mit; er liegt nach seiner schweren Verletzung immer noch im Koma. Dabei ist das Verschwinden von Matthew Drax für ihn die erhoffte Gelegenheit, die Tarnung aufzugeben und seine Pläne weiter zu verfolgen...


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Seitenzahl: 154

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Auferstehung des Bösen

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 schlägt ein gewaltiger Komet auf der Erde ein. Die Druckwelle trifft auch drei Beobachtungs-Jets. Der Commander der Staffel, der US-Pilot Matthew Drax, kann in den Alpen notlanden und wird von Barbaren gefunden, die ihn »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber. Die Druckwelle hat die Jets durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert. Dieser Strahl, der vom Mars zur Erde reicht, ermöglichte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, eine Übersiedelung. Der vermeintliche Komet war eine Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Flora mutieren und die Menschen verdummen lässt.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben –, kämpft gegen die Daa'muren und stößt auf Parallelwelt-Areale, die überall auf der Erde aufbrechen. Sie sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen. Matt und seine Verbündeten können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein der Erde, zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer Parallelwelt – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet, obwohl der längst mit seinen Daa'muren weitergezogen ist. In einem furiosen Endkampf gelingt es Matt, den Streiter zu versteinern.

Doch dann verschwindet Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichem Energieverlust ab und finden den havarierten Gleiter. Von Aruula keine Spur! Dafür entdeckt Matt das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel – und eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley, die verrückte Freundin seines verstorbenen Erzfeindes Jacob Smythe.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft, während sein Trupp dezimiert wird. Die letzte Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar, kann ihn aber erlegen – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit sie deren Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.

Die Fremde entkommt, doch Matt und Haaley müssen eine Götterprobe bestehen: den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone zu bergen – was ihnen auch gelingt. Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Bei der Kontaktaufnahme mit einem Indiostamm, der den Schwarm kontrollieren soll, stellen sie fest, dass das Gegenteil der Fall ist: Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Er wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Auf der Suche nach einem Fungizid fährt er los, Richtung Bogotá, und gerät in ein mörderisches »Fußball«-Spiel, mit dem ein Krieg um Öl entschieden werden soll. Dabei lernt er Tschoosch Claansman kennen, der früher als Chemiker bei einem Drogenbaron gearbeitet hat und ihn weiter begleitet...

Auferstehungdes Bösen

von Ian Rolf Hill

Es gab nicht viele Dinge, die Rulfan mehr hasste, als zu warten. Leider blieb ihm momentan nichts anderes übrig. Und selbst wenn er die Chance gehabt hätte, seine Entscheidung rückgängig zu machen, er hätte es nicht getan. Es ging schließlich um das Schicksal seiner besten Freunde. Zwei Wochen war es her, seit Matthew Drax mit der PLASMA aufgebrochen war, um Aruula zu finden, die über Nacht verschwunden war. Seitdem hatte er nichts mehr von ihnen gehört.

Rulfan machte sich Vorwürfe, ihn nicht begleitet zu haben. Daran konnte auch Reese nichts ändern, die neben ihm in dem Truppentransporter saß, der mit Höchstgeschwindigkeit über das Meer jagte. Richtung Amraka; dorthin, wo seine Freunde verschollen waren.

Es war nicht besonders schwer gewesen, Captain Ashley Mara von der Dark Force dazu zu überreden, eine Rettungsmission in die Wege zu leiten. Gerne hatte sie es zwar nicht getan, immerhin wurde in Afra, genauer gesagt in Château-sur-le-Terrain, jede Hand gebraucht. Die Lage am Victoora-See war nach der Vernichtung des Streiters und des Herzens der Dunklen Stadt nicht besser geworden.

Das Einzige, was sie sich durch ihren Sieg gegen die kosmische Entität auf die Fahnen heften konnten, war die Tatsache, der vollständigen Auslöschung entgangen zu sein. Trotzdem blieb der Victoora-See, Hauptnahrungsquelle und wichtigstes Trinkwasserreservoir der Anwohner, verschwunden.

Zwar war einiges von dem Wasser durch das mittlerweile geschlossene Portal zur Parallelwelt der Dunklen, in der sich der See nun befand, zurückgeströmt und wurde überdies vom westlich gelegenen Flusssystem gespeist. Doch das war im Laufe der Jahrhunderte weitestgehend selbst ausgetrocknet. Viel gravierender wog jedoch die Furcht vor einer Kontamination des Wassers durch die Dunkle Stadt, deren sinnverwirrende Ruinen noch immer das Bild des Victoora-Beckens bestimmten.

Nur weil die Dunklen besiegt waren, bedeutete das nicht zwangsläufig, dass von ihnen und ihrem Dunklen Keim keine Gefahr mehr ausging.

Entsprechend gefordert war die Dark Force gerade jetzt, nachdem die Kämpfe beendet waren. Was nun folgte, war der schwierigste Teil des Krieges: der Wiederaufbau. Die Sicherstellung der Nahrungs- und Trinkwasserversorgung, Vermeidung von Krankheiten und Seuchen sowie der Schutz vor Plünderern und Marodeuren.

Rulfan kannte das leider nur allzu gut, hatte es vor kurzem erst in einem noch viel größeren Umfang erlebt; in seiner eigenen Welt, in der bis vor wenigen Wochen noch ein brutaler Krieg gegen die außerirdischen Daa'muren getobt hatte. Schon damals hatte er feststellen müssen, dass es sehr viel einfacher war, Sachen zu zerstören, als sie hinterher wieder aufzubauen. Abgesehen davon, dass es Dinge gab, die nicht so einfach wiederhergestellt werden konnten.

Beispielsweise die Wunden, die der Krieg in den Seelen der Betroffenen hinterlassen hatte. Von den vielen Leben ganz zu schweigen.

Statt jedoch zu helfen, aus den Ruinen seiner Welt eine neue, bessere zu erschaffen, befand er sich in einer Parallelwelt, in der sein Pendant längst tot und begraben war, und half dabei, die Schäden eines Krieges zu beseitigen, der nicht der seine gewesen war.

Dabei hatte er nur einem Freund helfen wollen, um danach wieder zurückzukehren in seine Welt, nach Coellen. Und jetzt saß er mit zehn Soldaten der Dark Force und seiner Gefährtin Reese, die Seite an Seite mit ihm gegen die Daa'muren gekämpft hatte, in einem Großraumgleiter, der dem Peilsignal der PLASMA über den Ozean Richtung Amraka folgte.

Das außerirdische Raumschiff war im Übrigen der Hauptgrund, warum sich Ashley Mara bereiterklärt hatte, noch mehr Personal und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um nach den Vermissten zu suchen. Der Captain der Dark Force und Colonel Kormaks Nachfolgerin hatte Matthew Drax die PLASMA nur deshalb überlassen, weil es ohne ihn und Aruula vermutlich niemanden mehr geben würde, um irgendetwas aufzubauen. Sie waren es gewesen, die die kosmische Entität, Streiter genannt, in einem waghalsigen Manöver unschädlich gemacht hatten.

Rulfan machte sich nichts vor; in erster Linie ging es Ashley um das Raumschiff und die einzigartige Technologie. Abgesehen davon, dass es außer der ebenfalls verschollenen RIVERSIDE das einzige weltraumtaugliche Fluggerät war, das außerhalb der Atmosphäre operieren konnte.

Und so sehr Rulfan Ashley verstehen konnte, so sehr galten seine Prioritäten der Rettung von Matt, Aruula und den Soldaten der Dark Force, von denen sie bis zur Stunde kein Lebenszeichen mehr empfangen hatten.

»Rulfan?«

Der Neo-Barbar schrak zusammen, als sich unvermittelt eine Hand auf seine Schulter legte und ihn sanft rüttelte. Er hob den Blick und sah in Reeses hellblaue Augen, die ihn besorgt musterten, das Gesicht umrahmt von kupferrotem Haar.

Ein wehmütiges Lächeln huschte über seine Lippen. Reese war einer der Gründe, weshalb er sich nicht der Schwermut hingab und weitermachte. Gleichzeitig erinnerte sie ihn an das, was er auf der anderen Seite des Portals in Coellen zurückgelassen hatte. Unter anderem seinen Sohn Leonard, der dort wenigstens in Sicherheit war; zumindest hoffte er das.

Hoffnung war es auch, was er in Reeses Augen las.

Die junge Frau, keine dreißig Winter alt, hatte nicht nur gegen die Daa'muren gekämpft, sondern fast im Alleingang einen ganzen Konvoi Flüchtlinge von Coellen bis Moska geführt. Nein, nicht allein, das hätte die Leistung der anderen geschmälert, vor allem das Opfer seines Freundes Honnes, der während der Überquerung der Elbe in Ambuur getötet worden war.*

Reflexartig griff Rulfan nach Reeses Unterarm, als ein Ruck durch den Gleiter ging und die junge Frau das Gleichgewicht zu verlieren drohte.

Er hatte nicht mal mitbekommen, dass sie aufgestanden war.

Reese schmunzelte. Sie fing die Stöße, die mit jeder Böe durch den Rumpf gingen, mit den Beinen ab, die Füße auf Schulterbreite fest gegen die Bodenplatten gestemmt.

»Keine Bange, Großer«, murmelte sie, während sie sich neben ihn setzte, direkt gegenüber von Corporal Dschimm Striit.

Der jungenhafte Soldat bedachte Reese mit einem anzüglichen Grinsen, das wohl ihrer Kehrseite galt, die sie ihm soeben umstandshalber präsentiert hatte. Von Rulfan fing er sich dafür einen finsteren Blick ein, den der Draufgänger geflissentlich ignorierte.

»Ich war eben beim Sergeant«, raunte Reese dem Albino zu.

»Und?«, knurrte dieser, ohne Striit aus den Augen zu lassen.

»Sie haben einen Funkspruch nach Waashton abgesetzt. General Stockwell und Mister Black wollen ebenfalls einen Gleiter loseisen, um uns bei der Suche zu unterstützen.«

Rulfan nickte grimmig. »Das ist gut, wir können jede Hilfe gebrauchen.«

Reese seufzte. »Das stimmt. Aruula und Matt können praktisch überall in Amraka sein.«

»Die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen.«

»Sehen Sie da nicht ein wenig zu schwarz?«, mischte sich Striit ein. »Die PLASMA ist schließlich kein kleines Schiff. Ausgehend von den letzten Koordinaten, die wir empfangen haben, sollte es ein Leichtes sein, die mögliche Flugroute zu berechnen.«

Rulfan knirschte mit den Zähnen. Ihm lag bereits eine geharnischte Antwort auf der Zunge, doch Reese kam ihm zuvor.

»Selbst wenn Sie recht haben, Dschimm, bedeutet das noch lange nicht, dass sich die Besatzung noch beim Schiff aufhält. Da wir keine Nachricht erhalten haben, müssen wir davon ausgehen, dass die PLASMA abgestürzt ist. Was wiederum bedeutet, dass Sergeant Walther und Commander Drax vermutlich versuchen werden, sich zu einer Stadt oder Siedlung durchzuschlagen. Vielleicht sogar Kontakt mit einer Bunker-Community aufzunehmen.«

»Mag sein«, gab Striit zu. »Doch selbst wenn dem so sein sollte – sobald wir die PLASMA gefunden haben, brauchen wir nur der Spur unserer Kameraden zu folgen.«

Rulfan schnaubte. »Man merkt, dass Sie keine Dschungelerfahrung besitzen, Corporal. Haben Sie eine Ahnung, wie schnell die Pflanzen dort wuchern? Selbst wenn die PLASMA eine Bresche hineingeschlagen hat, dürften die Spuren der Besatzung längst zugewachsen sein.«

»Sofern sie überhaupt in den Dschungel geflogen sind«, entgegnete Striit. »Aber nehmen wir mal an, es wäre so«, er beugte sich vor und fletschte die Zähne, »wir sind die Dark Force! Darauf trainiert, in lebensfeindlicher Umgebung zu operieren und Hinweise zu hinterlegen, die nicht für jeden zu entschlüsseln sind.« Rulfan bemerkte, wie Striits Blick zu Reese huschte. »Also keine Bange, du wirst deinen Freund schon bald in deine Arme schließen können.«

Weder die junge Frau noch der Neo-Barbar gingen auf die Provokation des Soldaten ein, an der sich glücklicherweise niemand sonst beteiligte. Die meisten Mitglieder der Dark Force dösten gelangweilt vor sich hin, einer von ihnen las in einem zerfledderten Buch.

Der Anblick der Frauen und Männer erinnerte Rulfan an einen Spruch, den Matt einmal zu ihm gesagt hatte, als sie noch von einer Parallelwelt zur nächsten geeilt waren.

Die meiste Zeit verbringt der Soldat mit Warten!

Was das bedeutete und wie sehr es die Nerven strapazierte, bekam Rulfan nun am eigenen Leib zu spüren.

Da Striit vergebens auf eine Antwort wartete, lehnte er sich zurück, auf den Lippen ein spöttisches Lächeln. Rulfan wandte den Blick ab und dachte an Wulf, den er ebenfalls in Coellen bei Sabita und Leonard zurückgelassen hatte. Die Spürnase des Lupas wäre bei der Suche nach Matt und Aruula sicherlich überaus nützlich gewesen. Aber dieses Abenteuer musste er alleine bestreiten, mit Reese an seiner Seite.

Rulfan tastete nach ihrer Hand und wunderte sich darüber, dass sie den Druck seiner Finger nicht erwiderte. Ein Blick auf ihr Profil verschaffte Klarheit: Reese war eingeschlafen.

Gute Idee, fand Rulfan und schloss gleichfalls die Lider.

Doch noch bevor er richtig in den Schlaf finden konnte, gellte der Bereitschaftsalarm durch die Kabine. Rulfan riss die Augen wieder auf, Reese neben ihm grunzte unwillig.

Der Blick des Neo-Barbaren kreuzte sich mit dem von Striit. Der spöttische Ausdruck im Gesicht des Soldaten war gespannter Aufmerksamkeit gewichen. Zum Glück ließ sie der Sergeant, der bei dem Piloten im Cockpit saß, nicht lange um Ungewissen.

»Hört mal zu, Leute!«

Seine Worte drangen blechern aus dem Bordlautsprecher. Wo Rulfan auch hinschaute, blickte er in neugierige und konzentrierte Gesichter. Keiner sah müde oder gelangweilt aus. Totenstille herrschte in der Kabine, nur unterbrochen vom monotonen Dröhnen der Triebwerke.

Nach einer kurzen Pause fuhr der Sergeant fort: »Macht euch bereit! Wir haben ein Signal!«

Zeitgleich mit Striit sprang Rulfan auf. Fast wäre er mit dem Soldaten, den er um Haupteslänge überragte, zusammengestoßen. Rulfan befürchtete schon, er würde ihn zum Cockpit begleiten, doch Striit und die restlichen Dark Forceler hatten andere Sorgen. Sie kümmerten sich um die Ausrüstung.

Dafür blieb Reese an seiner Seite, als sich der Neo-Barbar einen Weg ins Cockpit bahnte.

Weder der Pilot, ein Veteran mit zerknautschtem Gesicht und jungenhaftem Charme, den seine Kameraden nur Lakki nannten, sowie der ernste, stets ein wenig mürrisch wirkende Sergeant namens Hondo, dessen kahler Schädel wie poliert wirkte, schenkten ihnen Beachtung. Sie wandten nicht mal die Köpfe, als Rulfan und Reese das Cockpit betraten.

Der Blick des Neo-Barbaren glitt sofort zwischen den beiden Männern hindurch durch die Frontscheibe, wo sich schwach am Horizont schwach eine dunkelblaue Linie im Dunst abzeichnete, über der sich ein wolkenfreier Himmel spannte.

Amraka.

Der Albino räusperte sich.

»Bevor Sie fragen, Rulfan«, kam ihm Hondo zuvor, »wir wissen nicht, von wem das Signal stammt. Nur dass es von der Ostküste kommt und es sich offensichtlich um ein Notsignal handelt.«

Der Sergeant deutete auf den Statusmonitor, der ein Radarbild zeigte, auf dem ein Punkt am Rand einer stilisierten Karte von Amraka rhythmisch blinkte. Gleichzeitig drang ein akustisches Signal aus dem Lautsprecher. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz – SOS.

»Könnte es sich um eine Bunker-Community handeln?«, erkundigte sich Reese.

Hondo hob die Schultern. »Schwer zu sagen, aber ich denke nein. Dafür ist das Signal zu schwach und uneindeutig. Es gibt keine Sprachnachricht, nur das SOS-Signal, das in regelmäßigen Abständen ertönt.«

»Befinden sich in der Nähe irgendwelche Siedlungen?«

»Schwer zu sagen. Auf jeden Fall keine Bunker oder größeren Städte. Wir haben die Flugroute der PLASMA anhand der letzten Koordinaten rekonstruiert. Sie führt nur wenige hundert Meilen an dem Signal vorbei.«

Rulfans Herz klopfte schneller. »Mit anderen Worten, es könnten unsere Leute sein.«

Hondo nickte stumm. Der Neo-Barbar gönnte sich einen knappen Blick über die Schulter zu Reese, die zuversichtlich lächelte.

»Wir haben Sichtkontakt«, meldete Lakki.

Rulfan wandte sich um und spähte durch das Fenster. Die Küstenlinie war zwar näher gerückt, aber noch längst nicht so gut zu sehen, als dass Einzelheiten zu erkennen wären.

Erst als sich Reese an ihm vorbeischob und über Hondos Schulter hinweg auf den Statusmonitor schaute, bemerkte Rulfan, dass das Radar auf dem Bildschirm verschwunden war. Stattdessen erblickte er eine helle Strandlinie, die bereits nach wenigen Dutzend Metern in einen dichten Dschungel überging, in dem er schemenhaft einige Ruinen ausmachte.

Rulfan rief sich die Karte des früheren Südamerika ins Gedächtnis, die er vorab natürlich gewissenhaft studiert hatte. Die Bibliotheken des Kaisers Pilâtre de Rozier waren dahingehend bestens ausgestattet, und ehemaliger Bunkerbewohner waren Rulfan ohnehin die wichtigsten Bezeichnungen aus der Zeit vor dem Kometen bekannt.

Wenn ihn nicht alles täuschte, stammte das Notsignal aus einer Stadt namens Recife, der östlichsten Großstadt des ehemaligen Brasilien. Kaum anzunehmen, dass sich ausgerechnet dort eine Bunkergemeinschaft befinden sollte. Als vor über fünfhundert Jahren der Komet »Christopher-Floyd« in Sibirien eingeschlagen war, hatte es kaum eine Küste auf dem Planeten gegeben, die nicht überflutet worden war.

»Lass den Vogel mal ein paar Meter steigen«, wandte sich der Sergeant an den Piloten. »Vielleicht bekommen wir dann eine bessere Sicht auf das, was uns erwartet.«

Lakki nickte stumm und befolgte den Befehl. Der Gleiter hob sich, während Rulfans Magen talwärts wanderte. Die Küstenlinie verschwand aus ihrem Blickfeld.

Mit pochendem Herzen beobachtete der Neo-Barbar, wie sich die Bugkamera neigte, um den Ursprungsort des Signals nicht aus dem Fokus zu verlieren.

»Da!« Reeses Arm schnellte nach vorne, der Zeigefinger deutete auf einige Gebäude südlich der Ruinen von Recife.

Rulfan beugte sich vor, verengte die Augen. Viel war noch nicht zu erkennen, nur ein klobiger schwarzgrauer Kasten, der aber selbst aus der Höhe und auf die Entfernung viel zu groß wirkte, als dass es sich um die PLASMA handeln könnte.

»Nicht die PLASMA«, erwiderte Reese auf seinen Kommentar hin. »Aber das Ding scheint mir groß genug, um das Schiff darin unterzubringen.«

Aus dem Augenwinkel sah Rulfan, wie Lakki nickte. »Sie hat recht, Boss. Das Ding da ist ein Flugzeughangar. Da passt die PLASMA locker dreimal rein. Von der RIVERSIDE ganz zu schweigen.«

»Okee«, schnarrte Hondo. »Wir überfliegen das Gebiet und gehen am Stand runter.«

Lakki bestätigte und leitete den Sinkflug ein. Rulfan krallte sich am Pilotensitz fest, während sein Magen Richtung Speiseröhre kroch.

Er hasste das Fliegen. Seit dem Krieg gegen die Daa'muren mehr denn je.

Als sich die Küste wieder in ihr Sichtfeld schob, war sie deutlich größer geworden. Der Hangar war bereits mit bloßem Auge zu erkennen. Hondo richtete die Kamera auf den Strand, von wo das Notsignal gesendet wurde. Viel zu sehen gab es nicht außer Sand und Geröll und einige scharfkantige Felsen, die aus dem Ozean ragten. Bei genauerem Hinsehen erkannte Rulfan, dass es sich ebenfalls um Ruinen handelte.

Vor fünfhundert Jahren war die Küstenlinie gut hundert bis hundertfünfzig Meter weiter östlich verlaufen. Was dort aus dem Wasser ragte, waren die Überreste irgendwelcher Hochhäuser, vermutlich Hotels.

»Da sind Menschen!«, bemerkte Reese und lenkte Rulfans Aufmerksamkeit auf mehrere zerlumpte Gestalten, die am Strand standen und winkten.

»Sind das Kinder?«, fragte Lakki erstaunt.

Hondo nickte stumm.

»Vielleicht Schiffbrüchige«, vermutete Reese.

»Machen wir mal einen Thermalscan«, erwiderte Hondo und schaltete die Kamera auf Infrarot um. Das Bild wechselte und zeigte nun ein fahles dunkelblaues Farbmuster.

»Nichts zu...«, begann Rulfan.

Abrupt verstummt er, denn mit jedem Meter, den sie sich der Küste näherten, schälten sich immer mehr Farbkleckse aus dem Dickicht des Dschungels.