Maddrax 620 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 620 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Im diesem Band blenden wir wieder zum zweiten Schauplatz der Saga um: Colonel Aran Kormak und Captain Ashley Mara kehren mit Rulfan, Reese und der Roboterin Lybreyz nach Meeraka zurück, wo Kormak seine Pläne zur Machtergreifung forciert - jetzt, nachdem Matthew Drax und Aruula verschollen und auch die Daa'muren fort sind.
In Waashton spinnt Kormak sein Netz, wobei ihm ein Angriff der dort verbliebenen Nosfera sehr gelegen kommt. Die Blutsauger eignen sich zu gut als Sündenböcke...


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Der Anschlag

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen verpuffen auf dem Himmelskörper, von dem eine unbekannte Strahlung ausgeht. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...

Als Matthew und sein wissenschaftlicher Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe gelingt der Ausstieg per Schleudersitz. Matt kann die Maschine abfangen und notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht Matt sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber. Was er nicht ahnt: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert. Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Milliarden Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn am Ende unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine Freundin Haaley, ebenso verrückt wie er, entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao'sil'aana und Gal'hal'ira – können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein der Erde, zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, die aus dem Weltrat in Waashton (Washington) hervorging, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht.

Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf gelingt es Matt, sie zu versteinern.

Doch die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr mit der PLASMA, einem gekaperten außerirdischen Raumschiff, bis nach Südamerika (Amraka). Über Peru stürzen sie wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE. Von Aruula keine Spur! Dafür entdeckt Matt das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel – und eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.

Matt schleicht sich auf die USS Nimitz und trifft dort auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird seine Truppe von mysteriösen Gegnern dezimiert, und Matt ist sich nicht sicher, ob nicht Haaley dahintersteckt. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar, kann ihn aber erlegen – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit sie deren Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.

Sie versuchen zu fliehen, doch nur die Soldatin entkommt. Matt und Haaley müssen eine Götterprobe bestehen: den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone zu bergen – was ihnen auch gelingt. Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Bei der Kontaktaufnahme mit einem Indiostamm, der den Schwarm kontrollieren soll, stellen sie fest, dass das Gegenteil der Fall ist: Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Auf der Suche nach einem Fungizid fährt er los, Richtung Bogotá. Dabei lernt er Tschoosch Claansman kennen, der früher als Chemiker bei einem Drogenbaron gearbeitet hat und ihn weiter begleitet. Er hilft ihm, in Med'liin eine Ladung Fungizid zu stehlen.

Mit dem Amphibienpanzer PROTO und einem Lkw schaffen sie das Gift in Mabutas Dorf, wo sie es mit dem Regen verteilen, was das Pilzgeflecht in dieser Region abtötet. Zum Dank bringt der »Ameisengott« Matt und Haaley auf die Nimitz, wo sie als Aants vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff der Soldaten auf Mabuta erfahren.

Mabuta versetzt Matt und Haaley unter einer Bedingung zurück in ihre Körper, die sich inzwischen in der Gewalt Dak'kars befinden, dessen Soldaten viele Aants töten konnten, letztlich aber zurückgeschlagen wurden: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit Dak'kars Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent und telepathisch begabt hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Dafür will er Dak'kar die Formel vom »Spiegel von Pachacámac« verschaffen, mit der weitere rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Strahlung der Diamanten kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars ehemaligem Freund Toma'bar gestohlen.

In der Zwischenzeit startete eine Rettungsmission der Dark Force, die aber aufgrund des riesigen Gebiets eingestellt werden musste. Nur die Daa'muren Grao und Ira sind an der brasilianischen Küste verblieben und versuchen weiter, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community in Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der künstlichen Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte gewonnen haben.

Um Mabuta zu täuschen, der durch Haaleys Geist alles beobachtet, ersinnen Matt und Dak'kar einen Plan, um Dak'kars Tod vorzutäuschen. Er gelingt auch – bis der Anführer der Nimitz-Leute, von den anderen getrennt, in eine Fallgrube stürzt und verletzt in die Fänge einer geistig Verwirrten fällt, die ihn »für sich behalten will«. Die Gefährten können ihn befreien, locken damit aber Mabuta auf ihre Fährte...

Der Anschlag

von Ian Rolf Hill

»Pass auf!«

Private Seth Bekka klammerte sich an den Haltegriff über dem Seitenfenster und bäumte sich auf, als wolle er selbst auf die Bremse treten. Das musste er allerdings dem Fahrer, Corporal Rick Kaufman, überlassen. Zum Glück hatte der das Hindernis lange vor Bekkas Warnung gesehen. Rasch brachte er den Humvee zum Stehen.

Der Jeep bildete die Spitze eines Konvois, der Waffen und Munition von Waashton nach Knocks transportierte. Nacheinander hielten die sechs Fahrzeuge an. Sekundenlang sagte keiner der beiden Soldaten ein Wort. Stumm starrten sie auf das reglose Bündel, das vor ihnen auf dem löcherigen Asphalt des ehemaligen Highways lag. Es war ein Mensch. Und er sah aus, als wäre er tot!

Bekka schluckte den Fluch, der ihm auf der Zunge lag, im letzten Augenblick herunter.

Ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magengrube aus. Der plötzliche Adrenalinschub verursachte ihm leichte Übelkeit, sein Herz raste. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn.

»Scheiße, ist der tot?«, würgte er schließlich hervor.

»Das wissen wir erst, wenn du nachgesehen hast«, antwortete Kaufman neben ihm trocken.

»Ich?« Bekka ärgerte sich selbst über den schrillen Klang seiner Stimme. Männlich ging definitiv anders.

Corporal Rick Kaufman, ein finster dreinblickender Soldat mit buschigem Schnauzbart nickte ernst. »Sicher. Es sei denn, du willst, dass wir den Kerl liegenlassen und dran vorbeifahren.«

Dieses Mal schluckte Bekka den Fluch nicht herunter. Er spie ihn förmlich aus. Liegenlassen und vorbeifahren kam natürlich nicht in Frage. Zumal Letzteres ohnehin schwierig geworden wäre, da der Highway in den letzten fünfhundert Jahren nicht nur zugewachsen war, sondern auch der Asphalt arg gelitten hatte, von den Trümmern auf der Fahrbahn ganz zu schweigen.

Einige Schlaglöcher waren zwar ausgebessert und der Bewuchs weitestgehend geräumt worden, dennoch war die Straße weit von ihrem ursprünglichen Zustand entfernt. Es fehlte schlicht und ergreifend an Personal. Sie waren schließlich Soldaten, keine Straßenarbeiter.

Außerdem war die Arbeit nicht ungefährlich. Die Gegend hier draußen vor Waashton wimmelte von Barbaren, Taratzen und anderem mutierten Kroppzeug.

Wahrscheinlich war der Mann einem von ihnen zum Opfer gefallen. Nur seltsam, dass er augenscheinlich unversehrt auf der Straße lag, wie... ja, wie auf dem Präsentierteller.

»Wird's bald?«, knurrte Kaufman.

Bekka teilte seine Bedenken mit dem Corporal. Der zuckte die Achseln. »Kann gut sein, dass das 'ne Falle ist. Aber dafür hast du ja uns als Rückendeckung. Vielleicht ist dem armen Kerl auch die Flucht geglückt und er ist vor Entkräftung hier zusammengebrochen. Also mach schon! Geh und sieh nach. Und nur für den Fall, dass du es nicht verstanden hast: Das war keine Bitte!«

Seth Bekka spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg.

Genau wegen solcher Bemerkungen wollte niemand gerne mit Kaufman fahren. Als Private hatte er leider keine andere Wahl.

Mit klopfendem Herzen stieg Bekka aus. Er widerstand dem Impuls, sich an den Helm zu greifen. Die Haare darunter juckten von dem Schweiß, der ihm aus sämtlichen Poren quoll.

Der Zweiundzwanzigjährige warf einen Blick zu den restlichen Fahrzeugen, vier schwere Transporter mit jeweils drei Achsen und ein Humvee mit aufmontiertem Maschinengewehr, der die Nachhut bildete.

»Kay-two an Kay-one«, quäkte es aus dem Funkgerät. »Was ist los bei euch? Muss Bekka mal wieder pinkeln?«

Meckerndes Gelächter hallte aus der Membran.

Kaufman verzog die Lippen und griff nach dem Sprechgerät. »Kay-one an alle. Menschlicher Körper auf der Fahrbahn. Ich wiederhole, menschlicher Körper blockiert die Fahrbahn. Bleibt wachsam. Private Bekka checkt die Lage!«

Der beugte sich in den Humvee und schnappte sich sein Sturmgewehr. Kaufman lehnte sich zurück und wandte den Kopf, um über die Schulter auf die Rückbank zu schauen, wo ihr Kamerad Hector leise vor sich hin schnarchte.

»Aufwachen, Soldat!«, bellte Kaufman und verlieh dem Befehl durch einen Schlag gegen das Bein des Schlafenden Nachdruck.

Corporal Hector Bliss schreckte auf, schaute sich verwirrt um und zwinkerte verblüfft, als er feststellte, dass der Konvoi gehalten hatte. Kaufman brachte ihn mit wenigen Worten auf den aktuellen Stand und forderte ihn auf, Bekka mit dem Maschinengewehr Rückendeckung zu geben.

Seth atmete auf, als sein Kamerad sich aufrichtete und die Dachluke öffnete. Dort brachte er das Geschütz in Stellung und entsicherte es. Sollten tatsächlich ein paar Barbaren so dämlich sein, den Konvoi zu überfallen, würden sie ihr blaues Wunder erleben.

Kaufman nickte Bekka zu, der das Sturmgewehr schräg vor den Oberkörper haltend auf den reglos am Boden liegenden Mann zuging. Er lauschte dem Wind in den Kronen der Bäume. Irgendwo krächzte ein Vogel, das war auch schon alles. Ansonsten herrschte eine geradezu beklemmende Stille.

Private Seth Bekka ließ den Blick über den Waldrand schweifen. Zwischen den Bäumen und Sträuchern nisteten die Schatten. Der Bewuchs war an dieser Stelle so dicht, dass sich das Licht bereits nach wenigen Metern verlor.

Bekka schluckte trocken und lenkte sein Augenmerk auf den Reglosen. Er war ganz in schwarz gekleidet. Kein Stück Haut war zu sehen, selbst die Hände steckten in Handschuhen. Ein Umhang mit Kapuze bedeckte Körper und Kopf.

Seth verlangsamte seinen Schritt, ging leicht in die Hocke und richtete die Mündung des Sturmgewehrs auf den Liegenden.

»Hallo, Sie da! Können Sie mich verstehen? Ich bin Private Bekka von der WCA. Haben Sie das verstanden? World Council Agency!«

Der Vermummte reagierte nicht. Bekka atmete tief durch. Wäre ja auch zu schön gewesen.

Er überwand die letzten Schritte und stieß den Mann mit dem Lauf des Sturmgewehrs an. Der verlor durch den Stoß den Halt und rollte auf den Bauch. Noch immer konnte Bekka sein Gesicht nicht erkennen.

Der junge Soldat ging auf ein Knie hinunter, um den Fremden herumzudrehen. Das unhandliche Sturmgewehr, das am Riemen über der Schulter hing, schob er auf den Rücken. Dafür löste er die Schnalle vom Gürtelholster, in dem der Driller steckte.

Bekka musste sich weit über den Bewusstlosen beugen, um dessen linke Schulter zu ergreifen. Langsam zog er den Schwarzgekleideten herum.

Ein leises Stöhnen drang über die Lippen des Fremden, der auf den Rücken zu liegen kam. Bekkas Augen weiteten sich, als die Kapuze von dem kahlen, teils vernarbten Schädel rutschte. Auf den ersten Blick sah das Gesicht des Fremden aus, als wäre es mumifiziert. Hätte der Mann nicht gestöhnt, Bekka hätte schwören können, er sei tot.

Die dünne totenbleiche Haut spannte sich wie Pergament über den Schädelknochen. Kein einziges Haar war zu sehen, nicht mal Brauen oder Wimpern. Die Augen waren halb geschlossen, die Nase bestand praktisch nur aus zwei Schlitzen. Darunter ein lippenloser Mund, in dem spitz zugefeilte Zähne schimmerten.

Private Seth Bekka rieselte es kalt über den Rücken. »Verdammt«, zischte er, »das ist ein...«

»Was ist los, Bekka?«, brüllte Kaufman. »Lebt er noch?«

Der junge Soldat richtete sich auf und warf einen Blick über die Schulter. »Ja, Sir, er lebt. Aber...«

Weiter kam Private Bekka nicht. Der Oberkörper des anderen schnellte hoch. Die linke Hand packte ihn im Nacken und zog ihn zu sich herunter.

Der Private spürte die spitzen Zähne an der dünnen Haut seiner Kehle. Dann explodierten die Schmerzen in seinem Hals.

Seth Bekka wollte seinen Kameraden eine Warnung zurufen, doch alles, was ihm über die Lippen kam, war Blut.

Gogol genoss das warme Menschenblut, das aus der Kehle des Soldaten direkt in seinen Mund floss. Mit einem Biss hatte er ihm die Schlagader aufgerissen.

Es kostete ihn sehr viel Willenskraft, um sich nicht festzusaugen. Er hatte schließlich eine Aufgabe zu erledigen.

Zum Glück hatte der Soldat ihm einen Teil der Arbeit abgenommen und den Driller schon halb aus dem Holster gezogen. Der Nosfera griff zu, stieß den Sterbenden von sich und hob den Arm mit dem Driller.

Die Augen des Mannes auf der Lafette weiteten sich. Doch der Soldat am MG war nicht Gogols Ziel. Das war der Kerl hinter dem Steuer des Jeeps. Zweimal betätigte der Nosfera den Abzug.

Das erste Explosivgeschoss zauberte ein Netz aus Rissen in die Windschutzscheibe, das zweite durchschlug sie und detonierte im Innenraum.

Auf das Belfern und Rattern des Maschinengewehrs wartete der Nosfera ebenso vergeblich wie auf die Einschläge großkalibriger Geschosse. Alles lief nach Plan. Noch während Gogol auf den Jeep zulief, sah er, dass der Soldat über dem MG zusammengesunken war.

Armbrustbolzen hatten die Körperpanzerung durchdrungen. Abgeschossen von Gogols Kameraden, von denen nun zwei Dutzend aus dem Dickicht beidseits des Highways strömten. Sie sprangen auf die Trittbretter der Lastwagen, rissen die Türen auf und zerrten die Soldaten ins Freie. Das Maschinengewehr auf dem zweiten Jeep ratterte, verstummte nach zwei Sekunden jedoch wieder.

Gogol lächelte grimmig, als er beobachtete, mit welcher Effizienz seine Leute die Soldaten binnen weniger Herzschläge töteten. Einige konnten sich nicht zurückhalten und verbissen sich in den Hälsen der Frauen und Männer. Teilweise zu zweit, aber auch zu dritt. Es gab genügend Schlagadern im menschlichen Körper, sodass es für alle reichte.

Die Nosfera verfielen in einen regelrechten Rausch. Und das wurde ihnen fast zum Verhängnis.

Es war Zufall, dass Gogol den Mann bemerkte, der sich aus der Fahrerkabine des hinter dem Humvee stehenden Transporters schob. In den Fäusten hielt er ein Sturmgewehr, dessen Lauf er auf die Durstigen richtete.

Gogol tötete den Mann mit einem Drillerschuss.

Obwohl die Zeit drängte, wartete er, bis seine Artgenossen mit ihrer Mahlzeit fertig waren. Es war schließlich nicht nur die Gier, die sie dazu trieb; es ging ums nackte Überleben.

Aufgrund einer mutierten Form der Sichelzellenanämie vermochte ihr Organismus keine eigenen roten Blutkörperchen zu produzieren. Ihr Verdauungssystem hatte sich daher im Laufe der Jahrhunderte angepasst und holte die fehlenden Bestandteile aus dem Blut ihrer Opfer.

Die letzten Jahre in Waashton waren nicht leicht für die Nosfera gewesen. Es war mühsam, an genügend Menschenblut zu gelangen. Zwar konnten sie sich eine gewisse Zeit mit Tierblut am Leben halten, doch je nach Spezies unterschieden sich die Erythrozyten. Nicht jede Art war mit dem Stoffwechsel der Nosfera kompatibel. Am besten eigneten sich Wulfanen, aber die waren nur schwer zu finden.

Gogol zerrte den Toten von der Lafette. Es war nicht ratsam, Leichen zurückzulassen. Die WCA würde bald Wind davon bekommen, dass einer ihrer Konvois vermisst wurde. Gogol hoffte, dass ihre Beute sich dieses Mal wenigstens lohnte. Zuletzt hatten sie einen medizinischen Konvoi erwischt sowie ein bereits aufgegebenes Waffenlager mit ausgemusterten Pistolen und Sturmgewehren geplündert, von denen nur wenige funktionstüchtig gewesen waren.