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Das beste Weihnachtsgeschenk? Liebe!
Plätzchenduft, heiße Schokolade und Gemütlichkeit - Noelle Parker liebt Weihnachten und verbringt die schönste Zeit des Jahres am liebsten in der kleinen Bäckerei ihrer Familie. Doch dieses Jahr ist alles anders, denn der Bäckerei droht der Bankrott. Um ihre Familie zu unterstützen, nimmt Noelle eine Anstellung als Betreuerin eines griesgrämigen alten Mannes an. Und während es ihr langsam gelingt, dessen verhärtetes Herz zu erweichen, lässt sein Enkel Alexander Noelles Herz höherschlagen ...
Eine herzerwärmende Geschichte über die Magie von Weihnachten, über Familie, Freundschaft und die Liebe!
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
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Seitenzahl: 502
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Das beste Weihnachtsgeschenk? Liebe!
Plätzchenduft, heiße Schokolade und Gemütlichkeit – Noelle Parker liebt Weihnachten und verbringt die schönste Zeit des Jahres am liebsten in der kleinen Bäckerei ihrer Familie. Doch dieses Jahr ist alles anders, denn der Bäckerei droht der Bankrott. Um ihre Familie zu unterstützen, nimmt Noelle eine Anstellung als Betreuerin eines griesgrämigen alten Mannes an. Und während es ihr langsam gelingt, dessen verhärtetes Herz zu erweichen, lässt sein Enkel Alexander Noelles Herz höherschlagen …
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JENNY HALE
Aus dem amerikanischen Englisch von Frauke Meier
Noelle Parker atmete tief ein und ließ sich von den Weihnachtsaromen überschwemmen. Ein Duft von Pfefferminz und heißer Schokolade, vermischt mit dem Geruch von Tannenbäumen, erfüllte die Luft. Mit Hut und Wintermantel dick vermummt, schwatzten die Leute auf ihrer vorweihnachtlichen Einkaufstour vor den Geschäften. Manche deuteten auf die Schaufenster, die überquollen vor funkelnden Päckchen und Weihnachtsbäumen, andere eilten mit strahlenden Gesichtern vorbei, trotz der schweren Taschen, mit denen sie beladen waren. Der Himmel spannte sich wie eine weiße Decke über ihr, und die Wolken kündigten Schnee an. Etwas weiter unten an der Straße sang ein Chor »We Wish You a Merry Christmas«.
Noelle wickelte sich fester in ihren Mantel, doch die Kälte drang trotz ihres Schals in ihren Ausschnitt und brachte sie zum Bibbern. Es war eisig, und sie kam sich allmählich vor wie ein Eisblock. Mit ihrer besten Freundin Jo Phillips schlenderte sie an Schaufenstern und Marktständen vorbei, betrachtete die Geschenkartikel, die Spontankäufer anlocken sollten, und nahm die unverfälschte Freude auf den Gesichtern wahr. Das entspannte Geplauder und die festliche Stimmung um sie herum.
Doch sosehr sie sich bemühte, sich von der Feiertagslaune anstecken zu lassen, sie spürte die Anspannung in ihrem Rücken. Sie hatte den Grund, warum sie ihre Freundin heute hatte treffen wollen, noch nicht zur Sprache gebracht, aber sie würde nicht darum herumkommen. Sie konnte ihn nicht ewig verdrängen. Sie hasste es, einen weiteren Rückschlag einzuräumen, gerade Jo gegenüber, die ihr Leben ständig perfekt im Griff zu haben schien. Aber sie wusste eben auch, dass Jo der einzige Mensch war, der es schaffen konnte, sie jetzt aufzuheitern. Denn in diesem Jahr änderte sich alles, und Noelle hoffte, ein wenig Weihnachtszauber könnte die Dinge wieder zurechtrücken …
Vorsichtig bahnte sich Noelle einen Weg den vereisten Gehweg entlang und betrat das Café. Sofort schlug sich die Wärme auf ihrer Haut nieder.
»Holst du mir einen Latte? Keine Extras«, bat Jo. Ihr karamellbraunes Haar fiel in glänzenden Wellen über die Schultern. Gerade hatte sie sich umgedreht, um sich in der Gästeschar umzublicken. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und ließ die Weihnachtsmusik draußen. »Ich suche uns einen Tisch.« Sie reichte Noelle einen Zehn-Dollar-Schein und verschwand hinter einer Gruppe von schwatzenden und lachenden Frauen an einem Tisch voller Kekse und Kuchen. In der Mitte des Tisches stapelten sich Weihnachtsbücher.
Normalerweise liebte Noelle die Vorweihnachtsstimmung, doch in diesem Jahr war alles anders. An dem kleinen Tresen drängelten sich die Kunden, alle bewehrt mit Einkaufsbeuteln in diversen Schattierungen von Rot und Grün. Ihre Heiterkeit vertrug sich so gar nicht mit ihren eigenen Gefühlen, sondern erinnerte sie lediglich an ihre veränderten Lebensumstände. Als Jo erwähnt hatte, sie wolle heute shoppen gehen, hatte Noelle gewusst, dies wäre die perfekte Gelegenheit, ihre Freundin zu treffen und auf andere Gedanken zu kommen. Also hatte sie die zwanzigminütige Fahrt in die Stadt angetreten, um mit Jo zu reden, die stets einen klaren Kopf behielt und immer die besten Ratschläge parat hatte.
Sie wickelte sich den schokoladenbraunen, grob gestrickten Schal vom Hals, den ihre Kollegen ihr zu Weihnachten geschenkt hatten. Nach der kleinen Feier waren sie getrennte Wege gegangen; sie hatten nämlich allesamt keinen Job mehr. Ein New Yorker Unternehmen hatte die Firma aufgekauft und beinahe alle entlassen, um die Stellen mit Leuten ihrer Wahl neu zu besetzen. Wieder einmal war Noelles Leben ungewiss. So hatte sie sich den Abschluss dieses Jahres ganz sicher nicht vorgestellt.
Sie stellte sich in die Schlange vor dem Tresen. Nun, da sie allein mit ihren Gedanken war, schlich sich die Furcht wieder an, die sie veranlasst hatte, ihre Freundin anzurufen, um sich mit ihr zu treffen. In dem Bemühen, sich abzulenken, schaute sie sich zur Gebäckvitrine um.
Auf einer langweiligen Etagere lagen ein paar Kekse aus Massenproduktion, deren Glasur an ein riesiges Malen-nach-Zahlen-Muster erinnerte. Rundherum verteilte sich ein eintöniges Sortiment an Cupcakes – Vanille mit Zuckerguss und einem Plastikweihnachtsbaum in der Mitte und Schokolade mit passenden Streuseln. Die Auswahl konnte dem Angebot daheim bei Hope and Sugar, der Bäckerei ihrer Familie, nun wirklich nicht das Wasser reichen.
Die Hope and Sugar Bakery befand sich in einem kleinen, historischen Häuschen hinter einem winzigen Vorgarten voller Butterblumen, die jeden Sommer einen gerade sechzig Zentimeter breiten goldenen Streifen zwischen der Straße und dem gepflasterten Eingangsbereich erblühen ließen. Es war der Inbegriff der Anmut: Erbaut im 17. Jahrhundert, hatte es eine schlichte verglaste Eingangstür und zwei Erker mit leicht welligen Originalglasscheiben, die sie als Schaufenster nutzten. Im Inneren hatte ihre Großmutter, die sie Gram nannte, rund um den offenen Kamin vor Jahren einen kleinen Sitzbereich mit einem bequemen Sofa und einigen Polstersesseln eingerichtet. Dort konnten die Leute eine Tasse Kaffee und eine Gebäckspezialität genießen und sich aufwärmen, wenn es draußen schneite. Die Bäckerei hatte einen festen Platz in Noelles Herzen.
Hinter der Person, die gerade bestellte, rückte sie einen Schritt auf und konzentrierte sich auf die Kaffeeauswahl. Als sie sich entschieden hatte, wühlte sie in ihrer Geldbörse nach ein paar Scheinen, Jos Zehner immer noch in der Faust, und bemühte sich, nicht daran zu denken, dass sie eigentlich kein Geld für einen albernen Kaffee vergeuden sollte. Aber schließlich würde ja alles wieder in Ordnung kommen. Denn sie hatte einen Plan. Gram hatte ihr einmal erklärt, Träume würden in der Minute wahr, in der man einen Plan hatte. Wann immer jemand in einer Krise steckte, hatte Gram eine Strategie, um zu helfen. Und Noelle, deren Charakter dem ihrer Gram so ähnlich war, hatte diese Fähigkeit übernommen.
Noelle bestellte die Kaffees, reichte dem Barista die Scheine und nannte ihm zu der Bestellung ihren Namen. Dann trug sie das Wechselgeld zu Jo und ließ es zusammen mit der Quittung auf den Tisch fallen. Ein Dime rollte davon und blieb klappernd neben Jos Telefon liegen. Ihre Freundin, das Gesicht zu einer sorgenvollen Grimasse verzogen, achtete gar nicht darauf. Während des Einkaufsbummels hatte Noelle sich gescheut, den Mund aufzumachen. Lieber wartete sie auf den rechten Moment, um ihren Kummer zu offenbaren. Dabei wollte ein Teil von ihr einfach nur die Augen vor allem verschließen und auf einen Stuhl sinken, um mit ihrer besten Freundin Kaffee zu trinken.
»Noelle?«, rief der Barista und schwenkte zwei Pappbecher mit roten Plastikdeckeln und kleinen tanzenden Weihnachtsbäumen darauf.
Jo erhob sich. »Ich hol den Kaffee«, sagte sie. Ihr Stuhl, über dessen Lehne sie ihren hellen Wollmantel drapiert hatte, blieb allein zurück.
Noelle musterte die weißen Lichter in den Fenstern, den Weihnachtsbaum in der Ecke, die Plastikstechpalmen auf sämtlichen Tischen, bis sich ihre ganze furchtbare Situation plötzlich doch auf einmal ganz real anfühlte. Dann jedoch erinnerte sie sich an die Worte ihrer Gram: »Kopf hoch, Liebes. Wenn das Leben es nicht gut mit uns meint, bleibt uns immer noch Weihnachten, und alles wird besser.« Dann hatte sie ihr zugezwinkert und ihr ein Weingummi aus dem Glas auf dem Ladentisch der Bäckerei zugeworfen.
Noelle zog ihren Mantel aus und drehte sich um, um ihn über die Lehne zu legen. Die Person neben ihr, die sie dabei angerempelt hatte, bekam ein entschuldigendes Lächeln geschenkt. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, sich ausgerechnet an einem Freitag zu Beginn der Weihnachtszeit mit Jo zu treffen? Normalerweise wäre sie jetzt auf der Arbeit, aber – wenngleich sie das ihrer Freundin gegenüber unterschlagen hatte – sie hatte ja keine Arbeit mehr. Jo hatte sofort zugestimmt, sich mit ihr zu treffen. Offenbar hatte sie gespürt, dass etwas nicht stimmte – so etwas spürte sie immer. Sie kannten sich schon eine Ewigkeit. Jo, die eigentlich Joanne hieß, hatte nie ihren vollen Namen benutzt. Zum ersten Mal waren sie sich begegnet, als Noelles Eltern ihr neues Zuhause bezogen hatten. Da war Noelle gerade acht gewesen. Jo war zusammen mit ihrer Mutter rübergekommen, um ihnen ein frisch gebackenes Brot als Begrüßungsgeschenk zu bringen. Schon an diesem Tag waren Noelle und Jo unter Noelles Bett gekrabbelt und hatten all ihre Geheimnisse ausgetauscht, als wären sie schon seit Jahren befreundet. Jo erzählte ihr von dem Baum in ihrem Garten, wo ihre Freundin Phoebe Nichols geschworen hatte, dass ihre Wünsche immer wahr wurden, wenn sie es nur wollte. Schon am nächsten Tag hatte Noelle Phoebe kennengelernt. Von da an waren die drei unzertrennlich gewesen, waren jeden Tag zusammen zur Schule und zurück gegangen, hatten mal bei der einen, mal bei der anderen übernachtet und aufeinander aufgepasst, während sie allmählich erwachsen wurden. Brauchte Noelle Aufmunterung, dann rief sie Phoebe an. Aber wenn sie jemanden brauchte, der kein Blatt vor den Mund nahm, dann wandte sie sich an Jo.
Jo kam zurück, stellte die Tassen vor Noelle ab und ließ sich theatralisch auf ihren Stuhl fallen. »Wie geht es Lucas?«, fragte sie und schob ihre Tasche mit dem Fuß unter den Tisch, damit sie anderen Gästen nicht im Weg war.
»Toll«, entgegnete Noelle; die Erwähnung ihres Sohns entlockte ihr ein Lächeln.
»Gut«, sagte Jo und blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Nachlässig strich sie sich die Strähne hinter das Ohr und sah doch aus, als hätte sie Stunden darauf verwendet. Aber sie besaß ja auch genug Geld, sich die teuersten Produkte zu leisten; ihre Frisur hatte vermutlich ein Vermögen gekostet. Wie unterschiedlich sich ihr Leben doch entwickelt hatte.
Bereit, die Welt zu erobern, hatten sich Jo und Noelle an der University of Virginia beworben und waren auch beide angenommen worden. Doch dann war Noelle schwanger geworden, und ihr wurde bald klar, dass sie es nicht schaffen würde, Studium und Kind unter einen Hut zu bringen und dabei noch genug Geld zu verdienen, um sich und das Kind über Wasser zu halten. Ihr Freund Rich und sie hatten sich noch nicht so lange gekannt, als sie schwanger geworden war. Sie war ihm an einem Wochenende in einer Bar begegnet und hatte sich von ihm so richtig einwickeln lassen: von seinem Esprit, seinem warmen Lächeln und der Tatsache, dass er sie wie eine Dame behandelte.
Am Ende des Abends hatte sie ihm ihre Telefonnummer gegeben, und er hatte sie angerufen und um ein Date gebeten. Aus einem Date wurden zwei und dann drei, und ehe sie wussten, wie ihnen geschah, waren sie ein Paar. Doch obgleich sie sich in ihn verliebt hatte und wusste, dass er ihre Gefühle erwiderte, war ihre Beziehung doch nicht weit genug gereift, um der emotionalen Belastung der Elternschaft gewachsen zu sein. Was sie vollständig umgehauen hatte, war, dass er regelrecht erschrocken auf ihre Schwangerschaft reagiert hatte. Und als sie sich dann schließlich getrennt hatten, hatte er mit seinem Kind nichts zu tun haben wollen.
Noelle war am Boden zerstört gewesen, aber nicht, weil die Beziehung zerbrochen war – darüber würde sie hinwegkommen. Sie war am Boden zerstört, weil ihr Baby seinen Vater verloren hatte. Rich zog weg. Zwar hätte sie ihn aufspüren können, damit er Unterhalt für Lucas zahlte, doch sie wollte niemanden im Leben ihres Sohnes haben, der ihn nicht aus tiefstem Herzen liebte. Also ließ sie Rich in Ruhe und zog Lucas mit Unterstützung ihrer Eltern Gus und Nora auf und schlug sich mit Zeitarbeit durch.
Derweil hatte Jo Jura studiert. Inzwischen arbeitete sie in einer Kanzlei in Richmond und war mit einem Arzt verheiratet. Aber so erfolgreich sie auch war, Jo war all die Jahre die Gleiche geblieben, und sie war stets da gewesen, um Noelle durch die harten Zeiten zu begleiten.
»Okay, du warst den ganzen Vormittag ziemlich schweigsam und in dich gekehrt. Also, raus damit«, kommandierte Jo und starrte Noelle voll konzentriert über den Rand ihrer Tasse hinweg an. Der aufsteigende Kaffeedampf tanzte vor ihrem Gesicht.
»Sie haben uns einfach rausgeworfen«, sagte Noelle, die es immer noch nicht fassen konnte. Am liebsten hätte sie Jo gleich, als es passiert war, von der Übernahme erzählt. Aber sie hatte nicht gewollt, dass ihre Freundin sich Sorgen machte, ehe es endgültig war. »Die Leute aus der Geschäftsführung haben eine Abfindung erhalten, aber ich habe nur auf Stundenbasis gearbeitet, also haben sie mir nur noch den Lohn für diesen Monat voll ausbezahlt.« Noelle hatte sich in der Hausverwaltung, bei der sie die letzten drei Jahre angestellt gewesen war, nach oben gearbeitet. Sie hatte ihre eigenen Projekte bearbeitet und ein kleines Team geleitet. Zwar hatte sie Gerüchte über bevorstehende Entlassungen gehört, aber sie hatte sie nicht ernst genommen und nie geglaubt, die neuen Besitzer würden so etwas tatsächlich während der Weihnachtszeit durchziehen.
»Herzlos.« Jo schüttelte den Kopf. »Du weißt, wenn du irgendwas brauchst …«, fing sie an, aber Noelle brachte sie mit einem Blick zum Schweigen.
Es war der gleiche Blick, mit dem sie reagiert hatte, als Jo ihr nach Lucas’ Geburt angeboten hatte, ihr bei den Krankenhausrechnungen auszuhelfen. So lieb Jo es gemeint hatte, sie sollte es besser wissen. Noelle würde niemals Almosen annehmen.
»Und wie sieht nun dein nächster Schritt aus?«
So albern es ihr nun vorkam, hatte Noelle sich immer schon vorgestellt, sie würde einfach abwarten, bis die Zeit gekommen wäre und sie die Hope and Sugar Bakery übernehmen konnte. Wenn es dann so weit wäre und ihr Großvater, Pop-pop genannt, bereit für den Ruhestand, würde sie ihren Job aufgeben und die Leitung der Bäckerei übernehmen – und hoffentlich genug gespart haben, um dem Geschäft ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Als Gram gestorben war, hatte Pop-pop sich in die Arbeit im Hope and Sugar gestürzt. Noelle dachte bisweilen, dass er seine Trauer mit der Führung der Bäckerei kompensierte, und sie fragte sich, ob er das Gefühl hatte, er könne Gram in gewisser Weise am Leben erhalten, indem er die Bäckerei am Leben erhielt. Ihre Eltern unterstützten Pop-pop, bis er in den Ruhestand gehen konnte, denn noch konnte er sich das finanziell einfach nicht leisten, obwohl er bereits siebzig war.
»Ich bin wieder bei meinen Eltern eingezogen.« Allein diese Worte weckten in Noelle den Wunsch, der Boden möge sich auftun und sie verschlingen. Jeder, den sie kannte, hatte sich ein perfektes Leben aufgebaut: Alle hatten ihre eigene Wohnung oder ihr eigenes Haus; sie hatten geheiratet; sie hatten Kinder. Und Noelle? Sie hatte gerade zwei Tage gebraucht, um alles, was sie und Lucas besaßen, zusammenzupacken und zu ihren Eltern zurückzugehen. Der Gedanke, dass ihr Sohn kein festes Zuhause hatte, machte ihr noch mehr zu schaffen als alles andere. Ständig sagte sie ihm: »Das ist nur ein kleiner Zwischenstopp auf dem Weg dahin, wo wir hingehören.« Aber jedes Mal, wenn sie das sagte, fragte sie sich voller Sorge, ob sie ihr Versprechen würde halten können. Sie unterdrückte das Verlangen, fassungslos den Kopf zu schütteln. Ein bisschen Stolz war ihr schon noch geblieben.
»Nur ein kleiner Rückschlag«, sagte Jo und bot ihr eine Serviette an. Jo schaffte es immer, sie zu ermutigen. Von den drei Freundinnen – Noelle, Phoebe und Jo – war Jo die geradlinige, Phoebe die Träumerin und Noelle diejenige, die ständig Pläne schmiedete. Jo wedelte mit der Serviette in der Luft.
Erst jetzt erkannte Noelle, dass der Deckel auf ihrem Becher nicht richtig geschlossen war und Kaffee auf ihren Pulli getropft war. Würden die den Kaffee in richtigen Tassen servieren wie Gram …, dachte sie gereizt, riss sich dann aber gleich wieder zusammen. Das Café konnte nichts dafür, dass sie schlecht gelaunt war. Mit einem ärgerlichen Schnauben tupfte sie die Stelle ab.
»Erzähl mir von deinem Plan. Du hast doch immer einen.«
Noelle warf sich den Schal wieder über die Schulter und drapierte ihn so, dass er den Kaffeefleck verdeckte, ehe sie sagte: »Ich habe Dad gefragt, ob ich vielleicht in der Bäckerei arbeiten kann, Zusatzschichten in der Weihnachtszeit übernehmen oder so was. Er hat gesagt, darüber sollten wir reden. Ich treffe mich nachher mit ihm und Pop-pop. Aber für die Zeit, bis wir die Sache mit der Bäckerei geklärt haben, hat Heidi mir schon eine Vollzeitstelle vermittelt.«
Jo zog die Brauen hoch, legte beide Hände um den Pappbecher und brachte ihre frisch manikürten Fingernägel und den David-Yurman-Ring zur Geltung. »Heidi rettet den Tag!«, sagte sie mit einem Lächeln. »Deine Schwester ist die Beste!«
Heidi war fünf Jahre älter als Noelle. Sie war ihr in der Kindheit immer eine gute große Schwester gewesen und hatte Noelle und ihre Freundinnen stets einbezogen, hatte ihnen die Nägel lackiert und die Haare frisiert. All die tollen Dinge, die nur ältere Schwestern können: Sie hatte sie getan, und sie hatte auf die Freundinnen aufgepasst. Heidi war die Frau, zu der Noelle aufblickte. Sie war auch die Erste gewesen, die von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, und von ihrem Entschluss, auf das College zu verzichten. Sie war gerade alt genug, um mehr Lebensweisheit zu besitzen als Noelle, und jung genug, um nicht auf sie herabzublicken. Als Noelle also ihren Job verloren hatte, hatte sie sich zuerst an Heidi gewandt.
»Was für eine Stelle?«
»Na ja, Heidi hat eine Anfrage an der Anschlagtafel im Country Club gesehen, da wo sie arbeitet. Jemand sucht eine Pflegerin für einen alten Mann. Anscheinend hat jemand im Club angerufen und gefragt, ob von den dort angestellten Physiotherapeutinnen eine verfügbar ist. Und als niemand Interesse gezeigt hat, haben sie die Anzeige im Sozialraum aufgehängt und vermerkt, dass Diskretion erforderlich sei, denn es handele sich um einen wohlhabenden Klienten. Man möge sich aber dennoch umhören. Ich habe die Frau angerufen, deren Nummer auf der Anzeige stand, und das telefonische Bewerbungsgespräch erfolgreich bestanden.«
»Und was hast du da zu tun?«
»Die Frau, mit der ich gesprochen habe, heißt Melinda Burnett. Sie ist Personalleiterin. Sagt dir der Name etwas? Sie stammt von hier.« Der Job war so gar nicht das, was Noelle sich vorgestellt hatte, aber Heidi hatte gehört, das Gehalt wäre gut, und Noelle konnte es sich nicht leisten, wählerisch zu sein.
Stirnrunzelnd schüttelte Jo den Kopf.
»Mir auch nicht. Als sie zurückgerufen hat, um mir zu sagen, ich bekäme den Job, habe ich sie nach Einzelheiten gefragt, und sie hat gesagt, sie würde mir alles per E-Mail zukommen lassen. Dann könnte ich entscheiden, ob das etwas wäre, was ich weiter verfolgen wolle. Ich weiß, dass der alte Herr William heißt, aber das ist auch schon alles. Darüber hinaus weiß ich bis jetzt noch gar nichts. Aber, um ehrlich zu sein, das ist auch nicht so wichtig. Ich brauche den Job. Ich will Weihnachten immer noch zu etwas ganz Besonderem für Lucas machen, und ich möchte lieber früher als später wieder aus dem Haus meiner Eltern ausziehen.« Noelle wollte nicht allzu viel über ihre finanzielle Situation preisgeben; tatsächlich war sie schlicht und einfach pleite. Sie hatte die letzten Krümel ihres Gehalts zusammengekratzt, um die Miete zu bezahlen, ehe der Nachmieter übernommen hatte, und sie hoffte, dass von dem, was sie vor Weihnachten noch verdiente, genug übrig bliebe, um Geschenke für Lucas zu kaufen. Alles, was sie sonst noch besaß, war ein Sparkonto, auf dem eine kleine Summe lag, die sie für Notfälle aufheben wollte.
»Es könnte aber auch nett werden, wieder zu Hause zu sein«, sagte Jo und konzentrierte sich auf die Vorzüge. »Und du wärst näher bei Phoebe.« Sie lachte, obwohl sie gar nichts Witziges von sich gegeben hatte, und Noelle kannte den Grund: Mit Phoebe gab es immer was zu lachen.
»Es wird schön sein, sie wiederzusehen«, sagte Noelle und stimmte in das Lachen ein.
Nach dem Mittagessen trennten sich ihre Wege. Noelle, nun schon wieder etwas positiver gestimmt, lud ihre Einkaufstaschen im Haus ihrer Eltern ab. Wie erwartet, hatte Jo sie dazu gebracht, eine Bestandsaufnahme dessen zu machen, was wirklich zählte. Sie hatte eine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und das war etwas Gutes. Vielleicht würden sich die Dinge wieder zum Besseren wenden. Merkwürdigerweise war niemand zu Hause, also machte sie sich direkt auf den Weg zur Bäckerei, um sich mit Dad und Pop-pop zu treffen.
Als Noelle eintraf und die Glastür von Hope and Sugar öffnete, empfand sie es, auch ein Jahr nach dem Tod ihrer Großmutter, immer noch als erschreckend, Gram nicht hinter dem Ladentisch zu sehen. Da hatte sie immer gestanden, das weiße Haar hochgesteckt, weg von ihrem bemerkenswert jugendlichen Gesicht, und mit funkelnden blauen Augen. Diese saphirblauen Augen und ihr Lächeln hatten immer reine Freude ausgedrückt.
Ihr Lieblingsplatz aus Kindertagen zog Noelles Aufmerksamkeit an: die Bücherregale, die Pop-pop gebaut hatte. Eine ganze Wand hatte er mit Mahagoniregalen vollgestellt. Da war Noelle neun gewesen, aber sie erinnerte sich immer noch lebhaft daran. Das Radio war gelaufen, und sie hatten einen guten Song gespielt, was Gram veranlasst hatte, mit diesem gewissen Lächeln auf den Lippen hinter dem Ladentisch hervorzukommen. Sie hatte Pop-pop das Werkzeug aus der Hand genommen und mit ihm getanzt. Während das Lied lief, hatte er sie herumgewirbelt, als wären sie wieder jung, und ihr Kichern hatte geklungen wie ein Windspiel, bis Pop-pop sie mit einem Kuss zum Schweigen gebracht hatte. Da war Noelle gerade alt genug gewesen, um zu begreifen, was für eine Liebe die beiden füreinander empfanden. Sie waren ein perfektes Paar.
Vom Boden bis zur Decke waren die Fächer des Regals voller Bücher, die die Leute dort hineinstellten, wenn sie sie ausgelesen hatten. Die Regel lautete, dass jeder, der ein Buch hineinstellte, ein anderes mitnehmen durfte, doch über die Jahre waren so viele Bücher gespendet worden, dass sie nun jeden verfügbaren Platz ausfüllten und sich hier und da übereinander stapelten. Von einigen Stammgästen war bekannt, dass sie Buchzeichen mit ihren Namen in den Büchern hinterließen, um bei ihrem nächsten Besuch dort weiterzulesen, wo sie aufgehört hatten. Noelle konnte sich nicht erinnern, je einen Tag erlebt zu haben, an dem niemand lesend in einem der Sessel gesessen hatte.
Als sie aus der Welt der Erinnerung zurückkehrte, sah sie ihre Familie in der kleinen Sitzecke vor dem Bücherregal sitzen und ihr entgegenblicken. Ihre Mutter, ihr Vater, Pop-pop und ihre ältere Schwester Heidi – alle waren hier. Deshalb also war das Haus leer gewesen.
»Ich bin direkt hergekommen, aber es war viel Verkehr«, berichtete Noelle ein wenig atemlos.
Sie war die Straße buchstäblich hinaufgerannt. Als sie ihren Vater nach dem Kaffeetrinken angerufen hatte, um ihm zu sagen, sie sei auf dem Weg zur Bäckerei, hatte sich vorübergehend eine unbehagliche Stille eingestellt, ehe er gesagt hatte: »Wir müssen reden, Noelle.« Das war bereits das zweite Mal, dass er das gesagt hatte. Sein Ton hatte ihr nichts verraten, und er hatte sich geweigert, mehr zu sagen, bis sie einander von Angesicht zu Angesicht begegneten. Sie konnte sich nicht vorstellen, was um alles in der Welt so ernst sein konnte, dass die ganze Familie sich versammelt hatte. Waren es gute Neuigkeiten? Würde sie nun endlich Grams Bäckerei übernehmen und das neue Kapitel in ihrem Leben aufschlagen können, auf das sie gewartet hatte?
Doch jetzt wurde sie von Stille empfangen, und sie spürte sofort, wie unheimlich diese Stille war – ganz anders als die, die sich bisweilen kurz vor einer schönen Überraschung einstellte. Es war eine lastende Stille, als hätte sich eine unsichtbare Kraft gleich einem Nebel über sie gelegt, die nur darauf wartete, zuzuschlagen, wenn sie es am wenigsten erwarteten.
Forschend schaute sie Heidi in die Augen in der Hoffnung, einen Hinweis auf das zu erblicken, was sie erwartete. Aber da war nicht die Spur einer Andeutung zu erkennen. Ihre Mutter saß regungslos da, ein zerdrücktes Taschentuch in der Faust. Nur ihre Augen zuckten zu Noelles Vater, der aufblickte, als sie vorüberging, ihr aber nicht in die Augen sah. Langsam setzte sich Noelle auf einen Stuhl, der von einem der Tische herbeigeholt worden war, um einen Sitzkreis für die Familie zu bilden. Ihr Herz donnerte immer noch in der Brust, und sie machte sich gar nicht die Mühe, den Mantel abzulegen, so sehr fürchtete sie, sie könnte sich gezwungen sehen, wieder hinauszulaufen, um zu Atem zu kommen, nachdem sie ihre Angehörigen so vorgefunden hatte.
»Noelle, wir müssen die Bäckerei schließen«, sagte ihr Vater ohne Umschweife.
Eine Eiseskälte breitete sich aus. Außer ihrem Atem kam nichts über ihre Lippen; ihr fehlten die Worte. Es fühlte sich an, als würde ein Güterzug durch ihren Kopf rasen. Gram hatte ihr die Bäckerei versprochen. Sie hatte ihr gesagt, Pop-pop würde sie so lange leiten, bis er genug angespart hatte, um sich zur Ruhe zu setzen, und dann würde sie ihr gehören. Ihre Schwester war nie daran interessiert gewesen, die ganze Verantwortung für das Geschäft zu übernehmen, aber sie hatte sich über die Aussicht gefreut, dass sie in der Familie bliebe, und gesagt, sie wolle auch weiterhin ein Teil davon sein. Ihre Eltern waren in Rente und bereit, ihre Tage in Muße zu verbringen. Und all das war Noelle nur recht gewesen, denn die Leitung der Bäckerei lag ihr im Blut.
Als geborene Planerin hatte sie sich ihr ganzes Leben lang ausgemalt, wie sie es machen würde. Schon als Kind hatte sie ein Notizbuch voller Ideen gehabt, das sie immer mitgenommen hatte, wenn sie mit Gram in die Bäckerei gegangen war. Ihre Großmutter, die Arme voller Mehl, hatte den Teig für die Backwaren geknetet und genickt und ihre eigene Meinung beigesteuert, wenn Noelle ihr ihre Ideen vorgetragen hatte. Über die Jahre hatte sich zu dem Lächeln, mit dem Gram Noelles Gedanken begleitet hatte, ein konzentrierter Ausdruck gesellt, und schließlich war klar gewesen, dass Noelle die richtige Person für die Übernahme des Hope and Sugar war. Sie und Gram waren sich von jeher ähnlich gewesen und hatten sich besonders nahegestanden. Gram hatte Noelle alles über das Geschäft beigebracht. Noelle war schon seit Jahren bereit, die Verantwortung zu übernehmen, und hatte nur auf den Moment gewartet, in dem Pop-pop beschloss, dass es Zeit für ihn war, den Stab weiterzureichen.
Sie erinnerte sich an jene zweite Novemberwoche, in der ihre Großmutter die riesige Jukebox in der Ecke zu öffnen pflegte – rubinrot leuchtende Pilaster umrahmten den in Silber und Perlweiß schimmernden Korpus –, um die üblichen Platten gegen Weihnachtsklassiker auszutauschen. Für einen Vierteldollar – sie hatte sich nie die Mühe gemacht, den Preis zu erhöhen – konnten sich die Leute ihre Lieblings-Weihnachtslieder aussuchen, die dann leise im Hintergrund das Geplauder und den Ortstratsch begleiteten. Kurz nach Grams Tod war die Jukebox kaputtgegangen; soweit Noelle wusste, war sie nie repariert worden. Keiner ihrer Angehörigen hatte es über sich gebracht, die Weihnachtsplatten herauszunehmen oder das Gerät an irgendeinen Kundendienst zu schicken. Nun würde man sie einpacken, damit sie Gott weiß wo verstauben konnte.
Allein dieser Gedanke versetzte Noelle einen schmerzhaften Schlag in die Magengrube. Auch wenn sie sich immer gegen den Gedanken gewehrt hatte, hatte sie doch genauso empfunden wie Pop-pop: Die Bäckerei aufzugeben wäre, als würden sie ein Stück von Gram aufgeben. Und diese Vorstellung war unerträglich. All die Erinnerungen, all die wundervollen Zeiten an diesem Ort – Stück für Stück würde man sie aus dem Gebäude tragen. Es würde ihr das Herz brechen.
Noelles Traum, das Geschäft eines Tages zu übernehmen, schmolz davon wie Eis, das an ihrem Körper herabrann. Noch schlimmer aber war, dass ihr Vater beabsichtigt hatte, die Bäckerei weiterzuführen, um Pop-pops Ruhestand zu finanzieren. Sie konnte sich nicht vorstellen, was er ohne diese Einnahmen machen würde. Verzweifelt sah sie sich in der Bäckerei um, ohne zu wissen, wonach. Schließlich blieb ihr Blick an einem ungenutzten Stuhl am Kamin hängen, und ein Schluchzer stieg in ihrer Kehle hoch.
Wenn sie die Augen schloss, konnte sie Gram noch vor sich sehen, in den zarten Händen zwei Becher – cremefarbene, toffeebraun getüpfelte Keramik –, randvoll mit dampfend heißem, bittersüßem Kaffee. Den Kopf ein wenig zur Seite geneigt, einen Ausdruck im Gesicht, der besagte, sie würde dafür sorgen, dass alles sich zum Besseren wendete, reichte sie Noelle einen Becher und verschränkte die Finger ineinander, ehe sie sich auf eben diesen Stuhl am Feuer setzte, um ihr zuzuhören.
Zwar konnte Noelle nicht behaupten, sie hätte diese Augenblicke als selbstverständlich betrachtet, doch andererseits hatte sie wohl auch nicht begriffen, wie sehr ihr die Gespräche mit Gram fehlen würden. Sie vermisste ihre Großmutter so sehr; an manchen Tagen reichte schon der Geruch von Gebäck und Kaffee, damit sie mit den Tränen kämpfen musste. Wenn Gram jetzt doch nur hier sein könnte. Noelle brauchte sie einfach. Was sollte sie jetzt nur tun?
»Sie bringt keine Gewinne mehr ein«, sagte ihr Vater, kaum dass sie sich wieder zu ihm umgewandt hatte. Ihr Blick verschleierte sich, als wäre sie unter Wasser, während sie ihn anschaute, ganz so wie damals als kleines Mädchen im Schwimmbad. Dieses Mal aber brannte nicht Chlor in ihren Augen, sondern Tränen. Sie blinzelte dagegen an, versuchte sich zu beruhigen, sich zu konzentrieren und zu überlegen, wie das Problem zu lösen war.
»Vielleicht kann ich etwas tun«, sagte sie, und ihr Gehirn arbeitete mit Höchstgeschwindigkeit. »Es muss doch Möglichkeiten geben, mehr Einnahmen zu erzielen. Früher hat die Bäckerei ja auch Gewinn abgeworfen. Wir müssen vielleicht nur unser Angebot überarbeiten.«
Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Es ist egal, was wir anbieten. Wir werden keinen Gewinn machen, weil die Miete für das Geschäft zu hoch ist.«
»Können wir nicht …?«
»Nein.« Sanft, aber bestimmt schnitt er Noelle das Wort ab, ehe sie noch mehr Vorschläge machen konnte, wie man den Betrieb aufrechterhalten könnte. »Der neue Mietpreis ist unglaublich – viel zu hoch für ein kleines Familienunternehmen wie unseres. Glaub mir, wir haben jedes denkbare Szenario durchgespielt, aber es geht einfach nicht. Wir haben den Eigentümer bereits informiert, und er hat sich einen neuen Pächter gesucht.«
Endlich sah auch Pop-pop sie an. »Es tut mir so leid, Liebes. Über Weihnachten bleibt das Geschäft noch geöffnet, aber danach schließen wir endgültig. Es gibt einfach nichts, was wir noch tun könnten.«
Pop-pops Worte pfiffen durch ihren Kopf, hörten sich blechern und hohl an, während sie dasaß und sich bemühte, nicht zusammenzubrechen. Was sollte das für ein Weihnachtsfest sein, wenn sie wusste, dass die Bäckerei geschlossen würde? Das wäre überhaupt kein Fest. Sie fühlte sich, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Alles, wofür sie gearbeitet hatte, war weg, einfach so. Und sie würde Grams Erwartungen nicht erfüllen können.
Gram hatte darauf vertraut, dass sie ihren Traum weiterlebte. Einen Traum, der sie all ihre mageren Ersparnisse und sogar einen Teil von Pop-pops gekostet hatte – er hatte ihr finanziell ausgeholfen, noch bevor sie verheiratet waren. Gram hatte Noelle erzählt, Pop-pop hätte sie aufgezogen und gesagt, sie würden mit nichts als Hoffnung und einem Gebet loslegen, aber Gram hatte ihn korrigiert und erwidert: »Nein, mein Liebling. Ich habe dafür mehr als nur ein Gebet gesprochen. Wir legen mit Hoffnung und etwas Zucker los.« Und so war die Bäckerei zu ihrem Namen gekommen.
Ihr war, als würden die Wände näher rücken; sie bekam nicht genug Sauerstoff. Ihre Brust fühlte sich zu eng an, um Luft zu holen. Sie schaute die anderen an, doch deren traurige Mienen machten es nur noch schlimmer. Sie musste hier raus. Alles um sie herum erinnerte sie an Gram und daran, dass sie nicht hier war, um Noelle zu helfen, die schreckliche Neuigkeit zu verdauen. Sie wusste einfach nicht, wie sie ohne Gram damit zurechtkommen sollte. Noelle rannte aus der Bäckerei in die Eiseskälte, ohne noch ein Wort zu sagen. Am Ende der Straße blieb sie stehen und stützte die Hände auf die Knie. Sie bekam immer noch keine Luft und fühlte sich schwindelig. Niemand versuchte, sie aufzuhalten, aber damit hatte sie auch nicht gerechnet. Sie alle wussten, wie viel ihr die Bäckerei bedeutete.
Stundenlang war Noelle herumgefahren. Sie hatte ihrer Mutter Textnachrichten geschickt und ihr gesagt, sie sei noch nicht bereit, nach Hause zu kommen, und ihre Mom hatte versprochen, sie würde Lucas von der Schule abholen. So viel war ihr durch den Kopf gegangen. Sie hatte sich erinnert, wie großartig Gram jedes Mal reagiert hatte, wenn es für Noelle nicht gut gelaufen war, und wie wertvoll ihre Hilfe stets gewesen war. Noelle wusste, dass auch sie für ihre Familie stark sein konnte. Aber obwohl sie akzeptiert hatte, dass die Miete zu hoch war, war sie immer noch nicht ganz bereit, die Bäckerei aufzugeben. Und kampflos würde sie es erst recht nicht tun.
Sie fuhr in die Auffahrt vor dem Haus ihrer Eltern und schaltete den Motor ab. Das große, im Kolonialstil erbaute Ziegelgemäuer erstrahlte unter der Weihnachtsbeleuchtung, und der Baum funkelte hinter dem vorderen Fenster. Eine grüne Girlande ringelte sich um den Mast der Außenbeleuchtung empor, gekrönt von dem explosiven Rot einer weihnachtlichen Schleife, von der scharlachrote Bänder bis zum Boden herabhingen. Ihre Mutter und sie hatten den ganzen gestrigen Tag damit verbracht, Weihnachtsdekoration anzubringen, und gleich nach dem Frühstück an diesem Morgen weitergemacht. Noelle hatte nur aufgehört, ihr zu helfen, um sich mit Jo zu treffen, aber sie war nicht überrascht zu sehen, dass ihre Mutter in ihrer Abwesenheit fertig geworden war.
Muffy, der Cocker Spaniel ihrer Eltern, stand an der verglasten Eingangstür, als Noelle die Stufen emporstieg. Der Hund wedelte so heftig mit dem Schwanz, dass sein ganzes Hinterteil auf dem Fußabtreter hin- und herschwang. Ihre Eltern hatten ihn vor sieben Jahren als Welpen ins Haus geholt, als Noelle zum College gegangen war. Ihr hatten sie erklärt, sie seien einfach nicht bereit, ein verlassenes Nest zu bewachen. Ihre Mutter hatte gesagt, sie könne sich ihr Haus ohne Kinder ohnehin nicht vorstellen. Da hatte sie aber auch noch nicht gewusst, dass es bald wieder ein Baby geben würde, das sie verhätscheln konnte. Sehr bald.
Während Noelle vorsichtig über die vereisten Stufen zur Veranda ging, tauchte Lucas hinter Muffy auf der anderen Seite der Windfangtür auf und presste die Stirn an das Glas. Er war ein stiller Junge, der sich viel allein beschäftigte, doch was immer er gerade tat, er unterbrach es stets, um seine Mutter zu begrüßen. Als sie die Tür öffnete, trat er zurück, um Platz zu machen.
»Hi, Baby!«, sagte sie zu Lucas und bückte sich, um ihm einen Kuss zu geben. Sie hatte ihn immer schon »Baby« genannt, wenn sie nach Hause gekommen war, genau wie ihre Mutter es bei ihr getan hatte. Und auch jetzt konnte Noelle einfach nicht damit aufhören, obwohl er inzwischen schon sechs Jahre alt war. Vermutlich würde sie ihn sein Leben lang so nennen. Das war nun mal ihr Kosewort für ihren Sohn.
Dennoch gab sie sich große Mühe, ihn nicht wie ein Baby zu behandeln. Er war klein für sein Alter und wirkte unter fremden Leuten immer ein wenig unsicher. Ginge es nach ihm, so würde er sich den ganzen Tag in seinem Zimmer verkriechen und lesen. Sie wünschte sich für ihn, dass er sich in seiner Umgebung wohlfühlte. Sie wusste, es war ihre Aufgabe, den Mann in dem Jungen hervorzulocken und ihm zu helfen, seine Stärken zu erkennen. Doch sie wollte auch, dass er wusste, dass sie immer noch seine Mutter und völlig in ihn vernarrt war.
Früher hatte Noelle kontrolliert, welche Bücher er sich in der Bibliothek ausgesucht hatte, um sicherzustellen, dass sie seinem Alter angemessen waren. Aber Lucas hatte schon zu lesen begonnen, ehe er im Kindergarten war, und im letzten Jahr hatte er ein Tempo vorgelegt, bei dem sie nicht hatte mithalten können. Also überflog sie nur noch den Klappentext und fragte die Bibliothekare nach deren Meinung. Die Bibliothek war der einzige Ort, an dem sie ein Leuchten in seinem Gesicht sah, ein Funkeln in seinen Augen. Er kannte dort beinahe jeden Winkel, und wann immer sie dort waren, sauste er sofort in seine Abteilung.
So schnell er war, so penibel fuhr er mit dem Finger an den Regalen entlang auf der Suche nach dem einen Buch, das er beim letzten Mal nicht hatte mitnehmen dürfen, weil er bereits die maximale Anzahl an ausleihbaren Büchern erreicht hatte. Wann immer sie konnte, ging sie mit ihm hin, denn dies war auch die Gelegenheit, zu der er am meisten mit ihr redete, und sie genoss es, ihn so glücklich zu sehen. Sein enormer Lesehunger bereitete ihr keine Sorgen, seine Zurückgezogenheit aber schon. Deshalb gab sie sich große Mühe, dafür zu sorgen, dass er auch ein wenig Zeit mit anderen verbrachte.
Sie hatte ihn zum Baseballtraining zusammen mit anderen Kindern aus seiner Klasse angemeldet, aber wann immer sie den Wagen mit Bällen, Schlägern, Wasserflaschen und seiner Sporttasche beladen hatte, war von der Freude, die sich in der Bibliothek stets in seinen Augen spiegelte, nichts zu sehen gewesen. Zwar reagierte er weder trotzig noch wütend, doch es war unübersehbar, dass er nur ihr zuliebe an dem Training teilnahm. Einmal hatte sie ein Foto machen wollen, als er und seine Freunde in ihren Trikots auf der Bank saßen und sich die Begeisterung über das Spiel in ihrem Gelächter Ausdruck schuf. Doch Lucas hatte ganz allein am Ende der Bank gesessen, einen halben Meter von seiner Mannschaft entfernt, und seine Beine über dem Boden baumeln lassen. Der Anblick hatte ihr das Herz gebrochen. Für die nächste Saison hatte sie ihn nicht wieder angemeldet. Er hatte nie ein Wort darüber verloren, also nahm sie an, sie hatte richtig entschieden.
Ehe sie zur Küche ging, bückte sich Noelle, um Muffy zu begrüßen, die schon an ihr hochgesprungen war, ehe sie auch nur die Tür hatte schließen können. Die normale Alltagsatmosphäre tat ihr gut, und da sie wusste, dass ihre Mutter sich um einen angenehmen Abend bemühte, setzte Noelle ein Lächeln auf und beschloss, ihrerseits das Beste daraus zu machen.
»Hast du mit Oma Kekse für die Nachbarn gebacken?«, fragte sie Lucas angesichts des buttrigen, zuckrigen Geruchs, der aus der Küche herbeiwehte. Ihre Familie buk jedes Jahr genug Kekse, um auch die direkte Nachbarschaft mit einer großen Auswahl an Weihnachtsgebäck zu beglücken, und trotzdem behielten sie noch etliche Dosen übrig, die sie während der Feiertage naschen konnten.
Lucas nickte; ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
Noelle küsste ihn auf den Schopf, ehe sie durch die Tür zwischen Küche und Wohnzimmer den blinkenden Weihnachtsbaum bewunderte. Muffy, die ihr artig durch den Raum gefolgt war, schnüffelte inzwischen an einem der Geschenke auf der Christbaumdecke.
»Ich bin gar nicht dazu gekommen, dich zu fragen, wie dein Treffen mit Jo war, Liebling«, rief ihre Mutter ihr über die Schulter zu. Das Wasser lief und übertönte die Weihnachtsmusik im Hintergrund.
Noelle und Lucas setzten sich auf die Barhocker vor der Kücheninsel. Ihre Mom hatte Kerzen angezündet – die Pfefferminzduftkerzen in den großen Gläsern –, und auf dem kleinen CD-Player neben der Mikrowelle lief Nat King Cole. Auf der Arbeitsplatte reihte sich Teller an Teller voller Gebäck. Sie drehte sich um. »Geht es Jo gut?«
»Jep.« Noelle schnappte sich einen Lebkuchen und hielt kurz inne, um die weiß-rote Verzierung zu bewundern, die ihre Mutter so akribisch mit der Spritztülle aufgetragen hatte, genau wie Gram es sie gelehrt hatte. Gram hatte darauf beharrt, dass jede Frau, die, ob durch Geburt oder durch Heirat, zu dieser Familie gehörte, wissen müsse, wie Kekse glasiert wurden. Noelle konnte sich noch immer an die Lektion erinnern: »Halt die Spritztülle mit der Faust, sonst zittert deine Hand zu stark«, hatte Gram gesagt und ihr zugezwinkert.
Noelle bewunderte den Lebkuchen noch einen Moment länger, dann nahm sie einen Bissen.
Lucas kletterte von seinem Hocker und setzte sich mit dem Hund mitten auf den Küchenboden. Muffy drückte ihm die Nase an die Wange, beschnüffelte sein Gesicht und leckte die Gebäckkrumen ab, die an ihm hafteten. Den beiden zuzuschauen heiterte sie auf – sie war so dankbar, dass es Lucas gab. Ohne ihn wäre sie in diesem Jahr und nach dem Verlust der Bäckerei vermutlich gar nicht in Weihnachtsstimmung gekommen, aber sie war fest entschlossen, ihm ein schönes Fest zu bereiten. Er förderte das Beste in ihr zutage und lockte eine Kraft aus ihr hervor, von der sie nicht geahnt hatte, dass sie sie besaß.
»Wie viele Kekse hat Oma dir gegeben?«
»Nicht so viele«, sagte ihre Mom, als Lucas nicht antwortete. »Aber Thanksgiving ist vorbei. Weihnachten ist nahe genug, um schon ein bisschen mit dem Feiern anzufangen, will ich meinen. Die Zeit nach Thanksgiving ist ein einziges langes Fest, findest du nicht?«
Lucas reagierte mit leisem Vergnügen auf ihre Antwort, und sein Blick huschte zwischen Noelle und ihrer Mutter hin und her. Muffy war unter Lucas’ Beinen hindurchgeschlüpft und gerade im Begriff, davonzuspazieren. Noelle bückte sich und streichelte sie, als sie vorüberging. Prompt machte die Hündin kehrt, um sich noch mehr Streicheleinheiten abzuholen.
»Wo ist Dad?« Sie wusste, wie schwer er den Verlust der Bäckerei nehmen musste. Gram war seine Mutter gewesen, und er hatte viele Nächte damit zugebracht, ihren großen Plänen für Noelle und das Geschäft zu lauschen. Gram hatte die Bäckerei auch Heidi angeboten, aber nur Noelle hatte wirklich Interesse gezeigt und bis in die frühen Morgenstunden mit ihrem Dad und Gram darüber gesprochen. Es war ihr Dad, der gesagt hatte, Noelle wäre so interessiert daran, weil sie und Gram einander so ähnlich seien. Er hatte ihr auch gesagt, er könne sich nicht vorstellen, dass Noelle mit ihrem Leben irgendetwas anderes anfangen könnte; sie wäre genauso ein Naturtalent wie Gram.
»Er hat den Truck genommen, um noch Holz für den Kamin zu holen. Die Temperaturen sollen heute Abend weiter sinken. Es wird kalt.«
»Es ist schon kalt!« Noelle wischte sich die mit Lebkuchenkrümeln bedeckten Hände über dem Spülbecken ab, das von all der Backarbeit vollgestellt war mit Schüsseln und Löffeln. Ihr ging auf, dass nun alles einen Sinn ergab. Am Vorabend war ihr Vater beim Essen auffallend schweigsam und in sich gekehrt gewesen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich selbst die Schuld für den Verlust der Bäckerei gab – sie wusste nur nicht, warum die Miete so stark gestiegen war.
Ihre Mom versenkte einen Rührlöffel in dem Teig in einer weiteren Schüssel. »Hat Lucas einen warmen Pyjama?«
Die Frage diente nur dazu, lockere Stimmung zu verbreiten, aber Fragen dieser Art hatte Noelle bereits gehört, seit sie gestern früh eingetroffen waren. Ihre Mutter hatte sie vom Augenblick ihrer Ankunft an damit überschüttet. Obwohl sie lediglich Ausdruck von Fürsorge waren, trafen sie Noelle härter, als sie sollten, denn in ihren Augen bedeutete die Besorgnis ihrer Mutter, dass sie Noelle nicht zutraute, ihren Sohn allein angemessen zu versorgen.
Und die Wahrheit war, dass Lucas keinen Winterpyjama hatte – aus den alten war er herausgewachsen. Aber er hatte ein Sweatshirt und lange Unterhosen. Die waren absolut in Ordnung und warm genug, aber Noelle erinnerte sich gut daran, dass ihre Mutter in ihrer Kindheit stets einheitliche Weihnachtspyjamas für die ganze Familie gekauft hatte, und sie setzte sich selbst unter Druck, um Lucas ähnliche Erinnerungen zu schenken. Im Moment aber musste das, was er hatte, reichen, zumal es hübsch und bequem war. »Er hat einen warmen Pyjama, Mom«, sagte sie.
Noelles Handy benachrichtigte sie über eine eingehende E-Mail. Sie war von Melinda Burnett. Nun, da sie nicht mehr in der Bäckerei arbeiten konnte, bekam das Job-Angebot, das Heidi entdeckt hatte, ganz neue Bedeutung. Es war schließlich ihre einzige potenzielle Einkommensquelle. »Macht es dir etwas aus, wenn ich mich kurz in Dads Arbeitszimmer zurückziehe, um die Nachricht zu lesen? Es geht um meinen neuen Job.«
»Gar nicht. Lucas und ich wollen gerade anfangen, Geschenkpackungen mit Gebäck für alle zu machen.« Sie ließ einen der speziellen Hundekekse, die sie jedes Jahr buk, in Muffins Napf fallen. »Lukas, wasch dir die Hände, mein Schatz, dann kannst du mir helfen, die Beutel zu füllen.«
»Danke.« Noelle drehte sich zu Lucas um. »Ich bin gleich wieder da.« Mit einem Gefühl frisch entfachter Aufregung angesichts des Gedankens, dass endlich etwas plangemäß verlaufen könnte, zwickte sie ihn kurz in die Wange und ging hinaus. Was für eine Erleichterung, dass sie bald wieder in der Lage sein würde, ihre Rechnungen zu bezahlen, ohne jeden Penny zweimal umdrehen zu müssen! Der Job war zwar nicht das, was sie sich ursprünglich vorgestellt hatte, aber sie ermahnte sich im Stillen, dass er nur ein Zwischenstopp auf ihrer Reise war. So schnell wieder Arbeit zu finden, das grenzte an ein Weihnachtswunder.
Ich hoffe, es geht Ihnen gut, las sie hastig, begierig, zum Kern der Sache vorzustoßen. Melinda Burnett war gebeten worden, sich um Williams Angelegenheiten zu kümmern, bis Noelle für sie übernehmen konnte. Als sie zu der Stelle kam, an der das Gehalt erwähnt wurde, wären ihr beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen. Hastig kontrollierte sie noch einmal die Absenderadresse, um sich zu vergewissern, dass die Nachricht wirklich von der echten Melinda Burnett stammte und sich niemand einen grausamen Scherz mit ihr erlaubte. Von so viel Geld hatte sie in der Hausverwaltung nur träumen können. Zusätzlich würde sie im Haus des Mannes eine Zimmerflucht von der Größe einer ganzen Wohnung für sich und Lucas bekommen. Noelle blickte auf und nahm doch nichts wahr; ihre Gedanken überschlugen sich förmlich. Das Hochgefühl jagte ihr ein Kribbeln über den ganzen Körper, als sie weiterlas.
Dann, als sie den vollen Namen des Mannes las, hielt sie inne: William Harrington. Sie suchte nach der Adresse, fand sie und erkannte sie auf Anhieb. Der ältere Mann, um den sie sich kümmern sollte, war der Großvater von Alexander Harrington, der in der alten Harrington-Villa oben auf dem Hügel in der Nähe ihrer alten Schule lebte. Wann immer sie an dem Gebäude vorbeigegangen waren, hatte Phoebe von Alexander Harrington geschwärmt und ihr und Jo von ihrem Traum erzählt, eines Tages solch einen Prinzen zu heiraten. Und in gewisser Weise war er ein Prinz: Er hatte nur die besten Schulen besucht , während die Freundinnen zu der nächstgelegenen hatten gehen müssen.
Also würde Noelle nun tonnenweise Geld scheffeln und in einer Villa arbeiten. Sie brauchte keinen ganzen Moment, um darüber nachzudenken. Umgehend schickte sie eine Antwort und nahm an. Dann schlug sie eine Hand vor den Mund, um ihre Freudenschreie zu dämpfen. Es ging aufwärts!
»Hey«, sagte ihre Mom und schaute stirnrunzelnd um den Türrahmen herum. »Alles in Ordnung?«
»Ja!«, sagte Noelle. »Völlig in Ordnung.« Mehr als in Ordnung. Sie war selig.
»Ich wollte dir nur sagen, dass Pop-pop und Heidi heute zum Abendessen rüberkommen. Ist Jo inzwischen mit ihren Einkäufen fertig? Du könntest versuchen, sie abzufangen, ehe sie nach Hause geht. Vielleicht mag sie zu einem guten hausgemachten Essen zu uns kommen. Und Phoebe auch. Ich habe einen riesigen Braten, der darauf wartet, im Ofen zu landen. Wir brauchen ein paar Leute, die uns helfen, ihn aufzuessen.« Sie zwinkerte Noelle zu, deren Herz überlief vor Liebe zu ihrer Mutter. Sie gab sich wirklich alle Mühe, Noelle von der Bäckerei abzulenken, und sie wusste, die Anwesenheit ihrer Freundinnen und ihrer Familie waren exakt das, was Noelle brauchte.
»Okay«, entgegnete Noelle und bemühte sich redlich, ihr Grinsen im Zaum zu halten.
»Was ist los, Liebling?«, fragte ihre Mutter, die in Anbetracht von Noelles Reaktion ebenfalls lächeln musste.
»Das erzähle ich dir beim Abendessen.«
»Die Spannung bringt mich um.« Halb im Scherz verdrehte ihre Mutter die Augen, spielte aber mit.
Kaum hatte Noelle erwähnt, dass die Bäckerei schließen würde, war Jo mehr als bereit, herzukommen und ihre Freundin zu besuchen. Danach musste Noelle nur noch Phoebes Namen erwähnen, und schon hatte Jo ihr eine Nachricht geschickt.
»Toll, dass du jetzt so nah bei uns bist! Wir waren seit Ewigkeiten nicht mehr alle drei zusammen!«, sagte Jo quietschvergnügt am anderen Ende der Leitung, was Noelle ein Lächeln entlockte. Sie wusste, dass Jo ihre Gefühle hatte nachvollziehen können, als sie ihr von Hope and Sugar berichtet hatte, und dass das der Grund war, warum sie sofort zugestimmt hatte, zum Essen zu kommen. Jo versuchte unverkennbar, sie aufzuheitern, aber was wusste sie schon? Von der herzerweichenden Neuigkeit über die Bäckerei abgesehen, hatte Noelle den anderen etwas Wundervolles zu erzählen, und sie war froh, dass ihre Freundinnen nahe genug wohnten, um dabei zu sein und an ihrem Glück teilzuhaben. Zwar würde das den Verlust der Bäckerei nicht wettmachen, doch es würde immerhin ein wenig Freude bringen.
»Ich weiß.« Noelle schaffte es nicht, sich das Lächeln aus dem Gesicht zu wischen. Sie konnte es kaum erwarten, ihren Freundinnen die Neuigkeit zu erzählen. Die würden nie glauben, dass sie tatsächlich in der Harrington-Villa arbeiten sollte. Das Grundstück war so groß, dass es ihnen in der Kindheit vorgekommen war, als wäre das Haus meilenweit von der tiefer gelegenen Straße entfernt, auf der sie jeden Tag zur Schule gegangen waren. Eine Ziegelmauer mit einem verschlossenen Eisentor schützte das gewaltige Anwesen. Manchmal hatten sie auf dem Bürgersteig vor dem Gelände Himmel und Hölle gespielt, ehe sich ihre Wege am Ende der Straße getrennt hatten.
»Ich bringe Wein mit!«, verkündete Jo in einem Singsang.
Noelle dachte an all die Male, bei denen sie noch spät am Abend beisammen gewesen waren. Erst seit sie weiter voneinander entfernt wohnten, hatten ihre regelmäßigen Treffen allmählich aufgehört. Früher war das anders gewesen. Noelle hatte so viele Stunden wie möglich gearbeitet und sich ansonsten um ihren kleinen Sohn gekümmert – kein Wunder, dass sie oft nahe daran war, zusammenzubrechen. Oft war dann eine ihrer Freundinnen mit einer billigen Flasche Wein vorbeigekommen. Sie hatten Popcorn gemacht, einen Film angesehen, die Flasche leer getrunken und kichernd die gute alte Zeit beschworen, in der ihr Leben noch nicht so verrückt verlaufen war.
»Nur wenn es einer von der schäumenden Sorte mit Schraubverschluss ist«, neckte Noelle sie lachend.
»O Goooott.«
Noelle lachte noch lauter und ahnte das Grinsen am anderen Ende der Leitung, wohl wissend, dass Jo sich so gut wie sie selbst an jene Nächte erinnerte.
»Ah!«, machte Jo, und ihre Stimme entfernte sich vom Telefon. Dann war sie wieder da und sagte: »Phoebe hat mir eben geantwortet. Um wie viel Uhr?«
»Moms Essen ist um sechs fertig.«
»Gib mir zwanzig Minuten. Ich bin vorher da! Mit dem Wein.«
Heidi traf gleichzeitig mit Jo ein, und die beiden schwatzten bereits angeregt miteinander, als sie Noelle begrüßten. Noelle selbst war durch das Haus geschwirrt, hatte Lampen eingeschaltet, Kerzen angezündet und Snacks zur Überbrückung der Zeit bis zum Essen bereitgestellt. Weihnachten lag in der Luft: Weihnachtslieder erklangen aus den Lautsprechern im Wohnzimmer, Würstchen, Bratenfüllung und Lebkuchen verbreiteten einen verführerischen Duft, Lichter brannten, und im Kamin flackerte ein warmes, behagliches Feuer.
Jo wedelte mit der Weinflasche in Noelles Blickfeld. »Schraubverschluss«, erklärte sie zwinkernd und drückte ihr die Flasche in die Hand. »Wo ist dein kleiner Liebling?« Ehe Noelle antworten konnte, war sie schon eingetreten und auf dem Weg zur Küche. Noelle blieb für einen Augenblick allein mit ihrer Schwester zurück.
»Ist Pop-pop hier?«, fragte Heidi und hob die Weinflasche an, um das Etikett zu studieren. Amüsiert über Jos Weinauswahl, schüttelte sie den Kopf, und ihre mandelfarbenen Locken hüpften ihr um den Kopf, als sie ihren Mantel auszog und auf einen Stuhl legte. Ihre Mutter hatte während der letzten Minuten überall im Haus herumhantiert, Dinge geradegerückt und noch mehr Kerzen angezündet, strahlend vor Freude über all die Gäste. Das war ganz nach ihrem Geschmack, und sie war voll in ihrem Element. Nun fegte sie herbei, nahm den Mantel und drückte Heidi mit einem liebevollen Hallo einen Kuss auf die Wange.
Noelle grinste nur, als ihre Mom mit dem Mantel unter dem Arm zur Tür hinaussauste. »Pop-pop ist noch nicht hier«, sagte sie und fühlte sich so unbeschwert wie seit Tagen nicht mehr. Es war schön, endlich wieder ein bisschen Normalität zu erleben, und die Aussicht auf einen neuen Job war ihrer Stimmung auch nicht gerade abträglich. Ihre Schwester musterte sie neugierig. Noelle wusste, dass sie sich mit ihrem permanenten Grinsen verriet; trotzdem würde sie die guten Nachrichten nicht preisgeben, ehe alle beisammen waren.
»Gus, das Feuer ist wundervoll.« Ihre Mutter sang die Worte beinahe, als sie, Heidis Mantel immer noch unter dem Arm, kurz stehen blieb, um sich die Hände zu wärmen. Ihr Vater lächelte angesichts des Lobes, aber Noelle fand, dass er immer noch müde wirkte.
Vielleicht würde das, was sie zu verkünden hatte, ihn aufheitern, und sei es auch nur für einen Abend. Ihr Vater sorgte sich arg um sie – das hatte er ihr erzählt, als sie ihn nach dem Verlust ihrer Arbeitsstelle zum ersten Mal angerufen hatte. Und dann, nachdem er ihr die Neuigkeit über die Schließung der Bäckerei überbracht hatte, hatte sie ihm angesehen, dass er deswegen ein schlechtes Gewissen hatte. Ihre Entlassung war nicht seine Schuld, aber er schien es so aufzunehmen, und sie wusste, er hätte alles getan, um ihr die Bäckerei zu erhalten. Also musste die Sache mit der Mieterhöhung wirklich schwer zu bewältigen sein.
Noelle fixierte den Feuerraum des großen gemauerten Kamins; die Flammen darin loderten bis in den Abzug hinauf, und die Wärme bildete einen perfekten Rahmen für die sechs roten Samtstrümpfe, die am Kaminsims hingen und mit den jeweiligen Namen bestickt waren: Gus, Nora, Heidi, Noelle, Lucas und, natürlich, Muffy.
Nachdem er von Jo ein Hallo empfangen hatte, kam Lucas herein und setzte sich mit einem Buch auf das Sofa. Sobald er es sich bequem gemacht hatte, bedachte er seine Tante Heidi mit einem scheuen Lächeln.
»Wie geht es meinem süßen Neffen?«, fragte die, ließ sich neben ihn fallen, strich sich eine Locke hinter das Ohr und beugte sich zu ihm hinüber.
»Gut«, sagte er leise und mit einem vergnügten Gesichtsausdruck.
»Sieh einer an, was für ein großes Buch du ganz allein lesen kannst«, sagte sie, ehe sie sich mit großen Augen zu Noelle umwandte. Noelle wusste, dass das Buch für ältere Kinder gedacht war und Sechsjährige gewöhnlich keine so dicken Wälzer lasen. Aber er hatte schon lange vor der Einschulung ganz allein die kleinen Lesebücher verschlungen, wenn Noelle keine Zeit gefunden hatte, ihm vorzulesen. Damals waren sie zum ersten Mal in die Bibliothek gegangen. Er war gerade vier gewesen, als sie ihm seinen eigenen Bibliotheksausweis besorgt hatte, damit er seinem Hobby nachgehen konnte.
Lucas nahm den Kommentar frohgemut zur Kenntnis, doch sein Blick ruhte bereits auf der aufgeschlagenen Seite.
Heidi überließ ihn seinem Buch. Sie kam gut mit Lucas zurecht. Fremde neigten dazu, Noelle prüfend zu mustern, wenn er nicht reagierte wie die meisten Kinder. Er sagte nicht viel, aber das lag nicht daran, dass er die Leute nicht mochte. Er war einfach so. Noelle hatte mit seinen Lehrern gesprochen, weil sie befürchtet hatte, er würde es schwer haben, Freunde zu finden, wenn er so still war. Die hatten ihr aber berichtet, er hätte zwar nicht viele Freundschaften geschlossen, aber es gäbe einige gute, feste Freunde. Außerdem schien er ganz zufrieden so, und seine schulischen Leistungen waren geradezu musterhaft. Zudem gab es keinerlei Anzeichen für irgendwelche Ängste, von der Schüchternheit einmal abgesehen. Wenn er aufgefordert wurde, eine Frage zu beantworten, tat er das recht entspannt. Wirklich, kein Anlass zur Sorge.
Es klingelte an der Tür, und Noelles Vater öffnete. »O nein, nicht du!«, stichelte er, und zum ersten Mal seit ihrer Ankunft erkannte Noelle in seinen Zügen einen Funken von Amüsement.
Phoebe stand vor der Tür. Sie hielt ihr ausladendes weißes Kleid hoch und quetschte sich mit dem Reifrock, der kaum hindurchpassen wollte, hinein. Ihr Diadem saß schief, und sie hatte eine Keksdose und Wein dabei. Wild mit der Weinflasche wedelnd, bemühte sie sich, den Kopfschmuck am Herunterfallen zu hindern. »Du hast doch nicht gedacht, ich würde dich während der ganzen Weihnachtszeit einfach so davonkommen lassen, oder, Gus?« Phoebe klemmte sich den Wein zwischen Ellbogen und Körper, beugte sich vor und umfing Gus mit ihrem dünnen Arm. Dann zog sie hastig das voluminöse Kleid weiter hinein, ehe sich die Spitze in der Tür verfangen konnte, und küsste ihn auf die Wange.
Phoebe hatte einen Schopf roter Haare und Sommersprossen, und sie sah toll damit aus – sie hätte sich gut auf dem Titelblatt eines Modemagazins gemacht, was umso besser war, da sie Schauspielerin war. Der große Erfolg hatte sich bisher nicht eingestellt, aber sie hatte hier und da in einem Werbespot gespielt und hielt sich bis zum großen Durchbruch mit allerlei Brotjobs über Wasser. Seit Neuestem traf sie sich mit einem Chiropraktiker namens Paul, der ihr ständig Geschenke machte, zuletzt ein Paar silberne Ohrringe. Phoebe hatte Noelle erzählt, sie könne Weihnachten kaum erwarten, als sie die kleine Schachtel bei glutenfreier Pizza und zwei Gläsern Sekt geöffnet hatte. Ihre Karriere mochte nicht so recht vorankommen, doch sie war glücklich, und es sah ganz so aus, als hätte sie jetzt auch noch den perfekten Mann gefunden.
»Versprich mir nur, dass du nichts in die Luft jagst«, sagte Gus grinsend. Er achtete gar nicht darauf, dass sie gekleidet war wie Cinderella am Tag ihrer Hochzeit – soweit es Phoebe betraf, überraschte ihn vermutlich gar nichts mehr. Es tat gut, zu sehen, dass er wieder ganz der frotzelnde Vater war, den Noelle kannte.
»Das war nicht ich! Das war deine Tochter! Klär ihn auf, Noelle«, sagte Phoebe, kam herein und gab Noelle und Jo einen Kuss auf die Wange, ehe sie Richtung Küche ging, um sich, wie es ihre Art war, häuslich einzurichten. Wogen von Satin und Spitze bauschten sich hinter ihr. Ihre Nase kräuselte sich über dem zuckersüßen Lächeln, mit dem sie Lucas zuwinkte, was der mit einem Kichern quittierte, nur um sich, kaum dass sie zur Tür hinaus war, wieder in seinem Buch zu vergraben.
»Sie geht in die Küche!«, warnte Gus scherzhaft, und alle brachen in Gelächter aus.
Als sie neun gewesen waren, hatten Noelle und Phoebe beschlossen, mit der alten Videokamera ihrer Eltern eine Kochshow aufzuzeichnen. Da es ihnen verboten war, den Gasherd zu benutzen, hatten sie beschlossen, die Mikrowelle bis zum Anschlag mit Marshmallow-Schokoladen-Sandwiches zu füllen. Der Zucker in den Marshmallows war karamellisiert, hatte sich entzündet, und die schwammigen Würfelchen waren geplatzt und hatten alles vollgespritzt. Dank des lauten Knallens und des verbrannten Geruchs waren Noelles Eltern in die Küche gerannt, wo sie die Folgen der Schokoladen-Marshmallow-Explosion aus der Mikrowelle hatten triefen sehen, während die Mädchen die klebrige Substanz überall auf den Schränken verteilten bei dem Versuch, sie wegzuwischen. Seither hatten sie sich anhören müssen, sie dürften nie wieder kochen, ein Scherz, der sich bis in ihr Erwachsenenleben erhalten hatte.
»Was hast du vor, dass du hier in so einem Aufzug erscheinst?«, fragte Jo, deren Augen schon jetzt vor Vergnügen funkelten, als sie sich in der Küche zu ihr gesellten.
»Ich bin noch in meiner Rolle«, entgegnete Phoebe bedeutungsschwer, nur um gleich darauf breit zu grinsen. »Mein jüngster Schauspielauftritt – nützlich für meinen Lebenslauf. Außerdem habe ich Kleider zum Wechseln dabei. Sie sind in meiner Tasche«, sagte sie an der großen Kücheninsel über die Schulter hinweg.
Muffy bellte und machte alle darauf aufmerksam, dass Pop-pop gerade durch die Hintertür in die Küche kam. Noelle begrüßte ihn schon, während er sich noch die Stiefel auf der Fußmatte abwischte, worauf er ein wenig ins Taumeln geriet und danebentrat. Er zog seinen Mantel aus, den Noelles Mutter ihm nach einer kurzen Umarmung abnahm. »Hi, Dad«, sagte sie. Zwar war er Gus’ Vater, aber Noelles Mutter hatte ihn schon immer Dad genannt. Darum hatte er sie in der Minute gebeten, in der Gus ihm erzählt hatte, dass sie verlobt waren. »Ich habe eine Flasche Wein geöffnet. Möchtest du ein Glas?«