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Die Musiklehrerin Emma singt, textet, komponiert und träumt von einer Karriere als Sängerin. Ihr Freund, der Musikagent Andreas, verspricht ihr zwar einen Bühnenauftritt, hält sie aber hin. Als Andreas dann noch ihren besten Song dem bekannten Sänger Luis Zamponi zur Verfügung stellt, trennt sich Emma zutiefst enttäuscht von ihm und beschließt, dass der Sänger wenigstens erfahren soll, wer den Song geschrieben hat. Ohne lang zu überlegen, reist sie nach Funkelstein, denn hier soll Zamponi wie in jedem Jahr ein Wohltätigkeitskonzert geben. In dem verträumten Ort angekommen, scheint es, als würde ihr Plan aufgehen. Als Emma Luis jedoch tatsächlich begegnet, entwickelt sich alles komplett anders als gedacht. Ein Wohlfühlroman in dem Träume wahr werden.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Mein Lied der Liebe
Romantic Summer
Lotte R. Wöss
Die Musiklehrerin Emma singt, textet, komponiert und träumt von einer Karriere als Sängerin. Ihr Freund, der Musikagent Andreas, verspricht ihr zwar einen Bühnenauftritt, hält sie aber hin. Als Andreas dann noch ihren besten Song dem bekannten Sänger Luis Zamponi zur Verfügung stellt, trennt sich Emma zutiefst enttäuscht von ihm und beschließt, dass der Sänger wenigstens erfahren soll, wer den Song geschrieben hat. Ohne lang zu überlegen, reist sie nach Funkelstein, denn hier soll Zamponi wie in jedem Jahr ein Wohltätigkeitskonzert geben. In dem verträumten Ort angekommen, scheint es, als würde ihr Plan aufgehen. Als Emma Luis jedoch tatsächlich begegnet, entwickelt sich alles komplett anders als gedacht.
Ein Sommerroman zum Wohlfühlen und Entspannen.
Dies ist der 1. Band der Reihe ROMANTIC SUMMER. Das Buch MEIN LIED DER LIEBE – ROMANTIC SUMMER kann unabhängig von anderen Büchern der Reihe gelesen werden. Für mehr Lesevergnügen empfiehlt es sich, die Reihen SWEET CHRISTMAS und ROMANTIC SUMMER zu lesen. Alle Bücher und Reihen verbindet der Ort FUNKELSTEIN sowie Protagonisten, die als Nebenfiguren da und dort auftauchen.
Lotte R. Wöss
schrieb bereits als Kind Märchen und Kurzgeschichten und arbeitete später für die Schülerzeitung ihres Gymnasiums. Doch erst im reiferen Alter fand sie zu ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, zurück und veröffentlichte ihren Debütroman “Schmetterlinge im Himmel” als Selfpublisherin.
Mittlerweile hat sie zahlreiche Liebesromane veröffentlicht, sowohl als Selfpublisherin, als auch in Verlagen.
Ihr bevorzugtes Genre sind Liebesgeschichten mit Tiefgang – Gefühle sind ihre Welt.
Lotte ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder und lebt südlich vom Bodensee in Vorarlberg.
Mein Lied der Liebe
Ein sommerlicher Liebesroman
Lotte R. Wöss
Impressum
Auflage: 1
Copyright © Oktober 2021 by Lotte R. Wöss
Email: [email protected]
www.lottewoess.com
Reingard Liselotte Wöß
Am Bühel 8
A 6830 Rankweil
Covergestaltung:
Michael Troy / MT-DESIGN
Bildnachweis:
©prostooleh, www.123RF.com
©nblxer, www.123RF.com
Lektorat:
Lisa Diletta, Ingrid Fuchs, Danielle A. Patricks, Sandra Pulletz
Korrektorat: Bianca Kober
Alle Rechte vorbehalten – Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen, Orte, Handlungen und andere Ereignisse sind entweder Produkte der Fantasie oder wurden fiktiv genutzt. Eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Die in diesem Buch erwähnten Markennamen und Warenzeichen sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.
Ein kleiner Ort inmitten der österreichischen Alpen, malerisch gelegen an einem See.
Hier leben viele liebenswerte Menschen, man kennt sich und hilft einander.
Und hier lebt die Waldfee, eine geheimnisvolle Frau, deren genaues Alter niemand kennt. Nur eines ist gewiss: sie hilft allen, die zu ihr kommen. Mit Tee, Kräutersalben und mit einem Einfühlungsvermögen, das sie die richtigen Worte sagen lässt.
Lasst euch verzaubern, kommt mit uns nach Funkelstein.
Emma
»Du hast mich betrogen.« Emma stand vor Andreas und zitterte vor Wut. Sie ärgerte sich, dass sie nahe am Weinen war und ihre Stimme kippte.
Selbstsicher erhob sich Andreas vom Schreibtisch. Sein platinblond gefärbtes Haar und seine wasserblauen Augen hatten ihr damals gefallen. Für sie war er der Inbegriff von Männlichkeit gewesen. Der Nabel der Welt, der ihr den Weg zur Bühne ebnen würde.
In den eineinhalb Jahren ihres Zusammenlebens war Stück für Stück vom Lack abgegangen, nun bröselte auch der letzte Rest ihrer Hoffnung unter ihren Füßen weg. Die rosarote Brille des Verliebtseins war abgefallen und der schale Geschmack blieb.
»Emma, Muffelchen, hör mir doch einmal zu.«
Wie sie es hasste, wenn er mit ihr sprach wie mit einem Kleinkind, das man beruhigen musste.
»Du bist jetzt ein wenig erregt und außer dir. Aber denk vernünftig über die Sache nach und schieb die Emotionen beiseite, die euch Frauen so beherrschen, dann wirst du ...«
»Was?«, brüllte sie, dankbar, dass ihre Stimme zurückgekehrt war. »Du hältst mich für hysterisch?«
Er zuckte die Schultern und das machte sie noch zorniger. Dabei war sie nicht von aggressiver Natur, meist wurde ihr bei Auseinandersetzungen schlecht. Auch dieser hier würde sie nicht gewachsen sein.
Zu allem Überfluss spürte sie, dass sie den Kampf, ihre Tränen zurückzuhalten, verlor. Mit dem Handrücken wischte sie über ihre Wangen.
Auf einmal wurde sie zum Sofa gezogen und Andreas legte die Arme um sie. »Emma, du hast doch längst bemerkt, wie der Hase im Showbusiness läuft. Du hast nicht den Hauch einer Chance. Deine Stimme ist ganz nett, ja, leider reicht es eben nicht für die Bühne. Zugegeben, es sind schon Leute mit schlechterer Stimme Sänger geworden, aber die hatten das gewisse Etwas, Charisma, Ausstrahlung. Das fehlt dir leider auch, nicht böse sein.«
Sie wand sich aus seiner Umarmung. »Soll heißen, ich bin nicht aufregend genug?«
»Rote Haare, Sommersprossen, abstehende Ohren ...«
Automatisch griff sie zu ihren Ohren. Es stimmte, dass sie nicht ganz anlagen, aber richtig abstehend waren sie auch nicht.
»Die Haare kann man färben, die Sommersprossen übermalen und die Ohren werden ohnehin von den Haaren abgedeckt«, zischte sie böse.
»Aber deine Figur kann man nicht verstecken.«
Sie holte erst einmal tief Luft. »Meine Figur? Hast du sie nicht alle? Ich bin nicht dick, im Gegenteil, ich habe kein Gramm Übergewicht.«
»Für mich bist du genau richtig.« Er küsste sie auf die Nase. »Doch die Bühne ist gnadenlos, jeder Normalgewichtige erscheint füllig.«
Ihr blieb der Mund offenstehen.
Er wertete ihr Schweigen offenbar als Zustimmung. »Na bitte, wenn du nachdenkst, erkennst du es ja selbst.«
»Weshalb hast du mir nicht gleich von Anfang an gesagt, dass du für mich keine Zukunft auf der Bühne siehst?« Sie klang leise.
»Das fragst du noch?« Er griff nach ihren Händen. »Ich hatte mich in dich verliebt, wir sind doch ein Dream-Team, oder nicht? Du bist meine wertvolle rechte Hand und so soll es auch bleiben. Und du kannst weiterhin Lieder schreiben, wenn du magst.«
Sie löste sich endgültig und sprang auf. »Du bist zu gütig! Aber ›Love creates Peace‹ ist mein Baby, mein Lied und du hattest kein Recht, es weiterzugeben.«
»Du stehst bei mir unter Vertrag, also gehört alles, was du kreierst mir.«
Sie schluckte.
»Aber ich gebe dir natürlich einen Teil für deine Bemühungen ab.« Er erhob sich und öffnete die oberste Schublade seines Schreibtischs. »Fünfhundert Euro, na was sagst du?« Dabei grinste er süffisant.
Machte er Witze?
»Das Lied ist bedeutend mehr wert.«
»Das weiß noch keiner. Wenn es ein Hit wird, ja, aber es kann auch ein Flop werden. In diesem Fall wäre jeder Euro zu viel.«
»An wen hast du es verkauft?«
»Zur Verfügung gestellt, meinst du. Geld ist noch keins geflossen.«
»Lass die Haarspaltereien. An wen?«
»Das geht dich nichts an.«
»Das geht mich nichts an?« Ihre Stimme wurde wieder lauter. »Was soll das! Erst verkaufst du hinter meinem Rücken mein Lied und dann geht es mich nichts an?«
»Was bringt es dir, wenn du es weißt?«
»Vielleicht, dass ich nicht überrascht erst im Radio hören muss, welche drittklassige Sängerin sich mein Lied unter den Nagel gerissen hat.«
»Da irrst du dich aber! Wenn jemand deinen Song großmachen kann, so ist es dieser Weltklassesänger.«
»Ein Weltklassesänger hat es nicht nötig, ein Lied zu stehlen.«
»Was denkst du? Seine Agentur ist immer auf der Suche nach Songs. Aber er komponiert meist selbst, nur selten nimmt er etwas von einem anderen Komponisten in seine Konzerte auf. Vielleicht singt er es auch gar nicht.«
»Was soll das heißen? Dass ›Love creates Peace‹ vermutlich in einer Schublade verkommt? Und dass ich es nicht einmal mehr verwenden darf, obwohl der feine Herr es überhaupt nicht singt?«
»Muffelchen, was ist los mit dir?« Er schüttelte den Kopf. »Du weißt doch, wie das in der Branche läuft. Es werden die Rechte gesichert und dann kann der Besitzer damit machen, was er will. Und manchmal entscheidet er eben auch, dass es nicht auf den Markt kommt.«
»Wer hat es gekauft?« Emma knirschte jedes einzelne Wort zwischen den Zähnen hervor.
»Muffelchen ...«
»Den Namen!«
Andreas holte tief Luft. »Luis Zamponi.«
Emma sank auf die Couch zurück. Zamponi war einer der Großen, jahrelang sorgte er bereits für ausverkaufte Hallen. Sie mochte seine Musik, eine Mischung aus Volksmusik, Schlager und modernen Tönen.
Und er verfügte nun über ihr Baby? Sie musste zugeben, dass sie sich gut vorstellen konnte, wie er ihre Komposition megageil darbot. Seine kraftvolle Stimme und vor allem der Ausdruck, den er in all seine Songs brachte, würde auch ihrem Lied Charisma und Stärke geben.
Falls er es überhaupt spielen würde. Er hatte genug Geld, sich die Rechte an einem Lied zu sichern und es danach in der Schublade vermodern zu lassen. Und das Schlimmste war, dass sie es auch nicht mehr würde singen dürfen.
Emma ging ins Nebenzimmer, zog ihre Tasche hervor, stopfte wahllos Sachen hinein. Als sie den Kopf hob, sah sie Andreas am Türrahmen lehnen.
»Das ist eine absolute Kurzschlussreaktion, Baby. Wo willst du denn hin?« Sein Gesichtsausdruck wechselte von fassungslos zu verzweifelt.
Sie schloss die Tasche. »Erst mal zu meiner Mutter.«
»Emma, Muffelchen,« er trat zu ihr, »überleg es dir noch mal, wir beide, du und ich! Der Song hat doch nichts mit uns zu tun.«
Glaubte er das wirklich?
Sie sah hoch. »Du hattest nie die Absicht, mir auch nur irgendeinen Bühnenauftritt zu verschaffen, nicht wahr?«
Er kniff die Augen zu.
»Andreas, ich warte.«
»Muffelchen, ich weiß, dass du dich blamieren würdest. Ich erkenne das, wenn ich einen potenziellen Bühnenstar vor mir habe. Du bist es nicht.«
Emma hätte es nicht gewundert, wenn sich der Boden unter ihren Füßen aufgetan hätte.
Verrat kam immer von hinten, aus den eigenen Reihen.
Andreas war ihr persönlicher Brutus geworden.
»Aber das heißt nicht, dass ich dich nicht liebe, Muffelchen.« Er zog sie an sich, doch sie riss sich los, griff nach ihrer Tasche und sah ihm noch einmal in das verlogene Gesicht.
»Weshalb bist du nicht von Anfang an ehrlich gewesen? Hast mich stattdessen hingehalten?«
Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. »Ich dachte, dass deine Liebe zu mir auch ohne die Aussicht auf eine Bühnenkarriere tief genug sei. Offenbar habe ich mich geirrt.«
Sie schob sich an ihm vorbei, verließ die Wohnung und sah nicht mehr zurück.
Luis
»Du schaust aus wie ausgekotzt«, sagte Ben Winkler und klopfte seinem Freund auf die Schulter. Luis war bewusst, dass die Perücke mit den schwarzen Haaren sein Gesicht blasser erscheinen ließ.
Nachdem ihn eine Grippe für zwei Wochen ausgeknockt hatte, war er noch nicht wieder komplett hergestellt.
»Danke, da gehts mir doch gleich besser.« Luis hievte sein Gepäck in den Kofferraum von Bens Wagen. Um möglichst wenig Aufsehen zu erregen, hatte er seinen Freund gebeten, ihn in der Parkgarage des Salzburger Flughafens zu erwarten. »Vielen Dank, dass du mich dieses Jahr früher aufnimmst. Meine Ex hätte ich nicht vertragen, und meine Eltern sind auf einer Kreuzfahrt, die haben sie schon vor Monaten geplant und auch verdient.«
»Luis, du kannst so lange bei mir wohnen, wie du möchtest. Gabi und ich sind ohnehin die meiste Zeit in Salzburg, also hast du die Wohnung in Funkelstein für dich. Und meine Mutter lebt im unteren Stock, die stört dich sowieso nicht. Außerdem fährt sie mit ihrem neuen Freund übermorgen auf Urlaub.«
»Deine Mutter ist verliebt?« Soweit Luis wusste, war Bens Mutter schon sehr lange allein.
»Ja, stell dir vor. Er heißt Richard und ist nach seiner Scheidung nach Vorarlberg gezogen. Nun in der Rente ist er zurückgekehrt und meine Mutter und er sind richtig verliebt. Er ist in Ordnung, du lernst ihn heute Abend kennen.«
»Da bin ich mal gespannt. Sag mal, was ist mit deiner Gabi? Ist sie auch da?«
»Klar, wir sind momentan über das verlängerte Wochenende in Funkelstein. Viel wirst du nicht von ihr sehen, weil sie hauptsächlich Zeit mit ihren Großeltern verbringt.«
»Richtig, du hast mir erzählt, dass sie ihre Großeltern erst letztes Jahr kennengelernt hat.«
»Vor Weihnachten. Lange Geschichte. Soll sie dir selbst erzählen, wenn du Lust darauf hast.« Ben startete den Motor und der Wagen rollte Richtung Straße. »Jetzt aber du. Wie geht es dir? Das muss ja eine schlimme Grippe gewesen sein.«
»Ja, vermutlich habe ich mir das Virus beim Konzert in Zürich aufgegabelt, es war ein Open Air und relativ kalt. Zum Glück war es der letzte Auftritt der Tournee, jetzt freue ich mich auf vier Monate Pause.«
»Ich hoffe, du kannst dich hier gut erholen. Komponierst du wieder was Schönes?«
»Ja, das versuche ich. Aber ich freue mich aufs Wandern und Schwimmen im See. Hast du noch dein Ruderboot?«
»Natürlich. Obwohl sich Gabi nicht so richtig dafür begeistern kann, es schaukelt ihr zu viel.«
»Und woran schreibst du gerade?« Luis sah Ben schräg an. Sein Freund war Bestsellerautor und hatte sich mit Thrillern einen Namen gemacht.
»Bei mir ist es ein Neuanfang in allen Bereichen. Von meiner bisherigen Agentin habe ich mich getrennt und bin nun bei einer Agentur. Zudem arbeite ich an einer neuartigen Thriller-Reihe, mein Betreuer hat mit meinem jetzigen Verlag hervorragende Bedingungen ausgehandelt.«
»Weshalb hast du gewechselt? Habe ich was versäumt?«
»Die bisherige Agentin kam mir zu nahe, wenn du verstehst, was ich meine.« Ben schüttelte den Kopf.
»Ah! War Gabi eifersüchtig?«
»Nein. Ich habe mich von ihr getrennt, bevor Gabi und ich ein Paar wurden.« Ben lenkte den Wagen auf die Autobahnauffahrt. »Was für ein Verkehr heute.«
»Und der Verlag?«
»Es war an der Zeit für einen Umschwung. Sie haben eine Menge Kohle mit mir gemacht, aber waren nicht bereit, bessere Konditionen auszuhandeln.«
Luis zupfte sich die Perücke vom Kopf und fuhr mit den Fingern durch seine Haare. »Ich überlege, ob ich in Funkelstein sesshaft werden sollte.«
»Echt jetzt?« Ben warf ihm einen schnellen Blick zu.
»Ich komme jedes Mal auf Urlaub hierher, das wievielte Mal ist das bereits?«
»Das vierte?« Ben schüttelte den Kopf. »Nein, muss schon öfter sein. Das war kurz nach unserem gemeinsamen Auftritt.«
Luis ertappte sich, dass er lächelte. Mit Freuden erinnerte er sich daran. Bens erstes Buch, seine erste Lesung in einem Gasthaus. Und er war sozusagen die Zwischenmusik gewesen, damals hatte er noch echte lange Haare gehabt. Ben allerdings hatte eine Perücke und eine Hornbrille mit Fensterglas getragen, denn er wollte sein Pseudonym wahren.
Seither hatten beide Karriere gemacht und waren trotzdem Freunde geblieben. Während Ben ein Bestsellerautor geworden war, der mit seinen Thrillern regelmäßig die Buchcharts stürmte, so war Luis in anderen Charts vertreten, nämlich in der Musik. Fast jedes Lied, das er herausbrachte, wurde ein Hit. Seine Konzerte waren bereits Monate vorher ausverkauft.
Das Konzert in Funkelstein, das er jedes Jahr gab, war ausschließlich für wohltätige Zwecke und kam Moonlight zugute, einem Netzwerk für behinderte, schwer erkrankte und unheilbare Kinder. Luis’ Bruder Kai war mit acht Jahren an Leukämie gestorben, daher war es ihm ein besonderes Anliegen, gerade diese Kinder zu unterstützen.
»Bist du immer noch solo?« Bens Frage riss ihn aus seinen Gedanken.
Luis zuckte mit den Schultern. »Ist besser so.«
Die Trennung von Miriam war erst zehn Monate her. Am Anfang war er am Boden zerstört gewesen, aber mittlerweile war er froh, dass das Thema vorbei war. »Wann sollte ich wohl jemanden kennenlernen, der so denkt wie ich? Weißt du, ich habe die altmodische Vorstellung, dass Partner einander treu sein sollten.«
»Das ist jetzt nicht altmodisch, oder wenn, dann sind Gabi und ich es auch.« Ben grinste. »Ist unter den Mädels, die reihenweise auf dich fliegen, nichts dabei?«
»Nein, die wollen den Sänger Zamponi, nicht den Menschen dahinter.« Luis lehnte sich zurück und drückte mit Zeige- und Mittelfinger gegen seine Stirn. Es baute sich bereits wieder Druck in seinem Kopf auf, der Arzt hatte ihn gewarnt. Er sollte sich noch mindestens ein bis zwei Wochen schonen. »Ich hab auch einen schweren Fehler gemacht.« Er seufzte. »Noch ein Grund mehr, mich von Frauen fernzuhalten.«
»Fehler?« Anteilnahme lag in Bens Stimme.
»Als ich so fertig war wegen Miri, da habe ich mich auf Silvia eingelassen.«
»Silvia? Deine Managerin?«
»Ja, sie war da, ich hatte getrunken, irgendwie sind wir im Bett gelandet.« Luis fuhr sich durch die Haare. »Am nächsten Morgen habe ich es bitter bereut, vor allem weil Silvia sich mehr erwartet hat. Und unser Umgang ist gestört seitdem, wir gehen miteinander um wie zwei rohe Eier.«
»Deine Managerin ist sie trotzdem geblieben?«
»Wenn es nach mir ginge, wäre sie weg, aber das wollte ich ihr nicht antun.«
Ben sagte nichts darauf und Luis deutete sein Schweigen richtig. »Ich weiß, dass es unprofessionell war, überhaupt mit ihr was anzufangen. Aber ...« Was sollte er zu seiner Verteidigung sagen? Dass Silvia es drauf angelegt hatte?
Dazu gehörten immer zwei.
»Silvia ist eine wahnsinnig attraktive Frau«, gab Ben zu.
»Aber?«
»Nichts aber.«
»Doch. Du hättest dich nicht auf sie eingelassen, nicht wahr?«
»Vielleicht schon, wenn sie nicht für mich arbeiten würde. Ich lebe auch nicht wie ein Mönch. Dennoch habe ich das Gefühl, dass ich erst nun weiß, was Erotik wirklich ist. Gabi und ich, das ist der reinste Vulkan ...«
»Stopp!« Luis hob die Hand. »Das will ich nicht wissen!«
Ben lachte auf. »Alles klar. – Ah, da kommt die Ausfahrt.« Er verlangsamte das Tempo und Luis genoss den Ausblick auf die hügelige Landschaft, die jetzt im Sommer ein sattes Grün zeigte.
»Was machen deine Jungs in ihrem Urlaub?«
»Urlaub, Wolf und Rick zieht es an den Gardasee, sie sind Surffreaks, Sebastian hat heuer Sardinien gebucht, seine Freundin wollte dahin und Tobias möchte den Jakobsweg wandern, von Lindau weg, soweit ich mich erinnere.«
»Ist nicht wahr. Ausgerechnet Tobias? Dem hätte ich das nicht zugetraut.«
»Er hat eine scheußliche Scheidung hinter sich und möchte zu sich kommen. Seine Frau hat immer Ausreden, wenn er seinen Sohn besuchen will.«
»Was für eine Zicke.«
»Ja.« Luis seufzte. »Wenn ich das so höre, kriege ich gleich noch weniger Lust auf eine feste Partnerschaft. So einen Rosenkrieg brauche ich echt nicht.«
»Dann hast du in den zwei Wochen, bis deine Jungs kommen, wenigstens Ruhe zum Komponieren und Üben«, sagte Ben.
»Das auch. Silvia hat zusätzlich ein paar Lieder für mich reserviert, womöglich ist was dabei, das mir gefällt.«
»Wie lange hast du Zeit?«
»Eigentlich bis zum Konzert bei euch. Allerdings muss ich vielleicht dazwischen mal weg, wir drehen ein Musikvideo in Hamburg und eine neue CD wird aufgenommen. Aber ich hoffe, dass wir einen Termin nach dem Auftritt bekommen.«
»Alles klar. Das Gästezimmer steht bereit. Und ab Montag kannst du über die gesamte Wohnung verfügen, na ja, vielleicht nicht gerade über unser Schlafzimmer.« Bens Grinsen war fast unverschämt zu nennen. Vermutlich dachte er an diverse Aktivitäten in diesem Raum.
Das Thema wollte Luis nicht vertiefen und fragte hastig. »Unsere gemeinsame Wanderung auf den Funkelstein, die steht aber noch?«
»Klar. Doch vielleicht haben wir weibliche Begleitung.«
»Deine Gabi kann natürlich mitkommen.« Es sollte großzügig klingen, Luis spürte jedoch selbst, dass es skeptisch klang.
»Und Lissy. Jörg hat auch eine Freundin.«
»Jörg? Wir reden von dem supergescheiten Jörg, der statt Adern Elektrokabel im Körper hat? Der seine Nase kaum vom Laptop wegbekommt?«
»Genau der. Es hat ihn genauso erwischt wie mich. Du wirst Lissy mögen.«
Luis schwieg, denn die Enttäuschung kroch in sämtliche Fingerspitzen. Er hatte sich auf seine Freunde gefreut, Männerabende und gemeinsame sportliche Aktivitäten. Nun hatten sie Mädels im Schlepptau, die vermutlich bereits bei der ersten Kurve auf den Funkelstein fragten, ob sie nicht schon bald oben wären.
Und Luis spürte, dass es Neid war, der ihn so denken ließ.
Sie hatten die Funkelpasse erreicht und Ben nahm die Kurven mit Bravour.
Der Blick vom höchsten Punkt aus auf das vor ihnen liegende Dorf mit See war jedes Mal ein Erlebnis. Luis genoss den Anblick. Der See glitzerte in der Sonne, mehrere Segelboote waren darauf zu sehen und hinter dem See erhob sich der Funkelstein, dessen Spitze sich schneefrei zeigte. Das kam nur im Sommer vor.
»Das ist immer wieder ein toller Anblick«, sagte Luis schließlich.
»Stimmt. Ich genieße es auch, gerade jetzt, wo wir in Salzburg wohnen müssen, bis Gabi ihre Ausbildung zu Ende hat.«
»Du müsstest ja nicht ständig bei ihr sein.« Luis sah ihn schräg an. »Hast du nicht einmal gesagt, nirgends schreibt es sich so gut wie in Funkelstein? Stört sie dich nicht beim Schreiben?«
»Nein.« Ben lachte auf. »Sie hat einen aufreibenden Job, oft kommt sie erst spät aus dem Krankenhaus. Ich habe den ganzen Tag Zeit zum Schreiben. Sobald sie heimkommt, kochen wir zusammen und essen und genießen jede Sekunde unserer gemeinsamen Zeit, das kannst du mir glauben.«
»Toll.« Es klang lahm. Luis konnte sich nicht vorstellen, eine Frau so nah an sich heranzulassen. Nach seinen Erfahrungen mit Silvia und Miriam schon dreimal nicht.
»Jörg und Lissy machen es genauso, aber die Mädels haben abwechselnd Urlaub und helfen unserem Doktor, da sind sie auch sehr beschäftigt. Zurzeit ist Jörg in Salzburg, aber wenn er hört, dass du da bist, dann kommt er bestimmt für ein Wochenende.«
Luis fühlte sich von Minute zu Minute niedergeschlagener. In den vergangenen Jahren war es so gewesen, dass alle drei flexibel waren und sich die Zeit hatten einteilen können. So hatten sie in Luis’ Urlaub viele gemeinsame Touren und Ausflüge unternommen. Nun klang es leider anders. Nicht nur, dass seine Freunde die meiste Zeit in Salzburg verbrachten, so würden sie selbst in ihrer Freizeit ihre Freundinnen anschleppen.
Im letzten Jahr war er zwar noch mit Miriam zusammen gewesen, hierher nach Funkelstein hatte er sie jedoch nie mitgenommen.
Seine Vorfreude verpuffte zu einem minimalen Nichts und er bereute, dass er dieses Mal nicht einen anderen Urlaubsort gewählt hatte.
Ben spürte offenbar, dass seinen Freund etwas bedrückte, denn er warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder der kurvigen Straße widmete. »Was ist los, Luis? Ich habe so das Gefühl, dass du dich nicht wohlfühlst. Sind das die Nachwehen deiner Grippe?«
Luis nahm die Steilvorlage dankbar an. »Ja, so komplett bin ich noch nicht wiederhergestellt.«
»Vielleicht soll Gabi dich mal durchchecken. Sie ist eine tolle Ärztin.«
»Das wird nicht nötig sein.«
Das fehlte ihm noch, dass Bens neue Freundin an ihm herumfummelte. Womöglich baggerte sie ihn an. Gott bewahre! Der Streit mit Tobias war zwar schon einige Zeit her, aber er erinnerte sich ungern daran. Dessen Frau hatte sich in ihn, Luis, verliebt und deswegen die Scheidung eingereicht.
Tobias hatte ihm lange nicht geglaubt, dass da niemals was gelaufen war.
»Die frische Luft und die Pause vom Showbusiness werden dir guttun.« Ben lenkte den Wagen in den Ort. Die kleinen Häuser und die friedliche Beschaulichkeit verfehlten ihre Wirkung auf Luis nicht.
Funkelstein hatte etwas Magisches an sich und er sah die unmittelbare Zukunft entspannter. Ben und Jörg hatten Freundinnen, na und? Er konnte sich auch allein beschäftigen. Die besten Lieder waren ihm schließlich hier eingefallen. Beispielsweise Minnie Mouse, sein zweiter großer Erfolg, oder Ich muss wandern, ein lustiger Stimmungsmacher, zu dem die Menschen ein paar Mitmachbewegungen – Tanz wäre zu viel gesagt – erfunden hatten.
Vor Bens Haus, das für ihn seit jeher ein absolutes Traumhaus gewesen war, saß eine blonde Frau auf der Terrasse vor ihrem Laptop. Sie sprang auf, als Ben und Luis aus dem Wagen stiegen, und kam ihnen entgegen. »Luis, das ist schön, dass du wieder da bist.« Sabine Winkler wirkte keinen Tag älter als vierzig, dabei wusste er, dass sie bereits auf die sechzig zuging. Sie breitete ihre Arme aus und Luis umarmte sie liebevoll.
Er hatte Bens Mutter immer schon gemocht, ihre herzliche Art war wie eine wärmende Decke für ihn. Als er den Kopf hob, sah er einen Mann hinter Sabine stehen, der aus dem Haus getreten sein musste. Das hellblonde bis weiße Haar reichte ihm bis in den Nacken, vorne fiel es ihm leicht gewellt, fast frech in die Stirn.
Sabine löste sich von ihm und griff nach der Hand des Fremden. »Das ist Ricci, also Richard Schwarz, um genau zu sein. Mein Freund.« Warme Zuneigung kam als Zwischenton bei Luis an und wieder überspülte ihn für Sekunden eine Welle von Neid.
Hatten alle außer ihm einen Partner gefunden? Doch der Gedanke währte nur kurz, denn wenn jemand eine Liebe verdient hatte, dann war es Sabine.
Der Händedruck des Mannes war fest, die Lachfältchen um seine Augen schufen Sympathie.
»Wir essen heute alle zusammen und stoßen darauf an, dass deine Tournee so ein Riesenerfolg war.« Sabine schmiegte sich an Richard, der den Arm um sie gelegt hatte.
»Gern. Ich hoffe, du hast wieder deine weltberühmte Lasagne gemacht?« Luis zog genießerisch die Luft in die Nase, als könnte er das Essen bereits riechen.
»Wie könnte ich mich trauen, etwas anderes zu kochen?« Sabine lachte herzlich und sah auf die Uhr. »Gabi müsste in einer halben Stunde da sein, sie musste noch zu einem kranken Kind fahren.«
»Das trifft sich gut.« Ben hievte den schweren Koffer von Luis aus dem Wagen.
Luis stürzte zu ihm. »Um Gottes willen, lass mich das machen. Du bist ja nicht mein Dienstbote.«
»Nimm du die Tasche und die Gitarre, ich weiß ja, wie ihr Musiker es habt mit euren Instrumenten.«
Da hatte Ben nicht ganz unrecht. Seine Gitarre war ihm heilig, es war immer noch dieselbe, die er in seiner Jugend gehabt und von seinem Geld mühsam erspart hatte.
In zwei Wochen würde seine Band nachkommen und sie konnten, wie schon in den Jahren zuvor, auf dem Bauernhof Emmerich, nahe dem Funkelstein, unterschlüpfen. Dieses Quartier war nahezu perfekt für sie, denn es lag abgelegen. Die Anzahl der Zimmer reichte genau für sein Team und in der alten Scheune hatten sie einen idealen Übungsraum. Zudem verwöhnte die Bäuerin sie mit gesunder Hausmannskost. Auch mit unliebsamen Besucherinnen und Groupies mussten sie dort nicht rechnen.
»Geh nur voraus«, hörte er Ben hinter sich. »Du kennst ja den Weg.«
Das klang vertraut und schuf Wärme in ihm. Mit Gitarre und Tasche bepackt stieg er die Stufen hoch und gelangte durch eine kleine Garderobe in die behaglich eingerichtete Wohnung. Links war eine Küchenzeile, rechts das großflächige Wohnzimmer mit Kamin und flauschigem Teppich sowie eine bequeme Sitzgarnitur. Wie viele gesellige Abende hatten er und Ben hier gesessen und hatten über Gott und die Welt geplaudert. Meist war auch Jörg dabei gewesen.
Das würde wohl jetzt flachfallen, mit den Frauen im Anhang wäre das vermutlich nicht mehr möglich.
Ehe er sich erneut in diese düsteren Gedanken verstricken konnte, erhielt er einen Schubs von hinten. »Schauen kannst du später, los vorwärts.«
Er ging weiter, an Bens Schlafzimmer vorbei bis zum Gästezimmer, das im rückwärtigen Teil lag. Der kleine Raum war wie immer liebevoll hergerichtet. Sollte er einmal ein eigenes Haus bauen, würde er es fast genauso gestalten wollen. Viel Holz und eine heimelig kuschelige Einrichtung.
Aber – halt – etwas war anders. Auf seinem Bett lag eine Packung mit Trüffelpralinen.
»Die ist von Gabi«, sagte Ben hinter ihm und stellte den Koffer ab. »Sie ist der Meinung, dass etwas Süßes das Tüpfelchen auf dem i ist, jemandem ein gutes Gefühl zu geben.«
Es war eine nette Geste, doch Luis war nicht in der Lage, der Situation, dass Ben nicht mehr allein war, Freude abzugewinnen.
»Und sie ist wirklich Ärztin?« Er spürte selbst, dass seine Stimme schroff klang, denn Ben sah ihn merkwürdig an. »Ich meine, dass ich das von einer Ärztin nicht erwartet hätte. Sag ihr ein Dankeschön.«
»Das kannst du ihr selbst sagen, sie kommt ja gleich.« Auch Bens Tonfall war ein wenig kühler geworden und Luis wusste, dass er das wiedergutmachen musste.
»Pack mal aus, ich rufe dich, wenn es Essen gibt.« Ben verschwand mit diesen Worten und Luis ließ sich aufs Bett fallen. Da war er ja schön ins Fettnäpfchen getreten. Er griff nach der Schokolade, Gabi hatte sogar eine seiner Lieblingssorten erwischt.
Seine Bemerkung war wirklich unangebracht gewesen. Er musste seinen Frust, dass aus dem geplanten Männerzusammensein nichts wurde, hinunterschlucken. Verlieren wollte er seine Freunde nicht. Möglicherweise war die Sache mit Gabi ohnehin nur vorübergehend.
Luis selbst hatte schließlich die sogenannte Richtige eben noch nicht gefunden. Auch wenn er es geglaubt hatte. Aber die Sache mit Miri war in die Hosen gegangen und hatte ihn mit dem demütigenden Gefühl der Enttäuschung zurückgelassen.
Die Eine! Vermutlich gab es das gar nicht und es war nur so eine romantische Vorstellung von Menschen, die an etwas glauben wollten. Jede Beziehung schabte sich mit der Zeit ab. Die Mädchen, auf die er sich vor Miriam eingelassen hatte, waren ihm oft schon nach wenigen Tagen lästig gewesen.
Das bisschen Sex war den Katzenjammer am nächsten Morgen nicht wert, ebenso wie das Gejaule der Frauen, die sich eine längere Romanze, womöglich sogar einen Ring am Finger, erwartet hatten. Dahin wollte er nicht zurück, er war kein Aufreißer.
Ein paar Wochen ohne weibliches Gezicke hatte er sich wohl verdient.
Rasch packte er aus. Durch seine Tournee war er gewöhnt, flink zu sein. Am Fenster genoss er den Ausblick ins Grüne. Bens Haus lag mitten im Wald, umgeben von Bäumen und Stille.
Natur pur. Ein Weg führte zum See, man konnte ihn zwar von hier nicht direkt sehen, aber allein die Tatsache, dass er in kurzer Zeit zu erreichen war, hatte eine entspannende Wirkung auf Luis.
Eine Viertelstunde später ging er hinunter und fand Ben vor dem Eingang zu Sabines Wohnung, die im Erdgeschoss lag. Verführerischer Duft stieg ihm in die Nase und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Sabines Lasagne war es wert, dass er nett zu Bens momentaner Prinzessin war.
»Hi Luis, da bist du ja. Darf ich dir Gabi vorstellen? Gabi, das ist mein Freund Luis.«
Überrascht sah Luis, wie eine großgewachsene Frau mit braunem langem Haar und einem umwerfenden Lächeln hinter Ben hervortrat. »Hallo Gabi, freut mich sehr.«
»Luis Zamponi.« Sie strahlte ihn an. »Ich konnte es gar nicht glauben, als Ben mir erzählt hat, dass ihr befreundet seid.«
Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Baggerte sie ihn an? Nicht schon wieder! Das hasste er. »Danke für die Schokolade«, sagte er lahm.
»Gern geschehen. Ich hoffe, du magst Süßes.«
»Tut er«, mischte sich Ben ein, der leicht die Stirn runzelte. »Kommt rein, Mutter wartet bestimmt schon auf uns.«
Luis folgte den beiden und hörte sie reden.
»Alles gut gegangen?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Gabis Tonfall klang traurig. »Ich musste noch zum Moser-Bauern, sein kleiner Robbie hat seit zwei Tagen Bauchweh. Ich habe ihn ins Krankenhaus einweisen lassen, damit man das abklären kann.«
»Oje, das klingt nicht so gut.«
»Nein, leider.«
Sie erreichten den gedeckten Tisch. »Setzt euch schon mal, Kinder«, ertönte Sabines Stimme aus der Küche. »Ricci, sorgst du für die Getränke?«
»Gerne Schatz.« Der ältere Mann zwinkerte fröhlich. »Was mögt ihr trinken?«
Emma
Emmas Mutter war immer für sie da gewesen. Da sie von Anfang an alleinerziehend gewesen war, bildeten Mutter und Tochter eine besondere Einheit.
Sie hatte nur einen Blick auf ihre Tochter geworfen und dann, ohne viel zu fragen, heiße Schokolade gekocht und Emmas Lieblingskekse auf den Tisch gestellt.
Emma saß auf der Couch, ihre Finger um die Tasse gelegt, in der Hoffnung, sie würde die Kälte im Inneren vertreiben. Sie hatte nicht gewusst, dass man frösteln konnte, obwohl die Temperaturen jetzt im Sommer alles andere als nieder waren.
Andreas’ Betrug spülte Eiswasser in jedes ihrer Blutgefäße.