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E-Book basiert auf: 2. Auflage 2021
Urlaub wie in Tausendundeiner Nacht mit dem MARCO POLO Reiseführer Marrakesch Europäisch, orientalisch oder afrikanisch? In Marrakesch musst du dich nicht entscheiden! Flaniere zwischen Schlangenbeschwörern am Djemaa al Fna, bestaune die prunkvollen Paläste der Altstadt oder feilsche auf den Souks um Kamelfleisch. Mit dem MARCO POLO Reiseführer Marrakesch verpasst du kein Highlight dieser faszinierenden Stadt!
»Hast du nur noch einen Tag zu leben, dann verbring ihn in Marrakesch«, sagen die Marokkaner. Stürze dich in das pralle Leben der Millionenstadt und genieße das trubelige Fest der Sinne mit seinen tausend Farben, Dürften und Rhythmen. Im MARCO POLO Reiseführer findest du hilfreiche Infos zur Anreise, Empfehlungen zu Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten. Vor Ort stellst du dir mit den Stadtteilkarten und Rundgängen auf Karte oder App deine eigenen Touren durch die marokkanische Hauptstadt zusammen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 145
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Auf dem Drahtesel durch die Stadt
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Erlebnistouren >>>>
© mauritius images/Alamy: D. M. Balate
Fliesen im Garten? Im Jardin Secret leuchten sie dir den Weg aus
Mitten in der Medina findest du den Jardin Secret. Es liegt an dir, den großen Garten zu entdecken. >>>>
Nirgends schmeckt der Schmortopf mit den herrlichen Gewürzen besser als im Zeitoun Café. >>>>
Teetrinken ist in Marokko ein gesellschaftliches Ereignis. Gönn dir einen Pfefferminztee im Café vom La Maison Arabe. >>>>
Jedes Riad ist schön. Aber ganz besonders zauberhaft übernachtest du im Riad Noga. >>>>
Auf der Terrasse des Café de France sitzen und den Trommlern unten zuhören: Gänsehaut pur. >>>>
Kaftane sind groß im Kommen! Kauf sie direkt an der Quelle, z. B. in der edlen Boutique Kaftan Queen. >>>>
Im Mythic Oriental Spa badest du zuerst im Dampf, bevor du dir eine Massage gönnst. >>>>
© mauritius images/Alamy/Andfoto
Djemaa el Fna >>>>
It’s magic! Das Herz der Stadt ist voller Gaukler, Feuerschlucker und Akrobaten, die dich sofort in ihren Bann ziehenp Tipp: Von den Dachterrassen der Cafés rundum hast du den besten Blick aufs Geschehen. Warte bis abends! Karte
Souks >>>> >>>>
Wenn du in diesem Labyrinth aus quirligen Basargassen nicht dem Kaufrausch verfällst, dann nirgendwo auf der Weltp Tipp: Steht die Sonne ganz oben, fallen Strahlen durch die Ritzen des Dachs und sehen aus wie Stelzen Karte
Medersa Ben Youssef >>>>
Marmor, Stuck und Zedernholz: Frisch renoviert erstrahlt Marokkos schönste Koranschule im hellem Glanzp Tipp: Der Blick von oben aus den Studierzimmern ist einmalig Karte
Dar Cherifa >>>>
Köstlicher Minztee in einem der ältesten, bezaubernd schönen Stadtpalais, dazu moderne Kunst an den Wänden und kulturelle Veranstaltungen am Abend. Perfekter Mix! Karte
Maison de la Photographie >>>>
150 Jahre Marrakesch in Schwarz und Weiß, mal groß, mal klein, und das in einem herrlichen kleinen Palais Karte
Jardin Majorelle >>>>
Blau, blauer, Majorelle! In diesem Garten leuchtet es aus allen Ecken in den Farben des Himmelsp Tipp: Wer den Garten ohne Menschen fotografieren will, muss ganz früh kommen Karte
La Mamounia >>>>
Es gehört zu den schönsten Hotels überhaupt und beherbergt bis heute die ganz Großen aus aller Welt. Du musst ja nicht hier schlafen. Eine Besichtigung geht auch! Karte
Musée Yves Saint Laurent >>>>
Selbst wer sich nicht für Mode interessiert, wird dieses Museum lieben. Ist es doch ultramodern und von YSLs Liebe zu Marrakesch inspiriert Karte
Tombeaux des Saadiens >>>>
Eine Totenstätte ohne Gruseleffekt, aber mit Aha-Erlebnissen. Die Saadiergräber gehören zu den schönsten Bauten der Stadtp Tipp: Fotografier die Bögen von unten. Dann bekommst du sie ganz aufs Bild Karte
Anima >>>>
Bunt und crazy: Der Garten vor den Toren der Stadt ist das Meisterwerk von André Heller, dem Visionär und Kunstfreak. Hier siehst du inmitten üppigster Natur Skulpturen und Spiegel und in Ausstellungsräumen Werke von Keith Haring (Foto) Karte
(f A2) Faltkarte (f a2) Zusatzkarte auf der Faltkarte (0) Außerhalb des Faltkartenausschnitts
Besser Planen, mehr erleben! Mehr zu unseren digitalen Extras findest Du hier: go.marcopolo.de/app/mak
© Schapowalow/4Corners: T. White
Spitze! Wie aus feinem Garn gehäkelt ist die Medersa Ben Youssef
© mauritius images/Alamy: J. Wlodarczyk
Marrakesch mal nicht in Farbe: Im Maison de la Photographie entführen historische Fotografien in das Stadtleben im frühen 20. Jh. Umso besser, wenn es lange regnet oder zu heiß ist, denn Zeit solltest du dir lassen für diese spannende Zeitreise!
Es ist immer das richtige Wetter, um dich an den Herd zu stellen und das marokkanische Nationalgericht, die Tajine (Foto), kochen zu lernen. Spaß macht das z. B. im Souk Cuisine.
Das Monster-Shopping-Center Menara Mall ist Marrakeschs neueste Indoor-Errungenschaft – natürlich mit Aircondition. Hier kannst du stundenlang bummeln, die Kinder im Spieleparadies abgeben und im Obergeschoss mit herrlichem Blick auf die Dächer Cappuccino trinken.
Ein warmes Bad ist immer eine wahre Wohltat. Doch statt einer Badewanne erwarten dich in Marrakesch zauberhafte Hammams: Das sind Dampfbäder, in deren Schwaden du eintauchst und abtauchst, wie im Mythic Oriental Spa.
Wenn es in Marrakesch nass und grau ist, ist der Himmel in Oukaimden im Hohen Atlas meist schon wieder blau! Oder andersrum: Ist es in Marrakesch zu heiß, ist es hier oben in den Bergen schön kühl. Je höher hinauf, desto größer ist der Temperaturunterschied zu Marrakesch.
© Laif: L. Jaekel
Der Jardin Ménara mit seinem riesigen Wasserbecken und dem malerischen Pavillon gehört zu den wenigen Attraktionen der Stadt, die keinen Eintritt kosten. Ein Picknick unter Bäumen ist ein unbezahlbares Erlebnis.
Das großartigste Schauspiel von ganz Marrakesch ist auch das günstigste. Denn ein Besuch des Djemaa el Fna (Foto) ist ein buntes und exotisches Gratisspektakel der Extraklasse. Lass dir das auf keinen Fall entgehen!
Die Stadt hat ohnehin nicht viele Parks, insofern ist jeder einzelne eine Wohltat. Der Cyber Parc Arsat Moulay Abdeslam hat jedoch noch einen weiteren Vorteil. Du ahnst es schon… Im Park kannst du im Internet surfen, und zwar kostenlos.
Wenn du im Dar Cherifa rund um einen prächtigen Innenhof an Werken marokkanischer und internationaler Künstler vorbeigeschlendert bist, ohne Eintritt zu bezahlen, ist danach noch locker ein köstlicher Minztee im Literaturcafé im Budget drin.
Ab dem späten Vormittag, vor allem aber ab 16 Uhr, wird im Teppich-Souk flauschige Auslegware versteigert. Zuschauen kostet nichts! Bauern kommen aus den Bergen hierher, um die von ihren Frauen handgefertigten Teppiche an die Händler zu verkaufen. Ein farbenfrohes Spektakel!
© mauritius images/Alamy: O. Rehmann
Nirgendwo kannst du dich besser erfrischen als im Oasiria, diesem super Aquapark mit Riesenrutschen, Wellenbecken und Piratenschiff. Und damit den Eltern auch nicht langweilig wird, gibt es hier auch Beachvolleyballfelder, Restaurants und Cafés. Perfekt für heiße Tage!
Du musst gar nicht in die Wüste fahren, um auf einem Wüstenschiff zu reiten. Vor den Stadtmauern nahe des Hotel Mamounia oder im Palmengürtel rund um die Stadt wird Kamelreiten (Foto) angeboten. Lass dich auf den beeindruckenden, gut gehaltenen Tieren durchschaukeln!
Da sitzen sie auf dem Boden, treiben mit ihren Füßen eine selbst gebaute Maschine an und drechseln wie die Weltmeister! Die Kleinen bleiben staunend davor stehen, die Drechsler machen eine kleine Show, und am Ende bekommt das Kind von ihnen einen Anhänger geschenkt! Kinderliebe ganz groß!
Plastikdinos, Fahrgeschäfte, Wasserspiele und Spielplätze: Das Paloozaland ist ein kleiner Freizeitpark vor allem für die Kleinen, stadtnah und bequem zu erreichen.
Brotbacken, Holzgeschirr schnitzen, Tajineformen töpfern? Oder willst du lieber Hochseilfahren oder Klettern? Ganz gleich, auf was du Lust hast: Im Terres d’Amanar ist alles möglich und ein Riesenspaß für die ganze Familie!
© huber-images: H. P. Huber
Jeden Abend kurz vor Sonnenuntergang werden die Garküchen auf dem Djemaa el Fna aufgebaut, dem Herzen von Marrakesch. Vor allem Einheimische genießen für wenig Geld frisch gekochte, einfache Speisen.
Das Blau, das der Maler Jacques Majorelle auf seiner Palette gemixt hat, leuchtet so intensiv, dass der Himmel bei Sonnenschein daneben blass wirkt. Lass dich bei einem Spaziergang im Jardin Majorelle (Foto) von der Leuchtkraft der Farbe betören.
Tee wird in Marokko nicht einfach getrunken, sondern zelebriert. Und weil er so eine einzigartige Farbe hat, heißt er auch nicht einfach Tee, sondern Whisky Marocain. In aufwendiger Zubereitung wird der heiße Minztee aus großer Höhe in Teegläser geschenkt, sodass möglichst viel Schaum entsteht. Stilvoll kannst du das im Innenhof des La Maison Arabe erleben, wo zum köstlichen Tee marokkanisches Gebäck serviert wird.
In keiner anderen Stadt Marokkos gibt es so viele zu Gästehäusern umgebaute Stadtpalais wie in Marrakesch. Hier hast du die Qual der Wahl unter 1000 Riads, eins schöner als das andere.
Marrakesch ist mehr als märchenhafte Vergangenheit, Marrakesch kann auch topmodern. Zum Beispiel im Szeneclub Jad Mahal, wo Orient und Okzident zu einem einzigartigen, faszinierenden Mix verschmelzen.
© huber-images: B. Cossa
Bommelhüte zur Abkühlung ? Nein, die Herren verkaufen Wasser!
© huber-images: A. Saffo
Garküche an Garküche: Den Djeema el Fna wirst du nicht hungrig verlassen
„Hast du nur noch einen Tag zu leben, dann verbring ihn in Marrakesch“ – so heißt eine marokkanische Redensart. Wenn das mal keine Ansage ist! Für Marokkaner ist die Berbermetropole der Inbegriff des Landes: bunt und verrückt, orientalisch, europäisch und afrikanisch, traditionell und modern! Kurz gesagt: Marrakesch ist eine aufregende, anregende Stadt und ganz großes Kino.
Wer als Besucher nach Marrakesch am Fuß des Hohen Atlas kommt, hat seine eigenen Bilder vom Orient, von Exotik im Kopf. Und wird erleben, dass die Stadt tatsächlich ein wahr gewordener Traum aus 1001 Nacht ist, ein Fest der Sinne, der Farben und Formen, der Düfte und Rhythmen. Beginn deine Entdeckungstour am besten bei Sonnenuntergang am Djemaa el Fna, dem Zentrum der Stadt. Zur blauen Stunde ist das allabendliche Treiben der Schlangenbeschwörer, Affenbändiger, Gaukler, Trommler, Akrobaten und Märchenerzähler besonders eindrucksvoll. Schlender an den unzähligen mobilen Garküchen vorbei, deren aufsteigende Rauchschwaden die Szenerie zu einer fast surrealen Kulisse machen. Du brauchst ja nicht gleich hier zu Abend zu essen,
aber probier mal für ein paar Cent eine Harira, und lass dich einfach treiben. Oder betrachte das knallbunte Spektakel aus sicherer Entfernung: In einem der umliegenden Restaurants mit Dachterrasse kannst du bei einem süßen thé à la menthe, dem Nationalgetränk der Marokkaner, ganz entspannt zuschauen. Doch ganz gleich, ob mittendrin oder als Beobachter am Rand: Am Djemaa el Fna schlägt das Herz von Marrakesch, und wer die Stadt erobern will, der fängt genau hier an.
© Schapowalow/SIME: G. Cipriani
Kopf hoch: Die Kobra „tanzt“ zur Musik eines Schlangenbeschwörers, ist aber taub
Komm am nächsten Morgen wieder, wenn es noch angenehm kühl ist. Jetzt ist der Platz nahezu leer. Stärk dich in einem der Straßencafés mit einem Café au Lait oder einem frisch gepressten Orangensaft für den Besuch eines der größten Basare Afrikas, den Souks von Marrakesch. Ob Gewürz- oder Stoffhändler, Teppich- oder Souvenirverkäufer: Jede Branche hat ihr eigenes Quartier. Je weiter du in dieses enge Labyrinth vordringst, desto ursprünglicher und archaischer wird es: Kesselschmiede, Schreiner, Drechsler, Schuhmacher, Färber und Gerber – bei all diesen Handwerken und Kunsthandwerken kannst du hautnah die Herstellung beobachten. Dabei ist dies keine Inszenierung für Touristen, sondern eine über Jahrhunderte gewachsene Tradition.
Denn die ehemalige marokkanische Hauptstadt war von Anfang an eine Handelsmetropole. Nicht zufällig wurde Marrakesch im 11. Jh. im Zentrum einer Oase inmitten der fruchtbaren Haouz-Ebene an einem strategisch wichtigen Punkt entlang der Karawanenroute zwischen Andalusien und Schwarzafrika gegründet. Hier machten die Karawanen ihre letzte große Rast, bevor sie Richtung Süden über den Hohen Atlas weiterzogen, oder sie ruhten sich auf dem umgekehrten Weg von den Strapazen der Gebirgsüberquerung aus. Egal aus welcher Richtung: Sie mussten die mächtigen Stadttore von Marrakesch passieren. Bis heute kann man im Kasbah-Viertel, aber auch weiter nördlich in der Medina, die Reste dieser Tore erkennen. Und je tiefer du in die Altstadt hineintauchst, desto augenfälliger werden auch der Reichtum und die Macht der strategisch so bedeutsamen Stadt. Zweimal wurde sie gar zur marokkanischen Hauptstadt – im 12. und im 16. Jh. – erklärt. Auch wenn sie diesen Titel jeweils wieder abgeben musste, spiegelt sich der Glanz der bedeutenden Handelsmetropole bis heute in prachtvollen Moscheen, Palästen und Koranschulen wider. So ist die vor knapp 900 Jahren erbaute Moschee Koutoubia immer noch das architektonische Vorbild aller Moscheen des Landes – auch wenn sie erst auf den zweiten Blick ihre wahre Pracht entfaltet.
© huber-images: A. Saffo
Schiefer Turm von Marrakesch? Nein, das Minarett der Moschee Koutoubia
Nachdem Marrakesch lange im Schatten der anderen Hauptstädte Marokkos gestanden hatte, gewann sie erst für die französischen Besatzer wieder an Bedeutung. In den 1920er-Jahren gründeten sie eigene Viertel außerhalb der Stadtmauern – Guéliz und Hivernage –, die bis heute das moderne Zentrum von Marrakesch bilden. Eine Zeitlang sah es sogar so aus, als würde die Medina verfallen. Denn als 1956 die Franzosen Marokko verließen, zog es die reicheren Einheimischen vor die Stadttore in die modernen Bauten, nur die Armen blieben in der Altstadt zurück, Bürgerhäuser und Paläste verwaisten.
Dafür entdeckten die Europäer die Medina für sich – Bohemiens und Künstler jeder Couleur, Aussteiger und Hippies machten Marrakesch ab den 1970er-Jahren zu ihrem Sehnsuchtsort. Sie schwärmten von den klaren, kräftigen Farben, der wilden, klangvollen Musik, den lebendigen Menschen. Musiker wie Jimi Hendrix und Crosby, Stills, Nash & Young („Marrakesh Express”), Maler wie Jacques Majorelle oder der Modemacher Yves Saint Laurent entdeckten die verfallenen Paläste und Bürgerhäuser wieder, und schnell sprach sich die Pracht der alten Gemäuer herum. Jugendliche zog es zum südlichsten Punkt, der mit dem Interrail-Ticket erreichbar war, eine Gay-Szene etablierte sich. Sex and Drugs and Marock ‘n‘ Roll war die Devise in den 70er- und 80er-Jahren. Die Häuser in der Medina wurden angemietet, später auch aufgekauft und aufwendig renoviert. 1985 schließlich wurde die Altstadt von Marrakesch mit den angrenzenden Ménaragärten unter den Schutz des UNESCO-Welterbes gestellt. Zu Beginn der 1990er-Jahre entstanden in den renovierten Wohnpalästen Riads, kleine Herbergen, deren Zimmer sich um den charakteristischen Innenhof mit seinem plätschernden Brunnen gruppieren. Sie locken bis heute immer mehr Reisende und Touristen ins Zentrum der Medina.
Heute hat sich Marrakesch neben einer Touristenhochburg immer mehr auch zu einem Hotspot des internationalen Jetsets entwickelt, zum Treffpunkt der Schönen und Reichen. Nicole Kidman war eine der Ersten, ihr folgten Katie Perry und Fußballstars wie Cristiano Ronaldo, der auch sein erstes Hotel in Marrakesch eröffnet hat. Sie alle schätzen hier exotisches Flair und orientalisch-üppigen Komfort als malerische Kulisse und Laufsteg für glamouröse Veranstaltungen wie das Filmfestival, hochdotierte Golf-Events oder die Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Bei der Siegesfeier oder Vernissage in einer der schicken Galerien fließt dann Champagner und nicht wie in anderen arabischen Ländern üblich alkoholfreies Rosenwasser.
Wer nun aber glaubt, ganz Marrakesch sei eine einzige Partymeile, der irrt. Der westliche Lebensstil mit seinen ausschweifenden Poolpartys in angesagten Clubs ist nur eine Seite der Medaille. Denn wenn fünfmal am Tag von den Minaretten der Ruf des Muezzins erschallt und die Gläubigen zum Gebet auffordert, folgt ihm die Mehrzahl der Bevölkerung. Schließlich sind die Einheimischen, trotz aller westlichen Einflüsse, Muslime. Al Hamdulillah, gepriesen sei Gott, hört man an allen Ecken und Enden. Inscha‘allah, so Gott will, werden alle daran erinnert, dass nichts ihrem freien Willen entspringt.
Und dennoch wird niemand indoktriniert oder aufgrund seiner Religion abgelehnt. Der Islam in Marokko ist Nicht-Muslimen gegenüber extrem aufgeschlossen. Der König kann als oberster Befehlshaber aller Gläubigen neben den politischen Geschicken des Landes auch die religiöse Entwicklung lenken. Als einziges muslimisches Staatsoberhaupt überhaupt hat er eine islamische Gelehrtenschule gegründet, die jeder Imam durchlaufen muss, bevor er an einer Moschee lehren und predigen darf. Wer durch radikales oder gewaltbereites Gedankengut auffällt, der fliegt. So ist Toleranz eine Staatsangelegenheit. Man lebt in der Stadt nicht unbedingt miteinander, aber man lebt extrem gut nebeneinander.