Mich wundert, daß ich fröhlich bin - Christoph Dieckmann - E-Book

Mich wundert, daß ich fröhlich bin E-Book

Christoph Dieckmann

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Beschreibung

Wie kaum jemand versteht sich der vielfach preisgekrönte »ZEIT«-Autor Christoph Dieckmann auf die Kunst der literarischen Reportage-Erzählung. Er nimmt den Leser mit auf eine lebenspralle »Deutschlandreise« durch Ost und West. Von Zittau bis Helgoland, von Wittenberg bis Bayreuth erzählt Dieckmann Gegenwart mit Vorgeschichte. Ob er sich an Marion Gräfin Dönhoff und Klaus Renft erinnert, Inge Viett und Jan Philipp Reemtsma begegnet, John Fogerty und Uwe Tellkamp trifft – er beherzigt die Mahnung der »Kindheitsmuster« von Christa Wolf: »Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.« Dieses Buch ist ein Dokument der deutschen Einheit fernab aller Jubiläums-Prosa und Parolen.

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Seitenzahl: 337

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Christoph Dieckmann

Mich wundert, daß ich fröhlich bin

Eine Deutschlandreise

Ch. Links Verlag, Berlin

Der Text erscheint auf Wunsch des Autors in alter deutscher Rechtschreibung.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage, April 2012 (entspricht der 2. Druck-Auflage von November 2009)

© Christoph Links Verlag GmbH, 2009

Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0

www.christoph-links-verlag.de; [email protected]

Umschlaggestaltung: KahaneDesign, Berlin, unter Verwendung eines Fotos von Gerhard Medoch: Görlitz (Mai 2007)

eISBN: 978-3-86284-180-6

Inhalt

Mich wundert, daß ich fröhlich bin

Vorgeschichten

Die Schlachtenbummler

Jenas napoleonische Kämpfer

Der Sonntag nach Ostern

Halberstadts Untergang

Spaß und Haß

Im Hamburger Archiv der 68er Revolte

Aufständische werden nicht gewählt

Thorwald Proll und Inge Viett haben die RAF überlebt

Süße Krankheit Gestern

»Der Turm« veredelt Uwe Tellkamps Dresdenzum klassischen DDR-Untergang

Die Wende im Westen

Hildesheim spürt 1989

Das Rom der Protestanten

Wittenberg, mit und ohne Luther

Alte Meister, frisches Bier

Bayreuth, mit und ohne Wagner

Die Grenzverbindung

Zittau und Liberec liegen wieder in derselben Welt

Der Aufstand der Zuständigen

Pirna wehrt sich gegen Rechts

Mutter Pfortes Kinder

Von Nietzsche bis Werfel: Schulpfortas Erziehung

O wundervolle Triebe!

Wandersleben ehrt seinenerotischen Dichter Menantes

Ach, die Welt ist so geräumig

Eine niedersächsische Reise zu Wilhelm Busch

Die Meistersinger

Die Sportreporter Wolfgang Hempel undHubert Knobloch sind gestorben

Der Einzelne

Das beschädigte Leben des ChemnitzerRadrennfahrers Wolfgang Lötzsch

Lok’n’Roll

Mit Dampfrock durch Thüringen

Die Todgeweihten grüßen dich

Colosseum an der Elbe

König der Provinz

John Fogerty erreicht endlich Ostdeutschland

Die Gezeiten

Winter auf Helgoland

Quellenverzeichnis

Mich wundert, daß ich fröhlich bin

Vorgeschichten

Every morning is a dream

when you walk with your eyes closed.

(The Walkabouts: »Cover of Darkness«)

Feigheit macht jede Staatsform zur Diktatur.

(Wolfgang Staudte)

1

Was willst du mir zeigen?

Ich weiß ja gar nicht, ob’s noch steht.

Sie fahren glücklich, der Mann und die junge Frau. Es ist gar nicht weit: nur acht Kilometer von Silberstadt. Es liegt sehr fern: 28 Jahre und jenseits des Grabens der Geschichte, der sich 1989 aufgetan hat. Nun will der Mann wieder hinüber, für einen Tag zurück. Etwas soll heilen. Der Ort ist kontaminiert, eine Niederlage seines Lebens. Unordnung und frühes Leid … Man kann solche Orte meiden. Oder man sucht sie heim, um sie zu entschärfen. Das will er, in dieser guten neuen Zeit.

Ja, sie fahren glücklich, im Mai 2002. Sie steuert das kleine blaue Auto. Im Radio läuft Keimzeit, ihre soviel jüngere Musik. Laß es laufen, singt das Radio, singt sie, bitte laß ihn ungestört,das Wasser weiß selbst, wo es hingehört. Draußen grünt die Welt. Brand-Erbisdorf, der Brander Hof. Hier hat er damals Stern Meißen gehört. In einer Höhle aus Schweiß und Qualm lauschte bemähntes Volk mit Andacht den Kopien westlicher Originale, die niemals ins Erzgebirge finden würden. Reinhard Fißler soulte »Papa Was A Rolling Stone«, Thomas Kurzhals orgelte die schrillen Schreie des »Freedom Jazz Dance«, und ein Gitarren-Berserker mit dem mondänen Namen Werner Kunze tobte durch »Light house« von The Flock.

Wie blöd vor Kraft und Freude war er damals heimgelaufen, nein, geflogen unterm Sternenzelt, zum Filmschul-Internat. Das geschah am 1. April 1974. Vier Wochen später flog er wieder, von der Schule, zehn Tage vor der Facharbeiter-Prüfung. Ein Tribunal war einberufen worden. Im Kinosaal thronten Direktor, Lehrausbilder, Parteisekretär und der FDJottnik, den er doch für seinen Freund gehalten hatte. Seine Übeltaten wurden aufgezählt, seine Vorstrafen zitiert: der Verweis, der nochmalige Verweis, der strenge Verweis, die Aussprachen, die nochmaligen Aussprachen. Alles umsonst. Zwei Jahre Insubordination, provokatives Verhalten, nicht zu vergessen die unsachgemäße Behandlung von Filmprojektoren, die Ertappung im Mädchenzimmer und nun jene Vorkommnisse, die das Faß zum Überlaufen gebracht hätten. Der FDJottnik fügte an, der Angeklagte habe bei Lehrlingsdiskotheken vorsätzlich westliche Musiktitel dargeboten, nach denen man schlecht tanzen konnte.

Sie ist nicht zurückgekehrt, singt das Radio, singt sie, ichschätze, daß sie nicht zu mir gehört. Sie, ein Arbeitermädchen namens Gerda, war damals der Hauptgrund seiner kummervollen Renitenz. Sämtliche Streiche widmete er ihr, damit sie sähe, wie viel mutiger er wäre als der angepaßte Rest. Aber Gerda fand ihn zu jung, da konnte man nichts machen. Er hatte sie verflucht, geschlagen und ihr ein halbes Jahr kein Wort gegönnt. Darunter litt sie, aber nicht mit Frauenliebe. Als er nun geschaßt war und abreisen mußte, stand Gerda auf der Treppe vor dem Internat. Er drehte sich noch einmal um. Da hob sie matt die Hand, ein halber Gruß. Das war von Renft, in jenem Jahr, »Wandersmann«. Das liebte Gerda auch.

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