Maßnahmenpläne nach der SIS® - Stefanie Hellmann - E-Book

Maßnahmenpläne nach der SIS® E-Book

Stefanie Hellmann

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Beschreibung

Wie kann ein individueller Maßnahmenplan aussehen? Wie lässt sich die Komplexität einzelner Krankheitsbilder kompakt und aussagekräftig abbilden? Das sind nur zwei von vielen Fragen, die sich Pflegekräfte stellen müssen, wenn es darum geht, aus der Strukturierten Informationssammlung (SIS®) einen individuellen Maßnahmenplan zu formulieren. Dieses Buch bietet eine kompakte Übersicht: Die häufigsten Krankheitsbilder älterer Menschen und Vorschläge für einen daraus resultierenden Maßnahmenplan: erweiterbar, individualisierbar und auf dem neuesten Stand. Konkrete Fallbeispiele aus der Praxis erläutern den Weg, der von der SIS® zum individuellen Maßnahmenplan führt. Die ideale Arbeitshilfe für alle Pflegekräfte, die mit der Maßnahmenplanung nach der SIS® betraut sind.

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Stefanie Hellmann ist Diplom-Pflegewirtin (FH), Dozentin, Heimleiterin und examinierte Altenpflegerin.

Rosa Rößlein ist Gerontologin (M.Sc.), Diplom-Pflegewirtin (FH), TQM-Auditorin, Mitarbeiterin beim MDK sowie examinierte Altenpflege- und Gesundheits- und Krankenpflegekraft.

»Der Wechsel von der alten Pflegeplanung zum aktuellen Maßnahmenplan ist leichter als Sie denken!«

STEFANIE HELLMANN

pflegebrief

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 978-3-8426-0802-3 (Print)ISBN 978-3-8426-8993-0 (PDF)ISBN 978-3-8426-8994-7 (EPUB)

© 2019 Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden. Alle Angaben erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Autoren und des Verlages. Für Änderungen und Fehler, die trotz der sorgfältigen Überprüfung aller Angaben nicht völlig auszuschließen sind, kann keinerlei Verantwortung oder Haftung übernommen werden.

Die im Folgenden verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen stehen immer gleichwertig für beide Geschlechter, auch wenn sie nur in einer Form benannt sind. Ein Markenzeichen kann warenrechtlich geschützt sein, ohne dass dieses besonders gekennzeichnet wurde.

Titelbild: Viacheslav Iakobchuk – stock.adobe.comCovergestaltung und Reihenlayout: Lichten, Hamburg

Inhalt

Vorwort

1Themenfelder der SIS® und ihre Bedeutung für den Maßnahmenplan

1.1Die sechs Themenfelder der SIS®

1.2Der Maßnahmenplan in der Tagesstruktur

2Grundlage eines Maßnahmenplans – die SIS®

2.1Das Erstgespräch

2.2Die pflegefachliche Einschätzung

2.3Der Handlungsbedarf aus der Risikomatrix

3Maßnahmenpläne für die häufigsten Krankheitsbilder/relevanten Pflegephänomene im Alter

3.1Apoplex

3.1.1Maßnahmenplan stationär

3.1.2Maßnahmenplan ambulant

3.1.3Maßnahmenplan teilstationär

3.2Arthrose

3.2.1Maßnahmenplan stationär

3.2.2Maßnahmenplan ambulant

3.2.3Maßnahmenplan teilstationär

3.3COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung)

3.3.1Maßnahmenplan stationär

3.3.2Maßnahmenplan ambulant

3.3.3Maßnahmenplan teilstationär

3.4Dekubitus

3.4.1Maßnahmenplan stationär

3.4.2Maßnahmenplan ambulant

3.4.3Maßnahmenplan teilstationär

3.5Demenz

3.5.1Maßnahmenplan stationär

3.5.2Maßnahmenplan ambulant

3.5.3Maßnahmenplan teilstationär

3.6Depression

3.6.1Maßnahmenplan stationär

3.6.2Maßnahmenplan ambulant

3.6.3Maßnahmenplan teilstationär

3.7Herzinsuffizienz

3.7.1Maßnahmenplan stationär

3.7.2Maßnahmenplan ambulant

3.7.3Maßnahmenplan teilstationär

3.8Morbus Parkinson

3.8.1Maßnahmenplan stationär

3.8.2Maßnahmenplan ambulant

3.8.3Maßnahmenplan teilstationär

3.9Multiple Sklerose

3.9.1Maßnahmenplan stationär

3.9.2Maßnahmenplan ambulant

3.9.3Maßnahmenplan teilstationär

3.10Osteoporose

3.10.1Maßnahmenplan stationär

3.10.2Maßnahmenplan ambulant

3.10.3Maßnahmenplan teilstationär

3.11Rheuma

3.11.1Maßnahmenplan stationär

3.11.2Maßnahmenplan ambulant

3.11.3Maßnahmenplan teilstationär

3.12Chronischer Schmerz

3.12.1Maßnahmenplan stationär

3.12.2Maßnahmenplan ambulant

3.12.3Maßnahmenplan teilstationär

Literatur

Register

Vorwort

Sie arbeiten in Einrichtungen der ambulanten und (teil-) stationären Pflege und Begriffe wie SIS® bzw. Maßnahmenplan sind für Sie längst keine Fremdwörter mehr. Doch wie wir aus der Praxis hören, fällt der Umstieg von der »alten« Pflegeplanung zum neuen Maßnahmenplan immer noch vielen Pflegekräften schwer.

Das ist wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, wie lange wir alle mit der Pflegeplanung gearbeitet haben – und wie oft wir uns über die überbordende Dokumentationsarbeit beschwert haben.

Tatsächlich hat die Entbürokratisierung der Pflegedokumentation vieles gebracht: ein klareres Bild vom Pflegeprozess, eine transparentere Struktur der Arbeit und sogar eine Zeitersparnis! Die allerdings nur dann, wenn man sich wirklich mit dem Strukturmodell und seinen Elementen auskennt. Eines dieser Elemente ist die Strukturierte Informationssammlung (SIS®) als Basis der Maßnahmenplanung.

Wir möchten, dass Sie schnell zu klaren Maßnahmen kommen und dass Sie diese auch transparent kommunizieren können. Für dieses Buch haben wir uns daher die häufigsten Krankheitsbilder und zwei relevante Pflegephänomene in der Altenpflege als Gliederungsmaßstab genommen. Anhand ausgewählter Fallbeispiele zeigen wir Ihnen, was Sie bei bestimmten Krankheitsbildern beachten müssen, was Sie schreiben können und wie Sie es einfach und verständlich formulieren.

Wichtig ist, dass dabei immer die Individualität, die Wünsche und Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen beachtet werden. Mit unseren Beispielen möchten wir alle Mitarbeiter ermutigen, Veränderungen vorzunehmen und mit den Betroffenen zusammenzuarbeiten.

Wichtig Aktuelles Wissen – konkret aufbereitet

So ist das Buch aufgebaut:

1.Kurzvorstellung des Krankheitsbildes bzw. des relevanten Pflegephänomens

2.Maßnahmenplan in der Tagesstruktur

1 Themenfelder der SIS® und ihre Bedeutung für den Maßnahmenplan

Wir sind bereits in unserem Buch »Praxisratgeber: Von der SIS® zur Maßnahmenplanung«1 sehr ausführlich auf den Zusammenhang zwischen SIS® und Maßnahmenplan eingegangen.

Daher möchten wir an dieser Stelle nur einige wenige Aspekte ansprechen: Ein Maßnahmenplan basiert immer auf der SIS®. »Die SIS® stellt den Einstieg in den Pflegeprozess dar und ist somit Kernstück des Strukturmodells. Sie wird … im Rahmen des Erstgesprächs oder bei gravierenden gesundheitlichen akuten oder schleichenden Veränderungen im Laufe der Versorgung eingesetzt. Sie … stellt im Wesentlichen die Sichtweise der pflegebedürftigen Person zu ihrer Lebens- und Pflegesituation und ihren Wünschen und Bedarfen an Hilfe und Unterstützung dar.

Des Weiteren wird … das Ergebnis des Verständigungsprozesses dokumentiert, welcher zwischen der pflegebedürftigen Person und der Pflegefachkraft erfolgt ist. Dieser bewusste Prozess des »sich Annäherns«, sorgt dafür, dass Pflegefachkräfte die Situation der pflegebedürftigen Person in ihrer Gesamtheit wahrnehmen, einordnen können und in Kooperation mit der pflegebedürftigen Person und den Angehörigen/Betreuern, die gewünschten Lösungen im Hinblick auf die Pflege und Betreuung gemeinsam festlegen.«2

Info

»Der Begriff der ‚Maßnahmenplanung‘ im Strukturmodell wurde anstelle des Begriffs ‚Pflegeplanung‘ gewählt, weil die Leistungen der Pflegeversicherung aus einem Mix von Grundpflege, psychosozialer Betreuung und hauswirtschaftlicher Versorgung besteht und im stationären Versorgungssektor auch die Leistungen der Behandlungspflege einbezieht.«*

*Die Pflegebeauftragte 2017: 21.

»Die SIS® [ist] ein wissenschaftsbasiertes Konzept zum Einstieg in den Pflegeprozess – kein Formular«3:

•Feld A: Allgemeine Daten wie Name und Geburtsdatum des Pflegebedürftigen, Datum des Gesprächs, Handzeichen der Pflegekraft

•Feld B: Originalton des Pflegebedürftigen zur Eigenwahrnehmung der Situation, zu seinen Vorstellungen zum Hilfebedarf, ggf. Ängsten, Befindlichkeiten und Wünschen – also die »Perspektiven des Pflegebedürftigen«. »Im Feld B soll die Erzählung der pflegebedürftigen Person auf keinen Fall mit Fachvokabular versehen oder (übersetzt) in der Fachsprache dokumentiert werden.«4

•Feld C1: Erfassung von Risiken, mögliche Maßnahmen, biografische Daten, bisherige Gewohnheiten, Ressourcen, Selbstkompetenz. Fachliche Perspektive (Einschätzung der Situation, des Unterstützungsbedarfs) und Aushandlungsprozess mit dem Pflegebedürftigen. Dies erfolgt in einer Gliederung mit sechs pflegebezogenen Themenfeldern in Anlehnung an das BI.

•Feld C2: Matrix zur Risikoeinschätzung

1.1Die sechs Themenfelder der SIS®

»Die ersten fünf Themenfelder der SIS® sind wissenschaftsbasiert und für alle Versorgungsbereiche identisch. Die jeweils vier unterschiedlichen sechsten Themenfelder beruhen auf Konsensentscheidungen der Expertengruppen und den Ergebnissen aus den entsprechenden Praxistests.«5

Die fachliche Perspektive der sechs SIS®-Themenfelder entspricht der Struktur des Begutachtungsinstruments (BI) (Tab. 1). Auf dieser Grundlage werden zu den einzelnen Krankheitsbildern und Beeinträchtigungen individuelle Maßnahmen abgebildet.

Tab. 1: Themenfelder der SIS® und ihre Inhalte im Überblick

»Risikomatrix stationäre, ambulante Pflege bzw. Tagespflege

Die SIS® soll eine umfassende Darstellung und Orientierung der Gesamtsituation des Pflegebedürftigen ermöglichen. Mit einer Risikomatrix (stationär, ambulant, Tagespflege) erfolgt nun eine Risikoeinschätzung. »Bei der Risikomatrix kommt abweichend vom sonstigen Vorgehen in den Feldern der SIS®, ein systematisches Ankreuzverfahren zum Tragen. Die Spalte ‚Sonstiges’ am Ende der Risikomatrix symbolisiert, dass es sich bei dieser Risikomatrix nicht um eine abschließende Aufzählung handelt, sondern die Risikomatrix bei Bedarf um ein weiteres festgestelltes Risiko ergänzt werden kann.«6 Die praktische Anwendung der Risikomatrix in der ambulanten Pflege zeigt Abbildung 1.

Abb. 1: Praktische Anwendung der Risikomatrix in der ambulanten Pflege am Beispiel »Arthrose«.

1.2Der Maßnahmenplan in der Tagesstruktur

Der Maßnahmenplan in der Tagesstruktur ist Handlungsgrundlage für alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen. Alle Maßnahmen zur Pflege, Betreuung, ggf. Hauswirtschaft sind zu dokumentieren. Auf Basis der Informationen aus der SIS® und anderer Quellen sind konkrete aktuelle und individuelle Maßnahmen zu beschreiben, ohne gesondert die Probleme, Ressourcen und Ziele zu dokumentieren. Die Maßnahmen sollten immer die Erwartungen, Vorstellungen der Betroffenen widerspiegeln und Bestandteil einer personenzentrierten Pflege sein.7

Info

Der Maßnahmenplan bzw. die Tagesstruktur sind fortlaufend anzupassen.

•Das gilt individuell wie z. B. bei Veränderungen des Krankheitszustandes, nach Krankenhausaufenthalten oder bei Veränderungen vereinbarter Leistungen.

•In der ambulanten Versorgung ist die Arbeitsteilung zwischen den Angehörigen und dem Pflegedienst zu dokumentieren.

Grundsätzliche Bestandteile eines Maßnahmenplans in der Tagesstruktur:

•Darstellung der Individualität des Betroffenen (Wünsche, Vorlieben, Rituale etc.)

•Festlegung von wiederkehrenden Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen (z. B. Körperpflege, Betreuung, hauswirtschaftliche Leistungen)

•Ableitung von Maßnahmen aus dem Risikomanagement und/oder deren Beobachtung

•Hinweise zu zusätzlichen Betreuungsleistungen sowie Maßnahmen zur Behandlungspflege

_________________

1Hellmann S, Rößlein R (2017): Praxisratgeber: Von der SIS® zur Maßnahmenplanung. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover.

2Die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten sowie Bevollmächtige für Pflege (2017): Informations- und Schulungsunterlagen zur Einführung des Strukturmodells in der ambulanten, stationären und teilstationären Langzeitpflege. Version 2.0, Berlin: 19

3Ebd.: 31.

4Ebd.: 33.

5Ebd.: 34.

6Ebd.: 49.

7Vgl. Beikirch E, Nolting HD, Wipp M (2017): Dokumentieren mit dem Strukturmodell. Grundlagen – Einführung – Management. 2. Aufl. Vincentz Network, Hannover: 139f.

2 Grundlage eines Maßnahmenplans – die SIS®

Es gibt eine Reihe von Krankheitsbildern/relevanten Pflegephänomenen, die Ihnen in Ihrer Arbeit immer wieder begegnen:

•Apoplex

•Arthrose

•COPD

•Dekubitus

•Demenz

•Depression

•Herzinsuffizienz

•Morbus Parkinson

•Multiple Sklerose

•Osteoporose

•Rheuma

•Chronischer Schmerz

Wir möchten Ihnen zeigen, wie Sie die besonderen Anforderungen, die diese Krankheitsbilder stellen, in tagesstrukturierenden Maßnahmenplänen berücksichtigen können. Denn diese Krankheitsbilder und relevanten Pflegephänomene haben Auswirkungen auf die Selbstständigkeit und Fähigkeiten der Betroffenen im Alltag und ihre Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe.

Natürlich wissen auch wir, dass ein Mensch nicht nur über seine Krankheit definiert wird. Darum geht es auch in diesem Buch nicht. Vielmehr möchten wir Ihnen – wie in einer Art Checkliste – zeigen, worauf Sie achten müssen, wenn Sie tagesstrukturierende Maßnahmenpläne auf Basis der SIS® schreiben. Doch zunächst ein paar Sätze zu den Grundlagen.

2.1Das Erstgespräch

Das erste Gespräch mit einem Pflegebedürftigen und/oder seinen Angehörigen war schon immer wichtig. Im Rahmen der SIS® ist es nicht etwa unwichtiger geworden, sondern die Perspektive hat sich etwas verschoben: vom rein fachlichen Blick auf die Einschätzung des Pflegebedürftigen/seiner Angehörigen. Das heißt, dem Pflegebedürftigen wird Raum für die Schilderung seiner Perspektive gegeben. Seine subjektive Sicht, Wünsche, Vorstellungen zum selbstbestimmten Leben, seine Wahrnehmung der aktuellen Lebens- und Pflegesituationen rücken dabei in den Vordergrund:

•Welche konkreten Erwartungen, Vorstellungen hat der Pflegebedürftige an die Pflege und Betreuung?

•Welcher Unterstützungs- und Hilfebedarf resultiert daraus?

Sie haben die Gelegenheit den Pflegebedürftigen kennenzulernen. Für Sie als Pflegefachkraft heißt das zugleich, dass Sie sich etwas zurücknehmen müssen. Sie fragen – aber die Antworten hat Ihr Gesprächspartner! Ihre Aufgabe ist es, diese Antworten möglichst genau (wörtlich) zu protokollieren und anschließend in eine Struktur zu stellen, aus der heraus sich Einschätzungen und schließlich Maßnahmen ergeben. Es wird aber immer wieder Situationen geben, in denen der Pflegebedürftige aufgrund von unterschiedlichsten Beeinträchtigungen Probleme hat, sich selbst zu äußern. Hier kann das stellvertretende Gespräch mit z. B. den Angehörigen/Betreuern hilfreich sein. Denken Sie aber immer auch daran, dass Sie über die Beobachtung des Betroffenen, seine Reaktionen im Zusammenhang mit pflegerischen Verrichtungen, in Betreuungssituationen und alltäglichen Begegnungen ebenso Informationen darüber erhalten, was dem Betroffenen z. B. angenehm oder unangenehm ist, was bei ihm Wohlbefinden auslöst.

Wichtig Gestalten Sie ein wirkliches Gespräch

Ob Sie gute, verwertbare Informationen für die Maßnahmenplanung erhalten, hängt nicht nur davon ab, ob der Pflegebedürftige Ihre Fragen versteht und darauf antworten kann. Es hängt auch davon ab, ob Sie es zu einem richtigen Gespräch kommen lassen:

•Schaffen Sie eine angenehme und vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre. Nehmen Sie sich Zeit. Wählen Sie einen Ort, an dem Sie ungestört miteinander sprechen können. Begegnen Sie den Pflegebedürftigen/Angehörigen mit Wertschätzung und Respekt.

•Hören Sie aktiv zu.

•Sagen Sie Ihrem Gegenüber, was Sie von ihm möchten.

•Stellen Sie immer nur eine Frage.

•Fragen Sie – aber warten Sie auch die Antworten ab.

•Beziehen Sie Informationen aus der Umgebung mit ein (Einrichtung, Bilder etc.).

•Machen Sie sich Notizen.

2.2Die pflegefachliche Einschätzung

Wir können Sie nur ausdrücklich ermuntern: Trauen Sie Ihrer pflegefachlichen Kompetenz! Als Pflegefachkraft sind Sie geschult in der Beobachtung von älteren und pflegebedürftigen Menschen. Wenn Sie ein Risiko beobachten, dann brauchen Sie kein Assessment, sondern einfach den Mut, das Kreuz an der richtigen Stelle der Risikomatrix einzutragen.

Wichtig Ihre Entscheidungen zählen

Beobachten, erfragen und bewerten Sie:

•Gibt es ein Risiko?

•Ist es notwendig, dieses Risiko noch weiter (= intensiver) einzuschätzen?

•Im ambulanten Setting: Brauchen der Betroffene/seine Zugehörigen eine weitergehende Beratung?

2.3Der Handlungsbedarf aus der Risikomatrix

Bitte achten Sie darauf, dass jedes relevante Risiko, dass Sie in der Risikomatrix angekreuzt haben, zuvor auch von Ihnen im zutreffenden Themenfeld beschrieben wurde. Ein Risiko gilt nur dann als kompensiert, wenn Sie im Themenfeld nachvollziehbar dargestellt haben, wodurch das Risiko ausgeglichen wird.

Mit der SIS® wird eine umfassende Darstellung und Orientierung der Gesamtsituation des Pflegebedürftigen erreicht. Mit der Risikomatrix (stationär, ambulant, Tagespflege) erfolgt nun die Risikoeinschätzung (Abb. 2, Abb. 3).

Abb. 2: Pflegefachliche Einschätzung anhand der Risikomatrix – Überblick.

Abb. 3: Risiken einschätzen und Maßnahmen planen.

Wichtig Ihre Aufgabe als Pflegefachkraft

•In der Risikomatrix müssen Sie für jedes Themenfeld in Kombination aller Risikobereiche die Einschätzungs- und Entscheidungsschritte durchführen.

•Wenn Sie alle in der Matrix genannten Risikobereiche eingeschätzt haben, können Sie in der Spalte »Sonstiges« Ergänzungen vornehmen. Sie gehen bei der Einschätzung wie oben beschrieben vor. Die Spalte kann, muss aber nicht genutzt werden!

•Beachten Sie: Prophylaxen dokumentieren Sie immer im individuellen Maßnahmenplan.*

•Die Krankenbeobachtung ist grundlegender Bestandteil des pflegefachlichen Handelns.

*Vgl. Die Beauftragte 2017: 51.

Bitte denken Sie daran: Auf der Ebene der Risikomatrix erfolgt ausschließlich eine (Erst-)Einschätzung zu bestehenden Risiken. Wenn Veränderungen (akut oder schleichend) auftreten – bezogen auf die Situationseinschätzung des Pflegebedürftigen –, sind diese als Abweichungen im Berichteblatt zu dokumentieren und werden somit für das Pflege- und Betreuungsteam, Ihre »Teamkollegen«, sichtbar. Sie müssen dann die Situation des Pflegebedürftigen mittels Evaluation neu einzuschätzen. Je nach Ergebnis folgt dann die Anpassung des Maßnahmenplanes und ggf. der SIS®.

3 Maßnahmenpläne für die häufigsten Krankheitsbilder/Pflegephänomene im Alter

Im Alltag ist es mitunter nicht so einfach, schnell eindeutige Formulierungen für Maßnahmen zu beschreiben. In den folgenden Kapiteln haben wir deshalb eine spezifische Auswahl von Krankheitsbildern und relevanten Pflegephänomenen sozusagen »durchdekliniert«. Es handelt sich dabei um die häufigsten (chronischen) Krankheiten im Alter. Der Ablauf ist stets der gleiche:

1.Definition des Krankheitsbildes

2.Zusammenfassung der Erkenntnisse aus der SIS®

3.Maßnahmenpläne (stationär, ambulant und teilstationär) in Form einer Tagestruktur

Vergessen Sie bitte nie die Individualität des einzelnen Menschen!

Wie gesagt: Wir wollen Ihnen einfach Hinweise darauf geben, was Sie bei den häufigsten Krankheitsbildern und relevanten Pflegephänomenen keinesfalls vergessen sollten bzw. worauf Sie achten sollten.

»Prinzipien des Maßnahmenplans

Routinemäßige und wiederkehrende Abläufe in der grundpflegerischen Versorgung sowie der psychosozialen Betreuung werden übersichtlich einmal nachvollziehbar abgebildet.

Es kann mit fixen Zeiten oder variablen Zeitkorridoren gearbeitet werden. Ausschlaggebend ist, ob aus fachlicher Sicht oder auf Wunsch des Bewohners bestimmte Leistungen zu einem fixen Zeitpunkt erbracht werden sollen oder müssen (z. B. Medikamente). Einzelheiten der Behandlungspflege werden wie bisher separat dokumentiert.

Unterstützende oder pflegerische Maßnahmen, die mehrmals am Tag in derselben Form erbracht werden (z. B. das Bereitstellen von Mahlzeiten in einer bestimmten Form), werden nur einmal individualisiert beschrieben und im Weiteren dann mit einem Kürzel in die Tagesstruktur integriert.

Auf der Ebene der Formulierung der Maßnahmen spielt die eindeutige Beschreibung der Maßnahme eine bedeutende Rolle. Die Maßnahmen werden handlungsleitend beschrieben. Das heißt, durch die Art der Beschreibung der Maßnahme wird z. B. nachvollziehbar ‚Wer, Was, Wie, Wo und Wann‘ zu tun hat.

Ziele sind immanenter Bestandteil der geplanten Maßnahmen. Maßgeblich kommt dies im Sinne der individuellen Zielsetzung durch die Aussagen und Wünsche der pflegebedürftigen Person zu ihrer Situation zum Ausdruck (personzentrierter Ansatz). In den konkreten Maßnahmen spiegeln sich die Ergebnisse dieses Prozesses wider, ohne dass die übrigen Zwischenschritte verschriftet werden.«8

3.1Apoplex

Definition Apoplex

Bei einem Apoplex kommt es zu einem plötzlichen Ausfall von Gehirnfunktionen aufgrund einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Folglich kommt es zu Schädigungen von Nervenzellen in der betroffenen Gehirnregion. Die Betroffenen leiden oft unter plötzlicher Schwäche, Lähmungen und Empfindungsstörungen einer Körperseite, starken Kopfschmerzen, Sprach- und Sehstörungen sowie Schwindel.

Generell kann zwischen zwei Arten von Schlaganfällen differenziert werden: Schlaganfälle als Folge von Durchblutungsstörungen und Schlaganfälle als Folge von Hirnblutungen.*

*Vgl. Kompetenznetz Schlaganfall (2017): Schlaganfall. Vorbeugung ist möglich. Im Internet: http://www.kompetenznetz-schlaganfall.de/292.0.html, Zugriff am 10.1.2019

3.1.1Maßnahmenplan stationär

Situation: