Meine sanfte Medizin für Kinder - Franziska Rubin - E-Book

Meine sanfte Medizin für Kinder E-Book

Franziska Rubin

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Beschreibung

Unverzichtbares Gesundheitswissen für Eltern Sind die Kinder krank, stehen Eltern vor der Frage: Was kann ich selbst tun und wann sollte ich besser zum Arzt gehen? Es muss nicht immer gleich die Pille oder Spritze sein. Oft hilft ein altbewährtes Hausmittel wie ein heilsamer Wickel, wohltuende Kräutertees oder ein Zwiebelsäckchen. Dieser Ratgeber bietet übersichtliche Informationen zu den häufigsten Kinderkrankheiten - vom Säuglings- bis zum Schulkindalter - und zu alternativen Heilmethoden. Was tun bei Blähungen und Bauchweh bei Neugeborenen? Was hilft bei Milchschorf und Schmerzen beim Zahnen? Wie lindert man sanft die Beschwerden bei Erkältungs-Krankheiten, Windpocken, Masern, Scharlach und anderen Infekten? Welche Mittel gibt es bei chronischen Erkrankungen wie Neurodermitis oder Migräne? Worauf ist im Notfall bei Verletzungen, Verbrennungen und Insektenstichen zu achten? Und wie begegnet man seelischen Störungen oder den besonderen Herausforderungen, die mit der Pubertät einhergehen? Dr. Franziska Rubin, selbst Mutter von drei Kindern und bekannte TV-Ärztin, weiß guten Rat. Sie erklärt Symptome und Heilmethoden und gibt Tipps, wie Selbstheilungskräfte angeregt werden. Dabei geht sie auf verschiedene Methoden der Naturheilkunde ein: auf Homöopathie, Akupressur und Akupunktur, Kneipp-Therapie, Schüßler-Salze und Ayurveda. Übersichtliche Tabellen schaffen einen schnellen Überblick über Symptome oder Erste-Hilfe-Maßnahmen. Das Anlegen von Waden- und Brustwickeln, Bereiten von Fußbädern und heilsamen Salben wird in Schritt-für-Schritt-Anleitungen anschaulich beschrieben. Der beliebte Bestseller von Dr. Rubin wurde komplett überarbeitet und ergänzt – ein kompetenter, unverzichtbarer Ratgeber für die Gesundheit Ihrer Kinder!

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Seitenzahl: 357

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Inhalt

Vorwort

Gesund groß werden

Vom Säugling bis zum Teenager

Süßes Kinderleben

Alles auf Neustart – die Pubertät

Das Smartphone und die Kinderwelt

Natürlich behandeln

Naturheilkunde für Kinder

Kneipp für Kinder

Wassertherapie kompakt

Wirksame Kneipp-Anwendungen im Überblick

Häufige Krankheiten bei Babys

Krankheiten bei Babys behandeln

Neugeborene (0 bis 3 Monate)

Kinder kennen noch keine Gefahren

Säuglinge (3 bis 12 Monate)

Rezeptideen für die erste Beikost

Gesunde Zähne beginnen im Bauch

Häufige Krankheiten bei Kindern

Die klassischen Kinderkrankheiten auf einen Blick

Erkältungskrankheiten

Schnupfen

Hals- und Rachenentzündung

Husten

Ohrenschmerzen

Fieber

Schnelle Hilfe mit Küchenklassikern

Magen-Darm-Beschwerden

Blähungen und Bauchkrämpfe

Magen-Darm-Infekt

Verstopfung

Übergewicht

Beschwerden der Harnwege und Geschlechtsorgane

Harnwegsentzündung

Vorhautentzündung

Scheidenentzündung

Menstruationsbeschwerden

Niedriger Blutdruck und Schwindel

Diabetes mellitus

Bindehautentzündung

Borreliose

Hauterkrankungen

Neurodermitis und Ekzeme

Kopfläuse

Warzen

Sonnenbrand und Sonnenallergie

Schmerzen

Kopfschmerzen

Migräne

Seelische Störungen

Angst

Depressive Verstimmung

Schlafstörungen

Entspannt euch!

Konzentrationsstörungen

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

Erste Hilfe

Im Notfall Bescheid wissen

Fremdkörper entfernen

Schürf-, Platz- und Schnittwunden

Verstauchungen und Zerrungen

Verbrennungen

Nasenbluten

Insektenstiche

Anhang

Naturheilkundliche Hausapotheke

Reisen mit Kindern

Akupressur richtig anwenden

Erste-Hilfe-Kasten, Adressen, Literatur

Danksagung, Bildnachweis, Abkürzungen

Impressum

Liebe Leser,

als die Erstauflage dieses Buches erschien, waren meine Kinder noch sehr klein. Damals hatte ich manchmal den Eindruck, sie seien ständig krank. Nach den Babykoliken und Zahnungsbeschwerden kamen verschiedenste Infekte mit oder ohne Husten, mit Ohrenschmerzen oder gar Erbrechen und immer wieder mit Fieber. Manchmal kam ich mir vor wie Nachtschwester, Notarzt und Seelsorger in einer Person und war in der ersten Zeit einfach nur erschöpft. Mein Medizinstudium hat mir zwar dabei geholfen, banale Erkrankungen von ernsten zu unterscheiden, bei der Behandlung allerdings fehlten mir oft sanftere Lösungen, also Alternativen zu Antibiotika und Fieberzäpfchen. Da mir die Naturheilkunde aus aller Welt schon immer sehr am Herzen lag, konnte ich feststellen, dass sie für Kinder einen besonders großen Schatz an Anwendungen bereithält und bei ihnen besonders gut wirkt.

Mittlerweile beschäftigen unsere Familie noch andere Probleme. Stichpunkt Digitalisierung: Die meisten Schulkinder und Jugendlichen haben ein Smartphone, was dazu führt, dass Computer und Fernsehen überall verfügbar sind. Wir unterschätzen die Auswirkungen auf die seelische und körperliche Gesundheit der Heranwachsenden. Deshalb finden Sie hier, liebe Leser, ein neues Kapitel zu dieser Thematik.

Immer mehr Kinder leiden unter klassischen Zivilisationskrankheiten, die noch vor einigen Jahren vorrangig Erwachsene betrafen: Diabetes, Bluthochdruck, Fettleber sowie Schmerzen im Bewegungsapparat. Warum ist das so? Hauptursache ist das Übergewicht. Wir haben es heute nicht mehr mit dem einen Pummelchen in der Klasse zu tun, sondern mit viel zu vielen übergewichtigen Kindern. Grund genug, sich dieser Thematik anzunehmen, ebenso wie der Problematik des zunehmenden Stresses.

Die gute Nachricht ist: Kinder haben eine gesunde Grundausstattung und sind selten chronisch krank. So leicht sie ein einfacher Infekt völlig aus der Bahn wirft, so schnell sind sie oft auch wieder auf den Beinen und spielen oder lachen, als wäre nichts gewesen.

Es bedarf nur des richtigen Anstoßes, damit sie in ihre Balance zurückfinden. Ich bin immer wieder verblüfft, wie schnell ein homöopathisches Mittel, Tee oder das Zwiebelsäckchen eine beginnende Erkrankung im Keim ersticken kann. Werden die Kinder dennoch krank, helfen die Rezepte und Anwendungen in diesem Buch, die Krankheiten besser zu überstehen und die Symptome zu lindern. Sie lösen den Husten oder senken das Fieber und stärken gleichzeitig die Abwehr.

Dieses Buch soll Ihnen helfen, die Krankheiten Ihrer Kinder richtig zu erkennen, Schlimmes von Banalem zu unterscheiden. Sie erfahren, wann Sie zum Arzt gehen müssen und bei welchen Beschwerden Sie selbst helfen können. Dazu finden Sie viele naturheilkundliche Tipps, Rezepte und Anwendungen aus aller Welt. Ergänzend wird erläutert, welche sanften Mittel Apotheke und Schulmedizin bereithalten.

Seien Sie mutig und probieren Sie die Hausmittel aus, die oft verblüffend einfach sind. Einige Hausmittel, wie Zwiebeln, Kartoffeln oder Wasser und Tücher für Wickel, haben Sie immer im Haus und somit schnell zur Hand. Legen Sie sich außerdem eine naturheilkundliche Hausapotheke zu. Schon bald werden Sie merken, ob Ihr Kind gut auf pflanzliche Mittel, ayurvedische Massagen, Akupressur oder Wickel anspricht. Meine Kinder lieben zum Beispiel die Wasseranwendungen nach Kneipp.

Es ist ein schönes Gefühl, seinem Kind schnell und einfach helfen zu können, und wird Ihnen viele Arztbesuche ersparen.

Ein besonderes Anliegen war es mir, auch auf die Sorgen und seelischen Nöte der Kinder einzugehen. Deshalb sind hier Ratschläge zusammengestellt, die bei Aufmerksamkeitsstörungen, Angst, Schlafstörungen oder Stress helfen können. Denn seelische Leiden treten heutzutage auch bei Kindern immer häufiger auf und können für die ganze Familie sehr belastend sein.

Nicht zuletzt finden Sie die wichtigsten Tipps zum Impfen und zur Ersten Hilfe bei Kindern, die Sie auch in Notfallsituationen gelassener machen, damit Sie richtig handeln können.

Viel Erfolg für Sie, finden Sie die Ratschläge, die am besten zu Ihrer Familie passen, und bleiben oder werden Sie »Hauptsache gesund«!

KAPITEL 1

GESUND GROSS WERDEN

Damit aus einem hilflosen Baby ein selbstbewusster Jugendlicher wird, braucht es vor allem Liebe und Zuwendung. Doch Eltern, die wissen, welche Entwicklungsschritte ein Kind durchlebt, wie man sein Immunsystem fördert und es körperlich und psychisch stärkt, können ihrem Kind noch viel mehr mit auf den Weg geben.

Vom Säugling bis zum Teenager

Wenn Eltern zum ersten Mal ihr Baby im Arm halten, können sie sich kaum vorstellen, wie aus diesem winzigen und zerbrechlichen Wesen einmal ein großer und starker Mensch werden soll. Vor allem beim ersten Kind sind viele unsicher. Sie möchten dem Baby keinen Schaden zufügen und seine Zeichen richtig deuten. In unserer mobilen Gesellschaft, in der die Generationen nicht mehr unter einem Dach leben, fehlt oft die Gelassenheit älterer Familienmitglieder, welche die Babyzeit, Kinderkrankheiten und Pubertät schon einmal hinter sich gebracht haben und wissen, dass kleine Krisen normal sind und vorüberziehen. Frischgebackene Eltern müssen daher selbst herausfinden, was für ihr Kind das Beste ist – bei Bauchkrämpfen, Zahnweh oder plötzlichem Fieber. Dieses Buch soll ihnen dabei eine Hilfe sein.

Als zentraler Grundsatz gilt von der Schwangerschaft bis an das Lebensende: Liebe ist die beste Medizin. Sie kann natürlich nicht alles kurieren und ersetzt auch keine notwendige ärztliche Behandlung. Aber viele Leser werden sich an eigene Krankheiten in ihrer Kindheit erinnern und daran, wie wohltuend die Fürsorge der Mutter dann war, wie wichtig der Körperkontakt, die kühlende Hand auf der Stirn oder eine vertraute Stimme, wenn Mutter oder Vater eine Geschichte vorgelesen hat.

Die Liebe der Eltern stärkt ein Kind körperlich und seelisch. Haben Sie also keine Angst, etwas falsch zu machen.

Liebe ist Medizin

Mein erster Rat ist: Haben Sie keine Angst, etwas falsch zu machen! Auch wenn Sie sich vielleicht von der Aufgabe der Pflege Ihres Kindes überfordert fühlen, weil Sie noch keine Erfahrung damit haben, so sollten Sie immer daran denken, dass Sie als Eltern über etwas ganz Entscheidendes verfügen, wenn es um das Gesundwerden geht: Ihre Liebe. Sie stärkt Ihr Kind nicht nur seelisch, sondern auch körperlich: Das Immunsystem wird unterstützt, Schmerzen schwinden, und das Fieber sinkt. Geben Sie Ihrem Kind also besonders viel Nähe, ein bisschen Verwöhnen der kleinen Patienten ist durchaus erlaubt!

Kinder wachsen nicht nach einem fertigen Programm heran. Das, was sie von ihren Eltern geerbt haben, bildet nur den biologischen Rahmen. Wie sich ihr Leben jedoch entwickelt, das bestimmt zu einem erheblichen Maß die Umwelt und damit auch Ihre Fürsorge und Erziehung. Den alten Streit »nurture or nature?« (Erziehung oder Veranlagung?) hat die moderne Epigenetik beigelegt, die Wissenschaft von der Veränderung des Erbguts durch verschiedene Einflüsse, unter anderem Umweltfaktoren. Sie zeigt ganz klar, wie stark unser genetisches Programm beeinflussbar ist. Das heißt aber auch: Sie können vor allem in der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren sehr viel für Ihr Kind tun!

Gut zu wissen

Was Kinder im 18. Monat alles können

Körpermotorik:frei gehen mit sicherer Gleichgewichtskontrolle; mit beiden Füßen hüpfen; eine Leiter hinaufklettern; rückwärtslaufen

Handmotorik: Gegenstände festhalten, auf Verlangen wieder hergeben oder nach Aufforderung in ein Gefäß legen und danach wieder herausholen

Sprache: einzelne Wörter und in Symbolsprache sprechen (z. B. »tüt-tüt« für Auto, »mi-mi« für Katze)

Kognitive Entwicklung: einen Turm aus zwei bis vier Holzklötzchen bauen; Bilder in Büchern wiedererkennen

Sozialisation: sich allein in einem Raum spielend aufhalten, wenn sie wissen, dass sich die Mutter im Nebenzimmer aufhält

Emotionale Entwicklung: zeigen, dass sie sich von ihren Eltern geliebt fühlen; sie sollten einen interessierten und unbeschwerten Eindruck machen und sich bei Kummer rasch trösten lassen

Die ersten Wochen

Die beginnen bereits während Ihrer Schwangerschaft. Der Fötus wächst nicht nur, er entwickelt sich lernend: Ab der 13. Woche fängt er an, seinen eigenen Körper tastend zu erkunden – wie auch seinen Lebensraum, die Gebärmutter. Er reagiert auf Veränderungen, beispielsweise in der Nahrung seiner Mutter: Ab dem 4. Monat schluckt der Fötus gierig das Fruchtwasser, wenn es süß schmeckt. Spürt er jedoch bittere Inhaltsstoffe, schließt er den Mund lieber. Ab dem 6. Monat hört der Fötus bereits – nicht nur das Gurgeln des Darmes nebenan, das Plätschern des Fruchtwassers und den Herzschlag, sondern auch die Geräusche außerhalb seiner kleinen Welt. Nur die tieferen Laute durchdringen das Fettgewebe von Bauch und Plazenta sowie die Wachsschicht, welche die Ohren des Fötus verschließt.

Die Stimme der Mutter unterscheidet sich von allen anderen Geräuschen, denn sie lässt ihren Körper vibrieren und erreicht ihn unmittelbar. Auf Streit oder bedrohliche Geräusche reagiert der kleine Mensch schon mit Stress: Bei einem plötzlichen Knall zum Beispiel reißt er die Arme hoch wie in Abwehr – ein angeborener Schutzreflex. Mit acht Monaten ist das Nervensystem des Fötus bereits so weit entwickelt, dass er bis zu einem gewissen Grad Hitze und Kälte, Druck und auch Schmerzen spürt. Gynäkologen machen öfter diese Erfahrung, dass die heranwachsenden Föten im Ultraschall deutlich erkennbar ihr Gesicht verziehen, wenn ihre Lage im Uterus mit den Händen abgetastet oder leicht verändert wird.

Mein Tipp für Eltern

Eltern sein lernt man

Heute frage ich mich manchmal, ob wir wirklich drei Kinder bekommen hätten, wenn wir gewusst hätten, was auf uns zukommt. Vermutlich ja. Trotzdem bin ich immer wieder überwältigt davon, wie sehr sich unser Leben verändert hat, wie viel Engagement und Arbeit es bedeutet, diese kleinen Wesen gut zu begleiten. Schon die Schwangerschaften waren ganz anders als erwartet. Die Kinder sind jeden Tag für eine Überraschung gut. Aber wir spüren, dass wir an ihnen wachsen und dass das Leben intensiver wird. Eltern sein lernt man – bleiben Sie also zuversichtlich, auch wenn es Momente des Verzweifelns gibt. Denn es gibt auch plötzlich diese Momente der Fülle und des Glücks.

Neuronales Lernen

Während des Wachstums werden netzartig Nervenverbindungen im Körper des Fötus angelegt und durch jeden Impuls weiter ausgebildet, zum Beispiel wenn der kleine Embryo von einem Ende der Gebärmutter zum anderen schwimmt und dabei seine Ärmchen und Beinchen trainiert. Nach der Geburt steigt die Zahl der auf das Kind einstürmenden Eindrücke ins Unermessliche – es ist unglaublich, wie viele neue Informationen ein winziges Baby bereits verarbeitet. Auch hier ist wieder die Zuwendung ganz zentral für alle Lernprozesse: Der Blickkontakt zwischen Mutter und Kind entscheidet darüber, ob ein Kind bereit ist, sich der Umwelt anzupassen – denn nichts anderes ist der Lernvorgang. Spezielle Nervenzellen, die sogenannten Spiegelneuronen, werden aktiv, wenn dieser Blickkontakt hergestellt wird. Das lässt sich in Gehirnscans zeigen.

Die Augen sind also ein ganz wichtiger emotionaler Anker für das Kind. Aber auch auf das Bild der Hände reagieren manche Neuronen. Denn Augen und Hände haben die Entwicklung vom Affen zum Menschen entscheidend geprägt.

Neueste Forschungen zeigen, dass der Fötus schon in der Gebärmutter den Rhythmus seiner Muttersprache gelernt hat – durch Zuhören. Pariser Babys schreien daher auf Französisch und Berliner auf Deutsch – obwohl sie noch kein einziges Wort verstehen, geschweige denn aussprechen können. Musik hilft dabei, die Sprachzentren im Gehirn auszubauen – je mehr Babys zum Beispiel vorgesungen bekommen, desto besser können sie bald sprechen.

Während des Wachstums reifen auch die Nervenverbindungen im Kopf kontinuierlich. Und die anfängliche Fülle der Nervenzellen (Neuronen) wird bald durch Spezialisierung reduziert: Säuglinge im Alter von sechs Monaten haben zum Beispiel in einem Experiment noch die Fähigkeit, die Gesichter von Feuchtnasenaffen auseinanderzuhalten – eine Aufgabe, an der Erwachsene scheitern, weil diese Lemuren für unsere Augen ziemlich gleich aussehen. Im Alter von neun Monaten aber haben die Säuglinge die Fähigkeit bereits wieder verloren, die feinen Unterschiede im Antlitz der Affen zu erkennen.

Emotionale Brücken

Die Hirnareale, die Emotionen steuern, unterliegen genauso wie die Hör- und die Sehrinde, das Zentrum der Motorik oder das Gedächtnis einem Reifungsprozess, der von Erfahrungen geprägt ist. Auch hier ist die Liebe entscheidend für eine positive Entwicklung: Streicheln, Schmusen und Trösten vertiefen die emotionale Bindung und sorgen dafür, dass ein Mensch auch im späteren Leben noch auf Stresssituationen und andere Belastungen auf gesunde Weise reagieren und sie abfedern kann. Man nennt das Resilienz.

Traumatische Erlebnisse hingegen hinterlassen eine Art biochemische Narbe im Gehirn, die sich über Botenstoffe auf den gesamten Organismus auswirkt – das fängt übrigens schon im Mutterleib an. Die Spirale der Stressbotenstoffe führt dazu, dass solche Menschen auch als Erwachsene sehr empfindlich auf Belastungen reagieren, ihr Körper schneller Kortisol ausschüttet oder Bluthochdruck entwickelt. Ein emotionales Defizit in der Kindheit, haben Forschungen gezeigt, lässt sich nie mehr wirklich »ausbügeln« – traumatisierte Kinder tragen dieses »Gepäck« ein Leben lang mit herum. Sie sind später häufig chronische Schmerzpatienten, denn der Körper vergisst nichts.

Der liebende Umgang mit dem Kind entscheidet also schon sehr früh darüber, welche Grundlagen für die Gesundheit gelegt werden.

Schmusen tut gut: Es hilft unter anderem, Stress zu lindern.

Signale verstehen

»Was hat es nur?«, fragen sich alle Eltern, wenn ihr Baby seine erste große Schreiattacke startet, und werden leicht nervös, vor allem wenn die Menschen in ihrer Umgebung vorwurfsvolle Blicke auf sie und das Kind werfen. Die Natur hat Babys mit einem markdurchdringenden Organ ausgestattet, das Aufmerksamkeit fordert. Solange das Kind noch nicht sprechen kann, ist sein Weinen schließlich das einzige Mittel, um sofort Beachtung zu finden. Doch das muss noch lang keine Katastrophe bedeuten.

Achten Sie also auf das Verhalten Ihres Babys. Dabei helfen ein paar kleine Tricks: Die meisten Babys vermitteln nämlich sehr klar, welche Bedürfnisse sie gerade haben. Die Sehnsucht nach Brust oder Flasche zum Beispiel kündigt sich durch zunehmende Unruhe und Quengeln an. Streicht man einem hungrigen Baby dann mit der Hand sanft über die Lippen, macht es sofort saugende Bewegungen mit seinem Mund. Streichelt man ihm dann über seine Wangen, öffnet es die Lippen und sucht reflexartig nach der Brustwarze der Mutter oder nach dem Schnuller. Wenn es die bekommt, kehrt gleich wieder Zufriedenheit ein.

Am Verhalten des Babys lässt sich ablesen, ob es ihm gut geht.

Süßes Kinderleben

Hübsch verpackt, sehr bunt und oft mit kleinen Extras locken Hersteller Eltern und Kinder zum Kauf von Kinderlebensmitteln. Doch bei solchen Produkten sollten alle Zucker-Alarmglocken läuten. Ob Müsli, Joghurts oder Snacks, Kinderprodukte sind häufig süßer als »normale« vergleichbare Angebote. So sollen Kinder an viel Zucker gewöhnt werden. Dabei steigt ihre Süßschwelle, und sie verlernen, wie gut natürlich süße Produkte schmecken.

Zuckersüße Kinderprodukte

Knusperbrot ist eines von vielen Beispielen für die Verzuckerung von Kinderprodukten. Normalerweise hat Knusperbrot einen Zuckergehalt von 0,5 bis 2 g pro 100 g, ist also eine wirklich leichte Kost. Nicht aber das Knusperbrot, das damit wirbt: »... genau richtig als Snack für zwischendurch, im Kindergarten und in der Schule«. Diese Variante bringt es auf 36 g Zucker pro 100 g. Nicht anders sieht es bei Zwieback aus.

Von wegen pikant!

Ob Ketchup, Krautsalat oder Rotkohl im Glas, auch in vielen pikanten Fertigprodukten findet man große Mengen an Zucker. Würde man einen selbst gemachten Krautsalat vielleicht mit einer Prise Zucker abschmecken, bringt es eine gekaufte 200-g-Packung auf acht Zuckerwürfel, also 24 g reinen Zucker! Ähnlich sieht es bei Heringssalat oder Gewürzgurken aus. Auch Wurst enthält Zucker, zum einen als Geschmacksverstärker und zum anderen als Konservierungsstoff. Für Zucker ist in Lebensmitteln also reichlich gesorgt.

Joghurts im Test

Mehr als 600 Joghurt- und Quarksorten haben Ernährungswissenschaftler auf ihren Gehalt an Süßungsmitteln untersucht. Im Durchschnitt liegt der Zuckergehalt bei 14,1 g Zucker pro 100 g Joghurt. Das entspricht etwa 5 Stück Würfelzucker. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte man nur 5 Prozent des täglichen Energiebedarfs aus Zucker beziehen. Mit einem einzigen Becher Fruchtjoghurt hat man diesen Wert aber schon fast erreicht.

Fettleber durch Fruchtzucker

Nichts gegen frisches Obst. Aber Vorsicht bei Fruchtsäften. Sie enthalten große Mengen Fruchtzucker. Das klingt gesund, ist es aber nicht. Fruchtzucker ist erst mal eine Zuckerart, hat also ähnlich viele Kalorien wie Cola & Co. und begünstigt Übergewicht ebenso.

Studien belegen: Regelmäßiger Verzehr von Fruchtsäften kann zur sogenannten nichtalkoholischen Fettleber führen. Übrigens haben bereits 11 Prozent der Kinder in Deutschland eine solche Diagnose, oft in Kombination mit Übergewicht.

Kaloriengehalt von sogenannten »Softdrinks« (je 200 ml)

70 verschiedene Bezeichnungen für Süßmacher

Das Verwirrspiel mit den 70 Namen für Süßungsmittel macht es dem Verbraucher schwer, durchzublicken. Zutaten wie etwa Glukose-Fruktose-Sirup, Glukosesirup, karamellisierter Zucker, Maltodextrin, Invertzucker, Milchzucker, Molkenerzeugnis, Süßmolkenpulver, Vollmilchpulver, Magermilchpulver oder gezuckerte Kondensmilch sind nur die Spitze des Eisbergs. Achten Sie auf die Endung »-ose«, die für Zucker steht (Glukose, Saccharose usw.). Auch die Endung »-sirup« oder die Vorsilbe »Molke-« sind Hinweise darauf, dass Zucker in verschiedenen Formen enthalten ist. Vorsicht: Angaben wie »ohne Zucker« oder »ungesüßt« besagen nur, dass kein Haushaltszucker verwendet wurde.

Die versteckte Zuckerbombe Müsli

Sie können bis zu einem Viertel Zucker enthalten, die Fertigmüslis. Dabei werben sie natürlich mit Fitness und Gesundheit. Besonders viel Süße taucht häufig da auf, wo es richtig knuspert oder Schokolade zugesetzt wird. Da hilft nur eines: selber machen. Bereiten Sie eine Wochenportion mit Haferflocken als Grundsubstanz vor, und dann sind Ihrer Fantasie für weitere (weniger süße) Zutaten keine Grenzen gesetzt. Kleie, Samen und Nüsse, etwas klein geschnittenes Trockenobst, und fertig ist das wirklich gesunde Müsli. Morgens mit Joghurt oder Milch angesetzt, ergibt das einen wirklich guten Start in den Tag.

Immunität ausbauen

Ein junges Abwehrsystem braucht unkomplizierte Infekte wie Husten und Schnupfen als »Trainingseinheiten«, um sich zu entwickeln, ebenso wie Staub oder Schmutz. Wenn die Werbung damit lockt, antibakterielle Substanzen in simplen Haushaltsreinigern einzusetzen, damit Ihr Kind gesund bleibt, so ist das irreführend. Solche Bakterienkiller tragen eher dazu bei, dass einige besonders anpassungsfähige Arten von Erregern widerstands-fähig und dann wirklich gefährlich werden. Außerdem sucht sich ein Immunsystem, das keine ernsthaften Aufgaben hat, andere Reize, an denen es sich abarbeitet, zum Beispiel Tierhaare oder Milbenexkremente. Zu viel Hygiene, das zeigen viele Studien, erhöht also das Allergierisiko.

Haben Sie daher nicht zu viel Angst vor Bakterien, das Immunsystem Ihres Kindes wird mit den meisten davon selbst fertig. Diesen Prozess können Sie positiv unterstützen: Stillen baut die Darmflora und damit das Immunsystem auf. Später tun probiotische Bakterien, wie sie zum Beispiel in vergorenem Gemüse oder Sauerkraut enthalten sind, dem Darm gut. Kinder, die Joghurt mögen, können solchen mit speziell angereicherten Milchkulturen (Probiotika) essen. Um einen schützenden Effekt zu erzielen, muss das allerdings täglich passieren. Kinder erhalten, das zeigen Studien, zu viel und häufig unnötig Antibiotika, mehr als jeder Erwachsene. Das schädigt die Darmflora.

Kinder sollten so viel wie möglich draußen spielen und toben.

Bewegung muss sein

Alles auf Neustart – die Pubertät

Vielen Eltern graut es vor dieser Phase der Abnabelung. Dabei ist sie eine wichtige Etappe im Leben des Kindes und beileibe keine Betriebsstörung, sondern ein erfolgreiches evolutionäres Erbe. Würden Jugendliche immer nur das tun, was Erwachsene erwarten, wären wir um viele Erfindungen, Kunstwerke und Ideen ärmer. Diese Zeit der Rebellion und Findung ist überlebenswichtig für die Menschheit.

Das Smartphone und die Kinderwelt

Die zweite mediale Revolution nach der Erfindung des Buchdrucks ist in vollem Gang. Sie verändert unsere Arbeitswelt, die gesellschaftlichen Strukturen, das Privatleben und auch die Kindheit. So besitzen rund 97 Prozent der 12- bis 19-Jährigen heute ein Smartphone (Jugend-Information-Multimedia-Studie 2017), sind also mit dem Computer in der Hosentasche unterwegs. Die Kontrolle über die Nutzung ist für Eltern damit kaum mehr gegeben.

KAPITEL 2

NATÜRLICH BEHANDELN

Wenn ihre Kinder krank sind, wünschen sich Eltern sanfte, aber wirkungsvolle Mittel ohne Nebenwirkungen. Hier erfahren Sie, welche Methoden der Naturheilkunde für Kinder geeignet sind, wie sie wirken und was es bei der Anwendung an den kleinen Patienten zu beachten gilt – von der Homöopathie bis zur Ayurveda-Medizin.

Naturheilkunde für Kinder: sanfte Wege zum Gesundwerden

Die klassische Naturheilkunde besteht aus fünf Bereichen – der Pflanzenheilkunde, den Wasseranwendungen, der Ernährung und Bewegung sowie der Ordnungstherapie mit ihren Regeln zur Strukturierung des Lebens zwischen An- und Entspannung. Auch wenn diese Gliederung der europä-ischen Tradition entspricht, so finden sich diese oder ähnliche Kategorien in allen traditionellen Heilsystemen wieder, mit unterschiedlicher Gewichtung. Sie spiegeln jahrtausendealtes Wissen wider.

Warum ist die Naturheilkunde besonders für Kinder geeignet? Darauf gibt es eine sehr einfache und klare Antwort: Sie unterstützt das körpereigene Immunsystem und aktiviert die Gesundheitsressourcen, also das individuelle Potenzial jedes Menschen, sich im Rahmen seelischer und körperlicher Prozesse selbst zu helfen. Naturheilkundliche Mittel beseitigen Symptome nicht einfach, sondern stoßen im Körper Prozesse an, um ihn zur Selbstheilung oder Besserung von Symptomen anzuregen.

Außerdem soll die Wahrnehmung für den eigenen Körper geschärft werden. Kinder sollten vor allem nicht in dem Glauben groß werden, dass es gegen alles im Leben eine passende Tablette gibt. Medikamente können im Notfall sehr hilfreich und mitunter lebensrettend sein. Werden sie aber unnötig eingesetzt, dann unterdrücken sie die individuelle Abwehr und belasten gleichzeitig den Organismus.

Wenn ihre Kinder krank sind, bevorzugen viele Eltern sanfte Heilmethoden.

Medikamente bei Kindern

Doch viele Kinder bekommen heute zu schnell und zu viele Medikamente, das gilt besonders für Antibiotika. Das ist häufig nicht nur unnötig, sondern falsch, denn meistens sind bei Infektionen Viren die Auslöser. Gegen die aber helfen Antibiotika nicht.

Gerade bei Kindern ist es deshalb entscheidend, dass Antibiotika nur im Notfall und gezielt eingesetzt werden. Denn Bakterien werden rasch unempfindlich gegenüber den Antibiotika – eine der größten Herausforderungen, mit denen sich die Medizin derzeit konfrontiert sieht.

Sind Psychodrogen notwendig?

Auch andere Arzneimittel werden in Deutschland besonders häufig Kindern verabreicht. Ritalin zum Beispiel, ein psychisch wirksames Mittel gegen das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADHS), wird hierzulande häufiger verschrieben als Mittel gegen Erkältungskrankheiten. Der steigende Einsatz ist umstritten: In einigen Fällen kann der Wirkstoff Methylphenidat auffällige Kinder für eine Psychotherapie empfänglich machen, weil sie überhaupt erst dann die Nerven dafür aufbringen. Gerade in schweren Fällen kann das Mittel auch für eine Entlastung der Angehörigen sorgen. In vielen anderen Fällen aber wird das Medikament dazu benutzt, »Zappelphilippe« zur Ruhe zu bringen, ohne dass nach den wirklichen Ursachen des Syndroms, zum Beispiel der täglichen Reizüberflutung oder falschem Essen auch nur gefahndet würde. Zudem ist nicht klar, ob bei den Betroffenen wirklich ein Mangel des Botenstoffs Dopamin vorliegt, den das Ritalin beheben soll.

Auf Wiesen, in Wäldern oder an Gebirgshängen wachsen viele Arzneipflanzen. Ihre Wirksamkeit ist inzwischen oft auch wissenschaftlich belegt.

Pflanzliche Arzneimittel als Alternative

Aber auch pflanzliche Arzneimittel – ob als Tablette, Kapsel oder Tee – sind Medikamente. Sie können ebenso wie synthetisch hergestellte Präparate Nebenwirkungen haben. So reagieren Kleinkinder auf Mentholkapseln oder -öl nicht selten mit Magenbeschwerden oder gefährlichen Atemproblemen. Selbst die heilende Kamille kann in konzentrierter Form Schaden anrichten. Auch können pflanzliche Substanzen, die, für sich gesehen, einzeln alle gesund sind, unerwünschte Wechselwirkungen eingehen. Deshalb sollten Sie sich beim Einsatz von pflanzlichen Arzneimitteln unbedingt an die in diesem Buch angegebenen Dosierungen halten oder sich vom Arzt oder Apotheker beraten lassen.

Es gibt zudem unterschiedliche Formen von pflanzlichen Arzneimitteln. Die am besten kontrollierten heißen »rationale Phytopharmaka«. Sie sind Bestandteil der modernen Arzneitherapie. Das heißt, bei ihnen müssen Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit in klinischen Studien nachgewiesen oder durch fachliches Erfahrungswissen belegt werden. Für die Herstellung werden ausschließlich Pflanzen aus kontrolliertem Anbau verwendet. Denn Sortenauswahl, Dünger und Erntezeit beeinflussen die Qualität der Produkte. Rationale Phytopharmaka sind nur in der Apotheke erhältlich.

Gut zu wissen

Wirksamkeit und Sicherheit pflanzlicher Arzneimittel

Weil der Wirkmechanismus vieler Kräuterarzneien nicht bekannt war, also auch nicht deren Risiken, setzte das Bundesgesundheitsamt 1994 die »Kommission E« ein. Sie ermittelte für rund 330 Arzneipflanzen Eigenschaften, Wirkungen, Nebenwirkungen, Anwendungsgebiete und Gegenanzeigen in Monografien und regelte ihre Zulassung. Viele pflanzliche Präparate wurden vom Markt genommen. Ausnahmen sind unter anderem »traditionelle Arzneimittel«, die von den Herstellern europaweit registriert werden können, wenn der risikolose Umgang damit mindestens 30 Jahre lang (davon mindestens 15 Jahre in einem EU-Mitgliedsstaat) nachgewiesen werden kann. Dieses Verfahren soll der Tatsache Rechnung tragen, dass viele pflanzliche Präparate eine lange Tradition haben und eine hohe Sicherheit aufweisen, obwohl sich ihre Wirksamkeit nur schwer belegen lässt.

Seit 1989 erarbeitet die ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy), eine europäische Dachorganisation aus nationalen Fachgesellschaften für die Therapie mit Heilpflanzen, an europaweit akzeptierten Bewertungskriterien für Arzneipflanzen.

Heilkräuter, die in der Natur gesammelt wurden oder von unklarer Herkunft sind, bergen mehr Risiken. Ihr Wirkstoffgehalt schwankt je nach Herkunft stark, zudem können sie mit Schadstoffen wie Blei oder Pestiziden belastet oder von Schimmelpilzen befallen sein. Häufig kritisiert werden zum Beispiel Importe aus China oder auch dubiose Internetangebote. Pflanzliche Heilmittel und Nahrungsergänzungsmittel sind auch in Drogerien erhältlich. Sie sind niedriger dosiert als die Phytopharmaka aus der Apotheke.

Ich empfehle daher generell, pflanzliche Heilmittel in der Apotheke zu kaufen. Das gilt auch für Tees in Teebeuteln. Nur in der Apotheke kann man sicher sein, dass sie eine ausreichende Dosierung gewährleisten.

Geeignete Dosierung für Kinder

KAPITEL 3

KNEIPP FÜR KINDER

Ob zur Vorbeugung von Krankheiten oder bei akuten Beschwerden, kneippsche Wasseranwendungen sind einfach zu handhaben, kosten fast nichts, und vor allem sind sie sehr wirksam. Kneipps großartige Leistung bestand darin, alle Wirkprinzipien des Wassers, nämlich die thermischen, mechanischen und chemischen Wirkungen, in ein therapeutisches Konzept zu gießen. Seine Hydrotherapie ist bis heute »in«.

Wassertherapie kompakt

Abends bringt man das Kind gesund zu Bett, und in der Nacht geht es los. Ohrenschmerzen, Husten oder Bauchweh. Dann ist guter Rat teuer. Es sei denn, man kann sich schnell mit einem kneippschen Wickel oder einer Auflage behelfen, den wichtigsten kneippschen Wasseranwendungen. Alles, was man dafür benötigt: Wasser, Schüsseln, Wanne oder Duschstrahl sowie Tücher in verschiedenen Größen.

Das Prinzip

Unterschiedliche thermische Reize – kalt, temperiert, warm und wechselwarm – sind die Grundlagen der Hydrotherapie. Kräuterzusätze oder Zutaten aus dem Lebensmittelbereich, wie Quark, Zwiebeln, Kohl oder Kartoffeln, erhöhen die Wirkung.

»Wenn es für mich ein Heilmittel gibt, so wird es das Wasser sein«, so ein Ausspruch von Sebastian Kneipp (1821–1897). Er selbst hatte sich mit kalten Bädern in der Donau von Tuberkulose geheilt, obwohl sein Arzt ihm keine Überlebenschance eingeräumt hatte. Die Wirksamkeit der Hydrotherapie ist unterdessen wissenschaftlich belegt. Je jünger ein Kind, desto milder die Anwendung wählen und die Grundregeln beachten. Die unterschiedlichen Anwendungsformen im Überblick.

Waschungen

Sie erfolgen immer kalt, entweder als Ganzkörperbehandlung oder als Teilwaschung. Der milde Reiz, den eine Waschung setzt, ist besonders für Säuglinge und kleine Kinder gut geeignet.

So wird’s gemacht: Ein handtellergroßes, mehrfach gefaltetes Tuch wird in kaltes oder temperiertes Wasser getaucht und ausgewrungen. Dann wird durch die anschließende Waschung ein dünner Wasserfilm auf den gesamten Körper oder einzelne Körperteile aufgetragen. Das Tuch wenden, wenn es auf der Waschseite warm geworden ist. Eventuell nochmals ins Wasser tauchen.

Wickel

Mit einem nassen und zwei trockenen Tüchern wird ein Körperteil ganz umwickelt. In der Wassertherapie werden kalte Wickel bevorzugt. Zu den bekanntesten zählen die Wadenwickel zur Fiebersenkung oder der Halswickel.

Verwenden Sie Naturmaterialien wie Baumwolle, Wolltücher und Leinen, auf keinen Fall synthetische Materialien, die begünstigen einen Wärmestau.

Warm oder kalt

 

Kalte Wickel

Warme Wickel

Wofür?

bei heißer Haut; senken Fieber, lindern Schwellungen, Verbrennungen, akute Entzündungen wie brennende Halsschmerzen

bei kalter Haut; fördern die Durchblutung, krampflösend bei Muskelverspannungen, schleimlösend bei Husten, Bronchitis

Wie lang?

ca. 10–15 Minuten; kann mehrfach wiederholt werden

30 Minuten bis mehrere Stunden, auch über Nacht

Was beachten?

niemals, wenn das Kind friert; sofort abnehmen, wenn der Wickel warm oder trocken geworden ist

Temperatur muss angenehm sein; bei Bedarf Außentuch vorwärmen und Wärmflasche dazulegen; nicht bei akuten Entzündungen

So wird’s gemacht: Jeder Wickel besteht aus dem Innen-, dem Zwischen- und dem Außentuch. Verwenden Sie nur natürliche Materialien (Leinen, Baumwolle, Wolle). Das Innentuch sollte je nach Alter des Kindes die passende Größe haben. Tauchen Sie es in Wasser und wringen Sie es aus. Warme Wickel kräftig auswringen, dann ist die Hitze besser zu ertragen und hält länger. Legen Sie das Tuch möglichst straff und faltenfrei z. B. um die Wade oder den Bauch, denn Luftpolster werden schnell kalt. Dann alles mit einem Zwischentuch

Wirksame Kneipp-Anwendungen im Überblick