Milliards vs. Love - Mina Jayce - E-Book
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Mina Jayce

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Beschreibung

In Meredith Larsons Leben geht momentan alles schief. Zu allem Überdruss hat sie auch noch die Leitung des angeschlagenen Familienunternehmens übernommen und soll es so schnell wie möglich wieder auf Erfolgskurs bringen, ehe es zu spät dafür ist.
Alexander Jones ist ein milliardenschwerer Unternehmer, New Yorks begehrtester Junggeselle, und besessen davon, mit der realen Welt Monopoly zu spielen. Er kauft angeschlagene Firmen auf und macht damit, wonach ihm gerade der Sinn steht.
Alexander hat vier Regeln:
1. Sei in allem, was du tust, erfolgreich.
2. Mache Gewinne in Millionenhöhe und kümmere dich dabei nicht um andere.
3. Gib niemals die Kontrolle ab.
4. Verliebe dich nicht – vor allem nicht in die Richtige!
- Im Einhalten dieser Grundsätze ist er verdammt gut.
Doch er hat nicht mit Meredith Larson gerechnet, die seinen Regeln mächtig in die Fresse treten wird.

Aber Alexander ist ein eiskalter Player, der ungern mit sich spielen lässt und überreicht Meredith einen Vertrag mit ganz speziellen Wünschen. Damit könnte sie ihr Unternehmen retten, doch was die Erfüllung seiner Wunschliste mit sich bringt, möchte man besser nicht erfahren …

Zwei starke Personen treffen aufeinander, die unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen und sich Wortduelle in bester Manier liefern. Gewitter ziehen auf, prickelnde und leidenschaftliche Gefechte werden mit Worten und in feindlichen Betten ausgetragen. Doch so einfach lässt sich Alexander Jones nicht vom Kurs abbringen und beginnt ein herausforderndes Spiel ... Bleibt nur eine Frage offen: Wer wird am Ende die Führung übernehmen?

Abgeschlossener Roman (300 Taschenbuchseiten, kein BDSM-Roman).

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhaltsverzeichnis

Milliards vs. Love

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Epilog

 

Mina Jayce

 

Milliards vs. Love

 

 

 

Liebesroman

 

  

Das Buch

 

In Meredith Larsons Leben geht momentan alles schief. Zu allem Überdruss hat sie auch noch die Leitung des angeschlagenen Familienunternehmens übernommen und soll es so schnell wie möglich wieder auf Erfolgskurs bringen, ehe es zu spät dafür ist.

Alexander Jones ist ein milliardenschwerer Unternehmer, New Yorks begehrtester Junggeselle, und besessen davon, mit der realen Welt Monopoly zu spielen. Er kauft angeschlagene Firmen auf und macht damit, wonach ihm gerade der Sinn steht.

 

Alexander hat vier Regeln:

1. Sei in allem, was du tust, erfolgreich.

2. Mache Gewinne in Millionenhöhe und kümmere dich dabei nicht um andere.

3. Gib niemals die Kontrolle ab.

4. Verliebe dich nicht – vor allem nicht in die Richtige!

 

Im Einhalten dieser Grundsätze ist er verdammt gut.

Doch er hat nicht mit Meredith Larson gerechnet, die seinen Regeln mächtig in die Fresse treten wird.

 

Aber Alexander ist ein eiskalter Player, der ungern mit sich spielen lässt und überreicht Meredith einen Vertrag mit ganz speziellen Wünschen. Damit könnte sie ihr Unternehmen retten, doch was die Erfüllung seiner Wunschliste mit sich bringt, möchte man besser nicht erfahren …

 

Kein BDSM-Roman.

 

 

Copyright © 2017 by Mina Jayce

 

Korrektorat: Sabine Wagner, KoLibri Lektorat

Buchcoverdesign: Sarah Buhr / www.covermanufaktur.de unter Verwendung von Bildmaterial von Ornithopter; AS inc / www.shutterstock.com

Buchsatz: Stefan Stern / www.wortdienstleister.de

 

Mina Jayce

c/o Stefan Stern

Feldkreuzweg 11

79793 Wutöschingen

[email protected]

 

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. 

Prolog

Hi,

mein Name ist Jones. Alexander Jones, und ich bin süchtig.

Nach Unternehmen.

Ich schlucke sie. Manchmal täglich.

Eines nach dem anderen.

Ganz langsam oder ganz schnell.

Mit Genuss oder Ablehnung.

So wie andere in Fitnesscenter pilgern, oder ins Kino gehen, drehe ich meine eigenen Filme und mache mir einen Sport daraus, Firmen aufzukaufen, Existenzen zu verändern und sie nach meinen Vorstellungen zu formen … Oder mit visionslosen, unprofitablen Firmen kurzen Prozess zu machen und sie zu vernichten.

 

Im Grunde genommen führe ich ein makelloses Leben, die Art von Perfektion, nach der sich die Mehrheit sehnt. Mehr noch: Ich lebe diese Fiktion von Glück. Doch es ist eine bloße Fassade, die ich täglich mit viel Einsatz und Leidenschaft aufrechterhalte. Über die die Medien mit Freude berichten, über die sie spekulieren oder versuchen, mich zu vernichten … Doch das amüsiert mich nur, denn ich kann nicht untergehen, mich kann niemand verletzen … Ich bin Alexander Jones, CEO eines Imperiums, Inhaber von vielen Existenzen und Jongleur einer Zukunft, die ich vollkommen mitbestimme. Menschen scharren sich um mich, heben mich auf Podeste, legen mir ihre Herzen zu Füßen … Vor allem die Frauen. Vor allem die schönen … Mit ihren betörenden Augenaufschlägen versuchen sie, mich willenlos zu machen, sie wollen mich mit ihrer verführerischen Präsenz einfangen und nie wieder loslassen. Sie klammern sich an mich. Sie greifen nach mir. Sie wollen alles … Doch vor allem eines … Etwas, das ich nicht bereit bin, zu geben: Liebe.

Eine Erfindung für Versager. Sie macht Menschen angreifbar, zu wehrlosen Träumern, unachtsam und verletzlich. Und das bin ich nicht. Alexander Jones ist immer auf der Lauer, achtsam und nicht verwundbar. Und vor allem tut er eines nicht: Er verliebt sich nicht. Vor allem nicht in die Richtige.

Niemals.

Verstanden?

Kapitel 1

Es ist ein sonniger Tag im Spätherbst. Das rostrote Laub fällt von den Bäumen und sammelt sich spiralartig an den Gehsteigseiten. Die Sonne steht tief und die letzten Strahlen deuten den Beginn eines kalten Winters an. Es ist kein besonderer Tag, als ich an diesem Morgen aufstehe, den Wecker verfluche, in die Dusche springe und der alltäglichen Gewohnheit ihren Lauf lasse: Die kaputte Brause spritzt den Boden nass, der Teekocher sprudelt unterdessen über, die Bluse hängt zerknittert auf einem Kleiderbügel und wartet darauf, mit einem Bügeleisen Bekanntschaft zu machen, während mein Magen knurrt, als hätte er die letzten Tage eine Hungersnot erleiden müssen. Ich fahre mit dem Bügeleisen im Schnelltempo über meine Bluse und checke mit der linken Hand mein Handy, welches seit einigen Minuten am Dauervibrieren ist. Nicht einmal am frühen Morgen hat man seine Ruhe! Mein Handy steckt in einer E-Mail-Rushhour fest. In Summe zehn neue Nachrichten. Dorothy – die beste Assistentin der Welt und zu meinem Bedauern Frühaufsteherin – ist gerade mit Elan dabei, E-Mails wie Dartpfeile ins Cybernetz zu schießen. Alles in CC an mich. Wo andere sich in den frühen Morgenstunden im Bett laben, oder im Übereifer joggen gehen, beeindruckt sie halb Manhattan mit ihrer E-Mail-Schnellschreibkompetenz. Sie hat mir mal erklärt, dass Betten für sie nach sechs Uhr morgens feindliches Terrain sind. Im Grunde genommen bin ich ihr für ihr Engagement dankbar, denn sie hält unsere Geschäftspartner bereits in den zähen Morgenstunden in Schach und bei Laune. Eher bei Laune, denn seit ich vor mehreren Wochen die angeschlagene Firma meines Vaters übernommen habe, bin ich damit konfrontiert, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, was leider ein schwieriges Unterfangen ist. Die meiste Zeit schlage ich mich mit Lieferanten herum, denen wir noch Geld schulden, oder lasse mir unzählige Dates mit meinem Bankbetreuer aufbrummen, in denen er mir jedes Mal hingebungsvoll erklärt, dass man Kredite, die man aufgenommen hat, auch irgendwann zurückzahlen muss. Doch so einfach ist das nicht, denn der unternehmerische Erfolg lässt auf sich warten. Also muss sich auch mein nerviger Bankbetreuer in Geduld üben. So recht gelingt mir die Wende nämlich nicht. Und das trotz Harvard-Abschluss und 13-Stunden-Arbeitstagen, die ich täglich in Vaters ehemaligem Büro im Herzen von Manhattan absolviere.

Mist! Und nun fällt mir auch noch die Tasse auf den Boden und zerschellt in tausend Stücke. Verdammt noch mal! Kann der Tag nicht besser anfangen? Ich bücke mich, um die Scherben aufzuheben. Vielleicht liegt es am Schlafdefizit, dass meine Konzentration es nicht einmal mehr vermag, eine Tasse zu halten. Seit Wochen halte ich es bereits mit wenig und einem vor allem unruhigen Schlaf aus, nur weil ich mit Sorgen um die Firma einschlafe und mit Sorgen rund um die Firma wieder aufwache. An der Spitze eines Unternehmens zu sitzen, hatte ich mir wesentlich einfacher vorgestellt … und eigentlich war es auch nie mein Lebensziel gewesen. Wie es dazu kam, dass ich plötzlich die Geschäftsführerin eines angeschlagenen Konzerns wurde?

Eigentlich ist das ziemlich schnell erklärt, zumindest wenn es um die Fakten geht, denn mein Vater erlitt vor einem halben Jahr einen schweren Herzinfarkt, weshalb er absolute Ruhe vom Doktor verordnet bekam. Ginge es nach ihm, würde er weiterhin in seinem Ledersessel sitzen und die Geschäfte lenken, denn die Firma ist sein ganzer Stolz. Mehr noch, sie ist beinahe seine große Liebe. Wobei die reale und weitaus größere Liebe seines Lebens meine Mutter ist. Und genau die hatte ihm nach dem Herzinfarkt die Hölle heiß gemacht, als er mit der Idee ankam, wieder mit der Arbeit zu beginnen. »Ich fessele dich ans Bett, wenn es nötig ist!«, drohte sie ihm. »Die Firma kann untergehen, du nicht!« Er schluckte kräftig und ließ sich mit einem Murren in seinen Couchsessel zurückfallen, wo er nun den gemütlichen Großteil seines Tages verbringt.

Aus diesem Grund bleibt der tägliche Gang in die Larson-Company mir überlassen. Leider lebe ich mit dem Druck im Nacken, dass ich mit dem Scheitern des Unternehmens auch den Untergang meines Vaters einläuten würde. Ich kämpfe also nicht nur für die vielen Arbeitsplätze, die er geschaffen hat, und um einen Haufen Geld, sondern auch um meinen Dad. Einst hatte er den Konzern mit viel Leidenschaft und Hingabe unter beschwerlichen Bedingungen aufgebaut und zu dem gemacht, was es vor etlichen Monaten noch war: einer der erfolgreichsten Uhrenproduzenten in ganz Amerika. Doch nun sitzt uns die Insolvenz im Nacken und ich schlage mich seit Wochen durch die skrupellose Unternehmenswelt und hoffe täglich darauf, den entscheidenden Sieg zu erringen, um die Firma wieder auf Kurs zu bringen. Auf meiner Wunschliste ganz weit oben steht ein finanzkräftiger Investor, der an unser Familienunternehmen glaubt und es mit mir wieder zu früheren Glanzzeiten führen möchte. Im Idealfall ist der Finanzier nicht nur mit viel Kapitalkraft ausgestattet, sondern auch noch mit zukunftsträchtigen und bahnbrechenden Visionen gesegnet. Und dieses Aufstöbern ist noch schlimmer als die Suche nach Mr. Right. Es bräuchte schon so eine Art Business-Tinder-App, um potentielle Investoren mit guten Absichten aufzuspüren, denn die meisten von ihnen warten sehnsüchtig darauf, dass wir in der Masse des Marktes untergehen. Wir stellen Uhren her und man sollte meinen, dass man in der heutigen Zeit damit ordentlich viel Geld machen kann, denn noch nie war Zeit so kostbar wie heute. Doch seit es Smartphones gibt, sind die Verkäufe in allen Uhrensegmenten, ob Luxus oder Low-Budget, deutlich zurückgegangen. Nun befinden wir uns in unserer schlimmsten Krise. »Höchste Alarmstufe, Untergang steht knapp bevor« würde ich mit wenigen Worten unsere Lage zusammenfassen, denn so oder so ähnlich steht es in meinen schlauen Harvard-Wirtschaftsbüchern, dessen Wissen ich noch vor wenigen Monaten unschuldig in mich aufgesogen habe. Hätte ich gewusst, auf was ich mich da einlasse, dann hätte ich wohl besser Toilettenkosmetik studiert. So viel steht fest. Dass das Wirtschaftsleben in Wahrheit ein so verkorkster Drahtseilakt ist, lässt mich jeden Tag aufstöhnen, denn Theorie und Praxis passen in den meisten Fällen nicht zueinander. Weshalb habe ich so viel Zeit auf einer Uni verbracht, wenn ich jetzt nicht weiß, wie ich es richtig machen muss? Wozu die vielen schlaflosen Nächte, in denen ich Wirtschaftsrecht, Finanzierung und Marketing gelernt habe? Alles umsonst … Logisch, dass ich meine schlauen Harvard-Bücher erst vor Kurzem aus einer enthusiastischen, betrunkenen Laune heraus, mit Lenny – meiner besten Freundin – und zwei Flaschen Schampus, in meiner Badewanne verbrannt habe. Ein naiver Verzweiflungsakt. Zumindest im Nachhinein gesehen, denn seit diesem Bücherbegräbnis habe ich dunkelgraue Wände in meinem Badezimmer, dessen Renovierung ich mir gerade nicht leisten kann.

Immerhin ein hilfreicher wirtschaftlicher Gedanke, denn ich bin mir dessen bewusst, dass eine Badezimmerrenovierung mein Sparkonto zum Weinen bringen würde. Harvard sei Dank.

 

Nach einigen Minuten verlasse ich frisch geduscht und in einem gut sitzenden schwarzen Kostüm meine Wohnung in Chelsea. Mit diesem Auftreten könnte ich auch als Aufsichtsdame in einem Internat durchgehen, doch mir sind zurückhaltende Outfits wichtig, und noch relevanter sind hochgeschlossene Blusen. Meiner Meinung nach machen sie mich sexy. Lenny meint, ich erinnere sie an ihre Oma. Doch Lenny hat keine Ahnung, was man als Businessfrau trägt, immerhin arbeitet sie die meiste Zeit in Jogginganzügen und trägt eine rosafarbene Haube, weil sie dadurch ihre kreativen Gedanken im Kopf behält, so ihre Meinung darüber. Lenny ist freie Journalistin und kann selbst von ihrem Klo aus arbeiten, hat sie mir mal bei einer Tasse Gin erklärt. Abends schlüpft sie dann gerne in eines ihrer schärfsten Kleider und macht Manhattan unsicher. Auch sie ist Single, so wie ich, und schlägt sich mehr recht als schlecht durch das Datingleben New Yorks. Im Gegensatz zu mir lernt sie andauernd neue Typen kennen und hat sich aufgrund der Vielzahl ihrer Kontakte bereits eine externe Speicherkarte für ihr Telefon zugelegt. Schnell überquere ich die Straße, halte die dunkle Leinentasche, in der sich mein Laptop und ein paar Firmenunterlagen befinden, fest und hole mir bei Starbucks einen ordentlichen Cappuccino mit einem doppelten Espresso, weil mein homemade coffee einfach grässlich schmeckt. Irgendwann werde ich mir mal eine sündhaft teure Kaffeemaschine zulegen. Jawohl, das wird meine erste Belohnung sein, sobald die Firma wieder schwarze Zahlen schreibt. Oder aber, ich miete mir einen männlichen Barista, mit einem doppelten Sixpack und einem süßen Dreitagebart, an dem gerne mal ein wenig Milchschaum kleben darf. Puh … Höchste Zeit, mal wieder einem heißen Typen über den Weg zu laufen. Der Barista bei meinem Starbucks ist nämlich klein … und nun ja … weiblich.

 

Mmh schmeckt der Cappucino gut! Er gleitet sanft meine Kehle hinunter und pumpt Adrenalin in meine müden Glieder, was dringend notwendig ist, denn die letzte Nacht habe ich damit verbracht, die perfekte Unternehmenspräsentation für Mr. Jones zusammenzustellen. Doch mir blieb nichts anderes übrig, denn in dieser Hinsicht bin ich Perfektionistin (Harvard-Relikt). Immerhin habe ich gleich einen wichtigen Termin mit Alexander Jones, CEO von Jones Corporation, den ich als Investor für unser Unternehmen gewinnen möchte. Ich kenne ihn nicht und habe bewusst keine Informationen im Vorfeld über ihn eingeholt, um keine vorgefertigte Meinung über ihn zu haben. Ich bin besser, wenn ich spontan agieren kann, dann kann ich sogar zu Höchstleistungen auflaufen. Präparierte Texte und Schmeicheleien (aufgrund der Internetinfos) sind nicht so mein Ding. Ich haste über die Treppe zur U-Bahn hinunter, um pünktlich bei ihm zu erscheinen. Eine Verspätung wäre mein Untergang. Angeblich kann dieser Jones zu spät kommende Menschen nicht ausstehen und vergibt aufgrund seiner Zeitknappheit ohnehin nur kurze Terminslots, was bedeuten würde, dass ich mit einem Zuspätkommen vermutlich bereits in seine nächste Besprechung platzen würde. Außerdem musste ich auf diesen Termin mehrere Wochen warten und hätte Dorothy nicht irgendjemanden in seiner Firma gekannt, würde ich wohl noch immer auf einen Zeitslot im nächsten Jahrhundert warten. Ich glaube, es ist leichter, mit dem Papst ein Treffen zu arrangieren als mit Alexander Jones.

 

Als ich nach dem öffentlichen Verkehrsmarathon über die Stufen wieder in das Tageslicht trete, erspähe ich einen glitzernden Turm, in dem sich das Sonnenlicht Manhattans widerspiegelt. Der Wolkenkratzer ragt erhaben in die Höhe und lässt die anderen größenwahnsinnigen Gebäude rundherum beinahe wie ein klägliches Scheitern aus Beton und Glas wirken. Führt der Turm direkt in den Himmel? Ich komme mir daneben wie eine kleine Ameise vor, die sich in der Häuserschlucht Manhattans verirrt hat. Soll mir mal jemand erklären, was die reichen New Yorker Unternehmer alle mit ihren Wolkenkratzern haben. Wie es scheint, wollen alle den größten Turm besitzen, als ginge es ihnen um das Teil in der Hose, das ihre Männlichkeit repräsentiert. Nun ja, dieser ominöse Mr. Jones dürfte in dieser Hinsicht wohl (k)ein Problem haben. Jones gilt laut Dorothy als einer der einflussreichsten New Yorker Unternehmer. Mal sehen, ob er etwas für die Larson-Company übrighat. Zügig nähere ich mich der verspiegelten Fassade und zucke beinahe vor Ehrfurcht zusammen, als ich die großen Lettern auf dem Eingang lese. Jones Corporation steht in überdimensionalen Messingbuchstaben darauf. Seelenlose Metalldinger, die mir den letzten Rest an Sicherheit nehmen. Ich straffe meine Schultern und richte mich auf. Es ist nur ein Gebäude, Meredith! Bloß ein Stein auf dem anderen … In verschwenderischen Unmengen aufeinandergestapelt … Nur ein größenwahnsinniger Wolkenkratzer! Mehr nicht … Doch mein Mantra ist wirkungslos. Es ist besser, ich betrete, ohne viel darüber nachzudenken, die Höhle des Löwen. Laut Dorothy soll er beinhart in Verhandlungen sein. Ein eiskalter Typ, der immer auf seinen Vorteil fokussiert ist. Tja, wer braucht schon das Internet als Infoquelle, wenn er Dorothy hat!

Beim Empfang melde ich mich an, werde dann durch die imposante Halle mit schwarz-weißem Fliesenboden und teuren Wandgemälden geführt, und zu den Aufzügen gebracht. Der Lift Boy fährt mich schweigend hoch in den letzten Stock.

Beim 67. Stockwerk ertönt ein leiser Gong.

Noch einmal tief ein- und ausatmen. Einatmen, ausatmen wie beim Yoga, oder als Vorbereitung auf eine Geburt. Denn vielleicht wird gerade der Meilenstein für den Sieg meines Unternehmens geboren.

Die Lifttür geht auf und ich spaziere mit meinen nächsten drei Schritten in einen exorbitant einschüchternden Empfangsbereich. Der Duft von Geld und Erfolg liegt in der Luft. Eine Art Hall of Fame des Triumphes, in die ich soeben gestolpert bin. Ein Museum für außergewöhnliche Leistungen, in der es nach teurem Parfum stinkt, die Frauen in ihren hohen Absätzen galant auf weißem Marmorboden dahinschreiten und die teuren, farbenfrohen Gemälde an der Wand dem Raum eine freundliche Note verpassen. Rundherum Glas, wodurch man schwindelerregend wachsam die Skyline New Yorks sehen kann, als würde man darüber schweben. Definitiv nichts für schwache Nerven. Die hohen Räume ragen in den Himmel, als wollten sie ihn berühren und hinter dem schwarzen, monströsen Empfangstresen kann man durch die meterhohen Fenster das Empire State Building erkennen. Wow, das ist einzigartig! Die Aussicht ist phänomenal! Dennoch, so bezaubernd der Ausblick auch ist, die Atmosphäre im Raum macht mich klein, kleiner als ich in Wahrheit bin. Der glänzende, schwarze Empfangstisch ist das Stop-or-Go-Symbol, das sich mir in den Weg stellt. Wer sich hier erfolgreich anmeldet, darf weiter … Wird in ein Gericht überführt, welches über Erfolg oder Niederlage entscheidet, denn schräg hinter dem Empfangsbereich liegt das Büro des CEO. Da bin ich mir sicher, denn es ist die einzige Doppeltür, hinter der sich vermutlich ein riesengroßes Büro befindet. Die pompösen Flügeltüren sind geschlossen. Wer sonst als der Macher dieses erschreckend einschüchternden Bürokomplexes sollte hinter diesen schweren Türen thronen?

Zaghaft schlendere ich zum Empfangstisch. »Guten Morgen, mein Name ist Meredith Larson und ich habe einen Termin bei Mr. Jones.«

Der gut aussehende Mann nickt und tippt etwas in seinen Computer. »Mr. Jones wird Sie in wenigen Minuten empfangen. Sie können in der Zwischenzeit dort drüben Platz nehmen«, sagt er und deutet zu den schwarzen Lederstühlen in einer Ecke, die sich um einen glänzenden Glastisch säumen.

Ich nicke.

Als ich Platz genommen habe, schiele ich immer wieder zu der großen Tür, die sich in meinem Blickwinkel befindet, und warte darauf, dass sie endlich aufgeht. In diesem – noch unbekannten Raum – sitzt jener Mann, der in Windeseile mein Unternehmen und die Existenz meiner Familie retten könnte. Vermutlich bräuchte er nur zu schnipsen, ein paar Sachen in seinen Computer eintippen und die Firma würde mit Geld überflutet werden. Oder aber, er kann den Kopf schütteln und damit den Untergang der Larson-Company und den meines Vaters einläuten.

Um meine Nervosität und Unruhe zu besänftigen, stehe ich auf, ziehe mir ein Wasser aus dem Spender und trinke es hastig, sodass ich mich beinahe verschlucke.

»Mr. Jones empfängt Sie jetzt«, sagt der Typ vom Empfang, der plötzlich hinter mir aufgetaucht ist und mich argwöhnisch mustert, als trüge ich pinke Schuhe zu einem roten Kostüm. Ich werfe den Becher in den dafür vorgesehenen Mülleimer und folge seinen quietschenden Schritten. Ein wenig komme ich mir so vor wie in Stephen Kings Buch The Green Mile … Bei meinem letzten Gang, auf meinen letzten Metern Leben. Wir bleiben vor der großen Flügeltür stehen. Dann drückt der Empfangschef auf einen Knopf an der Wand, was mir wie eine Art Klingel erscheint, und einen Augenblick später schwingt die Tür weit nach innen auf.

Wir treten ein.

»Mr. Jones, Ihr Termin«, erklärt mein Begleiter.

Nervös starre ich nach vorne, auf den großen Schreibtisch, hinter dem sich die Häuserschluchten Manhattans wie Untergebene in den Himmel strecken. Ein kalter Schauer jagt durch meinen Körper, als der Mann hinter dem imposanten Tisch hochsieht, und mich mit einem neugierigen Blick durchbohrt, von dem ich Stunden brauchen werde, um mich davon zu erholen. In seinen Augen liegt eine Unverwüstbarkeit, aber vor allem Schönheit und zugleich eine vollkommene Unnahbarkeit … Himmel! So etwas Perfektes wie diesen Anblick habe ich noch nie zuvor gesehen. Ich vergesse die Sache mit dem Barista in Boxershorts, denn wenn ich nur noch drei letzte Atemzüge übrig hätte, würde ich nichts lieber tun, als meine Lippen auf seine zu pressen und in seinen Armen zu sterben. Ich schlucke und versuche, ruhig zu atmen, was mir schwerfällt, da mich sein Blick noch immer festhält. Seine stahlblauen Augen fixieren mich, machen mich unbeweglich und beschleunigen meinen Herzschlag, sodass ich Angst bekomme, mein Herz würde vor Leidenschaft und Hingabe gleich explodieren. »Guten Tag, Miss Larson«, sagt er und klappt ein schwarzes Notizbuch zu, das vor ihm auf dem Tisch liegt. Ich nicke und starre ihn an.

Er schiebt eine Augenbraue nach oben und sieht mich abwartend an. Vielleicht wäre jetzt der Moment, um eine Reaktion zu zeigen, um irgendetwas zu sagen. Doch ich bleibe stumm wie Eva, die sich gerade in Adam verliebt hat. Langsam wendet er seinen Blick von mir ab, steht von seinem schwarzen Ledersessel auf, stemmt dabei seine sehnigen Arme in die Stuhllehnen und krempelt die Ärmel seines weißen Hemdes hinunter, womit er der Bequemlichkeit, die er sich vermutlich in den letzten Minuten vor meinem Eintreffen gegönnt hat, Einhalt gebietet. Lässig schlüpft er in sein dunkelblaues Sakko, verschließt einen Knopf und kommt selbstsicher, mit einer dezenten Überheblichkeit, auf mich zu. Himmel! Diese Arroganz steht ihm!Der Typ ist sexy! Jeder seiner Schritte ist zwanglos, von einer Sicherheit geprägt, die jeder Unebenheit trotzt. Die Eleganz und Dominanz, die er beim Gehen versprüht, hinterlässt mich atemlos und ich bin mir mittlerweile sicher, dass eine Flucht aus diesem Büro, aus seiner Welt, das Beste für mich wäre. … Doch das hätte ich tun müssen, bevor mich seine hellblauen Augen eiskalt erwischt haben.

Er kommt weiter auf mich zu und seine Aura verbrennt mich. Meine Haut prickelt, in meinem Bauchraum zieht es. Bei Gott nicht unangenehm. Sonderbar … willkommen.

»Miss Larson«, sagt er mit heiserer Stimme und streckt mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie und merke ein Prickeln, das sich durch die Wärme seiner Hand auf mich überträgt. Ob er es auch spürt?

»Miss ist doch richtig, oder?« Er gibt meine Hand frei.

Ich nicke.

Vollkommen unverheiratet … Single … wollen Sie mich heiraten?,liegt mir auf der Zunge, doch meine Mutter sagte immer, man solle nicht mit der Tür ins Haus fallen. »Mr. Jones«, stammele ich. Verklärt sehe ich ihn an, denn zu mehr Tatendrang oder einer sinnvollen Äußerung bin ich ohnehin nicht fähig. Ich könnte ihn also gar nicht fragen, ob er den Rest seines Lebens mit mir verbringen möchte. Aber jetzt wird es Zeit, sich aus diesem schönen Tagtraum zu lösen. Drei, zwei, eins … Aus! Schlag dir das Bild mit ihm in zerwühlten Laken aus dem Kopf! So weit wird es nicht kommen … Heute zumindest nicht.

Doch ich entkomme der Verlockung nicht, die er auf mich ausübt. Allein sein Geruch lässt mich in einer anderen Sphäre tanzen. In einer Welt, in der es um sinnliche Küsse geht, verheißungsvolle Berührungen, und sich alles um pure Hingabe zwischen zwei Liebenden dreht.

Unwillkürlich muss ich mich nach vorne lehnen, weil meine Lippen einen Plan geschmiedet haben, mein Gegenüber zu küssen. Weil es gerade nichts Anziehenderes für sie gibt, als seine blassroten, vollen Lippen zu berühren. Himmel! Was mache ich hier?

Hastig taumele ich ein paar Schritte zurück, um mich aus diesem verheißungsvollen Lasso der schicksalhaften Verführung zu befreien.

»Mr. Jones, danke, dass Sie sich Zeit genommen haben«, murmele ich und versuche, meine rationale Ebene im Gehirn wieder anzuschalten. Es gelingt mir, und das, obwohl ich merke, dass er noch immer beabsichtigt, mich mit seinem verfänglichen Lächeln, das nun seine Lippen ziert, auf die vorherige Ebene zurückzubringen. Dorthin, wo Hingabe und Ekstase sich die Waage halten.

»Lassen Sie uns Platz nehmen«, schlägt er vor und deutet auf einen großen Glastisch, der neben den bodentiefen Fenstern steht. Zielstrebig geht er voraus, rückt mir in Gentleman-Manier einen Stuhl zurecht, woraufhin ich mich setze, und bietet mir Kaffee an.

»Cappuccino wäre fein, danke«, gebe ich von mir und er bestellt durch die Gegensprechanlage meinen Cappuccino und für ihn einen Espresso.

Mehrere Herzschläge lang sitzen wir uns schweigend gegenüber. Ich unsicher, er überlegen, ehe die Tür aufgeht und eine Dame uns die heißersehnten Kaffeetassen bringt. Danach verschwindet sie wieder.

Die seltsame Stille, die über den Dächern New Yorks herrscht und die mächtige Präsenz von Jones, die diesen Raum auflädt, verschlagen mir die Worte. Verstohlen sehe ich ihn an, wissend, dass es wohl besser wäre, den Blick von seiner ausgeprägten Kinnpartie zu nehmen, auf der sich ein erotischer Dreitagebart abzeichnet. Ich glaube, ich wurde noch nie in meinem Leben so aus dem Konzept gebracht. Warum muss ausgerechnet mir ein so wahnsinnig gut aussehender Geschäftspartner gegenübersitzen? Warum habe ich ihn nicht gegoogelt? Verdammt noch mal! Er sollte eigentlich hässlich sein, weit über sechzig und ich sollte nur das Verlangen nach seinem Investment verspüren, um knallhart mit ihm verhandeln zu können. Doch die ganze Angelegenheit ist äußerst verwirrend … und viel zu sexy!

Sein Handy vibriert, er nimmt es zur Hand. »Bitte entschuldigen Sie«, sagt er und tippt etwas auf seinem Display herum, was mir Gelegenheit gibt, ihn noch weiter zu betrachten. Sein braunes Haar trägt er elegant, was auf den ersten Eindruck zu perfekt erscheint und ich stelle mir vor, ob er ohne diesen maßgeschneiderten Anzug, ohne dieses makellose Auftreten, in legeren Freizeitklamotten und mit ungemachtem Haar ebenso anziehend auf mich wirken würde. … Ja, würde er. Definitiv. Vielleicht sogar noch mehr. Er ist ein Mann, wo man von Anfang an kein gutes Gefühl hat, wie bei der Herdplatte, die heiß ist, und auf die man nicht greifen darf. … Und es dennoch tut, weil man wissen will, wie es sich anfühlt, der Schmerz, den man ersehnt. Seine stahlblauen Augen sind von einer unendlichen Tiefe geprägt, in die man in einem unachtsamen Moment fallen könnte, doch vermitteln sie auch das Gefühl, dass es diese unbeschwerten Augenblicke in seinem Leben nicht gibt.

Vorsichtig nehme ich einen Schluck vom Kaffee und lächele ihn sanftmütig an. Er sieht hoch in mein Gesicht, legt das Handy beiseite, und kontert meine Sanftmut mit einem harten Blick.

»Miss Larson, wir sollten nun anfangen. Ich habe für Sie exakt fünfzehn Minuten Zeit. Keine Sekunde länger«, bemerkt er trocken und verschränkt seine Hände auf dem Tisch.

Nur fünfzehn Minuten? Damit kann ich meine halbstündige Präsentation knicken!

Ich nicke und ziehe meine Mappe mit relevanten Dokumenten aus meiner Stofftasche, um ihm zumindest das Wesentliche zu zeigen.

Er winkt ab. »Nicht notwendig, Miss Larson. Ich habe mir bereits alle Unterlagen besorgt, die ich für eine Einschätzung Ihrer Sachlage benötige. Geben Sie mir eine Minute, um es Ihnen zu erklären.«

Verwirrt sehe ich ihn an. Eine Minute? Sachlage?

»Ihr Unternehmen hat im letzten Jahr horrende Verluste erzielt, eine Weiterführung unter diesen Bedingungen ist, nach meinen Recherchen und Zahlen, schlichtweg unmöglich … nicht rentabel. Die Personalkosten sind zu hoch, die müsste man extrem kürzen, beziehungsweise könnte man auch die Belegschaft austauschen, sie durch neue und dadurch kostengünstigere Arbeitskräfte ersetzen. Ihre Uhrenproduktionen liegen absolut nicht mehr im Trend, um nicht zu sagen, sie sind ganz großer, antiquierter Mist, was heißt, dass Sie mit Ihren Konkurrenten aktuell und auch in Zukunft unter diesen Voraussetzungen nicht mithalten können. Ihr Produktionsstandort ist viel zu teuer! Niemand produziert heutzutage noch solche Produkte in den USA. Ich schätze ihren Vater, er war einst ein Mann mit großen Visionen, hatte einen sehr erfolgreichen Konzern gegründet, doch die Revisionen durch die Zeit und die veränderten Konsumgewohnheiten der Amerikaner außer Acht gelassen. Ich weiß, ihr Vater hält viel davon, die amerikanische Wirtschaft zu unterstützen, Arbeitsplätze zu sichern, doch wenn Sie Gewinn erzielen wollen, ist diese Vorgehensweise sinnlos. Absolut sinnlos, leider! Sie könnten mit einer Produktion in China oder Südamerika hohe Fixkosten sparen. Um es kurz zu machen, und ehe ich Sie mit meinem Wissen, das Ihnen vermutlich schon längst bewusst ist, weil Sie eine erfolgreiche Harvard-Absolventin sind, zu langweilen, schlittern Sie in den kommenden Monaten in eine unaufhaltsame Insolvenz. Game over.« Er hebt die Hände in die Höhe. Sein Blick, den er dabei aufsetzt, ist kalt und emotionslos, als würde er sagen, dass die Tomaten ausverkauft sind. Kein Bedauern, keine Empathie für meine Probleme, bloße Gleichgültigkeit, entsendet er in meine Richtung.

Unsicher sehe ich ihn an, denn seine präzisen Aussagen haben sich wie ein Seil um meine Hoffnung geschürt und ihr die Luft zum Atmen genommen.

»Miss Larson, haben Sie verstanden, was ich Ihnen soeben erklärt habe? Sie können Ihr Unternehmen – so wie Sie es derzeit leiten – unmöglich weiterführen. Aufgrund Ihrer schlechten Kennzahlen und der horrenden Verluste ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem vollkommenen Kollaps kommt. Der Verkaufswert, den Sie aktuell erzielen können, ist bloß noch sechsstellig. In ein paar Monaten wird er weiter gesunken sein. Sie täten gut daran, das Unternehmen sofort abzustoßen.«

»Abstoßen?«

»Verkaufen.«

»Was ist das für eine respektlose Wortwahl?! Ich stoße doch kein Unternehmen ab. Vor allem nicht das meines Vaters! Für was halten Sie sich, mir so etwas zu raten? Er hat sein ganzes Leben dafür investiert, war nie zu Hause, hat immer nur gearbeitet, war auf keiner meiner Schulaufführungen –«

»Das ist bedauerlich«, sagt er mit einem gleichgültigen Tonfall und zeigt mir damit, dass ihn meine kindlichen Erinnerungen nicht interessieren.

Ich schüttele hastig den Kopf. »Außerdem ist Ihre Einschätzung komplett falsch. Dem Unternehmen fehlt es an liquiden Mitteln –«

»Dem Unternehmen fehlt es an einer zeitgemäßen Vision und innovativen Produkten. Verkaufen Sie die Firma und suchen Sie sich mit ihrem Harvard-Wissen einen guten Job. Sie kommen bestimmt im mittleren Management unter.«

»Tz«, stoße ich aus und streiche mir mein langes, braunes Haar nach hinten. »Ich hatte von Anfang an nicht vor, die Firma zu veräußern. Ich bin lediglich auf der Suche nach einem Investor! Ein Verkauf kommt überhaupt nicht infrage! Kapiert?!«

Er belächelt meine Aussage auf eine unverschämte Art und Weise. »Investor? Für dieses Unternehmen?« Er seufzt laut, als wäre es die absurdeste Idee der Welt, als müsste er sich zurückhalten, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. »Sind Sie deshalb hergekommen? Weil Sie mich als Investor haben wollen?«

Ich nicke.

»Dann haben Sie Ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Ich investiere grundsätzlich nicht. Ich kaufe, ich übernehme, doch spiele ich nicht Mutter Theresa. So etwas liegt mir nicht … Außerdem sollten Sie die Suche aufgeben, denn ich bin mir sicher, dass Sie für das Unternehmen keinen Investor finden werden. Nicht hier, oder sonst wo! Sehen Sie sich einmal die Zahlen an. Das haben Sie hoffentlich schon, oder? Kein vernünftig denkender Mensch würde in diese Firma einsteigen. Außer der WWF vielleicht … weil Sie ein vom Aussterben bedrohtes Unternehmen sind und veraltete Uhren, also Uhren-Raritäten, anbieten. Miss Larson, verzeihen Sie, dass ich Ihre naiven Träume in Luft auflösen muss, doch ich interessiere mich nicht dafür, in Ihr Unternehmen einzusteigen, sondern, es zu kaufen.«

Ich greife nach meiner Tasse, um mich an ihr festzuhalten.

»Komplett. Ich habe vor, es ganz zu kaufen. Verstehen Sie?«

»Das geht aber nicht, denn wir verkaufen nicht. Ich verkaufe nicht!«, sage ich mit fester Stimme und lasse die Keramiktasse wieder los.

»Dann verschwenden Sie meine Zeit. Ich kaufe Unternehmen, oder fusioniere mit ihnen und mache sie zu meinem Eigentum. Aber steige niemals irgendwo als Gesellschafter ein … Kooperationen und Partnerschaften …« Er schüttelt angewidert den Kopf. »… liegen mir nicht.«

»Verständlich, bei Ihrer Einstellung! Wer würde mit Ihnen schon zusammen sein wollen?«

Meine doppeldeutige Aussage zaubert eine Zornesfalte zwischen seine Augenbrauen.

»Miss Larson, so wie ich die Lage einschätze – und ich bin verdammt gut darin, die richtige Perspektive zu wählen –, sind Sie, gelinde gesagt, an einem finalen Punkt angelangt. Um es kurz zu machen, wenn Sie einen Teil Ihres Unternehmens retten wollen, verkaufen Sie es mir. Ein Teil Ihrer Belegschaft kann bestimmt übernommen werden und auch die Produkte werden nicht ganz durch neue ersetzt werden. Das Erbe Ihres Vaters bleibt in einigen Aspekten bestehen. Eventuell finde ich sogar einen kleinen Job für Sie. Buchhaltung vielleicht. Hm?« Er fischt nach einem glänzenden, schwarzen Kugelschreiber, der neben seinem Jones Corporation geprägtem Papier liegt, und kritzelt eine Zahl auf das champagnerfarbene Blatt. Dann schiebt er mir den Zettel hinüber.

»Ich biete Ihnen einen fairen Preis für das Unternehmen Ihres Vaters.«

Ich fische nach dem Papierstück und lese die unverschämte Summe, die er mir aufgeschrieben hat.

»Kommt nicht infrage! Überhaupt nicht!« Energisch schüttele ich meinen Kopf und greife nach meiner Tasche. Mein Vater würde daran zugrunde gehen. Nie und nimmer würde ich das Angebot annehmen! Das kann er sich in den Arsch schieben!

Ich bin dabei, aufzustehen, doch er stoppt mich, indem er mir seine Hand auf meine legt und mit der anderen erneut etwas auf ein Blatt Papier kritzelt. Dann schiebt er es mir zu.

»Sie wollen stille Post spielen?«, frage ich sarkastisch.

»Lesen Sie erst, bevor Sie urteilen.« Er deutet ein Nicken Richtung Papier an. »Das ist mehr, als sie in den letzten Jahren mit ihrem Unternehmen verdient haben, mehr, als es tatsächlich wert ist. Damit können Sie sich in Ruhe zur Maniküre setzen. Und das täglich. Oder sich bei Louis Vuitton eine ordentliche Businesstasche leisten.«

Kurz verharrt sein Blick auf meiner Stofftasche, in der mein Laptop steckt, und mustert sie belustigt.

»Ich habe eine Handtasche, diese da!«, zische ich, hebe sie hoch und schwenke sie vor seiner Nase in der Luft. »Sie sind beleidigend und dreist! Ihr Geld können Sie sich sonst wohin stecken, Ihr Reichtum kann mich nicht beeindrucken! In keinster Weise!«

»Nicht? Aber Sie haben doch nichts. Das alles muss Sie doch mächtig faszinieren.« Er deutet mit einer Armbewegung in den Raum, zum teuren Interieur, den nach Geld stinkenden Wandgemälden und schenkt mir schlussendlich noch ein selbstgefälliges Grinsen, während er sich in seinem maßgeschneiderten Anzug besonnen zurücklehnt.

»Intelligenz und Empathie beeindrucken mich. Kein Lederstuhl, für den Idioten mehr als 3.000 Dollar zahlen.«

Jones schluckt, das sehe ich an seinem Kehlkopf, und presst die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. »Wie Sie wollen …«, knurrt er und tippt auf die grüne Taste des Telefons, das auf dem Glastisch steht.

Ein etwas älterer Mann erscheint einen Augenblick später im Raum.

»Ja bitte, Mr. Jones, was kann ich für Sie tun?«, fragt der Typ, der einen blauen Arbeitsanzug trägt und auf dessen Brust »Facility Management« steht.

»Jonathan, bitte bringen Sie für Miss Larson einen Plastikstuhl. Sie möchte lieber billig sitzen.«

Erbost schneide ich mit meiner Armbewegung die Luft. »Nicht nötig, Jonathan, nur keine Bemühungen. Ich habe in meinem Büro einen Billigstuhl, auf den ich mich jetzt setzen werde. Vielen Dank, Mr. Jones, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um mir ein unverschämtes Angebot zu unterbreiten! Doch ich fürchte, wir werden es ablehnen müssen. Mit Menschen wie Ihnen verhandeln wir nicht. Grundsätzlich nicht, müssen Sie wissen. Also zerstückeln sie lieber eine andere Firma, denn uns bekommen Sie nicht in Ihre Finger! Niemals!« Wütend schnappe ich seine beiden Zettel, zerreiße sie in der Luft, ohne auf das letzte Offert gesehen zu haben, und lasse sie in unzähligen Papierstücken auf den Boden rieseln. »Auf Wiedersehen.« Ich packe erst meine Stofftasche, dann die Handtasche und marschiere in Richtung der protzigen Flügeltür.

»Früher oder später werde ich die Firma Ihres Vaters kaufen … Es ist nur eine Frage der Zeit, denn es endet immer so! Vergessen Sie das nicht! Ticktack.« Er verschränkt entspannt seine Hände am Hinterkopf und bedenkt mich mit einem Lächeln, als wäre er Gott.

Boah! Das ist das Letzte! Wütend stapfe ich in meinen High Heels nach draußen und bin mir sicher, dass ich ihm soeben Löcher in den schicken Fußboden gebohrt habe. Die Türen fallen mit einem Krach ins Schloss.

Auf Nimmerwiedersehen, du arroganter Mistkerl!

 

***

 

»Er will sich nicht am Unternehmen beteiligen, sondern es kaufen. Ganz!«, rufe ich wütend, während ich über den Gang in mein Büro poltere. Dorothy, die bereits seit zwei Jahrzehnten zum unverzichtbaren Personalinventar der Firma zählt, und auch meinem Vater immer treu ergeben war, läuft mir aufgeregt hinterher.

»Was soll das heißen, er möchte uns kaufen?«, fragt sie, als ich die Tür zu meinem Büro aufstoße.

»Vaters Firma ist in seinen Augen am Ende. Er will sie an sich reißen, zerschlagen und vermutlich in Einzelteilen verramschen. Er hat mir ein unverschämtes Angebot gemacht – total respektlos«, fluche ich, ziehe meine hohen, unbequemen Schuhe aus und pfeffere sie in die Ecke neben dem Schreibtisch. »Was glaubt dieser Jones eigentlich? Dass mein Vater das Unternehmen in der Lotterie gewonnen hat? Dass man es einfach verrecken lassen kann? All die Mitarbeiter? Den ganzen Unternehmensgeist? Was da an Arbeit und Herzblut drin steckt … Der hat doch überhaupt keine Ahnung, wie viel mein Vater investiert hat! Sein ganzes Leben hat er der Arbeit gewidmet, nur um am Ende einen Herzinfarkt zu bekommen und der Firma beim Untergehen zuzusehen. Er hatte nicht einmal im Urlaub Zeit, richtig abzuschalten. Er hat immer nur gearbeitet. Und nur weil Jones reich und ein Arsch ist, glaubt er, er könne alles kaufen. Doch so einem Mistkerl gehört die Welt nicht! Ich lasse mich von einem wie ihm bestimmt nicht einschüchtern! Und ich werde alles dafür tun, dass das Unternehmen wieder zu dem wird, was es einst war. Alles werde ich machen!«

»Meredith, beruhig dich! Ich weiß, du bist ehrgeizig, clever und ein Mädchen mit einer großen Empathie … Mit viel Mitgefühl für andere! Das warst du schon als Kind. Du hast dich immer um alle anderen gekümmert, aber du musst auch einsehen, dass nicht alles gerettet werden kann. Vielleicht hat dieser Jones ja recht. Dass die Firma unrentabel ist und –«

»Papperlapapp«, schneide ich ihr das Wort ab. »Der hat ja keine Ahnung! Ich werde das schon wieder hinbiegen!«

»Aber das versuchst du schon lange und … vergeblich! Du bist nicht für alles und alle verantwortlich. Schon seit Wochen bist du auf der Suche nach Investoren, flehst Banken und Lieferanten an, um dir noch Zeit zu geben … Doch im Endeffekt bekommst du jedes Mal nur einen Dämpfer. Nichts läuft, wie du es gerne hättest! Vielleicht wäre es besser, wenn du dem Lauf der Dinge nachgibst und damit aufhörst, den Erfolg zu erzwingen. Sonst gehst am Ende du noch daran zugrunde. Dein Vater würde nicht wollen, dass du dich so verausgabst. Er würde es verstehen, wenn du aufgibst. Lass es gut sein.«

Entsetzt starre ich sie an.

»Schätzchen, wirklich! Ich meine das ernst, du siehst nicht gut aus … Du schläfst vermutlich seit Wochen, gar Monaten nicht mehr richtig … Du arbeitest zu viel und hast dir diese große Bürde auferlegt, die Firma – koste es, was es wolle – zu retten. Ist es das wert? Ist es dieses rastlose Leben, das du momentan führst, wert?«

Ein Moment des Schweigens hängt in der Luft. Ratlosigkeit. Betroffenheit. Worte, die mich verwirren.

»Es ist das Lebenswerk meines Vaters«, hauche ich.

»Du bist sein Lebenswerk. Auch wenn er dir das nie wirklich gezeigt hat. Doch er liebt dich, und wenn er wüsste, wie es dir gerade geht … Ach, er würde das alles so nicht wollen.«

Ich presse meine Lippen aufeinander und sehe Dorothy unsicher an.

»Er wollte immer, dass es dir gut geht. Er wollte nur das Beste für dich, auch wenn er nicht immer für dich da gewesen ist, doch er hat dich vergöttert. Er liebt dich. Abgöttisch. Und er würde nicht wollen, dass du jeden Tag verzweifelt bist, Angst hast und dich nur noch darum bemühst, von einer Rettungsboje zur nächsten zu schwimmen. Komm wieder an Land, Meredith. Die Mitarbeiter werden es euch verzeihen, wenn ihr zusperrt, es kommt immer wieder vor, dass Unternehmen insolvent werden. Du bist nicht für alle zuständig.«

Ich nicke, denn das ist mir klar. Doch ich fühle mich für sie verantwortlich. Alle haben Familien, Kinder … eine Zukunft … und viele der Belegschaft kenne ich persönlich, weil ich regelmäßig in die Werkstatthalle fahre und ihnen Besuche abstatte.

»Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich das wieder hinbiegen soll. Aktuell sind wir pleite, an die Wand gefahren, unrentabel. Ohne Investor sind wir bald nichts mehr wert … und all die Arbeitsplätze, die verloren gehen werden. All die Existenzen! Daran möchte ich gar nicht denken.« Seufzend fahre ich mir mit der Hand über das Gesicht und lasse mich in meinen Schreibtischsessel fallen.

Dorothy legt mir ihre Hand auf die Schulter. »Setz dir eine Deadline, Meredith. Wenn du es bis dahin nicht geschafft hast, lass es gut sein. Alles andere wäre auch dein Untergang.«

Ich nicke. »Deadline ist gut«, sage ich nachdenklich. Ein Stichtag ist ein guter Plan. Einmal noch volle Fahrt voraus, und wenn es dann nicht klappt, dann soll es so sein, dass ich aufgebe. Resigniert hebe ich meine Hände in die Luft.

»Weißt du, was mich am meisten ärgert? Ich weiß genau, wenn Jones die Firma meines Vaters kauft, was ohnehin passieren könnte, wenn ich es nicht schaffe, einen Investor aufzutreiben … dauert es nicht lange, dass er sie zerstückelt, Mitarbeiter entlässt, sie durch billige Arbeitskräfte ersetzt und die Produktion auslagert. Er würde das Gegenteil von dem machen, was mein Vater getan hat. Das schmerzt! Jones ist ein Unternehmensfresser. Eine eiskalte Maschine, die nur auf Profit aus ist. Du solltest mal seinen Bürokomplex sehen! Der Typ ist größenwahnsinnig! Ich hab mir vorhin in der U-Bahn seine Geschäftsfelder angesehen, was er so alles macht. Hier, sieh mal«, sage ich und entsperre mein Handy, um Dorothy eine Website eines Süßgebäckherstellers zu zeigen. »Er hat irgendwie überall seine Finger im Spiel. Besitzt die unterschiedlichsten Firmen. Diese hier zum Beispiel produziert Billigcroissants in Rumänien. Er lässt sie dann in Frankreich verpacken und verkauft sie als wertvolles französisches Produkt weltweit. Ich bin mir sicher, die schmecken fürchterlich, vor allem weil die Mitarbeiter Dumpinglöhne dafür bekommen. Das ist eine von Jones’ Subfirmen. Die Gewinne steckt der Mistkerl wahrscheinlich in diverse Jachten und Luxusurlaube und hat vermutlich noch nie eines dieser Billigcroissants selbst gegessen. So wie der aussieht, frisst er Kaviar … nein, er badet in Kaviar und spült ihn dann mit einem selbstgefälligen Grinsen in die Kanalisation.«

Dorothy zieht eine Augenbraue nach oben. »Dieser Jones hat dich echt wütend gemacht.«

»Das ist noch untertrieben! Ich koche vor Wut! Oh … Ich bin noch nie einem so arroganten Mistkerl begegnet. Er hatte keinerlei Interesse gezeigt, wollte nicht mal hören, was ich zu sagen habe … Und erst dieser Ja-ich-kann-alles-haben-Blick, dieser Mir-gehört-die-Welt-Ausdruck in seinen Augen. Ich hasse solche Typen!«

»Menschen sind oft nicht das, was sie vorgeben, zu sein.«

»Oh doch. Er ist genau das Arschloch, das er vorgibt, zu sein. Aber ich werde ihm eine kleine Lektion erteilen, damit er einmal darüber nachdenkt, was er produziert und verkauft. Kannst du mir einen Gefallen tun, und mir zwei von diesen Billigcroissants besorgen?«

»Hast du etwa Hunger auf Dumping-Croissants bekommen?«, fragt sie lachend.

»Nein, ich werde die Dinger nicht anrühren. Aber ihm werden sie den Tag versüßen.« Ich male Gänsefüßchen in die Luft.

»Verstehe, aber verbrenn dir dabei nicht die Finger.«

»Keine Sorge, werde ich nicht. Ich weiß, was ich tue.«

»Gut, ich besorg sie dir später, wenn ich rausgehe, um die Post aufzugeben«

»Perfekt, danke.«

Als sie mein Büro verlässt, google ich den Finanzhelden und Unternehmensfresser Jones. Die Medien schreiben nur Gutes über ihn, kein Society-Event geht in New York ohne ihn über die Bühne, die Fotos, auf denen er zu sehen ist, sind perfekt. Allesamt makellos! Doch seine Miene ist immer dieselbe, irgendwie starr, als würde er keinen Spaß im Leben haben … viel zu ernst.

Wie dem auch sei, lasse ich mich von diesem Idioten bestimmt nicht einschüchtern. Ich werde einen Weg finden, um die Weichen für den Erfolg der Larson-Company zu stellen. Irgendeine Möglichkeit gibt es doch immer! Nun heißt es Klinken putzen, auf keinem Gesellschaftsevent fehlen und Investoren an Land ziehen. Genau so mache ich es! Volle Fahrt voraus, Meredith!

Ich wähle die Nummer unseres Marketingmanagers. Einen Augenblick später habe ich ihn in der Leitung. »Hi, Stanley, alles klar bei dir? Ich bräuchte mal eben die neuen Kampagnenentwürfe für die Frühjahrskollektion.«

»Sicher, kein Problem, mail ich dir zu. Allerdings sind es vorerst noch Entwürfe und werden kommende Woche finalisiert.«

»Klar, kein Thema …«

Ich vernehme ein Klicken und das Geräusch seiner Tastatur am anderen Ende der Leitung. »Sind unterwegs zu dir! Sag mal, jetzt, wo ich dich gerade am Telefon habe …« Er zögert. »Hast du es dir eigentlich überlegt?«

»Was denn?«

»Ob du mit mir essen gehen möchtest? Sorry, dass ich dich am Telefon damit überfalle, aber du weichst mir aus, und wenn ich dich schon mal an der Strippe habe, dann muss ich die Gelegenheit nutzen.«

»Stanley … wir zwei … wir arbeiten zusammen.«

»Nicht wirklich. Du bist meine Chefin. Genau genommen arbeiten wir nicht zusammen, sondern ich füge mich dir und deinen Anweisungen«, erwidert er lachend.

»Da hast du vollkommen recht. Und aus genau diesem Grund sollten wir nicht miteinander ausgehen.«

»Ach komm, gib’s zu, da war doch was, neulich bei der Marketingpreisverleihung im –«

»Ja, da war was!«, unterbreche ich ihn. »Aber ich stecke momentan in einer Krise und –«

»Nicht du steckst in einer Krise, sondern die Firma deines Vaters.«

»Weshalb ich keine Zeit habe und mir die Probleme den Schlaf rauben.«

»Was ein Grund ist, die Arbeit mal sein zu lassen und Spaß zu haben – ein tolles Date, mit einem Typen, der dich bezaubernd findet, ein fabelhaftes Essen, ein guter Wein. Komm schon, lass dich ablenken, gönn dir mal einen richtig ruhigen Abend … mit mir.«

Ich drehe mich in meinem Schreibtischsessel ein Stück nach links und denke nach.

»Meredith, komm schon, fass dir ein Herz und geh mit einem Marketingchaoten wie mir aus. Warst du schon mal im botanischen Garten in Brooklyn?«

»Nein«, ich schüttele den Kopf. »Natürlich nicht.« Seit ich vor wenigen Monaten von Boston nach New York gezogen bin, habe ich nichts anderes gemacht als gearbeitet oder bin mit Lenny ab und an mal um die Häuser gezogen, um meinen Frust in Alkohol zu ertränken. Wie mir scheint, umsonst.

»Aber ist es um diese Zeit nicht schon zu kalt dafür?«

»Am Wochenende soll es wieder wärmer werden.

---ENDE DER LESEPROBE---