Marvel Spider-Man: Far From Home - Steve Behling - E-Book

Marvel Spider-Man: Far From Home E-Book

Steve Behling

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Beschreibung

Ein Superheld macht Ferien

Nach den teils tragischen Ereignissen von »Avengers: Endgame« möchte Peter Parker alias Spider-Man nichts lieber, als für ein paar Wochen eine Auszeit vom Heldsein zu nehmen. Doch während er sich mit Ned, MJ und dem Rest der Clique auf Klassenfahrt in Europa befindet, wird er von Nick Fury, dem ehemaligen Direktor des Geheimdienstes S.H.I.E.L.D., rekrutiert. Zusammen mit dem Superhelden Mysterio soll er bei der Aufklärung mehrerer schwerer Angriffe helfen. Doch es ist nicht alles, wie es scheint ...

Basierend auf dem Megablockbuster "Spider-Man: Far From Home" erzählt das Buch zum Film die Handlung altersgerecht für Kinder ab 10 Jahren. Ausgestattet mit farbigen Filmfotos.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 214

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Adaptiert von Steve Behling

Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

© 2020 MARVEL Die englische Originalausgabe erschien 2020 bei Marvel Press, ein Imprint von Disney Book Group, New York, unter dem Titel »Spider-Man: Far From Home« 2020 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Übersetzung: Kerstin Fricke Umschlaggestaltung: Geviert, Grafik und Typografie, unter Verwendung des Filmplakats sh · Herstellung: MJ Satz und E-Book: GGP Media GmbH, Pößneck ISBN: 978-3-641-26495-6V001www.cbj-verlag.de © 2020 MARVEL

Mehr über cbj auf Instagram unter @hey_reader und @cbjverlag.

PROLOG

Schön und ruhig.

So war das Leben in Ixtenco, Mexiko – jedenfalls bis gestern. Bis der Zyklon zugeschlagen hatte.

»Nick«, sagte Maria Hill beim Aussteigen aus dem Wagen. »Das ist eine Tragödie, aber deswegen sind wir nicht hier. Bekämpfen wir jetzt etwa das Wetter?«

Nick Fury hievte seinen groß gewachsenen Körper aus dem Auto und begutachtete die Schäden. Wo er auch hinschaute, überall sah er nur zerstörte Gebäude. Die wenigen Überlebenden suchten in den Trümmern nach Familienerbstücken und unersetzbaren Erinnerungen.

»Die Einwohner sagen, der Zyklon hatte ein Gesicht«, berichtete Nick.

»Tja, Menschen sehen Dinge, wenn sie unter Stress stehen, okay?«, erwiderte Maria. »Das bedeutet nicht, dass das jetzt der Anfang eines weiteren großen Weltuntergangs …«

Hill und Fury drehten sich ruckartig um, als der Wind über den Boden peitschte und einen Wirbel bildete, der sich in die Luft erhob. Irgendetwas entstand daraus.

Etwas mit einem Gesicht.

Dann tauchte wie aus dem Nichts eine seltsame Gestalt in einer grünen Rauchwolke auf. Sie trug einen grünen Overall, einen runden Helm und ein Cape. Sobald der Helm deaktiviert wurde, enthüllte er das bärtige Gesicht eines erschöpften, kampfesmüden Mannes.

»Wer sind Sie?«, fragte der Mann. »Damit wollen Sie nichts zu tun haben.«

1

Der Song »I Will Always Love You« – die Whitney-Houston-Version, nicht das Original von Dolly Parton – bildete die Audiobegleitung des Videos. Über den Wolken war Tony Stark zu sehen. Kurz danach löste sich das Bild auf und wurde von Captain America – Steve Rogers – ersetzt.

Es folgte Natasha Romanoff.

Danach ein künstliches Wesen, bekannt als Vision.

Allesamt Avengers und Helden.

Und das waren bei Weitem nicht alle, die das ultimative Opfer gebracht hatten, um Thanos daran zu hindern, sich alle sechs allmächtigen Infinity-Steine zu beschaffen und die Hälfte aller Lebewesen im Universum auszulöschen.

Bilder von Vögeln am Himmel wichen Seelenkerzen, und Jason Ionello und Betty Brant, die Reporter der Midtown High, erschienen auf dem Bildschirm, um den Sonderbericht der Highschool zu moderieren.

»Gegangen, aber nicht vergessen«, verkündete Betty so ernst, wie sie nur konnte.

»Danke an Kenneth Lim und Vihaan Ramamurthy für ihre Hilfe bei diesem anrührenden Video-Tribut«, fügte Jason hinzu, als auf einmal das Galgenmikrofon von oben ins Bild kam.

Betty drehte sich zur Kamera um und begann ihren Bericht. »Dieses Jahr war kurz zusammengefasst nichts als …«

»Sch …!«

PIEP!

»… so verrückt. Durchgeknallt«, fiel Jason ihr ins Wort, nachdem sein Fluch sofort mit einem Piepen übertönt worden war.

»Jason«, ermahnte Betty ihn leise.

»Was?«

»Nicht fluchen«, rief sie ihm in Erinnerung und lächelte in die Kamera.

»Ach, letzter Schultag«, meinte er unbesorgt. »Alles gut.«

Betty ignorierte ihren Mitmoderator und wandte sich erneut der Kamera zu. »Historisches. Vor über fünf Jahren wurde die Hälfte aller Lebewesen im Universum, einschließlich unserer Midtown High, einfach so ausgelöscht. Aber dann, vor acht Monaten, brachte uns eine Gruppe tapferer Helden zurück. Man nannte es den ›Blipp‹.«

Eine Grafik erschien auf dem Bildschirm, in der passenderweise »Der Blipp« stand.

»Die, die weggeblippt wurden, kamen im selben Alter wieder«, fuhr Betty fort. »Aber unsere Mitschüler, die verschont wurden, sind inzwischen fünf Jahre älter.«

Jason machte ein verdutztes Gesicht. »Ja, wie mein kleiner Bruder, der ist jetzt älter als ich.«

Betty schüttelte den Kopf. »Ja, ist Mathematik«, schalt sie Jason genervt. »Und obwohl wir weggeblippt wurden, in der Mitte des Schuljahres, noch dazu nach den Zwischenprüfungen, hat die Schule uns gezwungen, das ganze Schuljahr zu wiederholen.« Ihre Entrüstung über die Lösung der Schule für dieses äußerst ungewöhnliche Problem war offensichtlich.

»Das ist total unfair«, warf Jason ein. »Das ist nicht richtig.«

Betty holte tief Luft und sprach weiter. »Tigers, es war ein langer, dramatischer, etwas verwirrender Weg. Jetzt, da sich das Jahr dem Ende nähert, ist es an der Zeit, weiterzuziehen. In einen neuen Abschnitt unseres Lebens.«

»Und zu beten, dass nicht wieder was Verrücktes geschieht«, meinte Jason. »Sind die Avengers denn noch am Start? Hat irgendjemand einen Plan?« Keiner wusste es. Dabei machten sich alle deswegen Sorgen.

»Ich habe einen Plan.«

Peter Parker saß zusammen mit seinem besten Freund und ebenfalls Blipp-Rückkehrer Ned Leeds im Kunstraum. Er rückte näher an Ned heran und flüsterte: »Okay, erstens, ich sitz neben MJ auf dem Flug. Zweitens, ich kauf einen dualen Kopfhöreradapter und ziehe mir Filme mit ihr rein, die ganze Zeit.« Er hatte sehr lange darüber nachgedacht.

»Okay«, murmelte Ned, der Peter so weit folgen konnte.

»Drittens, wenn wir in Venedig sind … Venedig ist superberühmt für Sachen aus Glas, oder?«, fragte Peter, auch wenn er die Antwort darauf längst kannte. Er hatte schließlich online recherchiert.

»Stimmt«, bestätigte Ned.

»Ich kaufe ihr eine Kette mit einer schwarzen Dahlie, weil ihre Lieblingsblume die schwarze Dahlie ist wegen, na ja …«

»Den Morden«, beendete Ned den Satz seines Freundes, ohne mit der Wimper zu zucken. MJ war nun mal MJ.

»Dem Mord«, korrigierte ihn Peter, der heilfroh darüber war, dass sein Freund die Anspielung begriff. MJ stand auf alle möglichen Dinge, die manch einer als seltsam erachten würde. Sie war fasziniert vom Merkwürdigen und Makabren wie dem Mordfall aus dem Jahr 1947, der als »Die Schwarze Dahlie« tragische Berühmtheit erlangt hatte.

»Viertens«, fuhr Peter fort, »wenn wir in Paris sind, werde ich mit ihr auf den Eiffelturm gehen, gebe ihr die Kette. Und fünftens sage ich ihr, was ich empfinde. Und dann, sechstens, wird sie mir hoffentlich sagen, dass sie genauso empfindet.« Das war ein guter Plan. Er war sehr stolz darauf.

»Oh, vergiss nicht Schritt sieben«, gab Ned zu bedenken.

»Schritt sieben?«, wiederholte Peter irritiert und bekam auf einmal Angst, er hätte etwas vergessen, das seinen sorgfältig ausgearbeiteten Plan ruinieren könnte.

»Mach nichts davon.« Das war Neds voller Ernst.

Peter glaubte schon, sein Kopf müsse explodieren. »Warum?« Was stimmte mit seiner Strategie nicht? Jeder Schritt führte schon rein logischerweise zum nächsten!

»Weil wir in Europa Junggesellen sein werden, Peter«, erklärte Ned. »Hör zu, ich weiß vielleicht nicht viel, aber eins weiß ich: Europäer lieben Amerikaner.« Das hatte er allerdings nicht online recherchiert.

Peter starrte seinen Freund an und war sich nicht sicher, ob Ned jetzt völlig den Bezug zur Realität verloren hatte.

»Wirklich?« Überzeugt hörte sich Peter nicht an.

»Und mehr als die Hälfte von ihnen sind Frauen«, ergänzte Ned. Das war ebenso Optimismus wie Hörensagen.

»Okay, klar«, gab Peter nach und versuchte, wieder zum Thema zu kommen. »Aber … Ich steh total auf MJ, Mann, okay? Sie ist großartig, sie ist superlustig auf düstere Weise, und manchmal erwische ich sie, wie sie mich ansieht, und mir wird dann ganz schwindelig … Sie kommt.« Er vergaß zu atmen, was manchmal passierte, wenn sie in der Nähe war.

Ned drehte sich halb um und sah, dass MJ mit einer großen rechteckigen Kunstmappe in der Hand und wippendem Schritt auf sie zukam.

»Sag bloß nichts, klar?«, wisperte Peter.

»Was geht, ihr Pfeifen?«, begrüßte MJ sie, wobei ihr Tonfall erkennen ließ, dass sie sich ebenso als Pfeife sah wie die beiden Jungs. »Aufgeregt wegen der Studienreise?«

Peter wurde immer nervöser. »Hey, äh, ja, wir reden gerade über den Trip.«

»Ja, und Peters Plan«, beteiligte sich Ned äußerst hilfreich an der Unterhaltung.

Peter zuckte zusammen.

»Du hast einen Plan?«, fragte MJ mit ausdrucksloser Stimme. Ihr Blick schien Peter förmlich zu durchbohren.

»Ich hab … Ich hab keinen Plan«, stammelte Peter.

»Nein, er ist nur versessen darauf, kleine Löffel zu sammeln aus anderen Ländern«, behauptete Ned albernerweise. Etwas anderes war ihm auf die Schnelle nicht eingefallen.

MJ starrte Peter an. »Wie … wie eine Großmutter?«

Peter hätte Ned am liebsten geschlagen. »Ich sammle keine kleinen Löffel. Er ist derjenige, der sie sammelt«, behauptete er und deutete auf Ned.

»Okay. Na ja, war ja ’ne richtige Achterbahnfahrt der Gefühle«, sagte MJ, die von dem Thema bereits die Nase voll hatte. »Ach übrigens, Reisetipp: Es wäre wahrscheinlich besser, euch ein VPN aufs Handy zu laden, dann kann euch die Regierung nicht orten, wenn wir weg sind.«

»Clever«, meinte Peter und war heilfroh, dass sie nicht länger über das Sammeln von Löffeln redeten. »Machen wir.«

MJ rückte ihre Mappe unter dem Arm zurecht und ging weiter.

Peter stieß die Luft aus.

»Alter, ich denke, das ist wirklich toll gelaufen«, stellte Ned fest, als wäre er der angesehene Experte für Romanzen.

2

Peter fragte sich den Rest des Tages, ob Ned wirklich glaubte, er hätte MJ mit dieser Geschichte über das Sammeln kleiner Löffel davon abgelenkt, dass er zuvor »Peter hat einen Plan« gesagt hatte.

Er konnte es nur hoffen, auch wenn er nicht wirklich daran glaubte.

Einerseits war MJ viiiiiel zu clever, um sich von so etwas ablenken zu lassen.

Und andererseits war die Behauptung absolut lächerlich!

Wer sammelte denn schon kleine Löffel?

Großmütter.

MJ hatte vollkommen recht.

Arg!

Doch Peter versuchte, vorerst nicht länger an dieses Debakel zu denken. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen. Im Augenblick stand er in seinem kompletten Spider-Man-Kostüm vor einem Vorhang und hörte May zu, die zu einem großen Publikum sprach.

»Als ich in mein Apartment zurückgeblippt wurde, war die Familie, die darin wohnte, sehr verwirrt«, erinnerte sich May. »Die Ehefrau dachte, ich sei die Geliebte. Die Großmutter dachte, ich sei ein Geist.«

Das Publikum lachte. Jeder konnte irgendeine chaotische Geschichte aus dieser Zeit erzählen.

»Es war wirklich ein Chaos. Ich danke Ihnen, dass Sie hergekommen sind, um denen zu helfen, die obdachlos wurden durch den Blipp. Und selbstverständlich danke ich auch unserem Spider-Man!«

Das war Peters Stichwort. Er trat ganz langsam vor zum Mikrofon. Im Publikum saßen bestimmt 100 Personen an Tischen beim Abendessen.

»Danke, Miss Parker, dass ich hier sein darf«, begann Spider-Man zögerlich und reckte beide Daumen in die Luft. »Und ich danke euch, dass ich hier sein darf.«

Mit einem Mal wusste er nicht mehr, was er noch sagen sollte. Normalerweise war er immer sehr schlagfertig, solange er sein Spider-Man-Kostüm trug. Allerdings kämpfte er dann auch die meiste Zeit gegen Superschurken wie Vulture und musste nicht vor anderen Menschen sprechen – die ihn auch noch erwartungsvoll anstarrten.

»Und danke dir, Spider-Man«, sprang May sofort wieder ein, die das Unbehagen ihres Neffen zu spüren schien. »Er wird gleich bei euch sein, um Fotos zu machen und Videos. Danke.«

Erleichtert verließ Spider-Man die Bühne und zog den Vorhang mit einem Arm zu. May folgte ihm, und Peter deaktivierte seine Spider-Man-Maske.

»Das war abgefahren!«, rief Peter und klatschte seine Tante ab.

»Das war toll!«, bestätigte May.

Peter lief kurz auf und ab, um seine Energie und Nervosität loszuwerden. »Ah, das war cool. Ich war so nervös.«

»Entschuldige, ich war ein bisschen steif. Dachte, ich wäre nicht ganz bei der Sache«, stellte May selbstkritisch fest.

»Nein, du warst toll«, versicherte Peter ihr.

May lächelte und musterte ihren Neffen mit schief gelegtem Kopf. »Ja, obwohl ich dachte, du warst ein bisschen steif.«

Damit hatte Peter nicht gerechnet, aber das entsprach in etwa seinem Eindruck vom eben absolvierten Auftritt. »Ja, hatte auch das Gefühl. Hatte auch das Gefühl«, stimmte er ihr zu. Reden in der Öffentlichkeit gehörten nicht zu seinen Stärken.

»Ja, schon gut.« May winkte ab. »Schon gut, schon gut.« Sie wusste, wie sensibel Peter in Bezug auf sein Selbstvertrauen sein konnte.

Jetzt hatte Peter allerdings den Eindruck, es wäre alles andere als gut gelaufen.

»Reisepass bekommen?«, vergewisserte sich May und wechselte spontan das Thema. »Mini-Zahnpasta?«

»Ja, das auch.«

»Hey, entschuldigt, bin spät dran.«

Peter drehte sich um und sah, wie Happy Hogan durch die Tür den Bereich hinter der Bühne betrat. Happy trug einen dunklen Anzug und hatte ein großes rechteckiges Pappschild in den Händen.

»Happy! Hey!« Peter begrüßte das vertraute Gesicht mit dem für ihn typischen Enthusiasmus. Doch dann fiel ihm ein, wann er Happy das letzte Mal gesehen hatte …

… bei Tony Starks Beerdigung.

»Oh, du siehst bezaubernd aus«, bemerkte Happy im Näherkommen zu May.

»Danke, du auch!«, erwiderte May. Sie war geschmeichelt, was man ihr auch ansah.

Peter musterte erst seine Tante und dann Happy. Lief da irgendwas?

»Danke«, sagte Happy. Peter fand, der Mann klang ein wenig nervös. »Neues Kleid?« Warum fiel Happy auf, dass Peters Tante ein neues Kleid trug?

May strahlte. »Äh, ja. Ja, ist es.« Dann musterte sie Happy kritisch. »Neue Bartfrisur?«

Happy hob eine Hand und strich über die Barthaare an seiner Wange. »Ist mein Blipp-Bart. Hab ich wachsen lassen. Im Blipp.« Seit wann benahm sich Happy denn so unbeholfen wie Peter bei MJ, wenn May in der Nähe war?

Peter starrte Happy an.

»Mein Blipp-Bart«, wiederholte Happy und wandte sich Peter zu, weil er plötzlich nicht weiterwusste.

»Verstehe«, sagte May. »Ja.« Wieso verhielt sie sich so komisch?

Einen Augenblick lang herrschte betretenes Schweigen.

»Ich bin so spät dran, weil der verbummelt wurde«, erklärte Happy und deutete auf den riesigen Pappscheck über 500 000 Dollar in seinen Händen, »im Büro, stellt euch mal vor, bei dem Ausmaß. Nicht das Ausmaß der Summe, sondern die Größe. Obwohl, die Summe ist auch nicht zu verachten. Die sind sehr großzügig. Pepper Potts sagte, tut ihr leid, dass sie nicht hier sein kann.«

Peter dachte an Pepper Potts und wie er in der Schlacht gegen Thanos an ihrer Seite gekämpft hatte. Sie hatte bei diesem Kampf Mr Stark verloren – und die Welt ihren einzig wahren Tony Stark. Jetzt musste sie ihre Tochter Morgan ganz allein großziehen, während sie zudem Stark Industries leitete.

»Ich gehe jetzt mal die Brennpaste unter der veganen Lasagne auswechseln«, beschloss May nach einem Augenblick. Dann fügte sie noch hinzu: »Spider-Man, geh Hände schütteln.« Nach einem letzten Lächeln zu Happy war sie wieder hinter dem Vorhang verschwunden.

»Mach ich«, versprach Peter und sah May hinterher. Dann drehte er sich zu Happy um. »Was war das denn bitte?«, wollte er wissen, weil er einfach nicht anders konnte.

Denn mal im Ernst, lief da was zwischen May und Happy? Welchen Grund sollte es denn sonst geben, dass sie sich in Gegenwart des anderen so seltsam verhielten?

Es machte jedoch ganz den Anschein, als würde Peter noch eine Weile auf die Antwort warten müssen, da Happy seine Frage schlichtweg ignorierte. »Zur Info«, wechselte er das Thema, »Nick Fury ruft dich an.«

Peter war sich nicht sicher, was er bei diesen Worten empfand: Blieb sein Herz einfach stehen oder versuchte es, seinen Brustkorb zu sprengen? Vermutlich beides.

»Nick Fury ruft mich an? Warum?«, wollte er wissen. Die Panik in seiner Stimme war nicht zu überhören.

»Warum?«, wiederholte Happy, um dann laut zu überlegen: »Vermutlich hat er ein paar Heldensachen für dich zu tun. Du bist ein Superheld. Er ruft Superhelden an.« Für ihn war die Sache sonnenklar.

Beinahe hätte Peter die Augen verdreht. »Na ja, wenn’s wirklich so wichtig wäre, würde er bestimmt jemand anders anrufen, nicht mich.« Denn es gab da draußen doch richtige Avengers, die sich um solche Sachen kümmern konnten, oder nicht?

Wie aufs Stichwort fing ein Handy an zu klingeln. Peter starrte seinen Rucksack an.

Das Klingeln hörte nicht auf.

»Offensichtlich nicht«, stellte Happy fest.

Peter holte sein Handy aus dem Rucksack und warf einen Blick aufs Display. Happy versuchte ebenfalls zu erkennen, wer der Anrufer war.

»Anonymer Anruf«, sagte Happy. »Das ist er.« Er wusste, wie der Hase lief.

»Ich will aber nicht mit Nick Fury sprechen.« Peter zögerte und hielt das Handy wie etwas durch und durch Ekliges in der Hand.

»Geh ans Handy«, verlangte Happy und deutete mit dem Kopf darauf.

»Warum?«, protestierte Peter.

»Wenn du nicht mit ihm redest, muss ich mit ihm reden. Und ich will nicht mit ihm reden.« Das lag weit über seiner Gehaltsklasse.

»Und warum wollen Sie nicht mit ihm reden?«, hakte Peter nach. Happy war doch hier der Erwachsene. Und hier ging es um Erwachsenenkram. Peter war bloß ein Junge.

»Weil ich Angst hab«, gab Happy offen zu. »Jetzt geh schon ran.« Peter war doch hier der Superheld. Und hier ging es um Superheldenangelegenheiten. Happy war bloß ein Angestellter.

Peter starrte das Handy noch immer an und drückte den Anruf dann weg.

»Du hast Nick Fury zur Voicemail geschickt?«, stieß Happy verblüfft hervor. »Man schickt Nick Fury nicht zur Voicemail.« Das würde ein böses Ende nehmen.

Peter warf einen Blick über die Schulter zum Vorhang und der Bühne dahinter.

»Die rufen mich«, behauptete er, obwohl das eindeutig gelogen war. »Ich muss los. Ich muss los.«

»Du musst mit ihm reden.«

»Ich werde ihn anrufen«, versicherte Peter Happy, auch wenn er das ganz bestimmt nicht vorhatte. »Ich versprech’s.«

Während Peter zum Vorhang zurückwich, rief Happy ihm hinterher: »Du darfst Nick Fury nicht ignorieren!« Begriff der Junge überhaupt, was er da tat?

»Ich verspreche es Ihnen, ich rufe ihn an.« Peter drehte sich zur Bühne um und aktivierte seine Spider-Man-Maske. Dann fügte er so leise, dass Happy es nicht hören konnte, hinzu: »Nach meiner Reise.«

Spider-Man ließ die vier mechanischen Arme am Rücken seines Iron-Spider-Anzugs hervorschnellen, riss damit den Vorhang auf und betrat die Bühne. »Hey!«, rief er fröhlich, um seine Rückkehr anzukündigen, und sofort stürmten die Leute auf ihn zu.

Happys Handy klingelte. Oh, oh.

Er ging ran. Schließlich wusste er genau, dass man solche Anrufe besser nicht wegdrückte.

»Nein, nein, er ignoriert Sie nicht«, behauptete Happy und hätte gut und gerne auf das Gespräch, das jetzt folgen würde, verzichten können.

»Okay, eine Frage nach der anderen!« Spider-Man versuchte, die Menge unter Kontrolle zu halten, die ihn mit tausend Fragen gleichzeitig bestürmte.

»Sind Sie jetzt der Anführer der Avengers?«, wollte jemand wissen.

Kamerablitze blendeten Spider-Man, und man hielt ihm unzählige Mikrofone vors Gesicht.

»Nein, das bin ich nicht«, antwortete er. Sollte das ein Witz sein?

Ein anderer wollte wissen: »Wenn Aliens zurückkommen, was machen Sie dann?« Augenblick mal, was? Woher sollte er denn wissen, was dann zu tun war?

BLITZ.

BLITZ. Ständig blitzten die Kameras, die auf ihn gerichtet waren.

»Hat nicht irgendjemand eine Frage zur Nachbarschaft?«, versuchte Spider-Man, das Thema zu wechseln. Immerhin war er der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft, nicht wahr?

»Sean Winford, Queens Tribune«, stellte sich ein Mann vor und hielt Spider-Man sein Mikro unter die Nase. »Wie ist es, die Nachfolge von Tony Stark anzutreten? Große Fußstapfen, in die man da tritt.«

BLITZ.

BLITZ.

Spider-Mans Herz raste inzwischen. Das Atmen hinter der Maske fiel ihm immer schwerer. Unaufhörlich prasselten die Fragen auf ihn ein und blendeten ihn die Kamerablitze, bis er es nicht mehr aushielt und sagte: »Ich muss jetzt gehen. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«

Er sprang in die Luft, schoss ein Netz ab und verließ daran den Saal.

Sekunden später schwang er über die Straßen von Queens, New York, hinweg und war erleichtert, den Reportern und den Fragen entronnen zu sein.

Er landete auf einem Dach hoch über der Straße und deaktivierte seine Maske. Eine Hochbahn fuhr hinter ihm vorbei.

»Okay«, versuchte Peter, sich wieder zu beruhigen. Das Schlimmste hatte er hinter sich, nicht wahr?

Sein Handy klingelte.

Hätte er sich umgedreht, wäre ihm das riesige Graffiti an der Wand aufgefallen.

Von Iron Man.

Darunter stand ein Wort:

UNBESIEGBAR.

3

Peter saß in seinem Zimmer und starrte das Handy in seiner Hand an.

Das klingelnde Handy.

Auf dem Display stand »unbekannte Nummer«.

Er hob den Kopf und schaute in den Kleiderschrank, in dem sein Spider-Man-Kostüm hing.

Sein Magen zog sich zusammen. Was sollte er nur tun?

»Hunger?«

Peter hörte Mays Stimme, aber bevor er reagieren konnte, bekam er auch schon eine Banane an den Kopf.

May stand lachend in der Zimmertür und schlug sich eine Hand vor den Mund. »Das tut mir so leid«, entschuldigte sie sich. »Ich dachte, das könntest du spüren mit deiner Peter-Regung.«

Allein der Klang der Worte »Peter-Regung« ließ ihn erschaudern.

»Bitte fang nicht an, es meine ›Peter-Regung‹ zu nennen«, bat er. Bitte nicht!

»Also, was ist los?«, neckte May ihn. »Du kannst Kugeln ausweichen, aber keinen Bananen?«

»Nein, ich brauche nur dringend diese Ferien«, gab Peter zu und warf einen Blick in den offenen Koffer auf seinem Bett. »Einfach eine Pause.« Es war so viel passiert, in der Welt und in seinem Leben, und er hatte noch gar keine Zeit gehabt, um zur Ruhe zu kommen und mit allem fertig zu werden. Oder einfach mal nicht fertig zu werden. Er war ein Held, wann immer er gerufen wurde, aber konnte er nicht auch ein bisschen Zeit für sich haben?

May musterte ihren Neffen. »Hast du dir verdient.« Das meinte sie ernst. Er war so ein guter Junge. Und er hatte ein so großes Herz. Darum verdiente er es umso mehr, Zeit für den Heilungsprozess zu bekommen.

Peter nickte dankbar.

»Weißt du was?«, schlug sie vor. »Du packst deinen Anzug ein. Nur für den Fall. Bei mir regt sich da was.«

»Bitte hör auf zu sagen, dass sich was regt, May«, flehte Peter und merkte umso deutlicher, wie urlaubsreif er war.

Lächelnd ließ May Peter weiterpacken. Er betrachtete die ältere Version seines Anzugs im Schrank und die Ladestation davor auf dem Fußboden, in der sich sein Iron-Spider-Kostüm befand.

Kurz überlegte er, ob er Mays Rat befolgen und das Kostüm einpacken sollte.

»Nein«, entschied er laut. »Nein, nichts da.«

Dann klappte er seinen Koffer zu.

4

Der Weg zum – und durch den – Flughafen war ebenso langweilig wie ereignislos gewesen, was bei Peter Parker schon recht ungewöhnlich war. Im Allgemeinen passierte immer irgendetwas. Aber nicht heute. Er hatte sich wie geplant am JFK-Flughafen mit seinen Klassenkameraden und ihren Lehrern Mr Harrington und Mr Dell getroffen.

Und jetzt? Jetzt saß er im Flugzeug neben Ned und nicht etwa neben MJ, und das war DEFINITIVNICHTTEILDESPLANS.

»Übernimmst du die erste Schicht oder die zweite?«, fragte Mr Harrington Mr Dell, als sie durch den engen Gang liefen. »Mir ist’s egal.«

Mr Dell sah die Sache jedoch anders und verlangte unverblümt: »Gib mir die dritte. Wegen der Schlaftablette.«

Peter bemerkte, dass Mr Harringtons übliche sauertöpfische Miene nun noch mürrischer aussah. »Ich kann die Kids nicht allein beaufsichtigen!«, protestierte er.

Aber Mr Dell ließ sich auf seinen Platz sinken und schloss die Augen.

»Yo, Parker!«

Peter drehte sich zu Flash Thompson um, der in der ersten Klasse stand und ein Champagnerglas in der Hand hielt. »Das hier nennt man Flugzeug. Ist wie die Busse, die du gewohnt bist, nur fliegt es über die armen Viertel drüber, anstatt durch sie durchzufahren.« Er grinste seinen Klassenkameraden an.

Bei diesen Worten fragte sich Peter, ob eine Reise zusammen mit Flash tatsächlich etwas war, das er als »Ferien« bezeichnen konnte. Möglicherweise glich es eher einer Gefängnisstrafe.

Dann hörte er eine Stimme fragen: »Ma’am?«

MJ.

Eine Flugbegleiterin aus der ersten Klasse, die neben Flash stand, warf MJ einen Blick zu. »Hm?«

»Er wurde weggeblippt«, erklärte MJ und deutete auf Flash. »Also ist er eigentlich 16 und nicht 21.«

Die Stewardess beäugte Flash kritisch und nahm ihm prompt das Champagnerglas weg. »Ich nehme das«, sagte sie.

Die anderen Midtown-Schüler fingen an zu lachen, während Flash stotternd protestierte: »Sie lügt. Ich kenne dieses Mädchen nicht mal.« Aber dieser Zug war bereits abgefahren.

»Ein klassischer MJ, oder?«, kommentierte ein großer, gut aussehender Schüler, der an Peters und Neds Reihe vorbeiging.

»Wusstest du, dass Brad mitkommt?«, fragte Peter und sah Brad hinterher.

»Das ist so seltsam«, überlegte Ned laut. »Früher war er noch das kleine Kind, das heult und ständig Nasenbluten hat. Und auf einmal, nachdem wir zurückgeschnippt wurden, ist er total muskulös und supernett und alle Mädchen sind hinter ihm her.«

Peter beobachtete, wie Brad einer ihrer Klassenkameradinnen half, ihr Gepäck zu verstauen.

»Nicht alle Mädchen sind hinter ihm her«, widersprach Peter skeptisch.

»Hm, denkst du, Mann. Die sind alle hinter ihm her«, beharrte Ned und holte einen Laptop aus dem Handgepäck. »Ist auch egal. Es gibt Wichtigeres. Ist ein 9-Stunden-Flug. Wir können Beast Slayer spielen, die ganze Zeit«, meinte er viel zu enthusiastisch für Peters Geschmack.

Peter drehte sich auf dem Sitz um und sah zu Brad hinüber.

Der mit MJ plauderte.

»Du musst mir helfen, neben MJ zu sitzen«, flehte Peter Ned an.

Ned schlug mit dem Hinterkopf gegen die Kopfstütze seines Sitzes und kniff die Augen zu. »Echt jetzt?« So hatte sich Ned den Start seiner Europareise eigentlich nicht vorgestellt.

»Ja, echt jetzt«, beharrte Peter. Er würde die Ferien bekommen, die er sich wünschte. Und dazu gehörte auch MJ. Ned würde ihm wohl oder übel helfen müssen.

Ned verzog genervt das Gesicht. »Was ist mit unserem Plan? Amerikanische Junggesellen in Europa.«

»Das ist dein Plan«, erwiderte Peter. »Das ist dein Solo-Plan. Komm, das hier ist mein Plan. Bitte.« Er konnte das nicht allein schaffen.

Peter sah Ned mit weit aufgerissenen Augen an. Genau, wie dieser Welpenblick immer bei May funktionierte, zog er auch hier. Diesem Gesicht konnte niemand widerstehen.

Ned seufzte schwer.

»Ah, hey, Leute. Äh, da sitzt so eine alte Dame direkt vor uns, die hat sich wie verrückt einparfümiert, und irgendwie löst das Peters Allergie aus«, behauptete Ned. Er war nach hinten gegangen und stand jetzt neben Betty und MJ, die nebeneinandersaßen. »Ähm, weißt du, Betty, wenn du einfach den Platz mit ihm tauschen könntest, dann wäre das …«