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Ein Herzschlag in Kapiteln, zwischen Dazwischen und Daneben Was bleibt, wenn nichts bleibt? Ein Koffer. Ein Körper. Ein Ich im Bruch. Dies ist kein Bericht. Keine Chronologie. Kein Held. Kein Happy End. Dies ist das Flimmern zwischen Erinnerung und Jetzt – ein poetisches Mosaik aus Versen, Gedanken und Momenten, die nie ganz vergehen. Ein Mann verlässt seine Heimat. Nicht, weil er will, sondern weil das Bleiben ihn zerstört. Mit ihm reist ein Koffer – schwer von Dingen, die man nicht sieht: Sprache, Verlust, Namen, die niemand mehr ruft. Er flieht nicht nur über Grenzen, sondern durch innere Landschaften aus Trauer, Trotz und stummer Hoffnung. Was bedeutet Identität, wenn sie in Stücke fällt? Wie lebt man weiter in einem Leben, das nicht das eigene zu sein scheint? Zwischen den Zeilen dieses lyrischen Memoirs pulsiert ein Herz, das nicht erklären will – nur fühlen lassen. Jeder Vers ein Atemzug, jeder Abschnitt ein Echo verlorener Heimat. Ein stilles, poetisches Zeugnis für all jene, die gegangen sind und sich dennoch nicht angekommen fühlen.
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Dies ist kein gewöhnliches Buch. Es ist kein Märchen, das in eine ferne Welt entführt,
keine erfundene Geschichte, die man mit einem Lächeln
wieder zuklappt. Es ist ein Körper aus Erinnerung,
geformt aus dem Staub verlorener Straßen und dem Licht, das sich selbst in der Dunkelheit nicht
aufgibt.
Es erzählt nicht in Kapiteln, sondern in Atemzügen.
Jeder Abschnitt ist ein Echo, ein Schritt durch Innenräume,
wo die Vergangenheit nicht vergangen ist,
sondern flüstert, pocht, weiterlebt.
Ein Kapitel beginnt nicht mit »Es war einmal«, sondern mit dem Zittern einer Welle in der Nacht,
mit einem Boot, das mehr Gebet als Gefährt ist, mit dem Salz des Meeres, das nicht nur auf der Haut,
sondern in der Seele brennt. Mit Kinderaugen, die den Horizont nicht begreifen,
und Herzen, die bei jedem Wellenschlag zwischen Hoffnung und Untergang schlagen.
Dieser Weg ist kein gerader Pfad.
Er ist ein innerer Strom – ein Wandern durch Stille und Lärm, durch Namen, die verloren gingen,
und Sprachen, die langsam wiedergefunden werden.
Von der Angst zur Sprache,
vom Verstummen zur Stimme,
vom bloßen Überleben zum zarten Versuch, zu leben.
Jede Seite ist nicht nur Erinnerung,
sondern eine Rückkehr –
ein Tasten im Dunkeln nach einem Selbst,
das nicht untergehen will.
Es geht nicht nur um Orte:
nicht nur um Lager aus Zeltstoff,
nicht nur um Städte, die keine Heimat wurden,
nicht nur um Grenzen aus Linien und Draht.
Es geht um die Grenzen im Innern,
die kaum einer sieht –
um das Gefühl, ausgelöscht zu sein,
und dennoch einen Schritt weiterzugehen.
Wer dieses Buch liest,
tritt nicht einfach ein in eine Geschichte des Fliehens,
sondern berührt eine Wahrheit,
die viele tragen,
aber nur wenige in Worte kleiden können.
Dies ist ein Buch aus Fleisch und Hoffnung.
Ein Buch, das zittert und atmet.
Ein Versuch,
nicht nur zu erzählen,
sondern zu bezeugen:
die Fragilität des Lebens.
Die Würde des Weitergehens.
Und die stille Kraft,
die bleibt.
Vorwort
Einleitung
Kapitel 1: Als alles zu viel wurde
Kapitel 2: Abschied
Kapitel 3: Die Reise beginnt
Kapitel 4: Ein kurzer Moment der Ruhe
Kapitel 5: Ein Haus voller Wärme
Kapitel 6: Der syrische Garten
Kapitel 7: Die Nacht der Entscheidung
Kapitel 8: Mein Bruder im Meer
Kapitel 9: Mein Bruder ist in Griechenland
Kapitel 10: Gespräche, Zweifel, Hoffnung
Kapitel 11: Ich bleibe
Kapitel 12: Die Nacht davor
Kapitel 13: Ich komme mit
Kapitel 14: Abschließen und Aufbrechen
Kapitel 15: Izmir und das gelbe Zimmer
Kapitel 16: Der Moment beginnt
Kapitel 17: Kein Zurück
Kapitel 18: Und das Meer begann
Kapitel 19: Schwarzes Wasser, rotes Licht
Kapitel 20: Der Moment, in dem alles zerbrach
Kapitel 21: Hoffnung aus dem Nichts
Kapitel 22: Land
Kapitel 23: Mytilini – Wir leben
Kapitel 24: Das Camp – Gesichter und Geschichten
Kapitel 25: Papier, Fragen, Schritte
Kapitel 26: Schritte ins Neue
Kapitel 27: Eine andere Überfahrt
Kapitel 28: Ankunft in Athen
Kapitel 29: Sonne auf der Grenze
Kapitel 30: Kalte Grenze, leere Gedanken
Kapitel 31: Die Entscheidung im Dunkeln
Kapitel 32: Eine Suppe wie bei meiner Großmutter
Kapitel 33: Der Zug ins Neue
Kapitel 34: Der Morgen in Deutschland
Kapitel 35: Ein Ticket, ein Ziel, ein neues Zittern
Kapitel 36: Ankommen – ohne Gefühl
Kapitel 37: Eine Halle, kein Zuhause
Kapitel 38: Kaffee, Kälte, Gedanken
Kapitel 39: Stimmen in der Dunkelheit
Kapitel 40: Zwischen Entscheidung und Aufbruch
Kapitel 41: Ein neuer Name, ein neuer Ort
Kapitel 42: Ein kleiner Raum, ein leiser Neubeginn
Kapitel 43: Haus 131 – zwischen Nähe und Schatten
Kapitel 44: Ein Tag, der nicht mir gehörte
Kapitel 45: Ein Tag wie gemalt – aber nicht von mir
Kapitel 46: Vielleicht, vielleicht, vielleicht...
Kapitel 47: Ein Ort ohne Namen
Kapitel 48: Zwischen Stadtlichtern und einem Kiosk
Kapitel 49: Der erste Versuch
Kapitel 50: Ein Mantel, der alles weiß, aber nichts sagt
Kapitel 51: Importierte Hoffnung – in der Dose
Kapitel 52: Aufstehen, es ist kein Urlaub
Kapitel 53: Mit einem Schlüssel in der Hand und einem Hunger im Herzen
Kapitel 54: Wenn Wände anfangen zu atmen
Kapitel 55: Stimmen, die nach Heimat klingen
Kapitel 56: Der erste Klingelton
Kapitel 57: Der Koffer und das Schweigen
Kapitel 58: Und dann saßen wir einfach da
Kapitel 58: Und dann saßen wir einfach da – Teil II
Kapitel 59: Kein Ort, nur Zeit
Kapitel 60: Und doch – ich stehe hier
Dies ist kein Werk eines Schriftstellers.
Ich bin kein Autor, kein Künstler der Worte.
Ich bin ein Überlebender.
Kein Talent zum Schreiben hat mich geführt,
sondern der Zwang, zu erzählen, was in der Stille wächst.
Weil Schweigen mich von innen aufgezehrt hat,
weil Erinnerungen, die nicht gesprochen werden,
zu Wunden werden, die in der Dunkelheit verderben.
43,4 Millionen Menschen auf der Flucht.
Zahlen, die wie Staub in Berichten verwehen,
doch hinter jeder Zahl lebt ein Mensch,
der Schmerz eines jeden spürbar in den Augen,
die Welt, die plötzlich eine andere wird,
die Heimat, die sich in der Ferne auflöst.
Hinter jeder Zahl steckt eine Geschichte –
die Geschichte eines Lebens, das sich plötzlich verändert.
Ich schreibe für jene, deren Heimat in einen Koffer passte,
für die, die gelernt haben,
dass Verlust nicht nur ein Moment ist,
sondern ein langsamer, schmerzlicher Prozess,
der tief in der Seele nagt.
Ich schreibe für die,
die nachts auf hartem Boden lagen
und sich fragten,
ob der Morgen noch ein Versprechen hält.
Ich schreibe für die,
die das Meer nicht nur als Wasser sahen,
sondern als Grenze – das Ende oder den Anfang.
Vielleicht liest jemand dieses Buch und erkennt sich darin.
Vielleicht in einem Satz, in einem Augenblick,
in einem flüchtigen Gefühl. Denn was ich hier schreibe, ist keine Chronologie der Ereignisse, es ist der Versuch, zu vermitteln, wie es sich anfühlt,
wenn alles, was du kennst, zerstört wird, wenn du weitergehst, ohne zu wissen, wohin.
Es beginnt nicht mit einer Explosion,
nicht mit Blut, nicht mit Booten, nicht mit Grenzen.
Es beginnt mit einem Blick.
Vielleicht mit deinem Blick,
auf eine Welt, die nicht deine war –
und plötzlich doch deine wird.
Dieses Buch erzählt keine Geschichte,
es zieht dich hinein, in Räume ohne Licht,
in Stimmen, die kein Zuhause mehr kennen,
in Gedanken, die nicht aus deinem Kopf stammen –
aber dich trotzdem erreichen.
Vielleicht wirst du nicht alles verstehen.
Vielleicht wirst du dich fragen,
warum du dich plötzlich in einer Welt wiederfindest,
die dir fremd erscheint,
aber du wirst fühlen.
Und das wird genug sein.
Denn in dieser Geschichte geht es nicht um Politik,
nicht um Zahlen, nicht um Grenzen.
Es geht um das, was bleibt,
wenn man alles verliert –
außer der Kraft, Mensch zu bleiben.
Es geht um die Momente, die den Schmerz tragen,
um die Kälte, die bis in die Knochen dringt,
um den Koffer, der schwerer ist als das Leben selbst,
und um das Wort, das alles verändert.
Vielleicht wirst du nach dem Lesen dieses Buches
nicht mehr derselbe Mensch sein.
Vielleicht war genau das der Plan. Denn Flucht ist keine gerade Linie. Sie ist ein Kreis aus Wiederholung:
Warten. Hoffen. Verlieren. Weitermachen.
Mit oder ohne Ziel.
Syrien, Ende 2015. Die Straßen waren noch da.
Die Häuser standen noch – grau, rissig, müde.
Unser Viertel lebte. Aber es lebte wie ein Mensch, der nicht mehr lachen
konnte. Man konnte noch zur Bäckerei gehen.
Man konnte noch auf dem Balkon sitzen. Man konnte die Nachrichten hören – aber jedes Wort
schnitt tiefer ins Herz.
Denn etwas fehlte. Und es war nicht nur Strom oder Wasser.
Es war etwas, das leise verschwand: die Hoffnung. Jeden Tag wurde es schwerer, an ein Morgen zu glauben.
Nicht weil der Himmel dunkel war, sondern weil unser
Inneres keinen Himmel mehr sah.
Der Krieg war überall. Nicht nur an den Fronten oder in den Ruinen.
Sondern in den Köpfen. In den Gesprächen.
In den Blicken unserer Eltern. In der Stille nach dem Abendessen. Es war keine laute
Angst. Es war keine Panik. Es war ein ständiges Zittern – kaum sichtbar, aber nie
weg.
Ein Druck auf der Brust. Ein Druck in der Seele. Dann, irgendwann, begannen wir die Koffer zu packen. Nicht für
eine Reise. Nicht für ein Ziel.
Sondern für ein Gefühl: »Wir müssen weg. Vielleicht gibt
es anderswo ein Leben.«
Die Kleidung wurde gefaltet. Dokumente zusammengesucht.
Fotos eingesteckt – nicht alle, nur die wichtigsten. Als
könnten ein paar Bilder unser altes Leben retten.
Niemand sprach viel dabei. Denn was sollte man sagen?
Wir wollten nicht gehen.
Aber bleiben fühlte sich an wie langsam sterben.
Das Haus – es war mehr als ein Gebäude.
Es war voller Stimmen, die bald schweigen würden.
Die Küche roch noch wie früher,
aber der Geruch hatte keinen Trost mehr.
Ich ging durch mein Zimmer,
berührte die Wand,
schaute auf das Bett, auf das Regal,
als würde ich sie ein letztes Mal sehen.
Tränen flossen.
Nicht laut.
Nicht dramatisch.
Nur leise – weil wir wussten:
Das hier ist Abschied.
Abschied von allem,
was wir einmal Heimat genannt haben.
Es war früh am Morgen. Noch vor dem ersten Licht.
Die Stadt lag in einer seltsamen Ruhe – als hätte auch sie den Atem angehalten.
Aber in mir war kein Frieden.
In mir tobte ein Sturm. Nicht laut, aber stetig – wie ein Zittern unter der Haut.
Heute war der Tag. Der Tag des Abschieds.
Mein Onkel – der Bruder meines Vaters –
stand schon vor unserer Tür. Er war gekommen, um uns Lebewohl zu sagen.
Sein Blick war schwer. Seine Schultern auch.
Er umarmte uns – einen nach dem anderen.
Fest. Lang.
So als wolle er die Zeit aufhalten.
Ich spürte seine Tränen auf meiner Wange, aber seine Stimme war leise, fast zerbrechlich:
»Vielleicht sehen wir uns wieder … irgendwann.«
Es war kein Versprechen.
Es war ein Wunsch. Ein Wunsch gegen die Realität.
Doch es gab zwei Menschen, die nichts erfahren durften. Zwei Frauen, deren Herzen zu alt waren für solche Nachrichten.
Die Mutter meiner Mutter.
Und die Mutter meines Vaters.
Sie durften es nicht wissen.
Nicht weil wir sie nicht liebten.
Sondern gerade deshalb.
Wir wollten sie nicht mit der Angst allein lassen.
Nicht mit der Sorge, die keinen Schlaf mehr zulässt.
Unser Abschied war ein Schweigen.
Ein stilles Davonlaufen aus Liebe.
Und mit jeder Minute wurde das Gewicht in meiner Brust
schwerer.
Bevor wir das Haus verließen, bat ich um einen Moment.
Ich wollte ein letztes Mal durch die Zimmer gehen.
Ich wollte mich erinnern – an alles.
Ich wollte, dass nichts verloren geht.
Ich ging durch die Küche,
wo ich früher das Lachen meiner Mutter hörte.
Durch das Wohnzimmer,
wo mein Vater abends Tee trank und Zeitung las.
Ich legte meine Hand an die Wand –
an den Fleck, wo mein Name einmal in Kinderhandschrift
stand.
Ich roch die Kissen, als könnte ich die Wärme darin einatmen.
Ich hörte in meinem Kopf alte Stimmen,
die längst verstummt waren.
Ich wollte mein Zuhause mitnehmen.
Nicht in einem Koffer – sondern in meinem Herzen.
Dann kam der Moment. Der Moment, in dem wir die Tür schlossen.
Langsam. Ohne ein Wort.
Das leise Klicken des Schlosses war der lauteste Ton des Morgens.
Hinter uns lag alles, was wir kannten.
Alles, was uns ausmachte. Die Kindheit. Die Träume. Die gewohnten Geräusche.
Und vor uns?
Ein Ziel, das keinen Namen hatte.
Nur eine Richtung. Ein Hoffen. Ein Wagnis.
Es war kein gewöhnlicher Abschied. Es war ein Abschied vom alten Ich. Und ein Schritt in das Unbekannte.
Wir saßen in einem Auto.
Ein fremdes Auto.
Mit einem fremden Fahrer.
Ein Gesicht, das ich nie zuvor gesehen hatte –
und vielleicht nie wieder sehen würde.
Wir wussten kaum etwas.
Nicht, wer er war.
Nicht, ob wir ihm trauen konnten.
Nicht, wohin die Reise wirklich ging.
Wir wussten nur eins:
Wir mussten losfahren – jetzt.
Die Sitze waren eng.
Die Luft im Auto war schwer.
Von Angst. Von Unsicherheit.
Keiner sprach.
Was hätten wir auch sagen sollen?
Unsere Körper waren nah,
aber jeder war allein mit seinen Gedanken.
Die Fenster waren beschlagen,
und draußen glitten Straßen vorbei,
die keinen Namen hatten in meiner Erinnerung.
Ich schaute hinaus – doch ich sah nicht wirklich.
Es war nicht die Landschaft, die sich veränderte. Es war mein Leben.
Der Tag wurde kürzer. Das Licht fiel weich auf die Felder –
wie ein letzter Gruß vom Alten. Aber in meinem Kopf wurde alles lauter.
Unruhiger.
Dichter.
Ich dachte an den nächsten Morgen.
An zuhause. Daran, wie meine Familie jetzt aufstehen würde. Wie die Küche nach frischem Tee riechen würde.
Wie mein Vater Zeitung lesen würde. Wie meine Mutter das Frühstück vorbereitete –
still, mit Liebe, wie immer.
Und dann dachte ich an meine Großmutter.
Die Mutter meines Vaters. Wie sie am frühen Morgen an unsere Tür klopfen würde –
mit ihrer warmen Stimme,
halb ernst, halb liebevoll: »Habt ihr noch nicht ausgeschlafen?«
Diese Stimme war in meinem Kopf.
So lebendig.
So nah.
Ich konnte sie fast hören.
Aber ich war nicht mehr dort.
Ich war hier –
in einem Auto,
auf einem Weg,
den ich nicht verstand.
Ich war unterwegs in ein neues Leben.
Aber mein Herz,
mein Herz war noch am Frühstückstisch.
Mit Tee.
Mit Brot.
Mit vertrauten Stimmen.
Und tief in mir
wusste ich:
Ich werde diesen Morgen nie wieder erleben.
Aber ich werde ihn für immer mit mir tragen.
Es war Nacht, als wir ankamen,
in einem Land, das nicht das Ziel war, aber für einen Moment wie ein Versprechen klang:
»Ruh dich aus.«
Die Türkei. Nicht der Anfang. Nicht das Ende.
Ein Zwischenraum, in dem selbst der Wind leiser atmete.
Unsere Koffer standen im Flur, wie erschöpfte Zeugen einer Flucht,
die nicht gefragt hatte, ob wir bereit sind.
Sie lehnten an der Wand, mit ihren Narben und Kratzern,
und sahen uns schweigend dabei zu,
wie wir uns auf Matratzen setzten,
als wären wir angekommen.
Vielleicht …
für eine Nacht.
Für ein paar Atemzüge.
Für einen Schluck Wasser ohne Angst.
Der Raum war schief gebaut,
der Boden kalt,
doch das Licht an der Decke
zitterte so sanft,
als würde es uns zudecken.
Ich erinnere mich,
wie ich meinen Koffer langsam öffnete –
nicht hastig, nicht planend,
sondern fast entschuldigend.
Als würde ich ihm zuflüstern:
»Nur kurz. Ich verspreche dir – nur kurz.«
Darin:
ein Pullover,
ein Stück Seife,
ein alter Pass
und irgendwo zwischen Stoff und Papier –
der Geruch von Idlib.
Eingeschlossen wie ein geheimer Satz,
den man im Schlaf wieder und wieder flüstert.
Wir tranken Tee,
aus kleinen Gläsern,
in denen sich Dampf und Erinnerung mischten.
Draußen bellte ein Hund,
die Nacht rauschte in fremder Sprache.
Doch für diesen einen Moment
war da Frieden.
Nicht weil wir sicher waren –
sondern weil wir atmen konnten,
ohne an morgen zu denken.
Ich legte mich neben den Koffer.
