Märkische Sagen und Märchen - Adalbert Kuhn - E-Book

Märkische Sagen und Märchen E-Book

Adalbert Kuhn

0,0

Beschreibung

Dieser Band beinhaltet hunderte von Sagen und Märchen aus der Altmark, der Uckermark, dem Havelland, der Mittel- und Altmark und der Prignitz.

Das E-Book Märkische Sagen und Märchen wird angeboten von Jazzybee Verlag und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 343

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Märkische Sagen und Märchen

Adalbert Kuhn

Inhalt:

Adalbert Kuhn – Biografie und Bibliografie

Vorrede.

Sagen der Altmark.

1. Ursprung der Stadt Stendal.

2. Der verschwundene Tambour.

3. Der Aufruhr zu Stendal.

4. Der Fisch in der Marienkirche zu Stendal.

5. Feuer bannen.

6. Der verwünschte Mönch im Thurm.

7. Junfer Lorenz.

8. Kaiser Karl zu Tangermünde.

9. Die Glockenwiese bei Grieben.

10. Der Backenstein.

11. Die Glocken zu Großen-Möhringen.

12. Die Schlacht an der Deetzer Warte und das Pumpelgrab.

13. Das alte Dorf Gäskau und der Thu-umstein.

14. Der Ursprung von Gardelegen.

15. Der Brautstein bei Wernitz.

16. Die Pipplockenburg.

17. Hackenberg.

18. Der Teufel und der Schulze zu Dannefeld.

19. Der Nåberskrooch.

20. Die verwandelten Steine bei Ehra.

21. Sanct Vielhaar und Ziza.

22. Die Riesensteine.

23. Der Helljäger.

24. Der Mittelpunkt der Welt.

25. Der Fußstapfen im Stein.

26. Die Flecken im Monde.

27. Der todte Pflüger zu Püggen.

28. Die beiden Löcher auf dem Steine.

29. Das Grab des Riesenkönigs und die Rööverkuule.

30. Die Nachzehrer.

31. Kohlen werden zu Gold.

32. Die goldene Wiege.

33. Der Lütkemüller.

34. Die Leenekensteine.

35. Jean Kåle, der letzte Wendenkönig.

36. Die Quelle bei Darsekow.

37. Der Markgraf und die Schulzenfrau zu Briez.

38. Die Freistatt in der Kirche des Perwer's.

39. Der Tod des Meineidigen.

40. Die Pferdetrappe und der Säbelhieb im Stein.

41. Arendsee.

42. Der Name von Seehausen.

43. De Kobold to Ferchlipp.

44. Das Kreuz bei Crevese.

45. Der Teufelswinkel bei Booke.

46. Das Grab der Herren von der Zera.

47. Die großen Steine bei Groß-Ballerstedt.

48. Der Mahrt.

49. Der müde Drachen.

50. Die verwüsteten Städte.

51. Der Silberberg.

52. Die Streithufe.

53. Der Teufel zu Schorstedt.

54. Die Burg bei Schmoor.

55. Der Schlüssel im Grabe.

56. Riesengebeine.

57. Der Kobold zu Milow.

58. Die Gott fluchende Frau.

Sagen der Mittelmark.

I. Das Land südlich der Havel und Spree.

59. Das Bild am Dom zu Brandenburg.

60. Bischof Dodilo.

61. Der Rabe mit dem Ringe.

62. Der untergegangene Råberskrug.

63. Der von Arnstedt und der wilde Jäger.

64. Der Trebelsee und die weiße Frau.

65. Die Stimme im Trebelsee.

66. Der Räuberberg bei Feeben.

67. Die weiße Frau auf dem Räuberberg.

68. Der weissagende Schwan.

69. Der letzte von Britzke zu Kemnitz.

70. Der Spuk auf dem Schloß zu Kemnitz.

71. Schloß Zolchow.

72. Die zerbrochene Schütze.1

73. Die Erbauung des Klosters Lehnin.

74. Die Erschlagung des Abts Sebald von Lehnin.

75. Die Rückkehr der Mönche nach Lehnin.

76. Der spukende Mönch im Ringelthurm zu Lehnin.

77. Die weiße Frau zu Lehnin.

78. Der Markt auf dem Kirchhofe zu Lehnin.

79. Der Hut und der Hirsch auf dem Klostersee.

80. Das untergegangene Dorf Gohlitz.

81. Die Kindbetterin im Gohlitzsee.

82. Die Stimme im Gohlitzsee.

83. Der Mittelsee bei Schwina.

84. Der Kobold in Schwina.

85. Das treue Brietzen.

86. Der Name von Jüterbogk.

87. Der Tempel der Morgenröthe zu Jüterbogk.

88. Der Schmied zu Jüterbogk.

89. Der betrogene Tetzel.

90. Der Schatz im Golm.

91. Die Schatzgräber.

92. Die Kapelle auf dem Golm.

93. Die Lüchtemännekens.

94. Die Frau, welche erlöst sein will.

95. Der Wendenkönig.

96. Die wilde Jagd und der Schatz am Renneberg.

97. Der schwarze Stamm bei Jänickendorf.

98. Der Kobold zu Jänickendorf.

99. Die weiße Frau bei Hennickendorf und Sperenberg.

100. Der Schatz und der Herr von Thümen.

101. Der Ritt in die Kirche.

102. Die gebannte Rehkeule.

103. Der Kobold, der nicht weichen wollte.

104. Der Mann im Monde.

105. Die Glocken zu Blankensee.

106. Der Schatz in der Kapelle bei Blankensee.

107. Das Grab des Riesenkönigs.

108. Das Entstehen des Schwielungsees.

109. Der Markgrafenstein.

110. Der Nobelskrug.

111. Die verwünschte Prinzessin auf den Müggelsbergen.

112. Der Spuk am Teufelssee.

113. Mädchen vom Wassermann gespeis't.

114. Der Name von Köpenick.

115. Spukgestalten in Köpenick.

116. Die drei Linden auf dem Kirchhofe.

117. Der Neidkopf.

118. Der fliegende Chorschüler.

119. Die weiße Frau im Schlosse.

120. Der Haseim Schloßkeller.

121. Das sonderbare Bild im Schloßhofe.

122. Das heimliche Gericht.

123. Die gespenstigen Mäher.

II. Das Havelland und die Grafschaft Ruppin.

124. Der Teufel zu Spandow.

125. Der Sackpfeifer und der Wolf.

126. Jazco von Köpnick.

127. Die Römerschanze und der Kirchberg bei Potsdam.

128. Die gestohlene Katze.

129. Die Todtenfahrt.

130. Der Kohldieb im Monde.

131. Das untergegangene Dorf Thure.

132. Die Riesenhügel.

133. Der Markgrafenberg.

134a. Die zerschlagene Hexe.

134b. Der Schatz und der Hund.

135. Der Name des Dorfes Gülpe.

136. Der gefangene Dachs.

137. Die alte Stadt und die Berge bei Rhinow.

138. Frau Harke und der Dom zu Havelberg.

139. Das alte Dorf Dreetz.

140. Segers Wische.

141. Der Riesenberg bei Kotzen.

142. Die Salzquellen bei Peßin.

143. Der Blutfleck im Schloßthurm zu Wagenitz.

144. Nippel von Bredow und der Teufel.

145. Die Herkunft der von Bredow.

146. Der Bruutkolk bei Friesack.

147. Der Dankelsberg bei Friesack.

148. Der Ursprung derer von Ziethen.

149. Die Riesenschlacht bei Netzeband.

150. Die Burg bei Krenzlin.

151. Die Ruppiner Kobolde.

152. Doktor Faust.

153. Die Wunderthaten des Priors Wichmann.

154. Die stummen Frösche zu Schwante.

III. Der Barnim- und der Lebuser Kreis.

155. Der heilige See.

156. Die Glocken im heiligen See.

157. Die Schwanenkette.

158. Der Riesenstein bei Wandelitz.

159. Das versunkne Dorf Arendsee.

160. Die gebannten Glocken.

161. Die Erbauung von Bernau.

162. Die Bürgerglocke zu Bernau.

163. Die Hussitenschlacht bei Bernau.

164. Der Schloßberg zu Biesenthal.

165. Die verwünschte Prinzessin auf dem Schloßberge bei Biesenthal.

166. Der Bau der Biesenthaler Kirche.

167. Die Windsbraut.

168. Der heilige Christoph in der Kirche zu Neustadt-Eberswalde.

169. Der Wunderkreis auf dem Hausberg bei Neustadt-Eberswalde.

170. Das Schloß ohne Treppe.

171. Die von Uchtenhagen zu Freienwalde.

172. Das alte Strombett.

173. Die Stadt im Blumenthal.

174. Der Blumenthalsche See.

175. Der wilde Jäger im Blumenthal.

176. Der Name von Straußberg.

177. Der Lindwurmknochen in Straußberg.

178. Der hohle Marienberg bei Straußberg.

179. Die drei vermauerten Thore zu Straußberg.

180. Von Kobolden in Straußberg.

181. Der äffende Kobold.

182. Der Klostersee bei Straußberg.

183. Der dreiste Knabe.

184. Das vertauschte Kind.

185. Die gefangene Mahre.

186. Die verschwundene Stadt bei Bukow.

187. Die beiden Becken in Tucheband.

Sagen der Ukermark.

188. Das Kloster Chorin.

189. Der Bötticher bei den Unterirdischen.

190. Die weiße Frau zu Chorin.

191. Der unsichtbare Bauer.

192. Die stummen Frösche zu Chorin.

193. Das Dorf Brodewin.

194. Die Stadt bei Liepe.

195. Die versunkene Stadt im Paarstein.

196. Der Teufelsdamm im Paarstein.

197. Die Linde auf dem Kirchhofe zu Angermünde.

198. Die spukende Sau in Woltersdorf.

199. Der Blocksberg und die Schildkröte zu Hönow.

200. Die alten Mühlen bei Stralow.

201. Der Rabe auf dem Mittelthurm zu Prenzlau.

202. Die Riesen bei Prenzlau.

203. Der Teufelsdamm bei Galenbeck.

204. Die Strohbrücke.

205. Bärens Kirchhof bei Grimnitz.

206. Die weiße Frau im Rehdanzbruch.

207. Die versunkene Stadt im Werbellinsee.

Sagen der Prignitz.

208. Die Stiftung des Klosters Heiligengrabe.

209. Das Grab des Riesenkönigs bei Kemnitz.

210. Der Name von Pritzwalk.

211. Heine Clemen.

212. Der steinerne Stuhl im Schloß zu Eldenburg.

213. Die Niederländer an der Elbe.

214. Die Wendenschlacht bei Lenzen.

215. Das Grab des Riesenkönigs bei Möllen.

216. Die Kapelle auf dem Marienberge bei Lenzen.

217. Frau Gode.

218. Die alte Stadt Wittenberge.

219. Der Hildebrand bei Wittenberge.

220. Die Nixen bei Havelberg.

221. Die zwölf Apostel im Havelberger Dom.

222. Der Mönchsthurm und die Mönchsstube im Havelberger Dom.

223. Bischof Wepelitz.

224. Der Wendberg bei Havelberg.

225. Kurt von Bassewitz.

Sagen der Neumark.

226. Der Name von Krebsjauche.

227. Der Name von Küstrin.

228. Die Bärenstäker.

229. Das alte Schloß bei Mohrin.

230. Der Mohriner See.

231. Das vermauerte Thor.

232. Der Stein am Wubieser Wege.

233. Die verwandelten Knaben.

234. Die Teufelssteine bei Mohrin.

235. Die Theerbutte am Thurm.

236. Der Adamstanz bei Wirchow.

237. Der Teufelsstein bei Reetz.

238. Die Ketzer-Dörfer und Ketzer-Berge in der Neumark.

239. Die Raben am Rathhause zu Königsberg.

240. Das schwarze Pferd.

241. Die keusche Nonne.

242. Der Landsknecht und der Teufel.

243. Der Werwolf.

Märchen.

1. Die Königstochter beim Popanz.

2. Die glückliche Besenbindersfrau.

3. Die Schildkröte und die Enten.

4. Die böse Frau.

5. Der dumme Michel.

6. De Kossät un siine Fruu.

7. Der rathende Teufel.

8. Der Schmied und der Teufel.

9. General Luxemburg und der Teufel.

10. Vom Mädchen, das seine Brüder sucht.

11. Das tapfre Schneiderlein.

12. Die Königswahl der Vögel.

13. Bedenke dii.

14. Wolf und Fuchs im Hochzeithause.

15. Der Wolf angelt.

16. Der dumme Wolf.

Märkische Sagen und Märchen

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

ISBN: 9783849602994

www.jazzybee-verlag.de

www.facebook.com/jazzybeeverlag

[email protected]

Adalbert Kuhn – Biografie und Bibliografie

Sprach- und Mythenforscher, geb. 19. Nov. 1812 in Königsberg in der Neumark, gest. 5. Mai 1881 in Berlin, studierte in Berlin, ward 1841 Lehrer, dann Professor und 1870 Direktor am Köllnischen Gymnasium daselbst. K. hat sich durch seine Forschungen auf dem Gebiete der vergleichenden Sprachwissenschaft und besonders der vergleichenden Mythologie der indogermanischen Völker namhafte Verdienste erworben. Er redigierte seit 1851 die »Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung«, woran sich 1862 »Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiete der arischen, keltischen und slawischen Sprachen« anschlossen; beide sind seit 1875 zu der »Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen« verschmolzen. Seine wichtigsten Arbeiten auf diesem Gebiete sind: »Zur ältesten Geschichte der indogermanischen Völker« (Berl. 1845; 2. Aufl., das. 1850); »Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks« (das. 1859; 2. Ausg., Gütersl. 1886) und »Über Entwickelungsstufen der Mythenbildung« (Berl. 1874). Ferner veröffentlichte er: »Märkische Sagen und Märchen« (Berl. 1842); »Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche« (mit Schwartz, Leipz. 1848) und »Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen« (das. 1859, 2 Bde.).

Bibliographie der Sage

Eine Sage istim allgemeinen alles, was gesagt und von Mund zu Mund weiter erzählt wird, also soviel wie Gerücht; im engeren Sinn eine im Volke mündlich fortgepflanzte Erzählung von irgendeiner Begebenheit. Knüpft sich die S. an geschichtliche Personen und Handlungen, indem sie die im Volke fortlebenden Erinnerungen an geschichtliche Zustände, Persönlichkeiten, dunkel gewordene Taten zu vollständigen Erzählungen ausbildet, so entsteht die geschichtliche S. und, sofern sie sich auf die alten Helden des Volkes erstreckt, die Heldensage; sind aber die Götter mit ihren Zuständen, Handlungen und Erlebnissen Gegenstand der S., so entsteht die Göttersage oder der Mythus (s. Mythologie) und auf dem Gebiet monotheistischer dogmatischer Religion die Legende (s. d.). Hastet die Erzählung an bestimmten Örtlichkeiten, so spricht man von örtlichen Sagen. Noch eine Sagengattung bildet endlich die Tiersage, die von dem Leben und Treiben der Tiere, und zwar fast ausschließlich der ungezähmten, berichtet, die man sich mit Sprache und Denkkraft ausgerüstet vorstellt. Ost hat sich um eine besonders bevorzugte Persönlichkeit, wie z. B. König Artus, Dietrich von Bern, Attila, Karl d. Gr. etc., und deren Umgebung eine ganze Menge von Sagen gelagert, die nach Ursprung und Inhalt sehr verschieden sein können, aber doch unter sich in Zusammenhang stehen, und es bilden sich dadurch Sagenkreise, wie deren im Mittelalter in germanischen wie romanischen Ländern mehrere bestanden und zahlreiche Epen hervorgerufen haben (vgl. Heldensage). Die echte S. erscheint somit als aus dem Drang des dichterischen Volksgeistes entsprungen. Wie alle Volkspoesie blüht sie am prächtigsten in der ältern Zeit, aber auch bei höherer Kultur verstummt sie nicht ganz; vielmehr ist der Volksgeist noch heute tätig, bedeutende Vorgänge und Persönlichkeiten mit dem Schmuck der S. zu umkleiden. Die Anknüpfung an ein gewisses Wirkliches ist hauptsächlich das Merkmal, das die S. vom Märchen (s. d.) unterscheidet. Wie das Märchen, liebt sie das Wunderbare und Übernatürliche, obwohl es ihr nicht unentbehrlich ist. Am häufigsten heftet sie sich an Burg- und Klosterruinen, an Quellen, Seen, an Klüfte, an Kreuzwege etc., und zwar findet sich ein und dieselbe S. nicht selten an mehreren Orten wieder. Um die Erhaltung der deutschen S. haben sich zuerst die Brüder Grimm verdient gemacht durch ihre reiche Sammlung: »Deutsche Sagen« (Berl. 1816–18, 2 Bde.; 3. Aufl. 1891). Nächst diesen sind die Sammlungen von A. Kuhn und Schwartz (»Norddeutsche Sagen«, Leipz. 1848), J. W. Wolf (»Deutsche Märchen und Sagen«, das. 1845), Panzer (»Bayrische Sagen«, Münch. 1848, 2 Bde.), Grässe (»Sagenbuch des preußischen Staats«, Glogau 1871) und Klee (Gütersloh 1885) als besonders reichhaltige Quellen zu nennen. Als Sammler von Sagen einzelner Länder, Gegenden und Örtlichkeiten waren außerdem zahlreiche Forscher tätig, so für Mecklenburg: Studemund (1851), Niederhöffer (1857) und Bartsch (1879); für Pommern und Rügen: U. Jahn (2. Aufl. 1890), Haas (Rügen 1899, Usedom u. Wollin 1903); für Schleswig-Holst ein: Müllenhoff (1845); für Niedersachsen: Harrys (1840), Schambach und Müller (1855); für Hamburg: Beneke (1854); für Lübeck: Deecke (1852); für Oldenburg: Strackerjan (1868); für den Harz: Pröhle (2. Aufl. 1886); für Mansfeld: Giebel hausen (1850); für Westfalen: Kuhn (1859) und Krüger (1845), Weddigen und Hartmann (1884); für die Altmark: Temme (1839); für Brandenburg: Kuhn (1843) und W. Schwartz (4. Aufl. 1903); für Sachsen: Grässe (1874) und A. Meiche (1903); für das Vogtland: Köhler (1867) und Eifel (1871); für das Erzgebirge: J. A. Köhler (1886); für die Lausitz: Haupt (1862) und Gander (1894); für Thüringen: Bechstein (1835, 1898), Börner (Orlagau, 1838), Sommer (1846), Wucke (Werragegend, 1864), Witzschel (1866), Richter (1877); für Schlesien. Kern (1867), Philo vom Walde (1333); für Ostpreußen etc.: Tettau (183f) und Reusch (Samland, 1863); für Posen: Knoop (1894); für den Rhein: Simrock (9. Aufl. 1883), Geib (3. Aufl. 1858), Kiefer (4. Aufl. 1876), Kurs (1881), Schell (Bergische S., 1897), Hessel (1904); für Luxemburg: Steffen (1853) und Warker (1894); für die Eifel: P. Stolz (1888); für Franken etc.: Bechstein (1842), Janssen (1852), Heerlein (Spessart, 2. Aufl. 1885), Enslin (Frankfurt 1856), Kaufmann (Mainz 1853); für Hessen: Kant (1846), Wolf (1853), Lynker (1854), Bindewald (1873), Hessler (1889); für Bayern: Maßmann (1831), Schöppner (1851–1853), v. Leoprechting (Lechrain, 1855), Schönwerth (Oberpfalz, 1858), Sepp (1876), Haushofer (1890); für Schwaben: Meier (1852) und Birlinger (1861–1862), Reiser (Algäu, 1895); für Baden: Baader (1851), Schönhut (1861–65), Waibel und Flamm (1899); für das Elsaß: August St ob er (1852, 1895), Lawert (1861), Hertz (1872); für die Niederlande: Wolf (1843), Welters (1875–76); für Rumänien: Schuller (1857); für die Schweiz: Rochholz (1856), Lütolf (1862), Herzog (1871, 1882); für Tirol. Meyer (2. Aufl. 1884), Zingerle (1859), Schneller (1867), Gleirscher (1878), Heyl (1897); für Vorarlberg: Vonbun (1847 u. 1890); für Österreich: Bechstein (1846), Gebhart (1862), Dreisauff (1879), Leed (Niederösterreich, 1892); für Mähren: Schüller (1888); für Kärnten: Rappold (1887); für Steiermark: Krainz (1880), Schlossar (1881); für Böhmen: Grohmann (1863), Gradl (Egerland, 1893); für die Alpen: Vernaleken (1858), Alpenburg (1861) und Zillner (Untersberg, 1861); für Siebenbürgen: Müller (2. Aufl. 1885), Haltrich (1885). Die Sagen Islands sammelten Maurer (1860) und Poestion (1884), der Norweger: Asbjörnson (deutsch 1881), der Südslawen: Krauß (1884), der Litauer: Langkusch (1879) und Veckenstedt (1883), der Esten: Jannsen (1888), der Lappländer: Poestion (1885), der Russen: Goldschmidt (1882), der Armenier: Chalatianz (1887), die der Indianer Amerikas: Amara George (1856), Knortz (1871), Boas (1895); indische Sagen Beyer (1871), japanische Brauns (1884), altfranzösische A. v. Keller (2. Aufl. 1876); deutsche Pflanzensagen Perger (1864), die deutschen Kaisersagen Falkenstein (1847), Nebelsagen Laistner (1879) etc. Die Sagen bilden mit den im Volk umlaufenden Märchen, Legenden, Sprichwörtern etc. den Inhalt der Volkskunde (s. d.), die seit neuerer Zeit Gegenstand reger wissenschaftlicher Forschung ist. Vgl. L. Bechstein, Mythe, S., Märe und Fabel im Leben und Bewußtsein des deutschen Volkes (Leipz. 1854, 3 Tle.); J. Braun, Die Naturgeschichte der S. (Münch. 1864–65, 2 Bde.); Uhland, Schriften zur Geschichte und S., Bd. 1 u. 7 (Stuttg. 1865–68); Henne am Rhyn, Die deutsche Volkssage im Verhältnis zu den Mythen aller Völker (2. Aufl., Wien 1879); v. Bayder, Die deutsche Philologie im Grundriß (Paderb. 1883); Paul, Grundriß der germanischen Philologie, Bd. 2, 1. Abt. (2. Aufl., Straßb. 1901) und die Bibliographie in der »Zeitschrift des Vereins für Volkskunde«; Grünbaum, Gesammelte Aufsätze zur Sprach- und Sagenkunde (Berl. 1901).

Vorrede.

Unsere Zeit hat mehr als irgend eine frühere der Sage ihr Recht angedeihen lassen, und der Forscher geht nicht mehr vornehm an ihr vorüber, sondern erkennt in ihr eine Quelle der Geschichte, die, wenn sie auch oft die geschichtlichen Thatsachen nicht in ihrer objektiven Wirklichkeit darstellt, doch immerhin der größesten Aufmerksamkeit werth ist, indem sie dieselben nach der Auffassungsweise der Massen kennen lehrt. Von ganz besonderer Wichtigkeit wird die Sage daher da, wo es der Geschichte grade um diese Auffassungsweise zu thun ist, wo sie ein Volk in seinem innern Leben kennen lernen will, und um so größer muß diese Wichtigkeit werden, je mehr die übrigen Quellen, aus denen jene sich schöpfen ließe, versiegt sind. Das ist aber bei unserer Mythologie der Fall; nur spärlich sind die älteren Nachrichten über dieselbe, die Fülle der mythischen Vorstellungen unserer Vorfahren liegt in der Sage, und die Geschichte, will sie anders den Zustand des vorchristlichen religiösen Bewußtseins der Deutschen kennen lernen, hat sich vorzugsweise an diese zu wenden. Daß sie auch hier, wie überall, Kritik üben muß, versteht sich von selbst, denn die Glaubwürdigkeit der Zeugen ist natürlich bald größer, bald geringer, aber sie darf auch nicht zu weit gehen, und, wie es wohl geschehen ist, darum alles verwerfen, weil es nie objektive Wirklichkeit hatte, und weil das heutige Zeugniß einen Zustand, der vor etwa tausend Jahren sein Leben hatte, schildert. Denn die subjektive Wirklichkeit, auf die es hier allein ankommt, ist, mag auch das Einzelne Verwandlungen erlitten haben, in den Grundzügen der mythischen Vorstellungen sicher erhalten, und behauptet um so mehr ihr Recht, als sie sich die ganze Zeit hindurch neben dem Christenthum in mannichfacher Lebendigkeit zu erhalten wußte.

Die Gebrüder Grimm waren in der Zeit, da Deutschlands Bewußtsein wieder erwachte, die ersten, welche diesen unschätzbaren Werth der Sage erkannten, und der ältere der Brüder lieferte später die erste treue Darstellung unserer deutschen Mythologie. Aber gar manches blieb noch dunkel und machte die Auffindung neuer Quellen wünschenswerth, und so forschte man denn ämsiger als zuvor und sammelte, was im Strome der Zeit unterzugehen drohte. Darum war auch das Hauptziel, das Vorhandene zu erhalten, aus ihm Bestätigung für das Bekannte oder Zweifelhafte zu gewinnen, und das Neue ans Licht zu ziehen.

Von diesem Standpunkt ist der Herausgeber der vorliegenden Sammlung ausgegangen und in diesem Sinne besonders hat er gesammelt; das Hauptresultat derselben ist zunächst der Beweis, daß fast alle mythologischen Erinnerungen unsres Landvolkes deutschen Ursprungs sind, und der Herausgeber hat diesen Punkt bereits in dem ersten Bande der Märkischen Forschungen1 weiter ausgeführt, und wenn er auch einige dort aufgestellte Ansichten jetzt als nicht mehr haltbar verwirft, so vertritt er doch noch heute wie damals den Hauptinhalt derselben. Zwar scheint es hin und wieder, als habe unsre Bevölkerung auch slavisches bewahrt, allein es ist im Verhältniß zum deutschen so gering, daß es gegen dasselbe durchaus nicht in Betracht kommt; wenigstens kann es, wenn es in höherem Grade vorhanden sein sollte, nur in der Art der Fall sein, daß es mit dem deutschen so verwandt ist, daß eine Unterscheidung gar nicht mehr möglich ist. Indem wir daher die in der oben angeführten Abhandlung durchgeführte Behauptung zum Grunde legen, wollen wir in Kürze das, was uns besondrer Erwähnung werth scheint, hervorheben.

Ob der bei mehreren Gelegenheiten (s. Gebr. Weihnachten, Fastnacht, Hochzeit) erscheinende Reiter auf einem Schimmel, dem zur Seite die Feien, die alten Schicksalsgöttinnen, auftreten, der Wodan sei, wie ich in obiger Abhandlung annahm, lasse ich jetzt dahin gestellt, da diese Figur weder einen bestimmten Namen führt, noch sonst besondre auf die Annahme hinweisende Gebräuche vorhanden sind. Der einzige Grund für die Vermuthung liegt im Auftreten der Feien mit ihm und etwa in der Gestalt des Reiters in breitem Hut und weiten Mantel, wie sie besonders in der Altmark auftritt, vielleicht auch in der eigenthümlichen Strafe der sich aus dem Hochzeitsaale entfernenden, die in der Prignitz herrscht (Gebr. S. 362), indem in christlicher Zeit niemand den heidnischen Gott mehr darstellen mochte und nur Strafe dazu zwingen konnte. – In einem andern Gebrauch, denke ich, erscheint derselbe Gott deutlicher, nämlich in dem altmärkischen Ärntegebrauch (S. 377 ff.), der den Namen Vergodendeel führt; der Name hat als Vergütigungstheil gar keinen Sinn, denn das Ärntefest als eine Vergütigung für den sauren Schweiß des Schnitters zu fassen, wäre wohl ganz in der Ordnung, aber warum denn das Theil im letzten Gliede der Zusammensetzung? Ich denke, wir dürfen gar keinen Zweifel hegen, Vergodendeel als Frô Goden Deel aufzufassen, also der Theil, der Antheil des Herrn Wodan, und dieser Antheil ist eben der Ärntebüschel, den man dem Gott als Opfer stehn läßt, und nach ächt heidnischer Sitte unter Jubel und Musik umtanzt. Man sieht deutlich, es ist dies die von Grimm d.M.S. 104 ff. und 153 geschilderte Sitte; die jubelnd ins Dorf geführte aus der letzten Garbe gefertigte Gestalt (Gebr. S. 341 ff.) scheint ebenfalls der alte Segen spendende Gott, den das Christenthum später zur Strafe ins Dorf tragen ließ. – Der Name Vergodendeel ist dann aber auch in andrer Beziehung interessant, indem der erste aus Fro verwandelte Bestandtheil die Bestätigung liefert, daß die in der Prignitz bekannte Fruu Gode erst durch Umgestaltung aus dem männlichen Gotte entstanden sei; denn ich sollte meinen, wenn man im ersten Worte von je an nur an eine Frau dachte, so sei die ganze jetzige Form des Worts sowie die Auslegung desselben, die ihm das Volk giebt, unmöglich, wohl aber konnte das bei dem früh veralteten frô eintreten. Ueberdies tritt die Gleichheit von Frau Gode, die in einigen Gegenden, namentlich um Grabow und Ludwigslust, auch Frau Gaue heißt, und Wodan darin hervor, daß sie wie dieser an der Spitze des wilden Heeres daher zieht.

An die Stelle der nur in der Prignitz bekannten Frau Gode tritt in der übrigen Mark Frau Harke, die sich schon darin als altheidnische Figur zeigt, daß sie mit der Einführung des Christenthums in der Mark in Conflikt gesetzt wird (vergl. Sagen No. 138.). Soviel sich von ihrem Wesen zeigt, scheint sie mit der Holda und Perahta eine Person und nur ein andrer Name für beide; es scheint, daß die angelsächsische Erce (Grimm d.M. 154) mit ihr zusammenzustellen sei. Ueber den Ursprung des Namens, der in älterer Zeit Here (vergl. S. 372) gewesen zu sein scheint, wage ich nichts zu bestimmen. Stehen Harke und Erce sicher neben einander, so möchte auch Here neben Ere zu stellen sein, und die Göttin wäre dann vielleicht die Gemahlin des Er oder Ziu. – Ist vielleicht der Ortsname Erxleben der in alten Urkunden Arkislewen genannt wird, so wie die in der Statistik der heidnischen Denkmäler des Königreichs Hannover S. 250 genannte Arkeburg hierher zu beziehen? Den obengenannten beiden Gottheiten wird noch in der Altmark die Roggenmuhme in sofern gleichgestellt, als sie den faulen Mägden, die an dem Tage der heiligen drei Könige ihren Rocken nicht abgesponnen haben, allerhand Possen spielt. (Vgl. über die Altmark S. 147).

Die Sagen über weiße Frauen sind zahlreich, überall harren sie auf Erlösung, und sie erscheinen namentlich auch in den Klöstern, wo brandenburgische Fürsten (freilich noch keine Hohenzollern) begraben liegen. Bemerkenswerth ist der gelbe Pantoffel der weißen Frau zu Chorín, der an den Schwanenfuß der Perahta erinnert, ebenso das goldne Spinnrad derjenigen zu Biesenthal. Die zu Jänickendorf und Sperenberg erscheint halb weiß, halb schwarz und erinnert an die dänische Huldra, die vorn schön, hinten häßlich ist. – Die Sagen No. 68. u. 157. vom weissagenden Schwan und der Schwanenkette scheinen aus der Erinnrung an die Schicksal verkündenden Schwanjungfrauen entstanden zu sein.

Von der Natur der Elbe hat sich nur weniges in Sagen und Aberglauben erhalten; der neben Alp hauptsächlich gebräuchliche Name, die Mahre, der Mahrt, scheint slavischen Ursprungs, wenigstens ist polnisch mar der Alp. Dieser Name hat dann auch offenbar die Gestalt desselben, wonach man ihn sich als Marder denkt, hervorgerufen. – Die Bilwize sind unter dem Namen Bihlweisen zu Zauberern geworden; vielleicht sind solche die in No. 124. bei Berlin erschienenen gespenstigen Mäher. – Die Sagen von den Zwergen oder Unterirdischen bieten keine besondre Eigenthümlichkeit dar.

In Bezug auf den Nix oder Wassermann ist die Sage No. 79. bemerkenswerth; der auf dem Wasser schwimmende Hut scheint der des Nix, wie er in einem dänischen Volksliede einen grünen Hut trägt (Grimm d.M.S. 277), er wirft ihn gleichsam als Köder aus, um damit Menschen zu fangen, sich das ihm nicht mehr freiwillig gebrachte Opfer zu holen. Die in Seen an Ketten liegenden häßlichen Thiere, wie Laus und Krebs (Sagen No. 36. 230.) gehören vielleicht slavischer Mythologie an, wenigstens wüßte ich in der deutschen nichts ähnliches, und die erste Sage gehört einer noch bis ins vorige Jahrhundert von Slaven bewohnten Gegend an.

Die Sagen von Kobolden zeigen deutlich, daß sie ursprünglich Feuergottheiten seien, und zwar ist es zunächst das Feuer des Heerdes, das man verehrte. Darum bezeichnet man auch die Irrwische zuweilen mit demselben Namen und setzt den Kobold unmittelbar dem Drachen gleich. Bei den meisten Thiergestalten, unter denen man sie sich erscheinend denkt, ist deshalb auch roth die Hauptfarbe, oder sie haben doch wenigstens immer feurige Augen. Daher auch der Name »rother Junge«. Die daneben stehende Bezeichnung »grüner Junge« könnte auffallen, allein ich glaube, sie rührt von dem provinziellen Ausdruck »grün«, worunter man noch etwas unreifes, nicht erwachsenes versteht, her; man schilt einen Knaben, der es an Ehrfurcht gegen ältere fehlen läßt, gradezu »du grüner Junge«. Die ämsige, heimliche Geschäftigkeit des Kobolds im Hause hat, wie Grimm bemerkt, zu der Gestalt der Katze geführt, und dieser scheint der Hase wegen Aehnlichkeit der Gestalt substituirt zu sein. – Zu den vertraulicheren Namen dieser Hausgeister gehört auch der in der Altmark vorkommende Gumpke, entstellt aus Chimmeke für Joachim ( Grimm d.M. S. 286).

Die Riesensagen knüpfen sich hauptsächlich an die Denkmäler des grauen Alterthums, an gewaltige Steine und Erdaufwürfe, die vergangne Geschlechter aufgerichtet; die jüngsten Riesen sind die Wenden, wie No. 36. deutlich zeigt. Ist der dort erwähnte Jan Kåle eine historische Person? – In Rücksicht dee Lokalität möchten einige Sagen über Riesenschlachten beachtenswerth sein, so namentlich No. 149.; vielleicht ist hier das Schlachtfeld an der Taxa oder Raxa.

Von der noch erhaltenen Verehrung der Elemente zeugt das Nothfeuer; daß man grade ein Wagenrad dazu nimmt, scheint mir in Verbindung mit dem Gebrauche ein solches zum Gedeihen des Viehes über den Thüren der Häuser aufzuhängen (Gebr. S. 369) von Bedeutung. Das Rad scheint Bild der Sonne, des reinen himmlischen Elements. – Interessant ist die Sage No. 167. »von der Windsbraut«, in welcher diese ähnlich wie Frau Harke und Holle, und namentlich wie der wilde Jäger mit feurigen Thieren dahinjagend auftritt. War sie vielleicht unsern Vorfahren, die Gemahlin Wuotans, des Stürmenden?

Von Sagen über Sonne und Mond tritt am meisten hervor die über den Mann in letzterem; die havelländische Sage, die ihn Christoph nennt und Kohl am Sonntag stehlen läßt, ist vielleicht erst eingewandert, da das Havelland vielfach auch durch Holländer kolonisirt ist, und die holländische Sage den Mann im Monde ebenfalls Gemüse stehlen läßt. – Hübsch ist das Märchen No. 10., in dem Wind, Mond und Sonne als Riesen mit Siebenmeilenschuhen erscheinen, deren alte Mutter daheim sitzt und das Haus bewahrt. – Die Sage No. 87. vom Tempel der Morgenröthe ist rein slavisch. – Von der persönlichen Vorstellung des Regenbogens zeugt der hier in Berlin übrig gebliebene Anruf: »Regenbogen mach mir nich naß, mach ander Leitens Kinder naß!« zu dem man noch den Pommerschen aus Swinemünde nehme: »Rägenbån, låt över gån un de lääwe Sünn upgån!«

Sehr umfassend sind noch die Frühlingsgebräuche, namentlich der Altmark, aber hier wird sich slavisches und deutsches am schwersten scheiden lassen; daß sie fast überall auf das Pfingstfest übertragen sind, erscheint, wenn man die Zeit berücksichtigt, in welcher dieses Fest gewöhnlich fällt, ziemlich natürlich. Die in den ehmals slavischen Dörfern bei Salzwedel auf die Kuh gebundene Strohpuppe scheint sich an den von Grimm wohl mit Recht als slavisch bezeichneten Gebrauch des Todaustragens anzuschließen.

Die Sage von dem übergefahrenen Tode (No. 129.) verdient in sofern Beachtung, als der Theil des Kahns, in welchem der Tod sitzt, tief ins Wasser sinkt; es sind wohl die zahlreichen Seelen, die er mit sich führt, welche diese Wirkung hervorbringen. – Erwähnenswerth ist noch, daß in einer altmärkischen Schulweihepredigt (S. Pohlmann und Stöpel Geschichte von Tangermünde S. 293) den Hartherzigen gedroht wird, sie würden doch zuletzt alles Hans Hunen überlassen müssen. Offenbar ist das ein Name des Todes, der als Hüne, Riese wie der lange Mann in der Mordgasse zu Hof (Grimm d. Sagen No. 167.) erscheint; ist daraus vielleicht der bei Claudius zuerst auftretende Freund Hain (zunächst also hochdeutsch Heune, Heun) entstanden? – Allgemeine Bezeichnung für den Aufenthalt der Todten scheint in der Altmark (Sagen No. 19. vergl. 62. 110.) ursprünglich Nåberskrooch. Ist das gleich Nachbarskrug, und der Tod in seinem Reiche als Nachbar der Lebendigen gefaßt?2 Ich glaube fast, daß man sich den Ort Neu-Ferchau, der in jenem Theil der Altmark den Beinamen Nåberskrooch führt, als Aufenthalt der Todten dachte; die Lokalität spricht ganz dafür, denn ehedem erstreckte sich das wasserreiche undringliche Elsbruch, der Drömling, bis zu diesem Orte; alles Leben hörte gewissermaßen dort auf, und man war durch das Wasser der Ohra von den südlich gelegenen Ortschaften den größeren Theil des Jahres über geschieden, und selbst heutzutage ist man mit ihnen nur durch eine erst im vorigen Jahrhundert wegsam gemachte Straße verbunden. Der Dialekt in diesen südlichen Ortschaften ist, wie die bei den Pfingstgebräuchen mitgetheilten Lieder beweisen, sehr abweichend von dem in der übrigen Altmark gesprochenen, und das Bruch scheint somit die Gränze zweier Völkerschaften gebildet zu haben. Dazu kommt, daß Nåberskrooch oder Nobiskrug nur der modernere Name für Ferchau ist, der aufkam, als die alte Bezeichnung Ferchau-Seelenau unverständlich geworden war. Der Gebrauch, dem Todten einen Sechser in den Mund zu geben, weist wohl auf ein wie bei Römern und Griechen übliches Fährgeld hin, und der Todte scheint nicht eingelassen zu werden, wie die Schatten in den Hades, wenn er es nicht hat, denn er wird zum Nachzehrer (Sagen No. 30.), d.h. er bleibt an die Erde gebunden, und straft die Verwandten, die ihm das Geldstück nicht gaben, dadurch, daß er sie ebenfalls in den Tod nachzieht.

Die Sagen vom wilden Jäger sind mannichfaltig; ihnen scheint sich No. 205. vom Förster Bärens anzuschließen, wenn man sie mit der Sage vom Hackelnberg (Grimm d.M.S. 518) vergleicht. Vielleicht, daß sich auch darum der Name des angeblichen Försters erhielt, der dann freilich den ersten bedeutungsvollsten Theil des Worts Hakelberend eingebüßt hätte. Das Grab scheint der Beschreibung nach (ich habe es nicht selbst gesehen) eins jener durch Steine bezeichneten Riesengräber, und giebt der Sage keine größere historische Wirklichkeit, als die Gräber des Hackelberg im Harz und Solling.

Die Teufelssagen fallen zuweilen mit Riesensagen zusammen, so No. 196. vom Teufelsdamm im Paarsteinschen See, wo auch erzählt wird, eine Hüne hätte den Damm mit drei Schürzen voll Erde gebaut, als sie aber die dritte Schürze herbeibrachte, habe sie ein Bein gebrochen und da sei das Werk unvollendet geblieben.

Dies sind ungefähr die Hauptpunkte, welche die vorliegende Sammlung in mythologischer Beziehung darbietet. – Bei Anordnung der einzelnen Sagen bin ich der geographischen Eintheilung gefolgt, da sie die zweckmäßigste schien, und sie namentlich für die Absonderung der Altmark von den übrigen Landestheilen durchaus nothwendig war, weil jene von je her überwiegend deutsche Bevölkerung hatte, diese aber eine Zeitlang hauptsächlich von Slaven bewohnt waren. Ueberdies würde eine Zusammenstellung dem Inhalt nach zusammengehöriger Sagen für den Leser, der kein wissenschaftliches Interesse an der Sache hat, zu große Einförmigkeit hervorgebracht haben. – Was die Quellen betrifft, so ist die größere Anzahl der Sagen nach mündlicher Ueberlieferung, zum Theil im Dialekt der Gegend, aufgeschrieben, im übrigen aber auch angegeben, welcher gedruckten Quelle sie entnommen sind. Dasselbe ist bei den Märchen, Gebräuchen und beim Aberglauben geschehen. – Der Herausgeber bedauert, daß einzelne Landestheile bis jetzt in der vorliegenden Sammlung nicht genug vertreten sind, allein er hofft, wenn einmal ein zweiter Band möglich werden sollte, dann auch diese soviel als möglich zu berücksichtigen, da ihm bei ihrer jetzigen leichteren und schnelleren Verbindung mit der Hauptstadt, auch Ausflüge in entferntere Gegenden gestattet sind, die ihm bisher bei sparsam zugemessener Zeit versagt waren. – Anfänglich lag es auch in der Absicht des Herausgebers, dem Buche als Anhang noch eine Sammlung von Kinderliedern und Spielen beizugeben, allein, da es wider sein eignes Erwarten umfangreich geworden, so behält er sich die Herausgabe derselben für spätere Zeit vor. Aus demselben Grunde sind auch mehrere Sagen, die anderwärts schon gedruckt waren, zurückgelegt worden.

Schließlich erfülle ich die angenehme Pflicht, denen, die mir bei dem Sammeln förderlich waren, meinen aufrichtigen Dank zu sagen, und dieser gebührt vor allen meinem Schwager, Wilhelm Schwartz, der auf mancher Wanderung mein treuer Gefährte, mir die oft mühsame Arbeit durch eifrige Regsamkeit erleichterte, und durch unermüdliche Ausdauer oft genug neue Sagen ans Licht ziehen und ihren Inhalt weiter begründen half. Wenn daher diese Sammlung einigen Werth hat und sich die Anerkennung des Lesers gewinnt, so möge er diese Anerkennung jenem ebenfalls zu Theil werden lassen.

Berlin, den 25sten November 1842.

A. Kuhn.

Fußnoten

1 In der Abhandlung: Ueber das Verhältniß Märkischer Sagen und Gebräuche zur Altdeutschen Mythologie. S. 115 ff.

2 Dabei wäre aber die Form Åberskrooch (Sagen No. 62.), die auch vorkommen soll, zu berücksichtigen.

Sagen der Altmark.

1. Ursprung der Stadt Stendal.

Beckmann Th. V. Kap. II. p. 149.

Die Stadt Stendal soll vordem nur ein kleines Dorf gewesen sein, weshalb auch bis auf den heutigen Tag ein Theil derselben den Namen des alten Dorfes führt, und soll der berühmte Kaiser Heinrich der Finkler dasselbe zuerst zu einer Stadt erhoben haben. Derselbe hat auch öfter hier seine Wohnung gehabt, und zeigt man in dem alten Dorfe unfern der S. Jakobskirche noch ein Haus, das ihm zugehörig gewesen, und hinten an demselben ein altes Gemäuer, welches die kaiserliche Hofkapelle gewesen sein soll. Alte Wandgemälde innerhalb dieses Gemäuers, sowie der an dem Vorderhause angebrachte Adler sind noch vor hundert Jahren sichtbar gewesen, und erzählt man noch bis auf den heutigen Tag, daß dies Haus ehedem eine Freistatt war, so daß sogar einer Vater und Mutter todtschlagen können und, wenn er nur diese Zufluchtstätte erreicht, aller Strafe frei und ledig gewesen. Jetzt zeichnet sich das Haus vor den andern nicht weiter aus, außer daß an dem breiten Giebel desselben zum Andenken ein schwarzer Mohrenkopf eingemauert ist.

2. Der verschwundene Tambour.

Mündlich.

Von der Marienkirche in Stendal soll ein unterirdischer Gang nach dem alten Schlosse oder dem Hause des Kaisers führen, aber so oft man dies auch hat näher ergründen wollen, ist es doch immer wegen der bösen Dünste, die sich dort unten gesammelt, mißlungen. So hatte man einst einen schweren Verbrecher im Thurm sitzen, der war zum Tode verurtheilt, deshalb machte man ihm den Vorschlag, ob er den Gang untersuchen wolle, und fände er sein Ende, so solle ihm das Leben geschenkt sein. Das nahm er denn auch gern an, man gab ihm eine Trommel und er stieg in den Gang hinab und trommelte, wie verabredet war, immer zu, so daß man erfahren konnte, welche Richtung der Gang nähme. Das ging so eine Weile fort, doch nicht lange, so verstummte der Ton der Trommel und der Tambour ist nicht wieder zum Vorschein gekommen.

3. Der Aufruhr zu Stendal.

Mündlich.

Dicht am Rathhause zu Stendal steht die gewaltige Bildsäule des Roland, von dem man sich mancherlei Sagen erzählt. So wird namentlich berichtet, daß er verheirathet, und der, welcher zu Buch steht, seine Frau sei. Andere sagen auch, wenn er es um Mitternacht zwölfe schlagen höre, so drehe er sich dreimal um. – Wegen dieses Rolands wäre es fast einmal zwischen dem Rath und den Bürgern zu blutigem Streit gekommen. Das kam so:

In Stendal erschien ein Bildhauer, der meinte, der Roland sei für das große Rathhaus nicht ansehnlich genug, ging daher zum versammelten Rath und bot sich an, er wolle ihn länger machen. Die Rathsherren meinten aber, sie wollten ihn nicht länger haben, worüber sich jener gekränkt fühlte, zu den Bürgern umher ging und das Gerücht aussprengte, der Rath wolle den Roland nicht länger haben. Dadurch brachte er denn natürlich die gesammte Bürgerschaft in Aufruhr, sie kamen wild daher gestürmt, belagerten das Rathhaus und schrieen unaufhörlich, sie wollten den Roland noch länger haben. Da klärte denn der Rath das Mißverständniß auf, und alles ging lachend und zufrieden, daß der Roland bleiben sollte, nach Hause.

4. Der Fisch in der Marienkirche zu Stendal.

Mündlich.

E. Weihe Sagen von Stendal.

Vor langen Jahren, die Chronisten sagen im J. 1425, ist das Wasser der Elbe einmal gar hoch gewachsen, so daß man die Dämme vor dem Andrang des Wassers gar nicht mehr schützen können, und da hat sichs denn zugetragen, daß der Fluß bei dem Dorfe Hemerten durchgebrochen ist und das Land weithin überschwemmt hat. Ja sogar bis nach Stendal, obwohl dies eine Meile von dort entfernt liegt, ist das Wasser vorgedrungen, und ist so hoch gestiegen, daß Markt und Straßen davon erfüllt wurden. Da ist's denn auch in die Marienkirche gekommen, und gleichsam als sollten noch die späteren Geschlechter ein Wahrzeichen dieser Schreckenszeit haben, ist ein Fisch, den die Flut in die Kirche geführt, dort, wie einige sagen, gefangen worden, wie andere erzählen, an einem spitzen Haken hangen geblieben, und als sich nun das Wasser verlief, gefunden worden. Zum Andenken dieser wunderbaren Begebenheit hat man ihn nachmals in Eisen nachgebildet, und ihn in solcher Höhe vom Boden an einem Pfeiler unfern des Altars befestigt, wie sie das Wasser erreicht hat. Die Höhlung, wo er gesessen, ist jetzt noch etwa drei Fuß vom Boden zu sehen, der eiserne Fisch hängt aber höher, damit die Kinder nicht mehr ihr Spiel mit ihm treiben.

5. Feuer bannen.

Mündlich.

E. Weihe Sagen von Stendal.

Unter den Bürgermeistern, welche die Stadt Stendal bisher hatte, ist es öfter vorgekommen, daß, wenn eine Feuersbrunst ausbrach, gewöhnlich gleich mehrere Häuser vom Feuer zerstört wurden, aber seitdem der jetzige Bürgermeister das Regiment führt, ist in diesem Falle höchstens ein Haus vernichtet worden. Das ist aber so gekommen: Als nämlich auch einmal eben eine Feuersbrunst ausbrach, kam ein kleines Männchen zu ihm, brachte ihm einen Schimmel und sagte, auf dem solle er um das Feuer reiten, da werde es sogleich stille stehn. Das hat er denn auch gethan, und augenblicklich war dem Feuer Einhalt gethan. So hat er es jedesmal, sobald irgendwo ein Feuer aufschlug, wiederholt, und nie ist mehr als ein Haus von demselben verzehrt worden. Aber der Schimmel ist alt geworden und endlich gestorben; da war nun der Bürgermeister in großer Noth, denn er sah augenscheinlich, als wieder ein Feuer ausbrach, daß es weiter und weiter um sich griff; doch faßte er sich endlich und lief nun um das Feuer herum, wie er früher herum geritten war, und siehe da! das hatte dieselbe Wirkung; das Feuer stand still. Das thut er nun jedesmal und nie brennt mehr als ein Haus ab.

6. Der verwünschte Mönch im Thurm.

Mündlich.

In den Schalllöchern eines der Thürme am Dom zu Stendal sieht man oft ein kleines rothes Männchen; doch nur kurze Zeit zeigt es sich, dann verschwindet es wieder. Das war vor Zeiten ein Mönch. Als nämlich Stendal noch halb katholisch, halb lutherisch war, hatte man an der Domkirche einen katholischen Pfaffen, dem dieser Mönch diente. Der war aber in seinem Herzen gar zornig über die neue Lehre, und schickte deshalb jenen Mönch immer auf den Thurm, um nachzusehen, ob Lutheraner zur Kirche kämen. War das nun der Fall, so mußte er schnell herabsteigen und die Kirchthüren schließen. Das hat er denn auf diese Weise lange Jahre gethan, ist aber dafür verwünscht worden und muß nun dort oben im Thurme umgehn.

7. Junfer Lorenz.

Mündlich.

Huldreich: Junfer Lorenz.

In Tangermünde sind einmal sehr reiche Leute gewesen, die haben ein einziges Kind gehabt, ein Mädchen, und haben Lorenz geheißen. Wie es nun einmal an einem Frühlingstage so recht schönes Wetter war, da ist die Kleine ganz allein hinausgegangen in den Wald, um Kräuter zu suchen. Aber da der Wald gar groß war, hat sie sich verlaufen und konnte nimmer wieder herausfinden, und wie sie so dachte, daß sie hier würde verschmachten müssen, setzte sie sich hin und fing bitterlich zu weinen an. Sie hatte aber nicht gar lange gesessen, so kam ein großer Hirsch mit gewaltigem Geweih auf sie zu, nahm sie auf seinen Rücken und führte sie unversehrt nach der Stadt. Dort ist er dann bis an sein Lebensende gepflegt worden, und als er todt war, hat man sein Geweih in der Nicolaikirche aufgehängt, und auf demselben zum Andenken an die wunderbare Errettung das Bild der Junfer Lorenz, aus Holz geschnitzt, angebracht. Der Wald aber, in dem dies geschehen, ist jetzt verschwunden, jedoch führen die an seiner Stelle gelegenen Aecker noch den Namen des Lorenzfeldes.

Das Geweih mit dem Bilde hat lange, lange Jahre in der Nicolaikirche gehangen, denn man erzählte, daß Junfer Lorenz verordnet habe, es solle darin bleiben, so lange noch ein Stein auf dem andern sitze. Deshalb nahm man es auch, sobald in der Kirche gebaut wurde, nicht aus derselben, da es jedesmal einen gewaltigen Lärm erregte, wenn es angerührt wurde, und ließ es auch in derselben, als sie zu einem Lazareth umgewandelt ward. Seit dem Jahre 1831 jedoch ist es nach der Stephanskirche gebracht worden, wo es nun ruhig in der Nähe des Altars hängt.

8. Kaiser Karl zu Tangermünde.