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Alle Jahre kommt sie wieder - die Weihnachtszeit! Die wahre Liebe hingegen kommt nur einmal im Leben ...
Evergreen Hill, das majestätische Plantagenhaus ihrer Großmutter, ist für Leah ein Ort voller schöner Erinnerungen. Als sie das Haus kurz vor Weihnachten erbt, könnte ihre Freude nicht größer sein. Doch ihr Erbe hat einen Haken: Leah und ihre kleine Tochter Sadie sollen sich das Haus mit David, Leahs Freund aus Kindertagen, teilen. Was hat sich ihre Nan bloß dabei gedacht? Leah sieht ihre Träume schon zerplatzen. Während sie mit David gemeinsam vor dem Kamin sitzt und in alten Erinnerungen schwelgt, merkt Leah jedoch, wie sich ein Kribbeln in ihrem Bauch ausbreitet. Und seinem Blick nach zu schließen, fühlt David genauso ...
Eine zauberhafte Geschichte über Familienzusammenhalt, Freundschaft und eine unverhoffte Liebe - perfekt für lange Winterabende.
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Seitenzahl: 378
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Evergreen Hill, das majestätische Plantagenhaus ihrer Großmutter, ist für Leah ein Ort voller schöner Erinnerungen. Als sie das Haus kurz vor Weihnachten erbt, könnte ihre Freude nicht größer sein. Doch ihr Erbe hat einen Haken: Leah und ihre kleine Tochter Sadie sollen sich das Haus mit David, Leahs Freund aus Kindertagen, teilen. Was hat sich ihre Nan bloß dabei gedacht? Leah sieht ihre Träume schon zerplatzen. Während sie mit David gemeinsam vor dem Kamin sitzt und in alten Erinnerungen schwelgt, merkt Leah jedoch, wie sich ein Kribbeln in ihrem Bauch ausbreitet. Und seinem Blick nach zu schließen, fühlt David genauso …
Jenny Hale
Mein Weihnachtswunsch bist du
Aus dem amerikanischen Englisch vonKerstin Ostendorf
Leah öffnete das Päckchen von Nan. Die Bastelschere, mit der sie zuvor an einem Adventskranz gearbeitet hatte, zitterte in ihrer Hand. Sie vermisste ihre Großmutter so sehr, dass sie unwillkürlich die Luft anhielt, als ihre Finger den Umschlag berührten. Behutsam legte sie die Schere zurück zu den vielen Tannennadeln, die noch auf dem Küchentisch verstreut lagen, und fuhr sich mit den Fingern durch ihr dickes blondes Haar. Am Morgen hatte sie es noch geglättet, aber nach einem Tag mit viel Niesel- und Schneeregen kräuselte es sich schon wieder.
Sie hielt das Päckchen verkehrt herum und fing mit ihrer freien Hand einen einzelnen Schlüssel auf, den sie sofort wiedererkannte. Dann zog sie einen Stapel Dokumente aus dem Umschlag, an die eine Notiz in Nans krakeliger Handschrift geheftet war. Das Briefpapier war rosa und spitzenbesetzt, die Kanten mit kleinen gestanzten Löchern fein abgerundet. Sie legte die Dokumente auf ein paar Weihnachtskarten, die mit der Post gekommen waren, und konzentrierte sich auf den Brief. Sehnsüchtig dachte sie an Nans weiche, beruhigende Stimme, die sie so gern noch einmal hören würde.
»Mama«, sagte in diesem Moment Leahs Tochter Sadie und riss sie damit aus ihren Gedanken. Sie trug immer noch den rotblauen Turnanzug, den Leah ihr als Überraschung zum Geburtstag geschenkt hatte. Sadie hatte ihn in einer Sportzeitschrift entdeckt und gesagt, dass sie eines Tages einen eigenen Anzug wie diesen haben wolle. Zusammen hatten sie ihr dann eine passende Haarspange gebastelt, die Sadie in ihrem weißblonden Haar trug. Ihren Turnanzug zog sie nun jeden Tag nach der Schule an, um ihre Gymnastikübungen zu machen. Und sie war ein Naturtalent.
»Die Mädels sind hier«, sagte Sadie. Sie bückte sich und legte ihre Hände auf die Bodenfliesen zwischen dem Tisch und dem Küchentresen. Dann hob sie langsam ein Bein in die Luft, bis sie in einem perfekten Standspagat war. Schließlich hob sie ihr zweites Bein ebenfalls und streckte sich in einen Handstand. Sadie hatte gelernt, diese Bewegungen sehr langsam auszuführen, denn flinkere Bewegungen führten immer dazu, dass Leah hektisch durch die Küche sprang und ihre Arme um Sadies Beine schlang, während sie gleichzeitig nach herumstehendem Geschirr und Nippes griff, um es zu retten. Aber wenn Sadie sich langsam bewegte, konnte Leah die Präzision in ihren Bewegungen und ihre Kontrolle deutlich sehen, und dann machte sie sich überhaupt keine Sorgen. Leah grinste.
Sadie kam wieder zum Stehen und öffnete die Nebeneingangstür, die zur Einfahrt führte. Ein bitterkalter Windstoß wehte an dem neuen Adventskranz aus frischen Tannenzweigen vorbei. Leah ließ den Brief und die Dokumente wieder in den Umschlag gleiten und steckte den Schlüssel in ihre Hosentasche. Ein weiterer Luftzug ließ sie erschaudern, als die Mädels schnatternd eintraten – die kleine Roz und die große Louise, die beide dick in ihre Wintermäntel eingemummelt waren.
»Die Mädels« war der Name, den Leah sich und ihren beiden besten Freundinnen gegeben hatte, als sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. Angefangen hatten sie als eine Gruppe von sieben alleinerziehenden Müttern, der Leah beigetreten war, nachdem sie Roz, ihre Arbeitskollegin im Blumenladen, kennengelernt hatte. Aber im Laufe der Jahre waren die Mädels auf drei Frauen geschrumpft – Leah, Roz und Louise –, und sie waren mehr geworden als nur eine Selbsthilfegruppe. Sie waren beste Freundinnen. Heute Abend trafen sie sich bei Leah zu einem späten Abendessen.
»Ihr seid früh dran«, sagte Leah grinsend, als Roz, in eine burgunderrote Seemannsjacke und gestreifte, fingerfreie Handschuhe eingepackt, eine Flasche Wein auf die Anrichte stellte. Es war eine kitschige Flasche Spezialwein mit einem goldenen, glitzernden Weihnachtsbaum auf dem Label.
»Louise hat darauf bestanden, dass wir früher losfahren. Sie war davon überzeugt, dass es plötzlich anfangen wird zu schneien und wir nicht mehr durchkommen, wenn wir länger warten«, sagte Roz, während sie ihre Handschuhe abstreifte und auf die Arbeitsfläche legte. Sie strich Sadie liebevoll mit der Hand über die Haare und zwinkerte ihr zu. Dann zog sie die Jacke aus, marschierte zum Schrank und suchte darin nach Weingläsern. Leah lächelte – es gefiel ihr, dass Roz sich so wohl bei ihr fühlte, als wäre es ihr eigenes Zuhause. Sie waren wie eine Familie.
»Wenigstens kann ich jetzt sagen, dass wir sicher angekommen sind«, sagte Louise und umarmte Leah seitlich, weil sie eine Schüssel Salat und eine Dose mit Plätzchen in ihrem anderen Arm hielt. Sie war in einen dicken grünen Wollschal gewickelt, der eng um ihren Hals geschlungen war und ihr langes rotes Haar verdeckte. »Und bist du sicher, dass wir hier übernachten können, wenn es wirklich anfängt zu schneien?«
»So früh im Jahr haben wir sonst nie starken Schneefall«, sagte Roz, während sie sich an der Spüle zu schaffen machte. »Ich habe vorsichtshalber meine Zahnbürste mitgebracht, falls wir wider Erwarten doch eingeschneit werden.«
Leahs Haus war klein – ein Backsteingebäude, das hinter einem Stück Wald versteckt lag und durch die Bäume von der vierspurigen Hauptstraße daneben abgeschirmt wurde. Zu dieser Jahreszeit wimmelte es dort nur so von Ferieneinkäufern, die durch den Verkehr krochen, um von einem Laden zum anderen zu kommen. Aber der Wald bot ihnen etwas Privatsphäre, und nachts im Dunkeln fühlten sie sich fast abgeschieden. Leah hatte das Haus gemietet, weil es nicht weit vom Blumenladen entfernt lag, in dem sie arbeitete, und weil das Wohnzimmer so gemütlich war. Es konnte sehr eng werden, wenn sich dort alle trafen. So oder so war es ein Ort, an dem man sich wohlfühlen konnte.
Louise sah Leah einen Moment lang nachdenklich an, ganz so, als ob sie ihre Freundin jetzt erst richtig sah. »Wie geht’s dir?«, fragte sie und versuchte offensichtlich ihren Gesichtsausdruck einzuschätzen, bis das Korkenknallen sie ablenkte.
Ihre Freundin durchschaute sie immer. Leah konnte es kaum erwarten, Nans Brief zu lesen, wollte die Stimmung aber nicht für alle herunterziehen, wenn sie plötzlich anfing zu weinen. Es sollte ein lustiger Abend mit den Mädels werden.
»Mir geht’s gut, danke.« Leah lächelte. »Ich habe gerade nur die Post durchgeschaut …«
»Ach, lass sie einfach liegen!«, sagte Roz und reichte ihr schwungvoll ein Glas Rotwein. Der Farbton des Weines war fast identisch mit dem von Roz’ Haaren, die sie im Moment in ihrem neuesten Beauty-Experiment nachtschwarz gefärbt hatte. Im Licht hatten sie einen violett-rötlichen Schimmer. »Wir werden heute Abend einen Riesenspaß haben bei …« Sie presste ihre hellroten Lippen nachdenklich aufeinander und reichte Louise das andere Glas Wein. »Was machen wir heute Abend außer Weintrinken und Essen? Hat irgendjemand einen Film besorgt oder so?«
»Ich dachte, wir könnten Karten spielen«, meldete Louise sich zu Wort. Sie nippte an ihrem Glas und sah zwischen Roz und Leah hin und her. »Ich habe welche mitgebracht. Ist allerdings ein Toy-Story-Set.«
Roz schnaubte, als Louise die Karten ihres fünfjährigen Sohnes aus der Handtasche holte.
»Ich konnte meine nirgendwo finden, also habe ich welche aus Ethans Zimmer genommen«, sagte sie.
Sadie kletterte auf einen Küchenstuhl und griff nach einer der in Silberfolie verpackten Pralinen, die Leah für den Abend hingestellt hatte. Sadie und sie hatten heute angefangen, das Haus für die Weihnachtszeit zu schmücken und naschten schon den ganzen Nachmittag von der Schokolade. Leah warf ihrer Tochter ihren besten Iss-aber-nicht-zu-viele-Blick zu.
Roz füllte für sich selbst Wein in das dritte Glas und schenkte Sadie dann Früchtepunsch ein. Sowohl Roz als auch Louise hatten am Wochenende frei, weil die Kinder bei ihren Vätern waren, aber Leah hatte niemanden, der ihr mit Sadie half, deswegen war Sadie bei ihren Treffen immer dabei. Sie war so etwas wie ein Ehrenmitglied bei den Mädels.
Sadie, die sich neben Louise gesetzt hatte, trank einen Schluck von ihrem Punsch. »Darf ich aufbleiben und mitspielen?«
Leah hob die Augenbrauen. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Sadie ins Bett gehen würde, wenn die Mädels ankamen. Sadie setzte das neckische Grinsen auf, mit dem sie Leah immer zum Lachen bringen konnte. Leah schmunzelte. »Eine Runde«, sagte sie. »Aber dann gehst du Zähneputzen und dich umziehen.«
»Komm schon, es ist doch Wochenende.« Roz lächelte Sadie verschwörerisch an. »Da muss sie sich austoben.«
»Sie ist sieben!«, sagte Leah und lachte erneut. Sie stellte sich neben Sadie und wuschelte ihr durch die Haare. »Ihr perfektes kleines Gehirn muss sich noch gut entwickeln, und ich möchte nicht, dass sie irgendwann auf ihre Kindheit zurückblickt und merkt, dass ihre Mutter sie nicht gut großgezogen hat.« Sie rümpfte die Nase und lächelte ihrer Tochter dann zu. Sadie schaute fröhlich zur Seite, um zu verbergen, dass sie die Augen verdrehte.
Leah hatte so viel Glück mit Sadie. Sie verstanden einander einfach. Obwohl Leahs Eltern immer ihr Bestes gegeben hatten, war klar gewesen, wie sehr sie sich von ihnen unterschied und wie sehr Leah stattdessen Nan ähnelte. Während Leah es vorzog, ihre Zeit in der ruhigen und vertrauten Umgebung von Nans Farmhaus auf der Plantage Evergreen Hill zu verbringen, brauchten ihre Eltern die Hektik der Stadt, reisten gerne in ferne Länder, verbrachten Jahre in Paris. Ihr Vater nahm zahlreiche Jobs an, um ihre Reisen zu finanzieren. Leah war nie lange genug an einem Ort gewesen, um wirklich anzukommen, und sie hatte immer nur Evergreen Hill als ihr Zuhause betrachtet. Da beide Elternteile sehr viel arbeiteten, musste Leah viele Entscheidungen selbst treffen – was die Schule, Schlafenszeiten und das Lernen anging. Sie wünschte, sie hätte jemanden gehabt, der sie geleitet hätte, so, wie sie nun Sadie leiten konnte.
Sie hatte sich als Kind immer ein einfacheres Leben gewünscht und sich in jeden Ferien dazu entschieden, bei Nan zu bleiben. Leah war schnell sehr eigenständig geworden. Als junges Mädchen hatte Nan sie unterstützt, und nun taten es Louise und Roz. Es hatte aber Zeiten gegeben, in denen sie sich bei ihren Eltern sehr einsam gefühlt hatte. Sie wollte nicht, dass Sadie jemals das Gefühl hatte, niemanden zu haben, an den sie sich wenden konnte. Aber da sie Alleinerziehende war, war das manchmal nicht einfach. Sie hatte einen zweiten Job annehmen müssen, um über die Runden zu kommen, und verbrachte viele Stunden damit, für ihre Abendkurse im Business und Event Management zu lernen. Oft mussten andere Leute auf Sadie aufpassen, und es fiel ihr schwer, mit den Schuldgefühlen umzugehen, die sie deswegen hatte.
Ihre Tochter länger aufbleiben zu lassen erschien ihr eher, als würde sie sich selbst verwöhnen, statt Sadie einen Wunsch zu erfüllen.
Sadie drehte sich zu ihr um und drückte sich liebevoll gegen Leah. »Es ist doch ein Schneesturm angesagt, das war in den Nachrichten! Wahrscheinlich fällt die Schule am Montag eh aus. Dann kann ich den Schlaf doch nachholen.«
»In Ordnung«, sagte Leah schließlich. Sie wollte nicht, dass Sadie den spaßigen Abend verpasste.
»Fantastisch!«, sagte Roz und lehnte sich auf dem Stuhl zurück, um Louises Plätzchendose von der Anrichte zu nehmen. Leah und Sadie hatten die Vinyl-Stühle selbst neu bezogen, damit sie zu der cremefarbenen Tischplatte passten. Sie hatten das Set für einen guten Preis im Secondhandladen in der Stadt gefunden, und es sah toll aus in Verbindung mit dem Tannengrün, das sie heute zusätzlich zu den Schokoladenbonbons auf den Tisch gestellt hatten.
Roz öffnete die Dose und reichte Sadie ein Plätzchen, das so groß war wie ihre Handfläche und dessen rot-weiße Zuckerguss-Verzierung an Pfefferminzstangen erinnerte. Sadie biss von dem Plätzchen ab und zeigte ein freudiges Grinsen, das ihre Zahnlücke hervorblitzen ließ, dort, wo ihre Schneidezähne noch nicht nachgewachsen waren. Ihre großen braunen Augen leuchteten aufgeregt.
»Also, ich schätze, wir sollten essen, bevor wir etwas spielen«, sagte Leah. »Sadie, möchtest du auch noch etwas?« Eigentlich hatte Sadie schon gegessen, aber da ihre Zubettgeh-Routine nun eh durcheinander war, fand Leah, dass sie genauso gut fragen konnte.
»Nein, das Plätzchen reicht«, sagte sie und wischte sich die Krümel von den Lippen. »Ich möchte mit euch malen. Wann macht ihr das?« Sie zeigte durch die große Wohnzimmertür, wo einige Leinwände neben dem blauen Sessel lagen, den sie von den Vormietern übernommen hatten.
»Das Bastelgeschäft hatte einen Ausverkauf«, erklärte Leah den Mädels. »Also habe ich uns Leinwände und ein paar Pinsel gekauft. Und ich habe hier noch ein paar weihnachtliche Farben. Ich dachte, wir könnten heute Abend etwas malen. Aber das kann warten, wenn ihr Karten spielen wollt.«
»Oh, das ist eine super Idee! Wir können beides machen!« Louise klatschte in die Hände. Dann wurde sie plötzlich ernst, als ob ihr etwas eingefallen wäre, und sie sah Leah an. »Du hättest nichts für uns kaufen müssen«, sagte sie mit einem dankbaren Lächeln.
Es fiel Leah schwer, über bestimmte Dinge zu reden, und sie hatte lange Zeit niemandem erzählt, wie schwierig sie es fand, ihre kleine Familie zu ernähren. Nachdem Nan gestorben war, hatte sie sich einfach überfordert gefühlt und Louise eines Abends ihre finanziellen Sorgen anvertraut. Nun, mit dem zweiten Einkommen aus dem Kellner-Job, hatte sie keine Not mehr, aber das Geld war dennoch knapp, und sie wusste nicht, wie sie die Gymnastikstunden von Sadie bezahlen sollte. Sadie hatte sie nie danach gefragt, aber auf dem Sportfest in der Schule hatte Sadie Leah und die anderen Eltern mit ihrer Bodengymnastik begeistert, und danach hatte der Sportlehrer Leah zur Seite genommen und gesagt, dass sie sehr talentiert sei und das richtige Coaching sie hervorragend fördern könne.
Leah hatte sie bei einer schäbigen kleinen Turnhalle angemeldet – mehr konnte sie sich nicht leisten –, und Sadie konnte dort einmal die Woche hingehen und trainieren. Doch das Coaching war nicht besonders gut, und oft wurde der Gymnastikkurs in der Halle Sadies Talent nicht gerecht. Dort gab es kaum genug Platz für die Bodenübungen. Die Bodenmatten waren kurz, deswegen konnte sie keine lange Folge üben, und die ungleichmäßigen Reckstangen hätten schon längst repariert werden müssen. Seit Sadie zu den Kursen ging, hatte es jedoch keine Veränderungen gegeben. Sobald Leah ihren Abschluss hatte, wollte sie eine Karriere anfangen, die ihr genug Geld einbringen würde, um gut für Sadie und sich zu sorgen.
Und dann gab es da noch Leahs ultimativen Traum. Sie wünschte, sie hätte eine Gelegenheit, Nans Brief zu lesen.
»Ich weiß, dass ich das nicht musste, aber ich wollte. Es ist Dezember, wir können ein bisschen Deko basteln. Vielleicht könnten wir etwas malen, das für uns drei steht.«
»Ich habe schon Ideen für mein Projekt«, sagte Louise zu Sadie. Vor Freude ließ sie ihre perfekt geschwungenen Augenbrauen wackeln.
»Mama und ich sind heute durch den ganzen Wald gelaufen und haben nach Grünzeug gesucht, mit dem wir dekorieren können. Sie hat mich hochgehoben und über den Kopf gehalten, nur, um den perfekten Stechpalmenzweig zu kriegen.« Sadies Augen leuchteten aufgeregt, und sie kicherte. Dann drehte sie sich zu Leah um. »Ich male diesen Zweig, Mama.«
»Oh, Sadie, das ist eine tolle Idee!« Leah lächelte, als sie an ihren Spaziergang durch den Wald dachte. Das hatten sie in den letzten Jahren immer gemacht. Auch wenn sie schon alles hatten, was sie brauchten, suchte Leah immer noch weiter nach dem perfekten Zweig – einfach nur, damit der Spaziergang nicht aufhörte. Sadie plauderte die ganze Zeit und erzählte ihr von ihren Freunden in der Schule und den Dingen, die sie im Unterricht machten. Dieses Mal hatte sie ihr verraten, dass sie in Kunst an einer Tonschüssel als Weihnachtsgeschenk für sie arbeitete.
»Das wird ein schöner Moment, an den du dich später sicher gern erinnerst«, sagte Leah. »Ich kann es nicht erwarten, dein Bild zu sehen, wenn es fertig ist.«
»Willst du, dass ich sentimental werde?«, neckte Roz mit einem schiefen Grinsen und einem Augenzwinkern hinter ihrer neuen Brille mit schwarzem Gestell. Sie trank einen großen Schluck Wein.
»Ja«, sagte Leah.
Louise kicherte.
Roz schürzte die Lippen. »Ich bin nicht so für warm und kuschelig zu haben.«
»Dann mach doch moderne Kunst«, sagte Louise. »Weihnachtliche moderne Kunst.«
»Wenn ich etwas Weihnachtliches machen soll, dann brauche ich mehr hiervon.« Sie nahm die Flasche Wein von der Anrichte und schenkte sich nach.
Leah verstand Roz’ Einstellung zu Weihnachten.
Zu dieser Zeit im Jahr wurden Leah ihre Lebensentscheidungen immer wirklich bewusst, und sie wusste, Roz ging es genauso. Leah hatte sich immer eine große Familie gewünscht, reihenweise kuschlige Strümpfe vor dem Kamin, einen riesigen Tannenbaum, unter den gar nicht alle Geschenke passten, Zimmer mit Hochbetten für die Kinder und ihre Freunde, den goldenen Schein von Lampenlicht und Wände voller Regale mit Büchern und Brettspielen.
Sie hatte einen Vorgeschmack auf dieses Leben bekommen, wann immer sie bei Nan zu Besuch gewesen war. Nan hatte in einem alten, riesigen Backsteinhaus im georgianischen Stil gelebt, mit zwei Schornsteinen und einer Aussicht auf den Fluss. Als Leah noch sehr jung gewesen war, noch bevor Nan das Haus vollständig gekauft hatte, hatten dort ein kleiner Junge, seine Mutter und seine Großmutter mit Nan zusammengelebt. Nan lud damals immer die Frauen in der Stadt zu Teegesellschaften ein, und alle konnten ihre Kinder mitbringen. Sie ließ jede kleine Angelegenheit wie das wichtigste Event überhaupt erscheinen. Den ganzen Tag lang bereitete sie Kuchen, Plätzchen, Sandwiches und alle möglichen Leckereien vor und richtete sie dann auf der Kücheninsel an. Während die Frauen Tee tranken, setzten sich die Kinder um den Kamin herum und hatten dabei einen endlosen Vorrat an selbst gemachten Leckereien auf handbemaltem Porzellan im Schoß. Leah liebte diese Erinnerungen so sehr, dass sie diese mit Sadie nachgespielt hatte, nachdem sie Nan nach ihren Rezepten gefragt hatte.
Schöne Erinnerungen zu schaffen war Leah sehr wichtig. Deshalb ließ sie Sadie fast immer länger aufbleiben, wenn diese danach fragte. Grinsend sah sie nun zu ihrer Tochter hinüber. Sie war gerade im Wohnzimmer und führte Louise ihren Handstand vor. Ihre Finger waren auf dem alten Teppich aufgestützt, der Pferdeschwanz fiel kopfüber auf den Boden, die Zehen waren gestreckt, und die Füße zeigten gerade nach oben. Louise klatschte, und Roz brachte ihre nachgefüllten Weingläser mit. Leah stand auf und gesellte sich zu den Mädels.
Leah saß in eine Decke eingekuschelt und mit einer Tasse Kaffee in der Hand in ihrem kleinen Wohnzimmer. Die drei bemalten Leinwände von letzter Nacht lehnten an dem Bücherregal, einem hohen Eichengestell, das fast aus allen Nähten platzte. Die Regale waren nach ihren Lieblingsbüchern, den Büchern, die sie noch lesen wollte, und den Arbeitsbüchern der Abendschule sortiert. Sie rutschte auf dem warmen Tweed-Sofa in eine bequeme Position und sah zu den bunten Lichtern, die in dem kleinen Baum in der Ecke leuchteten. Nans Päckchen lag in ihrem Schoß.
Als sie Nans vertraute Handschrift sah, dachte sie an all die Pläne, die sie geschmiedet hatten. Ihr ganzes Leben lang hatte Leah die Plantage, Evergreen Hill, besucht, wo Nan gelebt und gearbeitet hatte. Sie hatte dort Hochzeiten und andere Feste organisiert und veranstaltet. Sobald sie alt genug gewesen war, hatte Leah Nan in den Ferien und den Sommer über immer geholfen. Nan war in den Ruhestand getreten, als sie fünfundsechzig geworden war, hatte ihre Arbeit aber sofort vermisst.
Leah war die Erste, die wach war. Die Sonne spähte gerade mal über den Horizont und warf einen rosa Schimmer über den Himmel. Sie nahm den Schlüssel vom Couchtisch und hielt ihn in der Hand.
Die Mädels waren letzte Nacht geblieben, nachdem sie etwas mehr Wein getrunken hatten als geplant. Außerdem waren die Straßen zu glatt gewesen. Sadie hatte bei Leah geschlafen, und Roz und Louise hatten in Sadies Doppelbett übernachtet. Wenn sie über Nacht blieben, mussten sie immer etwas zusammenrücken, aber sie waren sich alle einig, dass sie das nur noch mehr zusammenschweißte.
Leise nestelte Leah an der Kante des Päckchens herum, um die Mädels und Sadie nicht zu wecken. Nans Brief glitt zusammen mit den anderen Papieren aus dem Umschlag. Sie hielt ihn einen Moment lang fest, in dem Wissen, gleich von Nan zu lesen. Sie vermisste sie so sehr.
Ihr stiegen Tränen in die Augen, als sie die Worte
Liebe Leah
in Nans Handschrift las. Es war, als spräche ihre Großmutter wieder mit ihr.
Als Kind war Nan diejenige gewesen, mit der sie lange, alberne Unterhaltungen bis spät in die Nacht hinein geführt hatte. Es war Nan gewesen, die ihr zuhörte, als sie über Jungs oder Probleme in der Schule redete. Und als Leah schwanger geworden war und Sadies Vater sich geweigert hatte, Teil ihres Lebens zu werden, war sie zu Nan gegangen, um herauszufinden, was sie tun sollte. Nan hatte Leahs Mutter Marie und ihren Onkel William alleine großgezogen. Sie war die stärkste Person, die Leah kannte.
Leah hatte die Stimme ihrer Großmutter im Kopf, als sie den Brief las – sanft wie ein Flüstern, ganz auf die Art, wie sie Leah als Kind während ihrer Besuche zugedeckt hatte. Als sie die Worte
Evergreen Hill
las, konnte sie die Wärme in ihren Wangen aufsteigen spüren, und sie wusste auch, warum: In ihr wallte Hoffnung auf, dass ihr ein letzter Weg geschenkt wurde, Nan nahe zu sein. Leah musste nur noch einen Kurs belegen, bevor sie ihren Abschluss machen konnte. Auch wenn sie ursprünglich geplant hatte, bei einem Job als Eventmanagerin in einem Unternehmen Erfahrungen zu sammeln, war der eigentliche Plan immer gewesen, dass Nan sie in ihr Unternehmen einführte – aber erst, wenn sie ihren Abschluss hatte. Nan wollte, dass sie vorbereitet war und genug Hintergrundwissen hatte, um ihre eigenen Pläne für Evergreen Hill zu entwickeln.
Leah plante, ihren Abschluss zu machen, Sadies Schuljahr abzuwarten und dann mit Sack und Pack die zwei Stunden nach Evergreen Hill zu fahren, um dort ein neues Leben zu beginnen. Nan hatte immer gesagt, sie hoffe, dass Leah eines Tages große weiße Hochzeiten auf dem Rasen veranstalten, die Bibliothek für örtliche Historiker öffnen und Schulkinder durch die riesigen Hallen und das Dienstbotenhaus führen würde.
Diese Hoffnung brannte immer noch in Leah und sagte ihr, dass sie Sadie so vielleicht das Leben bieten konnte, das sie selbst immer gewollt hatte – das Leben, das Nan und Leah geplant hatten. Sie blinzelte wieder und wieder, als sie den Teil über das Erbe las: Die Plantage gehörte ihr. Evergreen Hill, mit seinen verschlungenen Wegen und seiner riesigen Fläche offenen Landes, würde nun ihr und Sadie gehören. Es war bittersüß, aber sie konnte Nan praktisch hören, wie sie ihr sagte, sie solle sich entspannen und sich auf das Positive konzentrieren.
Leah sah zu den Bildern auf, nahm sie aber gar nicht richtig wahr. Sie hatte es sich selbst nicht eingestehen wollen, aber jetzt wurde ihr bewusst, dass es einem Teil von ihr vor Weihnachten graute. Es war einfach nicht dasselbe ohne Nan. Aber nun würde es sich vielleicht anders anfühlen – trotzdem traurig, aber so, als ob Nan auf sie aufpasste und Weihnachten mit ihnen verbrachte. Und jetzt brauchte sie Nan mehr als je zuvor. Leah stellte sich vor, wie sie die mit Eichen gesäumte lange Auffahrt hochfuhr. Schneebedeckte Wälder lagen wie eine vertraute Umarmung um das Haus herum, und der Rest des Grundstücks erstreckte sich hinter ihnen – ehemalige Tabakfelder, die nun riesige Grünflächen waren. Die dunklen Äste der kahlen Laubbäume, die sich über die kleineren immergrünen Gewächse erhoben, bildeten einen starken Kontrast zu dem weißen Schnee. Die Kälte draußen stand der champagnerfarbenen Wärme entgegen, die von jedem Fenster des Hauses ausging.
Evergreen Hill war nach den wilden immergrünen Pflanzen benannt worden, die in den Wäldern um das Gebäude herum wuchsen. Es sah aus, als ob der Wald voller Weihnachtsbäume war, und in den Ferien hatte Nan sie alle mit weißen Lichtern geschmückt, sodass der schneebedeckte Wald aussah wie im Märchen.
Genau wie Leah war auch Sadie mit ständigen Besuchen auf Evergreen Hill aufgewachsen. Es freute Leah, dass Sadie Erinnerungen an familiäre Weihnachtsfeste hatte. Erinnerungen an lange Sommerferien, daran, wie sie auf alte Bäume geklettert war und Gemüse und Obst im Garten geerntet hatte, oder wie sie den Fluss entlanggewandert war. Aber in den letzten sechs Monaten war Leah beruflich einfach zu eingespannt gewesen, um Nan zu besuchen. Natürlich hätten sie sich das Weihnachtsfest keinesfalls entgehen lassen, und mit dieser Vorfreude im Hinterkopf hatten sie sich am Telefon immer von Nan verabschiedet: »Bis Weihnachten!« Aber im November war Nan gestorben.
Mit dem Erbe konnte Leah sich nun an den Ort zurückziehen, den Sadie und sie am allermeisten auf der Welt liebten. Sie würden lange Winterspaziergänge machen und heiße Schokolade für unterwegs mitnehmen. Sie würden Feuer in den riesigen Kaminen machen, und sie könnten Marshmallows rösten und sich dort entspannen, weit weg von der Hektik der Vorweihnachtszeit. Indem sie besondere Veranstaltungen, wie zum Beispiel Hochzeiten, plante und das Haus als Museum eröffnete, könnte Leah ihr Wissen umsetzen und mehr Geld in weniger Stunden verdienen. Das würde ihr ermöglichen, mehr Zeit mit Sadie verbringen zu können, nur zu zweit. Sie würde schnell mit den Vorbereitungen anfangen müssen, damit sie eröffnen konnte, sobald ihre Kurse vorbei waren. Sonst würde sie Probleme bekommen, den Unterhalt zu finanzieren. Es würde hart werden, aber Leah war sich sicher, dass sie es schaffen konnte.
Sie sah auf den alten Schlüssel in ihrer Hand hinab, während die Erinnerungen an das Haus sie überschwemmten. Einmal hatte Nan Sadie gebeten, den Schlüssel festzuhalten, während sie zusammen Tomaten im Garten eingepflanzt hatten. Es war ein heißer Tag, und Leah trug ihre dünnsten Shorts. Sadie half eifrig mit, und zwischendurch drehte sie sich um sich selbst und beobachtete, wie ihr Sommerkleid sich dabei aufbauschte. Leah musste sie daran erinnern, auf den Schlüssel achtzugeben.
Als sie endlich fertig waren, waren ihre Hände durch die Hitze in den Gartenhandschuhen geschwollen. Sadie steckte ihre Hand in die Tasche und stellte fest, dass der Schlüssel weg war. Sie mussten sich durch die Tomatenpflanzen buddeln und suchen. Die Hitze war kaum auszuhalten. Nachdem sie eine Stunde lang gesucht hatten, war Sadie besorgt, dass Nan sauer auf sie war, weil sie den Schlüssel verloren hatte. Stattdessen erfand Nan Geschichten, wie sie draußen unter der Trauerweide campen und sich von Tomaten ernähren mussten.
»Wie Schiffbrüchige«, hatte sie lachend gesagt. Leah konnte sich noch genau an ihr Gesicht erinnern, wenn sie lächelte: die Fältchen um ihre Augen und auf ihren Wangen, ihre strahlend weißen Zähne, die Art, wie sich Haarsträhnen aus ihrem Dutt lösten und über ihr Ohr fielen. Schließlich hatte Sadie den Schlüssel auf einer Wiese gefunden, wo sie herumgewirbelt war. Leah war erleichtert, während Nan mit den Fingern schnippte, ihre Lippen kräuselte und sagte: »Nun, meine Lieben, ich nehme an, unsere Tage als Schiffbrüchige sind vorbei.«
Das Leben dort war einfach perfekt. Während Leah vor allem die Geschichte des Hauses liebte, hatte der Ort auch Sadies Interesse auf besondere Weise geweckt: Jedes Jahr zu Weihnachten war Nan mit Leah und Sadie zur Gymnastik-Show der örtlichen Highschool gefahren, die auf nationaler Ebene stattfand. Jedes Mal sprachen sie voller Begeisterung darüber, wie Sadie vielleicht eines Tages Teil ihres Gymnastik-Teams werden würde. Das Team war das beste im ganzen Staat, die Trainerin eine lokale Berühmtheit.
Die Schulen in diesem Bezirk waren genauso angesehen wie das Gymnastik-Team – weit entfernt von Sadies kleiner Grundschule, in der die Lehrer vollauf mit den Schülern beschäftigt waren, die größere Probleme als die Schularbeiten hatten. Sadie tat sich mit Mathe etwas schwer, aber Leah wusste, dass die überarbeitete Lehrerin schon große Schwierigkeiten hatte, allein für Bleistifte und heiße Mahlzeiten für ihre Schüler zu sorgen. Sie fragte sich oft, ob Sadie in einer anderen Klasse genauso viele Probleme hätte, den Stoff zu verstehen.
»Guten Morgen«, flüsterte Louise und schlurfte ins Wohnzimmer. Ihr dünner Körper war unter Leahs Schlafanzughose und einem geliehenen T-Shirt versteckt, während sie eine Tasse Kaffee in der Hand hielt. Sie setzte sich neben Leah, und ihr Gesichtsausdruck wechselte von verschlafen zu aufmerksam, als sie ihre Freundin ansah. »Was ist das?«
»Ich habe gar nicht gehört, dass du aufgestanden bist«, antwortete Leah. Sie blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. »Hast du Milch und Zucker gefunden?«
»Ja. Der Zucker steht bei dir immer links neben der Kaffeemaschine und die Milch im Kühlschrank. Und jetzt sag mir, was du da liest. Du hast gerade ganz schön gedankenverloren ausgesehen.« Mit besorgter Miene schob Louise ihre Füße unter sich und zog einen Zipfel der Decke über ihren Schoß.
»Ich lese gerade einen Brief von meiner Großmutter.«
»Oh.« Louise war die erste Person gewesen, die Leah angerufen hatte, als sie schließlich darüber hatte sprechen wollen. »Was steht drin?«
»Sie hinterlässt mir Evergreen Hill.«
»Wow, das ist ja der Wahnsinn …«
Leah nahm einen tiefen Atemzug und sah den kleinen Weihnachtsbaum in der Ecke des Raumes an. Er war voller Schmuck, den Sadie in der Schule und mit Leah zu Hause gebastelt hatte.
»Wirst du die Plantage wiedereröffnen?«
Leah nickte.
Louise nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und rückte in eine andere Position. »Du wirst wirklich umziehen.« Sie runzelte die Stirn. Roz und Louise kannten Leahs Pläne, aber seit Nans Tod hing alles in der Luft. Nun fühlten sich die Pläne plötzlich wieder realer an.
Leah gestand sich ein, dass es hart werden würde, ihre Freunde zu verlassen. Aber wenn sie Sadie dafür diesen Lebensstil ermöglichen konnte, wäre es ein Opfer, das sie gerne erbringen würde. »Du und Ethan kommt uns jede Ferien besuchen, das haben wir ausgemacht, erinnerst du dich?«
»Ich werde euch trotzdem vermissen. Für wen backe ich dann Plätzchen?«
Leah lächelte. »Diesen Typen, Bret, in deinem Büro.«
»Hör auf!« Louise kicherte. »Ich wette, du bist froh, deinen Job im Restaurant aufgeben zu können«, sagte sie dann etwas ernster und mit einem zufriedenen Ausdruck in den Augen. Louise hatte die Idee nicht gefallen, dass Leah einen zweiten Job annehmen musste – das hatte Leah ihr angesehen, als sie ihr zum ersten Mal davon erzählt hatte.
Leah nickte und versuchte, nicht zu aufgeregt zu werden angesichts dieses Gedankens. Sie sah wieder auf den Brief und blätterte auf die nächste Seite. Bevor sie sich in Plänen verlor, musste sie immer noch im Blick behalten, was noch auf sie zukam. »Ich habe den Brief noch nicht ganz gelesen. Macht es dir etwas aus, wenn ich den Rest lese?« Leah zog die Decke höher. Im Winter war das Haus sehr zugig.
»Überhaupt nicht.« Louise rückte näher und trank noch einen Schluck von ihrem Kaffee, dessen Dampf in der kühlen Morgenluft deutlich zu sehen war.
Mein ganzes Leben lang hatte ich mit Reue zu kämpfen. Ich weiß, dass wir Pläne zusammen gemacht haben, und Pläne sind etwas Gutes. Aber man kann nicht alles planen. Gerade ich sollte das wissen. Ich habe gelernt, dass man manchmal das Herz über seinen Kopf stellen und das machen muss, was einen genau in dem Moment glücklich macht, oder man wird es ewig bereuen.
Sie las weiter, über Dinge, die Nan nie ausgesprochen, große Teile ihres Lebens, die sie nie gelebt hatte … Das ergab in Leahs Augen überhaupt keinen Sinn. Wovon sprach sie da?
Bereue niemals etwas, Leah …
Dann, als sie weiterlas, fielen ihr fast die Augen aus dem Kopf.
»Was?«, fragte Louise und sah Leah besorgt an. Da kein Tisch in Armeslänge stand, stellte sie ihre Tasse auf den Boden und lehnte sich näher herüber.
Leah musste ihren weit offen stehenden Mund schließen. Sie las die letzte Zeile wieder und wieder in dem Versuch zu begreifen, was sie da sah. Dann holte sie das Päckchen wieder hervor und blätterte die Dokumente durch. »Eigenhändiges Testament?«, flüsterte sie, als sie versuchte, alles zu verstehen.
»Was?«, fragte Louise erneut. »Was heißt das? Na los, spann mich nicht so auf die Folter!«
Sie las Nans Worte.
Ich habe ein eigenhändiges Testament geschrieben, Leah. Ich wollte es so schnell wie möglich zu Papier bringen, um zu überschreiben, was ich ursprünglich geplant hatte.
Sie sah auf. »Mir gehört nur die Hälfte der Plantage. Es geht um eine Änderung im Testament«, sagte sie, den Schock in ihrer eigenen Stimme im Ohr. »Nan hat die andere Hälfte an jemanden mit dem Namen David Forester vererbt …«
Die Kaffeekanne in der Küche piepte, um darauf hinzuweisen, dass sie sich nun abschaltete. Das Geräusch klingelte in Leahs Ohren, als sie versuchte, sich diese Person vorzustellen. Sie sah ihn vor sich wie auf Schnappschüssen in ihrem Gehirn: wie sie das Eis teilten; wie sie Blätter sammelten, um sie zu malen; wie sie zusammen Kickball im Hof spielten.
»Ich weiß, wer das ist«, sagte Leah.
»Und wer?«
Leah sah von dem Brief auf, immer noch in Gedanken, als sie sich auf Louise konzentrierte. »Er wohnte früher dort – seine Großmutter hat das Haus an meine verkauft. Aber als wir jung waren, ist er weggezogen. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit ich fünf oder sechs Jahre alt war. Er muss da zehn oder elf gewesen sein – in etwa … Davey Forester.« Sie hatte diesen Namen so lange nicht ausgesprochen.
»Das ist merkwürdig. Warum sollte sie das tun?«
»Ich habe keine Ahnung. Als seine Großmutter es verkauft hat, sind sie alle weggezogen. Warum um alles in der Welt sollte sie das Haus irgendeinem Kind vererben, das dort nur so kurz gelebt hat?« Auf der Suche nach weiteren Erklärungen drehte Leah die Seite um, aber das war schon alles, was Nan geschrieben hatte. Sie sah durch die Papiere, die ebenfalls in dem Umschlag gewesen waren – nur offizielle Briefe, die ihr das Erbe zugestanden. Schnell überflog sie den Juristenjargon, hielt an manchen Stellen an, um zu verstehen, was von ihr erwartet wurde: Abwägungen bezüglich des Grundstücks … jeder Eigentümer hat das Recht, seinen Anteil zu verkaufen oder zu verpachten … Beitrag zur Instandhaltung, Reparatur, Zahlung von Grundsteuern, Begutachtungen, Pfandrecht … Sie legte die Papiere auf ihren Schoß und fühlte sich plötzlich völlig überfordert.
»Ich werde Nans Anwalt anrufen müssen, um herauszufinden, was da vor sich geht.«
»Ja, das wäre wirklich das Beste.«
Als Leah den Brief und die Papiere zurück in den Umschlag stecken wollte, hielt sie inne. Sie bemerkte ein PS auf der Rückseite des Umschlags und erinnerte sich, dass sie es schon vorher wahrgenommen, aber nicht gelesen hatte, weil ihr so viele Gedanken durch den Kopf gegangen waren. Dort stand:
Leah, wenn ich dir noch einen Ratschlag geben könnte, wäre es, niemals etwas so zu bereuen wie ich. Mach es nicht. Das habe ich David auch gesagt. Er ist ein guter Mann, braucht aber hier und da einen kleinen Anstoß. Genau wie du. Vertraue deinem Bauchgefühl und folge deinem Herzen. Immer. Ich liebe dich.
»Guten Morgen!«, sagte Roz und ließ sich neben Louise auf die Decke fallen, nur in einem T-Shirt und dicken Wollsocken am Ende ihrer langen entblößten Beine. Sie trug ihre Brille, kein Make-up, und ihr dunkles Haar stand verwuschelt vom Kopf ab.
»Morgen, Roz«, grüßte Louise mit einem freundlichen Schmunzeln.
»Wie geht es uns?« Frech grinsend nahm Roz Louise die Tasse Kaffee aus der Hand und trank einen Schluck.
»Das ist meiner!« Louise schüttelte den Kopf.
»Du kannst ihn wiederhaben.«
Leah wusste, dass Louise nicht wirklich sauer war, da es einfach Roz’ Art war, ihre Zuneigung durch Necken zu zeigen. Wenn sie in Schwierigkeiten steckten, würde Roz ihnen sofort und jederzeit zur Seite stehen.
»Schon okay. Wir können neuen Kaffee kochen«, schlug Leah vor, stand auf und streckte sich. Sie ließ den Schlüssel in den Umschlag gleiten und nahm das Päckchen mit in die Küche, wo sie neuen Kaffee aufsetzen wollte. Louise sprang auf, nahm Roz am Arm und zog sie ebenfalls vom Sofa hinter Leah her in die Küche.
»Was ist los?«, fragte Roz. Sie nahm die Kaffeedose aus dem Küchenschrank und stellte sie neben die Kanne. »Ihr beide seht aufgeregt aus.« Die kleine Anrichte war morgens dunkel, bevor die Sonne durch das Doppelfenster in der Essecke hereinschien, deswegen schaltete sie das Licht über dem Ofen an.
Louise nahm den Wasserbehälter aus der Maschine und füllte ihn an der Spüle mit frischem Wasser, während sie Leah kurz anschaute, um zu sehen, ob sie Roz die Neuigkeiten erzählen durfte. Leah nickte. »Leah hat die Plantage ihrer Großmutter geerbt.« Dann drehte sich Louise zu Leah um, als ob sie darauf wartete, dass diese mehr erklärte.
»Verflixt, Mädchen! Das ist ja wie ein Lotto-Gewinn! Dann nehme ich mal an, dass du jetzt mit voller Kraft voraus deine großen Pläne verfolgen wirst, nicht?« Roz löffelte neues Kaffeepulver in die Maschine und sah Leah dabei über die Schulter an. Als sie fertig war, drehte sie sich um und schenkte ihrer Freundin die volle Aufmerksamkeit.
Leah setzte sich an den Küchentisch und spielte mit den Schokoladenstücken in der Schüssel. Die Silberfolie knisterte. »Ich weiß nicht. Mir gehört nicht das ganze Grundstück, deswegen weiß ich nicht, ob ich das kann. Jemand anderes besitzt es mit mir zusammen – ein Mann.«
Roz setzte einen übertrieben aufgeregten Gesichtsausdruck auf und presste ihre Lippen bedeutungsvoll aufeinander. »Was für ein Mann? Ein schöner, wunderbarer Mann?«
Genervt verdrehte Leah die Augen. Roz war davon besessen, einen zukünftigen Ehemann für Leah zu finden, und sagte ihr ständig, dass sie die perfekte Ehefrau wäre. Ständig rief sie Leah an und versuchte sie mit Männern zu verkuppeln, die sie kannte. Die ersten paar Male war Leah tatsächlich zu den Dates gegangen, aber sie waren immer ein Desaster gewesen, deswegen hatte sie aufgehört, Roz’ Vorschläge anzunehmen. Sie nahm das kleine Päckchen in die Hand und wedelte damit in der Luft. »David E. Forester der Dritte.«
»Vielleicht hat er ja nichts dagegen, Evergreen Hill als Eventlocation zu nutzen und lässt dich das Geschäft führen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie ein Mann mit einem Namen wie David E. Forester der Dritte –«, Roz sagte den Namen in einer tiefen, dramatischen, männlichen Stimme, »– Hochzeitskleider aufbauscht oder Blumen arrangiert. Der Name klingt eher nach einer Führungskraft. Aber was gibt mir schon das Recht zu Vorurteilen?«
Leah lachte. »Du weißt gar nichts über ihn!« Aber wenn sie ehrlich war, galt dasselbe für sie. Sie hatte ihn seit Jahren nicht gesehen. »Aber ich hoffe, du hast recht. Sadie will unbedingt in dieses Gymnastik-Team. Sie hat es zwar noch nicht gesagt, aber ich glaube, ohne Nan hat sie Angst, dass ihr Traum niemals wahr wird.« Leah seufzte. »Sie liebt Evergreen Hill. Ich kann nicht glauben, dass ich so lange nicht mit Sadie da war.«
»Wo warst du nicht mit mir?«, fragte Sadie, als sie hereinkam und ihren Kuschelhasen auf die Kücheninsel legte. Fragend sah sie ihre Mutter an. Ihre winzigen Fußknöchel schauten gerade so zwischen dem rosa Frottee-Bademantel und den flauschigen Pantoffeln hervor. Ihre Haare sahen hinten aus wie ein Bienennest.
»In Nans Haus.«
Sadie nickte traurig. »Ich vermisse sie.« Sie rieb sich die Augen und gähnte.
»Ich auch.« Es war ein Moment der Verbundenheit zwischen ihnen – davon hatten sie in den letzten Wochen seit Nans Tod viele. In Sadies Augen sah sie die gleiche Traurigkeit, die sie selbst fühlte.
»Nan sagte, wenn wir dorthinziehen, kann ich das gelbe Zimmer haben«, sagte Sadie. Mit ihren kleinen Fingern und den glitzernden Nägeln, die Roz ihr letzte Nacht lackiert hatte, strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich durfte ein paar von meinen Büchern dalassen und mein Springseil. Weißt du schon, ob wir dahinziehen?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Leah versuchte, ihren Gesichtsausdruck so neutral wie möglich zu halten, damit Sadie sich keine Sorgen machte. »Aber ich hoffe es sehr.«
Roz warf Leah einen Blick zu und goss sich dann eine Tasse Kaffee ein. »Wenn du wegziehst, muss ich allein im Verkaufsraum arbeiten. Wer beschützt mich dann vor Stan?«
Leah lachte. Stan war der Kurier des Blumenladens. Oft fuhr er direkt nach hinten, verschaffte sich Eintritt in den Bereich, in dem Blumengestecke gebastelt wurden, und warf sich Roz regelmäßig an den Hals. Er war kleiner als sie, gestikulierte wild und lachte sehr viel, wobei er ein schnaubendes Geräusch machte, das sie eher einem Wildschwein zugeordnet hätten. Er pflegte ihnen in den Verkaufsraum zu folgen und Roz hinterherzulaufen wie ein kleiner Welpe, und dabei nannte er sie immer »Täubchen«.
Stan meinte es nicht böse, und meistens war er ziemlich witzig, aber Roz machte sich aus dem Staub, sobald sie sah, dass er kam.
Roz ließ sich Leah gegenüber am Küchentisch nieder und schob ihr eine Tasse zu. Sadie setzte sich dazu. »Möchtest du wirklich hinziehen, Sadie?«, fragte Roz.
Sadie nickte langsam. »Ich könnte zwar meine Freunde und euch nicht mehr treffen, aber ich habe dort schon ein paar Kinder kennengelernt, und die waren cool. Und es ist so schön da. Und da ist diese Schule mit dem besten Gymnastik-Team, das ich je gesehen habe.« Sie deutete mit dem Kinn auf Roz. »Allerdings würdest du mir fehlen.«
Leah war bewusst, dass Sadie sehr reif war für ihre sieben Jahre, aber trotzdem wurde ihr bei Sadies Antwort etwas mulmig. Sadie und Roz standen einander sehr nah, und eine zweistündige Fahrt weit von Roz entfernt zu sein, wäre sicher schwer für ihre Tochter. So schwer, dass es Leah zu denken gab. Aber dafür würde Sadie das Beste von allem bekommen, statt dieses kleinen schäbigen Miethauses in Richmond und kaum genug Geld, um über die Runden zu kommen. Leah würde alles daransetzen, sie beide nach Evergreen Hill zu bekommen.
Leah hatte den Telefonhörer in der Hand und wählte die Nummer von David Forester. Eigentlich hatte sie mit ihrer gelb-lila-karierten Steppdecke im Bett gelegen, um sich warmzuhalten, doch dann hatte ihre Nervosität überhandgenommen. Sie hatte sich aufgesetzt und den Rücken gegen das weiße Weidenkopfteil gelehnt. Das Bett hatte sie zu einem absoluten Schnäppchenpreis in einem Trödelladen gefunden. Jedes Jahr wünschte sie sich aufs Neue, dass sie die Farben in ihrem Schlafzimmer im Winter ändern könnte, aber sie musste bei der Geldausgabe Prioritäten setzen, und ein neues Bett erschien ihr verschwenderisch, wo sie doch bereits eins hatte. Nun nahm sie sich ein Kissen und stopfte es sich in den Rücken, aber bevor sie die letzte Ziffer gewählt hatte, stand sie auf, lief aus dem Zimmer und in die Küche.
Die Küche fühlte sich eher nach dem Ort an, an dem sie mit David sprechen sollte. Sie war sich nicht sicher, ob sie eher förmlich oder freundlich sein sollte, eine ruhige Zuhörerin oder lieber gesprächig. Eigentlich wollte sie nicht einmal diejenige sein, die anrief.
Mit Nans Anwälten hatte sie bereits gesprochen, und sie hatten bestätigt, dass das eigenhändige Testament legitim war. Deswegen musste sie mit David sprechen. Vielleicht sollte sie ihn Mr Forester nennen. Sie schnaubte. Um Himmels willen, früher hatte sie ihn immer Davey genannt. Sie lehnte sich auf die Fensterbank des kleinen Fensters über dem Tisch. Die Sonne schien stark genug, um das Eis auf der Straße zu schmelzen – der Schnee war gar nicht erst liegen geblieben.
Den ganzen Morgen lang und auch schon die letzte Nacht während ihrer Schicht im Restaurant hatte sie sich darüber den Kopf zerbrochen, wie David zum Teilbesitzer der Plantage geworden war. Wie hatte er Nan dazu gekriegt, ihm solch ein Erbe zu hinterlassen, obwohl er seit seiner Kindheit keine Rolle in ihrem Leben gespielt hatte? Leah hatte jede freie Minute auf Evergreen Hill verbracht, wenn sie konnte, und Nan hatte ihn nicht ein einziges Mal erwähnt. Was also hatte sich geändert?
In ihren frühen Jahren auf Evergreen Hill war David immer dort gewesen. Damals gehörte er genauso dorthin wie sie, und sie waren als Kinder unzertrennlich gewesen. Obwohl er etwa fünf Jahre älter war als sie, fanden sie zueinander, da sie die einzigen Kinder in der näheren Umgebung waren. Er malte ihr Felder für Hinkepinke in zackigen Kreidelinien auf den unebenen Pflasterstein des Bürgersteigs. Und er brachte ihr bei, wie man auf Bäume kletterte …
Sie hatte viele schöne Erinnerungen an David, aber dann war er nun mal mit zehn Jahren weggezogen, und sie begriff nicht, warum seine kurze Zeit dort ihn dazu berechtigte, die Hälfte der Plantage zu erben. Nan war so eine vernünftige Person und hatte eine gute Menschenkenntnis – was war zwischen Leahs letztem Besuch und Nans Tod passiert, dass sie ihr Testament vollkommen umgeschrieben hatte, um David einzubeziehen?
Sie tippte die letzte Ziffer ein und nahm den Hörer ans Ohr.