Maddrax 625 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 625 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Ist dies das Ende? Während Matt, Haaley und All'ec auf den Tod warten, hat Dak'kar die Suche nach ihnen aufgegeben. Das Ziel, die ferne Stimme, scheint weiter entfernt denn je. Dak'kars Kampf um das Überleben der Community Macapá - verloren? Die Suche nach der verschollenen Aruula - ergebnislos?

Das dramatische Ende der ersten Hälfte des Amraka-Zyklus wird euch in seinen Bann schlagen. Und vorab sei verraten: Es ist noch nicht aller Tage Abend!

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Das Ende der Suche

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen verpuffen auf dem Himmelskörper, von dem eine unbekannte Strahlung ausgeht. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...

Als Matthew und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus, Matt kann die Maschine notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert! Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera, und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn endlich unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine verrückte Freundin Haaley entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao'sil'aana und Gal'hal'ira – können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein der Erde, zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, die aus dem Weltrat in Waashton (Washington) hervorging, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf kann Matt sie versteinern.

Doch die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr mit der PLASMA, einem gekaperten außerirdischen Raumschiff, bis nach Südamerika (Amraka). Über Peru stürzen sie wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE. Von Aruula keine Spur! Dafür entdeckt Matt das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel – und eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird sein Trupp von mysteriösen Gegnern dezimiert, und Matt ist sich nicht sicher, ob nicht Haaley dahintersteckt. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar, kann ihn aber erlegen – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit sie deren Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.

Sie versuchen zu fliehen, doch nur die Soldatin entkommt. Matt und Haaley müssen eine Götterprobe bestehen: den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone zu bergen – was ihnen auch gelingt. Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Bei der Kontaktaufnahme mit einem Indiostamm, der den Schwarm kontrollieren soll, stellen sie fest, dass das Gegenteil der Fall ist: Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Es gelingt ihm, eine Ladung Fungizid zu stehlen und das Gift in Mabutas Dorf zu schaffen, wo es mit dem Regen verteilt wird, was das Pilzgeflecht in dieser Region abtötet. Zum Dank bringt der »Ameisengott« Matt und Haaley auf die Nimitz, wo sie als Aants vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff der Soldaten auf Mabuta erfahren.

Mabuta versetzt Matt und Haaley unter einer Bedingung zurück in ihre Körper, die sich inzwischen an Bord der Nimitz befinden: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit seiner Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent und telepathisch begabt hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Im Gegenzug will er Dak'kar die Pachacámac-Formel beschaffen, mit der weitere rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Strahlung der Diamanten kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars ehemaligem Freund Toma'bar gestohlen.

In der Zwischenzeit startete eine Rettungsmission der Dark Force, die aber aufgrund des riesigen Gebiets eingestellt werden musste. Nur die Daa'muren Grao und Ira sind an der brasilianischen Küste verblieben und versuchen weiter, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community in Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der künstlichen Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte entwickelt haben.

Um Mabuta zu täuschen, ersinnt Dak'kar einen Plan, um ihm seinen Tod vorzugaukeln. Das gelingt auch – bis er, von den anderen getrennt, in eine Fallgrube stürzt und verletzt in die Fänge einer geistig Verwirrten fällt. Die Gefährten können ihn befreien und retten sich vor Mabuta in die Todeszone. Dort aber brechen sie in das unterirdische Reich der Nocturno ein und baden – bis auf Dak'kar – in einem See, der ihre Körper langsam verholzen lässt. Auf ihrer Flucht nehmen sie die Nocturna Tautropfen mit, die Kontakt zu einer fernen Stimme hat, welche das Verderben aufhalten könnte. Doch die Gefährten verholzen zusehends, und so müssen Dak'kar und Tautropfen allein weiterfahren, während Matt, Haaley und All'ec in einem See ausharren.

Doch als Dak'kar die ferne Stimme lokalisiert hat und zu dem Gewässer zurückkehrt, sind die Gefährten verschwunden! Während Tautropfen zu ihrem Volk zurückkehrt, macht er sich mit PROTO auf die Suche nach ihnen...

Das Ende der Suche

von Ian Rolf Hill

Einst war er ein Mensch gewesen. Commander Matthew Drax, Pilot der United States Air Force. Ein Mann, der durch unglückliche Umstände fünfhundert Jahre in die Zukunft geschleudert worden war, wo er eine Frau namens Aruula kennen und lieben lernte.

Doch das war ohne Bedeutung. Denn der Mensch namens Matthew Drax existierte nicht länger. Das, was in dieser von Wassertröpfchen vernebelten Höhle kauerte, war eine verholzte Kreatur, die mit jeder Minute mehr von ihrer Menschlichkeit einbüßte.

Ein Geräusch veranlasste das Ding, den Kopf zu heben. Zwei von Pilzfäden überwucherte Kinder standen am Eingang der Höhle.

Diese verdammte Brut! Sie ist an allem schuld!

Mit knarrenden Gelenken erhob sich das Drax-Ding und wankte auf die Kinder zu.

»Runter mit dem Zeug! Na, komm schon. Kann doch nicht so schwer sein!« Das neunjährige Mädchen richtete sich auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. Tadelnd schaute es seine Schwester an. »Also echt jetzt! Wie kann man nur so stur sein? Du grober Holzklotz!«

Haaley konnte gar nicht anders, als bei diesen Worten leise zu giggeln. Zu mehr war sie ohnehin kaum mehr fähig. Die Verholzung war so weit fortgeschritten, dass selbst das Atmen zur Qual wurde. Eines stand fest und war so sicher wie die Tatsache, dass am nächsten Morgen die Sonne aufging: Sie würden diese Höhle nicht mehr verlassen.

»Das stimmt doch gar nicht!«, rief Choyganmaa. »Und das weißt du auch.«

Na gut, korrigierte sich Haaley im Geiste. Vielleicht kommen wir hier wieder raus. Bloß nicht als Menschen aus Fleisch und Blut, sondern als Baumwesen aus Borke und Holz.

»Was du nicht sagst«, entgegnete Choyganmaa. »Aber weißt du was? Du bist nicht die Einzige, die darunter zu leiden hat. Und damit meine ich nicht die beiden Vollholzpfosten hier.«

Sie deutete auf Matt und Sprengmeister All'ec, die mit ihr in dieser von Wassernebeln durchwölkten Höhle innerhalb einer steil abfallenden Felswand kauerten und, wenn auch nicht auf ihr Ende, so doch immerhin auf ihre Wiedergeburt als Baumkreaturen warteten.

»Ob du es glaubst oder nicht, Ewi, aber mir kommt dieses ganze Baumzeugs auch schon aus den Ohren heraus.« Choyganmaa fletschte die Zähne und deutete auf ihre Ohrmuscheln, aus denen tatsächlich dünne Zweige wucherten, an denen herzförmige grüne Blätter hingen.

Haaley musste unwillkürlich kichern. Es wurde mehr ein Röcheln. Ihre Brust spannte, als wäre sie ein Fass, um dessen Dauben jemand eiserne Ringe gelegt hatte.

Ihre Schwester deutete die Laute dennoch richtig. Natürlich tat sie das, sie war schließlich ein Teil von Haaleys Persönlichkeit, welcher die Gestalt Choyganmaas angenommen hatte. Ihre echte Schwester war längst tot. Gestorben im Keller der Eremitage in Piita, dem ehemaligen Sankt Petersburg, das von Taratzen überrannt worden war.1

»Du findest das also komisch, ja?« Choyganmaa trat dicht vor Haaley hin und stützte sich auf den Oberschenkeln ab. Es knirschte und knarzte im Gebälk. »Tja, kann leider nicht drüber lachen. Und Aksinja und Jevdokija auch nicht. Aber denen ist das Lachen ohnehin längst vergangen.«

Haaley hob die Lider. Es kratzte, als die borkigen Schuppen sich in die Falte zwischen Augapfel und Augenhöhle schoben. Selbst ihre Zunge fühlte sich rau, trocken und rissig an.

Anfangs hatten sie noch versucht, den Vorgang hinauszuzögern, indem sie das Wasser von den Felswänden leckten. Doch irgendwann waren sie selbst dazu zu schwach gewesen.

Statt ihrer Schwester eine Antwort zu geben, fing Haaley an zu summen.

»Verdammt, tu was!«, kreischte Choyganmaa und trat zu.

Wäre ihre Schwester real gewesen, ein echter Mensch aus Fleisch und Blut und Knochen, hätte Haaley sich möglicherweise zu einer Reaktion hinreißen lassen. So aber fiel es ihr nicht sonderlich schwer, Choyganmaa zu ignorieren. Zumindest darin hatte sie mittlerweile eine gewisse Übung.

»Nimm! Das! Gift!«

Bei jedem Wort trat sie noch einmal zu. Haaleys Körper zuckte aus reiner Solidarität zusammen. Oder weil ihr Hirn eben der Meinung war, dass es sich so gehörte. Vielleicht glaubte auch ein Teil von ihr tatsächlich, das Gespenst wäre echt.

»Nimm! Das! Gift!« Choyganmaa fiel auf die Knie und trommelte mit den Fäusten auf Haaley ein. »Nimm es! Nimm es! Nimm es!«

Die letzten beiden Worte seufzte sie nur noch. Choyganmaa ließ die Schultern sinken; ihre Arme hingen schlaff herab. Sie machte einen erschöpften Eindruck, was jedoch bloß eine Spiegelung von Haaleys körperlichem und geistigem Zustand darstellte.

Die unterbrach ihr Gesumme. »Nimm du es doch!«

Choyganmaas Kopf ruckte wie an der Schnur gezogen nach oben. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Würde ich ja, wenn ich könnte. Außerdem bist du doch die Tochter von den Dreizehn Inseln.«

Damit hatte Choyganmaa natürlich recht. Das Gift, das ihr der Jaguarpriester Phakcha vor Wochen überlassen hatte, konnte als Nebenwirkung ihre schwach entwickelten telepathischen Fähigkeiten potenzieren.

Haaley und auch Matt hofften, dass es ihr mit Hilfe der Droge gelingen würde, Kontakt mit dem Pilzgeflecht aufzunehmen, das von den unterirdisch lebenden Nocturno die ferne Stimme genannt wurde und das offenkundig über eine höhere Intelligenz und Telepathie verfügte. Von ihm erhofften sie sich ein Heilmittel gegen die Verholzung. Und im besten Falle vielleicht noch einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Aruula.

Die Sache mit dem Gift hatte nur einen Haken. Zwei Stunden nach der Einnahme führte die Substanz unweigerlich zum Tode, es sei denn, man nahm das Gegengift ein. Haaley trug beide Ampullen an einer ledernen Schnur um den Hals.

Ihre Mutter war tatsächlich eine Kriegerin von den Dreizehn Inseln gewesen. Einem Volksstamm, der sich dadurch auszeichnete, dass die weiblichen Angehörigen telepathische Kräfte besaßen, den sogenannten Lauschsinn.

Haaley war sich dieses Erbes lange Zeit nicht bewusst gewesen. Bis zu jenem verhängnisvollen Kuss mit Aruula, dem Liebchen von Matt Drax, dem sie diesen ganzen Schlamassel erst zu verdanken hatten. Ruulchen natürlich, nicht Mattie-Boy. Obwohl...

Hätte die Kriegerin von den Dreizehn Inseln nicht die fixe Idee gehabt, klammheimlich die Biege zu machen und die RIVERSIDE zu stehlen, um mit ihr nach Amraka abzuhauen, wäre Mattie sicherlich nicht wie ein Irrer hinterhergeflogen. An Bord eines außerirdischen Raumschiffs und zusammen mit einer Handvoll Soldaten und ihr als blinde Passagierin, sowie einem Amphibienpanzer mit der Bezeichnung PROTO.

Zu dumm nur, dass es im Dschungel rote Diamanten gab, die die unangenehme Eigenschaft besaßen, Energie abzuzapfen. So hatte nicht nur die RIVERSIDE, sondern auch die PLASMA eine Bruchlandung hingelegt.2

Eine Backpfeife von Choyganmaa riss Haaley aus ihren Gedanken.

»Du hörst mir ja gar nicht zu.«

»Gut erkannt!«

»Ist das alles, was du zu sagen hast?«

Haaley beugte sich vor. Es kostete sie viel Kraft, da aus ihrer Haut winzige fadenförmige Wurzeln wucherten. Luftwurzeln, die der Oberflächenvergrößerung dienten und mit denen ihr Organismus noch mehr Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen konnte. Dort, wo ihr Körper die Felsen berührte, waren sie mit der Wand verwachsen.

So ungefähr muss sich ein Klettverschluss fühlen, dachte Haaley. Ihr Blick fiel auf Matt, der ebenso lethargisch wie All'ec an der Wand klebte. Ausdruckslos starrte er auf den Höhleneingang, vor dem die Dunstschleier eine dichte Wand bildeten.

Zwei kleine Gestalten traten dort durch den Nebel in ihr Versteck. Zwei fünfjährige Mädchen, die sich glichen wie ein Ei dem anderen. Was daran liegen mochte, dass es Zwillinge waren. Sie hielten sich an den Händen.

Ihre Gesichter und Hände, vermutlich sogar ihre gesamten Körper waren mit einem weißen Pilzgeflecht überwuchert. Dennoch erkannte Haaley die beiden auf Anhieb. Es waren ihre Schwestern Aksinja und Jevdokija, die in Piita verschwunden waren, nachdem die Taratzen das Flüchtlingslager in der Eremitage gestürmt hatten.

Das Verstörende daran war jedoch, dass offenbar nicht nur sie die Zwillinge sah, sondern auch Mattie. Steif richtete er sich auf und wankte auf die beiden Kinder zu.

»Dumme Idee«, krächzte Haaley, und stemmte sich gleichfalls in die Höhe. Die dabei entstehenden Geräusche gingen ihr durch Holz und Splint.

Sie wollte den Ex-Commander zurückhalten, doch die Füße machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Auch an den Sohlen hatten sich mittlerweile Wurzeln gebildet, die sich bei jeder Gelegenheit im Boden verankerten.

Auf dem felsigen Untergrund fanden sie zwar keinen so guten Halt wie im lockeren Erdreich, aber das Wenige reichte, um sie ins Stolpern zu bringen.

Haaley verlor das Gleichgewicht und stürzte der Länge nach zu Boden.

Sie beobachtete, wie Matt weiter auf Aksinja und Jevdokija zuwankte, die wieder zurückwichen, bis der Nebel sie verschlang. Haaley konnte nicht erkennen, ob sie in den Fluss stürzten oder in der Luft schwebten. Matt jedoch würde von den Fluten mitgerissen werden. Noch ein Schritt, dann...

... tauchte wie aus dem Nichts ein Schatten hinter dem Nebeldunst auf.

Eine halbe Stunde zuvor

Der Krater hatte sich zur Hälfte mit Wasser gefüllt und bildete einen Tümpel, in dem Fleischfetzen und Knochen unterschiedlichster Größe trieben. Ein Anblick, der bei Dak'kar für Übelkeit sorgte.

Hier war eine Detonation erfolgt, ausgelöst durch eine Sprengladung, so viel erkannte selbst er.

Und zwei solcher Ladungen hatte All'ec, der Sprengmeister der Expedition, noch bei sich gehabt, als sich Dak'kar zusammen mit der Nocturna Tautropfen in PROTO auf den Weg zu der fernen Stimme gemacht hatte, jener Entität, hinter der sie das Bewusstsein des gigantischen Pilzgeflechts vermuteten, das dieses ganze Dschungelgebiet unterirdisch beherrschte.

Einen Teil davon hatte Matthew Drax im Auftrag des aus Ameisen bestehenden Kollektivbewusstseins Mabuta mit Fungizid vernichtet. Nicht jedoch die Todeszone, ein Gebiet, das vollständig von dem Pilzgeflecht überzogen war und dessen Radius mehrere Kilometer betrug.

Bei einem Bad in einem unterirdischen See, einem Heiligtum der Nocturno, hatten sich Matt, All'ec sowie die geistig instabile Haaley mit einem Erreger infiziert, der sie langsam verholzen und zu Baumwesen mutieren ließ, die von dem Pilzbewusstsein offenbar als Soldaten missbraucht wurden.3

Der Prozess der Verholzung ließ sich nur verlangsamen, indem sich die Betroffenen rund um die Uhr feucht hielten; etwa in einem Gewässer oder bei strömendem Regen.

Umso erschrockener war Dak'kar gewesen, als er bei seiner Rückkehr den kleinen See, in dem All'ec, Drax und Haaley warten sollten, verlassen vorgefunden hatte – leer bis auf zerfetzte Fischkadaver und die fein abgenagten Knochen eines Tieres, das den gefräßigen Piranhas anscheinend zum Opfer gefallen war.

Der aus Steinen gelegte Pfeil, den sie als Wegweiser zurückgelassen hatten, wies auf die Spur, die er mit PROTO in den Dschungel gepflügt hatte, als er mit Tautropfen losgefahren war.

Dak'kar konnte sich denken, was passiert war. Durch den anhaltenden Regen war der in der Nähe vorbeifließende Strom über die Ufer getreten und hatte die Piranhas in den See gespült.

Matt und seine Gefährten hatten den Rückzug antreten müssen. Sie waren der Spur gefolgt, darauf hoffend, dass PROTO ihnen wieder entgegenkam, und in Senken und Mulden, in denen sich genügend Wasser gesammelt hatte, immer wieder Unterschlupf gefunden, bis der nächste Regenguss einsetzte und sie weiterziehen konnten.

Bis zu der Stelle, an der Dak'kar sich jetzt befand.

Irgendetwas musste geschehen sein, das All'ec dazu veranlasst hatte, die zweite Sprengladung zu zünden. Oder hatte es sich um einen Unfall gehandelt? Womöglich war Haaley durchgedreht und hatte sich und ihre Kameraden in einem Anfall von Wahnsinn in die Luft gesprengt.

Doch was auch der Grund sein mochte, das Ergebnis blieb dasselbe. Dak'kar konnte es auf einen einfachen gemeinsamen Nenner herunterbrechen: Die Mission war gescheitert!

Die Suche nach der fernen Stimme