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S. Pomej

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Beschreibung

Ein altes Manuskript sorgt für Rätselraten bei der Erbin und der Polizei: basiert es auf tatsächlichen Ereignissen oder ist alles nur eine abgründige Phantasie?

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Seitenzahl: 42

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Menschenjagd

TitelseiteImpressum

S. Pomej

Menschenjagd

Aufgeregt kam die junge Frau in dem schwarzen Lederkostüm zu dem ihr schon bekannten Kriminalisten mit der beginnenden Stirnglatze und fragte sofort: „Und? Haben Sie es schon gelesen?“

„Ja, aber ich weiß eigentlich nicht, was Sie von mir noch wollen? Ihr Herr Papa ist ja schon verstorben, wozu soll ich da noch lange ermitteln?“ Es klang etwas müde, was nach einem langen Arbeitstag im Polizeidienst, der oft am Schreibtisch mit Recherchearbeit und Protokollieren unzähliger Straftaten verbracht werden musste, verständlich war.

„Aber die anderen sind vielleicht noch am Leben. Die kann man doch nicht so einfach davonkommen lassen!“ In ihr loderte noch das Feuer jugendlicher Ambition nach Gerechtigkeit und einer besseren Welt, das bei ihm längst ausgebrannt war.

„Nur, dass Ihr Vater keinen einzigen Mittäter mit seinem vollen Namen nennt. Auch von einem Datum findet sich keine Spur. Vielleicht ist ihm das alles nur eingefallen und er wollte ein Buch oder einen Film aus seiner blühenden Phantasie machen.“ Dabei kramte er in seinen Unterlagen und fischte einen Packen Papier hervor.

„Blühende Phantasie nennen Sie das???“ Nun sah sie so aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen und keifte: „Ich bin etwas enttäuscht. Haben Sie kein Berufsethos? Für Sie scheint das alles nur ein auf dem Papier getippter Kurzroman zu sein. Aber meine Mutter hat immer gesagt, dass mein Vater eine brutale Ader und eine Vorliebe für Waffen hatte. Wegen seiner unkontrollierten Wutausbrüche trennte sie sich von ihm. Eine künstlerische Ader hat sie nie bei ihm entdeckt!“

„Immerhin haben Sie in seinem Nachlass keine einzige Schusswaffe gefunden, Frau Pell. Selbst, wenn er damals wirklich an so einer krummen Sache beteiligt gewesen sein sollte, liegt der Vorfall doch weit außerhalb meines Zuständigkeitsbereiches“, begründete er seine abwehrende Haltung in ihrer Causa.

„Auch, wenn sich das Verbrechen in einem anderen Land abgespielt hat, sogar auf einem anderen Kontinent, kann man doch von Ihnen oder Ihren Kollegen erwarten, dass sie tätig werden und wenigstens versuchen, zu überprüfen, ob etwas Wahres dran ist oder nicht! Oder soll ich damit vielleicht zu einem der vielen privaten TV-Sender gehen und denen erzählen, dass die Polizei in diesem Fall nicht das geringste zu unternehmen gedenkt?“ Aus ihren dunklen Augen leuchtete Wut über sein Desinteresse und Entschlossenheit, die Sache keinesfalls auf sich beruhen zu lassen.

Nun fühlte er sich bei seiner Ehre gepackt. „Also gut, ich werde eine entsprechende Anfrage an die Kollegen in den USA senden. Nur, dass das ganze schon ziemlich lange zurückliegen muss, wird es schwierig machen. Aber egal, Mord verjährt ja auch nicht in den USA. Ich werde Sie dann ehebaldigst verlässlich von meinen Ermittlungsergebnissen informieren!“

Etwas deprimiert verließ sie das Polizeirevier. Kaum war sie fort, fragte ihn ein neuer Kollege, der aufmerksam alles mitangehört hatte, was denn genau los sei.

„Komische Geschichte. Die junge Dame hat kürzlich das Erbe ihres alten Vaters angetreten, den sie kaum kannte, da er nach der Scheidung den Kontakt abbrach. In seinen Unterlagen hat sie einen offenbar selbst erlebten Bericht gefunden, der ihr keine Ruhe ließ. Willst du es selber lesen oder soll ich dir kurz erzählen, was drinsteht?“

Schon wollte der Kollege eine mündliche Zusammenfassung hören, doch das Diensttelefon unterbrach den Dialog, daher schnappte er sich kurzerhand das aus losen Blättern bestehende, mit einer Büroklammer zusammen gehaltene Schreibmaschinenschrift-Manuskript und zog sich damit zum Lesen an seinen Schreibtisch zurück: AUF SAFARI - ein unvergesslicher Urlaub

„Wir haben jeden einzelnen von euch genau überprüft!", verkündete der Reiseleiter schon im Shuttle-Bus am Flughafen. „Ob vielleicht ein Journalist, ein Bulle oder sonst irgendein unnützer Schnüffler unter euch lauert."

Er hatte auf der linken Wange eine rote Narbe, die offensichtlich vom letztem Nahkampf stammte und insgesamt eine kaputtere Visage als Micky Rourke nach seiner zweiten Schönheits-OP. Sein massiger Körper steckte passenderweise in einem Khaki-Anzug, obwohl wir weder in Afrika noch in Indien gelandet waren. Die blankpolierten Springer-Stiefel glänzten wie feine Lackschuhe.

„Was sollte auch ein Bullenschwein auf so einer Tour", meldete sich ein Reisegefährte zu Wort. „Das kann sich doch im Dienst gründlich austoben."

Der Reiseleiter schenkte ihm ein breites Grinsen, trotz nicht mehr ganz weißer Zähne. „Es gibt bekanntlich solche und solche. Wenn sich ein Bulle an die Spielregeln hält, ist er uns herzlich willkommen wie jeder andre astreine, zahlende Klient, der unserer Sache aufgeschlossen gegenübersteht. Aber einer, der sich auf unsre Kosten eine Beförderung erschleichen will, oder ein Reporter, der die Story seines Lebens über unsre Safari schreiben und einer Illustrierten verklickern will, ist eindeutig am falschen Platz!" Dabei zeigte er sich mit dem ausgestreckten Daumen seiner rechten Hand quer über den Kehlkopf und ließ somit keine Zweifel an seiner Vergeltungsabsicht für derlei miese Spielverderber.

Der Shuttle-Bus erreichte das Flughafen-Gebäude und wir gingen alle brav durch die Pass- manche auch durch die Zollkontrolle.

„What's the reason for your trip? Business or pleasure?", fragte eine Ground-Hostess.

Ihr Uniform-Jäckchen spannte über ihre Brüste, als würden selbige bald die Knöpfe wegsprengen. Der pralle Anblick drängte mir die Frage auf, ob sie auch Silikon darin verbarg. Wie die zahllosen Filmsternchen dieser Stadt, die sich oft mangels Rollenangeboten als Kellnerinnen verdingen mussten, wenn auf der Besetzungscouch lüsterner Produzenten gerade kein Platz für sie frei war. Oder in andren Berufssparten unterkamen, wie Edelnutte oder auch Gelegenheits-Dealerin.

Lächelnd antwortete ich: „Pleasure, I hope."

„Thank you, Sir", sagte sie und gab mir meinen Pass zurück.

Draußen wartete schon ein bequemer Sightseeing-Bus. Der Chauffeur verstaute unser Gepäck, wir setzten uns alle auf die plüschgepolsterten Sitze und musterten uns misstrauisch gegenseitig. Der Reiseleiter schritt durch die Sitzreihen und kontrollierte, ob sich nicht irrtümlich ein ganz normaler Fluggast zu uns gesellt hatte.