Mandelstam, Heidelberg - Ralph Dutli - E-Book

Mandelstam, Heidelberg E-Book

Ralph Dutli

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Beschreibung

125. Geburtstag von Ossip Mandelstam am 15. Januar 2016. 40 bisher nicht übersetzte Gedichte des jungen Dichters Ossip Mandelstam - übertragen und mit einem umfangreichen Essay versehen von Ralph Dutli. Der 1891 in Warschau geborene, 1938 im Gulag bei Wladiwostok ums Leben gekommene russisch-jüdische Jahrhundertdichter Ossip Mandelstam, »ein moderner Orpheus" (Joseph Brodsky), hielt sich von Oktober 1909 bis März 1910 in Heidelberg auf. Dessen berühmte Universität war das Anlaufziel vieler Russen, die im Zarenreich vom Studium ausgeschlossen waren. Die in der Stadt am Neckar entstandenen Jugendgedichte nahm Mandelstam später nicht in seine Gedichtsammlungen auf, doch zeigen sie bereits viele Motive, die für sein Werk bedeutsam werden sollten. Der noch nicht einmal zwanzigjährige Dichter war auf der Suche nach seinem dichterischen Weg, seiner Beziehung zur Welt, zur Natur, zur Liebe. Mandelstams Jugendgedichte sind zarte sprachliche Gebilde von zuweilen erstaunlicher Reife und Tiefgründigkeit. Der Band enthält die sieben an die russischen Dichter Wjatscheslaw Iwanow und Maximilian Woloschin adressierten Briefe aus Heidelberg sowie erstmals sämtliche in Heidelberg und im Umkreis des Deutschlandaufenthaltes entstandenen vierzig Gedichte im russischen Original und in deutscher Übertragung. In seinem Essay »Ich war das Buch, das Euch im Traum erscheint" spricht Ralph Dutli auf faszinierende Weise über die deutschen Reminiszenzen in Ossip Mandelstams Werk.

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Seitenzahl: 198

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Ralph Dutli

Mandelstam,Heidelberg

Gedichte und Briefe1909-1910

Mit einem Essay

über deutsche Echos in Ossip Mandelstams Werk:

»Ich war das Buch, das euch

im Traum erscheint«

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Wallstein Verlag, Göttingen 2016

www.wallstein-verlag.de

Vom Verlag gesetzt aus der Stempel Garamond

Mandelstams sieben Briefe aus Heidelberg aus dem Band

»Du bist mein Moskau und mein Rom und mein kleiner David.

Gesammelte Briefe 1907-1938«: © S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

Umschlaggestaltung: Susanne Gerhards, Düsseldorf,

unter Verwendung eines Fotos von Ossip Mandelstam aus dem Jahr 1909.

Druck und Verarbeitung: Hubert & Co, Göttingen

ISBN (Print) 978-3-8353-1858-8

ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-2957-7

ISBN (E-Book,epub) 978-3-8353-2958-4

Magie des Anfangs

Frühwerk und Laboratorium:Ossip Mandelstams Jugendgedichte

Ossip Mandelstam, am 15. Januar 1891 in Warschau geboren und am 27. Dezember 1938 in einem Transitlager für Zwangsarbeiter bei Wladiwostok ums Leben gekommen, wird immer eine exemplarische Dichterfigur des von Totalitarismus und Diktatur, von ideologischer Verblendung und Gewalt geprägten 20. Jahrhunderts bleiben. Sein Beharren auf der Menschenwürde, seine Zivilcourage, seinen Mut – er schrieb im November 1933 ein Epigramm gegen Stalin, in dem der Diktator als »Seelenverderber und Bauernschlächter« bezeichnet wurde [1] – musste dieser »moderne Orpheus« (so der Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky) mit dem Leben bezahlen.

Dabei darf das Wichtigste nicht vergessen werden: Mandelstam ist jenseits seiner tragischen Lebensumstände einer der bedeutendsten Vertreter der Weltpoesie. Dass sein Werk widrigsten politischen Umständen abgetrotzt werden musste, dass er als Dichter ein prominentes Opfer von Stalins Schriftstellermassaker wurde, mag zu seiner Aura beitragen, aber das Wesentliche liegt in seiner Poesie begründet, in deren lyrischer Intensität und Klangmagie, in der Kraft einzigartiger Bilder, im weiten Netz der kulturellen Assoziationen, in der Tiefe seines dichterischen Gedächtnisses.

Ossip Mandelstam war ein europäisch gestimmter Dichter, der sein Werk als Dialog mit Vorläufern und Verbündeten verstand, mochten sie aus der griechisch-römischen Literatur oder aus den Literaturen Frankreichs, Italiens, Deutschlands stammen. Einer der Entstehungsorte seiner Dichtung – neben Sankt Petersburg, Moskau, Paris, Koktebel und Feodossija auf der Krim, Tiflis in Georgien und Woronesch im südrussischen Schwarzerdegebiet – trägt einen deutschen Städtenamen: Heidelberg.

Russisches Heidelberg und eine seltsameGesandtschaft der Bücher

Nur zweimal hielt sich Mandelstam für längere Zeit in Westeuropa auf, von November 1907 bis Mai 1908 in Paris, wo er Vorlesungen an der Sorbonne und am Collège de France hörte, und von Oktober 1909 bis März 1910 in Heidelberg, wo er ein Wintersemester lang an der Universität studierte. Beide Aufenthalte verdankten sich bemerkenswerten biographischen Umständen.

Der Aufenthalt in Paris war eine milde Zwangsexilierung durch die Eltern. Da der jugendliche Mandelstam als Schüler in Sankt Petersburg mit der sozialrevolutionären Partei sympathisierte, über einen Schulkameraden, Boris Sinani, in Kontakt zu prominenten Sozialrevolutionären mit z. T. terroristischem Hintergrund kam und sich sogar als SR-Propagandist bewerben wollte, schickten seine erschrockenen Eltern den kaum Siebzehnjährigen zum Studium nach Paris. [2] Sie hatten das richtige Mittel gewählt. Die revolutionäre Gesinnung verflog rasch in der berauschenden Welthauptstadt der Poesie. In Paris ist Mandelstam bereits ein Dichter mit fast ausschließlich literarischen Interessen, wie mehrere Briefe belegen. »Eine Zeit der Erwartungen und des Gedichtfiebers« herrsche, schreibt er am 20. April 1908 an seine Mutter, am 27. April 1908 berichtet er seinem verehrten ehemaligen Literaturlehrer Wladimir Gippius von seinem Ringen um eine persönliche religiöse Empfindung und von seinen literarischen Vorlieben. Er spricht vom »reinigenden Feuer Ibsens«, von Lew Tolstoj und Gerhart Hauptmann, den »beiden größten Aposteln der Menschenliebe«, dann auch von Knut Hamsuns Roman Das Wichtigste aber ist die »Begeisterung für die Musik des Lebens«, die er bei französischen Dichtern – sein damaliger Favorit war Paul Verlaine – und, von den russischen, beim Symbolisten Walerij Brjussow fand. Und er fügt hinzu: »Ich lebe hier sehr einsam und beschäftige mich mit fast nichts anderem als mit Poesie und Musik.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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