Mei, bin i a Depp! - Lauerer Toni - E-Book

Mei, bin i a Depp! E-Book

Lauerer Toni

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Beschreibung

Hand aufs Herz – wie oft haben wir uns schon bei verschiedensten Gelegenheiten insgeheim gedacht: Lauter Deppen! Toni Lauerer geht es da nicht anders. In seiner unnachahmlichen und köstlich humorvollen Art beleuchtet er die Situationen, in denen einem unweigerlich derartige Gedanken durch den Kopf schießen: Beim nervigen Anruf eines Callcenters, bei unsäglichen Reality-Shows im Privatfernsehen und natürlich beim alltäglichen Wahnsinn, den wir alle kennen. Aber er wäre nicht der Menschenfreund Toni Lauerer, wenn er den Deppen nur bei den anderen suchen würde, zum Schluss kommt er zur traurigen, aber wahren Selbsterkenntnis: Mei, bin i a Depp! 152 Seiten mal feiner, mal kracherter Humor, wie wir ihn von Toni kennen und lieben!

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Seitenzahl: 219

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Toni Lauerer

Mei, bin i a Depp!

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86646-372-1

© MZ Buchverlag in der Battenberg Gietl Verlag GmbH, Regenstauf

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

www.gietl-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten.

Inhalt

Vorwort

Der Angerufene schlägt zurück

Wahre Liebe

Tolle Frau

Verlässlichkeit

Wahre Tragödie

Nichts lieber

Falsche Freunde

Rentnerschicksal

Sinnvolle Deko

Lauter Deppen

Alles egal, Hauptsache digital

Tortur-Tour

Hacker Franz

Richtige Ernährung

Weisheit des Alters

Nebulös

Unangenehm

Berufswunsch

Betriebsausflug

Auf Kur

Depp im 3. Frühling

Depperte Zeiten

Depp in einer Tour

Depp is männlich

Duselbauer

Oberpfälzer Grillabend

Der beliebte Mai

Fünfmaliger Wechsel

Die Lady und der Lord am Fjord

Gute Nacht, Oma

Handwerksdepp

Auf dem Grundschulparkplatz

Glück im Unglück

Tochter fährt, Vater spinnt

Umweltbewusstsein

Radikalkur

Sprachgenie

Der Stripper

Immer Bayern

Labile Lage

Maikäferliebe

Dialektforscher

Schlechter Zuhörer

Der Datenschutz

Die Promiparty

Im Freibad

Nächtliche Geruchsbelästigung

Das falsche Grußwort

Das kaputte Rad

Toni Lauerer in der Klasse 2b

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

Hand auf’s Herz: Oft denken wir uns insgeheim „Lauter Deppen!“ Praktisch täglich kommen wir in Situationen, wo uns Mitmenschen aufhalten, stören, belästigen, kurz gesagt, nerven!

Den Autofahrer nervt der Radfahrer, der sich notgedrungen mit nur 25 km/h fortbewegt und den er wegen Gegenverkehr gefühlte zehn Kilometer lang nicht überholen kann. Den Radfahrer nervt der Autofahrer, der ihm im Nacken sitzt und der bei ihm Angstschweiß auslöst.

Den Kunden im Supermarkt nervt der Mensch, der vor ihm an der Kasse steht, der mit Karte bezahlen will und dem seine PIN-Nummer nicht einfällt. Und den vergesslichen Kunden nervt sein Hintermann, weil der einen solchen nervlichen Druck erzeugt, dass ihm die PIN-Nummer erst recht nicht mehr einfällt. Die fürs Handy schon, aber die für die Kreditkarte nicht.

Den Gast nervt die Bedienung, die seiner Meinung alle anderen schneller bedient als ihn, die Bedienung nervt der Gast, der nach zehn Minuten immer noch überlegt, ob er zum Schweinekotelett Pommes oder lieber doch Bratkartoffeln möchte – und den kleinen oder den mittleren Beilagensalat.

Den Schüler nervt der Lehrer, der ihn etwas fragt, das er nicht beantworten kann und den Lehrer nervt der Schüler, der nicht einmal mehr das weiß, was man vor einer halben Stunde durchgenommen hat.

Keiner sagt es, aber viele denken es sich: „Mensch, is des ein Depp!“

Ich gebe es offen zu: Ich bin da keine Ausnahme!

Aber: Ich habe mich hingesetzt und nachgedacht, wie ich in manchen Situationen auf meine Mitmenschen wirke, denn ich bin auch Autofahrer, Radfahrer, Kunde und Gast – Schüler war ich auch mal, Lehrer allerdings nie!

Und das Ergebnis dieses Nachdenkens war ernüchternd und beruhigend zugleich, es lautete:

„Mei, bin i ein Depp!“

Und weil mir diese Erkenntnis so wichtig und fundamental erschien, habe ich es als Titel dieses Buches gewählt!

Verfolgen Sie mit mir meine Reise durch den Alltag eines Deppen, ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei!

Und wenn Sie beim Lesen erschrecken und vielleicht zur gleichen Erkenntnis kommen – keine Angst, Sie sind nicht allein! Einen verständnisvollen Mitdeppen haben Sie auf jeden Fall: Mich!

Gute Unterhaltung und ganz herzliche Grüße!

Ihr Toni Lauerer

Es ist wohltuend für Körper und Seele, wenn man gemütlich daheim auf der Wohnzimmercouch sitzt, vor sich ein knappes Kilo Leberkäse, gut 100 Gramm süßen Senf, drei Brezen, ein Viertelpfund Butter, damit die Vorgenannten nicht zu trocken sind, und natürlich eine Tomate zwecks der schlanken Linie. Man schaltet den Fernseher ein, ist im Einklang mit sich, mit der abwesenden, weil shoppenden Frau, und mit der Welt und denkt sich: „So müsste es immer sein!“

Und dann läutet das Telefon!

Schlimm genug, wenn eine redselige Verwandtschaft das häusliche Idyll (zer)stört, noch schlimmer aber, wenn ein Mitarbeiter eines Callcenters am Apparat ist und dir irgendetwas anpreisen will, das angeblich so günstig ist wie nie zuvor und das nur er anbietet und jeder, der dieses einmalige und ab übermorgen nicht mehr gültige Angebot nicht nutzt, ist von Haus aus ein Depp! Meistens handelt es sich um Handytarife, garniert mit allerlei neumodischen Wörtern wie Flatrate, Gigabyte, App, Wozzäp und sonstigen urbayerischen Substantiven.

Callcenter, das muss man wissen, wurden ja ausschließlich deshalb erfunden, weil es den Menschen zu langweilig ist. Früher haben die Menschen 24 Stunden am Tag gearbeitet, teilweise auch noch in der Nacht, so dass manche auf 30 Stunden und mehr täglich kamen! Heute ist das ganz anders, ich sehe das ja an mir selber: Man ist Beamter und hat um 17 Uhr Dienstschluss, kommt also so gegen 16.40 heim. Abendessen gibt’s erst um 18 Uhr, was tut man in der Zwischenzeit? Fernsehen? Kommt nur Schmarrn! Einen Ring Fleischwurst essen als Vorspeise? Hört sich super an, wäre auch super, findet aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen keine Zustimmung bei der Gattin! Diese empfiehlt eine Reiswaffel, welche aussieht wie Styropor, aber bei weitem nicht so gut schmeckt. Erträglich ist sie mit Mayonnaise und Leberkäse, womit ich sie belege, wenn die Gattin außer Haus ist, um dann bei ihrer Heimkehr heuchlerisch zu ihr zu sagen: „Sooo schlecht schmeckts gar ned, so a Reiswaffel!“

Joggen? Ist körperlich wegen des anstrengenden Tags im Büro nicht möglich, es würde ein gefährlicher Erschöpfungszustand drohen! Ein Bier trinken? Da schläft man noch vor dem Abendessen ein! Einen Kaffee? Da schläft man überhaupt nicht mehr ein! Es ist in der Tat schwierig!

Und um dieses Problem der Langeweile zu beheben, hat man Callcenter erfunden mit der Absicht, mich während der Wartezeit zu beschäftigen und vor allem zu nerven. Früher war ich tatsächlich genervt, wenn mich so ein Anruf ereilt hat, aber inzwischen bin ich ein Profi, was Gespräche mit Telefonanbietern aller Art betrifft – ehrlich gesagt freue ich mich geradezu auf solche Anrufe, denn ich übernehme nach kurzer Zeit die Rolle des Nervenden unter dem Motto

Der Angerufene schlägt zurück

Das Telefon in der Diele läutet, ich erkenne an der Nummer, dass ein TTD (Telefontarifdealer) am anderen Ende der Leitung ist. Ich hebe ab, melde mich aber nicht mit „ja“, sondern mit „Guad Moang“, obwohl es 17.06 Uhr ist. Man muss das Wort „ja“ unbedingt vermeiden, da der Verdacht besteht, dass dieses „ja“ aufgezeichnet und später als Antwort auf die Frage „Möchten Sie eine Flatrate für monatlich 150 Euro?“ hinmontiert wird. Dies hat mir mein Freund Kare glaubhaft erklärt. Und Kare kennt sich mit Tricks aus, denn er ist Metzger! Also, das Gespräch beginnt:

Ich: Guad Moang!

TTD: Guten Tag! Spreche ich mit Toni Lauerer?

Ich: („Ja“ vermeiden!) Des konn durchaus sei!

TTD: Wie bitte?

Ich: In mein Ausweis stehts aso drin!

TTD: Dann sind Sie also Herr Toni Lauerer?

Ich: Eher scho wia ned!

TTD: Dann gehe ich mal davon aus, haha!

Ich: Aso machmas! Haha! Gema aus davo! Bleibt uns eh nix anders übrig.

TTD: Hätten Sie eine Minute Zeit für mich?

Ich: Zwoa aa! („Ja“ vermeiden nicht vergessen!)

TTD: Wie bitte?

Ich: Zeit spielt koa Rolle ned! Für an guadn Schmaaz bini allaweil zum haben! Mitm Redn kemman d’Leit zamm, hoaßts allaweil!

TTD: Wie bitte??? Ich verstehe Sie sehr schlecht!

Jetzt ist der Moment gekommen, wo ich mich auf mein Deppenbankerl setze. Wir haben nämlich für die Diele extra eine kleine hölzerne Bank gekauft, damit ich nicht so lange stehen muss, wenn ich mit einem Deppen telefoniere. Und dass ich im Moment einen Deppen an der Angel habe, dessen bin ich mir sicher! Er ahnt aber noch nicht, dass er es mit einem Sadisten der übelsten Art, nämlich mit mir, zu tun hat.

Ich: Host an Tinnitus, weilst mi ned verstehst? Des is a Geißel der Menschheit! I hob glesn, in Deitschland pfeifts bei 6 Millionen im Ohr, bevorzugt im linken! Des is ned angenehm. Des is de laute Musik! De junga Leit, de wern im Alter amal alle taube Nüss’! Weils dauernd den Knopf im Ohrn hamm. I werad wahnsinnig mit dem Gsurr den ganzen Dog! Ständig fahrns welche zamm, weils des Auto ned hörn, mi wunderts ned! Des muassma sich amal vorstelln! Do hörst „Highway to Hell“, dann fahrt di a Auto zamm und bist schaust, bist scho in da Höll – blanke Ironie!

TTD: Äh, interessant! Aber mir geht es heute um ganz etwas anders: Halten Sie sich fest, Herr Lauerer, ich habe ein sensationelles Angebot für Sie! Zunächst eine Frage: Wie hoch sind derzeit Ihre monatlichen Telefonkosten?

Ich: Des schwankt!

TTD: Durchschnittlich!

Ich: Kimmt allaweil draaf o!

TTD: Ungefähr!

Ich: Amol aso, amol aso!

TTD: Wie bitte?

Ich: Du bist koa Hiesiger, gell? Wo bist denn nacha du her, ha?

TTD: Leicht unsicher: Ich rufe aus Hamburg an!

Ich: Aus Hamburg! Ja mi host ghaut! A Superstadt! Schwärmerisch: Hamburg an der Mosel!

TTD: Äh, an der Elbe, Hamburg liegt an der Elbe, nicht an der Mosel!

Ich: Neunmalklug: Des woaß i doch! Des war doch bloß a Witz mit da Mosel! I kenn mi doch aus, i war doch scho in Hamburg. Des war … Moment, lass mi nachdenka … des war … 1977, freilich, 1977 war des! Tausendprozentig!

TTD: Äh, ist ja jetzt auch egal – ich hätte da folgendes Angebot für Sie: 24 Stunden am Tag telefonieren in alle Netze, PLUS Internet …

Ich: Naa, 1978 wars! Sorry, da hab i mi deischt, 1978 warma in Hamburg! Natürlich, 1978! Weil wia i hoamkema bin vo Hamburg, do hod mir mei Muada erzählt, dass beim Kruzn Rudi brennt hod! Und des war 1978, hundertprozentig, des konnst mir ruhig glauben!

TTD: Ich glaube es Ihnen, ehrlich! Obwohl ich nicht alles verstanden habe, aber ich glaube Ihnen! Und jetzt nochmal zu meinem heutigen Angebot für Sie: Abgesehen vom sagenhaft günstigen Tarif, den ich Ihnen gleich näher erläutere, Sie bekommen obendrein auch noch …

Ich: Des is klar, dass du ned alles verstanden hast, weil Kruzn Rudi is ja bloß da Hausnam’! In echt hoaßt der Rudolf Steinhauser! Wo des Kruzn herkimmt, des woaß i aa ned! Du vielleicht? Sinnierend: Kruzn … Kruuuzn … hm, keine Ahnung! Host an Verdacht, wo des herkimmt, des Kruzn?

TTD: Äh … nein, das … das weiß ich auch nicht. Aber jetzt nochmal zu …

Ich: Weiter sinnierend: Kruzn … Kruzn … hm, a ganz a seltsams Wort. I konn dir beim besten Willen ned sagen, wo des herkimmt, duat mir echt leid! Kruzn … hm … Kruuuzn …

TTD: Macht nichts, Herr Lauerer, macht gar nichts! Zu meinem Angebot: Ich, bzw. Sie …

Ich: Moment, glei! Dassi weitererzähl: Also, es hod brennt beim Kruzn Rudi. Zwar bloß a Schupfa, owa immerhin. Da Feierwehrkommandant hod gsagt: „Besser wia nix!“ Haha! Des is aa oaner, unser Feierwehrkommandant, a Unikum! Der isst an Zwiefl wia an Opfl, Apfel moane, Wahnsinn! Owa des is jetza wurscht! 1978 warma in Hamburg, mit da Schul, des war unser Abschlussfahrt!

TTD: Nervlich zunehmend porös: Ach ja! Toll! Apropos Abschluss: Sie könnten heute bei mir einen unglaublich günstigen Vertragsabschluss tätigen. Ich schildere Ihnen kurz die Bedingungen: Sie können alle zwei Jahre telefonieren, halt, nein, natürlich nicht! Sie bekommen alle zwei Jahre ein neues Handy – das habe ich jetzt verwechselt! Und dann noch, Sie werden es nicht glauben …

Ich: Wart, i habs glei, owa des muassi dir unbedingt no erzähln: Mir fahrma also vo Cham aaf Hamburg. Kennst Cham?

TTD: Äh, nein!

Ich: Cham – bei Pemfling!

TTD: Nein, tut mir leid, ich kenne das nicht!

Ich: Is wurscht. Aaf jeden Fall warma dann in Hamburg. Mir natürlich glei in den Puffbezirk, Sankt Peter oder wia der hoaßt.

TTD: Sankt Pauli!

Ich: Genau, mersse! Irgend a Apostel halt. Des kannst dir denka, dassma mir do hi san! 18 Johr alt, hormongeladen, keine Ahnung vo Tuten und Blasen! Hamma gsagt, do miassma hi, und wenn a Radl owageht!

TTD: Verwirrt-verzweifelt: Wie bitte?

Ich: Etza lus, glei kimmts! Mir samma zu viert in aso a Art Puff, oder wos des war, eine. Sitzma uns hi, kimmt scho oane daher, aso a Schnalln, a durchsichtigs Nachthemad an, sunst nix! Uns hats d’Augen aussabatzt wia an Frosch, wennst aaf eam drauftrittst! Mir hamm ja sowos no nie gseng in natura. Im Bayerischen Wald hods damals sowos no ned geben! Mir warma ja glatte Deppen, geschlechtlich betrachtet! Null Ahnung vo nix! Heitzudogs is ja des ganz anders. Mei Neffe, da Loisl, der hod mit 10 Jahrn scho des zwoate Handy! Des erste hod eam sei Exfreindin bei da Trennung zammghaut! Des muasst dir amal vorstelln! 10 Jahr alt und scho a gescheiterte Beziehung hinter eam! I hob ja glei gsagt, dass des nix wird! Wenn oane scho Jennifer hoaßt, dann woaß i scho, woher da Wind waht! A Moni oder a Rosi is mir vom Orsch liawa wia a Jennifer vom Gsicht, des sog i dir scho! Mir wennst ned gangst!

TTD: Hält den Hörer zu und spricht mit einem Callcenterkollegen: Um Himmels Willen, ich hab einen komplett Irren in der Leitung! Der erzählt mir dauernd was von einem Ausflug ins Bordell in Hamburg. Und pervers ist er auch – er tritt auf Frösche, bis deren Augen platzen! Ich weiß nicht mehr, was ich mit dem machen soll! Sein Neffe ist 10 und frühreif!

Ich: Hä? Bist no do?

TTD: Äh, ja, ich ich ich b…b…bin noch da! Dem Wahnsinn bereits ziemlich nahe: Ich hätte da was für Sie, ein Dings, ein Angebot! Alle zwei Handys ein neues Jahr, Flatrate in alle Megabytes, Apps, Apps, viele Apps! Greifen Sie zu!

Ich: In der festen Absicht, ihn endgültig in den Trübsinn zu treiben: Kein schlechtes Angebot, do redma später no drüber! Etza muassi dir zerst erzähln, wia des weidaganga is mit uns und da Oberschnalln vo Hamburg! Des war a ganz a Grissne – hods gmoant! De allerschlauer vo ganz St. Moritz, hods gmoant!

TTD: Verzweifelt: St. Pauli! Sie waren in St. Pauli!

Ich: Omei, natürlich! Wia kimm i aaf St. Moritz? Freilich, etza is mir des klar: Weil mei Neffe, der hoaßt Moritz! Letzts Jahr hod er Kommunion ghabt! Du, is er zammgfalln und hod de Kommunionkerzn abbrocha – a Volldepp!

TTD: Flehend: Aber die Flatrate! Und die Gigabyte! Alle Netze! 500 Monate pro Jahr 12 SMS frei! Und Apps! Beginnt zu weinen. Herr Handy, ich bitte Sie! Ich flehe Sie an! Beim heiligen Moritz von St. Pauli!

Ich: Jaja, scho guat, i erzähls dir ja, wia des ausganga is! Also, mir vier Haumdaucher aus Cham sitzma so durt, sagt d’Schnalln: „Hallo zusammen, ich bin die scharfe Schakline! Na Jungs, wo kommt ihr denn her?“ Und mir so: „Vo Cham samma und insgesamt hamma 20 Mark dabei!“ Du, wia de des ghört hod, de is ab wia d’Sau ausm Schlachthof! 20 Mark! Des is ja im Puff praktisch nix, Euro hodma ja damals no ned kennt! Und weg wars! Ihra Nachthemad hod bloß no gflattert wia’s Nasentröpferl im Wind!

TTD: Völlig wirr und ängstlich: Ist sie weg? Ist sie endlich weg? Dann können wir ja über mein Angebot sprechen! Ich habe ein Angebot! Herr Flatrate, bitte, es ist unverbindlich, möchten Sie ein Netz? Wir haben alle Netze: D1, D2, B12, Allrad, alles, wir haben alles! Was möchten Sie? Sagen Sie es mir! Eine App? Kein Problem! A biesl Apps geht immer, wie der Bayer sagt. Hahahaha! Lacht irr, ist dem Wahnsinn bereits verfallen.

Ich: De Story geht no weida! Des war ja bloß die Einleitung! Weil mir hamm natürlich insgesamt 100 Mark dabei ghabt! Und zwar jeder! Mir hamm de Schnalln zum Narren ghaltn! Da Hammer kimmt ja erst! Do wirst schaun! Hast no Zeit a paar Minuten, dann erzähl i dirs?

TTD: Ängstlich-wahnsinnig: Neinnein, keine Zeit, keine Zeit! Kunden, Millionen Kunden, Milliarden Flatrates, Billionen Apps! Tarif, Tarif, Achtung Tarif! Giga, Mega, Mokka! Keine Zeit! Immer weiter, immer weiter! Wir verschenken alle 12 Monate ein neues Jahr, äh, ein neues Handy! Ich muss telefonieren, immer wieder telefonieren, ich habe keine Zeit! Zeit ist Geld! Tarif, Tarif!

Ich: Des is schad! Owa woaßt wos? Gibma dei Nummer! Dann ruaf i di moang o und dann erzähl i dir, wia des ausganga is im Puff!

TTD: Legt auf und bricht schreiend zusammen.

Ich: Befriedigt zu meiner Frau: So, den hättma gschafft, etza kinnma essen!

Wahre Liebe

Kare: Mei Neffe hod direkt a poetische Veranlagung.

Sepp: Dei Neffe?

Kare: Ja, da Bua vo meiner Schwester, da Jean-Claude!

Sepp: Hod dei Schwester an französischen Mo, weil da Bua Jean-Claude hoaßt?

Kare: Naa, an Vogel hods, drum hoaßt er Jean-Claude! Is etza wurscht, aaf jeden Fall hod der Bursch folgendes Gedicht gschriem:Oh, wie hab ich dich so gern,ohne dich daad ich narrisch wern!Es tut so gut, wenn ich dich spürund hundert mal am Tag berühr!Ohne dich waar einsam ich und dumm,wer dich mir nimmt, den hau ich um!Stark, ha?

Sepp: Wahnsinn! Voll romantisch! Wie alt is er denn?

Kare: Im April is er 12 worn!

Sepp: Woooos? 12 Jahr erst? Und scho so verliebt, dass er für sei Freindin aso a tolles Gedicht schreibt?

Kare: Wos hoaßt do Freindin? Do geht’s um sei Handy!

Tolle Frau

Kare: Wos schaust denn so begeistert, Sepp?

Sepp: Weil mir des so guat duat!

Kare: Wos duat dir so guad?

Sepp: De Selbstbestätigung durch mei Frau! Man fühlt sich als Mo einfach so, so anerkannt, so bestätigt, direkt geliebt, wenn die eigene Frau oan recht gibt!

Kare: Ja Wahnsinn! Gibt dir dei Frau recht?

Sepp: Ja! Gestern erst wieder! Hob i versuacht, an Schrank zammzubaun. Dann hob i mi mitm Hammer dermaßen aaf mein Finger affeghaut und gschrian: „Zefix, bin i ein Depp!“ Do hod mei Frau gsagt: „Do host du vollkommen recht!“

Verlässlichkeit

Kare: Woaßt, wos bei uns oft unterschätzt wird und zu wenig gewürdigt?

Sepp: Wos nacha?

Kare: De Verlässlichkeit! Dassma sich aaf bestimmte Sachen einfach verlassen konn!

Sepp: Wia moanst jetza des?

Kare: Ja, zum Beispiel, wenn d’Mülltonne voll is, dann kimmt d’Müllabfuhr! Wennst an Briaf kriagst, dann kimmt da Postbot. Wennst krank bist, dann kimmt da Doktor! Des moan i damit! Do konn man sich bei uns einfach drauf verlassen!

Sepp: Genau! Und wennst grilln willst, dann kimmt a Weda, do konnst di aa drauf verlassen!

Kare: Stimmt!

Wahre Tragödie

Kare: Man jammert immer so gedankenlos, gell!

Sepp: Gedankenlos? Wia gedankenlos?

Kare: Ja, so automatisch – man jammert einfach so dahi: Übers Weda, weilma Kopfweh hod, über sein Job, über d’Frau, man jammert einfach so gedankenlos dahi! Wia guat dass eam eigentlich geht, des merktma dann erst, wenn oan selber wos Schlimmes passiert! Wia mir gestern! I hob denkt, i drah durch, Wahnsinn! I hätt nie glaubt, dass mir sowos passiert!

Sepp: Um Gottes Willen? Wos is dir denn passiert?

Kare: I hob den ganzen Dog am Handy koan Empfang ghabt!

Sepp: Nachträglich herzliches Beileid!

Nichts lieber

Kare: Und Sepp? Host scho a Weihnachtsgeschenk für dei Frau? Is allaweil ned einfach, gell? Bisma de Ansprüche erfüllt, de wo de hamm!

Sepp: Des war bei mir heuer viel unkomplizierter als erwartet! Total locker!

Kare: Ehrlich? Wia des?

Sepp: I hobs gfragt: „Roswitha, wos daadst jetza du dir heuer zu Weihnachten wünschen? An Schmuck efentunell?“ Dann hod sie gsagt. „Josef, i sogs dir ganz ehrlich: Nix waar mir liaba als a Schmuck!“ Also dann, wenns moant, dann kriagts halt Nix!

Falsche Freunde

Sepp: Glaubstas, glaubstas! Mei Tochter wird allaweil seltsamer!

Kare: D’Sabine?

Sepp: Freilich d’Sabine, i hob ja bloß oa Tochter!

Kare: Do host jetza aa wieder recht! Und wos is nacha? Wos hoaßt „allaweil seltsamer“?

Sepp: 3 Jahre wars etza aaf den Tofu fixiert. Des is jetza vorbei, seit 8 Wochen mags bloß no an Kefir!

Kare: Du allaweil mit deine Vorurteile! Des is doch wurscht, wo ihra Freind herkimmt, Hauptsach, nett is er!

Rentnerschicksal

Rudi: Und Alis? Bist zufrieden mit dein Dasein als Rentner?

Alis: Mehr oder weniger!

Rudi: Wia moanst jetza des – mehr oder weniger?

Alis: Zeit hobi mehr, Geld weniger!

Sinnvolle Deko

Kare: Stell dir vor, Sepp: Jetza hod mei Frau a neis Wohnzimmer kauft! Obwohl des alte erst 30 Jahr alt is! Des is no einwandfrei! Owa so sans, de Weiber – alle paar Dog wos Neis, es is zum narrisch werden!

Sepp: Des stimmt! De mei hod sich jetza a Buch kafft, obwohls scho drei hod!

Kare: Unglaublich! Owa wenigstens no billiger wia a Wohnzimmer! Ganz in Weiß is des Wohnzimmer, alles weiß! Weil i gsagt hob: „Des schaut aus wia a OP-Saal!“ Owa des war ihr wurscht! „Du immer mit dein Schmarrn!“, hods gsagt, „kaaf mir liawa zum Geburtstag an scheena Dekorationsartikel für unser neis Wohnzimmer! Owa unbedingt weiß, gell!“

Sepp: Und? Host wos gfundn, ganz in Weiß?

Kare: No freilich! An Rauchmelder kriagts!

Lauter Deppen

Kare: Omei, Sepp, is des eine narrische Welt! Manchmal denk i mir, wenn i de andern Leit aso oschau: „Lauter Deppen!“

Sepp: Des denk i mir dauernd! Des war früher anders, zu unserer Zeit, wiama mir jung warn. Do war des anders!

Kare: Genau! Do warma mir de Deppen!

Sepp: Owa unfreiwillig! Mit warma zwangsläufig Deppen, weil mir hamm ja nix ghabt im Vergleich zu da heutigen Jugend! Nix hamma ghabt! Koa Handy, koa Hirn, nix!

Kare: Ned amal a Tattoo! Heitzudogs hod jeder Hanswurscht a Tattoo, mir hamm koans ghabt! Glatte Deppen warma! Wennma wos ghabt hamm, dann warns Hormone, massenhaft Hormone, also Hormone hamma scho ghabt!

Sepp: Owa koa Freindin! I hob oft gar ned gwisst, wohi damit! Do stehst ganz schee dumm do mit deine Hormone!

Kare: Wia a Depp im Prinzip! A hormoneller Depp!

Sepp: Genau! Wenn i do so zruckdenk – es hod so guat wia nix gem! Ned amal Privatfernsehen, koa RTL, koa Pro7, koa VOX, koa Kabel und wia des ganze Zeig hoaßt, nix hods gem!

Kare: Stimmt! Drum hods aa koa Comedy ned gem! Heit kimmt ja den ganzen Dog Comedy aaf de Privatsender. Hamm mir in unserer Jugend a Comedy ghabt?

Sepp: Null! Mir hamm koa Comedy ned kennt! A Gaudi hamma ghabt, owa koa Comedy! A Gaudi hamms heit nimmer, owa a Comedy!

Kare: Mir hamm aso a Art Comedy ghabt, de hod Komödienstadel ghoaßn oder Königlich Bayerisches Amtsgericht, des war aso a Art Comedy, owa lustiger!

Sepp: Genau! D’Erni Singerl, woaßtas no?

Kare: No freilich! Hod ned ganz so guat ausgschaut wia de Gruber Moni, owa lustig wars aa!

Sepp: Kabelfernsehen hods damals scho gem!

Kare: Spinnst du? Niemals hods damals scho a Kabelfernsehen gem, des is erst viel später kema!

Sepp: Doch, des hods gem! Owa bloß in Hamburg im Ohnsorg-Theater, weil do war die Heidi Kabel dabei!

Kare: Depp! Du host aa scho bessere Gags gmacht! Kabelfernsehen wega da Heidi Kabel! So ein Schmarrn!

Sepp: I moan ja bloß! Und oans sog i dir aa: Des ganze nackerte Zeigs hods aa ned gem am Fernseh! Do hamm de Frauen no wos anghabt seinerzeit! Überlegt. War wahrscheinlich bei da Erni Singerl und da Heidi Kabel eh gscheida!

Kare: Wahrscheinlich scho!

Sepp: In unserer Jugend host du koa Chance ned ghabt, dass du amal an nackerten echten Busen gseng host, obwohl du hormonell dringend oan braucht hättst! Also zumindest zum Anschaun! An beweglichen, ned bloß a Bildl aaf da Illustrierten! Oan, der sich rührt, an echten halt!

Kare: Des stimmt! De oanzige Chance, dass du überhaupt schemenhaft oan segst, war, dass du di ins Kino einegschlicha host in „Schulmädchenreport“ oder „Hinterm Stadel wird gejodelt“ oder „Hausfrauenreport“, de warn ab 18 Jahre. I hob mi do manchmal einegschlicha, weil i hob scho älter ausgschaut mit 16!

Sepp: I ned, des is a Kreiz! I hob als Teenager aso a zarte Haut ghabt, wia a Pfirsich, i hob brutal jung ausgschaut, kindlich fast! Mi hättens maximal in „Pippi Langstrumpf“ einelassn mit meiner pfirsichartigen Haut! A Drama, i sogs dir! Hormone wia a 18-jähriger und a Haut wia a Kommunionkind, des passt ned zamm! Do kimmst du nie zu wos, rein sexuell!

Kare: Ehrlich? Host du echt aso a zarte Haut ghabt?

Sepp: I hob heit no a Top-Haut! Mei Hautärztin sagt oft: „Gut, dass Sie eine Glatze haben, weil sonst täte man die wunderschöne Kopfhaut nicht sehen!“ Aaf des pfeif i, ehrlich gsagt! De bläde Haut hod dazu gführt, dass i im Alter zwischen 8 Monat, do hod mei Muada abgestillt, und 18 Johrn koan echten Busen gseng hob! Wia i 18 war, hod sich dann oane erbarmt und hod mir ihren Busen zoagt, owa aa bloß, weils bsuffa war. Des war dann aa ned des Wahre. I war wirklich a Depp als junger Mensch, fast scho a Volldepp vo da Tendenz her!

Kare: Lauter Deppen warma, lauter Deppen! Konnst di no erinnern? Mir hamm in da 7. Klass in da Schul heimlich Fußballerbildl unter da Schulbank tauscht. 3 Höttges gega oan Netzer! Oder 2 Seeler gega oan Beckenbauer! Und do samma uns super vorkema! Heit tauschens in da 6. Klass Sexbildln über Wozzäpp aus! De hamm no koa Hormon, owa scho Sexbildl! Du, do wenn oane im Smartphone an Strip hilegt, do hod da Netzer koa Chance dagegen, ned amal da Beckenbauer! I wenn ehrlich bin, do waar mir da Strip aa liaber! Owa ned vom Netzer!

Sepp: Um Himmels Willen, bloß ned! Du, und woaßtas no? Drei Fernsehprogramme hods gem und im Fernseh san Schauspielerinnen und Schauspieler gwen und vorm Fernseher Zuschauer! Etza san im Fernseh meistens Halbaffen und vorm Fernseher de ander Hälfte vom Affen! I hob letzdings a Sendung gseng, do hammse a Haffa Weiber um oan Mo gstrittn, des war a Bäcker!

Kare: A Bäcker? A Bätschler war des!

Sepp: Konn aa sei, aaf jeden Fall hod der an ganzen Schwung Rosen dabeighabt und de hod er dann verteilt und jede, de koane kriagt hod, hod gflennt! Oane hod gsagt, sie daadna lieben und er waar für sie der einzige Mann fürs Leben und sie möcht niemals an andern! Owa weil er ihr koa Rose gem hod, nimmts dann an andern! Er is selber schuld, weil sie waar a guade Partie! Obwohl sie erst 28 Jahr alt is, war sie scho Model für Strümpf, dann für Slipeinlagen und demnächst für runderneuerte Busen – sie hod sich praktisch vo ganz unten hinaufgearbeitet! Etza brauchts bloß no Model für Perücken wern, dann is ganz oben angekommen!

Kare: Lauter Deppen! No besser san ja de ganz andern, de sich im Dschungel verstecka, dass da Gerichtsvollzieher ned find! De kinnan bloß hoffa, dass der ned Fernseh schaut! Obwohl, wenn der segt, von wos sich de ernährn miassn, Känguruhoden und Leguanschwänz und so Sachen, dann woaß der sofort, dass vo denen nix zum holn is! I sog allaweil: „Wer sich ernährt von Leichenresten, bei dem stehts finanziell nicht zum Besten!“

Sepp: Do host du recht! I moan, i daad mir an Känguruhoden eigeh lassn, wenn er grillt is und a bissl abgschmeckt mit Salz, Pfeffer und eventuell an Ingwer …

Kare: