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Ein Buch von den Pflanzen & Oliver "Wyld Rose" Kyr. Sie möchten die Leser auf eine abenteuerliche Reise einladen, die uns nicht nur in die mysteriöse Welt der Pflanzen und Bäume entführt, sondern uns mitnimmt in unser eigenes Herz. Damit wir es wieder spüren. Ohne die Inspiration und Weisheit und vor allem ohne die Liebe der Pflanzenspirits wäre dieses Buch nie entstanden und wir ermutigen die Leser, mit offenen Armen und vor allem offenem Herzen auf die Pflanzen zuzugehen und ihnen Vertrauen zu schenken. SIE SIND UNSERE LEHRER
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Seitenzahl: 140
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Autoren:
Die Pflanzen & Oliver ‚Wyld Rose’ Kyr
www.OnePlanetOneFamily.is
Wendorf Verlag @2019
Neufnachstraße 1
86850 Fischach
www.wendorf-verlag.de
Illustration/Layout: Natalie Waiden
www.waldendesign.it
Bilder gemalt von
Tatjana Kuyasunch
Fotografien von Oliver Kyr und Tatjana Kuyasunch
ISBN: 978-3-9821300-8-8
Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Einwilligung des Verlages oder des Autors in irgendeiner Form (incl. Fotokopien, Mikroverfilmung oder anderer Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer oder mechanischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Für die „wilde Meute“.
Ich hab euer Versteck gefunden
und ja, es ist weise gewählt.
Für meine grünen Engel.
Hand in Blatt.
Für meine Familie,
die hier
und die im Heartland.
Für dich Dïona,
meine Muse, meine Freundin, meine Liebe.
Kuyasunch,
Oliver Wyld Rose
Und für Dorothy MacLean,
in Dankbarkeit.
EINE KOOPERATION MIT DEN PFLANZEN
Dieses Buch habe ich mit Hilfe der Pflanzen geschrieben. Das hört sich zunächst seltsam oder vielleicht auch „gesponnen“ an. Aber genau das haben wir getan, die Pflanzengeister und ich: Wir erzählen gemeinsam die vorliegenden Kapitel, gemeinhin nennt man diese Kooperation auch gerne „channeln“. Ich nenne sie liebevoll „Hand in Blatt“.
Die Bilder in diesem Buch hat meine Frau Tatjana Kuyasunch gemalt, ebenfalls inspiriert von den Geistern der Pflanzen und manches Mal mitten in einer Zeremonie.
Ohne die Inspiration und Weisheit und vor allem ohne die Liebe der Pflanzenspirits wäre dieses Buch nie entstanden und wir ermutigen die Leser, mit offenen Armen und vor allem offenem Herzen auf die Pflanzen zuzugehen und ihnen Vertrauen zu schenken.
SIE SIND UNSERE LEHRER.
PFLANZENKUNDE
YAGÉ ist eine heilige Medizin kolumbianischer Indigener. Ihr peruanisches Pendant ist das weithin bekannte Ayahuasca. Yagé wird aus zwei verschiedenen Pflanzen gewonnen und in Zeremonien als Medizin eingesetzt, um körperliche, geistige und seelische Heilung zu erreichen.
Leider findet seit Jahren ein profitorientierter “Ausverkauf“ der Heiligen Pflanzen Ayahuasca und Yagé statt, vor allem in Europa und den USA. In wenigen Wochen werden Menschen zum “Ayahuasca-Schamanen” ausgebildet und führen dann Zeremonien mit gutgläubigen und gut zahlenden Besuchern durch ohne den nötigen Respekt, die Demut und Liebe zu den Pflanzengeistern aufzubringen. Jahrelange Ausbildung erfahren Schamanen in Südamerika (und anderswo), um vor allem in ihrem Innern die nötige Reinheit und spirituelle Kraft zu erlangen, die für eine Führung in diesen Zeremonien notwendig ist. Mein Auto gebe ich in eine Vertragswerkstatt und meine Seele..?
COCA ist ebenfalls eine heilige Pflanze Südamerikas und verdankt ihren schlechten Ruf dem – unserer Meinung nach – äußerst schädlichen Kokain. Den Indianern gilt die Coca-Pflanze außerdem als heiliges Orakel, das die Fragen der Menschen auf eine sehr direkte und weise Art beantwortet. Wenn man zuhört.
DÏONA, so nennen die Uitoto – ein Stamm in Putumayo im Süden Kolumbiens – den Geist der Tabakpflanze. Tabak komplettiert das Trio der wichtigsten plantas sagradas und wird in den südamerikanischen indigenen Traditionen für Heilzeremonien eingesetzt. Man kann sich in diesen Zeremonien geistig mit Dïona verbinden und erhält so Antworten auf drängende Fragen.
TAITAwird der Medizinmann eines Dorfes oder Stammes liebevoll aber auch ehrfürchtig genannt. Taita bedeutet außerdem „Vater“.
TAITA KUNA, so nennen die Inga in Putumayo die große Kraft, die wir Gott, Alles-was-ist oder auch „prime creator“ nennen. Taita Kuna bedeutet wörtlich übersetzt: „Großer Vater“.
WAIRA SATCHAist ein Fächer aus Blättern, der in Zeremonien verwendet wird, um die Energie einer Zeremonie anzuheben und den Zugang zum Inneren Selbst zu vereinfachen. Außerdem benutzt man ihn in Heilungen, um schlechte Energien „fortzuwedeln“.
DIE KAPITEL DER REISE
TEIL 1: EIN LEBENSMÄANDER
1. Es war einmal ein Junge, der träumte
Ein kleiner Geschichtenerzähler mit Heuschnupfen
2. Der Engel der Schubladen
Die Blechmaus und das wilde Leben
3. Ein früher Abschied
Dem Leben adieu gesagt
4. Oh Lord, won’t you buy me: a Mercedes-Benz
„Ich mache doch alles ‚richtig’…“
5. Die lange dunkle Nacht der Seele
Die Seele klopft nicht mit Samthandschuhen an die Tür
6. Der ungläubige Thomas
Wenn die Engel kommen…
7. Werdet wie die Kinder
Dein Besifz besitzt dich
TEIL II: IM HERZEN GEN EDEN
8. Hand in Pfote
Ein Dokumentarfilm über die Rechte der Tiere
9. Eine Reise ins Herz der Pflanzen
Der zweite Film bringt uns nach Amerika
10. Eine Kathedrale im Dschungel
Wie man mit einem Baum spricht…
11. Königin Isabella
Eine Pflanze zu lieben (und zu vermissen)
12. Durchs wilde Land
7.000 Kilometer durch Mittelamerika
13. This is the passage…
Die Geister der Pflanzen und wir
TEIL III: DAS GRÜNE UNIVERSUM
14. Der kleine Tod
Jede Geburt beginnt mit einem (kleinen) Tod
15. Der Tanz des Lebens
Pflanzen helfen uns, weil sie uns lieben
16. Just another lemon tree
Schau mit den Augen der Liebe
17. Hand in Pfote in Blatt…
Die Geschichte vom Kolibri und dem Jaguar…
Uneingeladen kam dieWahrheit zu Besuch.Jetzt sitzen wir am Tisch mit ihrund trinken Dasein.
1 Buch der Wyld Rose, 123
Ein kleines Sträßchen trennt die Reihe der Bäume von mir, aber da sind sowieso keine Bäume mehr. Zumindest nicht in den Formen, die wir täglich wahrnehmen.
Neugierig schaut der volle Mond zu, wie ich zögernd und langsam, ganz langsam die Hand nach den Wesen ausstrecke, die da vor mir aufragen. Wie eine Wand aus Geistern säumen sie das Flussufer des rio pepino.
Nicht Angst empfinde ich, nicht Schrecken. Es ist tiefe Demut ob der Versammlung der Baumgeister, die auf mich zu warten scheint. Meine Brust vibriert, die waira satcha in meiner Rechten fächert sanft auf und ab, wie um die Geister dort drüben auf der anderen Straßenseite zu beruhigen. Leise, brummend, tönt Gesang aus meiner Kehle. Kein Gesang, den ich je gelernt hätte, keine Worte aus „dieser“ Welt. Tief, wie das Knurren eines Wolfes, schwingen die Laute hinaus in die kühle Nacht, ein jeder mit seinem eigenen, mir verborgenen Sinn. Mit einem Mal schält sich ein einzelner Baum aus dem Reigen, wie um mich zu begrüßen. Hebt sich von den anderen Geistern ab. Betrachtet mich, und ich betrachte seine Energie, die auf und abwogt. Es ist der Zitronenbaum von vorgestern Nacht, der mich vor dem nahenden Auto gewarnt hat - in sehr bildlicher, aber überdeutlicher Weise.
„Wollen wir reden?“, lädt er mich in Gedanken ein. „Ich habe dir etwas zu sagen.“
„Ja, natürlich“, formuliere ich in meinem Kopf. Mein Herz schlägt wild, dann eröffnet mir der Zitronenbaum, Gesandter der Baumgeister heute Nacht:
„Es geht um deine Mission auf der Erde.“
Und dann ändert sich mein Leben. Einmal mehr.
(LektionenäerPflanzen. El Pepino, Putumayo, Kolumbien. Mitte April 2019)
Die Wahrheit ist ein wildes Vögelchen. Es huscht umher, schneller als der Moment und flattert wild mit schillernden Regenbogenflügeln. Und wenn du nach ihm greifst, nach dem bald hier - bald dorthin huschenden Wesen, wenn du es zu fassen bekommst und es in die Hände nimmst, um es festeuhalten:
Ja dann stirbt es, erstarrt zu kaltem Stein.
Es gibt so viele auf der Welt, die „die Wahrheit“ verkünden, sie gegen die „anderen, falschen Wahrheiten“ verteidigen, um ihre eigene Version in den Boden der Intoleranz zu zementieren. Um sicheren Halt zu finden im vermeintlichen Sturm des Lebens.
Ich kann sie verstehen, jetet, im Rückspiegel des Lebens.
Mehrere Male dachte ich selbst, jetzt wäre mir die endgültige Wahrheit zuteil geworden. Endlich hätte ich die Welt verstanden, und wehe! jemand rüttelte an ihr.
„Wahrheit“ ist ein gefährliches Wort, so wie „wissen“. Unzählige Schriften und Bücher verkünden sie, selbsternannte Propheten nuteen sie ihrer Anhängerschaft wegen. Und belehren die, die anders glauben, anders fühlen, anders verstehen.
Dieses Buch erzählt meine Geschichte – die Geschichte vom kleinen Jungen, der ein großes Abenteuer begann und der immer noch staunend und neugierig seinen Weg geht. Der sich erinnert - nicht nur an seine eigene Kindheit., sondern auch an tiefe Wahrheiten, die in ihm schlummern und nach und nach ans Licht kommen.
Aber dies sind meine eigenen Wahrheiten, die sich mit vielen Aussagen indigener Weiser decken und die immer so einfach und simpel daherkommen, dass ich manches Mal die Augen ob meiner selbst verdrehe und denke und sage:
„So einfach. So klar. Und es war die ganze Zeit da. Die ganze Zeit. Ich habe es einfach nicht gesehen.“
In einer langen, durchphilosophierten Nacht gab ich einer Bekannten kund:
„Letzten Endes, wenn es meine beiden Chihuahuas nicht verstehen: dann kann es nicht die Wahrheit sein.“
Und dazu stehe ich immer noch. Denn was wir hier in dieser Welt mit unseren Augen sehen, ist nur eine Facette, eine Illusion, wenngleich eine sehr überzeugend wirkende. Was wir im Herzen spüren, wenn wir seiner Energie endlich nachgeben und vertrauen; was wir hinter den Dingen sehen und hinter der Fassade der „Anderen“ entdecken können: das führt uns zurück zu uns selbst. Zu dem und der, die wir eigentlich sind und immer schon waren.
Dieses Buch erzählt von einem Abenteuer., von einer langen Reise. Von den Pflanzen, die mein Herz geöffnet haben. Auf unerhörte Art und Weise. Dieses Buch möchte euch inspirieren, die eigene Wahrheit zu finden. Jenseits der „copy & paste“- Spiritualität, die wohl den Märkten geschuldet ist. Denn, so las ich einst im Buch eines sibirischen Schamanen: „Wenn du jemandem folgst, siehst du nur seinen Rücken.“
Die Geister oder Engel, die uns wachsam leiten und uns Lektionen auf den Weg geben, haben sich seit Anbeginn der Zeit und noch davor, als es weder Zeit noch Raum gab, versteckt. Dort, wo wir sie nie vermutet hätten und wo wir in der Hast des Alltags nie nachschauen würden:
Sie verstecken sich aufgeregt wispernd und neugierig nach uns Ausschau haltend in unserem Herzen.
Und nicht nur das - sie verstecken sich auch in der Zeit, nämlich im jetzt, im augenblicklichen Moment. Und wer schaut zwischen Glück versprechenden Taschenbüchern, vorabendlichen Fernsehserien, Fernreisen zu spirituellen Retreats und im Stakkato der vom Smartphone verkündeten Termine - wer schaut dort und dann schon nach?
Wenn wir sie dann immer wieder einmal dort und dann finden, sind sie sehr glücklich und überreichen uns das Geschenk des Lebens, des Vertrauens, der Liebe.
Und das Spiel beginnt erneut.
Das alles habe ich nirgendwo gelesen. Es ist kein elaboriertes Konzept. Es ist einfach das, was ich erlebt und erfahren habe. Meine eigene „Wahrheit“.
In tiefer Dankbarkeit,
Oliver ‚Wyld Rose’
Bogotá, im April 2019
Erstes BuchEIN LEBENSMÄANDER
1
ES WAR EINMAL EIN JUNGE, DER TRÄUMTE
Träume sind ewig Realität stirbt
1. Buch der Wyld Rose, 148
Aus meinen Fingerspitzen leuchtet rotes Licht in den Rosenbusch hinein. Wie in einem Fantasy- oder Science-Fiction-Film strahlt es aus meiner Hand bis es die zarten Blätter der Pflanze in Fabios Garten berührt. Ich habe so etwas noch nie gesehen, und mit offenem Mund starre ich die Verbindung zwischen Gringo und Rose an.
Mama Rose, so werde ich sie ab dieser Nacht nennen dürfen, erwidert den Gruß, und wir verbinden uns. Auf unaussprechliche Art und Weise, in einer Dimension, für die ich keine Worte habe.
Dann setzt mein Herz einen Schlag lang aus. Denn das Königreich der Rose öffnet sich, und ich erkenne die zauberhafte Geisterwelt, die in dem Rosenbusch schlummert. Ungesehen, unsichtbar, bis man sein Herz für diese Wahrheit öffnet.
Seltsame kleine, insektenähnliche Wesen umkreisen die aufgefächerten Blüten von Mama Rose. Tauchen ab in die dunkelroten Schirme der Rosen, schießen wieder daraus hervor.
Eines funkelt mich an, dann ist es weg. Miniaturbauten, Pyramiden gleich, wachsen aus dem Schoß des Rosenbusches, in Sekunden entsteht eine ganze Stadt, die dem legendären Inkareich Machu Picchu in nichts nachsteht. Ein ganzes Universum fächert sich vor mir auf, die Rose stellt sich mir in ihrer ganzen Schönheit und Pracht vor.
Mit einem Mal steht alles still, die kolibriähnlichen, geflügelten Wesen halten mitten im Flug inne, das Königreich der Rosen erstarrt in Zeit und Raum. Dann zeigt mir Mama Rose einen kleinen Kokon, den sie aus einer ihrer Blüten zaubert. Reicht ihn mir dar, und ich verstehe: es ist ein Geschenk. Doch was bedeutet es?
„Schau in deine Hände“, wispert Mama Rose sanft und geduldig. Ich schaue und ich sehe in meiner Handfläche, wie auf einem Fleischgewordenen iPad:
Ein Arzt mit Mundschutz in einem hell erleuchteten Raum, ein Operationssaal: Angst wabert irgendwo tief unten in mir drin, dringt langsam und zäh in mein Bewusstsein vor. In der Hand trägt der Arzt einen langen, sehr langen, spitzen Gegenstand. Eine Szene wie aus dem Vorspann eines düsteren Horrorfilms. Die Angst erfüllt mich jetzt überall, mein Herz pocht von innen gegen meinen Brustkorb. Ich kenne die Szene und kenne sie nicht. Ich erinnere mich. Aber an was?
Dann schwebt das Gesicht eines Neugeborenen vor mir in der kühlen Nachtluft. Es schaut mich an, und instinktiv presse ich es an mein Herz. Ohne nachzudenken, einfach weil ich nicht anders kann.
„Du bist nicht allein“, raune ich der kleinen Gestalt in Gedanken zu. „Du wirst geliebt. Alles ist gut, wir sind da.“
Dass dieses Neugeborene ich selbst bin, begreife ich erst Monate später.
(Lektionen der Pflanzen. Bogotá, Kolumbien. August 2018)
Blumen mochte ich nicht als Kind.
Meine Mutter nahm mich und meine Schwester auf Spaziergänge durch blühende Wiesen mit, hinein in Wälder, zu denen mit „Wurzeln“.
„Schau: die Blüten. Die prächtigen Farben. Hör mal, der Wind in den Bäumen. Und hier, eine Schafsgarbe…“
Ich trottete hinterher und dachte nur an die tollen Fernsehserien, die ich gerade verpasste:
„Fünf Freunde“, „Western von gestern“, „Tom & Jerry“. Alle würden sie gesehen haben und morgen in der Schule darüber berichten. „Hast du gesehen, wie Fuzzy Jones mit dem Colt…?“
Ich würde es nicht gesehen haben, ich war ja draußen in der Natur.
Da standen sie, ja. Allgegenwärtige Stängel, Stämme, Ast und Blatt bewehrt. Die Pflanzen bevölkerten meine Welt als Hintergrund, als Staffage. Ihre Schönheit konnte ich nicht sehen, von ihrer Weisheit hatte ich nicht die geringste Ahnung. Wie schön, dass unsere Mutter uns mit hinaus genommen hatte. Uns die Welt der Wunder bestaunen lassen anstatt uns vorm heimischen Fernseher verwaisen zu lassen. Einzig: ich verstand es nicht.
Man pflückt einen Blumenstrauß aus Wildblumen am Muttertag: Klee, Butterblumen, Schafsgarbe vielleicht. Ein paar Gräser dazu, schön dick muss er sein. Viel freut viel… Ab in die Vase, Mama freut sich, Belohnungskuss.
Dafür waren sie schon bestens geeignet, diese bunten Dinger, die aus der Erde wuchsen.
Aber dass diese stillen Wesen in sattem Gelb und strahlendem Weiß und tiefem Violett unsere Brüder und Schwestern wären? Und man womöglich mit ihnen Kontakt aufnehmen könne?
Also bitte…
Ich lebte in Geschichten, schon als ganz Kleiner.
Erdachte sie in meinem kleinen Indianerzelt, das in unserem Garten in Süddeutschland stand. Saß stundenlang im schattigen Schutz des Kinder-Wigwams und erfand eifrig Scharen von Wesen. Litt mit ihnen, kämpfte mit ihnen gegen „das Böse“, ringte sie um mich als beste Freunde.
Die kleinen Figürchen aus Plastik waren aufgeteilt in Cowboys (die Guten, so sahen sie auch aus) und Indianer (mit gezücktem Tomahawk oder reitend mit gespanntem Bogen, immer mit wilden Grimassen auf dem kleinen Plastikgesicht).
Erst Winnetou und Old Shatterhand rüttelten an der Schwarz-Weiß-Sicht, und endlich kam der Tag, als ich mich an Fasching selbst als Indianer verkleidete - mit Federschmuck, dicken Farbstrichen auf den Wangen und natürlich Pfeil und Bogen.
Was mag Taita Kuna, der große Geist der uns alle träumt, was mag er an diesem Tag liebevoll gelacht haben:
„Wenn er nur wüsste, der kleine Geschichtenerzähler. Wenn er nur wüsste, was das Leben mit ihm vorhat.“
Heuschnupfen hatte ich.
Wenn die Blumen stolz ihre Blüten auffächerten, die Birken sich sprühend dem Leben zeigten und sich das blühende Gras tief violett und strahlend weiß im Wind neigte; ja dann saß ich drinnen, die Nase juckend, die Augen brennend und verwünschte die da draußen, die mich plagten.
Erst in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens, beinahe vierzig Jahre später, sollte ich endlich verstehen, was die Natur mir zu sagen hatte und wo sie mich hinführen würde.
Ich war zwei Wochen zu spät auf die Welt gekommen, im frühen September 1970. Eine astrologische Jungfrau, die von den Sternen als Löwe geplant gewesen war. Aber diese Feinheiten waren für mich natürlich nicht von Belang.
Ich wollte drin bleiben, drin im Warmen, in der Geborgenheit, in Sicherheit, zu Hause. Als wäre ich misstrauisch gewesen ob der Welt da draußen und hätte es vorgezogen, „daheim in Mama“ zu bleiben. Viele Jahre später durfte ich dieses Gefühl noch einmal durchleben und verstehen, mit wie viel Angst ich der neuen Welt entgegensah.
Zurückhaltend gegenüber anderen gab ich mich in meinen Kinderjahren. Saß neben den Gruppen der spielenden Kinder und spielte nicht mit. Blieb am Rand, trennte mich sichtbar von der Gruppe. Freute mich, wenn Mama oder Papa mich im Kindergarten abholten. Und ab und an traf ich mich sogar mit einzelnen Freunden, wenn ich dann Vertrauen in sie gefasst hatte.
Nicht dass ich traurig gewesen wäre, es war Eigenbrödlertum. Ich zog es einfach vor, am Rand zu sein. Alleine. Ohne das laute Hin und Her und Gekreisch und bunte Treiben, das ich argwöhnisch beäugte.
Als ich neun war kaufte mir meine Mutter kleine, linierte
