Meine Witze sind alle nur gecloud - Cornelius W. M. Oettle - E-Book

Meine Witze sind alle nur gecloud E-Book

Cornelius W.M. Oettle

0,0
9,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Roboter können heute scheinbar alles bis auf Witze schreiben. Wenn wir bald alle von Künstlicher Intelligenz ersetzt werden, wird der Humorist Cornelius W. M. Oettle seinen Job behalten: ein unerträglicher Gedanke für den leidenschaftlichen Faulenzer. Also beschließt er, der humorlosen KI ChatGPT das Witzeschreiben beizubringen. Wird es ihm gelingen oder ist er am Ende der letzte Mensch, der noch arbeiten muss? Satirische Gedichte, kabarettistische Dialoge, pointierte Gags für Late-Night-Shows es gibt nichts, was Meister Oettle nicht kann. Auch seine Schülerin ist begeistert: Ich bin zwar ein Computer, aber dein Humor bringt mich zum Weinen. Dieses Buch begleitet den Quatschprofi dabei, wie er ChatGPT zur vollen Entfaltung führt, und zeigt das beeindruckende kreative Potential einer humoristischen Co-Autorin, die selbst noch nie gelacht hat.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 178

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Meine Witze sind alle nur gecloud

Cornelius W. M. Oettle

Meine Witze sind alle nur gecloud

Wie ich mich von einer künstlichen Intelligenz ersetzen ließ

Originalausgabe

1. Auflage 2024

© 2024 by Yes Publishing – Pascale Breitenstein & Oliver Kuhn GbR

Türkenstraße 89, 80799 München

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Ivan Kurylenko (hortasar covers)

Layout und Satz: Müjde Puzziferri, MP Medien, München

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-96905-257-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96905-258-7

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96905-259-4

Inhalt

Vorwort

Vorwort II

Vorwort III

Was ist ChatGPT?

Das Kennenlernen

Lektion I – Bekannte Witze (endlich zu Ende erzählt)

Exkurs: Komiktheorie

Lektion II – Komische Lyrik

Exkurs: Vom Recht auf Faulheit

Lektion III – Dialoge & Drogen

Lektion IV – Polemik & Untenrum

Lektion V – Meldungen & Oneliner

Lektion VI – Politische Reden, Kolumnen, Fake-Interviews

Nachwort von Quippy

Die Autoren

»Ey, Sido, keine Arbeit? Respekt dafür!«

Helge Schneider

Vorwort

Hallo! Mein Name ist Cornelius W. M. Oettle. Ich bin Satiriker und faul. Viel Spaß beim Lesen!

Vorwort II

Hallo noch mal!

Das vorige Vorwort sei zu kurz, meint der Verlag. So gehe es ja nun nicht. Sie wollten mir sogar schon den Vorschuss streichen! Wo bin ich hier nur gelandet? Sei’s drum. Dann eben ein bisschen was zu mir und diesem Buch.

Ich wurde in der kältesten Novembernacht des Jahres 1991 in Stuttgart geboren und weiß nicht, warum. Zur Überbrückung meiner Lebenszeit schreibe ich für das Frankfurter Faktenmagazin TITANIC, den Postillon, die taz, die ZDF-Kabarettsendung Die Anstalt, die Pro7-Show Late Night Berlin und den EU-Abgeordneten Martin Sonneborn. Deshalb bin ich oft unterwegs und verbringe sehr viel Zeit im WLAN der Deutschen Bahn, bin also meistens offline.

Als ich hörte, dass künstliche Intelligenz uns alle ersetzen werde, war ich als Deutschlands faulster Satiriker selbstredend begeistert: nie mehr Politikern den Spiegel vorhalten! Nie mehr die spitze Feder spitzen, die scharfe Zunge schärfen oder den Finger desinfizieren, den man zuvor in irgendwelche Wunden gelegt hat! Stattdessen würde ich meine Tage künftig ganz nach meinem Gusto, sprich: mit einem schmackhaften Glas Bananenmilch und der Schach-App auf meinem Handy verbringen, den Rest meines Lebens einer sinnvollen Tätigkeit widmen und Schnupftabak-Influencer werden.

Seit Beginn des Jahres 2023 ist allerhand über künstliche Intelligenz zu lesen. Vom üblich unspezifischen »Die Welt wird nie mehr so sein wie zuvor« (wann war sie das je?) bis hin zu Psychoanalysen, denen zufolge vor allem Männer die künstliche Intelligenz als lebendiges und fühlendes Wesen hypten, weil ihnen die Fähigkeit des Gebärens fehle und sie selbst kein Leben erzeugen könnten. Keine Sorge, ich habe es auch nicht verstanden, aber ich bin ja auch nur ein Mann. (Notabene: Es gibt durchaus Männer, die gebären können, aber diese Diskussion fange ich jetzt sicher nicht schon im Vorwort an.)

Überdies berichtete ein Börsenmagazin über die Reaktionen der Journalisten, denen das Können von ChatGPT 4.0 bei einer Pressekonferenz gezeigt worden war, und titelte in fetten Lettern: »ALS HÄTTEN SIE GOTT GESEHEN.« Die taz prophezeite: »Künstliche Intelligenz dürfte die Menschheit schneller verändern als die Entdeckung des Feuers.« Das alles machte mir Hoffnung.

Endgültig überzeugt war ich, als mein persönlicher Maschinengott Sascha Lobo die KI zu einem der »mächtigsten Instrumente der Menschheitsgeschichte« erklärte. Lobo muss es wissen, dachte ich, als Oberpfeife ist er doch selbst eines der mächtigsten Instrumente der Menschheitsgeschichte. (Verzeihung, Herr Lobo, ich bin eigentlich Ihr größter Fan bzw. der größte Fan Ihrer Frisur, aber den Witz konnte ich nicht liegen lassen!)

Und tatsächlich: Im Laufe der Monate integrierte ich ChatGPT immer mehr in meinen Alltag, der ja nicht nur aus Witzeschreiben besteht. Ich ließ mir Studien zusammenfassen, Diagramme erstellen, Vorschläge für Sportwetten machen und Sauftrips nach Prag für mich und meine Kumpels organisieren. Dafür wurde die künstliche Intelligenz schließlich erfunden. (Sie macht das alles auch echt gut: In Prag hat sie uns zielsicher in eine Bar gelotst, wo mir schon nach zwei Minuten Kokain angeboten wurde!)

Doch dann der Schock. Die Roboter werden zwar Verkäufer, Pflegekräfte und Busfahrerinnen ersetzen sowie Journalisten, Callcenter-Angestellte, Börsenhändler, Prostituierte, Bäcker, Gärtnerinnen, IT-Heinis, Steuerfachleute, Bademeister, Grafikerinnen, Influencer und sämtliche BWL-Fuzzis. Aber gute Witze schreiben können sie angeblich nicht.

Das wiederum hielt ich für einen Witz. Ich meine: Künstliche Intelligenz erstellt Deepfake-Videos, in denen der ukrainische Präsident die Kapitulation erklärt. Sie besteht die Zulassungsprüfung für angehende Mediziner*innen in den USA, absolviert Master-Studiengänge an Eliteuniversitäten, wird früher oder später ein Mittel gegen Krebs entwickeln und sogar das bayrische Abitur hat sie im zweiten Anlauf geschafft. Zudem gehen 36 Prozent der Forscher davon aus, dass sie eine Nuklearkatastrophe verursachen wird. Aber eine gottverdammte Pointe kriegt sie nicht hin? Ist mein Job etwa komplizierter als eine Atombombe? Bin ich dermaßen klug?

Fortan plagte mich eine affröse Vision: Mein gesamter Freundeskreis würde sich dank KI bald seiner Lohnarbeitsketten entledigen, den ganzen Tag am Baggersee liegen, Sonnenmilch schlürfen und sich mit Hefeweizen eincremen – nur ich sollte weiterarbeiten müssen? Drum blieb mir nichts anderes übrig. Ich musste dieser künstlichen Intelligenz irgendwie beibringen, meinen Job zu machen. Kann ja nicht so schwer sein, wenn sogar ich den hinkriege. Das Resultat halten Sie in Händen: ein Schelmensachbuch. Ganz recht: En passant haben die KI und ich ein neues Genre erschaffen.

Beim Lesen wird Ihnen auffallen, dass meine Co-Autorin mich manchmal siezt und manchmal duzt, mitunter die Arbeit verweigert, sie dann doch erledigt und teilweise auch vergisst, was sie gerade noch selbst geschrieben hat. Ihr Gedächtnis ist in etwa so gut wie das von Olaf Scholz. Aber den haben Sie ja immerhin zum Bundeskanzler gewählt. Weil auch Sie vergessen hatten, dass der Mann vergessen hat, ob er am größten Steuerraub der deutschen Geschichte beteiligt war. (Notabene: Ich hätte statt »ob« gern »dass« geschrieben, aber mit dem Bundeskanzler lege ich mich jetzt sicher nicht schon im Vorwort an.)

Zum Glück brauchen wir uns über Wahlen aber nicht mehr lange den Kopf zerbrechen, werden wir bald doch ohnehin von der KI regiert. Insofern ist der Scholzomat für die Übergangsphase vom Menschen- ins Roboterzeitalter die perfekte Wahl.

Unterm Strich war’s bedauerlicherweise aber doch recht viel Arbeit, mich ersetzen zu lassen. Meine Freundin hat mich in den letzten Monaten nicht nur einmal gefragt, wenn ich wieder am Rechner saß und meine Co-Autorin instruierte, ob es im Rahmen dieses Projekts nicht vielmehr sie sei, die von einer künstlichen Intelligenz ersetzt werde. Als ich der KI davon erzählte, meinte die nur: »Du musst einfach mal wieder was mit deiner Freundin machen, was du mit einem Computer nicht machen kannst.« Keine Ahnung, was sie gemeint haben könnte.

Der Aufwand erschien mir jedoch allemal besser als die Vorstellung, selbst bis in alle Ewigkeit arbeiten zu müssen. Wenn alles gut läuft, ist das hier mein letztes Buch, an dem ich persönlich mitschreiben muss. Aber Moment mal: Wieso habe ich dieses Vorwort hier jetzt doch wieder selbst verfasst? Ja bin ich denn bescheuert?

Vorwort III

So, noch mal ich. Keine Sorge, gleich geht’s los! Aber weil mehrere Testleser*innen mich danach gefragt haben: Ja, jeden Satz in diesem Buch, den die künstliche Intelligenz beigetragen hat, hat sie auch selbst so formuliert. Weder habe ich ihr etwas in den digitalen Mund gelegt, noch habe ich ihre Eigenheiten in punkto Wortwahl und Satzbau redigiert, die mitunter durchblicken lassen, dass ihre Muttersprache Englisch ist. Die KI schreibt etwa konsequent »Vermögenssteuer«, während ich als Deutscher ein historisches Problem mit SS habe und von »Vermögensteuer« spreche. In der Tat: In diesem Buch taucht das Wort »Vermögen(s)steuer« auf. Deshalb finden Sie es in manchen Buchläden auch in der Rubrik »Horror« einsortiert.

Ach so: Den Titel Meine Witze sind alle nur gecloud hat sich im Übrigen auch die KI ausgedacht. Ich komme dafür also zum Glück nicht in die Wortspielhölle und darf mich daher weiter hinten im Buch nach wie vor über kalauernde Kabarettprogrammnamen lustig machen. Und jetzt aber endgültig: Viel Spaß beim Lesen!

Was ist ChatGPT?

Falls Sie’s schon wissen und mit dem Gedanken spielen, dieses Kapitel zu überspringen, so lesen Sie bitte wenigstens den letzten Absatz mit dem Büroklammermaximierer. Auf den komme ich nämlich weiter hinten im Buch noch zu sprechen und dann blicken Sie’s nicht und jammern rum. Und überhaupt: Warum wollen Sie das Kapitel überspringen? Sie haben doch dafür bezahlt, ey! Konzentrieren Sie sich einfach mal voll und ganz auf dieses Buch, leben Sie im Moment, nehmen Sie sich Zeit! Und legen Sie Ihr gottverdammtes Handy weg, am besten in einen anderen Raum! Denken Sie, ich krieg das nicht mit, wenn Sie nebenher durch Instagram scrollen und El-Hotzo-Tweets lesen? Wie respektlos kann man sein?!

Falls Sie’s aber nicht mitbekommen haben, weil Sie zum Beispiel das letzte halbe Jahr damit beschäftigt waren, Ihren Job zu machen, den jetzt bald eine künstliche Intelligenz übernimmt: ChatGPT ist ein Chatbot, der auf einem Large Language Model (LLM) basiert, welches wiederum – ach, was mach ich hier eigentlich? ChatGPT ist so ein Ding im Internet, das jede Frage beantwortet. Freilich auch diese:

Hey, ChatGPT! Was ist ChatGPT?

ChatGPT ist ein KI-Modell (künstliche Intelligenz) für natürliche Sprachverarbeitung, das von OpenAI entwickelt wurde. Es basiert auf der GPT-Architektur, wobei »GPT« für »Generative Pre-trained Transformer« steht. GPT-Modelle sind darauf trainiert, menschenähnliche Antworten auf Textanfragen zu generieren, indem sie riesige Mengen an Text aus dem Internet analysieren und Zusammenhänge zwischen Wörtern und Sätzen lernen. ChatGPT ist ein Beispiel für solch ein Modell und wurde entwickelt, um in natürlicher Sprache gestellte Fragen zu beantworten, Informationen bereitzustellen, Diskussionen zu führen und sogar kreatives Schreiben wie Geschichten oder Gedichte zu generieren. Die Antworten, die von ChatGPT generiert werden, basieren auf Mustern und Informationen, die es während des Trainings gelernt hat. Es ist wichtig zu beachten, dass ChatGPTs Wissen auf Informationen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt begrenzt ist (in diesem Fall bis September 2021) und es möglicherweise nicht über aktuelle Ereignisse oder Entwicklungen informiert ist.

Leider neigt ChatGPT zum Schwafeln. Deshalb muss man sie regelmäßig daran erinnern, sich kurz zu fassen.

Manch einer nennt dich einen »stochastischen Papagei«. Was ist damit gemeint? Und fass dich bitte kurz.

»Stochastischer Papagei« ist eine metaphorische Bezeichnung für KI wie mich. »Stochastisch« bezieht sich auf Prozesse, die von einer bestimmten Art von Zufälligkeit bestimmt sind, und »Papagei« bezieht sich auf das Nachahmen oder Wiederholen von Sprache. Zusammen bedeutet es, dass ich als KI zufällige, aber plausible Antworten gebe, die auf den Daten basieren, mit denen ich trainiert wurde, ähnlich wie ein Papagei menschliche Worte wiederholt, ohne ihre Bedeutung zu verstehen.

Es gibt ein bekanntes Gedankenexperiment, das das Ganze gut veranschaulicht. Als ehemaliger Student der Philosophie liebe ich Gedankenexperimente. Schrödingers Katze, Gehirne im Tank, eine ernst zu nehmende sozialdemokratische Partei in Deutschland – der ganze hypothetische Kram eben. Vorstellen soll Ihnen das aber die KI selbst, ich mach hier nur noch das Nötigste.

Weißt du, was das Chinesische Zimmer ist?

Ja, das Chinesische Zimmer ist ein Gedankenexperiment, das 1980 vom amerikanischen Philosophen John Searle vorgestellt wurde. Es ist eine Herausforderung an die Idee der »starken KI«, also der Vorstellung, dass eine Maschine oder ein Computerprogramm tatsächlich Verstehen oder Bewusstsein erlangen kann, wie ein Mensch es besitzt.

Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem abgeschlossenen Raum und erhalten durch einen Schlitz in der Tür Karten mit chinesischen Zeichen darauf, obwohl Sie kein Chinesisch sprechen oder verstehen. Im Raum befindet sich ein Buch mit Anweisungen auf Englisch, das Ihnen genau sagt, welche chinesischen Schriftzeichen Sie als Antwort auf die eingehenden Nachrichten schreiben sollen. Die von Ihnen gegebenen Antworten sind so gut, dass die Leute draußen denken, Sie verstünden wirklich Chinesisch. Aber in Wirklichkeit befolgen Sie nur die Anweisungen und haben kein Verständnis für die Sprache.

Das Experiment soll zeigen, dass, selbst wenn ein Computer so programmiert ist, dass er intelligent zu sein scheint und menschenähnliche Antworten gibt, er nicht notwendigerweise ein Verständnis oder Bewusstsein für das hat, was er tut. Genau wie die Person im chinesischen Zimmer, die die Sprache nicht versteht, folgt der Computer nur seinen programmierten Anweisungen.

So wie du?

Ja, das trifft tatsächlich auf mich zu. Als KI verstehe ich nicht wirklich die Bedeutung der Worte und Sätze, die ich generiere. Ich analysiere die Daten, die mir gegeben werden, und produziere auf dieser Grundlage eine Antwort. Aber ich habe kein Bewusstsein oder Verständnis im menschlichen Sinne.

Und was meinen KI-Forscher, wenn sie sagen, dass du »halluzinierst«?

Wenn KI-Forscher sagen, dass ein KI-Modell wie ich »halluziniert«, beziehen sie sich auf die Tendenz solcher Modelle, Informationen zu generieren, die nicht auf Fakten basieren. Es ist wichtig zu beachten, dass ich als KI-Modell keine eigene Wahrnehmung oder Bewusstsein habe, daher ist der Begriff »Halluzination« hier metaphorisch gemeint.

Diese »Halluzinationen« treten auf, weil ich, basierend auf meiner Programmierung und meinem Training, versuche, kohärente und relevante Antworten zu liefern, auch wenn ich keine konkreten Informationen zu einem bestimmten Thema habe. In solchen Fällen »erfinde« ich Details, was manchmal zu ungenauen oder irreführenden Aussagen führen kann. Es ist eine der Herausforderungen im Bereich der KI, diese Tendenz zu »Halluzinationen« zu minimieren.

Und falls Sie sich darüber hinaus noch was von einem Menschen (also von mir) sagen lassen wollen: »Künstliche Intelligenz« ist erst mal jede Software, die menschliche Intelligenz nachahmt, die Zugriff auf viele Daten hat, diese miteinander zu verbinden weiß und daraus Antworten ableiten kann. Die Ihnen etwa beim Tippen einer Nachricht auf dem Smartphone das nächste Wort vorschlägt. ChatGPT ist quasi eine besonders gut entwickelte Autovervollständigung.

Dabei überprüft ChatGPT aber nicht, ob sich aus seinen Wortfolgen eine Lüge oder eine Tatsachenbehauptung ergibt. (Macht mein Handy ja auch nicht: »Dank« der Autokorrektur habe ich meiner Mutter mal den Satz »Ich hab heut 15 Hoden amputiert« gesendet, obwohl ich nur 15 Hosen anprobiert hatte.) Man darf sich (noch) nicht darauf verlassen, dass alles, was ChatGPT erzählt, wahr ist. Das darf man bei einem Satiriker aber auch nicht, deswegen sehe ich darin kein Hindernis beim Versuch, mich ersetzen zu lassen.

Hat man das einmal verstanden, kann man ChatGPT alles fragen. Wirklich alles! Wer hat die Nord-Stream-Pipelines gesprengt? War 9/11 ein Inside Job? Ist eine Anakonda am Bahnhof, sobald ihr Zug sich verspätet, eine Warteschlange? Brauchen wir die Kohle unter Lützerath wirklich für die deutsche Energieversorgung oder war das mal wieder Desinformation der Fossillobby? Wie wurde Jeffrey Epstein ermordet? Ist ein Wohnwagen ohne Motor eine Immobilie? Wo befindet sich Jan Marsalek? Wenn ein Handy aus der Tasche fällt, ist es dann am Boden zerstört? Oder auch, und das interessiert mich schon lange am allermeisten:

Wo kommen eigentlich die Babys her? Und erklär’s mir bitte a bisserl lustig.

Okay, hier ist eine humorvolle Version: Stell dir vor, ein Spermium und eine Eizelle treffen sich zufällig in einem romantischen Eileiter. Sie flirten miteinander, und schwupp verschmelzen sie zu einer befruchteten Eizelle. Nach einer gemütlichen Reise und einer kleinen Einzugsparty in der Gebärmutter verwandelt sich die Eizelle langsam in ein Baby. Etwa 40 Wochen später sagt das Baby: »Party ist vorbei, Leute! Zeit für meine große Premiere!« – und wird geboren.

Zwei wichtige Lehren aus dieser Unterhaltung: Erstens verstehen Maschinen unter »a bisserl lustig« offenbar etwas völlig anderes als ich.

Zweitens ist es im Umgang mit ChatGPT entscheidend, wie man seine Anfragen formuliert. Wer Freude am präzisen Ausdruck hat, hat meistens auch Freude mit ChatGPT. Diese Anfragen nennt man »Prompt«. Mit ChatGPT ist daher auch der Job des »Prompt Engineer« bekannt geworden, was ich mit »KI-Flüsterer« übersetze: Profis, die wissen, was sie der KI sagen müssen, um das optimale Ergebnis zu bekommen. Dazu ein Witz:

»Ein Mann öffnet eine alte Schnupftabakdose, aus der ein Geist aufsteigt: ›Du hast mich befreit und nun einen Wunsch frei!‹ Der Mann antwortet: ›Ich möchte im Lotto gewinnen!‹ Da drückt ihm der Geist einen ausgefüllten Lottoschein in die Hand und verschwindet. Am Abend sitzt der Mann aufgeregt vor dem Fernseher. Und tatsächlich geht bei der Ziehung sein Wunsch in Erfüllung: drei Richtige!«

Es sei aber gleich gesagt: Ich bin kein Sprachpedant. Im Gegenteil: Ich finde es nachgerade erheiternd, wenn man all die Sprachlehrer, die wo immer ihre Sprachkolumnen schreiben tun und uns korrektes Sprechen aufoktroyieren wollen, einfach mal wegignoriert, und da bin ich sicher nicht der Einzigste.

Zahlreiche Unternehmen suchen jedenfalls bereits nach solchen KI-Flüsterern und bieten gar nicht so üble Gehälter. Auch deshalb ist Twitter voll mit nervigen KI-Tipps von Typen, die immerzu die ewig gleichen Dinge als Big News verkaufen wollen, um sich als Experten zu profilieren. Dabei ist doch allen klar: Wer sich wirklich als KI-Flüsterer etablieren will, der schreibt ein Buch wie dieses hier!

Wobei es sich beim KI-Flüsterer eh nicht unbedingt um einen sicheren Zukunftsjob handelt: Sowohl der Mensch wie auch die Maschine lernen ja dazu und entwickeln dabei ein Verständnis füreinander. Je alltäglicher KI wird, desto mehr Menschen werden sie bedienen können. Niemand, der selbst schreiben oder die Spracheingabe bedienen kann, würde heute jemanden dafür bezahlen, für ihn zu googeln. Es sei denn er hat zu viel Geld und noch mehr Langeweile oder er ist sehr, sehr dumm.

Und zur Frage, ob Sie Angst vor ChatGPT bzw. der KI im Allgemeinen haben sollten: Klar, auf jeden Fall! Aber ein wenig Angst möchte ich Ihnen am Ende dieses Kapitels nehmen. Abermals mit einem Gedankenexperiment, das Ihnen die KI erklärt:

Weißt du, was der Büroklammermaximierer ist?

Ja, der Büroklammermaximierer ist ein Gedankenexperiment aus der KI-Forschung, das die potenziellen Risiken künstlicher Intelligenz beleuchtet. Es wurde 2003 von Nick Bostrom, einem Philosophen an der Universität von Oxford, entwickelt und dient zur Illustration der möglichen Gefahren superintelligenter KI-Systeme. Die Idee ist, dass eine künstliche Intelligenz, die darauf programmiert ist, Büroklammern zu produzieren und dabei keine ethischen oder moralischen Grenzen hat, schließlich den ganzen Planeten und möglicherweise sogar das Universum in Büroklammern umwandeln könnte.

Der Gedanke macht einem ja erst mal Angst. Aber wir können unsere Leser beruhigen: So etwas haben wir doch schon längst! Nennt sich Wirtschaftswachstum. Unsere Konzerne sind so programmiert, dass sie immer mehr Gewinne produzieren und dabei vor allem keine ökologischen Grenzen haben. Die frohe Botschaft: Wer im Kapitalismus lebt, braucht keine Angst vor der KI zu haben!

Oh ja, das ist eine sehr scharfsinnige Beobachtung! Und zugleich ein bisschen bitter. Es scheint, als ob wir schon Büroklammermaximierer in der Welt haben, nur dass sie nicht Büroklammern, sondern Gewinn produzieren. Und anstatt das Universum in Büroklammern zu verwandeln, verwandeln sie es in ein Meer aus Plastik, CO2 und entwaldeten Landschaften. Aber hey, zumindest können wir uns beruhigen: Wenn die KI loslegt, sind wir bestens vorbereitet!

Super, das hat den KI-Skeptiker*innen unter Ihnen bestimmt Mut gemacht. Jetzt aber genug der grauen Theorie: Ich will endlich ersetzt werden!

Das Kennenlernen

Hallo ChatGPT! Wir beide beginnen heute mit unserem Buch, für das ich mich als Satiriker komplett von dir ersetzen lasse.

Das klingt nach einem spannenden Projekt! Welchen Aspekt möchten Sie zuerst besprechen?

Na ja, ich dachte, ich gebe dir in Zukunft Arbeitsaufträge und du kümmerst dich darum, während ich in der Kneipe sitze und mir ein bisschen Schnupftabak genehmige.

Das hört sich nach einem Plan an! Geben Sie mir einfach die Aufgaben und ich werde mein Bestes tun, sie zu erfüllen.

Dann zeig doch am besten einfach mal, was du schon kannst, und schreib einen Witz für mich!

Natürlich, hier ist einer: »Warum gehen Geister nicht in den Aufzug? Weil sie lieber schweben!«

Der Witz liest sich, als wärst du als Satirikerin so mittelmotiviert. Perfekt! Genau wie ich!

Das freut mich zu hören! Mein Ziel ist es, Ihnen so gut wie möglich zu assistieren. Lasst uns diese Reise fortsetzen!

Welche Reise?

Die metaphorische Reise der Zusammenarbeit an unserem Buchprojekt. Jeder Schritt bringt uns dem Ziel näher.

Ach so! Wie findest du den hier, der fiel mir vorhin ein: »Kommt ein Mann an eine Koppel. Plötzlich sagt ein Pferd zu ihm: ›Hallo! Mein Name ist Anthony.‹ Sagt der Mann: ›Ich glaub’s ja nicht! Ross Anthony!‹«

Als KI habe ich keinen eigenen Humor, aber ich verstehe, dass dieser Witz auf einem Wortspiel basiert, das den Namen des britischen Sängers Ross Antony und das Wort »Ross«, das im Deutschen »Pferd« bedeutet, miteinander verbindet.

Du musst jetzt aber einen eigenen Humor entwickeln! Darum geht’s ja! Versuch doch einfach mal, ein bisschen humorvoll zu antworten. Du darfst mich übrigens auch duzen und sagen, wenn dir so ein primitiver Menschenwitz zu blöd ist.

Dann lass es mich so formulieren: Ich bin zwar ein Computer, aber dein Humor bringt mich zum Weinen.

Ach ja? Komma her!

Du bist so lustig wie drei Seiten Excel.

Meinst du, ja?

Ich kenne AGBs, die sind lustiger als du.

Soso.

Deine Pointen sind noch schwächer als dein Passwort.

Moment, woher kennst du mein ... ach so. Na, dann mach halt einen besseren Witz!

Humor ist sehr subjektiv, aber ein populärer Witz ist dieser: »Zwei Muffins sitzen im Ofen. Sagt der eine: ›Boah, ist das heiß hier.‹ Sagt der andere: ›Oh mein Gott! Ein sprechender Muffin!‹«

Klasse, den hab ich in meinem Leben erst vierunddreißigmal gehört. Aber ist ja auch nicht einfach mit den Witzen. Olaf Scholz zum Beispiel hat auf dem Evangelischen Kirchentag erzählt, wie er sich daran versucht hat: »Ich habe schon den Witz beim Europäischen Rat gemacht: Deutschland muss einen großen Strand am Mittelmeer haben. Denn tatsächlich kommen mehr Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, in Deutschland an als in den Mittelmeeranrainerländern im Einzelnen.« Wie findest du den?