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In einem Wechselbad der Gefühle, nimmt Sie die Autorin mit auf eine Achterbahn, in einem ungewöhnlichen Leben einer scheinbar normalen jungen Frau. Die junge Hauptfigur Jenny ist vom Leben bereits geprägt und weiß kaum wohin mit ihrer reichen und intensiven Gefühlswelt. Sie scheint nach Jahren des Rauschgiftkonsums endlich im Leben angekommen zu sein, jedoch bleibt stets ein Teil von ihr im Schatten. Dieser Schatten scheint zu Beginn ihr Problem - entpuppt sich jedoch im Verlaufe der Handlung als ihre ganz persönliche, höchst unerwartete Lösung, welche ihr auch tatsächlich am Ende zum unabwendbaren Verhängnis werden wird. Die detaillierten Beschreibungen der jungen Jenny, lassen den Leser atemlos nach jedem Kapitel in einer fantasievollen Welt der Unmöglichkeiten zurück. Unabsehbare Handlungen und Wendungen werden den Leser stets in einer ungewissen Spannung halten, in bis zum Ende hin ungebrochenem Staunen. Das Wechselbad jenseits von Gut und Böse, zeigt die Autorin in fast realen Beschreibungen und teilweise nachvollziehbaren Momenten im übertragenen Sinne auf. Lassen Sie sich in eine andere Welt entführen und am Ende durch einen befriedigenden Aha-Moment gefesselt und begeistert Ihren besten Freunden von diesem erfolgreichen Werk berichten.
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Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Mein Haus
Ganz unabhängig vom Inhalt wohlbemerkt, widme ich dieses Buch meinem Papi und seinem unermüdlichen Rotstift.
Danke.
Schaust du manchmal das Haus deiner Nachbarn an und fragst dich, was sich wohl darin abspielt. Welche Geheimnisse sich darin wohl verbergen?
Gibt es Momente, wo du dir nicht ganz im Klaren bist, ob du gerade träumst oder nicht?
Oder wenn Dinge passieren und du erinnerst dich plötzlich an einen etwas ähnlichen Traum, den du erst kürzlich oder bereits vor Jahren mal hattest?
Gibt es eine Antwort oder sind wir dem puren Chaos ausgeliefert?
Was wenn nicht?
Das war‘s also, dachte ich und winkte den beiden entspannt hinterher, bis sie endlich um die Ecke und somit aus meinem Blickfeld verschwanden. Außer Reichweite. Drei ganze Wochen „sturmfrei“. Einfach meine Ruhe ... großartig! Meine Eltern hatten beschlossen eine Reise anzutreten. Eine Reise ohne bestimmtes Ziel – ‚einfach mal los’ hatte mein Vater gemurmelt. Warum nicht! Und ich genoss zwischenzeitlich das Gefühl, die vorübergehende ‚Hausdame’ zu sein. Herrlich! Ich bewegte mich in Richtung Eingang durch die Tür, setzte mich an den Küchentisch und sah der Sonne nach.Es dämmerte leicht und manchmal wurde mir zu dieser Tageszeit etwas mulmig, wenn ich alleine in meinem Elternhaus war - aber heute hatte ich doch noch so viel vor! Endlich war ich aus dem Büro raus! Dennis, mein Vorgesetzter, war heute wieder richtig unangenehm gewesen. Eigentlich war er ziemlich attraktiv. Er hatte total viel abgenommen in den vergangenen Wochen. Wahrscheinlich der Stress. Und zu viele Zigarillos. Naja, keiner ist wohl perfekt hm. Ich fragte mich sowieso, wie er den ganzen Druck aushielt. Ziemlich bewundernswert eigentlich. Und wenn er nicht so krass nach Tabak riechen würde, hätte ich vielleicht sogar eine Schwäche für ihn. Vielleicht. Ich war auf jeden Fall froh, dass ich dieses Laster vor einem guten Jahr aufgegeben hatte. Zeitgleich hatte ich auch den Drogenentzug in der Anstalt hinter mich gebracht. Ein Nerv tötendes Unterfangen. Jedoch war ich schon seit Kindertagen für meinen extremen Willen bekannt und dieser kam mir während dieser Zeit zu gute. Ich hatte das Unmögliche möglich gemacht.
Seitdem war ich voller Tatendrang und machte regelmäßig Leistungssport – was mir ausgesprochen guttat. Auch meine Disziplin lebte wieder auf. Endlich lohnte es sich wieder, etwas im Leben zu erschaffen. Meine Schwester war da eher ein störender Faktor. Ihre mütterlich gemeinte Fürsorge äußerte sich in Form eines krankhaften Beschützersyndroms gegenüber jedem, meist männlichen Wesen in meinem Leben. Auch ihre herrschsüchtige und rechthaberische Art half mir nicht wirklich. Eine Wahl hatte ich jedoch nicht. Ich wollte jeden Cent sparen, damit ich irgendwann die Kosten des Hauses meiner Eltern übernehmen konnte. Hier zu wohnen war da die beste Lösung, aber damit war ich auch jederzeit in Reichweite für die Familie. Meine WG-Versuche waren meist kläglich gescheitert. Mittlerweile war ich auch nicht mehr bereit, in eine Wohngemeinschaft mit Fremden zu ziehen und dazu kam, dass meine Mutter mich vehement davon abgehalten hatte, mir eine eigene Wohnung zu suchen, da sie so wahrscheinlich die Kontrolle über mich behalten konnte. Meine Schwester Anika war da ganz und gar anderer Meinung. Diese arbeitete schon länger in der Firma ihres Ehemannes ‚Heinrich’ und hatte ihr Leben so was von im Griff! Schon mehrfach hatte sie mir angeboten in der Firma anzufangen. Ich war jedoch schlicht und einfach keine Verkäufernatur. Das war nicht meine Welt und es fiel meiner Schwester wahnsinnig schwer, dass zu verstehen - geschweige denn zu akzeptieren.Mein Verhältnis zu mir selbst hatte sich im Allgemeinen sehr verbessert, nachdem ich die Abhängigkeit besiegt hatte. Jetzt war es an der Zeit neu zu säen - mein Leben in eine neue Richtung zu lenken. Jeden Tag meditierte ich. Ich war manchmal sogar in der Lage, mich in einen tranceartigen Zustand zu versetzen und ab und zu empfing ich sogar Visionen, mit denen ich jedoch nichts anzufangen wusste. Etwas merkwürdig war das schon, aber ich wollte mich auch nicht zu lange mit solchen Fragen aufhalten, indem ich mir zu viele Gedanken machte. Meine Psychologin meinte, dass dies die Nachwirkungen meiner wilden Drogenjahre waren.Allerdings hatten auch meine Angstzustände zugenommen. Nur Gott weiß, wie ich da reingeraten war. Manchmal schlief ich Nächtelang nicht, bis ich vor Erschöpfung zusammensank und mein Körper einfach wegschlummerte. Manchmal erinnerte es mich stark an die Zeiten, in denen ich noch regelmäßig Rauschgift konsumiert hatte. Paranoia sowie Schockzustände waren damals meine Normalität. Wie hatte ich mich in dieser Zeit bloß von allen Seiten dermaßen beeinflussen lassen können? Meine innere Stimme schüttelte bei dem Gedanken den Kopf mit Bedauern. So viel verlorene Zeit dachte ich, während ich in den Sonnenuntergang blickte. Aber wie man so schön sagte, habe ich ja auch daraus gelernt. Jawohl. Und außerdem hatte ich den ganzen mühsamen Weg da raus geschafft. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr daran denken. Die Vergangenheit ruhen zu lassen, war eines meiner größten Themen. Glücklicherweise hatte ich eine Handvoll guter Freunde, die mich in der einen oder anderen Weise verstanden. Mehr brauchte ich gar nicht für den Moment. Liebesbeziehungen waren mir generell ein Graus. Nur daran zu denken, verursachte mir Bauchkrämpfe. Vorerst hatte ich mich jedenfalls entschieden, die Finger davon zu lassen. Das funktionierte soweit prima. Deshalb verstand ich auch meine Schwester, mit ihrem vehementen Vorhaben, mich unbedingt verkuppeln zu müssen nicht.Wieso denn?Mein Handy klingelte plötzlich. Gedankenverloren stand ich vom Küchentisch auf und versuchte das Klingeln zu orten. Wo hatte ich bloß mein Handy abgelegt? Ach – in der Waschküche! Ich bewegte mich zügig die Steintreppe hinunter und öffnete die Kellertür. Nichts. Es hatte aufgehört. Merkwürdig. Und wenn ich es mir recht überlegte, hatte ich doch den Klingelton gestern geändert oder nicht…? In diesem Moment knallte es im Wohnzimmer. Für eine Sekunde zog sich jeder Muskel in mir zusammen. Ein Einbrecher. Das Adrenalin stieg mit einem Male in mir hoch und schnürte mir die Kehle zu. Ich war nicht mehr fähig mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ich lauschte. Sogar mein eigenes Herz glaubte ich pochen zu hören. Aber ansonsten war da nichts mehr. Ich nahm all meine Konzentration zusammen und schlich Schritt für Schritt die Treppe hinauf. Mit jedem Schritt war mir bewusst, dass mich jederzeit etwas hätte anspringen können. Eine unsichtbare Blase aus Wiederstand umhüllte mich. Nur noch ein paar Schritte trennten mich von der Ecke zum Wohnzimmer. Ich brüllte los - ohne mir groß zu überlegen was – wobei ich nichts als ein halblautes Krächzen herausbrachte. Wieder lauschte ich... jeder Moment schien mir eine Ewigkeit. Da war nichts. Die Spannung zerbröselte langsam. Allmählich wurde mir das ganze zu blöd... oder...war da nicht wieder was? Etwas hatte sich angehört wie Schritte. Oder war das Einbildung? Auf einmal meinte ich eine Melodie zu hören. Verdammt nochmal. Langsam überkam mich eine schwache Wut. Wut über mich selber, dass ich mir tatsächlich so einen Stress machen konnte und zwar um womöglich absolut nichts! Ich nahm meine ganze Wut zusammen und spähte um die Ecke ins Wohnzimmer. Mit einem Satz stand ich auf dem roten Kaschmir Teppich und checkte die Lage um mich herum ab. Keiner da. Alles war an seinem Platz. Die Türen und Fenster verschlossen, genauso wie sie das vorher gewesen waren. Aber woher war dieses Geräusch bloß gekommen? Das hatte ich mir auf keinen Fall eingebildet. Unfassbar. Ich fing an, an meiner Wahrnehmung zu zweifeln. Ich wusste doch genau, dass da ein Geräusch gewesen war, während dem ich in der Waschküche nach meinem Handy gesucht hatte. Aber da war tatsächlich absolut nichts. Keiner da. Schon wieder klingelte mein Handy. Diesmal aber mein erwarteter Klingelton und ganz deutlich vom oberen Stockwerk. Es musste wohl irgendwo in meinem Schlafzimmer liegen. Ich raste nach oben, ohne Blick zurück und rutschte auf der letzten Stufe aus – gab sofort Gegengewicht nach vorn und hielt mich gleichzeitig im letzten Moment noch mit beiden Händen links und rechts an der rustikalen Wand fest. Mist, dass hatte an mehreren Orten weh getan. Ich sank auf die Knie. Ein Blitz schoss mir in die Hüften und meine Handflächen waren wund geschürft. Ich schleifte mich noch einen halben Meter am Fußboden entlang - auf allen Vieren in Richtung Zimmertür. Schon sah ich mein Handy auf dem Bett hell aufleuchten. Endlich gefunden. Ich drehte mich auf den Rücken und schaute auf das Display. Immer noch außer Atem von den Komplikationen auf der Treppe, nahm ich den Anruf sitzend und an die Bettkante gelehnt entgegen. Im selben Augenblick legte der Anrufer auf. Unbekannte Rufnummer…wieder ein Geräusch, diesmal ganz klar aus dem Keller. Ich sprang auf und spähte aus dem Türrahmen. Es klang, als wäre etwas Massives umgefallen. Trotz Schock schaffte ich es auf der Tastatur meines Handys die Notrufnummer einzustellen, ohne meine Augen von der Türe und dem dahinterliegenden Gang abzuwenden. Jetzt brauchte ich nur noch auf die grüne Anruftaste zu drücken. Das war die einzig wasserdichte Methode. Keine Angst, sagte mir meine innere Stimme; bei der kleinsten Bewegung wirst du direkt mit der Polizei verbunden! Langsam tappte ich Stufe um Stufe die Treppe hinunter. Alle meine Sinne waren auf das dreifache verschärft. Ich war hellwach und glaubte sogar mein eigenes Blut durch meine Adern pulsieren zu hören. Auf meinen Ohren lag so etwas wie ein Vakuum, was mich jede kleinste Veränderung wahrnehmen ließ. Meine Augen waren starr und aufgerissen, sowie jeder meiner Muskeln angespannt und gefasst war, sich gegen einen Angriff zu verteidigen. Bei jeder meiner Bewegungen schienen sich die Gelenkknochen aneinander zu reiben und ein quietschendes Geräusch zu verursachen…oder kam das vom Keller? Auf einmal war ich nicht mehr fähig, Distanzen abzuschätzen. Die Angst machte mich taub. Töne schwammen um mich herum wie Klänge einer wirren Melodie … da war es wieder – diesmal ein eindeutiger Knall. Wieder war ich zurück auf der oberen Treppe und wieder packte mich die Wut über meine maßlose Ängstlichkeit. Das musste endlich ein Ende haben! Was soll das bloß. Jemand will mich doch veralbern! Ich musste dem ein Ende setzen. Schnell nahm ich all meinen Mut zusammen und stapfte um die Wohnzimmerecke in den Flur, über die Treppe zum Keller und riss die Türe auf.Auf den ersten Blick war da nichts, aber auf den Zweiten, meinte ich einen Schatten gesichtet zu haben. Schnell griff ich zum Lichtschalter und tastete dabei panisch auf und ab. Ich schlug meine Hand mehrmals gegen den an der Wand hängenden Wasserboiler, währendem ich mir erneut tiefe Kratzer an meinem Handrücken zuzog. Ich musste einen Blick riskieren, um den Schalter zu finden. Es lief mir kalt den Rücken hinunter, als ich meinen Hinterkopf der Dunkelheit überließ. Schnell drehte ich mich wieder und erblickte den hell erleuchteten Raum. Das Fenster stand weit offen – jedoch war sonst nichts Außergewöhnliches da. Ich drückte meinen Rücken an die Kellerwand. Der Wind bewegte das Fenster hin und her. Nein da war niemand hereingeklettert – unmöglich. Das Mückennetz und die ganzen Blumentöpfe vor dem winzigen Fensterchen waren immer noch an Ort und Stelle. Außerdem war das Fenster viel zu klein. Ich musste vergessen haben, es zu schließen. Eine Windböe wehte mir ins Gesicht und zwang mich ruckartig zu niesen. Mein Gesicht fühlte sich an, als hätte ich mir einen Muskel gezerrt. In diesem Augenblick war die Angst vollends verflogen und meine Panik machte wieder dem angestauten Ärger platz. So ein Desaster! Klar war da nichts! Wie konnte ich nur an solche Gruselgeschichten glauben. Einbrecher! Wieder schüttelte meine innere Stimme den Kopf und verhöhnte mich. Aber gegen diese beklemmenden und verunsichernden Gefühle kam ich manchmal schlicht nicht an. Jedes Mal packte es mich wieder von neuem und ließ mich merkwürdige Dinge tun, die sich nur schwer erklären ließen. Ich stand einen Moment da und atmete tief durch. Durch die Nase ein – durch den Mund aus. So hatte ich es von der Therapeutin gelernt. Die kühle Abendluft tat mir gut und beruhigte meine Nerven ein wenig. Ich fasste mir ein Herz und checkte nochmal alle Ecken im Keller ab – danach schloss ich das Fenster – und ging in Richtung Türe. Während ich mich drehte, streifte mein Blick abwesend über die Wände. Da war ein Lüftungsschacht und für einen Augenblick war mir, als ob mich jemand beobachten würde. Was zum Teufel…ich sah jetzt echt schon Gespenster! Schnell verließ ich den Keller und schloss die Türe ab. Kurz nachdem ich den Schlüssel gedreht hatte vibrierte mein Handy und viel mir vor Schreck auf den Boden. Als ich mich Richtung Handy beugte sah ich die Schrift auf dem leuchtenden Display…unbekannt…der Boden war kühl als ich mich auf die Treppenstufe setzte, tief durchatmete und den Anruf entgegennahm.
„Hallo?“
„Hallo Jenny!“ - Unglaublich! Mein Vater!
„Warum ruft ihr mich immer mit unbekannter Nummer an?"
„Ach sorry, das wusste ich gar nicht – du weißt doch das deine Mutter solche Einstellungen normalerweise regelt da hab’ ich nichts mit zu tun.“
„Ich hab mir fast in die Hosen gemacht …ihr wisst doch wie ängstlich ich bin!“
„Ja, ja ich weiß – du hör mal – hast du daran gedacht, den Elektrozaun einzuschalten wegen dem Dachs?“ - Der Dachs? Ach ja genau.. scheiße, vergessen!
„Natürlich Paps…schon erledigt!“ log ich souverän.
„Okay dann, wir sind jetzt an der Grenze. Alles ging gut, kein Stau, wir rasten bald, ich bin bereits müde und will es nicht übertreiben am ersten Tag.“
„Gut so - ja da hast du Recht! Macht‘s gut und schlaft schön!“
„Du auch. Danke. Mama lässt dich grüßen!“
„Danke! Grüß' sie doch bitte auch von mir ja?!“ - Schnell legte ich auf.
Die Beeren! Wie konnte ich das bloß vergessen! Der elektrische Zaun, welcher den diebischen Dachs im Quartier von unseren sensationellen Beeren fernhalten sollte. Das heißt eine Runde ums Haus in der Dunkelheit…toll….aber das musste sein. Mist. Ich warf ein Umhang über und schlüpfte in Papas Pantoffeln. Also los. Indem ich den Türknopf zweimal drehte öffnete ich die Haustür. Danach buxierte ich die Außentüre auf. Mit einem Ruck stand ich im Vorhof und lauschte in die Nacht hinein. Nichts. Grillen, quaken – ein paar Autos in der Ferne. Die Luft roch frisch und ein klein wenig bitter wie immer. Langsam ging ich um die Hausecke und den Gartenweg hinter dem Haus entlang. Währenddessen beleuchtete ich den Boden mit der Handytaschenlampe. ich wollte auf keinen Fall aus Versehen auf eine Schnecke oder einen Wurm treten. Gleich um die Ecke war der Zaun. Verdammte Viecher. Auf einmal fror mir das Blut in den Adern - da war doch ein Schatten. Ich leuchtete in die Richtung des Schattens und inspizierte die Gegend für einen Moment. Es stand alles still. Wieder lauschte ich in die Dunkelheit. Da waren Kuhglocken in der Ferne zu hören und ein Motorrad das sich entfernte. Wieder ein Schatten. War das Einbildung? Ich war zu beschäftigt mit lauschen gewesen - jetzt war ich mir nicht sicher ob mich meine Augen getäuscht hatten. Konzentriere dich JENNY! Und wieder – diesmal war ich mir aber sicher – mit einem Male verschärften sich alle meine Sinne aufs Maximum. Die Ereignisse überschlugen sich in jenem Moment. Ich spürte die kühle Luft auf meinen nackten Armen, welche sofort durch das Adrenalin ganz heiß wurden...mit einer hastigen Bewegung leuchtete ich nach rechts, wo ich die Bewegung des Schattens vermutete und sah zwei helle Punkte. Sie starrten durch die Nacht genau in die meinen. Mein Nacken wurde schwer; mir war auf einmal schlecht. Im selben Augenblick setzte ich meinen Fuß auf und trat versehentlich auf eine Schnecke – ein Knirschen. Mist…blitzschnell hob ich den Fuß wieder an und ließ gleichzeitig mein Handy erneut fallen – verflucht nochmal. Die zwei Punkte miauten und sprangen vom Gartentisch. Scheiße. Ich hasste Katzen. „Mistviecher.“ Ich hob mein Handy auf, wischte es an meinem Umhang ab und ohne weiter Zeit zu verlieren, griff ich zum Schalter um den Viehzaun zu aktivieren. Mit weiten Schritten stapfte ich fluchend wieder in Richtung Eingangstür. In solchen Momenten war der Groll grösser als die Angst und nahm Überhand. Abermals fluchend ging ich zur Haustür, welche zwischenzeitlich sperrangelweit offen gestanden hatte. Das hatte mir gerade noch gefehlt! Und genau jetzt, wo Gerüchte umgingen, dass ein Perversling im Quartier um die Häuser zog. Ich hatte keine Kraft mehr Angst zu haben. Es zerrte jedes Mal an meinen Nerven. Schnell ging ich nach oben und legte mich flach aufs Bett. Ich atmete langsam ein und doppelt solange wieder aus. Das war eine der Methoden, welche in solchen Situationen oft half. Meine Therapeutin bestand darauf, dass ich diese nach Angstzuständen anwendete. Eigentlich tat es auch ausgesprochen gut. Nur fiel es mir sehr schwer, dabei die Augen zu schließen. Ich musste alles im Blick haben. Ich brauchte die Kontrolle.
„Wie kannst du mich immer wieder auf diese unterschwellige Art dazu bringen, mich schlecht zu fühlen? Wo im Speziellen gerade du doch genau weißt, wie sensibel ich bin!“
„Jetzt fängst du schon wieder so an!“
„Ich begreife einfach nicht, warum man ständig trotzen und hetzen soll, wenn doch schlussendlich alles genau die Zeit braucht, die es sowieso gebraucht hätte….warum verstehst du das denn nicht?“
„Lass mich jetzt auch mal reden! Die Zeit läuft doch ab! Hier und jetzt! Da gibt es nichts zu trödeln – das muss man doch anpacken! Du hast ja nur diese paar Jahre, um dir etwas aufzubauen, oder!?“
„Ich bin nicht so ein Spießer wie Du!!!“
„Nein, dann eben nicht! Nein, so nicht! Das muss ich mir nicht anhören! Darum geht es überhaupt nicht. Du bist unglaublich!“
Mit diesen Worten kletterte sie den Hang hinunter zurück zum Haus.