Meine sanfte Medizin für Kinder - Franziska Rubin - E-Book

Meine sanfte Medizin für Kinder E-Book

Franziska Rubin

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Beschreibung

Unverzichtbares Gesundheitswissen für Eltern Sind die Kinder krank, stehen Eltern vor der Frage: Was kann ich selbst tun und wann sollte ich besser zum Arzt gehen? Es muss nicht immer gleich die Pille oder Spritze sein. Oft hilft ein altbewährtes Hausmittel wie ein heilsamer Wickel, wohltuende Kräutertees oder ein Zwiebelsäckchen. Dieser Ratgeber bietet übersichtliche Informationen zu den häufigsten Kinderkrankheiten - vom Säuglings- bis zum Schulkindalter - und zu alternativen Heilmethoden. Was tun bei Blähungen und Bauchweh bei Neugeborenen? Was hilft bei Milchschorf und Schmerzen beim Zahnen? Wie lindert man sanft die Beschwerden bei Erkältungs-Krankheiten, Windpocken, Masern, Scharlach und anderen Infekten? Welche Mittel gibt es bei chronischen Erkrankungen wie Neurodermitis oder Migräne? Worauf ist im Notfall bei Verletzungen, Verbrennungen und Insektenstichen zu achten? Und wie begegnet man seelischen Störungen oder den besonderen Herausforderungen, die mit der Pubertät einhergehen? Dr. Franziska Rubin, selbst Mutter von drei Kindern und bekannte TV-Ärztin, weiß guten Rat. Sie erklärt Symptome und Heilmethoden und gibt Tipps, wie Selbstheilungskräfte angeregt werden. Dabei geht sie auf verschiedene Methoden der Naturheilkunde ein: auf Homöopathie, Akupressur und Akupunktur, Kneipp-Therapie, Schüßler-Salze und Ayurveda. Übersichtliche Tabellen schaffen einen schnellen Überblick über Symptome oder Erste-Hilfe-Maßnahmen. Das Anlegen von Waden- und Brustwickeln, Bereiten von Fußbädern und heilsamen Salben wird in Schritt-für-Schritt-Anleitungen anschaulich beschrieben. Der beliebte Bestseller von Dr. Rubin wurde komplett überarbeitet und ergänzt – ein kompetenter, unverzichtbarer Ratgeber für die Gesundheit Ihrer Kinder!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 357

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Vorwort

Gesund groß werden

Vom Säugling bis zum Teenager

Süßes Kinderleben

Alles auf Neustart – die Pubertät

Das Smartphone und die Kinderwelt

Natürlich behandeln

Naturheilkunde für Kinder

Kneipp für Kinder

Wassertherapie kompakt

Wirksame Kneipp-Anwendungen im Überblick

Häufige Krankheiten bei Babys

Krankheiten bei Babys behandeln

Neugeborene (0 bis 3 Monate)

Kinder kennen noch keine Gefahren

Säuglinge (3 bis 12 Monate)

Rezeptideen für die erste Beikost

Gesunde Zähne beginnen im Bauch

Häufige Krankheiten bei Kindern

Die klassischen Kinderkrankheiten auf einen Blick

Erkältungskrankheiten

Schnupfen

Hals- und Rachenentzündung

Husten

Ohrenschmerzen

Fieber

Schnelle Hilfe mit Küchenklassikern

Magen-Darm-Beschwerden

Blähungen und Bauchkrämpfe

Magen-Darm-Infekt

Verstopfung

Übergewicht

Beschwerden der Harnwege und Geschlechtsorgane

Harnwegsentzündung

Vorhautentzündung

Scheidenentzündung

Menstruationsbeschwerden

Niedriger Blutdruck und Schwindel

Diabetes mellitus

Bindehautentzündung

Borreliose

Hauterkrankungen

Neurodermitis und Ekzeme

Kopfläuse

Warzen

Sonnenbrand und Sonnenallergie

Schmerzen

Kopfschmerzen

Migräne

Seelische Störungen

Angst

Depressive Verstimmung

Schlafstörungen

Entspannt euch!

Konzentrationsstörungen

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

Erste Hilfe

Im Notfall Bescheid wissen

Fremdkörper entfernen

Schürf-, Platz- und Schnittwunden

Verstauchungen und Zerrungen

Verbrennungen

Nasenbluten

Insektenstiche

Anhang

Naturheilkundliche Hausapotheke

Reisen mit Kindern

Akupressur richtig anwenden

Erste-Hilfe-Kasten, Adressen, Literatur

Danksagung, Bildnachweis, Abkürzungen

Impressum

Liebe Leser,

als die Erstauflage dieses Buches erschien, waren meine Kinder noch sehr klein. Damals hatte ich manchmal den Eindruck, sie seien ständig krank. Nach den Babykoliken und Zahnungsbeschwerden kamen verschiedenste Infekte mit oder ohne Husten, mit Ohrenschmerzen oder gar Erbrechen und immer wieder mit Fieber. Manchmal kam ich mir vor wie Nachtschwester, Notarzt und Seelsorger in einer Person und war in der ersten Zeit einfach nur erschöpft. Mein Medizinstudium hat mir zwar dabei geholfen, banale Erkrankungen von ernsten zu unterscheiden, bei der Behandlung allerdings fehlten mir oft sanftere Lösungen, also Alternativen zu Antibiotika und Fieberzäpfchen. Da mir die Naturheilkunde aus aller Welt schon immer sehr am Herzen lag, konnte ich feststellen, dass sie für Kinder einen besonders großen Schatz an Anwendungen bereithält und bei ihnen besonders gut wirkt.

Mittlerweile beschäftigen unsere Familie noch andere Probleme. Stichpunkt Digitalisierung: Die meisten Schulkinder und Jugendlichen haben ein Smartphone, was dazu führt, dass Computer und Fernsehen überall verfügbar sind. Wir unterschätzen die Auswirkungen auf die seelische und körperliche Gesundheit der Heranwachsenden. Deshalb finden Sie hier, liebe Leser, ein neues Kapitel zu dieser Thematik.

Immer mehr Kinder leiden unter klassischen Zivilisationskrankheiten, die noch vor einigen Jahren vorrangig Erwachsene betrafen: Diabetes, Bluthochdruck, Fettleber sowie Schmerzen im Bewegungsapparat. Warum ist das so? Hauptursache ist das Übergewicht. Wir haben es heute nicht mehr mit dem einen Pummelchen in der Klasse zu tun, sondern mit viel zu vielen übergewichtigen Kindern. Grund genug, sich dieser Thematik anzunehmen, ebenso wie der Problematik des zunehmenden Stresses.

Die gute Nachricht ist: Kinder haben eine gesunde Grundausstattung und sind selten chronisch krank. So leicht sie ein einfacher Infekt völlig aus der Bahn wirft, so schnell sind sie oft auch wieder auf den Beinen und spielen oder lachen, als wäre nichts gewesen.

Es bedarf nur des richtigen Anstoßes, damit sie in ihre Balance zurückfinden. Ich bin immer wieder verblüfft, wie schnell ein homöopathisches Mittel, Tee oder das Zwiebelsäckchen eine beginnende Erkrankung im Keim ersticken kann. Werden die Kinder dennoch krank, helfen die Rezepte und Anwendungen in diesem Buch, die Krankheiten besser zu überstehen und die Symptome zu lindern. Sie lösen den Husten oder senken das Fieber und stärken gleichzeitig die Abwehr.

Dieses Buch soll Ihnen helfen, die Krankheiten Ihrer Kinder richtig zu erkennen, Schlimmes von Banalem zu unterscheiden. Sie erfahren, wann Sie zum Arzt gehen müssen und bei welchen Beschwerden Sie selbst helfen können. Dazu finden Sie viele naturheilkundliche Tipps, Rezepte und Anwendungen aus aller Welt. Ergänzend wird erläutert, welche sanften Mittel Apotheke und Schulmedizin bereithalten.

Seien Sie mutig und probieren Sie die Hausmittel aus, die oft verblüffend einfach sind. Einige Hausmittel, wie Zwiebeln, Kartoffeln oder Wasser und Tücher für Wickel, haben Sie immer im Haus und somit schnell zur Hand. Legen Sie sich außerdem eine naturheilkundliche Hausapotheke zu. Schon bald werden Sie merken, ob Ihr Kind gut auf pflanzliche Mittel, ayurvedische Massagen, Akupressur oder Wickel anspricht. Meine Kinder lieben zum Beispiel die Wasseranwendungen nach Kneipp.

Es ist ein schönes Gefühl, seinem Kind schnell und einfach helfen zu können, und wird Ihnen viele Arztbesuche ersparen.

Ein besonderes Anliegen war es mir, auch auf die Sorgen und seelischen Nöte der Kinder einzugehen. Deshalb sind hier Ratschläge zusammengestellt, die bei Aufmerksamkeitsstörungen, Angst, Schlafstörungen oder Stress helfen können. Denn seelische Leiden treten heutzutage auch bei Kindern immer häufiger auf und können für die ganze Familie sehr belastend sein.

Nicht zuletzt finden Sie die wichtigsten Tipps zum Impfen und zur Ersten Hilfe bei Kindern, die Sie auch in Notfallsituationen gelassener machen, damit Sie richtig handeln können.

Viel Erfolg für Sie, finden Sie die Ratschläge, die am besten zu Ihrer Familie passen, und bleiben oder werden Sie »Hauptsache gesund«!

KAPITEL 1

GESUND GROSS WERDEN

Damit aus einem hilflosen Baby ein selbstbewusster Jugendlicher wird, braucht es vor allem Liebe und Zuwendung. Doch Eltern, die wissen, welche Entwicklungsschritte ein Kind durchlebt, wie man sein Immunsystem fördert und es körperlich und psychisch stärkt, können ihrem Kind noch viel mehr mit auf den Weg geben.

Vom Säugling bis zum Teenager

Wenn Eltern zum ersten Mal ihr Baby im Arm halten, können sie sich kaum vorstellen, wie aus diesem winzigen und zerbrechlichen Wesen einmal ein großer und starker Mensch werden soll. Vor allem beim ersten Kind sind viele unsicher. Sie möchten dem Baby keinen Schaden zufügen und seine Zeichen richtig deuten. In unserer mobilen Gesellschaft, in der die Generationen nicht mehr unter einem Dach leben, fehlt oft die Gelassenheit älterer Familienmitglieder, welche die Babyzeit, Kinderkrankheiten und Pubertät schon einmal hinter sich gebracht haben und wissen, dass kleine Krisen normal sind und vorüberziehen. Frischgebackene Eltern müssen daher selbst herausfinden, was für ihr Kind das Beste ist – bei Bauchkrämpfen, Zahnweh oder plötzlichem Fieber. Dieses Buch soll ihnen dabei eine Hilfe sein.

Als zentraler Grundsatz gilt von der Schwangerschaft bis an das Lebensende: Liebe ist die beste Medizin. Sie kann natürlich nicht alles kurieren und ersetzt auch keine notwendige ärztliche Behandlung. Aber viele Leser werden sich an eigene Krankheiten in ihrer Kindheit erinnern und daran, wie wohltuend die Fürsorge der Mutter dann war, wie wichtig der Körperkontakt, die kühlende Hand auf der Stirn oder eine vertraute Stimme, wenn Mutter oder Vater eine Geschichte vorgelesen hat.

Die Liebe der Eltern stärkt ein Kind körperlich und seelisch. Haben Sie also keine Angst, etwas falsch zu machen.

Liebe ist Medizin

Mein erster Rat ist: Haben Sie keine Angst, etwas falsch zu machen! Auch wenn Sie sich vielleicht von der Aufgabe der Pflege Ihres Kindes überfordert fühlen, weil Sie noch keine Erfahrung damit haben, so sollten Sie immer daran denken, dass Sie als Eltern über etwas ganz Entscheidendes verfügen, wenn es um das Gesundwerden geht: Ihre Liebe. Sie stärkt Ihr Kind nicht nur seelisch, sondern auch körperlich: Das Immunsystem wird unterstützt, Schmerzen schwinden, und das Fieber sinkt. Geben Sie Ihrem Kind also besonders viel Nähe, ein bisschen Verwöhnen der kleinen Patienten ist durchaus erlaubt!

Kinder wachsen nicht nach einem fertigen Programm heran. Das, was sie von ihren Eltern geerbt haben, bildet nur den biologischen Rahmen. Wie sich ihr Leben jedoch entwickelt, das bestimmt zu einem erheblichen Maß die Umwelt und damit auch Ihre Fürsorge und Erziehung. Den alten Streit »nurture or nature?« (Erziehung oder Veranlagung?) hat die moderne Epigenetik beigelegt, die Wissenschaft von der Veränderung des Erbguts durch verschiedene Einflüsse, unter anderem Umweltfaktoren. Sie zeigt ganz klar, wie stark unser genetisches Programm beeinflussbar ist. Das heißt aber auch: Sie können vor allem in der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren sehr viel für Ihr Kind tun!

Gut zu wissen

Was Kinder im 18. Monat alles können

Körpermotorik:frei gehen mit sicherer Gleichgewichtskontrolle; mit beiden Füßen hüpfen; eine Leiter hinaufklettern; rückwärtslaufen

Handmotorik: Gegenstände festhalten, auf Verlangen wieder hergeben oder nach Aufforderung in ein Gefäß legen und danach wieder herausholen

Sprache: einzelne Wörter und in Symbolsprache sprechen (z. B. »tüt-tüt« für Auto, »mi-mi« für Katze)

Kognitive Entwicklung: einen Turm aus zwei bis vier Holzklötzchen bauen; Bilder in Büchern wiedererkennen

Sozialisation: sich allein in einem Raum spielend aufhalten, wenn sie wissen, dass sich die Mutter im Nebenzimmer aufhält

Emotionale Entwicklung: zeigen, dass sie sich von ihren Eltern geliebt fühlen; sie sollten einen interessierten und unbeschwerten Eindruck machen und sich bei Kummer rasch trösten lassen

Die ersten Wochen

Die beginnen bereits während Ihrer Schwangerschaft. Der Fötus wächst nicht nur, er entwickelt sich lernend: Ab der 13. Woche fängt er an, seinen eigenen Körper tastend zu erkunden – wie auch seinen Lebensraum, die Gebärmutter. Er reagiert auf Veränderungen, beispielsweise in der Nahrung seiner Mutter: Ab dem 4. Monat schluckt der Fötus gierig das Fruchtwasser, wenn es süß schmeckt. Spürt er jedoch bittere Inhaltsstoffe, schließt er den Mund lieber. Ab dem 6. Monat hört der Fötus bereits – nicht nur das Gurgeln des Darmes nebenan, das Plätschern des Fruchtwassers und den Herzschlag, sondern auch die Geräusche außerhalb seiner kleinen Welt. Nur die tieferen Laute durchdringen das Fettgewebe von Bauch und Plazenta sowie die Wachsschicht, welche die Ohren des Fötus verschließt.

Die Stimme der Mutter unterscheidet sich von allen anderen Geräuschen, denn sie lässt ihren Körper vibrieren und erreicht ihn unmittelbar. Auf Streit oder bedrohliche Geräusche reagiert der kleine Mensch schon mit Stress: Bei einem plötzlichen Knall zum Beispiel reißt er die Arme hoch wie in Abwehr – ein angeborener Schutzreflex. Mit acht Monaten ist das Nervensystem des Fötus bereits so weit entwickelt, dass er bis zu einem gewissen Grad Hitze und Kälte, Druck und auch Schmerzen spürt. Gynäkologen machen öfter diese Erfahrung, dass die heranwachsenden Föten im Ultraschall deutlich erkennbar ihr Gesicht verziehen, wenn ihre Lage im Uterus mit den Händen abgetastet oder leicht verändert wird.

Mein Tipp für Eltern

Eltern sein lernt man

Heute frage ich mich manchmal, ob wir wirklich drei Kinder bekommen hätten, wenn wir gewusst hätten, was auf uns zukommt. Vermutlich ja. Trotzdem bin ich immer wieder überwältigt davon, wie sehr sich unser Leben verändert hat, wie viel Engagement und Arbeit es bedeutet, diese kleinen Wesen gut zu begleiten. Schon die Schwangerschaften waren ganz anders als erwartet. Die Kinder sind jeden Tag für eine Überraschung gut. Aber wir spüren, dass wir an ihnen wachsen und dass das Leben intensiver wird. Eltern sein lernt man – bleiben Sie also zuversichtlich, auch wenn es Momente des Verzweifelns gibt. Denn es gibt auch plötzlich diese Momente der Fülle und des Glücks.

Neuronales Lernen

Während des Wachstums werden netzartig Nervenverbindungen im Körper des Fötus angelegt und durch jeden Impuls weiter ausgebildet, zum Beispiel wenn der kleine Embryo von einem Ende der Gebärmutter zum anderen schwimmt und dabei seine Ärmchen und Beinchen trainiert. Nach der Geburt steigt die Zahl der auf das Kind einstürmenden Eindrücke ins Unermessliche – es ist unglaublich, wie viele neue Informationen ein winziges Baby bereits verarbeitet. Auch hier ist wieder die Zuwendung ganz zentral für alle Lernprozesse: Der Blickkontakt zwischen Mutter und Kind entscheidet darüber, ob ein Kind bereit ist, sich der Umwelt anzupassen – denn nichts anderes ist der Lernvorgang. Spezielle Nervenzellen, die sogenannten Spiegelneuronen, werden aktiv, wenn dieser Blickkontakt hergestellt wird. Das lässt sich in Gehirnscans zeigen.

Die Augen sind also ein ganz wichtiger emotionaler Anker für das Kind. Aber auch auf das Bild der Hände reagieren manche Neuronen. Denn Augen und Hände haben die Entwicklung vom Affen zum Menschen entscheidend geprägt.

Neueste Forschungen zeigen, dass der Fötus schon in der Gebärmutter den Rhythmus seiner Muttersprache gelernt hat – durch Zuhören. Pariser Babys schreien daher auf Französisch und Berliner auf Deutsch – obwohl sie noch kein einziges Wort verstehen, geschweige denn aussprechen können. Musik hilft dabei, die Sprachzentren im Gehirn auszubauen – je mehr Babys zum Beispiel vorgesungen bekommen, desto besser können sie bald sprechen.

Während des Wachstums reifen auch die Nervenverbindungen im Kopf kontinuierlich. Und die anfängliche Fülle der Nervenzellen (Neuronen) wird bald durch Spezialisierung reduziert: Säuglinge im Alter von sechs Monaten haben zum Beispiel in einem Experiment noch die Fähigkeit, die Gesichter von Feuchtnasenaffen auseinanderzuhalten – eine Aufgabe, an der Erwachsene scheitern, weil diese Lemuren für unsere Augen ziemlich gleich aussehen. Im Alter von neun Monaten aber haben die Säuglinge die Fähigkeit bereits wieder verloren, die feinen Unterschiede im Antlitz der Affen zu erkennen.

Emotionale Brücken

Die Hirnareale, die Emotionen steuern, unterliegen genauso wie die Hör- und die Sehrinde, das Zentrum der Motorik oder das Gedächtnis einem Reifungsprozess, der von Erfahrungen geprägt ist. Auch hier ist die Liebe entscheidend für eine positive Entwicklung: Streicheln, Schmusen und Trösten vertiefen die emotionale Bindung und sorgen dafür, dass ein Mensch auch im späteren Leben noch auf Stresssituationen und andere Belastungen auf gesunde Weise reagieren und sie abfedern kann. Man nennt das Resilienz.

Traumatische Erlebnisse hingegen hinterlassen eine Art biochemische Narbe im Gehirn, die sich über Botenstoffe auf den gesamten Organismus auswirkt – das fängt übrigens schon im Mutterleib an. Die Spirale der Stressbotenstoffe führt dazu, dass solche Menschen auch als Erwachsene sehr empfindlich auf Belastungen reagieren, ihr Körper schneller Kortisol ausschüttet oder Bluthochdruck entwickelt. Ein emotionales Defizit in der Kindheit, haben Forschungen gezeigt, lässt sich nie mehr wirklich »ausbügeln« – traumatisierte Kinder tragen dieses »Gepäck« ein Leben lang mit herum. Sie sind später häufig chronische Schmerzpatienten, denn der Körper vergisst nichts.

Der liebende Umgang mit dem Kind entscheidet also schon sehr früh darüber, welche Grundlagen für die Gesundheit gelegt werden.

Schmusen tut gut: Es hilft unter anderem, Stress zu lindern.

Signale verstehen

»Was hat es nur?«, fragen sich alle Eltern, wenn ihr Baby seine erste große Schreiattacke startet, und werden leicht nervös, vor allem wenn die Menschen in ihrer Umgebung vorwurfsvolle Blicke auf sie und das Kind werfen. Die Natur hat Babys mit einem markdurchdringenden Organ ausgestattet, das Aufmerksamkeit fordert. Solange das Kind noch nicht sprechen kann, ist sein Weinen schließlich das einzige Mittel, um sofort Beachtung zu finden. Doch das muss noch lang keine Katastrophe bedeuten.

Achten Sie also auf das Verhalten Ihres Babys. Dabei helfen ein paar kleine Tricks: Die meisten Babys vermitteln nämlich sehr klar, welche Bedürfnisse sie gerade haben. Die Sehnsucht nach Brust oder Flasche zum Beispiel kündigt sich durch zunehmende Unruhe und Quengeln an. Streicht man einem hungrigen Baby dann mit der Hand sanft über die Lippen, macht es sofort saugende Bewegungen mit seinem Mund. Streichelt man ihm dann über seine Wangen, öffnet es die Lippen und sucht reflexartig nach der Brustwarze der Mutter oder nach dem Schnuller. Wenn es die bekommt, kehrt gleich wieder Zufriedenheit ein.

Am Verhalten des Babys lässt sich ablesen, ob es ihm gut geht.

Wenn ein Baby müde ist, dann dreht es sich von der Mutter oder dem Vater weg und reibt sich immer wieder die Augen. Werden Säuglinge mit vielen neuen Eindrücken konfrontiert, stecken sie sich nicht selten die Hand in den Mund, um sich zu beruhigen. Das zeigt, dass sie überfordert sind. Überreizte Babys spannen ihren kleinen Körper außerdem zu einem Hohlkreuz an und beginnen heftig zu weinen. Dann sollten sie von Lärm oder sonstiger Unruhe abgeschirmt werden. Ist das nicht möglich, hilft es, sie sanft zu wiegen und vielleicht ein Lied zu singen, das sie ablenkt.

Zeichen erkennen

Ob das Schreien bedeutet, dass ein Baby Schmerzen hat, ist für Eltern nicht leicht zu erkennen. Leicht zu tasten ist ein geblähter Bauch, der mit leichten Kümmelölmassagen rasch beruhigt werden kann. Wenn sich ein neuer Zahn durch den Kiefer bohrt und Beschwerden verursacht, zeigt sich das häufig dadurch, dass das Baby seine Finger in den Mund steckt und darauf herumkaut und es stark speichelt.

Sanfte Massagen mit Babyöl lindern viele Beschwerden.

Schreien kann aber auch bedeuten, dass es dem Baby zu heiß oder zu kalt ist. Um das herauszufinden, prüft man die Temperatur am besten am Nacken. Und manchmal ruft das Kind einfach nach den Eltern. Sobald man sich ihm zuwendet oder es auf den Arm nimmt, beruhigt es sich sofort.

Auch wenn das Kind größer wird und spricht, kann es noch viele Jahre lang nicht präzise benennen, was ihm fehlt. Kinder im Vorschulalter zum Beispiel reagieren auf fast alle Störungen mit Bauchweh. Dahinter können Angst oder Aufregung genauso stecken wie eine Blinddarmreizung, ein Infekt oder auch nur Heimweh. Die Eingeweide sind nämlich von 100 Millionen Nervenzellen, dem »Bauchgehirn«, umgeben. Kein Wunder, dass Emotionen und Aufregung auf Magen und Darm schlagen.

Gut zu wissen

Was Kinder im 5. Jahr alles können

Körpermotorik: selbstständig Treppen steigen im freien Wechselschritt

Handmotorik: mit einer Schere schneiden; einfache Basteleien mit Klebstoff ausführen; Baum, Haus oder Menschen (skizzenhaft) malen

Sprache: fehlerfrei aussprechen; Erlebnisse in logischer, zeitlich korrekter Reihenfolge erzählen; Sätze grammatikalisch richtig, aber einfach aufbauen

Kognitive Entwicklung: allein und mit anderen Kindern Rollenspiele mit allen Details (Puppenspiele, Familienspiele) spielen; aus Bauelementen mit oder ohne Vorlagen Bauwerke gestalten

Sozialisation: kooperativ mit anderen Kindern spielen; Spielregeln befolgen; den Tagesablauf kennen; kleine Aufgaben und Aufträge (wie etwa den Tisch decken, die Blumen gießen) übernehmen

Emotionale Entwicklung: über Stunden oder über Nacht bei vertrauten Personen getrennt von ihren Eltern bleiben

Auf das Verhalten achten

Eltern müssen neben den körperlichen Symptomen immer auch Veränderungen im Verhaltensmuster ihres Kindes im Blick haben. Schlafstörungen und Appetitlosigkeit, plötzliche Unlust oder auch hektische Betriebsamkeit können Anzeichen dafür sein, dass sich eine Krankheit anbahnt. Behalten Sie Ihr Kind in einem solchen Fall einfach im Auge, möglichst unauffällig und ohne ihm zu signalisieren, dass es krank werden könnte, um es nicht noch zu verunsichern. In vielen Fällen sind solche kleinen Krisen auch einfach wachstumsbedingt und verschwinden rasch wieder, auch ohne dass sie behandelt werden.

Aus denselben Gründen ist es sehr zu empfehlen, regelmäßig einen Kinderarzt zu konsultieren, der das Kind kennt und es in seinen verschiedenen Entwicklungsphasen begleiten kann. Wenn Sie ihm charakteristische Veränderungen mitteilen, dann hilft ihm das bei seiner Diagnose.

Spezialisierte Kinderärzte sind die Neonatologen (für Frühgeborene und erkrankte Babys), die Kinderhämatologen und -onkologen (für Blut- und Krebskrankheiten), die Kinderkardiologen (für Herzleiden) und die Neuropädiater (für Nervenstörungen). Im Bereich der Naturheilkunde gibt es auf Kinder spezialisierte Homöopathen und anthroposophische Mediziner.

Richtige Ernährung

Neben Zuwendung und Fürsorge ist die Ernährung eine weitere zentrale Säule für die Gesundheit des Kindes. Das beginnt bereits bei der Muttermilch: Babys, die gestillt werden, haben eine besonders starke Beziehung zur Mutter, unter anderem, weil der Kontakt zur mütterlichen Brust zur Ausschüttung von Oxytocin führt, einem Hormon, das die Bindung fördert. Muttermilch enthält außerdem eine optimale Zusammensetzung von Eiweißstoffen und Fetten. Kinder, die gestillt werden, zeigt die Statistik, haben seltener Allergien und leiden im späteren Leben nicht so oft unter Diabetes. Sie bleiben ihr Leben lang schlanker als die Vergleichsgruppen.

Frauen, die nicht (oder nicht so lang) stillen können oder das nicht möchten, können jedoch problemlos auf Folgemilch zurückgreifen. Das Bindungshormon Oxytocin wird auch ausgeschüttet, wenn sie ihrem Baby viel Körperkontakt geben. Weil Kuhmilch von Babys noch nicht so gut vertragen wird, ist es sinnvoll, hypoallergene Produkte zu wählen, wenn in der Familie eine Neigung zu Allergien besteht. Bei diesen Produkten wurde das Eiweiß so verarbeitet, dass es keine Allergien auslöst.

Sie müssen auch nicht jede Karotte im Bioladen einkaufen und selbst zubereiten. Die Palette von Fertiggläschen für Kleinkinder ist vielfältig. Sie bietet unter anderem auch Breie aus biologisch erzeugten Rohstoffen, die von ihrem Nährwert her ausgewogen und gut kontrolliert sind.

Geschmack schulen

Dass Kinder instinktiv misstrauisch gegenüber Neuem und deshalb wählerisch sind, hat die Evolution so eingerichtet – in der Natur hätte nämlich zu viel Experimentierwille leicht Vergiftungen zur Folge. Nur Süßes schmeckt Kindern von Anfang an. Diese Vorliebe des Menschen, glauben Evolutionsbiologen, entspringt der Tatsache, dass es wenig Giftiges mit diesem Geschmack in der Natur gibt.

Eltern sind deshalb wichtige Vorbilder, wenn es um das Kennenlernen neuer Geschmäcke geht. Bieten Sie bestimmte Nahrungsmittel immer wieder mal an. Wenn Ihr Kind etwas gar nicht mag, bieten Sie ihm stattdessen Obst oder ein Brot an. Möglich ist auch ein Tauschgeschäft: »Wenn du die Karotte nicht magst – wie wäre es mit einer Tomate?«

Im Alltag ist es nicht immer leicht, konsequent zu bleiben, doch es lohnt sich: Studien zeigen, dass Kinder erst drei- bis viermal etwas probiert haben müssen, bevor es ihnen selbst schmeckt und sie gern zugreifen. Es lohnt sich also, immer wieder neue Lebensmittel anzubieten.

Vielfältig essen für gesundes Wachstum

Wie viel Obst und Gemüse braucht mein Kind? Und: Muss es immer Vollkorn sein? Fast alle Eltern stehen unsicher vor der einen oder anderen Frage, wenn es ums Essen geht. Gerade in den ersten Lebensjahren, in denen ein Kind noch relativ kleine Mengen isst, ist die Ernährung für gesundes Wachstum entscheidend. Der Stoffwechsel eines Kindes läuft auf Hochtouren. Je vielfältiger die tägliche Kost ist, desto sicherer können Eltern sein, dass ihr Kind alles bekommt, was es braucht: reichlich Getreideprodukte (am besten Vollkorn) wie Brot, Nudeln oder Reis, täglich frisches Gemüse und Obst sowie Milchprodukte, je einmal in der Woche Fisch und Fleisch. Süßes braucht der Körper nur in Maßen, doch Kinder lieben es, und sie werden nahezu überall dazu verführt – sogar Kinderärzte drücken ihnen nach der Behandlung ein Bonbon in die Hand. Eltern sollten versuchen, einen praktikablen Weg hinsichtlich des Umgangs mit Süßigkeiten zu finden. Das kann zum Beispiel eine wöchentliche Süßigkeitenration sein, die das Kind selbst verwalten darf, oder etwas Süßes nach dem Mittagessen. Im Idealfall enthält die Leckerei noch Vitalstoffe wie bei einem Apfelkuchen.

Äpfel mögen alle Kinder. Sie enthalten viel Vitamin C.

Zur gesunden Ernährung gehört auch ausgiebiges Kauen, das nicht nur für die Zähne und die Verdauung wichtig ist, sondern auch für die Entwicklung des Gehirns. Räumen Sie deshalb dem Essen genügend Zeit ein. Am schönsten ist es natürlich, wenn Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind an den Tisch setzen können – das bringt Ruhe und Rhythmus in den Alltag des Kindes. Zumindest der Fernseher sollte beim Essen ausgeschaltet bleiben.

Trinken nicht vergessen

Ermuntern Sie Ihr Kind immer wieder auch zum Trinken. Viele Kinder haben dafür schlicht keine Zeit, weil sie ins Spiel vertieft sind, andere wiederum verspüren einfach keinen Durst. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Ein- bis Vierjährige eine tägliche Flüssigkeitsaufnahme von 950 ml, untersuchte Kinder kamen jedoch nur auf durchschnittlich 650 ml. Das ist deshalb besorgniserregend, weil Kinder, bezogen auf ihr Körpergewicht, einen deutlich höheren Wasserumsatz haben als Erwachsene. Ideale Durstlöscher sind neben Mineralwasser ungesüßte Kräuter- und Früchtetees und stark verdünnte Obstsäfte (Schorlen). Softdrinks sind vor allem wegen ihres hohen Zuckergehalts ungeeignet. Doch behalten Sie bei all diesen Empfehlungen auch die Individualität Ihres Kindes im Auge: Manche Kinder decken einen Teil der empfohlenen Flüssigkeitsmenge regelrecht durch das Essen von viel rohem Gemüse und Obst – 100 g Gurke etwa enthalten 96 ml Wasser! Auch das ist in Ordnung.

Gemeinsam am Tisch sitzen ist ein wichtiges Ritual für die Familie.

Vorsicht, Kinderlebensmittel haben es in sich!

Joghurt, Kekse oder Wurst – nahezu kein Lebensmittel wird nicht auch speziell für Kinder angeboten. Doch diese Kinderlebensmittel sind nach Untersuchungen der Konsumentenverbände häufig nicht nur überteuert, sondern sie enthalten oft zu viel Fett, Salz und vor allem Zucker. Viele Eltern greifen vielleicht gern wegen der praktischen Portionsgrößen danach, und Kinder lieben die von findigen Marketingleuten gestalteten Verpackungen und beigelegten Spiele oder Aufkleber. Wer darauf nicht verzichten möchte, sollte diese Lebensmittel aber besser als Überraschung nur hin und wieder anbieten. Vielleicht lassen Sie sich einfach auch von den Lebensmittelprofis anregen: Naturjoghurt mit frischen Früchten lässt sich, etwa in ein auslaufsicheres farbiges Döschen verpackt, mit in die Schule geben, und Käsewürfel ergeben, mit Weintrauben auf Spießchen gesteckt, einen leckeren Snack.

Wer wegen zugesetzter Vitamine zu einem Lebensmittel greift, sollte wissen: Mit Vitaminen angereicherte Lebensmittel sind nicht zu empfehlen. Denn welche Vitamine in welcher Menge zugesetzt sind, entscheidet im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben letztlich der Hersteller. Als Verbraucher hat man dann schnell den Überblick verloren. Bei einer vielseitigen Ernährung sind Nahrungsergänzungsmittel auch gar nicht notwendig, Vitaminmangel kommt bei uns fast nicht vor. Eine Ausnahme ist nach neuesten Studien das Vitamin D, das im Säuglingsalter mit 400 bis 500 IE am Tag supplementiert werden sollte, die entsprechenden Vitamin-D-Präparate verschreibt jedoch der Kinderarzt. Am besten ist eine Kombination von Vitamin D mit Fluor, weil das gleich späterer Karies vorbeugt.

Vitalstoffe für optimales Wachstum

Vitamin A

Wichtig für gesunde Nervenzellen im Gehirn und die Stimulation von Abwehrzellen. Bei Mangel Ermüdung, Nachtblindheit und Eisen-Unterversorgung. Enthalten in Eiern, Milch, Milchprodukten, Karotten, Spinat, Fenchel, Leber, Thunfisch.

Vitamin B1

Wichtig für das Nervensystem. Bei Mangel geistige Trägheit. Enthalten in Schweinefleisch, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten.

Vitamin C

Wichtig für die Leistung der Abwehrzellen, Schutz vor aggressiven Sauerstoffmolekülen. Bei Mangel Wundheilungsprobleme, Infektanfälligkeit, raue Haut, Müdigkeit, Lustlosigkeit. Enthalten in Zitrusfrüchten, Kiwis, Kartoffeln, Brokkoli, Spinat, Paprika, Sanddornsaft.

Vitamin E

Wichtig für die Leistung der Abwehrzellen, Schutz vor aggressiven Sauerstoffmolekülen.Bei Mangel Nervenschäden. Enthalten in Nüssen sowie pflanzlichen Fetten und Ölen.

Vitamin B6

Wichtig für die Botenstoffe des Nervensystems. Bei Mangel Kopfschmerzen, Blutarmut, Hautprobleme. Enthalten in Leber, Avocados, Bananen, Hülsenfrüchten, Brokkoli.

Folsäure

Wichtig für Zellwachstum und -erneuerung. Bei Mangel Störung der Bildung von roten Blutkörperchen, Schwächung des Immunsystems. Enthalten in Blattsalaten, Rosenkohl, Brokkoli, Spinat, Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Vollkornprodukten, Hühnerfleisch, Leber.

Vitamin B12

Wichtig für die Aktivierung der Folsäure. Bei Mangel Gedächtnisstörungen. Enthalten in Seefisch, Leber, Eigelb, Milch und Milchprodukten.

Jod

Wichtig für die Bildung von Schilddrüsenhormonen. Bei Mangel Antriebslosigkeit. Enthalten in Seefisch, Meeresfrüchten und Jodsalz.

Eisen

Wichtig für Immunzellen, Blutbildung und Sauerstofftransport. Bei Mangel Antriebsschwäche, Infektanfälligkeit. Enthalten in rotem Fleisch, Hirse, Vollkornprodukten.

Kalzium

Wichtig für Knochenaufbau. Bei Mangel spätere Osteoporose. Enthalten in Milch, Milchprodukten, Gemüse, Obst.

Magnesium

Wichtig für die muskuläre Erregung, Bestandteil des Knochens. Bei Mangel Leistungs-abfall. Enthalten in Sojamehl, Sonnenblumenkernen, Weizenvollkornbrot, Linsen.

Süßes Kinderleben

Hübsch verpackt, sehr bunt und oft mit kleinen Extras locken Hersteller Eltern und Kinder zum Kauf von Kinderlebensmitteln. Doch bei solchen Produkten sollten alle Zucker-Alarmglocken läuten. Ob Müsli, Joghurts oder Snacks, Kinderprodukte sind häufig süßer als »normale« vergleichbare Angebote. So sollen Kinder an viel Zucker gewöhnt werden. Dabei steigt ihre Süßschwelle, und sie verlernen, wie gut natürlich süße Produkte schmecken.

Zuckersüße Kinderprodukte

Knusperbrot ist eines von vielen Beispielen für die Verzuckerung von Kinderprodukten. Normalerweise hat Knusperbrot einen Zuckergehalt von 0,5 bis 2 g pro 100 g, ist also eine wirklich leichte Kost. Nicht aber das Knusperbrot, das damit wirbt: »... genau richtig als Snack für zwischendurch, im Kindergarten und in der Schule«. Diese Variante bringt es auf 36 g Zucker pro 100 g. Nicht anders sieht es bei Zwieback aus.

Von wegen pikant!

Ob Ketchup, Krautsalat oder Rotkohl im Glas, auch in vielen pikanten Fertigprodukten findet man große Mengen an Zucker. Würde man einen selbst gemachten Krautsalat vielleicht mit einer Prise Zucker abschmecken, bringt es eine gekaufte 200-g-Packung auf acht Zuckerwürfel, also 24 g reinen Zucker! Ähnlich sieht es bei Heringssalat oder Gewürzgurken aus. Auch Wurst enthält Zucker, zum einen als Geschmacksverstärker und zum anderen als Konservierungsstoff. Für Zucker ist in Lebensmitteln also reichlich gesorgt.

Joghurts im Test

Mehr als 600 Joghurt- und Quarksorten haben Ernährungswissenschaftler auf ihren Gehalt an Süßungsmitteln untersucht. Im Durchschnitt liegt der Zuckergehalt bei 14,1 g Zucker pro 100 g Joghurt. Das entspricht etwa 5 Stück Würfelzucker. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte man nur 5 Prozent des täglichen Energiebedarfs aus Zucker beziehen. Mit einem einzigen Becher Fruchtjoghurt hat man diesen Wert aber schon fast erreicht.

Fettleber durch Fruchtzucker

Nichts gegen frisches Obst. Aber Vorsicht bei Fruchtsäften. Sie enthalten große Mengen Fruchtzucker. Das klingt gesund, ist es aber nicht. Fruchtzucker ist erst mal eine Zuckerart, hat also ähnlich viele Kalorien wie Cola & Co. und begünstigt Übergewicht ebenso.

Studien belegen: Regelmäßiger Verzehr von Fruchtsäften kann zur sogenannten nichtalkoholischen Fettleber führen. Übrigens haben bereits 11 Prozent der Kinder in Deutschland eine solche Diagnose, oft in Kombination mit Übergewicht.

Kaloriengehalt von sogenannten »Softdrinks« (je 200 ml)

70 verschiedene Bezeichnungen für Süßmacher

Das Verwirrspiel mit den 70 Namen für Süßungsmittel macht es dem Verbraucher schwer, durchzublicken. Zutaten wie etwa Glukose-Fruktose-Sirup, Glukosesirup, karamellisierter Zucker, Maltodextrin, Invertzucker, Milchzucker, Molkenerzeugnis, Süßmolkenpulver, Vollmilchpulver, Magermilchpulver oder gezuckerte Kondensmilch sind nur die Spitze des Eisbergs. Achten Sie auf die Endung »-ose«, die für Zucker steht (Glukose, Saccharose usw.). Auch die Endung »-sirup« oder die Vorsilbe »Molke-« sind Hinweise darauf, dass Zucker in verschiedenen Formen enthalten ist. Vorsicht: Angaben wie »ohne Zucker« oder »ungesüßt« besagen nur, dass kein Haushaltszucker verwendet wurde.

Die versteckte Zuckerbombe Müsli

Sie können bis zu einem Viertel Zucker enthalten, die Fertigmüslis. Dabei werben sie natürlich mit Fitness und Gesundheit. Besonders viel Süße taucht häufig da auf, wo es richtig knuspert oder Schokolade zugesetzt wird. Da hilft nur eines: selber machen. Bereiten Sie eine Wochenportion mit Haferflocken als Grundsubstanz vor, und dann sind Ihrer Fantasie für weitere (weniger süße) Zutaten keine Grenzen gesetzt. Kleie, Samen und Nüsse, etwas klein geschnittenes Trockenobst, und fertig ist das wirklich gesunde Müsli. Morgens mit Joghurt oder Milch angesetzt, ergibt das einen wirklich guten Start in den Tag.

Immunität ausbauen

Ein junges Abwehrsystem braucht unkomplizierte Infekte wie Husten und Schnupfen als »Trainingseinheiten«, um sich zu entwickeln, ebenso wie Staub oder Schmutz. Wenn die Werbung damit lockt, antibakterielle Substanzen in simplen Haushaltsreinigern einzusetzen, damit Ihr Kind gesund bleibt, so ist das irreführend. Solche Bakterienkiller tragen eher dazu bei, dass einige besonders anpassungsfähige Arten von Erregern widerstands-fähig und dann wirklich gefährlich werden. Außerdem sucht sich ein Immunsystem, das keine ernsthaften Aufgaben hat, andere Reize, an denen es sich abarbeitet, zum Beispiel Tierhaare oder Milbenexkremente. Zu viel Hygiene, das zeigen viele Studien, erhöht also das Allergierisiko.

Haben Sie daher nicht zu viel Angst vor Bakterien, das Immunsystem Ihres Kindes wird mit den meisten davon selbst fertig. Diesen Prozess können Sie positiv unterstützen: Stillen baut die Darmflora und damit das Immunsystem auf. Später tun probiotische Bakterien, wie sie zum Beispiel in vergorenem Gemüse oder Sauerkraut enthalten sind, dem Darm gut. Kinder, die Joghurt mögen, können solchen mit speziell angereicherten Milchkulturen (Probiotika) essen. Um einen schützenden Effekt zu erzielen, muss das allerdings täglich passieren. Kinder erhalten, das zeigen Studien, zu viel und häufig unnötig Antibiotika, mehr als jeder Erwachsene. Das schädigt die Darmflora.

Kinder sollten so viel wie möglich draußen spielen und toben.

Bewegung muss sein

Zwischen 10 und 20 Prozent der Schulanfänger in Deutschland sind zu dick, 4 bis 8 Prozent sogar fettleibig. Jeder zweite dicke Jugendliche wird auch als Erwachsener nicht mehr schlank. Das sind alarmierende Zahlen, und sie hängen nicht nur mit falscher Ernährung zusammen. Denn viele Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig, da sie nicht nur in der Schule sitzen müssen, sondern auch ihre Freizeit überwiegend vor dem Fernseher oder Computer verbringen: Jugendliche sitzen rund vier Stunden täglich vor einem Bildschirm, so eine RTL-Studie, sie sind jedoch nicht einmal 60 Minuten täglich körperlich aktiv. Kein Wunder, dass bis zu 65 Prozent der 8- bis 18-Jährigen Haltungsschwächen aufweisen, 20 bis 25 Prozent einen labilen Kreislauf haben und 75 Prozent eine kaum ausgeprägte Bauchmuskulatur. Dabei bewegen sich Kinder von Natur aus sehr gern. Damit sich Knochen, Muskeln und Organe gesund entwickeln, müssen sie ausreichend bewegt und mit Vitamin D über die UV-Strahlung versorgt werden. Je mehr ein Kind herumtollt, umso besser ist die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung. Durch Bewegung entwickeln Kinder zudem ein Gefühl für den eigenen Körper, für Höhen und Tiefen, Schnelligkeit und Weite. Sie trainieren Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit. Bewegung unterstützt auch die Entwicklung von Gehirn, Nerven- und Hormonsystem.

Kinder sollten sich so viel wie möglich täglich bewegen, denn schließlich ist Kindern der natürliche Bewegungsdrang von Natur aus mitgegeben. Kommen die Kinder in die Schule, empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit täglich mindestens eine Stunde körperlicher Aktivität, und zwar auf unterschiedlichste Weise – also zum Beispiel Springen, Laufen, Hüpfen, Klettern und Ballspielen. Falls ein Kind von sich aus nur wenig aktiv ist, sind der Einfallsreichtum und die Vorbildrolle der Eltern gefragt: Schnupperstunden in Sportvereinen vereinbaren, gemeinsam mit dem Kind sportlich aktiv werden, am Wochenende eine Wanderung, einen Schwimmbadbesuch oder eine Radtour planen statt eines Kinobesuchs – mit diesen und vielen anderen sportlichen Aktivitäten lassen sich kleine Stubenhocker gern aus der Reserve locken.

Mein Tipp für Eltern

Finden Sie Ihren Weg

Wer viel liest, liest auch viele verschiedene Meinungen. Noch nie wurde so viel darüber diskutiert, wie richtig erzogen oder gegessen wird, wie heute.

Jeder kann zwar selber entscheiden, wie er sein Kind groß bekommt, aber alle reden mit, und immer gibt es im Umfeld jemanden, dem das nicht gefällt. Da bleibt nur: Finden Sie Ihren Weg durch den Erziehungsdschungel, entdecken Sie die Bücher, die Sie stützen, und vertrauen Sie Ihrer Intuition. Das Wichtigste, was Ihre Kinder brauchen, das steht fest, ist Ihre Liebe.

Motorik und Geschicklichkeit

Die motorische Geschicklichkeit kann mit verschiedenen Tests geprüft werden, am besten im Vorschulalter – bevor Schulprobleme durch gestörte Bewegungsabläufe auftreten. Der MOT 4–6 vergleicht den motorischen Entwicklungsstand eines Kindes mit dem Durchschnitt seiner Altersgruppe und prüft zum Beispiel, ob es auf einem Streifen vor- und rückwärtsbalancieren, mit den Zehen ein Tuch aufheben, einen Stab fangen oder mit einem Ball eine Scheibe treffen kann. Dabei werden Gewandtheit und Koordination, Gleichgewichtsvermögen und Reaktionsfähigkeit, Sprungkraft, Steuerung und Geschwindigkeit getestet. Es gibt weitere Tests für verschiedene Altersgruppen. Fragen Sie Ihren Arzt, wenn Sie Informationen dazu suchen.

Wozu impfen?

Impfungen werden heute zunehmend von zwei Seiten betrachtet:

•einer individuellen, die das Erkrankungsrisiko für eine ansteckende Infektionskrankheit gegen mögliche Nebenwirkungen der Impfung abwägt, und

•einer gesellschaftlichen, die positive Auswirkungen der Impfungen auf breite Teile der Bevölkerung untersucht. So führte erst die Massenimpfung gegen Kinderlähmung (Poliomyelitis) dazu, dass diese Krankheit in Europa ausgerottet wurde.

Die Tatsache, dass eine individuelle Entscheidung solche gesellschaftliche Tragweite hat, macht angesichts der Befürchtungen mancher Eltern über Nebenwirkungen des Impfens die Debatte so komplex und kontrovers.

In den vergangenen Jahren sind die Impfstoffe immer besser verträglich geworden. Trotzdem werden nach wie vor Diskussionen über mög-liche Folgeerscheinungen durch Konservierungsstoffe oder Langzeitschäden von Impfkritikern entfacht.

Die meisten Impfungen sind Aktivimpfungen, das heißt, der Körper wird aktiv zur Bildung von Abwehrstoffen (Antikörpern) gegen die Erreger angeregt. Verwendet werden dazu Lebendimpfstoffe, die abgeschwächte, aber nicht mehr krank machende Erreger enthalten (z. B. Masern, Mumps, Röteln), oder Totimpfstoffe, die aus abgetöteten Erregern oder Bruchstücken davon bestehen (z. B. Tetanus, Diphtherie, Polio). Das Immunsystem erkennt diese körperfremden Moleküle (Antigene) und reagiert darauf mit der Bildung von Lymphozyten, die Antikörper ausschütten. Diese werden zu Gedächtniszellen, die im Ernstfall den tatsächlichen Krankheitserreger erkennen und das Immunsystem zur Abwehr aufrufen.

Laut Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), einem Expertenteam verschiedener medizinischer Fachbereiche, Vertretern von Gesundheitsämtern und Krankenkassen, wird der »Impfkalender« festgelegt. Neben den empfohlenen Impfungen enthält er den zeit-lichen Fahrplan für deren Durchführung. Das Gesundheitsamt oder Ihr Arzt wird Sie über die anstehenden Impfungen bei den Vorsorgeuntersuchungen informieren.

Verantwortung bei Kinderkrankheiten

Impfungen gibt es nicht nur gegen lebensgefährliche Erreger wie Tetanus oder Tollwut, sondern auch gegen die sogenannten Kinderkrankheiten. Diese Infektionen sind allerdings keinesfalls harmlos, sondern im Gegenteil so ansteckend, dass sie bereits im frühen Alter auftreten. Werden Erwachsene davon befallen, ist der Verlauf häufig kompliziert und manchmal auch gefährlich. Wer also eine Impfung für sich persönlich ablehnt, sollte sich darüber bewusst sein, dass er damit indirekt immer auch für mögliche Infektionen anderer Menschen mit verantwortlich ist.

Wovor die Impfungen schützen:

•Pneumokokken: Schutz vor bakterieller Mittelohr-, Hirnhaut- oder Lungenentzündung

•Tetanus: Schutz vor einer gefährlichen Wundinfektion durch Toxine. Diese schädigen das Nervensystem und führen zu Muskelkrämpfen. Jeder vierte Fall verläuft tödlich.

•Diphtherie: Schutz vor schweren Herz- und Organschäden, Erstickung

•Masern: Schutz vor Komplikationen wie Mittelohr- und Lungen- sowie Hirnentzündung mit hohem Schädigungsrisiko und hoher Sterblichkeit

•Keuchhusten: Schutz vor bedrohlichem Erstickungsrisiko bei Säuglingen

• Windpocken: Als Nebenwirkung treten in 1 Prozent aller Fälle Infektionen der Bläschen mit Bakterien (Sekundärinfektion) auf oder eine Kleinhirnstörung.

•Mumps: Schutz vor Hodenentzündung und daraus folgender Unfruchtbarkeit

•Röteln: Schutz ungeborener Kinder vor Rö-telnembryopathie und dadurch ausgelösten Fehlbildungen am Herz und an den Augen, Schwerhörigkeit; Schutz vor Fehlgeburt

•Hämophilus influenzae b: Schutz vor Hirnhautentzündung und vor eitriger Kehldeckelent-zündung

•Hepatitis A: Schutz vor Leberentzündung mit Übelkeit und Erbrechen

•Hepatitis B: Schutz vor akutem Leberversagen und chronischer Leberentzündung

•Meningokokken: Schutz vor lebensgefähr-licher Hirnhautentzündung

•Polio: Schutz vor zum Teil schweren Behin-derungen

•Rotaviren: Schutz vor schwerer Darminfektion bei Babys, bis zum 6. Monat impfen

Speziell für Mädchen gibt es seit dem Jahr 2006 eine Impfung gegen das Humane Papilloma-virus (HPV), einen sexuell übertragbaren Erreger, der ein Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs sein kann. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt eine generelle Impfung für alle Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren. Die Impfung mit drei Dosen sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein.

Impfen schützt Ihr Kind vor gefährlichen Infektionskrankheiten. Nebenwirkungen sind selten.

Impfreaktionen

Bei Totimpfstoffen werden häufiger lokale Impfreaktionen wie Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle beobachtet. Etwa jedes zehnte geimpfte Kind kann mit Fieber auf die Impfung reagieren. Lebendimpfstoffe verursachen weniger lokale Reaktionen, es kann aber z. B. ca. sieben bis zehn Tage nach einer Masern-Mumps-Röteln-Impfung zu einer meist leichten »Impfkrankheit« und kleinfleckigem rötlichem Ausschlag kommen.

Wir empfehlen, die Impfung durch die Gabe von Thuja C30 (1- bis 2-mal täglich 3 Globuli) zu begleiten. Damit kann einer möglichen Impfreaktion vorgebeugt werden.

Vorsorge beim Kinderarzt

Der Kinderarzt prüft die motorische Entwicklung als Teil der Vorsorge-untersuchungen, auf die jedes Kind in Deutschland Anspruch als Krankenkassenleistung hat. Die Untersuchungen U1 bis U9 finden vor der Ein-schulung statt und sind in einem »Gelben Heft« des Gemeinsamen Bundesausschusses dokumentiert. Eine Jugendgesundheitsberatung (J1) wird zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr empfohlen. Ich rate Ihnen, diese Untersuchungen wahrzunehmen, da sie Aufschluss über den Entwicklungsstand Ihres Kindes geben und Ihnen helfen können, rechtzeitig möglichen Schäden oder Defiziten vorzubeugen.

Kinderärzte wissen die Zeichen der kleinen Patienten zu deuten.

Seit Mai 2006 können Kinder und Jugendliche deshalb auch noch vier weitere Untersuchungen in Anspruch nehmen, von denen nur die U7a kassenpflichtig wurde. Doch häufig werden von den Kassen, um eine bessere Prävention zu sichern, auch U10 und U11 sowie die J1 und J2 erstattet.

Im Zentrum der Untersuchungen steht die altersgerechte Entwicklung. Abweichungen von der Norm bedeuten nicht automatisch etwas Negatives, sie sind jedoch Anlass für weitere Untersuchungen und Abklärungen. Besonders wichtig in den frühen Jahren ist – neben der Untersuchung des Allgemeinzustands des Kindes – der Kopfumfang als Zeichen für die Reifung und Größenzunahme des Gehirns.

Pflicht oder doch nicht?

Die Teilnahme an den Untersuchungen ist freiwillig. Das wurde im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen an Kindern in den letzten Jahren immer wieder kritisiert. Die meisten Bundesländer haben inzwischen zumindest Gesetze erlassen, die es den Behörden erlauben, Daten von Geburtskliniken, Meldebehörden und Kinderärzten abzugleichen. Eltern sind jedoch nicht verpflichtet, eine Teilnahme an den Untersuchungen nachzuweisen. Wird ein Jugendamt aufmerksam, so kann es nur durch einen Besuch in der Familie überprüfen, ob eine akute Gefährdung des Kindeswohls vorliegt.

Etwa 4 Prozent der Kinder in Deutschland nehmen leider nicht an den vorgesehenen kinderärztlichen Untersuchungen teil. In Österreich wird die Teilnahme am Vorsorgeuntersuchungsprogramm dadurch gesteuert, dass sie Voraussetzung für den Erhalt des vollen Kindergelds ist. Gesetzlich verpflichtend ist in Deutschland bisher aber in jedem Fall die von der Vorsorge unabhängige Schuleingangsuntersuchung, deren Termin den Eltern meist vom zuständigen Gesundheitsamt mitgeteilt wird.

Gut zu wissen

Wichtige Vorsorgeuntersuchungen im Kindes- und Jugendalter

• U1: Kurz nach der Geburt wird im Krankenhaus überprüft, ob vitale Funktionen gestört sind, was ein sofortiges Handeln notwendig machen würde. Der Körper des Kindes wird auf Verfärbungen, Ödeme, Blutungen und andere Geburtsverletzungen hin untersucht, auf die Symmetrie der Fontanellen (also Stellen am Kopf des Kindes, die noch nicht verknöchert oder verknorpelt sind), den Zustand von Augen, Ohren und Mund sowie von Armen und Beinen. Herz und Lunge werden abgehorcht, der Bauch abgetastet und die Geschlechtsteile sowie die Analregion untersucht.

• U2: Meistens noch in der Klinik, spätestens aber am 10. Tag nach der Geburt sollte das Neugeborene auf seine Körperhaltung und Motorik sowie die Muskelgrundspannung hin untersucht werden. Seit 2009 gehört auch ein Hörscreening dazu. Gleichzeitig informiert der Arzt über Rachitis- und Kariesprophylaxe und eine optimale Schlafumgebung zur Vorbeugung des plötzlichen Kindstods.

• U3: Das ist in der Regel die erste ambulante Untersuchung. Sie findet in der 4. bis 6. Woche statt. In ihrem Mittelpunkt steht das Hüftscreening per Ultraschall, um eine mögliche Fehlstellung der Hüfte zu diagnostizieren.

• U4 bis U7:Sie folgen in den ersten beiden Lebensjahren und legen das Hauptaugenmerk auf die zeitgerechte körperliche Entwicklung, um zum Beispiel Bewegungsstörungen und Entwicklungsmängel aufzudecken. Es werden auch die Impfungen besprochen.

• U7a: Diese Zusatzuntersuchung soll im 3. Lebensjahr allergische Erkrankungen abklären, auf mögliches Übergewicht aufmerksam machen sowie Zahn-, Mund- und Kieferanomalien aufdecken. Thema sind auch Verhaltens-störungen sowie die Sprachentwicklung.

• U8: Diese Untersuchung im 4. Lebensjahr prüft Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit des Kindes, seine Reflexe, die Muskelkraft sowie die Aussprache und den Zahnstatus.

• U9: Sie kontrolliert im Jahr vor der Einschulung Motorik, Sprachverständnis, Hör- und Sehvermögen.

• U10: Diese Untersuchung findet im 7. oder 8. Lebensjahr statt und erfasst Entwicklungsstörungen, wie zum Beispiel eine Leseschwäche, motorische Schwächen oder auch ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom.

• U11: Im 9. oder 10. Lebensjahr klärt die Untersuchung Schulleistungs- und Verhaltensstörungen sowie Zahn- und Kieferanomalien. Es soll auch ermittelt werden, ob die Bewegung ausreicht. Tendenzen zur Sucht (auch Medienmissbrauch) soll entgegengewirkt werden.

• J1: Diese Untersuchung für das 13. bis 15. Lebensjahr soll Haltungsanomalien erkennen helfen. Impfstatus, Untersuchung der Schilddrüse und Blutdruckkontrolle gehören dazu. Besprochen werden auch das Gesundheits- und Sexualverhalten.

• J2: Relativ neu ist die J2 im 17. und 18. Lebensjahr, um Pubertäts- und Sexualitätsstörungen rechtzeitig zu erkennen. Unter anderem wird eine Diabetes-Vorsorge betrieben.

Alles auf Neustart – die Pubertät

Vielen Eltern graut es vor dieser Phase der Abnabelung. Dabei ist sie eine wichtige Etappe im Leben des Kindes und beileibe keine Betriebsstörung, sondern ein erfolgreiches evolutionäres Erbe. Würden Jugendliche immer nur das tun, was Erwachsene erwarten, wären wir um viele Erfindungen, Kunstwerke und Ideen ärmer. Diese Zeit der Rebellion und Findung ist überlebenswichtig für die Menschheit.

Im Wechselbad der Gefühle

Unter depressiven Verstimmungen, Unsicherheit, Unzufriedenheit und Angst leiden Mädchen sehr viel häufiger als Jungen. Das Äußere ist für beide Geschlechter wichtig, und dementsprechend reagieren sie sensibel auf alle Veränderungen. Jungen sehen diese – wie etwa das Muskelwachstum – eher als positiv; Mädchen nehmen die sich bildenden Fettpölsterchen hingegen als Abweichung vom Schönheitsideal wahr. Das kann unter Umständen zu Essstörungen führen.

Aufgeklärt in die Pubertät

Keine Angst vor Aufklärung, und zwar vor Beginn der Pubertät. Gehen Sie so unbefangen mit Fragen nach dem Körper um, wie es die Kinder tun. Eine frühe Aufklärung – das zeigen Studien – führt auch nicht dazu, dass Jugendliche eher Sex haben. Eltern sollten jederzeit offen für Fragen und Probleme in Sachen Sexualität sein, sich jedoch nicht ungefragt einmischen. Manchmal bespricht man in diesem Alter Dinge lieber mit der Freundin oder dem Freund.

Immer müde

Der frühe Schulbeginn ist für viele Kinder ein Problem, aber ganz besonders für »Pubertiere«. Die hormonellen Umstellungen betreffen auch das Schlafhormon Melatonin. Es wird – anders als im Kindesalter – später ausgeschüttet. Die Folge: Jugendliche werden später müde, gehen demzufolge später ins Bett, müssen aber wie eh und je früh raus. Der Schlafmangel erhöht die ohnehin vorhandene Reizbarkeit, und die Konzentration leidet ebenfalls. Schlafforscher fordern schon seit Langem einen späteren Schulbeginn, vor allem für ältere Schüler.

Bestärken und nicht beschimpfen