Mein Alpha - Melanie Vonthien - E-Book

Mein Alpha E-Book

Melanie Vonthien

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Beschreibung

In "Mein Alpha" muss das junge Mädchen Nia, mit ihrer Mutter zusammen leben, nachdem Ihr Vater gestorben war. Sie und ihre Mutter kommen zwar miteinander aus, aber nur unter einer Bedingung. Solange sie in ihrem Zimmer bleibt und unsichtbar, ist alles gut. Doch sobald sie in die Schule geht oder sich auch in der Wohnung blicken lässt, hat es gewaltige Konsequenzen.  Und genau, dass passiert Monate nach dem sie in der Siedlung der Vampire in die Schule an die "Universität der Vielfalt" geht. Ihre Mutter erfährt davon, und ist in ihren Gewaltausbruch gefangen, als sie Nia körperlich verletzt.  Das ist der Moment in dem Nia sich schwört nie wieder zurückzugehen und sich Hilfe bei den Vampiren zu holen. Werden sie ihr helfen? Wird Ihr Alpha, den sie noch nie gesehen hat, ihr helfen? Ist es klug, wegzulaufen? Sollte sie nicht demütig sein und zurückkehren ...? Was ist, wenn ihre Mutter sie findet? Wird sie dann sterben? Ist sie bereit zu sterben?

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Seitenzahl: 226

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Vorwort

Hallo!

Ich freue mich, dass du meine Geschichte in den Händen hältst und in eine Welt eintauchen möchtest, die für mich zu einer Leidenschaft geworden ist. Ich habe bereits viele Jahre lang an einigen Geschichten gearbeitet, die sowohl emotionale Tiefpunkte als auch Höhenpunkte, depressive Phasen und vor allem viel Liebe behandeln.

Im Vorwort möchte ich auch meine besonderen Freunde erwähnen, die mich auf meiner persönlichen Reise unterstützt und mir Zuversicht gegeben haben.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du dich auf eine Reise einlässt, die dir eine ganz andere Welt zeigt. Hab viel Spaß und Freude beim Lesen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 1

Nia 3

Damion 15

Nia 18

Damion 27

Nia 31

Yunus 38

Damion 39

Nia 41

Damion 54

Nia 58

Damion 62

Nia 66

Damion 70

Nia 72

 Damion 75

Nia 76

Cyrille 79

Nia 80

 Damion 81

Cyrille 83

Nia 84

Damion 94

Nia 95

Epilog 95

Nia

„Die Bullen sind da. Beweg deinen Arsch raus!" rief meine Mutter durch meine Zimmertür, sodass ich erschrocken zusammen fuhr. Ich greife nach meinem Rucksack und öffne die Tür leise, um so schnell wie möglich zur Wohnungstür zu gehen, damit meine Mutter mich nicht in den Finger bekommt. Meine Mutter ist jetzt so 38 Jahre alt und offen gesagt war sie schon immer nicht begeistert, dass ich auf dieser Welt lebe. Ich denke, mein Vater hat sehr viel dazu beigetragen, dass ich auf die Welt gekommen bin. Seit dem Tod meines Vaters ist meine Mutter noch schlimmer zu mir geworden. In meiner Gegenwart neigt sie dazu, Aggressionen und Gewalt auszuüben, tatsächlich eine Menge Gewalt. Dies führt dazu, dass ich mich häufig in meinem Zimmer verstecke. Dies ist der einzige Ort, an dem ich mich einigermaßen sicher fühle. Ich denke manchmal, dass sie mich regelrecht hasst. Mein Vater ist bereits seit acht Jahren tot und ich hoffe, dass er mich hier herausholen wird. Ich wünschte, dass er nicht tot wäre. Er könnte mir ein ruhiges, liebevolles Leben geben. Es sind nur Träume, das weiß ich und ich weiß, meine Wünsche lassen sich niemals erfüllen. Ich schätze ihn und seine Sicherheit, die er mir immer gegeben hat. Jetzt fühle ich mich nun immer kalt, leer und dunkel. Jeder Tag fühlt sich an, als würde ich eigentlich nicht existieren. Als würde ich jeden Tag alles überstehen, obwohl ich kaum noch Kraft dafür habe. Ich fühle mich wenig und das, was ich fühle, macht mich traurig und hilflos. Ich bin nicht in der Lage, zu weinen, egal was passiert. Manchmal habe ich das Gefühl, an den vergossenen Tränen zu ersticken, aber dann reiße ich mich zusammen und alles ist wie immer. Es fällt mir schwer, meine Emotionen zu akzeptieren...mich meinen Ängsten hinzugeben und mich fallen zu lassen. Es ist mir wohl bewusst, dass ich Angst vor den Folgen habe. Ja, es bereitet mir immer große Sorge, meiner Mutter zu begegnen. Daher ist es meine eigene Hülle, meine eigene Mauer, die meine Welt in ein kaltes Loch verwandelt, um mich zu schützen. Nun bin ich mit der Polizei unterwegs, sitze in ihrem Auto und bin zum ersten Mal seit Langem wieder draußen. Also außerhalb meines Zimmers, was wirklich komisch ist. Aber es wird mir sicherlich guttun, Abstand zu meiner Mutter und mir zu gewinnen. Ich bin davon überzeugt, dass ich Angst haben sollte, wenn sie mich erwischen. Ich war wochenlang oder vielleicht monatelang nicht mehr in der Schule. Einerseits war es schwierig, da meine Mutter nicht wollte, dass ich gehe, andererseits war es mir zu langweilig, obwohl ich sehr gerne lerne. Also habe ich angefangen Schule zu schwänzen. Zuerst waren es nur ein paar Tage, dann folgten Wochen und dann Monate, bis ich mich gar nicht mehr raus wagte und die Schulbehörde sich bei meiner Mutter und mir meldete. Sie haben uns gesagt, dass ich zur Schule gehen muss. Wenn das nicht klappt, wird sich die Strafanstalt melden und mich in Obhut nehmen. Ich habe darüber nachgedacht, es zuzulassen, aber als die Schule in der Vampire Siedlung war, wollte ich es tun. Ich war sehr interessiert daran, wie sie leben, wie sie sind. Was so besonders an der Universität ist. Ich hoffe, es wird nicht zu langweilig. Und ich werde gefordert.

Das Polizeiauto stand vor dem Tor der Siedlung und sie gab mir das Zeichen, auszusteigen. Also habe ich es gemacht und gehe zur Hütte vor dem Tor.

"Nia Lovato?", frage ich einen bulligen großen Vampir. Ich musste nach oben schauen und blinzeln. Wie kann man so groß sein? Ich kenne niemanden, der so groß ist wie dieser Vampir. Ich rede kühl und lege ihm nicht dar, wie ich mich in seiner Nähe fühle.

"Komm, du musst durch das Tor hier lang", sagte er bestimmend und ich ging ihm nach und ging durch ein kleines Tor, das hinter dem Wachhäuschen liegt. Und dann war ich bereits auf der anderen Seite. In meinem Körper breitet sich dieses Gefühl der Sicherheit aus und ich spüre tiefe Entspannung. Seit Langem habe ich das Gefühl, wieder zu leben. Der Anfang, dass etwas Neues auf mich zukommt, begeistert mich tatsächlich. Es vermittelt mir ein völlig neues Gefühl.

"Nia Lovato!", sagte eine Stimme hinter mir. Der Vampir war etwas kleiner, aber dennoch groß. Der Vampir hat große Muskeln und ist sehr sexy. So wie der Typ neben ihm. Die beiden Vampire waren schwarz gekleidet und trugen eine Waffe an ihrer Hüfte. Ihre Augen waren grün und vermittelten eine unglaubliche Dominanz und Ruhe.

"Das bin ich", sagte ich ihnen.

„Gut! Dann komm, der Weg ist weit!“ Sagte der Schwarzhaarige von ihm und lief sofort los, ohne auf mich zu achten. Ich empfand es als akzeptabel, dass sie sich nicht mit mir unterhalten oder meine Anwesenheit anerkennen. Schweigend folgte ich ihnen eilig und sah mich etwas um. Wir kamen an kleinen Häusern vorbei, an einem Brunnen, auf dem eine komische Figur, in der Mitte saß. An Kirschblütenbäumen, die Blätter durch den Wind verloren und es wie im Märchen aussah. Wir liefen ungefähr einen Kilometer, bevor wir nach links abbiegen und vor der Schule standen oder wie sie es nennen "Universität der Vielfalt". Ich habe viel über sie gelesen, wie sie aufgebaut ist und welche Geschichte die Vampire haben. Es ist erstaunlich, wie viele von ihnen nach dem Abschluss ihres Studiums eine gute Position einnehmen. Ich hoffe, dass ich die Möglichkeit habe, mich auszutoben. Ich freue mich, wieder viele neue Bücher zu lesen und alles zu lernen, was ich lernen möchte. Ich war erfreut und fühlte mich auch ein wenig ängstlich. Ich werde wieder mit vielen Menschen konfrontiert sein, mit denen ich nichts anfangen kann. Ich weiß nicht mal wie die zwei Vampire heißen, aber es interessiert mich auch nicht. Sie sind da und ich fühle mich sicher. Es ist komisch, aber das stimmt. Wir gingen gemeinsam in das Schulgebäude, das unterhalb nur aus Glas bestand. Rechts befand sich eine weiß gemusterte Treppe. Sie führte zu den Räumen für Unterricht und zum Sekretariat. Ich schlage meinen Weg Richtung Treppe ein und werde aufgehalten.

„Nein! Wir gehen zum Fahrstuhl!“ sagte der Blonde mürrisch.

"Ich möchte gerne laufen", sagte ich und blieb stehen und blickte sie an. Ich bin kein Fan von Fahrstühlen. Sie sind eng und geschlossen, was mir Angst bereitet.

„Bist du dir sicher? Der Weg ist weit, bis nach oben.“ fragt der Schwarzhaarige nach.

"Ich bin mir ziemlich sicher", sagte ich und ging in Richtung Treppen. Ich lief die Treppen entspannt hinauf und schaue mich um. Hier und dort waren Gemälde von Picasso oder Monet zu sehen. Es gab auch Gemälde, die ich bisher nicht gesehen habe und sehr beeindruckend wirkten. Sodass ich wirklich einen Moment innehalte und sie betrachte, bevor ich angesprochen werde und wir weitergingen. Als wir im Sekretariat eintrafen, stand ein Vampir auf und näherte sich mir.

„Du bist wahrscheinlich Nia Lovato? Ich bin Jack und werde dir jetzt alles zeigen und dich zu deiner Gruppe bringen“, sagte er, worauf ich nickte und ihm folgte. Er wirkt etwas zerstreut und chaotisch, aber ich sollte mir über ihn keine Meinung bilden, da ich ihn nicht kenne und auch nicht kennenlernen möchte.

„Das ist dein Stundenplan. Da du ein Mensch bist, musst du die Grundfächer belegen, um am Ende des Semesters alle Prüfungen abzulegen. Es steht dir frei, alles andere zu wählen, falls du mehr als ein halbes Jahr bei uns bist, das gilt auch für die Arbeitsgemeinschaften. Selbstverständlich mit Zustimmung deines Alpha.

„Alpha?“, fragte ich und runzle die Stirn.

„Hat man dich darüber nicht informiert?“, fragt er mich und ich schüttelte den Kopf.

"Es ist so, dass du nicht einfach auf eine solche Universität gehen kannst, außer jemand bürgt für dich und das kann nur ein Alpha aus dem Rat tun. Ich bin mir sicher, dass er dich kontaktieren wird, sobald er Interesse und Zeit hat“, sagte er mit einem Lächeln, als einer der Vampir, der mich die gesamte Zeit begleitet hatte, knurrte. Richtig, er knurrte und ich sehe ihn an und bin etwas verwundert. Wir gehen schließlich weiter und sehen eine ganze Reihe von Spinnt´s, als er stehen blieb. Ich sehe ihn mit erwartungsvoller Mimik an.

"Also, hier ist dein Spind, in dem sich dein Laptop und einige Schulbücher befinden, die dein Alpha besorgt hat, und hier ist dein Code", sagte er mir. Die Zahlenfolge 6354 war leicht zu merken, sodass ich den Zettel sofort in meine Hosentasche steckte.

„Danke!“, sage ich im Nachgang, weil ich nicht ganz so unhöflich sein möchte.

Nachdem ich die Sachen aus dem Spind genommen hatte, zeigte er mir weitere Räume. Unter anderem die Mensa. Dort konnte ich essen gehen. Da ich kein Geld besaß, entschied ich mich, nicht hinzugehen und meine Pausen anderweitig zu füllen. Er führt uns anschließend in meinen Gruppenraum. Dort saßen nur junge Frauen, die zwar recht jung und doch etwas älter als ich waren. Sie waren ordentlich gekleidet und einige sahen wirklich wie Divas aus. Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Gut! Schließlich bin ich nicht hier, um Freunde zu finden, sondern um meine Abschlussarbeit zu machen. Dann gab es einen Vampir, der in der Mitte des Raumes stand und zu uns blickte. Er war größer, als meine Wachen und dunkelhäutig und seine Augen leuchteten Blau. Abgefahren leuchtend Blau… so was habe ich noch nie gesehen und für einen Moment bin ich etwas irritiert.

„Luke, das ist Nia, sie würde dir zugeteilt!“

„Danke Jack! Ich weiß Bescheid. Hallo Nia, komm doch herein. Bitte setzt dich doch dort hinten hin, wo der freie Platz ist.“

Ich zögerte einen Augenblick und setzte mich in die letzte Reihe ans Fenster. Ich lege meinen Laptop auf den Tisch, meine Bücher und versuche mich auf seinen Unterricht zu konzentrieren. Der Unterricht war gut, aber auch etwas langweilig, aber auch gelegentlich anspruchsvoll.

Es tat wirklich sehr gut, endlich Abstand von zu Hause zu bekommen und wieder neues zu lernen. Auch wenn ich das meiste schon kenne, so war doch einiges Neues dabei und ich saugte es auf. Ich bin ein visueller Typ, alles, was ich sehe, lese oder mache bleibt in meinem Kopf haften und vergesse ich nicht. Manchmal bereitet mir das ziemlich Kopfschmerzen, aber es ist auch etwas Gutes. So kann ich Unmengen an Informationen abspeichern und wie ein Suchmaschinealles abrufen, ohne noch mal nachzulesen. Nachdem ich den ganzen Schultag überstanden hatte, kam meine Nervosität wieder auf. Ich muss mir etwas überlegen, was ich meiner Mutter erzähle. Wenn sie erfährt, wo ich bin oder was ich hier tue, wird sie nicht begeistert sein. Ich werde auf jeden Fall nicht direkt nach Hause gehen. Ein klein Abstecher zur Bibliothek wird mir bestimmt guttun. Ihre Bibliothek auf dem Schulgebäude war atemberaubend. Ich nahm mir ein paar Bücher und setzte mich in einer kleinen Ecke und begann zu lesen. Habe ich schon gesagt, dass ich es liebe zu lesen…ganz frei von all meinen negativen Gedanken zu sein. Einfach frei zu sein, ohne dass jemand an mir herummeckert.

„Nia, du bist immer noch hier?“ Ich muss die Zeit vergessen haben, denn als ich angesprochen wurde, war es bereits dunkel. Mein Mentor stand vor mir und ich sehe ihn entgeistert an.

„Oh ja... Ich gehe dann mal!“, sagte ich und stand schnell auf und verabschiede mich.

Laufe zügig durch die dunkle Gänge und verließ das Schulgebäude. Ich war bis jetzt nicht so weit, als meine zwei Wachen wieder, an meiner Seite auftauchten. Sie begleitet mich bis zum Tor, dann trat ich durch und sie waren weg. Es gab keine Verabschiedung oder irgendein anderes Gespräch....es war wie schon am Morgen, Gesprächslos. Was mich aber auch wieder überhaupt nicht störte, sodass ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle machte und mich dort erst mal auf die Bank setzte. Ich lasse den Tag Revue passieren und bin wirklich zufrieden, wie es gelaufen ist. Ich schaute auf meine Uhr und muss feststellen, dass es bereits 19:45 ist, meine Mutter wird sonst, was denken. Oder sie hat rein gar nichts davon mitbekommen, aber das weiß ich nicht und möchte es auch nicht herausfordern. Vielleicht klettere ich einfach das Fenster hinauf. Manchmal muss ich halt andere Wege finden, um in mein Zimmer zu kommen, so ist es für alle Beteiligten besser. Und ganz besonders für mich.

Als der Bus 10 Minuten später eintraf und ich einstieg...brachte dieser mich innerhalb von einer Stunde nach Hause. Ich schleiche mich ums Haus und kletterte vorsichtig das Abflussrohr hoch zu meinem Zimmer. Es gelingt mir und ich atme auf, als ich mich in meinem Zimmer befand. Ganz alleine und nichts war von meiner Mutter zu hören, zu mindestens bisher nicht. Langsam und gemütlich zog ich meine Jacke aus, lege meinen Rucksack auf meinen selbst gebastelten Schreibtisch und ziehe meine Schuhe aus, die ich dann an die Tür stelle. Als nächsten lausche ich an meiner Tür, ob ich meine Mutter hören konnte, aber es war absolut still. Wahrscheinlich schläft sie oder hat sich vor dem Fernseher gesetzt und lackiert sich ihre Nägel.

Ich öffne vorsichtig die Tür, stecke meinen Kopf heraus und flitze schnell gegenüber ins Bad. Schließe ganz leise die Tür. Schließe sogar die Tür ab und gehe dann auf Toilette und wasche mich etwas. Ich würde ja duschen, aber das würde sie nur aufhorchen lassen und damit hätte ich ihre Aufmerksamkeit und das wollte ich dann doch nicht. Bevor ich zurück in mein Zimmer kann, lausche ich wieder, aber nichts war zu hören. Als ich in mein Zimmer kam, schloss ich die Zimmertür zu und gehe schließlich an meinen Schreibtisch und arbeite an meiner Musik. Mit der Musik konnte ich durchatmen und meine Emotionen ins Freie tragen. Diese Möglichkeit war die einzige, um meine Emotionen nach außen zu tragen, ohne verurteilt zu werden. Natürlich weiß ich, dass niemand sie hören wird, aber jetzt im Moment ist mir das auch egal. Es war meins und meine Emotionen. Zwischendurch hole ich mir aus meiner Lebensmittelvorratskammer ein Brötchen, das ich dann zum Abendbrot aß. Ja, ich aß immer alleine und in meinem Zimmer. Ich würde nicht mal auf die Idee kommen, zu meiner Mutter in die Küche zu gehen und nach Essen zu ragen. Dann kann ich mir auch gleich einen Sarg bestellen und mich beerdigen. Aber ich wollte definitiv noch nicht sterben, dafür habe ich einfach noch zu viel Lebenswillen.

Ich konnte mich in dem nächsten Monat an die neuen Gegebenheiten anpassen, auch wenn ich noch keine Freunde hatte. Mein Soll konnte ich jedoch umsetzen. Jeden Tag werde ich von der Polizei abgeholt.Mir gefiel, dass sehr! Ich habe meine Hausaufgaben in einem überschaubaren Rahmen erledigt und erhielt auch in den verschiedenen Tests, die wir bisher geschrieben haben, gute Noten. Mein Mentor war mehr als zufrieden mit mir. Das ließ mich immer mehr aufatmen. Meine Mutter und ich haben uns nicht mehr gesehen. Dafür bin ich dankbar. So musste ich mich nicht rechtfertigen und konnte ruhig in den Tag starten. Jeden Tag freute ich mich, meine Wachen zu sehen und zu beobachten. Sie waren immer wachsam und im Laufe der Zeit haben sie sich an mein Tempo angepasst. Ich fand das sehr aufmerksam. Es ist wirklich alles sehr viel besser in meinem Leben als vorher.

Heute haben wir ein sportliches Event, bei dem wir als Gruppe zusammenarbeiten mussten. Ich bin mir nicht sicher, aber ich freue mich nicht unbedingt. In der großen Arena war es voll und überall waren Gespräche, die durcheinander waren. Das machte mir Angst, und ich muss sagen, dass ich mich nicht wirklich wohlfühlte

„Nia du läufst als letztes, okay!“, sagte mein Mentor

„Okay!“, sagte ich und sah den anderen dabei zu, wie sie sich aufwärmten. Wir müssen in ungefähr 15 Minuten beim Staffellauf antreten. Ich war nicht schlecht im Laufen, früher bin ich sogar jeden Tag mit meinem Vater joggen gegangen. Dann kam der Unfall und meine Hüfte war nicht mehr so gut in Form, wie damals. Alles hat sich danach verändert und niemand hat sich dafür interessiert...so war mein Leben noch schwieriger als ohnehin schon. Die Trauer, um meinen Vater war so groß und gewaltig, dass ich mich von allem zurückzog. Vielleicht lag es auch daran, dass ich irgendwann nicht mehr in die Schule ging. Aber nur vielleicht.

„Bist du schon aufgeregt...Ich bin es mega? Hoffentlich schaffen wir es dieses Jahr bis ins Ziel.“ sagte Nele und hüpft wie ein Flummi vor mir herum. Sie wirkte immer irgendwie auf Drogen oder voller Energie. Ich sah sie selten ruhig oder schüchtern.

„Willst du damit sagen, ihr macht das jedes Jahr und ihr habt es als Klasse, noch nie geschafft.“

„Ja...Ja...! Dramatisch nicht wahr und so verrückt Geil, dass wir das machen. Es fühlt sich immer so befreiend an!“ sagte sie und ich verstand überhaupt nicht, wovon sie redete.

Also wenn sie sich auf das Laufen bezog, ja dann war es mehr als nur befreiend, aber ich glaube nicht, dass sie das meinte. Wenn ich laufe, dann war es alles so anders...so unbeschreiblich schön und weil ich den Schmerz in der Hüfte wahrnehme und ich mich dann endlich mal wieder selbst wahrnahm.

„Lass Nia in Ruhe Nele...sie ist an unsere Gesellschaft nicht interessiert!“, sagte Melissa hochnäsig.

Ich mag sie nicht und zeig es ihr auch. Warum soll ich zu ihr freundlich sein, wenn sie es nie ist? Ständig sagt sie negative Dinge über mich oder andere. Sie ist hinterlistig, falsch und macht immer andere nur schlecht, anstatt auf sich zu schauen. Ihre Meinung und ihr Fachwissen...ist immer das Richtige, dabei holt sie sich das aus den Büchern und hat selbst keine Meinung, außer sie kann über jemanden herziehen. Ich meine, sie soll es ja tun, aber sie muss damit nicht vor anderen prahlen und vortäuschen, als ob sie was Besseres ist.

„Ich bitte euch, meine Damen. Konzentrieren Sie sich!“ sagte unser Mentor.

Ich verdrehte die Augen, setzte meine Kopfhörer auf und setzte mich auf die Bank. Ich schaute den anderen Klassen oder besser gesagt den Gruppen zu, bis wir selbst teilnahmen. Melissa fing an und lief eine relativ gute Runde. Sie überreichte den Stab an Nele, die schnell war, aber die anderen nicht überholen konnte. Sie verliert schnell die Kontrolle über ihre Lungen und lässt nach. Sie übergibt den Stab an Alice. Die noch langsamer lief als Nele.

„Nia, du musst dich jetzt aufstellen. Egal, was passiert, wir sind stolz auf unser Team.“ sagt mein Mentor.

Na, wenn er meint. Mir ist das persönlich egal. Ich machte mich bereit. Strecke mich, laufe hin und her.... bewegte meinen Kopf, um mich warmzuhalten und als einige andere Mitschüler schon ihren Wechsel haben, musste ich noch auf Alice warten. Als sie kam, lief ich langsam los...sie überreichte ihn mir und ich lief in einem gleichmäßigen Takt mit meiner Atmung. Mein Beat in meinen Ohren lässt mich schneller und rhythmischer laufen. Ich versuche meine Lungen mehr zu öffnen und als es mir gelingt, laufe ich. Vertiefe meine schnellen und gleichmäßigen Schritte. Ich merke wie ich ein, zwei, sogar drei überholte. Ich nehme Schreie aus dem Publikum wahr und frage mich, warum sie so schreien. Ich blende es aus und laufe zielstrebig und entspannt weiter. Ich lege noch mal Tempo an und merke meine Hüfte, was mich noch mehr anspornt. Es schmerzt und ich merke meine Tränen und renne weiter, immer schneller.... dann sehe ich nur noch das Bändchen vor mir und es war noch nicht eingerissen. Ich hebe das Tempo noch einmal an und renne als Erste durchs Ziel. Als ich langsam zum Stehen komme, werde ich umgerannt. Meine Beine gaben nach und alle um mich herum schreien, dass wir gewonnen haben.

„Meine Dame, lassen sie mich mal durch!“ hört ich mein Mentor sagen und dann war er vor mir und hat ein Lächeln im Gesicht.

„Wir haben gewonnen .... wir haben gewonnen…“ höre ich Nele fröhlich singen.

„Nia geht es dir gut?“, fragte mich Rose.

„Ja alles gut...brauch nur Wasser und Luft!“ presse ich aus meinem Mund.

„Natürlich!“, sagt sie und reicht mir eine Wasserflasche. Und dann waren alle wieder von mir weg. Ich stand auf und laufe langsam mit meiner Wasserflasche von der Laufbahn.

„Du bist die Schnellste von uns allen gewesen…Du hast wahrscheinlich den Rekord geknackt!“ sagt mir Nele und ich zuckte nur mit den Schultern. Wüsste nicht, was ich dazu sagen sollte. Meine Hüfte schmerzt kurz nach und ich wische mir die paar Tränen, die gekommen sind weg.

„Oh mein Gott und alle haben das gesehen. Dein Alpha muss so unfassbar stolz auf dich sein!“

Ich weiß nichts über meinen Alpha und ich glaube auch nicht, dass er Stolz auf mich ist. Wenn er sich nicht mal vorstellt, dann bedeute ich ihn auch nichts. Er ist nicht von Bedeutung für mich, auch wenn ich es komisch finde, dass ich immer noch Wachen an meiner Seite habe. Ich meine, den Weg kenne ich mittlerweile auswendig und ich habe nicht das Gefühl, als wäre ich hier in Gefahr. Im Gegenteil, ich fühle mich hier recht sicher, fremd aber sicher.

Wir müssten noch die Siegerehrung überstehen, dann dürften wir für heute gehen, was bedauerlich war, ich hätte gerne mehr Zeit hier verbracht, als wieder nach Hause zu gehen, wo meine Mutter ist.

Mein Weg nach Hause war nervend aufreiben, weil ich zweimal umsteigen musste und als ich zu Hause ankam...war meine Mutter stinksauer in meinem Zimmer.

Fuck!

„Wo kommst du her?“, schreit sie mich an, als ich durchs Fenster kletterte.

„Ich war in der Schule!“, sagte ich leise und dann klatschte sie mir eine.

„Du bist in der Siedlung gewesen. Du Lügnerin!“ schreit sie weiter und schlägt mit etwas, nach mir.

„Ich habe eine Einladung erhalten, zu einer Aufführung. Wie kannst du es wagen dich mir zu widersetzten! Zieh dich aus...tue es oder ich tue es!“

Ich wollte etwas sagen, aber sie packt mich, zerrt mich nach unten und reißt mir an die Haare. Ich schreie auf, halte mir schnell den Mund zu und versuche nicht zu schreien. Wenn ich es tue, wird es nur schlimmer und versuche auch nicht zu weinen. Was wirklich schwer in dem Moment ist.

Sie nimmt mein Kopf und schleudert ihn auf den Holzboden. Für einen Moment bin ich benommen, dann schneidet sich etwas in meine Haut. Sie zerschneidet meine neue Jacke und meinen Sportpulli. Ich versuche meine restliche Kleidung zu retten und ziehe mich aus. Sie geht weg von mir und kommt mit dem Gürtel zurück. Ich weiß, dass ich mich eigentlich wehren oder wieder aus dem Fenster klettern sollte, aber ich weiß, welche Konsequenzen es für mich geben würde. Also tat ich das, was ich nicht tun wollte. Ich blieb und duldete alles, was mir antat.

„Geh auf die Knie!“, befehlt sie

„Bitte! Es tut mir leid, aber dort ist meine Schule!“

„HALT DEINE FRESSE .... LÜGNERIN“ kreischt sie und schlägt mit ihrer ganzen Wucht auf meinen Rücken. Ich zucke bei jeden Schlag, aber ich schreie nicht und weinen nicht. Dann wird sie brutaler. Mir wird bewusst, dass ich das heute vielleicht nicht überleben werde. Ich weiß nicht, woher sie den Baseball Schläger hat, aber der erste Schlag tat verdammt weh. Sie schlägt auf mich ein, als wäre ich nichts, als ein Sack voller Kartoffeln. Der Schmerz macht mich benommen, als sie mein Zimmer verließ.

Ich blieb die ganze Nacht auf dem Boden, regungslos liegend. Vielleicht habe ich einen Schock, ich weiß es nicht, aber ich muss hier weg. Erst als es draußen dämmert, bewege ich mich langsam. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich kaum Atmen, aber funktioniert es. Ich schaffe es irgendwie auf meine Beine zu kommen.

Für einen Moment war mir schwindlig, aber ich bleibe stehen. Ich atme noch mal aus und schmeckte Blut an meiner Lippe. Langsam, lauschend, schafft ich es ins Bad. Dort versuchte ich mich vorsichtig zu säubern, nicht zu weinen erdrückte meine beschädigte Lunge noch mehr. Mein Herz ist noch ein weiteres Mal gerissen und beschädigt worden. Ich weiß nicht genau, wie lange ich gebraucht habe, aber als ich es geschafft habe mir Make-up rauf zu machen, zog ich mich vorsichtig aus dem Bad zurück und in mein Zimmer. Ich brauche lange, um mich anzuziehen, aber als ich angezogen bin, schleiche ich mich aus der Wohnung und schwöre mir nie wiederzukommen. Das wichtigste habe ich in meinem Rucksack gestopft, damit ich es bei mir habe. Unten traf ich auf die Polizisten.

„Ah… da bist du ja!“, sagte Pierce und wir gehen gemeinsam zum Auto.

Vorsichtig setzte ich mich geräuschlos ins Auto. Was mir absolut nicht leicht fällt, aber ich möchte keine Aufmerksamkeit erregen. Also starre ich aus dem Fenster und denke nach.

Mir ist klar, dass ich nur mit einem der Wächter sprechen kann oder mit jemandem, der so was wie Vertrauens Sachen behandelt. Vielleicht ein Arzt, ah... nein lieber nicht. Wenn, sie das Jugendamt einschalten bin ich richtig am Arsch. Wieder passierte nichts in mir, keine Träne kam. Ich bekomme immer mehr Atemprobleme, durch die aufgestaute Emotionen, die ich zurückhalte.

Während der Fahrt fragten sie mich, ob es mir gut geht und ich bejahte. Ihnen würde ich nicht sagen, was vorgefallen war, denn sie können mir nicht helfen. Ich habe es schon einmal versucht und war schrecklich gescheitert. Meine Möglichkeit waren die Vampire. Ob er mir helfen kann, ob er mir helfen wird. Ich weiß es nicht, aber ich muss es tun. Ich habe keine andere Wahl mehr, beim nächsten Mal bin ich tot. Ich war noch nicht so weit, um zu sterben.

Wir kamen am Tor an, ich stieg aus und begeben mich ohne zu zögern auf die sicherste Zone im Moment. In meinem ganzen Leben vielleicht. Diesmal waren es nicht die Wachen, die ich sonst habe, es waren andere. Fuck! Heute ging der Tag beschissen weiter.

„Hallo Nia, Yunus und Jerome sind heute anderweitig eingesetzt worden. Daher werden Darion und ich dich begleiten. Mein Name ist Luc.“

„Oh…Okay!“ sagte ich und wir liefen gemeinsam zur Schule. Den ganzen Weg versuche ich mir Wörter zu einem Satz zu bilden, aber ich traue mich nicht sie anzusprechen. Wie kann es sein, dass ich mich jetzt nicht traue! Schlussendlich habe ich doch keine Wahl oder? Aber ich schaffe es einfach nicht, als sie mich im Gruppenraum abgeben.