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Mentales Training für Kinder Spielend leicht zum Erfolg Kinder optimal fördern – wie geht das? Ganz einfach: mit mentalem Training. Es stellt eine anregende Spielwiese verschiedener Aufgaben bereit, um altersgerecht Grenzen auszuloten. Vor allem das Prinzip des Lernens durch Neugier wird hierbei großgeschrieben. Die Kinder erfahren, dass sie ihre Umwelt aktiv beeinflussen können. So entwickeln sie sich zu gesunden, stabilen Persönlichkeiten. Entdecken Sie, wie Sie der Motivation Ihres Kindes Flügel verleihen, was gegen Prüfungsangst hilft und auf welche Weise Sie spielend leicht Koordination und Konzentration verbessern. Johanna Pana ist die Spielmacherin mit Herz. Voller Leidenschaft widmet sich die ehemalige Profi-Tennisspielerin der Erziehung junger Menschen in Schule und Sport. Jetzt gibt es ihre beliebtesten Übungen als praktischen Ratgeber. Erleben Sie den Unterschied: Mentales Training macht Kinder fit für Alltag, Wettkampf und Unterricht! Effektiv: Ideal zur Förderung von Kindern im Alter von 7 bis 12 Jahren Unentbehrlich: Die besten Expertentipps direkt aus der Praxis Vielseitig: Zahlreiche bewährte Übungen für Eltern und Trainer
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Seitenzahl: 150
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Vorwort
Vorwort
Liebe Eltern, liebe Trainer,
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bestimmt fragen Sie sich häufig: Wie kann man Kinder optimal in ihrer Entwicklung fördern? Welche Möglichkeiten hat man als Erwachsener, junge Menschen zu unterstützen und ihnen zu helfen, ein erfülltes und glückliches Leben zu führen?
Antworten auf diese Fragen gebe ich Ihnen im vorliegenden Buch. Schon seit 1995 beschäftige ich mich hauptberuflich mit der Entwicklungsförderung von Kindern im Sport. Aus meiner Tätigkeit als Stützpunktleiterin im Tennisbezirk Wiesbaden, als Schulsportlehrerin und nicht zuletzt als Mutter einer zehnjährigen Pflegetochter weiß ich, wie wichtig klare Strukturen sind. Kinder brauchen einfache, aber wirkungsvolle Systeme, die ihnen Halt und Sicherheit geben.
Hier kommt das mentale Training ins Spiel. Unser gesamtes Handeln wird vom Kopf gesteuert. Es geht also darum, die Kinder mental zu stärken und ihnen Handlungspläne für sämtliche Situationen aufzuzeigen. Über abwechslungsreiche Übungen und Techniken eignet sich das Kind neue, positive Denkmuster an, die es bei Bedarf einsetzen kann. So lässt sich durch mentales Training zum Beispiel die Konzentrationsfähigkeit erheblich steigern. Das Selbstbewusstsein wird gestärkt und der Umgang mit Nervosität entscheidend verbessert.
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Darüber hinaus birgt das mentale Training außerordentliches Potenzial für die sportliche und künstlerische Leistungsentwicklung von Kindern. Bewegungsabläufe werden genau beobachtet und reflektiert, wodurch sich die Technik verfeinert. Koordinationsübungen schulen Körperwahrnehmung und Beweglichkeit. Und Methoden wie der Wochenplan oder das Erfolgstagebuch sorgen für eine gleichbleibend hohe Motivation, weil das Kind lernt, sich realistische Ziele zu setzen und aus Niederlagen zu lernen. Das garantiert beim Training viel Vergnügen und schnelle Fortschritte.
Bitte denken Sie daran: Mentales Training erfordert ständiges Üben. Machen Sie Ihr Kind mit den hier vorgestellten Übungen vertraut und ermutigen Sie es, kreativ damit umzugehen. Vielleicht führen Sie sogar die eine oder andere Aufgabe gemeinsam durch? Die meisten Übungen eignen sich für Kinder von 7 bis 12 Jahren. Wo ein höheres Einstiegsalter ratsam ist, habe ich Ihnen eine Altersempfehlung hinzugefügt.
Mit Mentaltraining helfen Sie Ihrem Kind, zu einer freien und selbstbewussten Persönlichkeit heranzuwachsen – auf spielerische Weise. Denn es wirkt nur, wenn es richtig Spaß macht.
Also viel Vergnügen!
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Herzlichst, Ihre
Johanna Pana
Inhalt
1 Das ganze Leben ist Mentaltraining
Was heißt eigentlich «Mentaltraining»?
Mentales Training für Kinder
Schritt für Schritt die Schwierigkeit erhöhen
Ab welchem Alter mit mentalem Training beginnen?
Einige neurologische Grundlagen
Lernphasen nutzen und altersgerecht Reize setzen
2 Kinder brauchen Erziehung
Regeln und Freiräume
Warum antiautoritäre Erziehung konsequent sein muss
Seien Sie Vorbild
Planänderungen und Ausnahmen von der Regel
Die erste Regel lautet: Spaß haben beim Lernen
Lernen durch Mitdenken und Ausprobieren
Anschaulich erklärt – im Gedächtnis verankert
Unterschiedliche Erwartungen
Sagen Sie es positiv
Sinnvolle Freizeitgestaltung
Äußere Einflüsse bewusst lenken
3 Ihr Kind hat Bedürfnisse – zum Glück!
Bauch voll, alles toll?
1. Körperliche Bedürfnisse
2. Sicherheitsbedürfnisse
3. Liebes- und Zugehörigkeitsbedürfnisse
4. Wertschätzungsbedürfnisse
5. Selbstverwirklichungsbedürfnisse
4 Mehr Motivation mit den richtigen Zielen
Motivation als Motor für bessere Leistungen
Wenn Ansprüche der Eltern die Kinder überfordern
Gemeinsam die richtigen Ziele setzen
Sollen Erwachsene beim Finden der Ziele unterstützen?
Einfach und konkret formulieren
Regelmäßig den Erfolg kontrollieren
Leistung muss sich entwickeln
Große Ziele – Kinder und Profikarriere?
Unterschiedliche Ziele – Wer setzt sich durch?
Sind hochgesteckte Freizeit-Ziele mit der Schule vereinbar?
Was tun bei Motivationsschwierigkeiten?
Motivation ist gleich Spaß
Grenzen erkennen und verschieben
Schummeln als Zeichen kreativer Problemlösung?
Umgang mit Druck und Stress
Resignation und Aggression richtig deuten
Motivation durch gegenseitigen Respekt
Gruppenkonflikte geschickt auflösen
5 Starker Kopf – starke Leistung
Das eigene Können möglichst exakt einschätzen
Die besten Techniken für den Aufbau von mentaler Stärke
Den Erfolg fest im Blick
Leitfaden für ein Trainingstagebuch im Sport
Handlungspläne geben Sicherheit
Konzentration – gewusst wie
Alles um sich herum vergessen: der Flow-Zustand
Aktivierung und Entspannung
Aktiv oder entspannt nach Wunsch
Tauchgang ins Reich der Fantasie
Unterwegs mit Blutkörperchen
Hier gibt es noch mehr Flow
Allgemeine Übungen zur Steigerung der Konzentration
Die richtige Aufmerksamkeitslenkung
6 Koordination hält Ihr Kind im Gleichgewicht
Warum Koordinationstraining?
Kleines Trainingsprogramm für die Sporthalle
Koordinationsschule für zu Hause
7 Mental fit in denWettkampf
Wissen gibt Sicherheit
Mentales Techniktraining
Ein Skript für bessere Bewegungsabläufe
Mentales Techniktraining mit Kindern
An die Wettkampfsituation gewöhnen
Sieben Faktoren für den Erfolg
Die eigene Leistung wahrnehmen und vorhersagen
Prognose und Feedback
Positive Selbstgespräche für bessere Wettkampfleistungen
Schlusswort und Danksagung
Stark im Netz
Bücher zum Weiterlesen
Impressum
Register
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Alle Übungen auf einen Blick
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B
E
F
G
I
K
L
M
P
S
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1 Das ganze Leben ist Mentaltraining
• Mentales Training für Kinder
• Ab welchem Alter mit mentalem Training beginnen?
• Lernphasen nutzen und altersgerecht Reize setzen
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Was heißt eigentlich «Mentaltraining»?
Das Wunder vom Hudson River
16. Januar 2009. Über den Wolkenkratzern der Stadt New York ereignen sich dramatische Szenen: Ein Airbus A320 ist beim Start in einen Vogelschwarm geraten. Plötzlich fallen die Triebwerke aus, das Flugzeug verliert rapide an Höhe. An Bord befinden sich 155 Passagiere. Männer, Frauen, Kinder. Panik bricht aus. – Was macht der Kapitän? Er reagiert blitzschnell. Steuert das Flugzeug in Richtung Hudson River und bringt es kontrolliert auf dem Wasser zum Absturz. Unter den wachsamen Augen des Kapitäns verlassen anschließend alle Insassen und die gesamte Crew zügig das sinkende Wrack und bringen sich in den Rettungsbooten in Sicherheit. Geschafft! Gefahr gebannt. Der Kapitän – ein Held?
Wie war es ihm möglich, so ruhig und gelassen zu bleiben, während um ihn herum blankes Chaos herrschte?
Vorbereitungauf den Ernstfall
Er hat sich viele Jahre lang auf den Ernstfall vorbereitet. Unzählige Übungsstunden investierte er in das Training für Notsituationen. Alle Handgriffe müssen sitzen, wenn es so weit ist. Kein Zaudern, kein Nachdenken, Handeln lautet das oberste Gebot der Stunde.
Leistung aufAbruf sicherstellen
Genau das heißt Mentaltraining für Erwachsene: Es geht darum, Leistung auf Abruf sicherzustellen. Auch der Hochspringer muss beim dritten und entscheidenden Versuch seine Trainingsleistung zeigen – oder er scheidet in der Vorrunde aus. Sportler, Notärzte, Sondereinsatzkräfte, Musiker, selbst Politiker setzen mittlerweile regelmäßig auf die Wirkung des mentalen Trainings, wenn sie ihre Reden einstudieren. Mit erstaunlichem Erfolg: Sogar unter größtem Druck bewahren sie einen kühlen Kopf, lassen sich nicht irritieren.
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Immer die Lösung im Blick
Beim Mentaltraining für Erwachsene werden Handlungspläne zur Bewältigung extremer Situationen eingeübt.
Mentales Training für Kinder
Eine «Spielwiese»an Übungen
Im Kinderbereich sieht die Sache ganz anders aus: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Hier kommt es nicht darauf an, lebensbedrohliche Zustände zu meistern oder die Zukunft des Landes zu beeinflussen. Stattdessen stellt das mentale Training eine «Spielwiese» verschiedener Übungen bereit, mit denen die Kinder gefahrlos ihre Grenzen austesten. Solche Herausforderungen ermöglichen es, spielerisch zu neuen Einsichten und Verhaltensweisen zu gelangen. Feste Handlungspläne geben Sicherheit. Rätsel stärken das strategische Denken. Die ausdauernde Beschäftigung mit einer Aufgabe fördert die Konzentration. Und letztlich wirkt sich das Erfolgserlebnis äußerst positiv auf das Selbstvertrauen aus – der Psychologe spricht hierbei von «Handlungsoptimismus»: Kinder lernen durch die Bewältigung anspruchsvoller Aufgaben, dass sie ihre Umwelt aktiv beeinflussen können. Auf diesem Nährboden entwickeln sich gesunde und stabile Persönlichkeiten!
«Erfolgserlebnisse wirken sich positiv auf das Selbstvertrauen aus»
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Schritt für Schritt die Schwierigkeit erhöhen
Im Vordergrundsteht der Spaß
Mentales Training mit Kindern läuft größtenteils auf der unbewussten Ebene ab. Es wird also nicht hinterfragt, wozu das Training gut ist. Setzen Sie deshalb immer auf Übungen, bei denen der Spaß im Vordergrund steht. Während das Kind jongliert oder auf dem Wackelbrett hin und her wippt, schult es ganz nebenbei seine Koordination.
Kindliche Neugieransprechen
Sie sollten Geräte und Methoden verwenden, die gezielt die kindliche Neugier ansprechen. Geben Sie hierzu kleine, überschaubare Aufgaben, dann sind schnelle Erfolgserlebnisse garantiert. Und vergessen Sie nicht, ausgiebig zu loben. Auf diese Weise wird Ihr Kind das neue Training als etwas Schönes und Angenehmes empfinden, das ihm Freude macht. Sie können sicher sein, dass es künftig hoch motiviert und voller Tatendrang nach weiteren, schwierigeren Aufgaben verlangt.
Und genau darin besteht der Lerneffekt: Das Kind will stets aufs Neue sein Können erproben. Hat es eine einfache Herausforderung gemeistert, gibt ihm das Selbstvertrauen für komplexere Aufgaben. Anfangs bereitet es etwa große Mühe, sich überhaupt auf dem Wackelbrett zu halten. Eine Weile später schaukelt das Kind entspannt auf einem Bein und hält locker die Balance. Ohne darüber nachzudenken erfährt es so, wie wichtig Ausdauer und Durchhaltevermögen sind. Wer nach dreimal Aufsteigen und Herunterfallen aufgibt, kommt nicht ans Ziel. Erst der eine Versuch mehr ist entscheidend. Kinder verstehen dieses Prinzip intuitiv.
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Mein Tipp
Übungen an das Alter des Kindes anpassen
Um Überforderung und Enttäuschung vorzubeugen, achten Sie darauf, die Übungen altersgerecht zu gestalten. Dann steht einem spannenden und lehrreichen Mentaltraining nichts mehr im Wege. Machen Sie sich den kindlichen Lerneifer zunutze!
Ab welchem Alter mit mentalem Training beginnen?
Mentales Trainingein Leben lang
Vielleicht klingt es überraschend, doch wir alle trainieren schon unser ganzes Leben lang mental. Bereits im Mutterleib nehmen wir Geräusche, Berührungen und Emotionen wahr. Nach der Geburt treten wir dann durch Fühlen, Tasten, Schmecken, Hören, Sehen und Riechen mit unserer Umwelt in Kontakt. Alle diese Sinneseindrücke müssen vom menschlichen Gehirn verarbeitet und zugeordnet werden – das ist nichts anderes als mentales Training!
Lernanreizeschaffen Wissen
In den ersten Monaten seines Lebens erwirbt ein Neugeborenes sämtliche Grundlagen seines späteren Wissens. Was danach an neuen Informationen hinzukommt, wird mit diesem Basiswissen verknüpft. Durch gut gesetzte Lernreize entwickeln sich neuronale Bahnen (Verbindungen) im Gehirn. Sie erleichtern das Verstehen von Aufgabenstellungen und fördern das Denkvermögen. Was lernt das Kind nun am besten wann? Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich Sie einladen auf einen kurzen Ausflug in unser zentrales Nervensystem (ZNS), zu dem neben dem Gehirn auch das Rückenmark gehört.
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Einige neurologische Grundlagen
Denken, Sprechen,Erinnern, Bewegen
Immer wenn wir denken, sprechen oder uns bewegen, hat unser Zentralnervensystem jede Menge zu tun: Elektrische Impulse werden auf Nervenbahnen transportiert und gelangen so an ihren Bestimmungsort (Aktivierung der entsprechenden Muskeln, Aktivierung des logischen Denkens oder einer Sprache, Erinnern an eine Information). Dies kann aber nur geschehen, wenn die dazu notwendigen Verbindungen im Gehirn geschaltet sind.
Elektrische Impulse
Ein elektrischer Impuls gelangt auf seinem Weg von einem Neuron (Nervenzelle) zum nächsten. Alle Nervenzellen entsenden ihre Signale in Form kurzer elektrischer Impulse, die sich über das sogenannte Axon (zentraler Strang der Nervenfaser) fortsetzen. Mit Hilfe des Axons kann die Zelle mit anderen Zellen in Verbindung treten. Die Verbindungsstelle zwischen zwei Neuronen wird Synapse genannt. Da jede Zelle die Möglichkeit hat, zu weiteren Zellen Verbindung aufzunehmen, kommt es zu einer unglaublich großen Anzahl von Verknüpfungen. Es entsteht ein unübersichtliches Netz.
Informations-übertragung
Wenn man sich vorstellt, dass jeder Nervenimpuls einer kleinsten Informationseinheit entspricht (in etwa vergleichbar mit einem Bit in der EDV-Sprache), dann ist leicht nachzuvollziehen, dass die Wege, die ein Impuls nehmen kann, mit zunehmender Anzahl der Verästelungen drastisch zunehmen.
Pfade ausbauen
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Bei unserer Geburt sind bereits alle Neuronen ausgebildet, bis zum zweiten Lebensjahr entstehen auch die meisten der Synapsen. Stellen Sie sich das nur einmal vor: Im menschlichen Gehirn befinden sich 100 Milliarden Neuronen und jedes davon hat schon bei der Geburt fünf bis zehn Verschaltungen. Über die Synapsen hinweg werden Signale mittels Botenstoffen, sogenannten Neurotransmittern transportiert. Diesen Synapsen müssen aber Informationen (Denk- oder Bewegungsmuster) zugeordnet werden. Geschieht das nicht, verkümmern sie. Auf der anderen Seite werden diese Pfade verbreitert und ausgebaut, wenn wir sie häufig benutzen. Das ist der Grund, warum wir durch Üben und Trainieren eine Bewegung oder geistige Fähigkeit erlernen, verbessern und perfektionieren können. Haben wir dabei Spaß, merken wir uns alles gleich noch mal so gut. Suchen Sie deshalb auch für Ihr Kind nach der Lernmethode, die ihm am meisten Freude macht.
Lernphasen nutzen und altersgerecht Reize setzen
Für optimale Lernergebnisse sollte sich das mentale Training in allen Lebensphasen nach den Stufen der neuronalen Entwicklung richten. Entwicklungsfenster (Affinitätsfenster) für bestimmte Fertigkeiten dürfen nicht verpasst werden, sonst schließen sie sich, ohne dass sich zuvor die gewünschten Verbindungen im Gehirn gebildet haben.
«Das mentale Training sollte sich nach der Entwicklung richten»
Auf den nächsten Seiten möchte ich Ihnen einen Überblick geben, worauf es in welchem Alter ganz besonders ankommt. Aber setzen Sie sich selbst nicht zu stark unter Druck – vieles davon geschieht automatisch, wenn Sie sich intensiv mit Ihrem Kind beschäftigen.
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Vor der Geburt
Ein Baby kann schon im Mutterleib hören, also sollte man bereits jetzt mit ihm kommunizieren, damit es sich an die Stimmen gewöhnt. Auch die beruhigende und entwicklungsfördernde Wirkung von klassischer Musik ist mittlerweile kein Geheimnis mehr.
Null bis zwei Jahre
In diesem Alter wachsen im Gehirn unzählige Nervenbahnen und Verbindungsknoten zusammen. Der Bewegungs- und Lerndrang des Babys ist dementsprechend groß. Es sucht ständig und überall nach Impulsen. Das Zeitfenster steht weit offen für Inhalte wie «greifen lernen», «gehen lernen», «sprechen lernen». Wenn Sie als Eltern diesen Drang befriedigen, wird sich das Kind gut entwickeln. Selbstverständlich kann ein Baby noch nicht konzentriert lernen, Sport treiben oder musizieren. Das bedeutet aber nicht, dass es für anspruchsvolle Denk- oder Bewegungsaufgaben zu klein wäre. Ganz im Gegenteil, Sie sollten schon im Babyalter mit solchen Übungen beginnen – allerdings mit altersgemäßem Anspruch. Alle Eltern dieser Welt tun dies. Was ist es denn anderes, wenn man dem Baby eine Rassel in die Hand drückt, es bei den ersten Krabbel- oder Gehversuchen unterstützt und ihm einen Ball zurollt? Mentales Training – hätten Sie das gedacht?
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Zwei bis sechs Jahre
Ab dem Alter von zwei Jahren ändert sich die Situation. Die Synapsen (Verbindungsstellen) sind vollständig ausgebildet. Nun geht es darum, möglichst viele von ihnen zu benutzen und so zu festigen. Nur dann bleiben sie dauerhaft verfügbar, während sich diejenigen, die nicht gebraucht werden, zurückbilden und langfristig verkümmern. Auch wenn dieser Prozess erst mit der Pubertät gänzlich abgeschlossen ist, liegt die günstigste Lernphase zwischen dem zweiten und dem sechsten Lebensjahr. Jetzt sollte das Kind optimal gefördert und mit ansprechenden Lerngelegenheiten vertraut gemacht werden.
Kinder schon frühfördern
Die Realität sieht häufig anders aus. In vielen Kindergärten oder Pflegegruppen bleibt der Erwerb neuer Fertigkeiten auf der Strecke. Die Fähigkeit der Kinder, Informationen zu verarbeiten und anschließend zu speichern, wird stark unterschätzt. Tatsächlich schafften es Entwicklungsforscher in einem Experiment, vierjährigen Kindern innerhalb von 20 Stunden auf spielerische Weise mathematische Kenntnisse zu vermitteln, die sonst laut Lehrplan das ganze erste Schuljahr in Anspruch nehmen.
«Fördern Sie kleine Kinder möglichst vielseitig»
Was lernen Sie daraus? – Die Grundausbildung der kleinen Kinder sollte möglichst vielseitig sein. Stellen Sie sicher, dass regelmäßig Sportübungen durchgeführt werden. Das trainiert Koordination und Beweglichkeit. Auch Musik kommt eine wichtige Rolle bei der neuronalen Entwicklung zu. Lassen Sie die Kinder singen, so oft es geht. Noch besser sind rhythmisches Klatschen, Trommeln, Tanzen oder das Erlernen eines einfachen Musikinstrumentes (z. B. Blockflöte). Alle Aufgaben müssen den Kindern in spielerischer Form dargeboten werden, das heißt, altersgerecht und ohne Zwang.
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Mein Tipp
Aufbauarbeit leisten
Im Alter von zwei bis sechs Jahren wird das Fundament für die künftige geistige und motorische Entwicklung gelegt. Sämtliche späteren Lernprozesse bauen darauf auf. Investieren Sie daher gerade in diesem Lebensabschnitt in eine besonders intensive und hochwertige Förderung Ihres Kindes. Schließlich würden Sie auch beim Hausbau nicht auf wackelige Grundmauern setzen.
Ab sechs Jahren
Das kindliche Gehirn arbeitet weiter daran, die gebildeten Verbindungen zwischen den Nervenzellen zu festigen. Dafür benötigt es immer noch geeignete Reize und Anregungen – allerdings auf höherem Niveau: Durch die bereits gemachten Lernerfahrungen hat das Denkvermögen eine neue Stufe erreicht. Nun können auch komplexere Zusammenhänge zwischen Sachverhalten hergestellt und verstanden werden.
Schulzeit
Mit der Einschulung sieht sich das Kind zugleich schwierigeren Aufgaben gegenübergestellt. Wie gut es damit zurechtkommt, hängt auch von seinen Lehrern und Lehrerinnen ab. Zwar sind die Erkenntnisse der Neurobiologie schon seit Langem Bestandteil der theoretischen Pädagogik, trotzdem gibt es immer wieder Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Zu oft bekommen die Kinder in der Schule Ergebnisse vorgesetzt, anstatt sie selbst zu erarbeiten.
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NeueHerausforderungen
Es steht jedoch inzwischen unzweifelhaft fest, dass die meisten Kinder (dasselbe gilt übrigens für uns Erwachsene) Lerninhalte viel besser und dauerhafter im Gedächtnis behalten, wenn diese eigenständig erarbeitet wurden. Die Schüler haben so mehr Spaß am Lernen. Gleichzeitig befriedigt das selbsttätige Aneignen des Stoffes ihr Bedürfnis nach Bestätigung, und ihr Selbstwertgefühl steigt.
Emotion undInformation
Unser Gehirn speichert Informationen stets zusammen mit Emotionen. Je intensiver diese Emotionen sind, desto einfacher kann die betreffende Information wieder abgerufen werden. Das betrifft natürlich in erster Linie positive Empfindungen, da der Mensch aus Selbstschutz versucht, unangenehme Wahrnehmungen zu verdrängen. Trotzdem werden mitunter auch Informationen, die mit negativen Emotionen verbunden sind, sehr gut gespeichert. So wird zum Beispiel ein Kind, das im Unterricht eine falsche Antwort gegeben hat und dem diese Situation peinlich war (die ganze Klasse lachte) die richtige Antwort nicht so schnell vergessen. Allerdings birgt das die Gefahr in sich, dass das Selbstvertrauen des Kindes abnimmt und seine Noten schlechter werden. Es meldet sich plötzlich nicht mehr freiwillig und hat viel weniger Spaß am Unterricht.
Damit genau das nicht passiert, stärken Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes! Dann braucht es vor solchen negativen Lernerfahrungen keine Angst zu haben. Mentales Training kann hierzu einen entscheidenden Beitrag leisten. (Für Ungeduldige: Lesen Sie dazu Kapitel 5 «Starker Kopf – starke Leistung» hier → .)
Auch im schulpflichtigen Alter ist für die Kinder eine optimale Förderung wichtig. Dem zuvor gelegten Fundament müssen jetzt der Kellerausbau, das Erdgeschoss, die Wände, mehrere Etagen usw. folgen. Jedem Alter entspricht dabei eine bestimmte Stufe der Förderung.
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Acht bis zwölf Jahre
Der ideale Zeitraum, um die motorischen Fähigkeiten zu erweitern. Die Kinder sind aufgeschlossen für komplexe koordinative Bewegungen, und es fällt ihnen leicht, diese zu verstehen und auszuführen. Während bis zum achten Lebensjahr die sportliche Förderung möglichst breit angelegt werden soll, kann man sich nun auf ein oder zwei Sportarten spezialisieren. Ab dem zehnten Lebensjahr dürfen Wettkämpfe hinzukommen und das Trainingspensum intensiviert werden. Dabei stehen allerdings das Spielerische und der Spaß im Vordergrund.
KomplizierteDenkaufgaben