Maddrax 613 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 613 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Auch wenn es schwere Verluste gab - Matt und Haaley haben ihr Versprechen Mabuta gegenüber erfüllt; nun hoffen sie darauf, dass der "Ameisengott" ihnen hilft, die USS Nimitz zu infiltrieren, um herauszufinden, ob diese Leute und ihr Anführer Dak'kar etwas mit Aruulas Verschwinden zu tun haben, sie vielleicht sogar auf dem Schiff gefangen halten.
Allerdings ist die Art und Weise, wie Mabuta zu ihrem Wort steht, außergewöhnlich - um es milde auszudrücken. Matthew Drax und seine Begleiterin müssen sich mit ganz neuen Perspektiven anfreunden...


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Aant-Matt and the Haaley

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 schlägt ein gewaltiger Komet auf der Erde ein. Die Druckwelle trifft auch drei Beobachtungs-Jets. Der Commander der Staffel, der US-Pilot Matthew Drax, kann in den Alpen notlanden und wird von Barbaren gefunden, die ihn »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber. Die Druckwelle hat die Jets durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert. Dieser Strahl, der vom Mars zur Erde reicht, ermöglichte einst den Marsbewohnern, den Hydree, eine Übersiedelung. Der vermeintliche Komet war eine Wesenheit namens »Wandler«. Deren Dienerrasse, die Daa'muren, will sich die Erde untertan machen, indem sie Fauna und Flora mutieren und die Menschen verdummen lässt.

Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula beginnt Matt seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben –, kämpft gegen die Daa'muren und stößt auf Parallelwelt-Areale, die überall auf der Erde aufbrechen – das Ergebnis von Zeitreisen von Menschen einer fernen Zukunft. Matt und seine Verbündeten können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein der Erde, zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer Parallelwelt – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet, obwohl der längst weitergezogen ist. In einem furiosen Endkampf gelingt es Matt, den Streiter zu versteinern.

Doch dann verschwindet Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichem Energieverlust ab und finden den havarierten Gleiter. Von Aruula keine Spur! Dafür entdeckt Matt das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel – und eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley, die verrückte Freundin seines toten Erzfeindes Jacob Smythe.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft, während sein Trupp dezimiert wird. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar, kann ihn aber erlegen – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit sie deren Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.

Die Fremde entkommt, und Matt und Haaley müssen eine Götterprobe bestehen: den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone zu bergen – was ihnen auch gelingt. Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Ein Indiostamm soll den Schwarm kontrollieren, aber sie stellen fest, dass das Gegenteil der Fall ist: Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Er wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Auf der Suche nach einem Fungizid gerät er in ein mörderisches Spiel, mit dem ein Krieg um Öl entschieden werden soll. Dabei lernt er Tschoosch Claansman kennen, der früher als Chemiker bei einem Drogenbaron gearbeitet hat und ihm nun hilft, in Med'liin eine Ladung Fungizid samt einem Frachtflugzeug zu stehlen. Mit dem Amphibienpanzer PROTO und einem Lkw bringen sie das Gift in Mabutas Dorf, wo sie es mit dem Regen verteilen. Zum Dank will der »Ameisengott« Matt und Haaley auf die Nimitz bringen, wo sie nach Aruula suchen können...

Aant-Mattand the Haaley

von Ian Rolf Hill

Matt konnte seine Beine nicht mehr spüren! Auch Arme, Rumpf und Kopf... alles, was ihn als Menschen ausmachte, verschwand. Es fühlte sich an, als würde sein Leib zerfließen.

Die Sicht verschwamm, wurde gänzlich von Finsternis vereinnahmt, bis sie schließlich wieder aufhellte. Allerdings ohne sich zu klären. Noch immer nahm er seine Umgebung als verwaschenes Wirrwarr aus Hell und Dunkel wahr.

Er versuchte, die Augen zuzukneifen, doch es gelang ihm nicht. Dafür kehrte sein Körpergefühl zurück. Allerdings auf schlichtweg überwältigende Weise. Er hatte das Gefühl, sich in einem Kokon oder Panzer zu befinden. Und irgendwie stimmte das ja auch, immerhin steckte er im Körper eines Insekts.

Matt Drax war zu einer Ameise geworden.

Kurz zuvor

Die Schlacht war geschlagen. Und gewonnen!

Matthew Drax gab sich dennoch keinen Illusionen hin. Der Krieg würde weitergehen. Ein Krieg, wie er sonderbarer nicht hätte sein können, denn die feindlich gegenüberstehenden Parteien waren ein Pilz und ein mutiertes Ameisenvolk, Letzteres wahrscheinlich hervorgegangen aus einer Kolonie Blattschneiderameisen.

Jahrelang hatte dieser Krieg im Verborgenen getobt. Der Pilz, dessen Myzelgeflecht sich unter der Erde, über mehrere Quadratkilometer Regenwald erstreckte, befiel mit seinen Pollen die Ameisen und ihre Brut und tötete sie.

Mindestens ebenso schwer wog der Umstand, dass seine Sporen Tiere und Menschen gegen das Ameisengift, durch das das Kollektivbewusstsein namens Mabuta sie auf telepathische Weise beeinflusste und kontrollierte, immunisierte.

Mabuta war jedoch auf seine animalischen und menschlichen Sklaven angewiesen und daher auf der Suche nach einer Waffe gegen den Pilz gewesen, der in den vergangenen Wochen und Monaten anscheinend immer stärker expandiert war und dadurch das Nest von Mabuta, einen aus basalthaltigem Gestein bestehenden Berg, bedrohte.

Matthew Drax und seine Begleiterin Haaley waren durch Zufall auf Mabuta aufmerksam geworden. Und zwar, als dieser die USS Nimitz, einen Flugzeugträger, der aus bislang unerfindlichen Gründen im Dschungel gestrandet war, angegriffen hatte.* Dort vermutete Matt seine verschwundene Gefährtin Aruula. Hoffte zumindest, auf dem Schiff eine Spur von ihr zu finden.

Gerüchten zufolge wurde Mabuta von einem Stamm Ureinwohner kontrolliert. Viel zu spät hatten Matt und Haaley begriffen, dass es sich genau umgekehrt verhielt. Während Haaley durch das Ameisengift unter Mabutas Kontrolle geraten war, sollte der Mann aus der Vergangenheit sterben. Durch die Pilzsporen, die er an Bord der Nimitz eingeatmet hatte, war er nämlich immun gegen das Gift und die geistige Beeinflussung geworden.

Doch Haaley hatte dem Kollektivbewusstsein klargemacht, dass ihr Begleiter für das Ameisenvolk lebendig viel wertvoller war als tot. Und so hatten Mabuta und Matt einen Deal ausgehandelt: Sollte es dem Ex-Commander gelingen, ein wirksames Mittel gegen den Pilz aufzutreiben, würde ihm Mabuta im Gegenzug bei der Suche nach Aruula helfen.

Nun, Matt hatte Wort gehalten.

Auf einer gefahrvollen Odyssee, auf der er den Abenteurer Tschoosch Claansman kennengelernt hatte, war es ihm gelungen, mehrere Kanister eines hochwirksamen Fungizids von einem Drogenkartell zu stehlen und in das Dorf der Mabuta-Garia zu bringen.

Um das Gift auszubringen, hatten Matt und Haaley, die sich in der Zwischenzeit zur »Königin der Ameisen« ausgerufen hatte, zwei mutierte Kondore eingefangen und von Mabuta beeinflussen lassen. Anschließend hatten sie mit ihnen das Fungizid über den Wolken ausgebracht, wo es sich mit dem Regen vermischt hatte und über dem Königreich Mabutas abgeregnet war.

Doch der Pilz hatte Gegenmaßnahmen ergriffen: Hunderte von Baumkreaturen hatten den Berg angegriffen. Im letzten Moment war es Haaley, Matt und den Indios gelungen, die Angreifer zurückzuschlagen und zu besiegen, indem sie den Wald vor den Zugängen ins Nest in Brand gesteckt hatten.*

Die meisten der Baumwesen, von Matthew in Anlehnung an Tolkiens »Der Herr der Ringe« kurzerhand »Ents« getauft, waren verbrannt. Möglich, dass sich noch einige der Geschöpfe am Grund der Schlucht tummelten, doch sie stellten keine ernstzunehmende Bedrohung mehr dar.

Zumindest hatten Matt und seine Begleiterin genug Zeit gehabt, um auch das restliche Gift mit Hilfe der Kondore, die Haaley nach ihren Schwestern Aksinja und Jevdokija benannt hatte, auszubringen.

Für Matt bedeutete dies in erster Linie, dass er seinen Teil des Deals erfüllt hatte. Jetzt war Mabuta an der Reihe.

Versonnen beobachtete der Mann aus der Vergangenheit die fingerlangen Insekten, die zu seinen Füßen über die verbrannte Erde wuselten. Von dem Wald, der Mabutas Berg zwischen dem mittleren und dem oberen Drittel wie ein Ring umschlossen hatte und den Mabuta-Garia als natürlich Deckung, aber auch als Nahrungsquelle und Bauholzlieferant gedient hatte, war kaum etwas übrig geblieben.

Die Bäume ragten als schwarz verkohlte Gerippe in die Höhe, und der Boden war bedeckt mit einer schlammigen Masse aus mit Regen vermengter Asche, in der die Kadaver der Ents lagen.

Vor einem der Baumwesen blieb Matt Drax stehen. Die Kreatur lag auf dem Rücken. Ein Arm war in die Höhe gereckt, die knotigen Finger zur Klaue gekrümmt. Die andere lag dort, wo sich bei einem Menschen die Kehle befand. Der beißende Gestank nach verbranntem Holz und Ameisensäure hing in der Luft.

Neben dem toten Ent ging Matt in die Hocke. Sein Blick suchte die tief in den borkigen Höhlen liegenden Augen. Sie schienen fast vollständig verdampft zu sein. Oder?

Der Ex-Commander glaubte eine Bewegung in der schlammigen Finsternis auszumachen. Er beugte sich vor – und zuckte mit einem leisen Schrei auf den Lippen zurück, als eine Ameise herauskroch. Zu Hunderten strömten sie aus dem aufgeplatzten Leib.

Nachdem Matt den Anblick verdaut hatte, lenkte er seine Gedanken auf das tote Baumwesen. Was waren das für Kreaturen?

Er beschloss, Haaley danach zu fragen. Sie diente Mabuta als Sprachrohr. Als Tochter einer Kriegerin der Dreizehn Inseln war sie schwach telepathisch begabt, was sie zur idealen Vermittlerin für das Kollektivbewusstsein machte.

Allerdings auch zu einem Risikofaktor, denn auf jemanden wie Haaley durfte Mabuta, der bislang nur Eingeborene okkupiert hatte, wohl kaum vorbereitet gewesen sein. Das hatte der Mann aus der Vergangenheit bereits mehrfach erlebt.

Und auch jetzt wurde er wieder einmal Zeuge der Auswirkungen von Haaleys verstörender Mentalität auf Menschen, die durch ein insektoides Schwarmbewusstsein miteinander verbunden waren. Mabuta nahm wahr, was seine Sklaven sahen, hörten, fühlten.

»I fell into a burning ring of fire. I went down, down, down, and the flames went higher. Aant it burns, burns, burns. The ring of fire. The ring of fire.«

Den wohl berühmtesten Song von Johnny Cash auf den Lippen – den sie nur aus Haaleys Bewusstsein übernommen haben konnten –, stapften die Eingeborenen durch die dampfenden Überreste des Waldes, auf der Suche nach den verkohlten Kadavern der Baumkreaturen. Sobald sie einen gefunden hatten, trugen sie ihn zum Rand der Schlucht und warfen ihn in die Tiefe.

Ihre Mienen waren dabei so starr und unbewegt wie eh und je, was die gesamte Szenerie noch skurriler machte, als sie ohnehin schon war.

Matt erhob keine Einwände, als mehrere Ureinwohner den vor ihm liegenden Ent anhoben. Die Mabuta-Garia hingegen störten sich nicht an den Ameisen, die über das Holz auf ihre Körper krabbelten.

Matt schüttelte sich und hielt nach Haaley Ausschau, konnte sie aber nirgendwo erspähen. Dafür hörte er sie. Die selbsternannte Königin der Ameisen sang am lautesten. Und am schrägsten.

»The taste of blood is sweet. When knifes like ours meet. I fell for you lika an Aant. Oh, but the fire went charmed.« Und dann schraubten sich die ohnehin schon misstönenden Klänge in ungeahnte Höhen. »I fell into a burning ring of fire. I went down, down, down, and the flames went higher. Aant it burns, burns, burns. The ring of fire. The ring of fire.«

Zuerst sah er Aksinja.

Der riesige Kondor folgte mit angelegten Flügeln einer kleinen Gestalt, deren Kopf dem einer Ameise ähnelte. Der Geier pickte mit dem Schnabel die verkohlten Kadaver jener Baumwesen auf, auf die die Behelmte mit dem Speer deutete.

Über den Schultern der schlanken Gestalt lag ein pelzartiger Mantel, aus Vogelfedern und Menschenhaar gewoben. Daumennagelgroße Plättchen aus Chitin schimmerten zwischen den Fäden.

Das Gesicht unter dem Ameisenhelm war geschwärzt, ebenso die nackte Brust und der flache Bauch. An der Schnur des Lendenschurzes war eine Scheide befestigt, in der ein Messer steckte, dessen Klinge aus einem menschlichen Brustbein gefertigt worden war.

Egal, ob es Matt gefiel oder nicht, aber Haaley passte hierher wie die Faust aufs Auge.

»I fell into a burning ring of fire. I went down, down, down, and the flames went higher...«

»Johnny Cash würde sich im Grabe umdrehen«, unterbrach er sie.

»Johnny wer?«

»Cash. Der Mann in Schwarz. Derjenige, dessen geistiges Liedgut du mit deinem Gesang gerade verschandelst.«

»Ich schandle nicht, ich schmücke aus.« Sie schulterte den Speer, woraufhin Aksinja ihre Tätigkeit einstellte und sich mit dem Schnabel das Gefieder putzte.

»Kann ich mit Mabuta sprechen?«, fragte Matt.

Haaley zuckte mit den Schultern. »Klar!«

Sie nahm den Speer herunter. Mit einer Mischung aus Ekel und Faszination beobachtete Matt, wie unter dem Umhang eine Ameise hervorkrabbelte und in Windeseile über Haaleys Arm auf den Schaft des Speeres kroch. Bis hinauf zur Spitze, die Haaley ihm unter die Nase hielt.

»Und nun sprich, direkt in die Mikromeise...«

Aksinja stieß ein Kreischen aus und stapfte auf Matt zu, der mit einem Schrei zurückwich, stolperte und auf den Rücken fiel. Er riss die Arme schützend vor das Gesicht, wissend, dass sie ihn nicht vor dem Schnabel des Kondors schützen würden.

»Aksinja, aus!«

Der Geier verharrte.

Matt senkte langsam die Arme und spähte darüber hinweg. Er starrte direkt in das riesige Glubschauge des mutierten Kondors, der sich unvermittelt aufrichtete.

Haaley zog die Lippen von den Zähnen und atmete zischend ein. »Das war aber ziemlich knapp, wie? Du solltest ein wenig vorsichtiger sein.«

Sie reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen. Matt ignorierte sie und rappelte sich aus eigener Kraft auf die Beine.

»Ich? Ich sollte vorsichtiger sein? Vielleicht achtest du in Zukunft besser darauf, auf wen du mit deinem Speer deutest.«

Haaleys Lachen erstickte in einem Grunzen. »Das sagt der Richtige.«

Der Ex-Commander verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. War das eben eine Anspielung gewesen? Er musste an sein Erlebnis auf dem Plateau in den Anden denken, wo Haaley ihn in der Nacht verführt hatte. Bis heute war ihm nicht ganz klar, ob es sich dabei nur um einen Traum gehandelt hatte. Er hatte bereits mehrfach versucht, Haaley darauf anzusprechen, doch immer war etwas dazwischengekommen.

Wenn Matt jedoch ehrlich zu sich selbst war, dann fürchtete er sich auch ein wenig vor der Antwort. War es nicht besser, das Thema auf sich beruhen zu lassen? Frei nach dem Motto: Was im Kondornest geschieht, bleibt im Kondornest?

Daher beschloss Matt, Haaleys Bemerkung zu ignorieren. So wie er es mit den meisten ihrer sinnfreien Kommentare tat.

»Was sind das für Wesen?«, fragte er stattdessen und deutete auf eine der Baumkreaturen.

»Woher soll ich das wissen?«

»Ich frage Mabuta.«

»Und ich antworte in seinem Namen. Also schau mir auf die Lippen, Süßer. Wo-her? Sollen? Wir? Das? Wissen?«

»Willst du mir weismachen, Mabuta wüsste nichts über diese Geschöpfe?«

»Ich will dir überhaupt nichts weismachen. Ich sage dir nur, was mir Mabuta verrät. Vielleicht will er auch einfach nicht den Erklärbär für dich spielen.«

»Na schön. Von mir aus. Dann kommen wir eben zum Geschäftlichen. Wo ist Aruula?«

Haaley hob das Kinn und blickte in den Himmel, an dem sich neue Regenwolken sammelten.

»Oh, ich bekomme gerade eine Nachricht rein. Mabuta hat beschlossen, dir doch etwas über die Wurzelsepps zu erzählen.«

»Haaley.«

»Okee, okee. Aber das wird dir nicht gefallen. Er weiß nicht, wo Aruula steckt.«

»Aber er wollte mir helfen! So war die Abmachung.«

»Jaaa«, dehnte Haaley, »was das betrifft...«

Matt trat drohend auf sie zu. »Haaley!« Er knurrte den Namen mehr, als dass er ihn aussprach.

Die Königin der Ameisen quiekte und ergriff die Flucht. Weit brauchte sie nicht zu laufen. Genau genommen nur bis zu Aksinja, die sie buchstäblich unter ihre Fittiche nahm.

»So hat Smitty auch immer geguckt!«, rief sie. »Ihr seid euch ähnlicher, als ihr denkt. Jedenfalls, wenn ihr nicht euren Willen bekommt.«

Der Vergleich mit seinem alten Erzfeind Professor Dr. Jacob Smythe traf Matt wie ein Dolchstoß. Er blieb stehen und atmete tief durch.

»Haaley, bitte!«

»Na gut«, meinte sie. »Mabuta hält sich an sein Versprechen. Er wird dir helfen, die Nimitz nach Aruula zu durchsuchen.«

»Und wie stellt er sich das vor?«

»Jepp, das hab' ich ihn auch gefragt. Und seine Antwort hat mir nicht gefallen. Daher hatte ich gehofft, du hättest Rulchen vielleicht inzwischen vergessen. Ich bin nämlich auch eine ganz gute Partie.« Sie lüpfte den Mantel, damit er einen Blick auf ihre kleinen nackten Brüste erhaschen konnte.

»Aruula vergessen? Wie könnte ich?«

»Ja, ich wusste, dass du das sagen würdest. Zuerst wollte ich dich ja deshalb an Aksinja verfüttern, aber was würde wohl Rulchen dazu sagen, falls sie wiederkommt und erfährt, dass du von einem Geier gefressen wurdest.«

»Haaley!«

Sie zuckte zusammen und starrte Matt für Sekunden mit starrer Miene an. »Okeee, von mir aus. Mabuta sorgt mit irgendeinem zusammengepanschten Zaubertrank von äußerst fragwürdiger Zusammensetzung dafür, dass unsere, und ich betone unsere...«, sie deutete abwechselnd mit den Zeigefingern auf sich und Matt, »Seelen in die Körper von Ameisen schlüpfen.«

»Haaley, das reicht. Das ist selbst für deine Verhältnisse absoluter Schwachsinn.«

»Ja!« Sie hob die Hände auf Schulterhöhe und legte den Kopf in den Nacken. »Genau das hab' ich Mabuta auch versucht klarzumachen. Und weißt du, was er meinte?«

»Nein!«

»Dreh dich um.«

»Warum?«

»Ich will's dir zeigen.«

Matt seufzte. Haaleys Geheimniskrämerei ging ihm zunehmend auf den Wecker. Trotzdem tat er ihr den Gefallen. Und beging damit einen folgenschweren Fehler.

Er hatte Regel Nummer eins im Umgang mit der Verrückten missachtet: Wende Haaley niemals den Rücken zu. Es sei denn, du bist lebensmüde.

Der Ex-Commander nahm noch den Geruch von Erde, Blut und Honig wahr, dann schlang sich Haaleys nackter Arm auch schon um seinen Hals und drückte zu, während sie mit dem anderen Arm seinen Kopf fixierte.