Mein Hund Rudi - Ingolf Gillmann - E-Book

Mein Hund Rudi E-Book

Ingolf Gillmann

4,9

Beschreibung

»Wann haben Sie zuletzt mit einem Wesen zusammengewohnt, das sich bei Ihrer Heimkehr wegwirft vor Freude, egal wie müde oder mürrisch Sie die Haustür schließen? Ein Wesen, das Ihre Macken so klaglos hinnimmt wie Regen? Ein Wesen, das keinen Alkohol braucht zum Fröhlichsein, nur Wasser? Ein Wesen, das sich begeistert auf Ihr Essen stürzt? Und schnarcht dieses einzigartige Wesen, halten Sie ihm nicht genervt die Nase zu. Sondern nehmen das Schnarchchchgerrräuschchch mit Ihrem Handy auf. Habe ich kürzlich getan, Rudis Schnarchen aufgenommen. Wollte außer mir kein Mensch hören.« Dieses Buch sammelt die besten Kolumnen über Cockerpoo Rudi, den heimlichen Star der SUPERillu. Liebevoll und mit einem Augenzwinkern erzählt Ingolf Gillmann von den Abenteuern, die er täglich mit seinem besten Freund erlebt. Ein besonderes Lesevergnügen für Hundefans und die, die es noch werden wollen!

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Seitenzahl: 256

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Ingolf Gillmann

Mein Hund Rudi

Das Buch

Bild und Heimat

eISBN 978-3-95958-746-4

1. Auflage

© 2017 by BEBUG mbH / Bild und Heimat, Berlin

Umschlaggestaltung: BEBUG mbH / Bild und Heimat, Berlin

Umschlagfoto: SUPERillu

In Kooperation mit der SUPERillu

www.superillu-shop.de

Für Josefine, Paulina und Frida

Alles super!

Wann haben Sie zuletzt mit einem Wesen zusammengewohnt, das sich bei Ihrer Heimkehr wegwirft vor Freude, egal wie müde oder mürrisch Sie die Haustür schließen? Ein Wesen, das Ihre Macken so klaglos hinnimmt wie Regen? Ein Wesen, das keinen Alkohol braucht zum Fröhlichsein, nur Wasser? Ein Wesen, das sich begeistert auf Ihr Essen stürzt? Und schnarcht dieses einzigartige Wesen, halten Sie ihm nicht genervt die Nase zu. Sondern nehmen das Schnarchchchgerrräuschchch mit Ihrem Handy auf. Habe ich kürzlich getan, Rudis Schnarchen aufgenommen. Wollte außer mir kein Mensch hören.

Mit Schnarchgeräuschen, wie zauberhaft auch immer sie klingen mögen, kann man bei Hundeschauen nichts holen. Beim letzten Wettbewerb, den Rudi und ich aus der Ferne beobachtet haben, siegte ein Jack Russelbaby namens Lotte. Lottes Frauchen war vom Urteil der Jury »total überrascht«. Überrascht? Wieso das denn bitte!? Dachte die Frau etwa, ihre Lotte sei höchstens Durchschnitt, andere Hunde seien viel klüger, hübscher, lebendiger als ihre Lotte? Also ich wäre kein bisschen überrascht, würde Rudi einen Hundewettbewerb gewinnen! Dazu wird es nie kommen, weil ich denke, dass kein anderer Hund Rudi das Wasser reichen kann. Es wäre gegenüber den anderen einfach unfair. Denn Rudi ist ein so hübscher, so kluger und so über die Maßen freundlicher kleiner Kerl, da könnte die Konkurrenz nur noch den Schwanz einziehen. Finde ich.

Sie finden, Ihr Hund sei noch viel hübscher, klüger und freundlicher als Rudi? Dazu kann ich nur sagen: Das will ich auch hoffen, dass Sie so denken. Und sollten Sie auf die Idee kommen, das Schnarchen Ihres Hundes mit Ihrem Handy aufzunehmen – nur zu! In mir werden Sie einen interessierten Zuhörer finden. Und eins kann ich Ihnen heute schon versprechen: Das Schnarchen Ihres Hundes wird nicht so zauberhaft klingen wie Rudis Chrchrchrch. Aber ganz sicher wird mich das Schnarchen mehr beeindrucken als der Gesang eines Bohlen-Superstars.

Süß wie eine Babysocke

Wer Rudi zum Freund hat, hat einen Freund fürs Leben. Wer Rudi zum Feind hat, hat nichts zu befürchten. Denn Rudi fürchtet sich vor allem, was sich bewegt – aber keinen Pulsschlag hat. Der Schrecken fährt ihm in die Knochen bei baumelnden Einkaufstüten; bei Flaschen, die über den Boden rollen; und wenn Fahnen plötzlich anfangen, im Wind zu tanzen, macht Rudi einen Sprung. Manchmal sogar auf den Fahrradweg. Muss dann ein Fahrradfahrer bremsen, kann sich Rudi dermaßen erschrecken, dass er aus dem Stand einen Salto macht. Mit dieser Nummer könnten wir im Fernsehen auftreten, wären dort nicht diese Kameras, die auf Rudi zufahren, damit auch der letzte Zuschauer sehen kann, dass Rudis Gesicht niedlicher ist als eine Babysocke. Und damit kurz zu Ihnen, liebe Leser.

Sollten Sie keine Babysocken mehr in der Schublade haben, weil Ihre Kinder schon zu groß sind, dann kaufen Sie sich ein Paar Babysocken. In Rosa oder Hellblau, mit oder ohne Gumminoppen an der Sohle – Hauptsache winzig. Sie werden sehen: Der Anblick von Babysocken holt Sie von jeder Palme. Duften sie zudem nach Blumenwiese, entspannen Babysocken nachhaltiger als eine Yoga-Stunde. Klar, in ein Kaminfeuer oder Aquarium zu starren, beruhigt auch die Sinne. Aber weder Kaminfeuer noch Aquarium können Sie in die Tasche stecken und mitnehmen. Babysocken schon. Wo auch immer Sie Gefahr laufen, in die Luft zu gehen, nehmen Sie kurz Ihre Babysocke – und Ihr Ärger verzieht sich wie eine Regenwolke. Moment, wie bin ich jetzt auf Babysocken gekommen? Weil Rudis Gesicht so niedlich und beruhigend ist.

Übrigens: Auch Rudi mag Socken, ob kleine oder große, das ist ihm egal. Nachdem er sie fünfzehn bis zwanzig Minuten hin- und hergeschüttelt hat wie ein Wolf seine Beute, trägt er sie in seine Lieblingsecke, vergräbt seinen Kopf in der Socke und schläft ein wie ein, genau: Baby.

Wir Morgenmuffel

Einer der Gründe, warum Rudi und ich uns so gut verstehen, ist dieser: Wir sind beide eingefleischte Morgenmuffel! Nichts und niemand kann uns dazu bringen, morgens etwas anderes zu tun als: aufstehen, um zur Couch zu schlurfen. Rudi ist in seiner Morgenmuffeligkeit noch etwas konsequenter als ich. Denn ich mache mir auf dem Weg zur Couch noch einen Espresso, den ich lustlos runterkippe. Rudi hingegen gähnt höchstens durch die Terrassentür den Garten an, bevor er sich auf der Couch zusammenrollt und auf mich wartet. Da liegen wir dann, als hätten wir die ganze Nacht Brötchen gebacken und planen still die nächsten Schritte in den Tag, der, so scheint’s uns, nicht enden will.

So nach zehn, fünfzehn Minuten sage ich: »Na dann wollen wir mal.« Beim nun folgenden zweiten Aufstehen kommt es zum ersten herzhaften Strecken meinerseits. Rudi hebt sich das Strecken fürs Bad auf, fürs Bürsten. Denn das folgt nun an jedem Morgen, den der liebe Gott werden lässt. Ich gehe ins Bad, versuche beim Blick in den Spiegel an nichts Böses zu denken und rufe: »Rudi, komm bürsten!« Und jeden Morgen kann ich es wieder nicht glauben, dass Rudi tatsächlich kommt, und zwar augenblicklich. Als hätte ich die Leckerli-Dose geschüttelt, was ich immer dann tue, wenn kein Rufen, kein Flehen, keine Drohung ihn zum Kommen bewegt. Ich höre also Rudis Tippeln in der Diele, kurz darauf erscheint sein Kopf in der Badezimmertür, und wenn er dann die Bürste in meiner Hand sieht, streckt er sich wie ich nach getaner Arbeit.

Rudi liebt es, morgens gebürstet zu werden: erst den Rücken, dann die Beine, den Bauch, die Schlappohren außen, die Schlapp­ohren innen. Nur auf das Bürsten seines Schwanzes hat er nicht sooo Lust. Ansonsten gehört die Morgentoilette für ihn zum Best-of des Tages. Getoppt werden kann das nur von frischem Fleischfutter und einem anderen Hund. Nun mal kurz Hand aufs noch müde Herz: Rudi mag mich, doch sein Fressen und andere Hunde mag er mindestens genauso gern. Aber vielleicht ist das auch nur ein Morgenmuffelgedanke, der sich nach dem zweiten Espresso schon verzieht.

Rudi jedenfalls verzieht sich nach dem Bürsten, allerdings geht er nicht weit. Er legt sich vor die Badezimmertür und guckt mir beim Zähneputzen und Rasieren zu. Und wartet darauf, dass die Lebensgeister in meinen Körper strömen. So dass wir endlich rausgehen können, die Straße hoch, neuen Abenteuern entgegen.

Von Goldfischen und Hunden

Der thüringische Volksmund sagt: »Ein Sonntag ohne Klöße verlöre viel von seiner Größe.« Rudi und ich haben’s Sonntagmittag eher mit frischer Luft als mit Kohldampf und sagen deshalb: »Ein Sonntag ohne Gassi gehen wär’ gar nicht scheen.« Übrigens irrt der Volksmund, wenn er sagt, es gäbe ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür schickt. Regnet es, schüttelt sich Rudi die Tropfen aus dem Fell; ist es heiß, lässt er die Zunge aus seinem Maul hängen. Morgens, mittags, abends eine Stunde raus – und Rudi ist glücklich wie ein Schmetterling. Und ist Rudi froh, bin ich es auch. Was eigentlich blöd ist.

Denn früher konnte ich ohne Rudi sein; heute kann ich mir ein Leben, ein schönes Leben, ohne Rudi nicht mehr gut vorstellen. Ich habe schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihn für zwei oder drei Stunden allein lasse, weil ich ins Kino gehe. Und wenn sich der Film dann noch als Mist erweist, denke ich: Die Zeit hätte ich besser mit Rudi verspaßen können.

Leute, ich sage euch, mit Hunden ist es wie mit Kindern. Einerseits schenken sie einem ein nie gekanntes Gefühl der Liebe und des Glücks. Andererseits bringen sie Angst und Sorgen, die man ohne sie nicht hätte. Sollte sich der Mensch also lieber einen Goldfisch anschaffen, der gefühlsmäßig anspruchsloser ist und den man ruhig auch mal anschreien kann, weil er sowieso alles innerhalb von drei Sekunden vergisst? Na ja, genauso gut könnte ich mich fragen, kaufe ich mir jetzt einen Schinken oder lieber ein Paar Gummistiefel?

Nein, unterm Strich ist Rudi schon mehr Geschenk als Bürde. Muss ich halt aufpassen, dass ihm nichts passiert. Flieg ich halt nicht nach Mallorca, sondern fahr mit ihm an die Ostsee. Rück ich halt ein Stück auf der Couch, wenn er sich hinter mich legt, weil er sich vor dem Staubsauger fürchtet. Und wenn es am Sonntag regnet, gehen wir trotzdem raus – warum auch groß aufregen, das Meiste geht ja doch daneben.

Rudi zeigt mir, dass wir raus müssen, Rudi bestimmt die Urlaubsziele, Rudi teilt den Platz auf der Couch ein, Rudi entscheidet, was er frisst und was ich nicht mehr servieren muss. Soll er! Allein wie er den Kopf schieflegt, wenn ich ihn anknurre – das kann kein Goldfisch.

Der Balljunge

Kein Junge würde davon träumen, Fussballprofi zu werden, ginge es nur darum, einem Ball hinterherzulaufen. Rauf und runter, kreuz und quer, bis jemand den Ball nimmt und so das Spiel für heute beendet. Nein, am Ende der ganzen Rennerei müssen Geld und Ruhm stehen und Fans, die seinen Namen schreien. Laufen ohne Belohnung läuft nicht.

Bei Rudi scheint schon das Laufen die Belohnung zu sein. Wenn ich nur den roten, eiförmigen Ball aus der Tasche hole, rastet Rudi aus. Wie er dann vor mir herhüpft, Leute, ich kann euch sagen, dagegen ist jeder Duracell-Hase eine lahme Ente. Wenn ich dann diesen roten, eiförmigen Ball werfe, der so unkontrolliert springt, dass Rudi in der Luft ins Leere schnappt, sich nach der Landung überschlägt, die Jagd fortsetzt, als sei nichts passiert, den Ball endlich erreicht und zurückbringt – in diesen rasenden Momenten frage ich mich immer und immer wieder: Was geht in Rudis Kopf vor? Ist dieses Ballspiel nicht zu stumpfsinnig für so ein rundum aufgewecktes Kerlchen? Soll ich das Spiel beenden, egal wie viel Spaß es ihm macht? Im Übrigen: Dass der Ball rot ist, ist egal. Denn Rudi leidet wie jeder Hund an Dyschromatopsie. Klingt böse, ist aber nur eine Rot-Grün-Blindheit. Als ich von dieser Sehschwäche noch nichts wusste, konnte ich nicht begreifen, dass Rudi einen im Gras ruhenden knallroten Ball nicht sofort entdeckte, sondern erst erschnüffeln musste.

Ups, jetzt habe ich mich verrannt. Zurück also zu Rudi und seiner, wie mir scheint, sinnlosen Rennerei. Die ihn tatsächlich schon rasend macht, bevor der Ball meine Hand verlassen hat. Kein Leckerli, kein anderer Hund kann ihn in dieser Phase ablenken. Der komplette Rudi steht dann im Startloch. Lauernd und zitternd. Um seine nervöse Angespanntheit ein bisschen in den Griff zu bekommen, sucht er sich ein Stöckchen, auf dem er so lange herumkaut, bis ich den Ball werfe.

Ist Rudi ein verwunschenes Rennpferd? Wer weiß! Näher liegt allerdings der Gedanke, dass der kleine Rudi über einen ausgeprägten Jagdtrieb verfügt. Komischerweise überkommt ihn dieser aber nur bei Bällen und Stöckchen. Nie bei Fahrradfahrern und Joggern. Glück gehabt? »Ja«, sagen so manche Experten, »weitermachen!« »Ja, aber«, sagen die anderen. Und bringen Verblödung und Sucht ins Spiel. Schließlich seien Hunde, wie wir Menschen, nicht bloß zum Vergnügen auf der Welt.

Hmm, warum eigentlich nicht? Darüber werde ich jetzt mal nachdenken. »Komm, alter Balljunge, es geht wieder los!«

Ein Kavalier und Gentleman

Rudi hat gefunden, was ich bei mir seit Jahren suche: die innere Mitte. Diese Mitte lässt ihn nachts einschlafen, ohne sich Sorgen ums Morgen zu machen. Diese Mitte schenkt ihm eine Ruhe und Gelassenheit, für die wir Menschen ein halbes Leben lang Yoga-Kopfstand machen müssen. Diese Mitte lässt ihn Stunden ertragen, die Männer nicht mal zähneknirschend ertragen würden. Letzten Mittwoch war es wieder so weit.

Rudi lag in meinem Büro und sinnloste so vor sich hin, da kam eine Dackeldame, die einen meiner Kollegen besuchte, ins Büro gestürmt, beachtete Rudi null, sondern lief schnurstracks zu seinem Futternapf, steckte ihre lange Schnauze hinein und sog alles staubsaugergleich in sich hinein. Hpfpfpffft, weg war Rudis Futter. Und auch Sie werden gleich weg sein, wenn ich Ihnen sage, wie diese Dackeldame heißt. Trudi heißt sie, ich schwöre es. Und Trudi machte sich nun über Rudi her. Sie zupfte an Rudis niedlichen Schlappohren, zwickte ihn abwechselnd in Beine und Nase, sprang auf seinen Nacken. Und so weiter und wieder von vorn. Zwickte Rudi mal zurück, streckte Trudi sofort alle Viere von sich, leckte seine Schnauze, um ihm zu zeigen, was sie doch für ein kleines Mädchen sei. Zog sich Rudi daraufhin freundlicherweise zurück, sprang Trudi auf und peste die drei Meter zur Tür. Nicht, weil sie verschwinden wollte. Nein, Trudi nahm Anlauf, um Rudi wieder auf den Rücken zu springen, seine niedlichen Schlappohren, seine Nase und den Rest von Rudi zu piesacken.

Der verlor immer noch nicht die Nerven, er suchte Schutz bei mir. Er hockte sich vor mich, weil er auf meinen Schoß springen wollte. Doch er hatte die Absprungkurve falsch berechnet und knallte mit seinem Kopf unter die Schreibtischplatte. Und Trudi? Trudi lachte sich erst ins Pfötchen und schlabberte dann Rudis Wassernapf aus, ich muss wohl nicht sagen: bis auf den letzten Tropfen.

Als mein Kollege seine Trudi abholte, hatte sich Rudi nicht nur wieder berappelt, er tat so, als seien die letzten dreißig Minuten der Höhepunkt seines Tages gewesen. Rudi brachte Trudi zur Tür, leckte ihr zum Abschied am Ohr. Erst als sie außer Sichtweite war, heulte Rudi leise auf. Aber nicht, weil er sich endlich fallen lassen konnte, nein, ich glaube, er war traurig, dass Trudi, der wilde Feger, weg war.

Ach ja: Wenig schmerzt Rudi mehr als Abschiednehmen. Und keine Freude ist für ihn schöner als die Wiedersehensfreude.

Was ich an Rudi nicht mag

Müsste ich zehn Dinge nennen, die ich an Rudi nicht mag, fielen mir elf ein. Aber sobald er den Kopf schief­legt, wenn ich miaue, verzieht sich jeglicher Groll. Und jetzt – nachdem er den Sommer über keine Pfote ins Wasser getan hat – ist er in die kalte Ostsee gesprungen und minutenlang geschwommen. Ja, ich kann sagen: Rudi hat sein Seepferdchen gemacht. Was für ein cooler Hund!

Es ist nicht alles Speckschwarte, was glänzt. Er guckt immer so niedlich, dass ich ihm nicht böse sein kann. Er pupst lautlos. Er bleibt an jedem Baum, Strauch, Pfahl stehen, an je-dem!

Er isst zum Frühstück sehr gern Hühnerherzen mit Fischöl, ein klebriger fleischroter Matsch, der auch so riecht. Manchmal will er sein Frühstück nicht allein essen, dann muss ich ihn mit der Hand füttern, mit diesem fleischroten Matsch, der an den Fingern kleben bleibt wie Lehm und den Rudi mit seiner warmen, rauen Zunge ableckt; aber erst, wenn ich ihm gut zurede, ja, auch das noch.

Jedes Spiel mit anderen Hunden, egal ob Spitz oder Golden Retriever, sieht Rudi als Vorspiel. Den Satz: »Sie haben da aber einen kleinen Rammler, Rudi, der Rammler, haha«, kann ich nicht mehr hören. Ich habe tatsächlich noch keinen Hundebesitzer kennengelernt, der nicht auf »Rudi, der Rammler« kam.

Rudi kann nicht lügen (was mir ein schlechtes Gewissen macht, denn ohne Lüge könnte ich keinen Tag überleben). Dabei weiß ich: Lügen macht müde. Jetzt sind mir doch sogar mehr als zehn Gründe eingefallen, Rudi nicht zu mögen. Aber auch die ändern nichts an der Tatsache, dass Rudi der netteste Typ ist, den ich in den letzten zwanzig Jahren kennengelernt habe.

Alles ist so aufregend

Als Rudi noch ein kleiner Junge war und stets dort pieselte, wo er gerade stand, legte ich ihn über Nacht in eine Welpenhütte, deren Gitterfenstertür mit einem Reißverschluss verschlossen werden konnte. Wenn Rudi zum Pieseln raus wollte, musste er an der Tür kratzen. Was er auch tat – denn Hunde würden nie in ihr Haus machen. Auch wenn sie noch nicht stubenrein sind, schlafplatzrein sind sie wenige Wochen nach ihrer Geburt. Ob das Wort »schlafplatzrein« im neuen Duden steht, weiß ich nicht. Aber Sie wissen, was ich meine.

Rudis Welpenhütte stand am Fußende meines Bettes, so dass ich nachts hören konnte, wenn er sich mit seinen Patschepfoten an der Tür zu schaffen machte. Manchmal bin ich auch einfach so zu seiner Höhle gegangen, auf Zehenspitzen, nur um zu hören, ob es noch atmet, dieses kleine Fellwesen (damals war Rudi so groß, wie sein Kopf heute ist).

Damit er sich in seiner Welpenhütte geborgen fühlte, legte ich ihm einen Stoffhasen mit hinein und ein von mir getragenes T-Shirt. Denn ich hatte irgendwo gelesen, dass der Geruch seines Leitrüden auf einen kleinen Hund so beruhigend wirkt wie Meeresrauschen oder das monotone Rattata von Eisenbahnrädern auf Menschen. So war es auch.

Rudi schlief wie ein Baby, und wenn er musste, kratzte er an seiner Tür. Ich stand auf, holte ihn aus seiner Welpenhütte und trug ihn in den Garten, meistens im Morgengrauen. Da stand der kleine Rudi nun, schwer begeistert vom Mond und den Abenteuern, die in der Luft lagen. Und so erkundete er diese fremde Insel, schnüffelte hier und da und überall. Da kleine Jungs noch nicht das Bein heben können, konnte ich nicht erkennen, ob Rudi gepieselt hatte. Also trug ich ihn irgendwann zurück in seine Welpenhütte. Kaum lag ich im Bett, kratzte er wieder an der Tür. Rudi hatte vor lauter Begeisterung einfach vergessen zu machen, was er machen wollte. Verständlich – geht mir bei spannenden Filmen auch oft so.

Heute ist Rudi neunzehn Monate alt und kann alles, was ein Teenager in diesem Alter können muss. In einem Punkt ist er aber ein kleiner Hund geblieben. Rudi kann sich jeden Tag aufs Neue über Wiesen, Sträucher und Laternenpfähle freuen. Seine Welt ist und bleibt ein einziges Abenteuerland. Jeder Tag ist für ihn der beste Tag des Lebens. Es gibt kein Morgen oder Gestern, es gibt nur das Jetzt.

Ach, könnte ich die Welt mit Rudis Augen sehen, wenigstens jetzt.

Volle Pulle Pubertät

Er muss ja denken, er sei ein König. Ich serviere Rudi das Essen – und wenn er sich kurz darauf vor den Kühlschrank stellt und fiept, als sei er kurz vor dem Verhungern, gibt es noch ein Leckerli. Er muss sich weder selbst duschen noch kämmen. Er hat einen persönlichen Entertainer, der für Sport, Spiel und Entspannung zuständig ist. Die Taschentücher, die er zerfetzt, werden von mir, wenn auch leise fluchend, ruckzuck zusammengekehrt. Und hat er Lust, Kumpels zu treffen, geht immer ein Bodyguard mit, der ihm den Weg freimacht und etwaigen Ärger vom Hals hält. Das alles war bisher kein Problem und wurde klaglos erledigt. Doch nun, mit neunzehn Monaten, scheint König Rudi in der Pubertät zu stecken. Ich dachte, diese Phase sei vorbei. Doch sie scheint wieder da zu sein; und diesmal volle Pulle.

Wenn ich schreibe, dass Rudi jetzt den Begriff »gleich« für sich entdeckt hat, müssen Sie sich mich als jemanden vorstellen, der beim Gedanken daran einen dicken Hals bekommt. Früher konnte ich die Erregung dämpfen, indem ich »einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig« zählte. Das funktioniert in letzter Zeit nicht mehr. Ich könnte explodieren!

Vor der Explosion herrscht immer Ruhe. Rudi und ich gehen durch den Park. Bevor ich ihn von der Leine lasse, schauen wir uns noch mal in die Augen und sein Blick sagt mir: »Nein, alter Kumpel, heute hau ich nicht ab. Und sollte ich versehentlich doch zu weit vorlaufen, musst du nur rufen, und ich komme zurück. Kannst dich drauf verlassen.« Alles klar, ich glaube diesen braunen Knopfaugen. Und tatsächlich geht auch alles zehn, fünfzehn Minuten lang gut. Rudi schnüffelt hier und da, ich atme auf. Doch plötzlich senkt er seinen Kopf und schnurrt wie von einer Leine gezogen ab, erst zögerlich, dann zielgerichtet, immer der Nase nach. Ich rufe: »Rudi! Hier!« Er dreht sich kurz um – und sein Blick sagt: »Gleich!« Dann schnurrt er weiter ab.

»Gleich« ist die unangenehmste Zeitangabe überhaupt. »Gleich« lässt einen hoffen, aber gleichzeitig auch ein bisschen verzweifeln. Denn »gleich« kann alles heißen, von dreißig Sekunden bis nie. In fast allen Fällen bedeutet »gleich«: warten, warten, warten. Und warten dauert immer lange. Nicht nur vor besetzten Klos.

Irgendwann stehen Rudi und ich uns im Park wieder gegenüber. Hechelnd. Der König in der Pubertät. Und sein Bodyguard, der in den letzten zehn Minuten nicht an seiner Seite war. Was hätte nicht alles passieren können! Aber Rudi schaut mich von unten an und sein Blick sagt mir: »Schwamm drüber, Kumpel. Ich bin dir nicht böse. Jetzt sind wir ja wieder zusammen. Lass uns weitergehen.«

Ich koche. »Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig …«

So niedlich!

Seit drei Tagen weiß ich, was ein verrückter Hund ist. Vorvorgestern, vorgestern und gestern machten Rudi und ich unseren Mittagspausenspaziergang, der ihm genug Zeit ließ, jeden Pfahl anzupinkeln – und mit jeden meine ich: jeden Pfahl, der nicht bei drei auf den Bäumen war. Und was macht er, kurz nachdem wir wieder im Büro sind? Er tut so, als platze ihm gleich die Blase. Er hüpft auf seinen Sessel, springt von ihm runter, kriecht unter meinen Schreibtisch, legt seine Vorderpfoten auf meine Knie, guckt mich an und fiept, als wollte er sagen, er habe sich seit heute Morgen das Pinkeln verkniffen, aber jetzt könne er wirklich nicht mehr, wir müssten nun unbedingt raus, sonst würde er auf der Stelle das Bein heben, am Papierkorb oder am Bein des Chefs, der gerade ins Büro kommt, weil er irgendwas will. Da fällt mir ein: Immer wenn ich aus dem Fenster gucke und an nichts denke, kommt irgendjemand an und will etwas von mir. Das ist doch irre. Nein?

Egal. Ich geh also mit Rudi zum Fahrstuhl, denn man weiß ja nie, und während wir auf den Fahrstuhl warten, wirft sich Rudi auf den Rücken und wälzt sich grunzend auf der rauen Auslegware. Kolleginnen, die auch auf den Aufzug warten, kriegen sich bei diesem Anblick kaum noch ein. Rudi sei ja so niedlich! Wenn ihr wüsstet, denke ich. Der freut sich aufs Rausgehen, aufs Schnüffeln, aufs Hopsasa und Trallala. Ans Pinkeln denkt er nicht, war­um auch, wir waren ja erst vor zehn Minuten draußen. Wenn sich Rudi so wälzt und schuppert, fühlt er sich wohl, wie sich ein Cockerpoo von neunzehn Monaten nur wohlfühlen kann.

Und ich denke in solchen Momenten nicht, na warte, Freundchen, du hast mir zum letzten Mal was vorgemacht. Nee, viel mehr freue ich mich dann, einen Hund zu besitzen, der ein so toller Schauspieler ist. Sagt man überhaupt »besitzen«? Ein Hund ist schließlich kein Zollstock. Also: Ich freu mich, einen Hund wie Rudi zu haben. Zumal er, um noch mal aufs Pinkeln zurückzukommen, mich nie morgens um sechs aus dem Haus scheucht. Nein, er wartet stumm, bis ich so weit bin. Das kann nicht jeder Hundebesitzer behaupten.

Sollen sich die Kollegen doch darüber wundern, dass ich mittags zweimal mit Rudi rausgehe. Wenn die wüssten, was Rudi zu Hause anstellt, um an sein Spielzeug zu kommen, sie würden sich in die Hosen machen.

Das ist übertrieben, ich weiß. Aber nur ein bisschen.

Wo sind all die Dackel hin?

Im Jahr 2012 wurden in Deutschland sehr viel mehr Schäferhunde als Möpse und Englische Bulldoggen geboren – dreizehntausend Welpen zählte der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). Aber was sehen wir in unseren Grünanlagen und Innenstädten? Möpse und Englische Bulldoggen! Es gibt ja keinen Biergarten mehr, in denen diese kurzatmigen Kurzbeinigen nicht herumliegen. Und warum bitte liegen da so wenig Dackel und Deutsch Drahthaar herum? Diese Rasse brachte es laut aktueller Geburtenstatistik des VDH immerhin auf dreitausend Welpen. Die Antwort ist so lustig wie einleuchtend: Der Deutsch Drahthaar wackelt lieber durch den Wald, er ist der beste Freund des Försters. Und was ist mit dem Deutschen Schäferhund? Der geht zur Polizei! Auch bei ausländischen Ordnungshütern wird seine zupackende Art geschätzt. Und ist der Deutsche Schäferhund nicht im Dienst, treibt er Sport auf dem Hundeplatz. Sport machen? Och nö, da gehen wir doch lieber in den Biergarten und hören Möpsen und Bulldoggen beim Japsen zu.

Aber nicht mehr lange. Mops und Bulldogge, sagt der VDH voraus, werden vom Cavelier King Charles Spaniel verdrängt. Gut möglich. Denn der Cavelier King Charles Spaniel sieht aus, als hätte ihn sich Walt Disney für einen Weihnachtsfilm ausgedacht. Die Augen kullern, das Näschen stupst, die Ohren hängen. Einen Film wie »101 Cavelier King Charles Spaniel« wird Walt Disney aber trotzdem nicht drehen – das wäre einfach zu niedlich!

Als ich Rudi die letzten Sätze vorlas, hüpfte er auf meinen Schoß und leckte mir übers Gesicht. Normalerweise schreie ich dann immer: »Iiih, ein Hund hat mich geküsst!« Diesmal nicht. Diesmal drückte ich ihn sanft weg, und als wir auf Augenhöhe waren, sagte ich zu ihm: »Junge, du musst nicht eifersüchtig sein. Du bist ein Cockerpoo, deine Vorfahren haben vor sechzig Jahren Amerika erobert. Dass du auf der Beliebtheitsskala weit unten rangierst, ist doch super. Unten ist es immer am interessantesten, denk doch bloß an die Laternenpfähle.« Rudi fiel auf diesen Schmu nicht herein. Also appellierte ich an seinen Verstand. »Rudi«, sagte ich, »bevor ich dich weggebe, beiße ich mir die Nase ab.« Da Rudi schlauer ist, als ein Polizeihund erlaubt, wusste er, dass das unmöglich ist.

Beruhigt und beschwingt gingen wir in den Biergarten Möpsen und Bulldoggen lauschen.

Später wach ist länger helle

Rudi ist der Sohn von American Cockerdame Motte (genannt Mottenkind) und Zwergpudelrüde Fussel (genannt Atze). Rudi ist also ein Cockerpoo. Anders als seine Eltern hat Rudi keinen Spitznamen. Denn erstens finde ich den Namen Rudi schon spitze genug. Zweitens sollte nur ein Spitz einen Spitznamen haben. Aber egal.

Rudi gehört jedenfalls einer Rasse an, die seit 1950 in Amerika gezüchtet wird und seit ein paar Jahren auch in Sachsen-Anhalt. Sachsen-Anhalt wirbt für sich mit dem Slogan »Wir stehen früher auf«. Wann der durchschnittliche Mensch dort aufsteht, weiß ich nicht. Rudi wacht um sechs Uhr morgens neben meinem Bett auf, legt sich dann sofort auf seine Couch im Wohnzimmer, von der er runterspringt, sobald meine Frau so gegen neun das Haus verlässt. Dann lauscht Rudi noch kurz an der Tür, ob sie vielleicht noch mal zurückkommt, weil sie Handy oder Brille vergessen hat. Das passiert schon mal. Ist die Luft rein, geht Rudi ins Schlafzimmer und macht, was die Frau im Haus ihm stets mit den Worten »Rudi, runter da!« verbietet. Er hüpft also ins Bett und nimmt noch eine Mütze Schlaf. Rudi ist ein Sachse, ein Frühaufsteher ist er definitiv nicht!

Auch dafür bin ich Rudi dankbar. (Der Golden Retriever unserer Nachbarin ist bestimmt nicht der einzige Hund, der seinen Menschen morgens um sechs vor die Tür scheucht.) Nun haben Langschläfer in unserer Gesellschaft leider einen schlechten Ruf. Das ist ungerecht. Denn Langschläfer sind zwar später wach, dafür aber länger hellwach. So lernte Rudi eines Abends noch, sich für ein unverhofftes Leckerli zu bedanken. Nach jedem Minihirschknochen gab er mir die rechte Pfote. Zu Beginn der »Tages­themen« fingen wir mit dem Training an; und noch vor der Wetterkarte saß der Danke-Trick. Bestimmt pennte um diese Zeit der Golden Retriever unserer Nachbarin schon, er muss ja um sechs raus. Und die Ärmste kommt nicht aus Sachsen-Anhalt, wo die Menschen früher aufstehen. Da geht mir zum Schluss ein Licht auf. Vielleicht ist »früher aufstehen« ja doppeldeutig gemeint. Sachsen-Anhalter wollen eigentlich sagen: »Wer uns über den Tisch ziehen will, der muss noch früher aufstehen, als wir es tun.« Ach sooo, jetzt verstehe ich!

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie sich gefragt haben, wer der Schlauere von uns beiden ist, dann können Sie jetzt mit dem Fragen aufhören.

Dabei stehe ich schon früher auf als Rudi. Mist!

Von Hundehaufen und Atomwaffen

Wie lange ich darauf warten musste! Endlich mal einen Text anfangen zu können mit den Worten »Wissenschaftler haben herausgefunden, dass …«. Jetzt ist es so weit, los geht’s. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Frauen häufiger in die Hocke gehen als Männer. Nicht weil sie sportlicher sind oder Blumen pflücken wollen (zu den Blumen später mehr). Sondern weil Frauen sauberer sind als Männer. Die Leserinnen unter Ihnen, werden wissen, was ich meine. Den Lesern sage ich hier: Frauen heben die Geschäfte ihres Hundes öfter auf, als das Männer tun. Weshalb das so ist, können Wissenschaftler noch nicht endgültig sagen. Aber wenn man mal eins und eins zusammenzählt, kommt zu dem Schluss: Hundehaufen sind für die Menschheit so bedrohlich wie Atomwaffen. Eine irre These? Sehen Sie selbst.

Die Band, die sich »Die Ärzte« nennt, kam bereits 1998 zu dem Schluss: Männer seien Schweine, weil die immer nur »das Eine« wollen. Stimmt wohl. Eine Studie belegt, dass Männer durchschnittlich 18,6 Mal täglich an Sex denken, Frauen bringen es im Schnitt auf 9,9 sexuelle Gedanken am Tag. Nach dieser Studie denken Männer aber nicht nur häufiger an »das Eine«. Sie denken auch öfter an Essen und Schlafen. Nun muss man kein Mann sein, um festzustellen, dass Essen, Schlafen und »das Eine« die Säulen des Lebens sind. Bröckelt eine, kann man alles andere vergessen. Denn dann stirbt der Mensch nicht nur. Dann stirbt er aus!

Albert Einstein warnte einst: »Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.« Einstein gehörte nun wirklich zu den Männern, die Sprüche klopfen. Und wenn ich jetzt Einsteins Theorie in Rudis Welt übertrage, kann das doch nur bedeuten: Jede von Rudi zugeschissene Blumenwiese und Wiesenblume bringt Bienen den sicheren Tod. Und damit uns Menschen.

Und deshalb können wir Männer noch so oft an die Säulen des Lebens (Essen, Schlafen, »das Eine«) denken: Wenn wir uns kein Vorbild an den Frauen nehmen und uns bücken, um die Geschäfte unseres Hundes in einen Kotbeutel zu packen, dann ist in vier Jahren Schluss mit Hopsasa und Trallala. Dann werden wir zum Beispiel die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland nicht mehr erleben.

Also Männer: Einpacken!

Der beste Freund des Sommers

Ich möchte kein Sommer in Deutschland sein, nein, das möchte ich wirklich nicht. Was ich mir da alles anhören müsste! Ich sei zu heiß, zu kalt, zu feucht, zu launisch, zu irgendwas. Scheint die Junisonne zu selten, klagen die Zeitungen: »Wann wird es endlich Sommer?« Scheint die Junisonne zu doll, warnen die Zeitungen vor Hautkrebs und raten, ja viel Wasser und Tee zu trinken. Und da Juni, Juli, August schon seit Jahren ein einziger April sind, hören wir seit Jahren das immergleiche Gejammer. Da ist ein Grillabend allein mit sich auf der Terrasse unterhaltsamer. In einem Satz: Der Sommer ist wie ein alter Ehepartner. Er kann machen, was er will – nur recht machen kann er es einem nicht. Das ist jetzt übertrieben, aber so ist es doch. Einer der wenigen Freunde, die der deutsche Sommer noch hat, ist Rudi.

Rudi geht mit dem Sommer durch heiß und kalt, durch Pfützen und Staub. Brennt uns die Sonne Löcher ins Hirn, legt sich Rudi unter einen Baum oder auf die Fußbodenkacheln im Bad. Verwandelt der Sommerregen Rudis Fell in eine Art Wischmopp, schüttelt er sich. Und weiter geht’s. Was sollte er auch sonst tun? Warum sollte er grollen? Die meisten Regentropfen gehen ja doch daneben! Rudi hat mit seinen gerade mal zwanzig Monaten ein inneres Gleichgewicht erreicht, für das die allermeisten Menschen ihr Leben lang meditieren müssten.