Maskenball der Sinnlichkeit - Andie New - E-Book

Maskenball der Sinnlichkeit E-Book

Andie New

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Beschreibung

Erster Teil der MASKENBALL Reihe. Geheime Portale führen in eine magische Welt, die nur wenigen Menschen bekannt ist. Eine von ihnen ist Kira Askin, die, durch Träume gerufen, Zutritt erhält. Umgeben von Zauber und Magie trifft sie dort auf den attraktiven Prinzen, der sie zum alljährlichen Maskenball der Sinnlichkeit einlädt. Ein Privileg, das nicht jeder Frau zuteil wird. Von seinem sinnlichen Zauber eingefangen, findet sich Kira in jener besonderen Nacht in den Armen des Prinzen wieder. Jedoch nicht ganz freiwillig, denn sie erfährt, was es wirklich mit diesem Ball auf sich hat: Der Prinz erwählt sich eine Geliebte für das kommende Jahr, und Kira ist eine der Kandidatinnen. Zudem stößt sie auf ein Geheimnis, das sie um jeden Preis enthüllen muss, denn dabei geht es um ihre eigene Zukunft...

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Veröffentlichte Bücher der Autorin:

Sinnliche Verlockung Erotic Love Stories

Die Rückkehr der verlorenen Magie

Kleiner Drache und die zehn Gaben

Magische Geschichten aus dem Wunderwald

Inhalt

Kiras Traum

Das Portal

Einladung im Schloss

Die Hütte im Wald

Maskenball der Sinnlichkeit

Prinz Redwins Zauber

Die geheime Begegnung

Lord und Lady Topal

Die Geliebte des Prinzen

Der Diebstahl

Beltane

Lilians Magie

Der Verrat

1 Kiras Traum

* Elf Monate früher*

Die Sonnenstrahlen des neuen Morgens kitzelten Kira aus dem Schlaf. Nur langsam gelang es ihr, die Augenlider einen kleinen Spalt zu öffnen. Sie fühlte sich müde. Geräuschvoll atmete sie aus.

»Was ist denn nur passiert?«

Murmelnd verließen ein paar Worte ihren Mund. Eine Schwere lag auf ihren Augen und Erschöpfung in ihrem Körper. Ganz von selbst sanken ihre Lider wieder nach unten und ein seltsamer Halbschlaf hüllte sie ein.

Sie hörte Musik, Stimmen und Lachen, vernahm Gerüche einer fein-süßlichen Note und spürte sanfte Hände über ihre Haut gleiten. Alles zusammen eine Komposition, die verführerisch die Sinne reizte. Ein Lächeln zog sich über ihre Lippen. Sie hörte, roch und spürte, doch die Bilder, die auftauchten, waren verschwommen. Im Halbschlaf war sie Teil einer seltsam anmutenden Szenerie, die ihr fremd war und nicht in das normale Leben passte, das sie kannte.

Erst als die Klänge der Musik in die Ferne rückten und die Eindrücke verblassten, kam sie langsam zu sich. Mehrmaliges Blinzeln, dann waren die Augen offen und ein tiefer Atemzug folgte. Kira rappelte sich aus dem Bett und rieb sich den letzten Rest Schlaf aus den Augen. Sie öffnete das Fenster, um die angenehm frische Luft des Morgens ins Zimmer zu lassen, und blickte hinaus auf das überwältigende Panorama.

Nur wenige Schritte von dem Haus entfernt, in dem sie wohnte, erstreckte sich ein großer Wald mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Wenn Kira ihn betrachtete, spürte sie einen Hauch von Magie, der über den Bäumen lag. Sie liebte es, in diesem Wald Spaziergänge zu unternehmen und ihre besonderen Plätze darin aufzusuchen, die sie für sich entdeckt hatte. Das Gefühl von Magie begleitete sie jedes Mal, wenn sie zwischen den hohen Bäumen dahin schlenderte. Sie fühlte sich dann selbst wie ein magisches Wesen.

Der klare Morgen, der die erste Vollmondnacht des Frühlings hinter sich ließ, schickte goldene Sonnenstrahlen zur Erde und ließ den Forst noch zauberhafter erscheinen.

Der Anblick ließ ihre Gedanken davon schweben und brachte einige der Sinneseindrücke der letzten Nacht zurück. Aus weiter Ferne hörte sie wieder die Musik, roch den feinen Duft, der verführte. Verschwommene Bilder zeigten schemenhaft Gestalten, die sich zur Musik bewegten.

Lächelnd dachte Kira zurück an ihren Traum, der ihr doch seltsam real erschien, als hätte sie es wirklich erlebt. Was genau dieses Es allerdings war, konnte sie nicht ausmachen.

Die kühle Luft zog als feiner Hauch über ihre Haut und ließ sie in ihrem dünnen Nachthemd frösteln. Sie wandte sich vom Fenster ab und ging zurück zu ihrem Bett, um sich den Morgenmantel überzuziehen, der darauf lag. Als sie ihn aufhob, stutzte sie. Das Kleidungsstück war an seinem unteren Ende vollkommen mit Schmutz bedeckt. Vorsichtig betastete sie den Schmutzrand und ein erdiger Geruch stieg in ihre Nase. Sie hatte keine Erklärung dafür, wie ihr Morgenmantel, den sie doch immer nur in ihrer Wohnung trug, schmutzig werden konnte.

»Seltsam«, murmelte sie und zog ihn dann doch schnell über, da ihr Schlafzimmer von der morgendlichen Frische nun gut durchlüftet war.

Kira schloss das Fenster und als sie sich wieder in den Raum hinein umdrehte, stutzte sie erneut. Nicht nur ihr Mantel war schmutzig, auch der Boden wies Schmutzspuren auf, und sie sahen aus wie Fußabdrücke. Rasch kontrollierte sie ihre Fußsohlen.

»Was?«

Völlig überrascht musste sie erkennen, dass es ihre eigenen Fußabdrücke waren. Kopfschüttelnd verließ sie das Zimmer, um ihre Füße von den erdigen Resten zu säubern.

Der Traum klang noch lange in ihr nach. Eigenartig und seltsam war er, und er hatte mit Magie, Zauber und sinnlicher Verführung zu tun. Wenn sie die Augen schloss, noch hörte sie Musik und Lachen und die verschwommenen Bilder tauchten wieder vor ihrem inneren Auge auf. Es fühlte sich so wirklich an, als wäre sie tatsächlich an diesem Ort gewesen.

Nur Schemenhaftes zeichnete sich ab, doch ihrer Gefühlswelt hatten sich die Eindrücke so stark eingeprägt, dass sie ein Trugbild von wahrhaft Erlebtem entstehen ließen. Oder war es gar kein Trugbild? War sie wirklich dort gewesen, an diesem fremden Ort? Hatte sie dafür in den Wald gehen müssen? Barfuß? Im Nachthemd, nur mit ihrem Morgenmantel übergezogen? Ein unerklärliches Rätsel tat sich auf, über das Kira noch lange nachdachte.

***

Nun, elf Monate später, kehrte der Traum wieder. Musik, Gelächter, fein-süßliche Aromen, streichelnde Hände auf nackter Haut. Alles war exakt wie im letzten Jahr, nur einen ganzen Monat früher. Auch diesmal war es eine Vollmondnacht, doch jene, die den Winter vertrieb und den Frühling erst ankündigte.

Mantelstoff und Fußsohlen waren sauber geblieben, ein Beweis, dass es diesmal auch wirklich ein Traum gewesen war. Das Rätsel, das sie fast ein Jahr lang beschäftigt hatte, tauchte erneut auf. Diesmal aber war etwas in ihr zurückgeblieben, das sie mit diesem fremden Ort verbunden hielt, verborgen in ihrem Inneren und doch spürbar.

Auch in den Nächten, die folgten, träumte Kira von diesem Ort, wenn sie auch keine Musik und kein Gelächter mehr hörte, keine sinnliche Berührung mehr spürte. Jedoch wurden die Träume nun Nacht für Nacht deutlicher und zeigten ihr eine Welt, die völlig anders war als jene, die sie kannte und in der sie lebte.

Es war eine Welt voller Magie und Zauber, voller wundervoller Geräusche und betörender Gerüche. Eine knisternde Stimmung war zu spüren und alles war durchströmt von elektrisierendem Glitzern und Funkeln. In jeder Nacht sah sie mehr von dieser verführerisch magischen Welt, die sie einlud, sie zu erkunden. Die sie einlud, zu ihr zu kommen.

Waren es dem ersten Anschein nach nicht mehr als Träume, verbarg sich darin doch mehr, das spürte Kira deutlich. Als Tore in diese fremde Welt nahm sie ihre Träume wahr, und immer weniger erschien sie ihr fremd und sonderbar.

Ihre anfängliche Ungläubigkeit, ob es diesen Ort wirklich geben konnte, machte einer Sehnsucht Platz, diese Welt zu finden und bis in ihre tiefsten Winkel zu erkunden. Nicht nur im Traum, in Wirklichkeit. Und wenn sie ihren damals schmutzigen Fußsohlen Glauben schenkte, so war sie vor fast einem Jahr bereits in dieser magischen Welt gewesen.

2 Das Portal

Der Frühling hatte nun Einzug gehalten und bis zur ersten Vollmondnacht in dieser neu geborenen Jahreszeit war es nur noch eine Woche hin.

Es war Nacht, als Kira ein Rufen hörte, das sie aus dem Schlaf holte. Erst glaubte sie, das Rufen in ihrem Traum zu vernehmen, doch es ließ sie erwachen. Woher kam es?

Rätselhaft, dachte Kira, denn sie hörte es in sich und doch musste der Grund dafür im Außen liegen. Sie lauschte in alle Richtungen, konnte aber nicht feststellen, woher das Rufen kam. Die Stimme, die noch einmal ihren Namen nannte, sagte ihr nun, wohin sie gehen sollte.

»In den Wald?«, murmelte Kira überrascht, erinnerte sich dann aber an ihre schmutzigen Fußsohlen im letzten Jahr.

Nun schien klar zu sein, wo sie damals gewesen war. Doch sie kannte den Wald recht gut. Noch nie war ihr etwas Außergewöhnliches aufgefallen, das zu einer fremden oder gar magischen Welt gepasst hätte. Zumindest nicht tagsüber, und nachts besuchte sie den Wald für gewöhnlich nicht.

Noch einmal rief sie die Stimme in den Wald. Kurz zögerte sie, weil sie nicht wusste, was sie dort erwarten würde mitten in der Nacht. Doch die Neugier war größer als die Furcht vor dem Unbekannten, und so beschloss sie, das Abenteuer zu wagen und in den Wald zu gehen. Jedoch mit etwas mehr Kleidern am Leib als letztes Mal, und Schuhen an den Füßen.

Nicht weit von dem Haus, in dem sie wohnte, gab es einen Weg, der in den Wald führte. Schon oft war sie ihn gegangen, hinein in das Dickicht der Bäume und auch wieder zurück. Doch nun? Würde sie diesmal erwarten? Seltsame Gedanken begleiteten Kira auf ihrem Weg zwischen den Bäumen, die nachts wie unheimliche, dunkle Riesen aussahen.

Nur der schwache Schein ihrer Taschenlampe zeigte, wohin ihre Füße traten, und bewahrte sie vor unangenehmen Stolperfallen, die als Wurzeln aus dem Erdboden ragten oder als Steine vereinzelt den Waldweg säumten.

Kira wusste, wohin sie gehen musste, sie spürte, dass sie auf dem richtigen Weg war. Als sie jedoch eine Weggabelung erreichte, versagte ihre innere Navigation.

»Wohin jetzt?«, fragte sie leise in die Dunkelheit hinein.

Zu ihrem Erstaunen erhielt sie Antwort.

»Komm zum Portal«, flüsterte die Stimme, die jetzt sehr verführerisch klang.

Ein Portal? Suchend sah sie sich um und erblickte in einiger Entfernung einen Lichtschein auf dem Weg, der nach links führte.

»Komm zum Portal!«, hörte sie erneut.

Kira folgte dem linken Pfad aufmerksam und vorsichtig in Richtung des Lichts, das, bei genauerem Hinsehen, flackerte. Ihre Schritte verursachten knirschende Geräusche auf dem Erdboden, der mit kleinen Steinchen und feuchten Blättern bedeckt war. Bald konnte sie das Flackern als Feuerschein einer Fackel am Wegesrand erkennen. Sie ging weiter darauf zu, bis dem Flackern eine Gestalt folgte, die aus dem Dickicht auf den Weg trat und in dessen Mitte stehen blieb. Ruhig verharrte sie dort und schien auf Kira zu warten.

Verunsichert blieb sie stehen und betrachtete die Gestalt dort in der Entfernung. Außer einer dunklen Silhouette konnte sie nichts erkennen, doch wieder siegte die Neugier und vorsichtige Schritte trugen sie auf den Fremden zu.

»Komm!«, flüsterte die Stimme und ließ sie noch einmal innehalten.

»Hast du zu mir gesprochen?«, fragte Kira leise.

Ihr Herz klopfte heftig in ihrer Brust, Neugier vermischte sich mit Aufregung.

Der Fremde bewegte sich auf seinem Platz, stampfte mit einem Bein auf. Er wirkte ungeduldig und Kira glaubte, einen Mann auf einem Pferd zu erblicken.

»Komm zum Portal, Kira!«, rief die Stimme erneut.

Mit einem tiefen Seufzen entschied sie sich endgültig dafür, ihrer mutigen Seite nachzugeben. Langsam ging sie weiter, näherte sich dem Reiter, dann blieb sie verblüfft stehen. Kein Mann auf einem Pferd stand vor ihr. Es war ein Wesen, halb Mann, halb Pferd, das sie mit strengen Blicken musterte.

»Ein Zentaur«, murmelte Kira fasziniert und betrachtete ihn von oben bis unten. Das Wesen nickte, dann lächelte es.

»Das bin ich, und ich bin hier, um dich abzuholen.«

Überrascht sah Kira zu ihm auf.

»Abholen?«, fragte sie unsicher blinzelnd.

Der Zentaur nickte und wies dann mit seiner Hand hinein in den Wald, aus dem er zuvor gekommen war.

»Komm zum Portal, Kira«, sagte er leise und Kira erkannte seine Stimme wieder.

»Du hast mich gerufen, im Traum«, entgegnete sie und folgte dem magischen Wesen mit vorsichtigen Schritten.

Er nickte und lächelte. Ein leichter Schauer zuckte durch ihren Körper, als er sie ansah. Er hatte etwas an sich, das an ihren Sinnen rührte. Etwas Verführerisches schwang in seiner Stimme, funkelte in seinen dunklen Augen. Seine Aura war von betörend magischer Schwingung und hüllte Kira ein. Sie fühlte eine starke Anziehungskraft, die von diesem exotischen Wesen ausging.

Kira ging neben dem Zentauren her und betrachtete ihn heimlich von der Seite. Im hellen Lichtschein der Fackel konnte sie sein fein geschnittenes Gesicht erkennen. Er war von so außergewöhnlicher Schönheit, wie sie wohl nur magischen Wesen vorbehalten ist. Sein pechschwarzes, langes Haar fiel über seinen Rücken wie ein dunkler Wasserfall und glänzte, umgeben von einem silbrigen Schimmer. Sein Oberkörper war muskulös und perfekt proportioniert und erinnerte Kira an eine antike Statue.

Sie schmunzelte heimlich bei diesem Anblick und spürte, wie Erregung in ihrem Körper wirbelte.

Dann wanderte ihr Blick weiter, von seinem menschlichen Körper zu jenem Teil, der tierisches Aussehen hatte. Ein starker, muskulöser Pferdekörper mit schwarzem Fell und schwarzem Schweif trabte neben ihr her und verband sich in perfekter Harmonie mit dem Teil, der menschlich war.

Kira sinnierte darüber, ob wohl alle magischen Wesen von solch betörender Präsenz waren. Denn eines war nun klar, wenn ein Zentaur auftauchte, um sie abzuholen und durch ein Portal zu führen, musste das, was sich auf der anderen Seite befand, ein magischer Ort sein. Und sie hegte keinen Zweifel mehr daran, dass es jene magische Welt war, die ihr in ihren Träumen gezeigt wurde.

»Wir sind da«, flüsterte der Zentaur und vollführte einige elegante Handbewegungen, während er magische Worte sprach. Es war eine fremde Sprache und Kira verstand nichts von seinem Gemurmel.

Eine kreisrunde Öffnung erschien, die erfüllt war von goldenem Licht, viel zu hell, um irgendetwas darin zu erkennen. Als der Zentaur einen Schritt zurücktrat, öffnete sich das Licht zu einer Schleuse und erlaubte den Durchgang.

»Komm«, flüsterte das magische Wesen und ohne zu zögern folgte sie ihm. Sowie sie das Portal durchschritten hatten, erlosch das Licht und der Durchgang schloss sich.

Nun stand Kira in dieser seltsamen Welt, die ihr fremd und zugleich vertraut erschien. Auch hier war es Nacht, und wie auf der anderen Seite, befanden sie sich auch hier in einem Wald. Doch dieser Forst hatte wahrlich etwas Magisches an sich, das spürte Kira, obwohl sie ihn gerade erst betreten hatte.

Der Zentaur schenkte ihr ein Lächeln, eine Antwort auf ihr fasziniertes Staunen.

»Nun bist du in der magischen Welt, Kira«, erklärte er mit sanfter Stimme, »dieser Wald gehört zum Reich von König Redmond und Königin Alvia.«

Kira nickte nur, sah sich weiter beeindruckt um und ließ sich von dem magischen Wesen durch diese beeindruckende Welt führen.

»Wohin bringst du mich?«, fragte sie nach einer Weile. Der Zentaur hatte sie bereits weit in den Wald hineingeführt und das Portal lag nun schon ein gutes Stück hinter ihnen. Auch wenn sie sich an seiner Seite sicher fühlte, reagierte ihr Innenleben mit einer gewissen Unruhe auf diese bezaubernde, aber dennoch neue und unbekannte Umgebung.

»Ich bringe dich zum Königsschloss, Prinz Redwin möchte dich kennen lernen.«

Kira schluckte, blinzelte verlegen.

»Mich… kennen lernen? Der… der Prinz?«

Ein schelmisches Grinsen zog sich über das Gesicht des Zentauren. Er blickte sie an, sagte jedoch nichts.

»Was ist?«, fragte Kira verlegen und vergrub ihren Blick vor sich im Boden, der im Schein der Fackel funkelte, als wären tausende winzig kleiner Sterne vom Himmel herabgefallen.

Als der Zentaur nach einer Weile immer noch nicht antwortete, sah sie wieder zu ihm auf. Ein schelmisches Funkeln begegnete ihr, das er nun in seinen Augen trug.

»Alle Frauen reagieren ähnlich auf den Prinzen«, meinte er nur und es sollte als Antwort genügen. Kira schmunzelte und hegte neckische Gedanken, wie es denn erst sein würde, dem Prinzen wahrhaftig gegenüber zu stehen.

Noch eine Weile wanderte sie mit dem Zentauren durch den Wald. Rastlose Gedanken flogen wie bunte Vögel davon und ihr Geist war frei, um mehr von dieser neuen Welt wahrzunehmen. Ringsum funkelte und glitzerte alles im Schein des Mondes, der am schwarzen Nachthimmel hing. Die Blätter der Bäume, Sträucher und Büsche waren umgeben von einem silbrigen Schimmer. Seltsame Blumen wiegten sich im Takt einer stummen Melodie und trugen Farben, die im Rhythmus ihrer Bewegungen wechselten. Ein zauberhafter Odem zog durch den Wald, wurde stärker, dann wieder schwächer, veränderte seine Note, berauschte mit würzigen und fein-süßlichen Nuancen.

Kira sog das Aroma ein, spürte die betörende Wirkung, und schloss für einen Moment die Augen, um sich dem Genuss vollends hinzugeben. Dabei vergaß sie, dass sie sich in einem Wald befand, und stolperte über eine dicke Wurzel, die sich aus dem Erdboden stülpte. Gerade noch rechtzeitig fing der Zentaur sie auf und verhinderte einen Sturz mit schmerzhaften Folgen.

Von seinen Armen umschlungen stand sie nun vor ihm und sah zu ihm auf. Ihr Blick landete in seinem und empfing ein verführerisches Funkeln aus tiefenschwarzen Iriden. Sie spürte, wie auch ihre Augen strahlten und ihm ein verzücktes Leuchten schenkten.

Der Zauber des Waldes erfüllte sich nun in einem Zauber, der durch ihn wirkte. Alles ringsum schien in weite Ferne zu rücken, nur noch er war hier und hielt sie fest in seinen starken Armen.

Das magische Wesen lächelte, und es war verführerisch. Eine wohlig warme Welle durchzog ihren Körper, seine Nähe berauschte ihre Sinne. Sie spürte weiche Knie, die sie kaum noch trugen, und so wurde sie im Moment nur von seinen Armen gehalten. Er schien es zu bemerken, hielt sie noch etwas fester, und gab ihr das Gefühl, beschützt zu sein.

Auch wenn seine Anziehungskraft sehr sinnlich auf sie wirkte, spürte sie noch etwas anderes, das ihr sehr gefiel. Es war ein Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit, das sie noch nie so schnell bei jemandem erlebt hatte. Noch nicht einmal bei ihren geliebten Pflegeeltern hatte sie sich in all den Jahren so geborgen gefühlt wie in diesem Moment bei ihm, diesem fremden Wesen, das sie im Grunde gar nicht kannte.

»Komm, wir sollten weitergehen«, flüsterte der Zentaur und holte sie aus den süßen Gefilden ihrer Gefühlswelt.

Kira nickte nur und löste sich unwillig aus seinen Armen. Für immer hätte sie darin verweilen können.

»Wir werden zum Anbruch des neuen Tages im Schloss sein. Möchtest du dich etwas ausruhen? Es ist noch ein weiter Weg, bis wir da sind.« Mit sanften Augen sah er sie an.

»Nicht nötig«, erwiderte sie knapp und schüttelte den Kopf. Dann ging sie weiter neben ihm her, schweigsam und nachdenklich. Zu viel an Zauberhaftem und Neuem strömte auf einmal auf sie ein. Ein wirbelndes Durcheinander ihrer Gedanken ließ sie, neben Verzückung und einem seltsam vertrauten Wohlgefühl, auch Verwirrung spüren.

Kira atmete durch und beruhigte ihr Innenleben ein klein wenig, jedoch schwor sie sich, nicht noch einmal die Augen zu schließen. Die Stolpergefahr war zu groß und die Vorstellung, noch einmal in seine Arme zu fallen, verwirrte sie nur noch mehr. Ihren Blick in den Wald hineingerichtet, entfaltete das pulsierende Glitzern auf den Blättern und das rhythmisch wechselnde Farbenspiel der magischen Blumen überraschend schnell eine beruhigende Wirkung.

Nach einiger Zeit spürte Kira, wie müde sie wurde und ihre Beine sich nun doch gerne ausruhen würden. Der Zentaur führte sie zu einer Baumgruppe unweit des Weges und bereitete ihr aus Ästen und Blättern ein Lager, auf dem sie sich ausruhen konnte. Kira war sehr froh über sein Geschick, ihr ein so komfortables Bett zu bauen, und vermutete, dass dieser Wald seine Heimat war. Erschöpft legte sie sich auf das überraschend bequeme Lager. Es dauerte nicht lange und sie schlief ein.

Die Morgendämmerung zog bereits ins Land, als Kira wieder erwachte. »Wie lange habe ich geschlafen«, wollte sie wissen, denn als sie sich hingelegt hatte, war es noch dunkle Nacht gewesen.

»Fast zwei Stunden«, erhielt sie zur Antwort und war verwundert darüber, so lange geschlafen zu haben. Sie hätte schwören können, es wären höchstens ein paar Minuten gewesen.

»Vergeht die Zeit hier anders?«, fragte Kira, während sie sich von ihrem Schlaflager hochrappelte.

»Nein, es sei denn, du schläfst«, antwortete der Zentaur und sorgte für noch mehr Verwirrung in ihrem Kopf. Ihr fragender Blick forderte ihn auf, mehr zu erzählen.

»Die magische Welt und die Menschenwelt liegen genau nebeneinander, deshalb kann man durch die Portale zwischen den Welten hin und her wechseln. Das bedeutet, dass auch die Zeit in einem parallelen Rhythmus voranschreitet. Wenn es hier Morgen wird, passiert das auch in der Menschenwelt.« Kira nickte, doch war es noch nicht die ganze Antwort.

»Und was passiert, wenn wir schlafen?«, wollte sie wissen.

»Im Schlaf betreten wir ein anderes Reich, dort vergeht die Zeit anders. Doch wenn wir erwachen und zurückkehren, wissen wir nichts mehr davon.« Kira lächelte.

»Das ist dann wohl Magie«, murmelte sie.

»Es ist ein Teil der großen Magie, die hier allgegenwärtig ist«, erklärte der Zentaur mit funkelnden Augen und machte Kira noch neugieriger auf diese Welt mit ihrem seltsamen Zauber.

Die Sonne kletterte langsam auf den Himmel und eröffnete einen neuen Tag. Die Fackel wurde nicht mehr gebraucht und landete, erloschen, zwischen wildem Geäst. Ihr gemeinsamer Marsch setzte sich noch eine Weile fort, bis sich der Wald langsam lichtete und sein Ende ankündigte. Als sie durch die letzten Baumreihen auf eine weite Ebene traten, erblickte Kira in der Ferne ein Schloss.

»Dies ist das Schloss von König Redmund und Königin Alvia«, erklärte der Zentaur. Und von Prinz Redwin, erinnerte sich Kira an den Grund ihrer Reise. Er war es, der sie zu sich eingeladen hatte, um sie kennen zu lernen.

Der Weg, der sie schon durch den Wald geführt hatte, setzte sich fort, hindurch zwischen saftig grünen Wiesen mit roten und weißen Blumen. Und sie folgten ihm, bis das Ziel erreicht war.

3 Einladung im Schloss

Das schwere Tor zum Thronsaal öffnete sich und erlaubte Einlass. Kira trat an der Seite des Zentauren in den riesigen Saal, der, prunkvoll ausgestattet, im Glanz von purem Gold erstrahlte. Staunend sah sie sich um, während sie den Raum durchquerte. Ihr Blick wanderte hinauf zur Decke, streifte beeindruckt die Wände und den kunstvoll gestalteten Boden, alles war von so beeindruckender Schönheit, dass es die Augen beinah blendete.

Auch der Mann, vor dem ihr Marsch endete, war keine Ausnahme. Umwerfend attraktiv, in elegante Gewänder gehüllt, stand er vor ihr und funkelte sie aus smaragdgrünen Augen an. Völlig überwältigt blickte sie zu ihm auf, während er ihre Hand ergriff und sie mit einem galanten Handkuss begrüßte.

»Madame Kira, welche Freude, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid. Darf ich mich vorstellen? Prinz Redwin.« Freundlich empfing der Königssohn seinen Gast im Schloss, doch Blick und Stimme trugen die Kunst der Verführung in sich.

»Danke für die Einladung, Prinz Redwin«, hauchte Kira und fühlte sich im Moment wie die Hauptfigur in einem sinnlichen Märchen. Er zog sie näher zu sich, nahm sie in seine Arme und betrachtete sie sehr genau. Seine Lippen senkten sich den ihren zu, kaum ein Blatt hätte noch Platz zwischen ihnen gefunden. Ganz nahe an ihn geschmiegt, fand sich Kira in einem betörenden Taumel sinnlicher Erregung wieder und sehnte sich nach seinen Lippen.

Doch kein Kuss folgte. Prinz Redwin ließ sie wieder los, mitsamt ihrer Sehnsucht nach ihm, und trat einen Schritt von ihr zurück.

Mit verklärtem Blick sah Kira ihn an, bis er mit den Fingern schnippte und sie aus ihrem Sinnestaumel entließ. Sie blinzelte, sah den Prinzen an und spürte auf einmal nicht mehr dasselbe Verlangen nach ihm wie noch vor einem Moment.

Sie schüttelte den Kopf, als müsste sie die Nachwirkungen eines Schlafpulvers loswerden. Ihr Blick klärte sich wieder.

»Was ist passiert?«, fragte sie skeptisch und spürte, dass der Prinz etwas mit ihr gemacht hatte.

»Ein kleiner Zauber«, flüsterte Redwin ihr zu. Ein Hauch von Überheblichkeit und Arroganz schwang nun in seiner Stimme und rückte seinen Charakter in ein neues Licht.

Er wirkte nicht mehr so freundlich wie zu Beginn und bestätigte Kiras Vermutung, dass sie nur aus seinem magischen Bann entlassen wurde, weil er es so wollte. Einem Zauber von Prinz Redwin zu entkommen, war wohl nicht möglich.

Kira spürte, wie viel Magie in allem und jedem hier steckte und wie wenig Macht sie noch über sich selbst hatte, wenn ein Zauber gesprochen wurde. Magie bedeutete Macht, und bei Redwin steckte sie schon im kleinen Finger, so hatte es den Anschein.

So bezaubernd diese magische Welt auch war, darin lag wohl die Gefahr für einfache Menschen. Jeder, der aus der Menschenwelt hierher kommen würde, wäre den Launen der magischen Wesen ausgeliefert, und ihren Zaubersprüchen, die sie vermutlich arglos, aber ohne zu fragen, aussprachen.

Natürlich hatte Kira noch keine Bestätigung für ihre unruhigen Gedanken erhalten. Bisher hatte sie nur zwei der magischen Bewohner kennen gelernt, und nur einer von ihnen hatte ungefragt seine Macht demonstriert. Raunzende Gedankengeister spukten durch ihren Kopf.

Doch wollte sie deshalb darauf verzichten, diese bezaubernde Welt zu erkunden? Auf keinen Fall. Eine neue Welt bedeutete, neue Erfahrungen. Und magischen Wesen zu begegnen war ohne Zweifel Neuland.

»Hier, für Euch, Madame Kira«, sprach der Prinz und wirkte wieder so charmant wie bei ihrem Kennenlernen.

Kira nahm das golden glänzende Kuvert entgegen, das er ihr mit einem einladenden Lächeln überreichte. Ein betörendes Aroma strömte heraus als sie es öffnete, stieg in ihre Nase, umfing ihre Sinne und verführte sie.

Aus dem Briefumschlag zog sie eine Karte und las die Worte darauf. Ein berauschender Zauber lag auch in ihnen, und ohne zu zögern hauchte sie dem Prinzen ihre Zusage entgegen. Erst als sie ihre eigenen Worte hörte, erkannte sie, zu welchem Ereignis sie Ja gesagt hatte. Es war der Maskenball der Sinnlichkeit, Prinz Redwins Ball. Überrascht sah sie zu ihm auf, mit der Einladungskarte in ihrer Hand.

»Ganz wundervoll«, flüsterte der attraktive Mann vor ihr, leicht zu ihr gebeugt, »dieser Maskenball findet jedes Jahr in der Nacht zum ersten Frühlingsvollmond statt. Die Gästeliste ist höchst exklusiv, und ich freue mich besonders, dass ich auch Euch diesmal bei meinem Ball begrüßen darf, Madame Kira.«

Ein feines Lächeln zog sich über Kiras Gesicht. Beflügelnde Gefühle umschwirrten wieder Geist und Herz und zogen sie in eine Vorfreude auf dieses außergewöhnliche Ereignis.

War es echte Freude, die aus ihr selbst kam, oder ein Zauber, der in alldem steckte, von Anfang an?

Was es auch war, sie hatte zugesagt und würde in einer Woche als geladener Gast von Prinz Redwin auf dem Maskenball erscheinen. Sie spürte die Verbindlichkeit, die sie mit ihrer Zusage eingegangen war.

Ein weiterer Handkuss folgte, und diesmal zum Abschied. »Wir sehen uns in sieben Tagen zum ersten Frühlingsvollmond, Madame Kira, auf Wiedersehen«, verabschiedete sich der Prinz mit einem galanten Nicken und wies den Zentauren an, Kira zurück zum Portal zu bringen.

Eingehüllt in ein Gespinst aus Magie und Verführung verabschiedete sie sich mit einem sehnsüchtigen Blick und wünschte sich, Redwin hätte ihr zum Abschied einen Kuss geschenkt.

Erst als sie den Thronsaal verlassen hatte, ließ der Zauber wieder nach und verflüchtigte sich wie ein feiner Luftzug an einem kühlen Morgen. Wieder schüttelte sie sich, um die Wirkung vollständig loszuwerden. Wieder war das Verlangen, den Prinzen zu küssen, augenblicklich verflogen.

»Verdammter Zauber«, murmelte sie vor sich hin, nicht in der Erwartung, dass ihr Begleiter sie gehört hatte.

Doch er hatte sie gehört und schmunzelte. Kopfschüttelnd sah sie ihn an, amüsierte sich im Nachhinein aber selbst über das eben Erlebte.

»Jetzt ist mir klar, was es mit Prinz Redwins besonderer Wirkung auf Frauen auf sich hat, er verzaubert sie einfach, vermutlich reicht es schon aus, nur seinen Namen zu hören, um von seiner Magie eingefangen zu werden.«

Der Zentaur nickte, immer noch grinsend.

»Da ist etwas dran«, gab er zu, »aber nicht immer ist es nötig, dass er Frauen verzaubern muss.«

Fragend sah Kira zu ihm auf.

»Wie meinst du das?«

Während sie das Schloss durch das riesige Tor verließen, erzählte ihr der Zentaur mehr.

»Die meisten Frauen würden alles dafür hergeben, um eine solche Einladung zu erhalten«, deutete er auf das Kuvert in ihrer Hand. »Und sie würden alles dafür tun, um sein Bett zu teilen, wenigstens für ein Jahr.«

Grinsend schüttelte Kira den Kopf.

»Na schön, er ist sehr attraktiv, und charmant, und galant, aber er hat auch eine andere Seite, das konnte ich spüren, und ich glaube nicht, dass mir die gefällt. Ich zähle mich nicht zu den liebestollen Weibern, die unbedingt seine Bettgespielin sein wollen.«

Der Zentaur entgegnete nichts darauf, doch gewiss gäbe es etwas zu sagen, das erkannte sie in seinem Blick.

»Zentaur?«, forderte sie Auskunft.

Als er immer noch nicht sprach, blieb Kira vor ihm stehen und zwang ihn, anzuhalten. Aus sanften Augen blickte er sie an.

»Der Maskenball der Sinnlichkeit ist Prinz Redwins Ball, in jener Nacht erwählt er seine Gefährtin für das kommende Jahr. Der Prinz lädt viele Frauen zu seinem Ball, aus beiden Welten, und Sinnlichkeit ist bei diesem Ereignis kein leeres Wort, das nur die Einladungen ziert.«

Kira schluckte, sah ihn fassungslos an.

»Du meinst, er verführt die Frauen, schläft mit ihnen?«

Das magische Wesen nickte nur und gab ihr zu verstehen, dass es so war. Langsam dämmerte ihr der wahre Grund, der hinter dieser Einladung steckte. Der Prinz hatte Interesse an ihr gefunden. Und wenn sie ihm zu gut gefiel, würde er sie als Gespielin für ein ganzes Jahr erwählen.

»Oh nein«, rutschte über ihre Lippen.

»Du hast deine Zusage gegeben, es gibt kein Zurück mehr für dich. Du musst dem Ball beiwohnen, Kira.« Die Worte des Zentauren vertrieben im Moment jegliche Verzückung, die von dieser Welt ausging.

»Es werden noch andere Frauen zugegen sein, also gräm dich nicht, Redwin erwählt vielleicht eine andere.« Lächelnd sah Kira ihn an und ließ sich von ihm wieder ein wenig beruhigen. »Ja, du hast recht.«

4 Die Hütte im Wald

In der Zwischenzeit hatten sie den Wald erreicht. Einmal mehr ließ sich Kira von der betörenden Leichtigkeit hier einfangen, und ihre sorgenvollen Gedanken zogen davon. Das Aroma war nun frisch und klar und tat Kopf und Herz gut.

An der Seite des Zentauren wanderte sie auf dem bekannten Weg durch den Wald, der sie zurück zum Portal führte. Jedoch lag noch ein halber Tagesmarsch vor ihnen und wenn sie nur daran dachte, setzte augenblicklich Müdigkeit ein. Lange hatte sie nichts Nahrhaftes mehr zu sich genommen, Hunger und Durst meldeten sich.

»Du brauchst etwas zu essen, und Wasser«, meinte der Zentaur, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

Es war fast Mittag, die Sonne war hoch hinauf in den Himmel gestiegen. Kira nickte und leckte ihre trockenen Lippen. Wasser wäre jetzt ein Segen.

»Komm mit«, forderte der Zentaur sie auf, ihm zu folgen.

Ihre müden Beine und ihr knurrender Magen hätten alles getan, um Wohltat zu erlangen. Ausruhen und etwas zu essen, mehr wollte sie jetzt nicht.

Ihr Weggefährte verließ mit ihr den Pfad und bog nach rechts in das Dickicht hinein ab. Kurz darauf hielten sie vor einer Hütte, die das magische Wesen als sein Zuhause vorstellte. Kira hatte mit ihrer Vermutung richtig gelegen, dieser Wald war seine Heimat.

»Komm und setz dich«, lud er sie in seine Hütte ein und bot ihr einen Stuhl an. Sie nahm seine Einladung an, sah sich aber verwundert um. So viel Mobiliar, sogar ein Bett stand in einer Ecke. Wozu brauchte ein Zentaur all das, er konnte es doch nicht benutzen. Fragende Blicke, die ihm offenbar genug erzählten, sahen zu ihm auf.

»Ein Bett, Stühle, ein Tisch, alles für einen Menschen gemacht«, entgegnete er schmunzelnd. »Nun, denkst du denn, du bist mein erster Gast?« Ein Augenzwinkern begleitete seine Worte, dann verschwand er aus der Hütte. Kira nickte lächelnd.

Nur wenige Augenblicke später kam er zurück und brachte ihr einen großen Becher mit frischem Wasser. Mehr als dankbar nahm sie es entgegen und trank den halben Becher in einem Zug. Wie flüssige Magie spülte sich das frische Nass durch ihren Körper und hatte eine äußerst belebende Wirkung. »Mmm«, schwärmte sie, trank auch noch die zweite Hälfte.

»Reinstes Quellwasser, aus einer der magischen Quellen hier im Wald«, erklärte der Zentaur und blickte in ein grinsendes Gesicht. Kira setzte den Becher ab und spürte die erquickende Energie des magischen Getränks in jeder Zelle ihres Körpers ankommen.

»Willst du bleiben?«, fragte das magische Wesen überraschend. Überwältigtes Staunendes begegnete ihm, aus weit geöffneten Augen.

»Bleiben? Hier, bei dir?«

Der Zentaur nickte einladend.

»Ich meine nicht für immer, natürlich weiß ich, dass du dein eigenes Leben dort drüben in der Menschenwelt hast. Eine Weile, ein paar Tage, oder einfach nur ein paar Stunden.« Verlegenes Blinzeln begegnete ihm. Was für ein Angebot!

»Ich kenne ja noch nicht mal deinen Namen, und du fragst mich, ob ich bleiben will?«