Max' abenteierliche Reise zum Ich - Renier-Fréduman Mundil - E-Book

Max' abenteierliche Reise zum Ich E-Book

Renier-Fréduman Mundil

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Beschreibung

Max ist ein Junge, in dessen Familie es viele Schwierigkeiten gibt, von denen er und seinen beiden Schwestern nur nach und nach etwas erfahren, weil ihre Eltern darüber schweigen. Gleichwohl führt dies dazu, dass Max abseits steht und ausgegrenzt wird. Auf diese Weise gerät er unfreiwillig auf einen Weg voller Ereignisse, die für manche vielleicht Alltäglichkeiten sind, für einen Jungen in seinem Alter jedoch sehr spannende Abenteuer darstellen. Auf dieser Lebensreise wird sein größter Gegner zum besten - zum besten? Ja zum besten was eigentlich, während sich Max sich auf einem wichtigen Abschnitt seiner Lebensreise zum eigenen Ich befindet.

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Kurzbiographie

Renier-Fréduman Mundil (Pseudonym) ist seit vier Jahrzehnten Arzt. Ein Beruf, der es mit sich bringt, Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen kennenzulernen, darunter nicht nur einen Jungen namens Max. Er ist seit 42 Jahren verheiratet, mit seiner Frau und 24 Kindern (nicht wundern, es sind 4 eigene, 4 Schwiegerkinder und 16 Enkelkinder). Während der letzten Jahrzehnte hat er einige Manuskripte verfasst (u.a. Kinder- und Jugendbücher, Kurzgeschichten, Romane und nicht wenige Gedichte), die nach einer langen „Austragungszeit“ jetzt als Buch endlich bzw. gewissermaßen zum zweiten Mal das Licht der Welt erblicken und nach vielen Jahren plötzlich vor einer völlig anderen Welt stehen. Einer völlig anderen und doch irgendwo derselben Welt, mit denselben alten Problemen, die sich in der abgelaufenen Zwischenzeit nur anderes gekleidet haben.

Vorwort

Diese Geschichte schlummerte lange im Dunkeln. Als sie wieder das Tageslicht erblickte sprangen noch Begriffe wie Pfennig und D-Mark in ihr herum. Da die Euromünzen am 01.01.2002 eingeführt wurden ist die Geschichte auch ohne Altersbestimmung durch die Radiokarbonmethode mindestens 20 Jahre alt.

Das Leben ist eine Reise, kurz oder lang, bewegt oder eintönig, manche ziehen im Leben 20mal um, einige (wenn auch selten geworden) sterben nach 90 Jahren in derselben Wohnung, in der sie geboren wurden. Etliche (und offensichtlich immer mehr) haben die halbe Welt bereist, andere haben nie ihren Fuß außerhalb des eigenen Landes gesetzt, manche haben den Eindruck, im Leben nichts Aufregendes erlebt zu haben, das Leben Anderer ist voller Abenteuer.

Egal, was das Leben am Ende war, es ist immer eine Reise, eine Reise zum eigenen Ich. Und diese Reise ist immer spannend, egal, wie die äußeren Umstände sind.

Manchmal stehen wir abseits, wie Max, zumindest eine Zeit lang, eher unfreiwillig und kein Außenstehender kann ermessen, was es für ein Kind bedeutet, Tag für Tag viele Stunden einen Ort wie die Schule aufzusuchen und dort während scheinbar nie endender Stunden ausgegrenzt, abseits stehen zu müssen.

Gerade diese Zeiten können zu einem entscheidenden Abschnitt auf unserer wie auf Max‘ Lebensreise zum eigenen Ich werden. Manchmal bekommen wir dadurch sogar die Einsicht und Kraft, dass wir gar nicht mehr in bestimmten Gruppen sein wollen oder müssen, weil wir dadurch Teile von unserem eigenen Ich aufgeben müssen, um uns an die Gruppe anzupassen, was unsere Reise zum eigenen Ich viel beschwerlicher werden lässt.

Aber nichts braucht einer, auch Max, in einer solchen Situation mehr als einen guten Freund. Jemand hat einmal sinngemäß gesagt, ein Freund ist ein Klotz am Bein und eine Axt in der Hand. Bisher habe ich in meinem Leben keine bessere Beschreibung einer Freundschaft gefunden. Unwillkürlich tauchen bei diesem Satz im Kopf Bilder von Abenteurern auf, die sich mit einer Machete (Axt) einen Weg durch den Urwald bahnen. Bis sie plötzlich auf einer sonnendurchfluteten Lichtung stehen, vor ihnen ein perlender hoher Wasserfall, der sich in einen kristallklaren See ergießt voller unbeschreiblich schöner bunter exotischer Fische.

Max‘ Reise, unsere Reise, ist der Weg, den wir uns - am besten mit einem Freund an der Seite - durch den Dschungel des Lebens bahnen. Halten wir oder Max einmal inne und lauschen, können wir überall, egal wie undurchdringlich der Urwald an dieser Stelle unseres Lebens ist, in der Ferne das leise Rauschen unseres Wasserfalls hören, der auf Max ebenso wie auf uns wartet. Bis wir endlich, nach kleinen oder großen Abenteuern, vor ihm stehen.

Max‘ abenteuerliche Reise zum Ich - eine kurze weite Reise -

Wenn ich später groß bin, werd‘ ich Prinzessin!, sagte Paulinchen. Dann kann unser Märchen anfangen, erwiderte ihr Vater, eine Prinzessin braucht einen König. Du kannst mich als König einstellen!

Paulinchen lächelte nicht. Sie sah auf ihren Vater, der müde im glattpolierten Eisenbett lag. Die rechte Hand hing über der Bettkante und Paulinchen, die gerade mal über das Bett reichte, konnte direkt in Vaters Hand sehen. Viele Kringel-Falten liefen über die Haut, verschwanden plötzlich und tauchten an anderen Stellen der Hand wieder auf.

Manchmal zuckte ein Finger und viele kleine Schweißperlen glitzerten im Sonnenlicht. Die Wände waren weiß gestrichen. An einer Stelle kam ein grüner Schlauch heraus und schlängelte sich wie ein langer Wurm bis in Vaters Nase. Man konnte deutlich das Zischen hören, mit dem die Luft aus dem grünen Schlauch im Nasenloch verschwand.

Sauerstoff, hatte die Mutter gesagt. Max, Paulinchens Bruder, dachte nach. Warum stellte man Vaters Bett nicht einfach unter einen großen grünen Baum? Bäume geben auch Sauerstoff und der schmeckt bestimmt besser als aus dem grünen Plastikschlauch.

Über dem Kopf war eine Stange befestigt. Dort hingen zwei Plastikflaschen mit bunten Schildern. Im Sekundentakt tropfte eine durchsichtige Flüssigkeit in einen weißen Schlauch und verschwand in Vaters Arm.

Neben dem Bett stand ein Nachttisch. Die Blumen vorn letzten Besuch waren verschwunden. Paulinchen und Max hatten sie unterwegs gepflückt.

Noch am selben Tag warf eine Krankenschwester die Blumen weg, weil schwarze Käfer und sogar eine Blattlaus auf den Blüten krabbelten. Käfer gehören nicht ins Krankenhaus! Und ob Vater sich nicht, wie die anderen, Blumen aus einem Geschäft mitbringen lassen konnte?

Blumen aus einem Geschäft!? Die sind so sauber, dass sich kein Schmetterling auf ihnen wohlfühlt, dachte Max. Außerdem sind sie mit Gift gespritzt und giftige Blumen konnte Vater mit seiner Krankheit jetzt am allerwenigsten gebrauchen.

Max griff in seine Hosentasche. Mit den Fingern tastete er die Oberfläche seiner beiden letzten Münzen ab. Zwei mal 10 Cent. Seit Monaten bekam Max kein Taschengeld mehr. In den besten Zeiten hatte sich Vater manchmal mit ihm abends an den kleinen Küchentisch gesetzt. Er räumte dann seine Taschen aus und schenkte Max alle Münzen, die er nicht mehr brauchte. Es waren wirklich gute Zeiten, denn dazu kam noch das Taschengeld.

Für zwanzig Cent brauch' ich nicht mal am Blumengeschäft vorbeizugehen, dachte Max. Er zog seine Hand aus der Tasche und legte sie in Vaters Hand, die noch immer über der Bettkante hing.

Ist wohl besser, wenn wir jetzt gehen, flüsterte Max.

Ja, sagte Vater, Mutter wird schon warten und Paulinchen muss ins Bett.

Die beiden Kinder verließen das große Haus, in dem die Kranken wohnten. Vater war auch einer von ihnen, seit vier Wochen.

Kommt Papa bald nach Hause? fragte Paulinchen. Max schwieg. Er wusste es selbst nicht. Die Mutter wusste es nicht, und sie hatte gesagt, dass auch die Ärzte es nicht wissen. Niemand wusste es.

Max dachte nach. Paulinchen hing wie ein Kartoffelsack an seinem Arm. Sie war müde und ihre Müdigkeit machte ihr Gewicht noch schwerer.

Max dachte weiter nach. Seine Gedanken eilten den Weg voraus, nicht um Kilometer, sondern um Jahre. Max beeilte sich, seine Gedanken einzufangen. Er rannte, Paulinchen quengelte. Endlich hatte Max seine Gedanken eingeholt:

Das Fußballstadion ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. 100 000 Menschen sitzen um das grüne Feld herum. Eine ganze Stadt passt in das Stadion.

Max steht in der Mitte. An seinem Arm trägt er eine Binde, er ist der Kapitän.

Kopf oder Zahl? Der Schiedsrichter guckt ihn an.

Max entscheidet sich für Zahl und gewinnt. Er darf die Seite wählen. Dann sieht er in die Zuschauer.

Ihre Köpfe sind wie hunderttausend Kugeln, die er noch nie gesehen hat. Ob Jenny im Stadion ist?

Oder sieht sie das Spiel zu Hause am Fernseher?

Der Schiedsrichter pfeift an. Max bekommt den Ball und rennt los. Er fühlt, wie Jennys Augen seine Füße beobachten und rennt immer schneller. Die anderen Spieler sind wie Stangen mit zwei großen Augen. Jetzt läuft er allein auf das gegnerische Tor zu. Doch der Torwart wird auf einmal immer größer. Er verwandelt sich in einen riesigen Elefanten, der das ganze Tor ausfüllt. Nur zwischen den Beinen bleibt eine winzige Lücke.

Du musst die Lücke treffen, denkt Max. Jetzt, jetzt, jetzt schieß los. Bevor der Torwartelefant die Beine zusammenkneift, ist der Ball durchgeflogen und zappelt im Netz.

Max sieht hoch. Auf einmal steht Jenny hinter dem Tor und lächelt ihn an. Ein Augenblick Stille. Danach werfen sich die anderen Spieler voller Freude auf ihn und hunderttausend Stimmen jubeln. Pfiffe, Kreischen, Schreie, wieder Pfiffe und dann ein schrilles Quietschen….

Kannst du nicht aufpassen! Den Hintern sollte man dir versohlen! Du gehörst ins Bett und nicht auf die Straße!

Max blickte nach vorne. Keinen halben Meter entfernt stand ein rotes Auto. An seinem Arm hing noch immer Paulinchen. Sie war kreidebleich und fing an zu weinen. Aus dem Auto starrte ein Mann mit hochrotem Kopf, seine Gesichtsfarbe passte zum Wagen. Mach, dass du nach Hause kommst, schrie er und fuhr davon. Er kümmerte sich nicht um die Kinder. Zum Glück war beiden auch nichts passiert, nur der Schreck steckte ihnen gewaltig in den Knochen. Max setzte Paulinchen auf seine Schultern und trottete weiter. Noch mal gut gegangen, dachte er. Vielleicht auch Pech. Ein Krankenwagen hätte sie sonst abholen müssen und sie könnten heute Nacht neben Vater im Krankenhaus schlafen Zehn Minuten später waren die Kinder zu Hause. Mutter saß am Küchentisch, in der Mitte stand eine Kerze. Max drückte auf den Lichtschalter, aber die Lampe ging nicht an. Der Strom ist ausgefallen, sagte Mutter, ihr müsst im Dunkeln schlafen gehen. Sie leuchtete mit einer Taschenlampe den Weg ins Kinderzimmer. Max sah nach draußen. Nur bei ihnen war es dunkel. In den anderen Wohnungen sah er die vielen eingeschalteten Lampen. Er konnte sich denken, was passiert war.

In der Nacht wachte Max auf. Er holte die kleine Taschenlampe unter dem Kissen hervor und stieg aus dem Bett. Die Küchentür war einen Spalt offen.

Er leuchtete hinein und sah seine Mutter, sie war auf dem Stuhl eingeschlafen. Max weckte sie nicht.

Mit der Taschenlampe leuchtete er sich den Weg bis zu einem schwarzen Kasten im Korridor. Der Stromzähler. Gestern noch hatten sich die Zahlen regelmäßig fortbewegt, waren emsig hin- und hergesprungen. Jetzt standen sie still, als wenn sie eingefroren wären. An der Seite klebte ein Zettel: Gesperrt. Gebühr nicht bezahlt!

Max schluckte. Er dachte an seine Mutter, die so gerne abends in der Badewanne saß und holte die Münzen aus seiner Hosentasche.

Ob man für zwanzig Cent eine Badewanne warmes Wasser kaufen kann? dachte Max. Früher hatte er beobachtet, wieviel sich der Zähler veränderte, wenn er eine Stunde die Lampe brennen ließ. Oder wenn Mutter eine Stunde badete. Dann drehten sich die Zahlen noch viel schneller. Zwei 10-Cent-Stücke, dachte Max, nur zwei Mal 10 Cent. Damit würde er die Zahlen nicht wieder zum Drehen bekommen.

Max legte sich wieder ins Bett. Er dachte an Vater, der im Krankenhaus lag. An die Mutter, die am Küchentisch eingeschlafen war. Vielleicht war sie müde. Vielleicht schlief sie nur, um an das alles nicht denken zu müssen. Paulinchen kam ihm in den Sinn. Manchmal wachte sie nachts auf und lief in das Schlafzimmer der Eltern. Wenn sie auf den Lichtschalter drückte, würde nichts passieren.

Im Dunkeln hatte Paulinchen Angst. Max konnte es nicht ändern. Aber er konnte wenigstens wegen Paulinchen die Nacht über wachbleiben und ihr mit der Taschenlampe leuchten, falls sie aufstand.

Doch mit jeder Minute wurde Max müder.

Er sah noch, wie zwei Männer in blauen Anzügen vor ihrer Tür standen. Sie trugen ein riesengroßes Schild in der Hand: Gesperrt, Gebühr nicht bezahlt.

Die Männer stellten das Schild vor die Wohnungstür. Niemand konnte mehr heraus oder herein. Die Nachbarn liefen vorbei und schüttelten den Kopf.

Oder sie blickten einfach zur anderen Seite und sagten: So, so, so, so, so, so.

Und: Ach herrjeh! Ach herrjeh!

Als die Nachbarn weg waren, kam Max' Schulklasse vorbei. Alle sahen mit riesengroßen Augen auf das Schild.

Was sie sagten, konnte Max nicht mehr verstehen. Er war endlich eingeschlafen.

Am nächsten Tag hatte Max erst zur dritten Stunde. Als er aufwachte, war es bereits hell. Schnell sprang er aus dem Bett und lief als Erstes zur Wohnungstür. Gespannt öffnete er sie. Kein Schild, das ihm den Weg versperrte, kein Schild mit der Aufschrift:

Gesperrt. Gebühr nicht bezahlt.

Er atmete erleichterte auf.

Max, was machst du denn an der Tür?, rief seine Mutter.