Milliardär meiner Träume 3 - Caitlin Crews - E-Book
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Milliardär meiner Träume 3 E-Book

CAITLIN CREWS

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Beschreibung

DIE SINNLICHE RACHE DES MILLIARDÄRS

Der attraktive Playboy und Multimilliardär Nikos Katrakis ist unendlich fasziniert von der bildschönen Tristanne. Sie ist einfach unwiderstehlich! So überwältigend ist die Leidenschaft, die sie in ihm weckt, so unstillbar sein Verlangen nach ihr … Doch schon lange hat er Rache an Tristannes Familie geschworen. Und deshalb muss er vor allem eins: Ihr das Herz brechen! Genauso wie es ihr skrupelloser Bruder einst mit seiner Schwester tat, will er Tristanne erst erobern - und dann eiskalt fallen lassen. Auch wenn er sie mit jedem Tag stärker begehrt …

DER MILLIARDÄR UND DIE TÄNZERIN

Was für ein Schock für die bezaubernde Tänzerin Bronte: Der sexy Milliardär Luca Sabbatini taucht plötzlich in ihrem Ballettstudio in Melbourne auf. Ganz so, als wäre nichts geschehen. Als hätte er sie an dem kalten, grauen Novembertag vor zwei Jahren nicht so einfach verlassen. Bronte erinnert sich genau, wie sich seine Küsse anfühlen: sinnlich, verlangend … Starke Arme, die sie umfangen … Doch sie darf sich nicht noch einmal von ihm verführen lassen! "Was willst du von mir?", will sie wissen - voller Furcht, dass Luca von ihrem Geheimnis weiß …

DER MILLIARDÄR UND DIE LIEBE

Wilde Affären, provokante Flirts … Nicht nur die Regenbogenpresse ist überzeugt, sondern auch Maya: Ihre Ehe mit dem italienischen Luxushotelerben Giorgio Sabbatini steht vor dem Aus. Da trifft sie nach einem halben Jahr Trennung von Tisch und Bett ihren attraktiven Noch-Gatten auf der Hochzeit seines Bruders in Mailand wieder. Und plötzlich wird ihr schockierend heiß. Das sinnliche Prickeln, das erotische Feuer, das Giorgio mit nur einem Blick in ihr entfacht - alles ist wie früher. Maya versteht sich selbst nicht mehr, ist doch die Scheidung längst eingereicht …

DER MILLIARDÄR UND DIE BRAUT

Nicoló Sabbatini ist nicht nur ein feuriger Italiener, er stammt zudem aus einer der reichsten Dynastien Europas. Geschäftlich gilt er als unerbittlich - bei Frauen als unbezähmbar. Umso wütender macht ihn das Testament seines Großvaters: Er erbt nur, wenn er Jade Sommerville heiratet! Gut, arrangierte Ehen sind noch üblich, aber muss seine Braut eine verwöhnte Zicke sein? Nicoló tobt - bis er Jade trifft. Er sieht ihre funkelnden Smaragdaugen - und ändert seine Meinung: Auf ein Jahr Ehe mit dieser Schönheit könnte er sich doch einlassen? Sie wird ihn schon nicht zähmen …

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Seitenzahl: 806

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Caitlin Crews, Melanie Milburne

Milliardär meiner Träume 3

IMPRESSUM

JULIA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Tel.: +49(040)600909-361

Fax: +49(040)600909-469

E-Mail: [email protected]

CORA Verlag GmbH & Co. KG ist ein Unternehmen der Harlequin Enterprises Ltd., Kanada

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Sarah Hielscher

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2010 by Caitlin Crews

Originaltitel: „Katrakis’s Last Mistress“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA

Band 1972 (11/1) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Elfie Sommer

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86349-615-9

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

JULIA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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Caitlin Crews

Die sinnliche Rache des Milliardärs

1. KAPITEL

Nikos Katrakis war der bei Weitem gefährlichste Mann an Bord der schnittigen Luxusjacht. Tristanne Barbery beobachtete, wie er an der Bar aus Marmor lehnte. Normalerweise hätte sie nur einen Blick auf einen so mächtigen Mann geworfen und wäre in die entgegengesetzte Richtung davongelaufen.

Ein Mann, in dessen Anwesenheit sogar das glitzernde blau-grüne Wasser des Mittelmeers seine Strahlkraft zu verlieren schien, war für Tristanne entschieden zu viel. Hier geht es nicht um dich, dachte sie und unterdrückte ihre Übelkeit und ihre Panik. Es ging nicht um sie, sondern um ihre Mutter Vivienne und deren erdrückende Schulden. Und Tristanne würde alles tun, um ihre Mutter zu retten.

Auf dem Schiff gab es noch jede Menge anderer reicher und mächtiger Männer in teuren Maßanzügen, die zur malerischen Küste der Côte d’Azur schauten. Links sah man die grünen Hügel und die pastellfarbenen Häuser von Villefranche-sur-Mer, rechts die roten Dächer von Cap Ferrat.

Aber Nikos Katrakis stach aus der Menge hervor. Das lag nicht nur daran, dass ihm die Jacht gehörte. Es lag auch nicht an seiner körperlichen Kraft, die er unter einem trügerisch gelassenen Äußerem verbarg. Tristanne spürte diese Kraft, auch wenn er in der schlichten Jeans und dem weißen Hemd, das er am Hals offen trug, betont lässig wirkte.

Es lag an ihm.

Es lag an der Art, wie er dort stand, gebieterisch und unnahbar und dabei so einsam, obwohl er der Mittelpunkt der Party war. Eine raue, unverkennbar männliche Energie ging von ihm aus. Jeder bemerkte sie, und nur die Tapfersten trauten sich in seine Nähe. Selbst wenn er unattraktiv gewesen wäre, wäre er unwiderstehlich – so viel Macht strahlte er aus.

Aber Nikos Katrakis war alles andere als unattraktiv. Tristanne konnte ihre Augen nicht abwenden. Er ist noch mächtiger als mein verstorbener Vater, aber nicht so eiskalt, dachte sie. Sie spürte, dass er kein Unmensch war wie ihr Bruder Peter, der sich geweigert hatte, die Arztrechnungen ihrer Mutter zu bezahlen. Er war so herzlos gewesen, Tristanne ins Gesicht zu lachen, als sie ihm von ihrer Verzweiflung erzählt hatte.

Irgendetwas an Nikos sagte ihr, dass er ganz anders war. Sie musste bei ihm an einen Drachen denken – er wirkte gefährlich und so, als würde er über magische Kräfte verfügen. Er war einfach zu männlich. Seine Macht schien ihn wie einen elektrisch geladenen Zaun zu umgeben. Drache, dachte sie noch einmal.

Plötzlich zuckte es in ihren Fingern, so gern hätte sie die kühnen, fast schon scharfen Konturen seines Gesichts berührt. Dabei wusste sie, dass Peter ihr das übel nehmen würde.

Und genau aus diesem Grund musste es unbedingt Nikos Katrakis sein. Aber sie verschwendete ihre Zeit, wenn sie ihn nur anstarrte. Sie musste ihren Mut zusammenzunehmen.

Peter würde schon bald nach ihr suchen. Sie wusste, dass er ihr nicht traute, obwohl sie seinem Plan zugestimmt hatte. Und sie würde sich an den Plan halten, oder zumindest so tun als ob. Aber sie würde nach ihren eigenen Spielregeln vorgehen und den Mann wählen, den Peter mehr als jeden anderen Menschen hasste – den Mann, den Peter als seinen ärgsten Konkurrenten betrachtete.

Tristannes Nervosität wuchs, ihr Puls schlug wie wild, und ihre Beine zitterten. Sie konnte nur hoffen, dass Nikos Katrakis es nicht bemerkte, dass er nur das sah, was laut Peter alle Menschen in ihr sahen: ein eiskaltes Mitglied der Barbery-Familie.

Es wird Zeit, dass du deine Vorzüge zu unserem Wohl einsetzt, hatte Peter zu ihr gesagt. Tristanne versuchte, diesen Augenblick aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen. Nicht jetzt, wo so viel auf dem Spiel stand. Es ging um das Leben ihrer Mutter. Es ging um ihre eigene Unabhängigkeit, für die sie so hart gekämpft hatte. Tristanne holte tief Luft, schickte ein Stoßgebet gen Himmel und zwang sich, auf Nikos Katrakis zuzugehen, bevor sie es sich anders überlegen konnte.

Nikos sah von seinem Drink auf, und ihre Blicke trafen sich. Seine Augen waren nur etwas heller als sein dichtes Haar und funkelten wie Gold. Tristanne hielt die Luft an, eine Welle der Hitze ging durch sie, verbrannte sie.

Der Lärm der Partygäste, die klirrenden Gläser und das leise Lachen, alles um sie herum schien plötzlich zu verstummen. Sie vergaß ihre Angst und ihren Plan. Es war so, als würde die ganze Welt – die glitzernde Weite der französischen Riviera, das endlose blau-grüne Mittelmeer – mit seinem heißen, goldäugigen Blick verschmelzen. Die Welt wird von ihm aufgesogen, flüsterte eine Stimme in ihrem Hinterkopf.

„Miss Barbery“, begrüßte Nikos sie. Sein leichter griechischer Akzent ließ seine Stimme wie eine raue Liebkosung klingen. Fast schon wie ein Befehl, obwohl er seine lässige Haltung nicht aufgab. Er lehnte an der Bar, in der einen Hand schwenkte er ein Glas mit einem bernsteinfarbenen Getränk. Mit einem wissenden Blick betrachtete er sie. Ein Schauder ging durch Tristanne – wie eine Warnung, dass sein Äußeres über sein wahres Inneres hinwegtäuschte.

Er war nicht gleichgültig. Er war auch nicht entspannt. Er tat nur so.

Aber vielleicht irrte sie sich auch. Ihr Bruder, dem nur an Geld und Macht gelegen war, wäre nicht so von diesem Mann besessen, wenn er kein würdiger Gegner wäre.

„Sie kennen meinen Namen?“, fragte sie. Trotz ihrer inneren Unruhe schaffte sie es, Haltung zu bewahren. Der alte Charakterzug der Barbery-Familie, dachte sie: Sie wirkte oft, als wäre sie völlig gelassen, obwohl sie innerlich aufgewühlt war. Diese Lektion hatte sie von ihrem Vater gelernt – oder vielmehr hatte sie bei ihm darunter gelitten. Und schließlich wollte sie Nikos Katrakis doch für ihre eigenen Zwecke benutzen und nicht seinem legendären Charme erliegen. Also musste sie stark sein!

„Aber natürlich.“ Er zog eine Augenbraue hoch, und ein Lächeln glitt über seinen sinnlichen Mund. „Ich kann mit Stolz sagen, dass ich die Namen aller meiner Gäste kenne. Ich bin Grieche. Gastfreundschaft wird bei mir großgeschrieben.“

In seiner Stimme lag ein leiser Vorwurf. Tristannes Magen zog sich zusammen, während er sie mit Augen betrachtete, die zu viel sahen. Als wäre er eine Katze und sie eine Maus, die dem Untergang geweiht war.

„Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten“, stieß sie hervor. Sie war nicht in der Lage, die Rolle zu spielen, die sie sich vor ein paar Stunden zurechtgelegt hatte, als sie erkannt hatte, wohin Peter sie an diesem Nachmittag führte. In der Art, wie Nikos sie ansah – so ruhig, so direkt, so amüsiert –, lag etwas, das ihr das Gefühl gab, das Glas Wein, an dem sie nur genippt hatte, wäre ihr bereits zu Kopf gestiegen.

„Entschuldigen Sie bitte“, murmelte sie. Überrascht musste sie feststellen, dass ihre Wangen glühten. Dabei hatte sie bis heute gedacht, dass sie niemals in ihrem Leben erröten würde! „Ich wollte mir eigentlich noch etwas Zeit lassen. Sie müssen mich für den unhöflichsten Menschen auf Erden halten.“

Sein Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln, doch seine rätselhaften Augen blieben ernst. „Sie haben noch nicht gesagt, um was für einen Gefallen Sie mich bitten wollen.“

Tristanne hatte plötzlich den Eindruck, dass Nikos Katrakis trotz der Anwesenheit von so vielen Menschen gefährlicher war als Peter und sein teuflischer Geheimplan. Was für ein absurder Gedanke! Du musst stark sein! ermahnte sie sich. Dennoch konnte sie das Gefühl von Gefahr nicht abschütteln.

Genauso wenig konnte sie das, was jetzt kommen musste, abwenden. Obwohl ihr die Stimme der Vernunft sagte, dass sie damit einen Fehler von unermesslicher Tragweite beging. Auch wenn sie noch so eigenständig und unabhängig war, würde sie vielleicht nicht über die Stärke verfügen, die man im Umgang mit diesem Mann brauchte. Man durfte sich niemals Hals über Kopf in die Höhle eines Drachen begeben. Jeder Mensch, der einmal ein Märchen gelesen hatte, wusste das.

Sie biss sich auf die Unterlippe und zog die Stirn leicht kraus, denn sie hatte das Gefühl, mit jeder Sekunde stärker in seinen Bann gezogen zu werden. Das Problem war nur, dass ihr das nicht halb so viel Angst machte, wie es eigentlich sollte.

„Was für ein Gefallen?“, gab er das Stichwort. Über sein Gesicht zog ein spöttisches Lächeln, als ob er bereits wüsste, um was sie ihn bitten wollte.

Der Gedanke war kindisch. Natürlich konnte er es nicht wissen. Tristanne hatte viel über Nikos Katrakis gehört: Er war ebenso rücksichtslos wie unwiderstehlich. Er hatte sich ohne fremde Hilfe aus armen Verhältnissen zu unermesslichem Reichtum und Einfluss hochgearbeitet. Er duldete weder Dummheit noch Treulosigkeit – und jeder seiner geschäftlichen Erfolge löste bei ihrem Bruder einen Wutanfall aus. Allerdings hatte sie noch nie gehört, dass er über die Eigenschaft verfügte, Gedanken lesen zu können.

„Ach, ja“, erwiderte Tristanne. Ihre Stimme klang ruhig. Selbstbewusst. Dabei sah es in ihrem Inneren ganz anders aus. „Es ist nur ein ganz kleiner Gefallen und, wie ich hoffe, ein nicht ganz unangenehmer.“

In diesem Moment hätte sie die Sache am liebsten abgeblasen. Fast hätte sie die panischen Botschaften, die ihr Körper aussandte, befolgt. Fast hätte sie sich überzeugt, dass es nicht gerade dieser einschüchternde Mann sein musste. Jeder andere hätte den Zweck ebenfalls erfüllt.

Doch dann schaute sie zur Seite, um dem prüfenden Blick von Nikos Katrakis zu entgehen, und sah ihren Bruder, der sich einen Weg zur Bar bahnte. Halbbruder, verbesserte sie sich selbst, als ob das einen Unterschied gemacht hätte.

Als Peter sie und Nikos Katrakis erblickte, zog er wie immer ein mürrisches Gesicht. Hinter ihm ging der Geschäftsmann mit dem feuchten Händedruck, den Peter für sie auserkoren hatte. Wenn Tristanne ihm nur ein paar kleine Gefälligkeiten erweisen würde, wäre dieser Mann sein Fahrschein aus dem finanziellen Ruin. So sah, grob zusammengefasst, der Plan ihres Bruders aus.

„Das Schicksal unserer Familie liegt in deinen Händen“, hatte er ihr sechs Wochen zuvor ganz sachlich eröffnet, als würde es dabei nicht auch um ihre Zukunft und ihr Leben gehen.

„Ich verstehe nicht ganz“, hatte sie geantwortet. Sie trug noch das schwarze Kleid für die Trauerfeier ihres Vaters, die am Vormittag stattgefunden hatte. Um Gustave Barbery trauerte sie jedoch nicht. Allerdings würde sie wahrscheinlich ihr Leben lang um den Vater trauern, der Gustave nie gewesen war. „Ich will nur meinen Treuhandfonds.“

Dieser verdammte Treuhandfonds. Sie hasste ihn, weil ihr Vater gedacht hatte, der Fonds würde es ihm erlauben, seine Tochter gefügig zu machen. Aber noch mehr hasste sie es, dass Peter nach dem Tod ihres Vaters zu ihrem Treuhandverwalter geworden war. Und dass sie sich zum Wohl ihrer Mutter seinem Willen fügen musste, um an das Geld zu kommen.

Sie wollte weder mit dem Vermögen der Barberys noch mit den damit verbundenen Pflichten zu tun haben. Jahrelang war sie stolz gewesen, dass sie von dem Geld leben konnte, das sie mit ihrer Arbeit verdiente. Aber dieser Stolz war zu einem Luxus geworden, den sie sich nicht mehr leisten konnte.

Nachdem Gustave erkrankt war, hatte sich auch der Gesundheitszustand ihrer Mutter rapide verschlechtert. Die Schulden ihrer Mutter waren in schwindelerregende Höhe geschossen, nachdem Peter die Verwaltung des Barbery-Vermögens übernommen und Viviennes Rechnungen nicht mehr bezahlt hatte. Diese Aufgabe fiel jetzt Tristanne zu. Aber mit dem Geld, das sie mühselig als freie Künstlerin in Vancouver verdiente, war es ihr leider unmöglich.

Ihr blieb nichts anderes übrig, als mit Peter zu kooperieren. Sie hoffte, dass sie den Treuhandfonds benutzen könnte, um ihre Mutter vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Am liebsten hätte sie geweint, aber sie konnte – und wollte – diese Schwäche vor Peter nicht zeigen.

„Du musst gar nichts verstehen“, herrschte Peter sie an. In seinem kalten Blick mischten sich Siegesfreude und Bosheit. „Tu einfach, was ich dir sage. Such dir einen reichen Mann und mach ihn dir gefügig. Das dürfte ja wohl selbst für dich nicht zu schwer sein, oder?“

„Ich begreife nicht, wie dir das helfen sollte“, entgegnete Tristanne. Sie blieb sachlich und höflich, obwohl sich ihr Magen verkrampfte.

„Kümmer dich einfach nur um deine Aufgabe“, blaffte Peter. „Eine Liebesgeschichte mit einem vermögenden Mann schafft bei meinen Geldgebern Vertrauen. Und glaub mir, Tristanne, dir ist sehr daran gelegen, dass sie Vertrauen haben. Wenn aus dem Geschäft nichts wird, verliere ich alles. Und deine unnütze Mutter wird das erste Opfer sein.“

Tristanne verstand nur zu gut. Peter hatte aus seiner Verachtung für ihre Mutter nie einen Hehl gemacht. Gustave hatte die Geschäfte zu Beginn seiner langen Krankheit in die Hände seines Sohnes gelegt. Tristanne hatte er schon vor Jahren wegen ihrer Aufsässigkeit den Geldhahn zugedreht.

Ihr Vater hatte vermutlich geglaubt, dass sein Sohn für seine zweite Ehefrau sorgen würde und deshalb in seinem Testament keine besonderen Vorkehrungen getroffen. Doch Tristanne wusste, dass Peter seit Jahren nur darauf gewartet hatte, Vivienne Barbery dafür zahlen zu lassen, dass sie bei seinem Vater den Platz seiner verstorbenen Mutter eingenommen hatte.

Ihre anfällige Gesundheit deutete er so, dass sie nur auf Aufmerksamkeit aus war, und er ließ ihre Schulden immer weiter ansteigen. Peter war zu allem fähig.

„Was muss ich tun?“, hatte Tristanne hölzern gefragt. Was auch immer er von ihr verlangte, sie würde es schaffen.

„Es ist mir egal, ob du ihn heiratest oder nur mit ihm ins Bett gehst“, hatte Peter erwidert. „Solange du dafür sorgst, dass es in ganz Europa in der Klatschpresse steht. Du musst alle Welt davon überzeugen, dass unsere Familie auf sehr viel Geld zurückgreifen kann. Hast du verstanden, Tristanne?“

Auf der Katrakis-Jacht sah Tristanne jetzt von dem reichen Geschäftsmann zu ihrem Bruder, in dessen Augen sie nur Hass las. Sofort verschwand ihre Unentschlossenheit. Sie wollte lieber im Feuer von Nikos Katrakis verbrennen – und Peter ärgern, indem sie sich seinen Erzfeind aussuchte –, als sich in ein noch schlimmeres Schicksal ergeben.

Als sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Nikos Katrakis richtete, war das Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. Obwohl er noch immer lässig an der Bar lehnte, spürte Tristanne, dass sein muskulöser Körper in höchste Alarmbereitschaft versetzt war. Sie konnte die ungeheure Kraft spüren, die von ihm ausging, und rang nach Luft.

Ich begehe einen furchtbaren Fehler, dachte sie. Aber sie musste es tun, es gab keinen anderen Ausweg.

„Ich möchte, dass Sie mich küssen“, sagte sie laut und bestimmt. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie räusperte sich. „Wenn es Ihnen keine Umstände bereitet.“

Nikos hatte mit vielen Dingen gerechnet, die im Laufe des Nachmittags passieren könnten. Er wäre allerdings nie darauf gekommen, dass sich die Barbery-Erbin ihm anbieten würde.

Er spürte ein Siegesgefühl in seinen Adern und war sich sicher, dass sie es ebenfalls bemerkte. Wie sollte es ihr entgehen?

Aber sie sah ihn mit ihren Augen, die die Farbe von feinster Schokolade hatten, nur an. Beinahe hätte ihn ein dunkles Gefühl der Befriedigung übermannt. Stattdessen lächelte er nicht allzu freundlich, trotzdem sah sie nicht weg.

Sie hatte Mut. Mehr Mut als ihr feiger, ehrloser Bruder.

Doch ihr Mut würde ihr auch nicht helfen.

„Warum sollte ich Sie küssen?“, fragte er. Zufrieden sah er, dass sie errötete. Er spielte mit seinem Glas und deutete mit dem Handgelenk auf die anderen Gäste. „Auf dem Schiff sind viele Frauen, die alles dafür geben würden, mich zu küssen. Warum sollte ich mich für Sie entscheiden?“

Für einen kurzen Moment sah sie überrascht aus, dann schluckte sie und setzte ein Lächeln auf. Es war das falsche Lächeln der oberen Zehntausend. Nikos wusste, dass es eine gefährliche Waffe war.

„Ich dachte, es hilft, wenn ich Sie einfach frage“, antwortete sie und reckte das stolze Kinn vor. Sie senkte die Lider, dann sah sie ihn unverblümt an. „Und es ist allemal besser, als würde ich in unangemessener Kleidung hier herumlaufen und hoffen, dass mein Dekolleté ein gutes Wort für mich einlegt.“

Ob Nikos wollte oder nicht – das Gespräch amüsierte ihn. Aber eigentlich wollte er sie vernichten. Denn sie war eine Barbery, und er hatte vor langer Zeit geschworen, dass er nicht eher Ruhe geben würde, bis er die gesamte Familie in den Ruin getrieben hatte. Er machte einen Schritt auf sie zu, bis ihre Körper sich beinahe berührt hätten. Sie wich nicht zurück.

Er wünschte, das Spiel würde ihm nicht so gut gefallen. Aber es gefiel ihm. Sogar sehr.

„Manche Frauen haben keine Skrupel, ihre Vorzüge meistbringend einzusetzen“, bemerkte er und stellte den Drink auf der Bar ab. „Dieser Punkt geht an Sie.“

Nicht zum ersten Mal musterte er sie von oben bis unten. Allerdings stand sie ihm heute zum ersten Mal direkt gegenüber. Die sanften Wellen ihres dunkelblonden Haars, die wachen Augen, der schlanke Körper in dem eleganten Etuikleid – alles an ihr war unwiderstehlich. Und das lag nicht so sehr an ihrer Schönheit, sondern vielmehr an den kleinen Unebenheiten. Das stolze Kinn. Die unverhohlene Intelligenz. Die Anspannung in ihren Schultern, die sie zu verbergen suchte und die darauf hindeutete, dass ihr die Bitte nicht ganz leicht gefallen war.

Seine Augen wanderten wieder zu ihrem Gesicht. Amüsiert stellte er fest, dass sie für einen Augenblick erstarrte, bevor sie ein Lächeln aufsetzte.

„Was haben Sie zu bieten, was keine andere hat?“, fragte er, als ließe ihr Anblick ihn ungerührt.

Sie machte keinen Schritt zurück, wie es andere an ihrer Stelle wohl getan hätten. Vielmehr zog sie eine Augenbraue herausfordernd hoch.

„Mich“, erwiderte sie knapp.

Überrascht stellte Nikos fest, dass sie ihn erregte. Das hatte er nicht erwartet – eigentlich hätte er sie wegen ihrer Familie verachten sollen. Aber Tristanne Barbery war nicht so, wie er sie sich vorgestellt hatte.

Sie war in den vornehmsten Mädcheninternaten Europas unterrichtet worden. In den letzten Jahren hatte er immer wieder Fotos von ihr gesehen: Sie hatte natürlich gewirkt, aber vielleicht lag das nur an den Aufnahmen. Jetzt wusste er, dass ein Foto dieser Frau niemals gerecht werden konnte. Sie sprühte förmlich vor Leben – als würde das Leben wie ein Feuer in ihrem Inneren tanzen.

Er wollte sie berühren.

Und dann wollte er sie ins Verderben stürzen, genauso wie ihr Bruder seine Schwester Althea ins Verderben gestürzt und seinen Vater in den Ruin getrieben hatte.

„Auch dieser Punkt geht an Sie“, sagte er und versuchte, die Vergangenheit auszublenden. Er berührte eine Strähne von Tristannes Haar. Es war weich wie Seide. Ihre Lippen öffneten sich leicht. Der Anblick erregte ihn noch mehr. „Aber ich habe nicht die Angewohnheit, fremde Frauen vor aller Augen zu küssen“, fuhr er mit leiser Stimme fort, die nur für ihre Ohren bestimmt war. „Irgendwie findet das nämlich immer den Weg in die Klatschblätter.“

„Tut mir leid“, flüsterte Tristanne und sah ihm herausfordernd in die Augen. „Ich dachte, Sie wären für Ihre Furchtlosigkeit bekannt. Für Ihren Mut, gegen alle Regeln zu verstoßen. Ich muss Sie mit einem anderen Nikos Katrakis verwechselt haben.“

„Ich bin untröstlich“, erwiderte er, ohne den Blick von ihr zu lösen. „Ich hatte beinahe geglaubt, dass es an meinem guten Aussehen liegt, dass Sie unbedingt einen Kuss von mir wollen. Dabei sind Sie wie alle anderen. Stehen Sie auf reiche Männer, Miss Barbery? Reisen Sie ihnen um die ganze Welt hinterher und sammeln Küsse wie kleine Mädchen Autogrammkarten?“

„Ganz und gar nicht, Mr Katrakis“, antwortete sie. „Im Allgemeinen reisen reiche Männer mir hinterher. Ich wollte Ihnen die Mühe ersparen.“

„Sie sind zu freundlich, Miss Barbery.“ Jetzt fuhr er mit dem Finger über die zarte Haut ihrer Schulter. Er spürte, wie sie ganz leicht bebte, und hätte beinahe gelächelt. „Aber vielleicht will ich das, was mir gehört, mit niemandem teilen.“

„Sagte der Mann mit der Jacht, auf der mehr Besucher waren, als er zählen konnte“, konterte sie.

„Ich habe weder die Jacht noch die Gäste jemals geküsst.“ Er legte den Kopf schief. „Zumindest nicht alle Gäste.“

„Dann müssen Sie mir Ihre Regeln erklären“, antwortete sie. Ihre Lippen zuckten, als müsste sie sich ein Lachen verkneifen. Nikos hatte keine Ahnung, warum er das so faszinierend fand. „Obwohl es mich doch überrascht, dass es so viele Regeln in Ihrem Leben gibt. So viel also zu den Geschichten über Nikos Katrakis, den Mann, der sich nicht um Traditionen und Regeln schert, sondern seinen eigenen Weg geht. Diesen Mann würde ich sehr gern kennenlernen.“

„Es gibt nur einen Nikos Katrakis, Miss Barbery.“ Er war ihr jetzt so nah, dass er ihr Parfüm roch, unaufdringlich, würzig mit einer leicht blumigen Note. Ob sie wohl auch so schmecken würde? „Ich hoffe, Sie sind nicht am Boden zerstört, weil ich derjenige bin.“

„Das kann ich jetzt noch nicht sagen“, entgegnete sie und sah ihm tief in die Augen. „Schließlich haben Sie mich noch nicht geküsst.“

„Ach so“, sagte er. „Und jetzt muss ich es einfach tun, nicht?“

„Natürlich.“ Sie legte den Kopf schief und lächelte. Ihr Blick war herausfordernd, und Nikos wäre nicht der erfolgreiche Geschäftsmann, der er war, wenn er sich jemals vor einer Herausforderung gedrückt hätte. „Meinen Sie nicht?“

So hatte er sich die Sache nicht vorgestellt. Es stand für ihn zu viel auf dem Spiel, als dass er sich hinreißen lassen durfte. Er musste sich an dem verstorbenen Gustave Barbery und seinem widerlichen Sohn Peter rächen.

In den letzten zehn Jahren hatte er auf die Gelegenheit zur Rache hingearbeitet. Und die Gelegenheit hatte sich ihm ein ums andere Mal geboten. Er hatte hier etwas nachgeholfen, dort eine Andeutung fallen lassen, und das Barbery-Vermögen war erheblich geschrumpft.

Allerdings hatte Nikos nie vorgehabt, das Mädchen mit hineinzuziehen. Er war nicht wie Peter Barbery, der Althea Katrakis aus eiskalter Berechnung verführt, geschwängert und dann verlassen hatte. Er war auf keinen Fall wie die Barberys! Allerdings hätte er niemals damit gerechnet, dass sich die Schwester seines Erzfeindes ihm auf diese Weise anbieten würde.

Oder dass sie ihn – und das war noch aufregender und gefährlicher – dazu verleiten könnte, seine eiserne Selbstkontrolle über Bord zu werfen. Er war nicht abgeneigt, sie als Mittel zum Zweck einzusetzen, um ihre Familie in den Ruin zu treiben. Allerdings hätte er nicht gedacht, dass er sie trotzdem begehren könnte.

„Vielleicht haben Sie recht“, sagte er ruhig. Der kühne Ausdruck in ihrem Gesicht verschwand für einen kurzen Augenblick. Nikos bemerkte es und empfand einen kleinen Triumph. Sie war nicht so eiskalt, wie sie vorgab. Er fragte sich allerdings nicht, warum ihm das so gefiel.

Er legte eine Hand auf ihren Nacken. Die Berührung war wie ein kleiner Stromstoß – und Begehren war ihr Echo. Tristannes Augen weiteten sich, dann legte sie ihre Hände auf seine festen Brustmuskeln.

Weil alle Augen auf dem Deck der Jacht neugierig auf sie gerichtet waren, zögerte er den Augenblick hinaus. Ganz gleich, welches Spiel sie auch immer mit ihm treiben wollte, sie konnte nicht die geringste Ahnung haben, mit wem sie es zu tun hatte. Sie war sich nicht bewusst, was sie in Gang gesetzt hatte, als sie an ihn herangetreten war.

Aber er wusste es genau. Er hatte den langen, kalten Krieg gewonnen. Tristanne Barbery war nur die letzte Karte, die das Kartenhaus des Barbery-Imperiums ein für alle Mal zum Einsturz bringen würde. So wie Tristannes Familie ihn vor langer Zeit beinahe in den Ruin getrieben hatte.

Endlich war er am Ziel. Doch anstatt den schwer verdienten Sieg zu genießen, starrte er fasziniert auf den üppigen Schwung ihrer Lippen.

Dann zog Nikos sie an sich und küsste sie.

2. KAPITEL

Feuer!

Das hätte Tristanne am liebsten gerufen.

Stattdessen küsste sie ihn. Ihre Zungen berührten sich in einer heißen Liebkosung. Jede Faser ihres Körpers schien sie vor der Gefahr zu warnen, ihr Magen verkrampfte sich und ihre Haut spannte.

Bisher hatte sie nur an ihre Bitte gedacht und sich nicht vorgestellt, wie es sein würde, diesen Mann tatsächlich zu küssen. Er hielt sich nicht zurück. Er war fordernd. Er nahm sie in Besitz.

Und sie bekam nicht genug von ihm.

Mit den Lippen zeichnete er ihren Mund nach, dann drang seine Zunge in sie und erforschte die ihre mit einer solchen Geschicklichkeit, dass Tristanne vor Verlangen zitterte.

Sein Kuss war so sinnlich, als wären sie allein, nackt. Heiß spürte sie seine Hand in ihrem Nacken, als wollte er ganz und gar von ihr Besitz ergreifen. Er schmeckte nach teurem Whiskey und Salz, ungeheuer männlich und beängstigend gefährlich.

Es kam ihr vor, als würde ein Feuer sie für Millionen Jahre verzehren. Dann hob er den Kopf, und in seinen goldenen Augen sah sie Verlangen brennen. Tristannes Knie wurden weich.

Sie unterdrückte den Wunsch, eine Hand an die Lippen zu pressen, um zu prüfen, ob sein Kuss Spuren hinterlassen hatte. Ihr Mund fühlte sich an, als gehörte er nicht länger ihr. Als ob Nikos ihm sein Zeichen aufgedrückt hatte. Der Gedanke ließ sie innerlich frohlocken.

Du Dummkopf.

Natürlich wusste Tristanne im Grunde genau, dass man mit einem solchen Mann keine Spielchen trieb. Als er sie jetzt mit dunklen Augen ansah und sie überall dort erbebte, wo er sie berührte, erkannte sie mit plötzlicher Gewissheit, dass sie niemals die Kontrolle über ihn erlangen würde. Niemals.

Ihr Wunsch, Peter herauszufordern, hatte sie in große Schwierigkeiten gebracht.

Sie musste sich ins Gedächtnis rufen, warum sie es tat! Sie musste an ihre Mutter denken!

„War das genug?“

Ein seltsames Leuchten in seinen Augen ließ ihre Haut kribbeln. Nikos machte einen Schritt zurück und zog seine Hand ganz langsam von ihrem Nacken.

Nur mit größter Mühe schaffte Tristanne es, nicht vor Erregung zu zittern. Sie wusste, dass er jede Gefühlsregung gegen sie verwenden würde.

„Ich denke schon“, brachte sie hervor. Ihre Brüste waren angespannt und schwer. Am liebsten hätte sie sie an seine harte Brust gedrückt. Es kam ihr vor, als hätte er ihren Körper gegen sie aufgestachelt. Sie zwang sich, tief durchzuatmen.

„Heißt das, Sie wissen es nicht genau?“ Sein sinnlicher Mund lächelte amüsiert. „Dann habe ich wohl etwas falsch gemacht.“

In diesem Moment bemerkte Tristanne, dass sie ihn immer noch berührte. Ihr war schwindelig, ihr Atem ging flach, aber ihre Hände lagen noch auf seiner Brust. Durch den Stoff seines Hemdes spürte sie die Hitze in ihm. Sie hätte sich längst von ihm losmachen sollen, aber sie hielt sich noch an ihm fest, als würde sie sonst vom Rand der Welt fallen.

Reiß dich zusammen! befahl sie sich. Sie dachte an Viviennes blasses, eingefallenes Gesicht, an ihren quälenden Husten und die Schlaflosigkeit. Sie musste einen klaren Kopf bewahren, sonst wäre alles verloren. Ihr blieb keine andere Wahl.

Sie ließ die Hände sinken. Sein Lächeln kam ihr noch spöttischer vor. Und das half ihr, sich gerade aufzurichten und daran zu denken, was sie zu tun hatte. Und für wen.

„Sie haben alles richtig gemacht“, sagte sie zu ihm und gab sich Mühe, gelassen zu klingen. Fast schon gelangweilt, obwohl ihr Herz wie wild raste.

Äußerlich war ihm nichts anzumerken, dennoch spürte Tristanne, dass Nikos innerlich auf der Hut war, wie ein Raubtier vor dem Sprung. Oder wie ein Drache, der jeden Moment Feuer spucken konnte.

„Tatsächlich?“, fragte er kalt.

„Ja.“ Tristanne zuckte betont lässig mit den Schultern, als ob sie nicht spüren würde, wie ihre Wangen glühten. Als ob er sie mit einem einzigen Kuss nicht völlig durcheinander gebracht hätte.

Doch ganz gleich, wie betörend Nikos Katrakis und dieser Kuss auf sie wirkten, mit einem Mal spürte sie deutlich, wie aufgebracht Peter war. Ihr Bruder war näher gekommen und stand jetzt in einer Entfernung, aus der er ihr Gespräch mit Nikos hören konnte. Sie musste gar nicht in seine Richtung sehen, um zu wissen, wie finster er sie anblickte. Die Wut brannte in seinen Augen, die ihren ähnlich gewesen wären, wenn sie nicht so kalt und grausam ausgesehen hätten.

„Vielleicht sollten wir das Ganze vertiefen“, schlug Nikos vor. Seine Stimme klang weich wie Samt und entfachte ein Feuer in ihr. Für einen Moment vergaß sie Peter. „Ich würde Ihnen gern noch einen weiteren Gefallen erweisen. Ich möchte Sie ja nicht enttäuschen.“

„Sie sind zu großzügig“, murmelte sie und schlug die Augen nieder – aus Angst, dass er in ihnen zu viel lesen könnte.

„Ich habe viele Eigenschaften, Miss Barbery.“ Nikos’ Stimme klang sanft, aber als sie den Blick hob, war sein Blick hart. „Großzügigkeit gehört allerdings nicht dazu. Ich rate Ihnen, das immer im Hinterkopf zu behalten.“

Tristanne wusste, was sie zu tun hatte. Noch bevor Peter seine widerwärtigen Bedingungen genannt hatte, war sie entschlossen gewesen, alles zu tun, um ihre Mutter zu retten.

Was interessierte es sie, ob das Barbery-Imperium zusammenbrach? Schon seit Jahren hatte sie damit nichts mehr zu tun. Aber sie konnte sich nicht von ihrer armen Mutter abwenden. Besonders jetzt nicht, nachdem Gustave, den ihre Mutter blind geliebt hatte, dafür gesorgt hatte, dass sie Peter auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.

Als ihr Vater noch lebte, hatte Tristanne sich aus allem herausgehalten. Jetzt aber konnte sie ihre schwache Mutter nicht im Stich lassen. Tristanne war ihre einzige Hoffnung.

Das bedeutete allerdings auch, dass ihr jetzt nur ein Weg blieb.

„Wie schade“, sagte sie ganz ruhig, obwohl Panik in ihr aufstieg. Ihr Bruder bluffte nicht, das wusste sie. Er hatte jedes schlimme Wort, das er ihr gesagt hatte, auch so gemeint. Und er würde nicht eher Ruhe geben, bis sie dafür gesorgt hatte, dass das Vermögen der Familie gesichert wäre. Wenn sich Tristanne ihm widersetzte, würde er ihre Mutter ohne mit der Wimper zu zucken auf die Straße setzen.

Allerdings wusste sie nicht, was geschehen würde, wenn sie sich seinen Wünschen fügte.

„Warum schade?“, fragte Nikos und betrachtete sie aufmerksam. „So ist es nun einmal.“

„Es ist schade“, zwang sich Tristanne zu antworten. „Ich habe nämlich gehört, dass Sie momentan keine Geliebte haben, und hatte gehofft, dass ich die nächste sein würde.“

In seinen goldenen Augen flackerte es kurz. Sie hielt seinem Blick stand, als wäre sie tatsächlich so mutig, wie ihre Worte es vermuten ließen. Sie musste mutig sein.

„Als Ihre Geliebte“, fuhr sie fort – da Peter zuhörte, musste sie es sagen, auch wenn es ihr die Kehle zuschnürte –, „wäre ich auf Ihre Großzügigkeit angewiesen.“

Nikos sah sie lange an. Sein Blick durchbohrte sie, bis ihr der Atem stockte. Dennoch blieb er äußerlich ganz ruhig, als hätte sie sich ihm nicht gerade wie eine Prostituierte angeboten.

Aber dann lächelte Nikos, und sein Lächeln jagte eine Welle der Erregung durch ihren Körper.

Eines Tages hatte dieser Moment kommen müssen, und Nikos genoss jede Sekunde. Er hätte niemals zu träumen gewagt, dass die Schwester seines Erzfeindes sich ihm freiwillig anbieten würde. Jetzt hatte er den letzten Kampf gewonnen, die Rache war sein.

Auch ohne Peter Barbery anzusehen, spürte er dessen Wut. Die Rache war so süß, wie er sie sich in den letzten Jahren immer vorgestellt hatte. In dieser Zeit war alles nach Nikos’ sorgfältig durchdachtem Plan verlaufen: Er hatte die Schlinge um den Hals der Familie Barbery immer fester zugezogen und sie langsam in den Ruin getrieben.

Er wünschte nur, dass sein abweisender Vater und seine aufbrausende Halbschwester und ihr ungeborenes Kind den Triumph noch miterlebt hätten. Sie hätten sehen sollen, dass er sein Wort hielt und die Familie Barbery zu Fall brachte. Doch sie hatten ihm die Schuld an ihrem Schicksal gegeben und waren gestorben: erst Althea, die sich mit gebrochenem Herzen das Leben nahm, dann sein Vater, den er Zeit seines Lebens vergeblich zu beeindrucken versucht hatte. Aber ihr Tod war für Nikos ein Ansporn gewesen.

So wie ihm alles im Leben als Ansporn diente. Er hatte sich weder von einer Kindheit in den Athener Elendsvierteln noch von seiner herzlosen Mutter entmutigen lassen. Als er sich endlich mit aller Kraft und einer gehörigen Portion Hartnäckigkeit aus der Gosse hochgearbeitet hatte, machte er sich auf die Suche nach dem Mann, der seine Mutter und ihn so schmählich im Stich gelassen hatte. Nachdem er seinen gestrengen Vater gefunden hatte, versuchte er die Zuneigung seiner Halbschwester Althea zu gewinnen, dem Lieblingskind aus der Ehe seines Vaters. Er hatte ihr den Platz im Herzen seines Vaters nie verübelt. Doch sie gab ihm die Schuld, als Peter Barbery ihr Herz brach.

Welches Spiel wollten die Barberys wohl mit ihm treiben? Dachte Tristanne Barbery, sie könnte ihn mit Sex gefügig machen? Wollte sie ihn beeinflussen? Sollte sie es doch versuchen. Es gab nur einen Menschen, der im Bett von Nikos Katrakis das Sagen hatte, und das wäre bestimmt nicht Tristanne.

Selbst wenn er sich von ihr stark angezogen fühlte, würde er sich von seinem Entschluss nicht abbringen lassen und sie für seine Rache opfern.

„Komm“, sagte er.

Nikos griff nach Tristannes nacktem Oberarm und nickte in Richtung seiner Privatkabine. Er verspürte den dringenden Wunsch, Peter Barbery einen triumphierenden Blick zuzuwerfen, unterdrückte ihn aber. Lieber konzentrierte er sich auf die andere Barbery, deren Duft ihn betörte und deren Mund er noch einmal kosten wollte.

Ohne ein Wort zu sagen, sah sie ihn an. In ihren Augen lag ein Ausdruck, den er nicht deuten konnte.

„Willst du es dir noch einmal überlegen?“ Seine Stimme klang spöttisch.

„Sie sind derjenige, der noch eine Antwort schuldig ist. Nicht ich“, entgegnete Tristanne. Sie machte sich kerzengerade. Als ob sie gegen ihn kämpfen wollte.

Er wollte sie nackt unter sich sehen. Nur aus Rache, ermahnte er sich, sonst nichts.

„Dann gibt es wohl noch einiges zu klären“, erwiderte Nikos.

Sie schluckte. Einzig das leichte Zittern an ihrem Hals verriet, dass sie nicht so ruhig war, wie sie vorgab.

„Sie bringen mich in Ihre Drachenhöhle, nehme ich an?“, fragte sie.

„Wenn du es so nennen willst“, antwortete er amüsiert.

Stumm sah sie ihn an. Er vergewisserte sich, dass alle Augen auf sie gerichtet waren, dass alle Köpfe sich nach ihnen umdrehten. Alle sollten wissen, wessen Arm er so besitzergreifend festhielt, wen er über das Deck führte.

Dann erst führte er sie direkt in sein Schlafzimmer, in seine Drachenhöhle.

3. KAPITEL

Sie war ihm schon einmal begegnet.

Tristanne ging vor aller Augen an Nikos’ Seite über das Deck der Jacht. Den Kopf hielt sie erhoben, den Rücken gerade, als ginge sie zu ihrer Krönung und nicht ins Schlafzimmer des Mannes, dem sie sich soeben angeboten hatte. Für Geld.

Doch in Gedanken war sie wieder siebzehn Jahre alt und schaute sich im riesigen Ballsaal im Haus ihres Vaters in Salzburg um. Es war ihr erster Ball, und sie hatte die ganze Zeit davon geträumt, in ihrem hübschen Kleid unter den flackernden Kronleuchtern Walzer zu tanzen.

Aber Nikos Katrakis war kein Traum gewesen. Er schritt durch den Ballsaal, als gehörte er ihm. Er sah gefährlich und mächtig aus. Tristanne hatte damals nicht verstanden, warum sein Anblick sie so gefesselt hatte. Warum sie den Atem anhielt. Warum ihr Herz wie wild schlug. Dennoch hatte sie die Augen nicht von dem geheimnisvollen Mann abwenden können.

„Wer ist das?“, hatte sie ihre Mutter gefragt. Sie spürte eine unbekannte Hitze und eine ungewohnte Schüchternheit in sich aufsteigen. Das machte ihr Angst. Sie wusste nicht, ob sie auf den unwiderstehlichen Mann zulaufen oder vor ihm weglaufen sollte.

„Das ist Nikos Katrakis“, hatte Vivienne leise zu ihr gesagt. Hatte sie ebenfalls seine Macht und seine Anziehungskraft gespürt? „Er macht Geschäfte mit deinem Vater, Liebes. Kümmere dich nicht weiter um ihn.“

Und jetzt, Jahre später, wusste Tristanne immer noch nicht, ob sie auf ihn zulaufen oder vor ihm weglaufen wollte. Allerdings wusste sie, dass sein Kuss noch schwindelerregender gewesen war, als sie es sich als Mädchen vorgestellt hatte. Sie spürte seine Hand noch immer auf ihrem nackten Oberarm, als hätte er ihr sein Brandzeichen aufgedrückt. Und dennoch ging sie aus freien Stücken mit ihm. Schließlich hatte sie es vorgeschlagen.

Sie hatte sich dafür entschieden.

Er führte sie ins Innere der Jacht. Der luxuriöse Empfangsraum war mit poliertem Holz verkleidet, hinter den hohen Fenstern tanzten die Wellen des Mittelmeers, und das goldene Licht der Côte d’Azur fiel zu ihnen herein. Aber Tristanne sah nur flüchtig hin, denn sie konnte ihre Augen nicht von Nikos abwenden.

Jeden seiner Atemzüge nahm sie wahr, jeden Schritt und jede Bewegung seines herrlichen Körpers. Sie spürte die Hitze, die er ausstrahlte. Ein süßes Gefühl machte sich in ihr breit. Ihr Gesicht wechselte die Farbe, als hätte sie plötzlich Fieber bekommen.

Aber sie wusste, dass sie die Kontrolle über sich wiedererlangen musste. Sie durfte sich nicht in der Berührung dieses Mannes verlieren, ganz gleich, wie anziehend sie ihn fand. Ich benutze ihn nur, sagte sie sich. Er ist nur ein Mittel zum Zweck.

Gleich darauf schob Nikos sie in ein Zimmer und schloss die Tür. Tristanne sah sich um, nahm aber kaum etwas von der Einrichtung wahr. Sie stellte lediglich fest, dass es eine Luxuskabine mit einem Bett war. Einem riesigen Bett. Sie war freiwillig in diese Kabine gegangen, mit dem sinnlichsten und gefährlichsten Mann, dem sie je begegnet war.

„Mr Katrakis“, begann sie und drehte sich zu ihm um. Noch war es nicht zu spät, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Denn darum ging es doch. Sie musste einfach stark sein.

„Meinst du nicht, dass es dafür bereits zu spät ist?“, fragte Nikos. Er stand jetzt unmittelbar vor ihr, sodass sie die olivfarbene Haut an seinem Hals hätte berühren können.

Unwillkürlich machte Tristanne einen Schritt zurück. Dann erstarrte sie. Die Geste musste ihm verraten haben, dass sie nicht die geübte Verführerin war, für die sie sich ausgab. Sie war nur eine kleine Künstlerin aus Kanada, der die Ereignisse über den Kopf zu wachsen drohten. Aber er lächelte nur.

In ihrem Körper schrillten die Alarmglocken. Sie hatte das Gefühl, am Rande eines Kliffs zu stehen, unter dem es steil in die Tiefe ging. Und Nikos war wie ein stürmischer Wind, der sie jederzeit hinunterwehen konnte.

Drache, dachte sie noch einmal. Sie hatte es von Anfang an gewusst – schon vor zehn Jahren hatte sie es gewusst. Und doch stand sie jetzt hier und sehnte sich danach, dass er sie mit seinem Feuer verzehrte.

Nikos schien den ganzen Raum einzunehmen. Er steckte die Hände lässig in die Taschen seiner Jeans, aber das machte die sinnliche Bedrohung, die von ihm ausging, nicht geringer. Seine Schultern und seine Brust schienen noch breiter zu werden, er schien beinahe zu wachsen. Oder kam sich Tristanne nur so klein vor? Mit einem Mal fühlte sie sich verletzlich. Die Kühnheit, die sie bis hierhin geführt hatte, verließ sie.

Ich darf mich nicht von ihm aus der Fassung bringen lassen, ermahnte sie sich. Ich muss an Vivienne denken.

Mit durchdringendem Blick sah er sie an, als wollte er gleich zum Sprung ansetzen.

„Sag Nikos zu mir“, schlug er genau in dem Moment vor, als das Geräusch ihres eigenen Atems Tristanne beinahe zur Verzweiflung gebracht hätte.

Sie sollte etwas sagen. Seinen Namen vielleicht. Aber sie brachte ihn nicht über die Lippen. Als gäbe es kein Zurück mehr, sobald sie ihn einmal ausgesprochen hatte. Als würde sie eine Grenze überschreiten, wenn sie seinen Namen sagte. Die Grenze zwischen ihrem alten Leben und der Rolle, die sie von heute an spielen sollte.

Sein Lächeln wurde noch spöttischer.

Er lehnte an der Tür und sagte kein Wort. Dann, als Tristannes Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren und sie sicher war, dass sie schreien, schluchzen oder einfach davonlaufen würde, hob er die Hand und winkte sie mit dem Zeigefinger zu sich.

Arrogant. Selbstbewusst. An Gehorsam gewöhnt.

Als wäre er nicht besser als ihr Vater oder Bruder.

Als wäre sie ein Hund.

In diesem Moment spürte sie eine unbändige Wut in sich aufsteigen, unterdrückte sie aber sofort. War das ihre Rolle als Geliebte? War sie jetzt die Frau, die für den Mann jederzeit verfügbar sein musste? Aber hatte sie nicht so getan, als wäre genau das ihr Wunsch?

Was machte es schon, wie dieser Mann sie behandelte? In Wahrheit wollte sie nicht seine Geliebte werden. Peter sollte nur glauben, dass sie sich Nikos hingab.

Es ist ja nur für ein paar Tage, hatte sie sich gesagt. Was konnte er ihr in ein paar Tagen schon anhaben? Sie würden ein paar Mal Essen gehen und sich vielleicht noch ein-, zweimal küssen. Und das am besten vor den Augen der Paparazzi, die sich immer dort herumtrieben, wo sich Männer wie Nikos Katrakis aufhielten. Es ging doch nur um den Showeffekt. Und Nikos würde den Plan nicht durchschauen.

Außerdem geschah es für einen guten Zweck. Für ihre geliebte kranke Mutter, die nicht verstand, dass ihr Stiefsohn ein eiskalter Mensch war und nicht im Traum daran dachte, sich um sie zu kümmern, wie Gustave es vorgesehen hatte.

Tristanne musste sich Zugang zu ihrem Treuhandfonds verschaffen, der ihr erst an ihrem dreißigsten Geburtstag zufallen würde, sofern Peter nicht vorher ein Einsehen hatte. Mit dem Geld könnte sie die Schulden ihrer Mutter begleichen, sich um ihre Pflege kümmern und weiteres Leid von ihr fernhalten. Sie hatte keine andere Wahl.

Also lachte Tristanne Nikos weder ins Gesicht noch gab sie ihm eine Ohrfeige oder lief aus dem Zimmer. Sie bewarb sich nicht um die Rolle einer Partnerin oder gar einer Ehefrau. Eine Geliebte war eine Geliebte, und Tristanne hatte das Gefühl, dass Nikos ein Mann war, der seine Geliebte in ihre Schranken verweisen würde. Anstatt so zu reagieren, wie sie es am liebsten getan hätte, kam sie auf ihn zu und wiegte sich in den Hüften, während ihre hochhackigen Pumps in dem weichen Teppich versanken.

„Vielleicht sollten Sie einfach pfeifen“, rutschte es ihr heraus. „Damit jeder Zweifel ausgeräumt ist.“

„Ich habe keine Zweifel“, murmelte Nikos.

Ohne ein weiteres Wort griff er nach ihrem Handgelenk und zog sie an sich.

Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und sah sie an. Obwohl die Geste besitzergreifend war, spürte Tristanne einen Hauch von Zärtlichkeit. Verwirrt und doch seltsam erregt sog sie die Luft ein.

Dann war sein Mund auf ihren Lippen. Er drehte sie herum, sodass sie jetzt mit dem Rücken an der Tür lehnte, und küsste sie wieder und wieder, als ob er sie verschlingen wollte.

Obwohl sie wusste, dass sie nur daran denken sollte, warum sie hier stand, erwiderte sie seinen Kuss begierig und wünschte, er würde niemals aufhören. Niemals.

Er bekam nicht genug von ihr. Ihr Geschmack wie süßer Honig, ihre Lippen, die genau auf seinen Mund passten, ihr schnelles Atmen, als könnte sie ihre Leidenschaft nicht länger zurückhalten. Nikos spürte ein Feuer in seinen Adern, das er nicht bekämpfen wollte. Er war bereit und konnte sich nicht mehr beherrschen, selbst wenn er gewollt hätte.

Tristanne wollte seine Geliebte werden. Und er wollte sie mit einer Leidenschaft, die er niemals erwartet hätte. Ich werde sie lediglich benutzen, sagte er sich. Das ist alles. Durch sie würde seine Rache noch süßer werden.

Er drückte ihren Rücken gegen die Tür und zeichnete mit den Händen die Kurven ihres Körpers nach. Dann schob er eine Hand in ihre dunkelblonden Locken, zog ihren Kopf zurück, damit er ihren Mund besser erreichen konnte. Mit der anderen Hand streichelte er ihren Hals entlang bis hin zu den perfekten Brüsten.

Nikos richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf ihre Brüste, die stolz über dem Ausschnitt ihres Kleides hervorlugten. Er wog beide in seinen Händen und fuhr mit den Daumen über die harten Knospen, bis Tristanne vor Erregung aufstöhnte.

Das Blut pulsierte in seinen Adern, trieb ihn weiter an. Seine Hände glitten nach unten, fanden den Saum ihres Kleides und schoben es bis zu ihrer Hüfte hoch. Er zog eines ihrer herrlichen Beine über seine Hüfte. Jetzt war seine harte Männlichkeit nur noch durch den Stoff seiner Hose und einen kleinen Seidenstreifen vom Zentrum ihrer Lust getrennt. Sie stöhnte und ließ den Kopf gegen die Tür sinken. Ihre Augen waren geschlossen, als spürte auch sie diese Hitze, dieses Feuer.

Er vergrub den Kopf an ihrem Hals, fuhr mit der Zunge über ihre zarte Haut, während seine Hände sich ihrer intimsten Stelle näherten. Er spürte ihre Hitze an seiner Hand, spürte ihre Weichheit. Sie schrie auf. Stöhnte sie seinen Namen? Es war ihm egal.

Sie war eine Barbery, seine Feindin. Nikos wollte sie nur aus Rache, fragte sich allerdings auch, was sie von ihm wollte. Egal, was es war, er wollte sie besitzen.

Hastig schob er ihren Slip zur Seite. Um sie auf die Folter zu spannen, strich er erst ein paar Mal über ihren Po, bevor er sein Begehren nicht länger im Zaum halten konnte. Sie war so weich und so heiß, dass er gegen sein Verlangen ankämpfen musste, sie auf den Boden zu ziehen und so tief in sie einzudringen, bis er seinen eigenen Namen vergaß. Stattdessen streichelte er sie – zuerst sanft, dann stärker, wilder.

Mit den Hüften nahm Tristanne den Rhythmus seiner Hand auf, mit den Händen umklammerte sie seine Schultern.

„Sieh mich an“, befahl er.

Zitternd schlug sie die braunen Augen auf. Sie brannten vor Verlangen. Ihr Körper bäumte sich auf. Sie unterdrückte einen Schrei. Eine leichte Röte breitete sich auf ihren Wangen aus. Ein Gefühl der Befriedigung schoss durch Nikos. Er wollte sie mit Haut und Haaren besitzen. Doch er ignorierte das Gefühl und konzentrierte sich auf ihre pulsierende Glut, auf den Höhepunkt ihrer Lust, der nicht mehr weit sein konnte.

„Komm für mich“, flüsterte er und küsste ihren Mund, ihre Wange, ihren Hals. „Jetzt.“

Ich mache einen großen Fehler, dachte Tristanne verzweifelt. Aber es war zu spät.

Ihr Körper gehorchte nur noch Nikos’ verführerischen Händen, nicht mehr ihrem warnenden Verstand. Auf seinen Befehl hin nahm die Leidenschaft ganz von ihrem Körper Besitz.

Sie brauchte lange, um sich wieder zu fassen. Nikos sah sie aus dunklen Raubtieraugen an, und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Seine Hand war noch immer zwischen ihren Beinen, sein Mund auf ihren Lippen. Ein Zittern schüttelte sie.

Nikos zog eine Braue hoch.

Gütiger Himmel, dachte sie entsetzt, er will noch mehr. Natürlich wollte er mehr. Wie hatte sie es nur so weit kommen lassen? Warum hatte sie nichts dagegen unternommen? Sie begriff nicht, warum sie die Kontrolle über sich verloren hatte.

Und warum wollte etwas in ihr jede Warnung in den Wind schlagen und sich ihm auf Gedeih und Verderb ausliefern?

„Was haben wir …“, stammelte sie. Dennoch konnte sie den widerstreitenden Gefühlen in ihrem Inneren nicht Einhalt gebieten. „Das wollte ich nicht.“

Ihre Hände hielt sie noch immer gegen seine Brust. Sie ballte sie zu Fäusten, als wollte sie … ihn abwehren? Nachdem sie sich ihm mit einer ihr unbekannten Lust angeboten hatte? Was war bloß mit ihr los? Beinahe wäre sie in Tränen ausgebrochen. Ihr Körper war ihr seltsam fremd geworden. Sie konnte kaum atmen, und Nikos sah sie bloß mit diesem spöttischen Blick an.

Erst jetzt löste er sich ein Stück von ihr. Tristanne bemerkte, dass ihr Kleid noch bis zur Hüfte hochgeschoben war. Vor Scham errötete sie, dann zog sie es mit zitternden Fingern nach unten.

„Vielleicht habe ich dich falsch verstanden“, sagte er. Seine Stimme klang samtweich, sein Blick blieb ungerührt. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich dachte, du wolltest meine Geliebte werden. Hast du das nicht selbst gesagt? Wie hattest du dir diese Rolle denn vorgestellt?“

„Ich weiß sehr wohl, was zu dieser Rolle gehört“, antwortete sie.

„Offensichtlich nicht. Oder vielleicht hast du andere Erfahrungen gemacht als ich. Ich bevorzuge Gespielinnen, die …“

„Ich bin nur erstaunt, wie schnell Sie sind, Mr Katrakis“, unterbrach sie ihn scharf.

„Sag bitte Nikos“, antwortete er sanft. „Mr Katrakis kommt mir unter den gegebenen Umständen etwas albern vor, nicht?“

„Ich hatte gedacht, wir würden …“ Ihre Stimme versagte. Was hatte sie erwartet? Sie hatte ihm eine Art Geschäft vorgeschlagen – ohne über die geringste Erfahrung in solchen Dingen zu verfügen. Sämtliche Romane, die sie gelesen hatte, halfen ihr nicht weiter.

„Schick essen gehen?“, beendete er den Satz. „Wir würden nur so tun als ob? Ich glaube, du hast nicht ganz verstanden: Ich lege die Spielregeln fest. Nicht du.“ Er sah sie aus unergründlichen Augen an. „Sag doch mal, Tristanne, wie viele Männer hatten dich in deiner ruhmreichen Karriere schon als Geliebte?“

„Wie bitte?“ Sie war schockiert. „Kein Einziger!“

Verdammt, warum war ihr das herausgerutscht? Sie hätte sich ohrfeigen können.

„Ach, so.“ In seinen Augen flammte erneut gefährlicher Besitzerstolz auf. „Warum habe ich dann das Vergnügen? Warum bietet sich die Erbin des Barbery-Vermögens ausgerechnet mir als Bettgespielin an?“

Plötzlich fror Tristanne, ganz deutlich spürte sie die Gefahr. Vielleicht lag es an seinem Tonfall oder an der Art, wie er sie ansah. Vergiss nicht, was auf dem Spiel steht! ermahnte sie sich.

„Die Zeiten sind schlecht“, sagte sie mit einem Schulterzucken, das so gar nicht ihren wahren Gefühlen entsprach. Dann machte sie sich von ihm los und drehte sich zur Tür.

Er hielt sie nicht zurück. Mit keinem Wort erwähnte sie, dass ihr Bruder kurz davor war, das Familienvermögen zu verlieren.

„Und wie du ja sicherlich weißt, bist du ein äußerst attraktiver Mann“, brachte sie nach einem kurzen Moment hervor. Das entsprach zumindest der Wahrheit.

„Ich glaube nicht, dass du auch nur im Entferntesten eine Ahnung hast, was es bedeutet, meine Geliebte zu sein“, bemerkte er direkt hinter ihr.

Warum ihre Gefühle so durcheinander geraten waren und sich ihre Augen plötzlich mit Tränen füllten, wusste Tristanne nicht. Sie wusste nur, dass sie sich jetzt nicht zu ihm umdrehen durfte.

„Ich lerne schnell“, hörte sie sich sagen.

Daraufhin stieß er ein leises Lachen aus. „Dreh dich um, Tristanne.“

Sie wollte sich nicht umdrehen. Sonst würde er etwas in ihrem Gesicht lesen, das sie bloßstellen würde.

Aber es geht nicht um dich. Es ging darum, eine gute Tochter zu sein und ihre Mutter zu beschützen. Wenn sie nicht nach Vancouver davongelaufen wäre, als ihr Vater ihr das Kunststudium ausreden wollte … Wenn sie Vivienne nicht der Gnade von Gustave und Peter überlassen hätte … Tristanne war immer stärker gewesen als ihre Mutter. Jetzt würde sie es unter Beweis stellen.

Sie drehte sich um. Er sah gefährlich aus und immer noch so atemberaubend wie damals vor zehn Jahren. Und sein Blick schien mehr über sie zu wissen als sie selbst. Trotzig hob sie das Kinn.

Sie konnte und würde es tun.

„Dieses Schiff segelt morgen in aller Frühe in meine Heimat, zur Insel Kefalonia“, erklärte er mit einem herausfordernden Lächeln. „Wenn du meine Geliebte werden willst, dann finde dich rechtzeitig an Bord ein.“

4. KAPITEL

Nikos saß an einem kleinen Tisch an Deck der Jacht. Vor ihm lagen Zeitungen in drei Sprachen, daneben stand eine Tasse mit griechischem Mokka. Sein Kopf war in goldenes Sonnenlicht getaucht, was die markanten Wangenknochen und die unergründlich dunklen Augen betonte. Die langen Beine, die in einer legeren braunen Hose steckten, hatte er ausgestreckt. Er trug ein weißes Leinenhemd, das den Blick zielsicher auf seinen festen Oberkörper lenkte. Seine Füße waren nackt.

Als Tristanne auf ihn zukam, sah er nicht hoch. Dennoch wusste sie genau, dass er sie bemerkt hatte. Er hatte ihre Fährte in dem Moment aufgenommen, als sie an Bord gekommen war.

Wenige Schritte vor ihm blieb sie stehen und versuchte, den Anflug von Panik zu unterdrücken. Sie stand kerzengerade, den Kopf erhoben. Sie hasste sich selbst. Warum stand sie bloß wie eine Bettlerin vor ihm?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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