Millionaires Club - Liv Keen - E-Book

Millionaires Club E-Book

Liv Keen

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Beschreibung

Drei heiße Millionäre von Liv Keen, vereint in einem Sammelband in einer Sonderausgabe! Adam, Dante, Lee: Sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind schwerreich und atemberaubend attraktiv. Ihr Leben ist Luxus pur. Es besteht aus schnellen Autos, schönen Frauen und einem privilegierten Lebensstil. Manche empfinden ihren Reichtum als Last, andere wissen mit ihrer Zeit nichts anzufangen und wieder andere leben nur für die Arbeit und suchen Zerstreuung in belanglosen Affären. Doch sie sind mehr als bloß Freunde. Sie sind eine verschworene Gemeinschaft. Sie halten zusammen – egal, was auch passiert – und stehen immer füreinander ein. Adam: Millionär. Bad Boy. Stiefbruder und unglaublich sexy. Adam Hadley ist Millionär, großspurig, höllisch gut aussehend und zu Lians Leidwesen auch noch bald ihr Stiefbruder. Eine Woche vor der Hochzeit ihres Vaters und seiner Mutter kehrt er nach New York zurück, nicht nur um die bevorstehende Trauung zu torpedieren, sondern um auch noch ihr Herz zu stehlen. Doch während ihrer heftigen Schlagabtausche wächst die Leidenschaft für den britischen Bad Boy nur noch mehr, was ihrem Vater nicht verborgen bleibt, sodass die Kluft ihrer Familien immer größer wird. Kann Lian den Frauenhelden für sich gewinnen und wird es am Ende sogar eine Hochzeit geben? Dante: Millionär. Teuflisch gut aussehend. Hauptverdächtiger in einem Mordfall. Der attraktive Clubbesitzer Dante Sánchez ist schwerreich und der Mann, der Haleys Leben und das ihrer Schwester zerstört hat. Nachdem hinter seinem Club eine Leiche gefunden wird, ist ausgerechnet Haley der leitende Detective und Dante rückt in den Fokus ihrer Ermittlungen. Obwohl Detective Haley Chenova sich nichts sehnlicher wünscht, als den verhassten Bad Boy zu überführen und für den Rest seines Lebens in die Hölle zu schicken, erkennt sie schnell, dass etwas an der ganzen Geschichte faul ist. Zudem scheint weit mehr hinter seiner dunklen unergründlichen Fassade zu stecken, und Dante weckt gegen ihren Willen widersprüchliche Gefühle in ihr. Doch auch die Dämonen der Vergangenheit lauern schon darauf, Dante alles zu nehmen, was ihm lieb ist, wodurch Haley ins Fadenkreuz gerät. Kann Dante die tödliche Gefahr abwenden und Haley retten? Lee: Millionär. Smart. Scharf auf die Schwester des besten Freundes. Nachdem der Hotelmagnat Lee Campbell in seine Heimatstadt Las Vegas zurückkehrt, weiß er, dass er sich bedingt durch seine dunkle Vergangenheit in die Höhle des Löwen begibt. Als er jedoch in der Stripperin Faye Reesa, die kleine Schwester seines ehemals besten Freundes, wiedererkennt, ist er zwischen Entsetzen und ihrer unglaublichen Anziehungskraft hin- und hergerissen. Der Wunsch, Reesa zu helfen, zwingt Lee, sich erneut mit den Dämonen seiner Vergangenheit anzulegen. Dabei stellt er vor allem eins fest: Die Bosse der Unterwelt vergeben nie … Dieses Buch enthält drei prickelnde Novellen, die unter die Haut gehen. Ca. 450 Normseiten. Bei dieser Ausgabe handelt es sich um bereits einzeln veröffentliche Novellen und keine Neuausgabe!

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MILLIONAIRES CLUB - SAMMELBAND

Adam * Dante * Lee

LIV KEEN

INHALT

Vorwort

NY Millionaires Club - Adam

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Miami Millionaires Club - Dante

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Las Vegas Millionaires Club - Lee

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Epilog

Nachwort

Danksagung

Weitere Bücher von Liv

Über Liv

VORWORT

Lieber Leser, liebe Leserin,

ich freue mich sehr, dass du dich für diesen Sammelband und damit für die Geschichten meiner drei Jungs entschieden hast. Alle drei Bände sind bereits als einzelne Novellen erschienen und nur für kurze Zeit als Sonderausgabe zusammengefasst. Adam, Dante und Lee sind jedoch nur ein kleiner Teil des großen und unglaublichen Millionaires-Club Universum, das ich gemeinsam mit meinen drei Kolleginnen: Ava Inning, Zoe M. Lynwood und Charlotte Taylor erschaffen durfte. Wenn dir meine drei Novellen gefallen haben, lohnt es sich unbedingt bei den Dreien vorbeizuschauen. Jetzt wünsche ich dir ganz viel Vergnügen mit den Jungs vom Millionaires-Club.

Lot’s of love

Deine Liv 💕

NY MILLIONAIRES CLUB - ADAM

Für Ava und Zoe

KAPITELEINS

ADAM

Das Treiben am John F. Kennedy International Airport war rege und chaotisch. Das Stimmengewirr erinnerte an einen überdimensionalen Bienenstock und Adams Kopf drohte, vor Schmerz zu zerplatzen. All diese Leute und die Geräusche trieben sein Stresslevel in ungeahnte Höhen. Das aufreizende Lächeln der Barista, die ihm gerade einen Kaffee reichte, war eindeutig und es wunderte ihn nicht, dass Kelly ihren Namen und ihre Nummer auf den Pappbecher geschrieben hatte. Nachdem ihm bereits die Stewardess schöne Augen gemacht hatte, lehnte er auch dieses Angebot unmissverständlich ab. Adam war sicher kein Kostverächter, aber im Moment konnte er bloß an das denken, was er in England zurückgelassen hatte. Er lief zielstrebig mit seinem Koffer bis zum Ausgang. Das Pochen in seinem Schädel war fürchterlich und er sehnte sich nach der Ruhe und Abgeschiedenheit eines Taxis, das hoffentlich keine indische Musik spielte. Er erinnerte sich nur zu genau an die Tortur und damit an die letzte Taxifahrt in New York vor vielen Jahren. Die hatte ihn ironischerweise genau hierher gebracht, damit er in ein Flugzeug stieg, das ihn nach England brachte, um ein neues Leben zu beginnen. Damals hatte er einen schrecklichen Kater gehabt, was sich nur mäßig von seinem jetzigen Zustand unterschied. Adam Hadley trat durch die riesigen Türen des weltweit bekannten Flughafens und atmete endlich die verunreinigte New Yorker Abgasluft ein. Das Summen des Bienenstocks verschwand, dafür wurde es durch Hupen, Schreie, Baustellenlärm und stetes hektisches Treiben ersetzt, und Adam fühlte sich sofort wohl. Er schloss die Augen und genoss den Augenblick seiner Rückkehr, als ihn Rufe und wildes Hupen aufschreckten. Eine Limousine hielt am Seitenstreifen und hatte eine Tür geöffnet, wo sein Freund Mason ihn grinsend erwartete. Aus dem Fenster weiter vorne ragten die Köpfe von Lee und Knox. „He, Mister!“, rief Lee. „Kenne ich Sie etwa? Sind Sie auf Geschäftsreise?“

„Keinesfalls! Ich dachte, ich besuche alte Freunde!“, erwiderte er und kam grinsend näher.

„Whoop, whoop! Adam Hadley is back!“, brüllte Knox so laut, dass die Leute sich nach ihnen umsahen.

„Hey, Mann, du siehst grässlich aus! Habt ihr etwa keine guten Maßschneider bei euch in Great Britain?“ Adam lachte bloß, schlug in Masons Hand ein und ließ sich in eine Umarmung ziehen. Es war eine Wohltat, von Freunden in Empfang genommen zu werden und nach Hause zu kommen.

LIAN

Die Sonne ging bereits auf, als Lian mit ihrer Yoga-Matte unter dem Arm geklemmt in den Garten der riesigen Villa ihres Vaters lief. Es hatte durchaus was für sich, bei Sonnenaufgang in einer Stadt, die niemals schlief, Ruhe zu finden, die sonst den ganzen Tag verloren schien. Lian liebte alles an New York, selbst diese Rastlosigkeit und die nie enden wollenden Partys. Doch in den frühen Morgenstunden fand sie wie einst ihre Mutter Frieden und Entspannung in der Natur und im Yoga. Die Teetasse stellte sie auf dem Mäuerchen an den üblichen Platz, während Silvias Bobtail Max aufgeregt im Gebüsch die Vögel aufscheuchte. Mit geschmeidigen Bewegungen ließ Lian den Kimono, den sie übergeworfen hatte, auf den Boden gleiten und ihre Gestalt positionierte sich im Glanz der ersten Sonnenstunde. Es kamen stressige Tage auf sie zu, denn die Hochzeit ihres Vaters mit Silvia fand am kommenden Samstag statt. Dazu würde Silvias Sohn Adam aus Großbritannien anreisen, um die neue Familie kennenzulernen.

Lian war keine Idiotin, auch wenn ihre zukünftige Stiefmutter sich große Mühe gab, Adam als anständig und höflich darzustellen, so war das Getratsche der Hausmädchen um einiges abenteuerlicher. Adam Hadley gehörte einer Clique an, die sich Millionaires Club nannte. Es war eine Reihe von Freunden, die allesamt wohlhabend waren und sich nahmen, was sie wollten, einfach weil sie es konnten. Jede Frau, die etwas auf ihren Ruf gab, hielt sich besser von diesen Kerlen fern. So hatte Lian es bislang auch gehalten, doch nun war sie bald Teil seiner Familie. Die Vorstellung, als Erwachsene einen Stiefbruder zu bekommen, war seltsam, um nicht zu sagen, völlig abstrus. Das Glück ihres lieben Vaters ging jedoch vor, daher nahm sie diese Begleiterscheinung als gegeben hin. Die meiste Zeit verbrachte Adam ohnehin auf einem anderen Kontinent. Es würde also nur wenig Berührungspunkte geben.

Das Knurren von Max im Gebüsch erregte ihre Aufmerksamkeit, sodass sie in ihrem Bewegungsablauf innehielt. Er kläffte plötzlich und Lian trat mit in die Hüften gestemmten Händen auf den bellenden Hund zu. Sie sah das schmiedeeiserne Tor, das zu dem Stellplatz der Autos führte, und riss geschockt die Augen auf. Dahinter lag ein Mann mit einer Skimaske über dem Kopf, der einen Anzug trug und dessen Hände hinter seinem Rücken mit Klebeband zusammengebunden waren. Ein panischer Schrei entwich ihrer Kehle und vor Schreck unfähig sich zu bewegen, starrte Lian ihn regungslos an. Sie öffnete das Tor und der Fremde sprang auf seine Füße, was einen athletischen Körper vermuten ließ. Ein Grölen erklang von der anderen Seite der Mauer, wo sie ein Auto wegfahren hörte. „Herzlich willkommen zu Hause, Adam!“

Lian wich perplex ein paar Schritte zurück, bis sie in ihrem Rücken einen Strauch spürte und beobachtete wie er herumzappelte. Hilflos stolperte der Fremde und fiel wie ein Sack Kartoffeln einfach um, wo er regungslos liegen blieb. Vorsichtig streckte Lian den Fuß aus und berührte seinen Körper, der schlaff auf der Erde lag. Der Fremde gab lediglich ein Brummen von sich.

„Wer sind Sie?“, fragte sie und griff zögernd nach dem unteren Ende der Skimaske. Sie zog die Maske hoch und entblößte ein Gesicht, das ihr seltsam vertraut war. Der Klebestreifen über dem Mund des Mannes erklärte, weshalb er bisher noch kein Wort gesagt und bloß undefinierbare Laute von sich gegeben hatte. „Was soll der Mist?“, rief sie entnervt und seine braunen Augen richteten sich auf sie. Hilfreich deutete er mit einer Kopfbewegung auf den gefalteten Zettel in seiner Westentasche. Sie zog ihn heraus und las laut: „Auf ein Päckchen aus GB lässt es sich manchmal viel zu lange warten. Grüße vom Millionaires Club.“ Augenrollend fasste sie nach einer Ecke des Klebestreifens, sah, wie seine Augen sich vor Panik weiteten, und riss ungerührt daran.

Diesmal erklang ein weiterer Schmerzenslaut, so laut, dass sicher gleich das Sicherheitspersonal, Silvia und ihr Vater herausgerannt kamen. „Willst du mich umbringen, Schätzchen?“, ertönte seine Stimme mit einem unverkennbaren britischen Akzent.

„Und Sie? Wollen Sie, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?“, schrie sie darauf los.

„In deinem zarten Alter doch wohl nicht, Süße.“ Dem Akzent nach zu urteilen, dem Äußeren, das sie von Fotos bereits kannte, und der Verbindung zum Millionaires Club, konnte das nur eins bedeuten: Adam Hadley war zurück. Auf einem Foto hatte er zwar einen Hut und eine Lederhose getragen, während er einen Maßkrug in der Hand hielt und mit Silvia um die Wette lächelte, aber auch ohne diese Verkleidung war er deutlich wiederzuerkennen.

Er richtete sich auf und schwankte einige Male nach rechts und nach links, als drohe er wieder wie ein Kegel umzukippen. Er lächelte sie hinreißend an. „Schade, zu meiner Zeit hat meine Mum nie so heiße Hausmädchen wie dich eingestellt.“ Mit den dunklen, kinnlangen Haaren, der gebräunten Haut und den schokobraunen Augen konnte er die spanischen Wurzeln seiner Mutter nicht leugnen und in Kombination mit seiner lässigen Eleganz, die er trotz der wilden Partynacht nicht verloren hatte, fühlte sich Lian sofort zu ihm hingezogen, was sie vehement abstreiten würde, sollte sie jemand danach fragen.

Stattdessen stemmte sie die Hände in die Hüften und funkelte ihn zornig an. „Hausmädchen?“, echote sie ungläubig. „Kein Wunder – sie wollte sicher nicht wegen sexueller Belästigung verklagt werden, wenn Sie jede Frau so anglotzen.“

„Nur die besonderen, die mit Feuer im Arsch, Schätzchen.“ Unschuldig zuckte er mit den Schultern. „Hey, ich bin kein Mönch, oder?“

„Soll mich das jetzt beeindrucken?“

Er schüttelte fassungslos den Kopf, als plötzlich einer der Sicherheitsleute von hinten angerannt kam, ihn grob am Arm packte und sein Gesicht auf den Rasen drückte. „Hey“, protestierte er. „Was soll das, du Eierfrucht?“, empörte er sich und Lian genoss die Genugtuung, die seine Position mit sich brachte.

„Hat er Ihnen was getan, Miss Webber?“

„Miss Webber?“, echote Adam mit gedämpfter Stimme, die sich gleich darauf an den Mann über ihm wandte. „Nicht so fest, oder hattest du heute noch kein Frühstück? Vielleicht isst du besser gleich ein Snickers.“

Lian lächelte zuckersüß und verschränkte die schmalen Arme vor der Brust. „Mhm, bevor du vorschnell urteilst, solltest du dich besser informieren, Adam Hadley.“

„Sind Sie wirklich in Ordnung, Miss?“

„Danke, Alexander, mir geht es gut. Ich wurde nur überrascht von diesem Rüpel.“ Ihr Zorn über seine herablassende Art war noch nicht verraucht.

Adam machte ein missmutiges Gesicht. „Der Einzige, der hier verletzt wurde, bin ich.“

„Wer sich unbefugt Zutritt zu meinem Anwesen verschafft, kann mit nichts anderem rechnen“, erklang die Stimme ihres Vaters und der schrille Ausruf von Silvia folgte auf dem Fuße.

„Adam!“ Sie rannte auf ihn zu und schubste den Sicherheitsbeamten mit einer lächerlich sanften Bewegung fort, sodass er sofort von dem vermeintlichen Eindringling abließ. „Er ist mein Sohn!“ Adam richtete sich nun langsam auf und versank sogleich in eine Umarmung seiner Mutter. „Adam, was tust du nur wieder? Versetzt uns allen einen solchen Schrecken und gerade die arme Lian hast du offenbar ganz schön erwischt.“

„Ich versichere dir, Mutter, sie hat eher mich drangekriegt.“ Adam warf ihr einen Blick zu, der ihr durch Mark und Bein ging, aber den sie keinesfalls deuten konnte.

„Das sollte dir vermutlich zu denken geben. Vielleicht bittest du sie um Nachhilfe?“ Silvia lächelte glücklich und legte einen Arm um Lian. „Dieses Mädchen gehört zur Familie, junger Mann. Sie ist deine zukünftige Stiefschwester.“

Mit großen Augen blickte Adam zuerst Lian an, dann seine Mutter und schließlich den brummigen Mann neben ihr. „Meine … Stiefschwester? Heilige Scheiße! So weit habe ich noch nicht gedacht“, entfuhr es ihm.

„Und wieso?“ Natürlich kannte sie den Grund. Sie war hawaiianischer Abstammung und ihr Vater so amerikanisch, wie man nur sein konnte. Dennoch ärgerte es sie jedes Mal aufs Neue. Sie hatte die Mandelaugen ihrer Mutter geerbt, ebenso wie ihre überaus grazile und wohlgeformte Gestalt, für die sie kein straffes Sportprogramm aufrechterhalten musste.

„Die Familienähnlichkeit ist nicht gerade frappierend, oder?“ Er schnitt eine Grimasse, die herablassend und völlig unbeeindruckt schien. „Und was meinen Auftritt angeht …“ Er räusperte sich. „Knox, Mason, Lee und die Jungs haben sich einen dummen Scherz zu meiner Rückkehr erlaubt.“

„Bei solchen Freunden braucht man keine Feinde mehr, was?“, merkte ihr Vater an und strich über seine Halbglatze.

Schließlich tastete Adam seine Taschen ab, griff in seine Westentasche und holte allerlei Sachen heraus, von denen eins verwunderlicher als das andere war. Das Seltsamste war wohl der Federkiel, den er in der Hand hielt. „Ach, Mutter – das ist von Dad! Soll ich dir zur Hochzeit überreichen.“ Seine Mutter packte den Umschlag aus und ihr fiel ein Schwangerschaftstest in die Hand. Alle starrten verwundert auf den Gegenstand.

„Was will Dad dir denn damit bloß sagen?“, fragte Adam erstaunt und breit grinsend, ehe sein Lächeln erstarb und er die Augen geschockt aufriss. „Du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass du bei eurer ersten Ehe keine Jungfrau warst, oder?“

„Sehr witzig. Wirklich unglaublich komisch, Adam Hadley.“ Sie rollte mit den Augen und steckte den beiliegenden Zettel ungeöffnet in ihre Hosentasche. „Ich fand den Humor deines Vaters immer schon gewöhnungsbedürftig.“

Er griff sich theatralisch ans Herz. „Ich bin schockiert, Mutter. Bin ich etwa nicht in eurer Hochzeitsnacht gezeugt worden? Ich dachte, ich wäre nur zu früh geboren.“

„Mit fast vier Kilo warst du sicher keine Frühgeburt“, antwortete sie. „Und glaube mir, ich erinnere mich an jedes Gramm, das du gewogen hast. Schon damals hattest du einen seltsamen Sinn für Humor.“

„Den ich wohl von meinem Vater geerbt haben muss.“ Er zuckte mit den Achseln. „Immerhin fand Dad offenbar, du solltest vor dem großen Tag ganz sicher sein.“ Trotz dieser Unverschämtheit hatte Adam ein einnehmendes Wesen. Das musste Lian ihm lassen.

Das dunkelrot angelaufene Gesicht ihres Vaters schien vom zukünftigen Stiefsohn allerdings nicht sonderlich verzückt zu sein. Er stand kurz vor einem Wutanfall und sofort machte Lian sich Sorgen um sein angegriffenes Herz. „Welche Unverschämtheit … solch eine Show … ich … entschuldige, Silvia, ich werde mich zurückziehen, bevor ich Dinge sage, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.“

Silvia nickte verständnisvoll und berührte den Arm ihres Zukünftigen, der ihnen den Rücken zuwandte und zurück zum Haus ging.

„Wo ist eigentlich dein Gepäck?“, fragte Silvia Adam, der demonstrativ gähnte.

„Ich fürchte, ich erinnere mich nicht mehr“, gab er zu. „Vielleicht komm ich nach einer Mütze Schlaf wieder drauf. Der Jetlag schafft mich.“

„Der Jetlag?“, fragte Lian ironisch, während Silvia seufzend den Kopf schüttelte.

„Lian ist sicher so nett und zeigt dir dein Zimmer. Ach, und Adam, ich bitte dich, keine weiteren deiner Mätzchen. Ich werde schließlich bald heiraten.“ Silvia eilte ihrem Zukünftigen durch die liebevoll arrangierte Rosengasse hinterher. „Greg, Liebling, lass uns doch ein Stück Kuchen probieren, um uns endlich für eine Hochzeitstorte zu entscheiden.“ Lian lächelte über Silvias Versuch, ihren Vater milde zu stimmen. Mit Süßigkeiten schaffte man es eigentlich immer.

„Großartig“, murmelte Adam und Lian blickte ihn forschend an. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, einen Blick auf sein wahres Wesen werfen zu können. Es war als quälte ihn etwas. Der Moment zerplatzte förmlich wie eine Seifenblase und Adam ruinierte den Anflug von Verständnis für ihn, indem er sagte: „Nun sag mir, wie komme ich am schnellsten in dein Bett, Schwesterherz?“

ADAM

Die Abendsonne schien gnadenlos in sein Gesicht, als wolle sie ihn herausfordern, und Adam streckte sich genüsslich in den weichen Laken seines Kingsize-Bettes im Gästezimmer der Villa Webber. Nur langsam kamen ihm die Umstände seines morgendlichen Auftritts in Erinnerung und er stöhnte. Kaum war er zurück in New York und schon erfüllte er jegliches Klischee, das von ihm erwartet wurde. Er grinste belustigt, als er an seinen Abend mit den Jungs zurückdachte. Knox, Ash, Mason, Lee und sogar Finn hatte er tatsächlich sehr vermisst. Die Aktionen, die sie gemeinsam starteten, versprachen allesamt Spaß, Ausgelassenheit und Mädchen. Viele Mädchen. Mittlerweile schien zumindest Finn an die Leine genommen worden zu sein und Ashton trieb es ebenfalls nie zu weit, da er doch mit dem wunderschönen Model Ivy zusammen war. Für Adam war das Zurückkommen in die Staaten eine Reise zu seinem alten Ich gewesen. So schön die Zeit mit seinen Jungs vom Millionaires Club auch war, er hatte andere Ziele. Eines davon war, seine Mutter vor dem fünften riesigen Fehler abzuhalten. Als sie ihm vor ein paar Monaten von ihrer Verlobung mit Greg Webber erzählt hatte, war Adam noch entspannt geblieben, weil eine Verlobung seiner Mutter nicht selten war und in den meisten Fällen wieder gelöst wurde, bevor es zur Trauung kommen konnte. Doch vor drei Wochen kam dann die Einladung zur Hochzeit und Adam erkannte, dass er eingreifen musste. Seine Mutter Silvia war Zeit seines Lebens bestenfalls labil gewesen, was nicht zuletzt an der Ehe mit seinem Vater gelegen hatte. Die Erwartungshaltung dieses Mannes war erdrückend, selbst für ihn, dem jegliche Kritik an seiner Person am Arsch vorbeiging. Später hatte sich dann herausgestellt, dass seine Mutter die Erwartungen von Sean nie hätte erfüllen können, und so hatten ihr seine Anfeindungen ordentlich zugesetzt, sodass jedes Selbstvertrauen im Keim erstickt worden war. Dabei war seine Mutter keinesfalls ein schlechter Mensch. Gut, sie wirkte etwas exzentrisch und selbstbezogen, aber sie wünschte sich bloß eine harmonische Familie für sich und seinen kleinen Bruder Cal, weswegen sie ständig auf der Suche nach einem Ehemann war. Silvia war selbst im reifen Alter von fünfundvierzig Jahren eine Augenweide und zog ledige Vollidioten an wie das Licht die Motten, die dann in der Regel nicht weniger lästig waren. Silvia hatte bereits vier unglückliche Ehen, unzählige Partner und Verlobungen hinter sich und war immer noch so naiv zu glauben, dass sich an Nummer fünf etwas ändern konnte. Adam konnte es egal sein, ob sie eine erneute Scheidung durchlebte und sich in irgendein beliebiges Sanatorium einweisen ließ, um ihren Liebeskummer zu überwinden. Doch sein kleiner Halbbruder Cal, aus ihrer letzten Ehe entsprungen, war gerade zehn Jahre alt. Sie hatten nur selten Kontakt gehabt, und doch vergötterte Cal ihn aus der Ferne. Adam wusste nur zu genau, wie das Leben mit einer wankelmütigen und unselbstständigen Mutter sein konnte. Er konnte unmöglich seinen kleinen Bruder in das gleiche Verderben stürzen lassen, das er auch gezwungen war zu überwinden. Das Leben war kompromisslos und unnachsichtig mit Jungs wie ihnen. Das hatte er selbst auf die harte Tour lernen müssen und bis zum heutigen Tage nicht hinter sich lassen können.

Es klopfte und als hätte er in seinen Gedanken nach Cal gerufen, schob sich ein dunkler Schopf durch den Spalt der Tür. „Du bist endlich wach!“, rief sein kleiner Bruder erfreut und stürzte auf ihn zu. Lachend landete er auf Adam und schlang seine dünnen Ärmchen um dessen Hals.

„Wow, du bist ja riesig geworden, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe“, staunte Adam, während Cal sich auf ihn setzte. „Uff, und schwer!“, fügte er lachend hinzu, als er begann, den Jüngeren durchzukitzeln.

„Alles reine Muskelmasse“, betonte Cal und grinste. Je älter er wurde, umso mehr ähnelte Cal seinem Vater Louis Shelton, den er nie würde kennenlernen können, weil er bei einem Motorradunfall kurz nach Cals Geburt ums Leben gekommen war. „Ich trainiere jeden Tag, wie du gesagt hast.“ Ein wehmütiges Lächeln erschien auf Adams Gesicht. Er hatte Louis als einzigen seiner zahllosen Stiefväter gemocht und in ihm ein Vorbild gefunden, das ihm seit dem Umzug seines Vaters nach England hier gefehlt hatte. Louis Sheltons Tod hatte ihm den Boden unter den Füßen fortgezogen und die übliche Art seiner Mutter, innerhalb weniger Monate einen neuen Freund in die Familie zu bringen, hatte eine tiefe Schlucht zwischen sie beide gerissen. Adam hatte einfach nicht verstehen können, wie seine Mutter über den Tod ihres Mannes und des Vaters ihres neugeborenen Sohnes einfach so in kürzester Zeit hinwegkommen konnte. Wenn er ehrlich zu sich war, verstand er es bis heute nicht. Nun wollte Silvia erneut heiraten und auch, wenn es Adam mittlerweile egal sein sollte, was sie trieb, wünschte er sich für seinen Bruder etwas Besseres. Adam hob Cal von sich und stand mit ihm auf.

Um die trüben Gedanken fortzujagen, schüttelte er den Kopf und konzentrierte sich auf Cal. „Tatsächlich? Lass mal deinen Bizeps sehen.“ Stolz präsentierte sein Bruder ihm seine Armmuskeln und Adam nickte anerkennend. „Wow, das nenn ich ordentlich. Gut gemacht, Kleiner! Was ist denn mit deiner Deckung?“, rief er und deutete eine typische Boxhaltung mit den Händen an. Sein Bruder war ein hyperaktiver Kerl, der, genau wie er selbst, seine unterdrückte Wut irgendwo abbauen musste. Damit Cal nicht die gleichen Dummheiten anstellte, bezahlte Adam ihm sein Boxtraining. Etwas, das ihn sicher auch vor einigen Fehlern bewahrt hätte, wenn er es früher bekommen hätte.

„Es gibt in einer Stunde Abendessen, Adam. Ich soll dich holen kommen.“

Verdutzt sah Adam auf seiner Rolex nach und staunte nicht schlecht. Er hatte beinahe den gesamten Tag verschlafen. Das machte ihn sicher sehr beliebt bei seinem zukünftigen Stiefvater. „Dann bleibt mir ja noch ein bisschen Zeit für eine kleine Trainingseinheit. Sag mal, gibt es hier einen Fitnessraum?“

Cals Augen begannen zu strahlen, als er nickte. „Darf ich mitkommen?“

Adam hob die Brauen. „Hast du denn all deine Hausaufgaben gemacht? Morgen ist doch Schule, oder?“ Ernüchternd zog Cal eine Schnute, woraufhin Adam amüsiert lachte. „Dachte ich es mir doch. Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Denk daran.“ Maulig stampfte Cal zur offen stehenden Tür und Adam rief ihm nach: „Wenn du dich beeilst, dann zocken wir nachher was auf der Konsole, was meinst du?“

LIAN

Lian war mit ihren Gedanken ganz woanders, als sie nach einem ganz typischen Arbeitstag in der Firma ihres Vaters, bei dem sie weiträumig von den Kollegen ausgegrenzt und von der direkten Konkurrenz nicht ernst genommen wurde, nach Hause kam. Die Tochter des Chefs zu sein, war kaum Segen und Fluch in einem. In den letzten Monaten war es ihr immer nur wie ein Fluch vorgekommen. Eine Zeit lang hatte sie geglaubt, dass es an ihr lag, weil sie womöglich nicht nett genug war oder ihre Sympathiepunkte verschenkt hatte. Die Wahrheit war aber, dass man sie ausgrenzte, weil sie als Tochter des Chefs quasi mit dem Feind verkehrte und eine Gefahr darstellte. Andererseits wurde man nicht für voll genommen, weil jeder glaubte, ihre Anstellung hätte bloß etwas mit ihrer Familienbeziehung und nicht mit ihrem Können zu tun. In diesem Fall war es natürlich vollkommen ausgeschlossen, dass man dafür qualifiziert und deswegen den Posten verdient hatte, sondern es zählte nur das Vitamin B. An manchen Tagen machte dieses Verhalten Lian bloß müde und traurig, an Tagen wie heute brachte es ihr Temperament zum Kochen.

Mensch, was war sie sauer. Sie hasste Diskriminierung aller Art, aber der neueste Klatsch und Tratsch brachte das Fass zum Überlaufen. Laut ihrer geschätzten Kollegen war es natürlich so, dass Lians Anbändeln mit Matthew bloß einer Firmenverbindung zugrunde lag. Es hatte nichts mit ehrlichem Interesse und Liebe zu tun. Man befand sich natürlich noch im Mittelalter oder bei Game of Thrones, wo Frauen an den Höchstbietenden verschachert wurden. Ganz so weit hergeholt war dieser Gedanke zwar nicht, wie sie sich eingestehen musste, dennoch war sie wütend darüber, dass es jeder gleich annahm. Sie wusste, ihr Vater wäre verzückt, wenn das eine mit dem anderen harmonierte. Sie wusste noch nicht, wie sie ihrem Vater diesen Zahn ziehen sollte, denn Matts Interesse galt bloß den kürzesten Röcken und nicht ihr. Außerdem musste sie sich etwas einfallen lassen, um in der Firma endlich Fuß zu fassen. Entgegen der landläufigen Meinung war sie nämlich durchaus qualifiziert. Zudem lag ihr das Thema Marketing besonders. Sie kannte sich mit den modernen Apps und den Social-Media-Kanälen besonders gut aus und war mit den neuesten Trends vertraut. Lian war wie geschaffen dafür, Werbestrategien für die jüngere Generation zu planen, um sie für Webber-Food zu begeistern.

Das Unternehmen ihres Vaters war eines der größten sechs Firmen, die sich der Entwicklung neuester Diätprodukte zuwendeten. Zudem produzierten sie mittlerweile Nahrungsergänzungsmittel, hinter denen Lian selbst nicht stand, doch in Zeiten, wo die Bevölkerung sich nur eine Pille wünschte, um Probleme zu beheben, war es eine sehr gewinnbringende Weiterentwicklung. Um sich von diesem Tag zu erholen, tat sie nun das, was sie am besten konnte und was sie entspannte: Sie kochte.

Es war geradezu zu einer Tradition geworden, dass Lian das Abendessen kochte, während sie Cal bei den Hausaufgaben half. Auch an diesem Tag befanden sich beide in der Küche und während sie das Essen zubereitete, war Cal dabei, seine Bücher aufzuschlagen. Nachdem Lians Mutter gestorben war, hatte sich vorzugsweise Maria, ihre geliebte Nanny, um sie gekümmert, denn damals war sie gerade einmal neun Jahre alt gewesen. Maria hatte ihr jedes ihrer Rezepte beigebracht, bis Lian sie alle verinnerlicht hatte. Der Tag, an dem ihre Nanny ausgezogen war, weil Lian keine Fürsorge mehr brauchte, war traurig und wunderbar zugleich gewesen. Nun verbrachte Maria ihre Zeit wieder in Sao Paulo bei ihrer Familie und ihren eigenen Enkelkindern. Sie schickten sich regelmäßig Briefe und Fotos und es war schön, zu sehen, dass es Maria so gut ging. Lian verdankte Maria so viel und wünschte ihr alles Glück der Welt. Irgendwann war Lian zu alt für eine Nanny geworden und hatte begonnen, selbst Rezepte zu kreieren und ihre Freundinnen waren sich allesamt einig, dass in ihr ein wahres Naturtalent steckte.

Den Besuch einer exzellenten Kochschule hatte Greg Webber seiner Tochter mit wenigen Worten ausgeredet, um sie als seinen einzigen Nachkommen in das Familienunternehmen einbinden zu können. Dass sie sich dem Willen ihres Vaters in dieser Sache gebeugt hatte, hatte Lian seither täglich bereut – und an manchen ganz besonders. Heute war so ein Tag.

Lian stellte den Timer für das Roastbeef und begann damit, die Möhren zu schneiden, während sie ein Glas Rotwein vor sich abgestellt hatte und es beim Kochen trank. Cal murmelte leise vor sich hin und Lian lächelte über seine grimmige Miene. Er wollte sicher lieber an seiner Konsole spielen. Plötzlich ging die Tür auf und ein dunkler Schopf tauchte dahinter auf. Lian starrte gegen Adams nackte und verschwitzte Brust, die von einzelnen Tätowierungen verziert war. Seine kurzen Shorts und die Sportschuhe waren ein Hinweis darauf, dass er dem Fitnessraum im Keller einen Besuch abgestattet hatte. Ihr zukünftiger Stiefbruder sah nicht mal zu ihr, als er zielstrebig auf den Kühlschrank zuging und dabei Cals Haar verstrubbelte, woraufhin dieser lautstark protestierte. Adam öffnete die Tür und spähte in den Kühlschrank hinein, bevor er ein Paket Saft herausnahm, den Kopf in den Nacken legte und einen tiefen Schluck daraus nahm. Sie beobachtete, wie ein feines Rinnsal an seiner Kehle hinab- und an der ausgeprägten Kuhle seines Schlüsselbeins entlanglief. Er trug besondere Handschuhe, die die Finger freigaben und Lian bloß vom Boxen kannte, hob nun den Kopf und sah zu Cal, der ihn strahlend anlachte. Dabei fiel Adams halblanges Haar in seine Augen.

Er beachtete Lian erst, als diese sich vernehmlich räusperte. Erstaunt hob Adam eine Braue und wischte sich über den Mund, nachdem er die Packung abgesetzt hatte. „Holla … zuerst Hausmädchen, dann Stiefschwester und nun Köchin? Keine Ahnung, was mich mehr anmacht!“ Er schien sich selbst ungemein witzig zu finden und grinste unverschämt.

„Diese Frage ist so lächerlich, dass sie nicht mal eine Antwort verdient. Wobei … ist es überhaupt eine?“

Versöhnlich trat er näher zu ihr. „Ach komm schon … ich weiß, wir hatten einen schlechten Start, aber wenn du mir eine zweite Chance gibst, wirst du feststellen, dass ich ohne Promille im Blut gar nicht so übel bin.“

„Gibt es überhaupt Tage in deinem Leben, die du ohne den Konsum von Alkohol oder irgendwelcher anderen Drogen verbringst?“

Adam runzelte nachdenklich die Stirn, griff zu ihrem Weinglas und nahm einen großen Schluck daraus, ehe er verschmitzt grinste. „Wohl nicht!“, gab er zu und fügte dann hinzu: „Aber hey, ich finde, wir sollten dennoch einen zweiten Versuch starten! Immerhin sind wir bald eine Familie.“

„Findest du, ja?“ Lian schüttelte genervt den Kopf, nahm ihm das Weinglas empört aus der Hand und beschäftigte sich wieder mit den Möhren. „Was hältst du dann davon, wenn wir uns deine kurze Besuchszeit so angenehm wie möglich machen?“ Lians Grinsen war verführerisch und Adam kam lächelnd zu ihr und lehnte sich zu ihr rüber.

„Tatsächlich?“

„Ja, ich dachte, jetzt wo wir bald eine Familie sind, sollten wir uns so nah wie möglich …“

„Wenn du nah sagst, dann meinst du …“ Er schob eine Strähne aus ihrem Gesicht, die gelockt über ihre Schulter fiel. Bei dieser Geste strichen seine Fingerspitzen über ihre Wange und hinterließen ein Kribbeln, das sich über ihre linke Gesichtshälfte ausbreitete, ehe es ihren Körper passierte. Sie blickte hoch in seine Augen, die so dunkel wie flüssige Zartbitterschokolade waren. Lian schluckte erneut und brauchte einen Moment, ehe sie es fertigbrachte, ihn breit anzulächeln. „… so nah an die Wirklichkeit halten, wie es nur geht, was bedeutet: Halt dich von mir fern!“

Adams Miene zeigte für den Bruchteil einer Sekunde Überraschung, ehe ein herablassendes Lächeln darauf erschien. „Meine Schwester ist also eine kleine Kratzbürste. Miau!“

„Hör zu, ich habe kein Interesse daran, mit dir Zeit zu verbringen oder dich kennenzulernen. Es wird sich auf wenige gemeinsame Essen und ein Hochzeitsbankett beschränken, bis du dich in den Flieger zurück nach Hause setzt. Bis dahin werde ich mich dir gegenüber tadellos benehmen, aber darüber hinaus habe ich keine Lust, meine Zeit mit dir zu vergeuden.“

„Witzig!“, murmelte er und bewirkte damit, dass Lian zu ihm hochsah.

„Was?“

„Witzig ist, dass deine Körpersprache etwas ganz anderes sagt, als dein Mund. Stehen dein Kopf und dein Herz sich nicht besonders nahe?“

Lian dämpfte ihre Stimme, als sie daran dachte, dass Cal, der sie schon beobachtete, am anderen Ende des Küchenblocks saß. „Es wird dich womöglich überraschen, aber seltsamerweise verspüre ich nicht den geringsten Wunsch, meine wertvolle Zeit mit einem herumhurenden Alkoholiker wie dir zu verbringen. Ich werde unseren Eltern zuliebe freundlich sein, wenn du da bist, aber das war’s auch schon.“ Ein zauberhaftes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.

„Du meinst den begehrtesten Junggesellen in New York und Großbritannien? Für jemanden, der so wohlerzogen scheint und mir erst vor wenigen Stunden dasselbe vorgeworfen hat, urteilst du doch recht schnell über mich, wo du mich nicht mal kennst.“

„Möglich! Auch wenn du eine ziemlich lange Zeit weg warst, eilt dein Ruf dir voraus!“ Für einen Moment schien Adam diese Information nicht sonderlich zu gefallen. Dieser Eindruck wurde jedoch so eilig durch ein spöttisches Lächeln fortgewischt, dass Lian glaubte, sich geirrt zu haben.

„Was wäre ich also für ein Bad Boy, wenn ich es mir nicht ganz genauso wünschen würde?“, raunte er, stützte sich mit einem Arm an der Küchenarbeitsplatte ab, was seine ausgeprägten Armmuskeln nur stärker betonte und Lians Aufmerksamkeit auf die tätowierte Taschenuhr, die mit einem römischen Datum versehen war, lenkte. „Fight for it“ stand daneben und Lian fragte sich unweigerlich, wofür er je kämpfen musste. Sie zwang sich fortzusehen und schnitt die Möhren klein. Selbst sie hatte ein kleines Tattoo an einer Stelle, die sie immer verstecken konnte, was ihr jedoch manchmal selbst nicht so ganz einleuchtete. Es fühlte sich so an, als müsse sie einen Teil von sich selbst verstecken. Wofür hatte man dann ein Tattoo, wenn man es verdeckte? Ihr Vater würde jedenfalls in Ohnmacht fallen, wenn er davon je erfahren würde. Ein heftiger Schmerz ließ sie wie einen Rohrspatz fluchen und zurückschrecken. Perplex starrte sie auf das Blut, das bereits über das Brettchen aus der Wunde an ihrer Hand sickerte. Vor Schreck rührte sich ihr Körper gar nicht, dafür kam Leben in Adam. Er griff nach einem der weißen Küchenhandtücher, nahm ihre Hand in seine und drückte es auf die Wunde. Er zog sie mit sich zum Spülbecken und hielt die Hand unter fließendes Wasser, um sie auszuspülen. Dabei begegnete er ihrem überraschten Blick und seine Augen strahlten so eine Anziehung auf sie aus, als wolle sie in flüssiger Schokolade ertrinken. Sie stand auf Schokolade.

„Geht’s wieder?“, fragte Adam sanft und Lian nickte dümmlich.

„Danke …“, krächzte sie verräterisch und räusperte sich vernehmlich, während Adam jeden Zentimeter ihres Gesichts musterte, während er ein Handtuch auf die Wunde presste.

„Ist es schlimm?“, fragte Cal. „Boah, du blutest ja!“

„Cal, hol mir bitte einen Verbandskasten, ja?“ Cal verließ kurz die Küche, kam aber sofort wieder zurück und reichte Adam eine kleine rote Tasche. „Fest drücken!“, befahl er Lian, was sie unumwunden befolgte. Er begann zuerst konzentriert, die Verletzung an ihrer Handinnenfläche zu säubern und legte dann einen Verband an.

Plötzlich wurde die Tür zur Küche aufgestoßen und die Stimme ihres Vaters ertönte: „Es gibt eine wichtige Konferenz, zu der ich zugeschaltet werde …“ Lian und Adam fuhren auseinander, als hätten sie etwas Verbotenes getan, und Lian wollte sich beim skeptischen Blick ihres Vaters gern in Luft auflösen. „Alles in Ordnung?“

„Oh, Dad, ja … ähm … ich war bloß ungeschickt und habe mir in die Hand geschnitten.“

Eilig kam er um den Arbeitsbereich inmitten der Küche herum und drängte Adam förmlich von Lian weg, was dieser bloß mit einem süffisanten Schmunzeln kommentierte. „Brauchst du einen Arzt? Oder geht es so?“, fragte Greg Webber besorgt.

„Es ist nicht tief, ich denke, ein kleiner Druckverband reicht aus, um die Blutung zu stoppen“, antwortete statt Lian Adam und lenkte damit Gregs Aufmerksamkeit auf sich.

„Und das weißt du, weil du in einem früheren Leben Medizin studiert hast?“, fragte ihr Vater schnippisch. Es verwunderte Lian nicht, dass er dem Sohn seiner Verlobten skeptisch gegenüber eingestellt war, aber ein derart feindseliges Verhalten hätte sie nicht erwartet.

Adam blieb erstaunlich ruhig, als er erwiderte: „Ich habe die eine oder andere Ärztin gev… ähm … getroffen und durchaus meinen Horizont erweitert.“ Lian warf ihm einen bösen Blick zu. Er war also doch genau das, was sie angenommen hatte. Ein Frauenheld, der glaubte, sein Leben sei eine riesige Party. Für einen winzigen Moment hatte er echt und nett gewirkt, aber sie hatte sich offenbar getäuscht.

Ihr Vater warf ihm einen scharfen Blick zu. „Wir kommen hier klar, Adam. Vielen Dank auch.“ Adam hob unschuldig beide Hände und zuckte mit den Achseln, als er sich zum Ausgang bewegte. „Ich hoffe, du hast dein Gepäck gefunden und es befanden sich auch Hemden darin, ansonsten werde ich dir eins leihen müssen, denn bei Tisch bestehen wir auf Oberbekleidung“, rief ihr Vater ihm nach.

„Gott bewahre“, stieß er aus. „Ich bin gerührt über deine Sorge, aber ich bin bestens versorgt. Ich weiß auch nicht, aber Schlips und Kragen stören mich so sehr bei meinem Training. Solltest du vielleicht auch mal ohne Krawatte versuchen, dann klappt das sicher besser.“ Diese ironische Zurechtweisung brachte ihren Vater zum Schnauben.

Lian sah bereits, wie der Hals ihres Vaters dicker wurde, und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. „Dad!“, mahnte sie sanft.

Er stieß die angestaute Luft wieder aus, sobald Adam aus der Tür verschwunden war. „Ich werde wahnsinnig, wenn das so mit ihm weitergeht. Die arme Silvia, wie hat sie das nur ausgehalten mit ihm? Kein Wunder, dass sie so ein dünnes Nervenkostüm hat.“

Daran zweifelte Lian ernsthaft, sagte aber nichts dazu. Sie mochte die neue Frau im Leben ihres Vaters, allerdings kannte sie durchaus auch deren Schwächen, die kaum zu verbergen waren, wenn man gemeinsam unter einem Dach lebte. Silvia war in mehrfacher Hinsicht schwach und kaum belastbar. Es kam oft vor, dass Cal allein herumsaß, während Silvia noch schlief, um sich von dem Stress, den die Zeit als Hausfrau so mit sich brachte, zu erholen. Oft fragte Lian sich, wie Cal ohne wirkliche Unterstützung seiner Mutter erwachsen werden sollte. Wenn sie so an seinen großen Bruder dachte, war das Ergebnis wohl ein weiterer Adam. Umso glücklicher war sie nun, dass er in Zukunft in Form ihres Vaters und ihr weitere Unterstützung erhielt. Sie mochte Cal sehr gern, was man von ihrem anderen Stiefbruder nicht gerade behaupten konnte.

LIAN

Das Abendessen verlief krampfig und die unbehagliche Atmosphäre steigerte sich sogar noch, als Matthew unerwartet dazustieß und neben Lian Platz nahm. Offenbar hatte ihr Vater ihn kurzfristig eingeladen.

„Matt, mein Junge. Wie liefen deine Verhandlungen?“ Matt lächelte gewinnend, als hätte er bloß darauf gewartet, danach gefragt zu werden, und ihr Vater tat ihm nur zu gern den Gefallen. Greg Webber war ein großer Redner bei Tisch, solange es um das Geschäft und damit um einen Bereich ging, in dem er sich sicher fühlte. Lian erinnerte sich oft daran, dass sie nach dem Tod ihrer Mutter viele Abendessen schweigend mit ihrem Vater verbracht hatte, bloß weil er unfähig war, seine Tochter nach ihren Gefühlen zu fragen. Lian hatte ganz schnell gelernt, ihre Belange hintanzustellen, um ihren Vater nicht unnötig aufzuregen, ganz so, wie es eine gute Tochter tun sollte, um der Familie einen Gefallen zu tun.

„Ach, meine Geldgeber sind guter Dinge und zufrieden mit den bombastischen Zahlen des vergangenen Jahres“, antwortete er und nahm einen Schluck aus dem Weinglas, während er eine glückliche Miene zur Schau stellte. „Es wird ein guter Bonus in diesem Jahr drin sein, von dem ich eine großartige Reise buchen kann. Vielleicht hätte Lian ja Lust, mich zu begleiten?“

Eilig stopfte sie sich ein Stück des Roastbeefs in den Mund, um nicht antworten zu müssen. Denn lieber hätte sie sich ihre Zunge abgebissen, als mit Matt irgendwohin zu fahren. Sie würde nicht zulassen, dass er je wieder etwas für sie bezahlte. Nicht nach dem, was sie über ihn und seine Betthäschen gehört hatte. „Matt gehört zu den zehn erfolgreichsten Jungunternehmern der vergangenen zwei Jahre!“, erklärte ihr Vater, was ein Wink mit dem Zaunpfahl für Adam war. Lian räusperte sich und spülte das Essen mit einem Schluck des Weins hinunter.

„Er hat diese spezielle Fitnessplatte entwickelt, richtig?“ Silvia war bemüht, ein zwangloses Gespräch aufrechtzuerhalten.

„Was bedeutet Jungunternehmer?“, fragte Cal, der zwischen Adam und Silvia saß.

„Das sind Männer …“, begann ihr Vater.

„Oder Frauen!“, fügte Lian eisig hinzu und vermied es, irgendwem in die Augen zu sehen. Sie spürte jedoch Adams Blick förmlich auf sich, der am anderen Ende des Tisches saß. Obwohl er so weit entfernt war, fühlte es sich an, als berühre er sie, so intensiv erinnerte sie sich an den Moment in der Küche, als er ihre Hand verarztet hatte.

„Es sind Männer oder Frauen, die aus einer bloßen vielversprechenden Idee ein großes Unternehmen machen, anstatt mit einem goldenen Löffel im Mund geboren zu werden, wie …“

„Ich!“, vollendete Adam den Seitenhieb ihres Vaters und brachte damit das Thema auf den Punkt. Lian sah gespannt zu ihm, sah wie er herablassend lächelte und seine dunklen Augen glutvoll blitzten. Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass er diesen Augenblick genoss. Er trug zwar ein Hemd, das jedoch an den Ärmeln locker hochgerollt war, sodass jeder seine Tattoos sehen konnte. Sein Haar war zwar frisch gewaschen, stand allerdings mithilfe von Gel in alle Richtungen ab. „Genau genommen, wie du und ich, Cal. Wir wurden in eine reiche Familie geboren, mussten uns nichts erarbeiten und haben es sowieso total leicht.“ Die Ironie triefte aus jedem Wort und Lian beobachtete einen Hauch von Verletzlichkeit, der unbemerkt über Adams Miene huschte.

Silvia sah wie ein verängstigtes Häschen zwischen Adam und ihrem Mann hin und her. „Es bestehen schon deutliche Unterschiede zwischen euch und einem jungen Mann, der sich durchboxen muss“, beharrte ihr Vater, wenn er auch versuchte, das spannungsgeladene Thema zu umschiffen.

„Oh ja, das solltest du schließlich wissen, nicht wahr, Greg?“ Es war schon ein wenig frech, das musste Lian ihrem Vater zugestehen, dass Adam ihn in seinem Haus und noch dazu vor seinen Gästen, derart vorführte. Dennoch hatte Adam recht. Ihr Vater stammte ebenfalls aus gutem Haus und hatte die Firma seines Vaters übernommen.

„Bitte, Adam, warum musst du immer so schwierig sein?“, näselte Silvia und fasste sich theatralisch an die Stirn.

„Willst du dieses Gespräch wirklich vertiefen, Adam?“ Lians Vater blieb erstaunlich ruhig, als hielte er alle Trümpfe in der Hand.

„Ich habe nicht damit angefangen. Ich dachte bloß, ich spiel den Ball in deine Hälfte zurück“, erwiderte dieser gelassen und hob das Weinglas an seine Lippen, um einen Schluck zu nehmen. Lian blickte während der Streiterei zu Cal, der betrübt auf seinem Stuhl saß und auf den Teller starrte.

„Ich mag es durchaus auch leicht gehabt haben, als ich das Familienunternehmen übernommen habe, doch ich war mir nie zu schade für harte Arbeit. Ich habe, ohne mit der Wimper zu zucken, oft siebzig Stunden in der Woche gearbeitet. Ich hatte keine Zeit für Partys und einen Haufen Frauen.“ Er stand auf, trat zum Sekretär, öffnete die Schublade und nahm eine Zeitung heraus, die er Adam auf den Schoß warf.

„Greg!“, rief Silvia, die entsetzt von Adam zu ihm sah.

„Ich hatte mir dieses Thema zwar für einen anderen Augenblick aufgehoben, aber unter den Umständen …“, murmelte ihr Vater. „Bist du deswegen zurückgekehrt, um mit deinen Kumpels einen draufzumachen und jedes Weibsstück abzuschleppen, das bei drei nicht auf den Bäumen ist, oder wolltest du die Hochzeit deiner Mutter besuchen?“

Es war die Morning Post, die Klatschzeitung, die jede Story über einen feierfreudigen Promi zu einer Schlammschlacht ausgrub. Es musste etwas über Adam darin stehen, aber Lian konnte den Text aus der Entfernung nicht lesen, sondern bloß das Foto sehen. „Oh, sieh mal einer an. Diesen Schnappschuss sollte ich Knox und Lee mal zeigen. Das sollte dringend in unser Poesiealbum“, stieß Adam vergnügt aus, als betrachte er gerade ein gut getroffenes Portrait, nicht etwa einen Schnappschuss, auf dem er mit zwei drallen Blondinen in einer kompromittierenden Position abgelichtet war.

„Für dich ist das alles nur ein riesiger Witz, oder?“ Greg Webber hatte erneut Platz genommen und fokussierte Adam in einer Haltung, die Lian aus dem Büro kannte.

„Natürlich! Ich schenke keiner dieser Geschichten, die in diesem Schmierblatt stehen, einen Funken Glauben. Was dort steht, sagt nichts über irgendwen von uns aus.“

„Nun, ich sehe das etwas anders. Ich für meinen Teil finde es bedenklich für mein Image, welchen Ruf du offensichtlich genießt.“

„Ich wüsste nicht, was dich meine Freizeitgestaltung angeht, Greg!“, entgegnete Adam mit fester Stimme.

„Oh, ich schon, denn dies wird bald eine Familie sein und ich bin nicht daran interessiert, den guten Namen meiner Familie für deine Dauerparty zu opfern.“

„Wie gut, dass mein Name Hadley ist und ich nichts mit deinem Namen zu tun habe.“

„Das mag zwar sein, aber welches Vorbild möchtest du für deinen kleinen Bruder abgeben, der nun bald meinen Namen tragen wird?“

„Wie bitte?“, echote Adam und sah nun seine Mutter scharf an. „Was hat das zu bedeuten?“

Silvia stöhnte. „Ich wollte noch mit dir darüber reden, Adam.“ An Greg gewandt fügte sie hinzu: „In Ruhe!“

„Tatsächlich?“, fragte Adam ungläubig. Das erste Mal, seit er bei ihnen war, wirkte er weder belustigt noch spöttisch oder herablassend. Er schien ehrlich betroffen und Lian fühlte auf eine ungeahnte Weise mit ihm. „Und was? Du wolltest mir sagen, dass Cal den Namen seines Vaters verliert, die einzige Erinnerung, die er an ihn hat? Er ist ein Shelton, Mum. Er sollte auch sein Sohn bleiben.“

„Louis ist tot, Adam, und Cal braucht einen Vater, ein männliches Vorbild“, mischte sich Greg ungehalten ein.

„Dad!“, murmelte Lian warnend, was dieser jedoch geflissentlich ignorierte.

Doch da hatte Adam ihn schon ins Auge gefasst. „Und du meinst, du kannst diesen Posten übernehmen?“

„Wieso nicht? Willst du es etwa tun? Wenn ein ganzer Ozean zwischen euch liegt und du jede freie Minute mit Alkohol, Drogen und Partys verbringst?“ Es war eine unleugbare Tatsache, dass ihr Vater allein damit recht hatte, dass Adam zu weit weg wohnte. Dennoch schien dieser den Umstand regelrecht zu bedauern. Lange sahen ihr Vater und Adam einander an. Adams Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt. Er wirkte gehetzt und wie im freien Fall, was keiner zu bemerken schien, außer Lian.

„Dad, findest du nicht, dass wir diese Art Gespräch nicht führen sollten, wenn wir Gäste haben?“, schlug Lian leise vor.

„Wieso? Matt gehört doch bald ohnehin offiziell zur Familie, oder nicht?“ Geschockt starrte sie von ihrem Vater zu Matt. Er lächelte zwar, Lian fand diese Anspielung jedoch gar nicht komisch. Hatte sie da gar nichts mehr zu sagen?

Obwohl sie Adam damit beistehen wollte, fiel er ihr harsch dazwischen: „Ich bin nicht daran interessiert, die Wahrheit unter den Teppich zu kehren, Lian. Das mag dich vielleicht schockieren, aber ich interessiere mich nicht im Ansatz dafür, was die Menschen im Allgemeinen über mich denken. Sie bilden sich nur zu gern ein Urteil über mich oder meine Familie und ich bin es so leid, der Welt beweisen zu wollen, dass man es wert ist, hinter den ersten Eindruck zu blicken.“ Er stand auf, warf das Tischtuch auf den Teller, während er die Zeitung in die Richtung ihres Vaters zurückwarf. „Ein wunderbares Erinnerungsfoto von diesem Besuch hier fürs Familienalbum. Ich verschwinde!“

„Ich habe nichts anderes von dir erwartet!“, rief Greg hinter ihm her, während Silvia nach seinem Arm zu schnappen versuchte.

„Bitte bleib, Adam. Lass uns in Ruhe darüber reden“, bemühte sie sich, ihn zu beschwichtigen.

„Warum denn, Mutter? Du wirst ohnehin das tun, was du willst und was der leichteste Weg für dich ist. Ich habe auch nichts anderes erwartet.“ Dann wandte er sich an Lian. „Vielen Dank für das Essen, Lian. Es war köstlich und ich bedauere, dass ich den Abend sprenge.“ Damit verließ er den Raum und alles blieb still um sie herum. Einzig Matts Besteck quietschte über das Geschirr.

Lian verharrte auf ihrem Platz, ehe sie plötzlich aufsprang und hinter ihm hereilte und die Rufe ihres Vaters ignorierte. Adam stand in der Diele und rief sich gerade einen Wagen. „Adam?“ Als er sich zu ihr umwandte, sah er erstaunt aus und hatte eine Hand in seiner Hosentasche vergraben. „Du solltest nicht fortrennen, wenn an der Behauptung, dass hinter dir mehr steckt als dieser Schein, etwas dran ist.“

„Du denkst, ich renne weg?“, fragte er amüsiert.

„Du wirfst Silvia vor, ständig den einfachen Weg zu gehen …“

„Du kennst meine Mutter. Ich weiß, sie kann dir nichts vormachen, dafür bist du viel zu clever.“ Es schmeichelte ihr, dass er sie nach der kurzen Zeit für clever hielt. Er schüttelte gehetzt den Kopf. „Sie wird ihre Meinung nicht ändern, einfach weil es falsch ist. Sie glaubt, sie kann die Verantwortung an einen anderen weiterreichen, so wie immer, wenn es schwierig wird.“

„Womöglich ist es ja gar nicht falsch. Wenn du meinen Vater kennenlernst, wirst du wissen, dass er …“

„Was?“

„Dass er ein guter Vater ist!“

„Soll ich dir sagen, was ich über deinen Vater weiß?“ Adam sah sie lange an, dann lachte er wieder auf diese herablassende Art und Weise. „Er ist vielleicht gut, weil er niemals um sich schlägt, wie es mein zweiter Stiefvater getan hat, oder meine Mutter ständig betrügt und sich keinen Deut um sein Kind schert, wie es Mann Nummer vier getan hat. Solange jeder die Entscheidungen trifft, die dein Vater befürwortet, wie beispielsweise einen reichen Jungunternehmer zu heiraten, obwohl du diesen gar nicht liebst, ist er ein guter Vater.“ Adam nahm seine Jacke und sah zu jemandem hinter Lian. Auch wenn sie sich nicht umdrehte, so war sie sich sicher, dass es sich bei der Person um ihren Vater handelte. „Die Frage, Lian, ist doch, wie geht er damit um, wenn du mal nicht nach seiner Pfeife tanzt? Womöglich solltest du wegrennen!“

Damit wandte er sich um, öffnete die Tür, die den frischen Duft der Freiheit hereinließ und Lian sah ihm nach, bis sie den Klang ihres Namens hörte und in den goldenen Käfig zurücktrat, den ihr Vater ihr bereitet hatte.

Es war spät, als Lian im Pool des Kellers ein paar Bahnen geschwommen war. Sie hatte nicht schlafen können, weil dieser ganze Tag sie regelrecht aufgewühlt hatte. Sie hasste Streit in jeder Hinsicht und auch wenn ihr Kopf ihr riet, sich aus dieser Angelegenheit rauszuhalten, dachte sie immer wieder an Adams verletzte Miene. Trotz des flauschigen Bademantels, den sie übergezogen hatte, fröstelte sie leicht, während sie auf dem Weg in ihr Zimmer war. Sie sehnte sich nach ihrem Bett, während eine bleierne Müdigkeit sich in ihr ausbreitete. Bevor sie ihre Zimmertür aufstieß, sah sie dass die Tür zu Cals Zimmer offen stand. Um sicherzugehen, dass mit Cal alles in Ordnung war, schlich sie auf leisen Sohlen dorthin. Sie beobachtete, wie Adam am Bett seines Bruders stand und ihn nachdenklich beobachtete. Behutsam nahm er schließlich das Marvel Comic, das aufgeschlagen auf Cals Brust lag, an sich und zog die Decke über seinen Oberkörper. Sanft strich er durch Cals Haar und sie hörte das leise Seufzen, das er ausstieß, bevor er die Schlummerlampe ausknipste. Der Lichtkegel des Flures war nun die einzige Lichtquelle und Lian bekam das Gefühl, eine intime Szene zu beobachten, die ihr nicht zustand. Sie konnte sich aber nicht fortbewegen, um ein Aufeinandertreffen mit Adam zu verhindern und so blickte sie stumm in sein Gesicht, als er Cals Zimmertür schloss.

„Hey!“, nuschelte er leise.

„Sorry, ich wollte nicht …“

„Spionieren?“, fragte er direkt, lächelte jedoch nachsichtig. Lian nickte nur und verschränkte die Arme vor der Brust. „Unsinn, es ist dein Haus. Ich bin schließlich nur der Gast. Konntest du nicht schlafen?“

Lian schüttelte den Kopf. „Irgendwie nicht. Das Schwimmen hat mich hoffentlich müde gemacht.“

„Ich wünschte, mir würde das helfen“, gestand er.

„Liegt es am Jetlag oder am Streit?“

„Das ist nicht wichtig.“ Er schüttelte bloß den Kopf.

„Ich dachte nicht, dass du so schnell zurückkehren würdest.“ Lian beobachtete, wie er ihrem Blick auswich und mit den Schultern zuckte.

„Es ist … nur wegen Cal“, gab er zu, ehe er hinzufügte: „Es tut mir leid, Lian, was ich eben zu dir gesagt habe. Dein Leben geht mich überhaupt nichts an. Ich war nur sauer auf meine Mutter und habe das ausgerechnet an dir ausgelassen. Mir geht’s nur um Cal. Ich wünsche mir nur das Beste für ihn.“

Beeindruckt davon, dass er einen Fehler zugab und seine Sorgen mit ihr teilte, sah sie ihm nach, wie er sich langsam von ihr entfernte. „Vielleicht würde es helfen, wenn ihr euch öfters sehen könntet? Dann wüsstest du mehr über diese Familie. Vielleicht kommst du öfter hierher …“

Adam steckte die Hände in seine Jeanstaschen und wandte sich zu ihr um: „Das wird leider nicht möglich sein …“ Es klang tatsächlich so, als würde er das ernsthaft bedauern. „Schlaf gut!“ Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, doch er wirkte unglaublich niedergeschlagen und schritt von dannen. Wie vom Donner gerührt starrte Lian ihm nach. War das etwa Adam Hadley gewesen? Der, der sie mit seinem zweifelhaften Charme direkt angemacht hatte, als er hier aufgetaucht war? Es schien fast so, als hätte er eine andere, echte Seite, die er vor der Welt verborgen hielt. Lian fürchtete, dass er ihr noch gefährlich werden könnte. Auf dem Weg ins Zimmer stöhnte sie genervt auf. Na toll, jetzt war sie wieder hellwach.

KAPITELZWEI

LIAN

Der Bass des neuesten Remixes von DJ Lady Jane dröhnte durch die Boxen über die erste Etage bis zur VIP-Lounge von Dantes Inferno, dem angesagtesten Club in New York, und sorgte für eine aufgekratzte Stimmung der Anwesenden. Es war ein bisschen klischeehaft, dass Lian jeden Mittwochabend ihre Freundinnen dort traf. Doch sie liebte ihre Gewohnheiten. Seit dem Tod ihrer Mutter hatten ihr strikte Rituale über diesen schlimmen Verlust hinweggeholfen, weswegen sie auch stur daran festhielt und ihnen folgte, selbst wenn es ihr albern erschien. So erinnerte sie das Sex-and-the-City-Gefühl daran, dass sie sich tatsächlich in der großartigen Stadt New York befanden. Etwas, das sie manchmal vor lauter alltäglichem Wahnsinn beinahe vergaß. Sie liebte diesen Club. In der Regel gab es immer gute Musik, tolle Getränke und man traf auf viele Freunde und Bekannte. Wie es sich für einen Abend wie diesen gehörte, hatte sie sich herausgeputzt. Lian trug eins ihrer neuen knielangen Kleider von Prada, das sie keck mit einer kurzen Jacke kombinierte hatte, wodurch sie einen Stilbruch der besonderen Art schuf. Das Kleid war vorne hochgeschlossen, dafür sorgte der Rückenausschnitt für Furore, sobald sie die Jacke ausziehen würde. Während sie ihre Haare im Büro stets hochgesteckt trug und immer elegant gekleidet auftrat, genoss sie es, ihre Haare am Abend offen zu tragen. Während Lian genüsslich am Strohhalm ihres Cocktails sog und ihn innerhalb von Sekunden leer getrunken hatte, sahen ihre Freundinnen sie verdattert an.

„Was zur Hölle ist mit dir los?“, fragte Helen fassungslos und blickte sie entgeistert an.

„Was soll sein?“

„Normalerweise nuckelst du an einem Glas rum, um den Anschein zu erwecken, du würdest mit uns feiern wollen, aber in Wahrheit trinkst du dann doch nur Wasser“, sprang Rosie, die Dritte im Bunde, ein. Ihre vierte Freundin Juliette bekamen sie im Moment kaum zu Gesicht, da sie in den letzten Wochen vor der New Yorker Fashion Week jede freie Minute zum Schlafen nutzte.

Entsetzt riss Lian die Augen auf. „Das ist gelogen. Ich trinke bloß zwischendurch gern ein Glas Wasser, um nicht völlig betrunken nach Hause zu torkeln und mich am nächsten Tag an irgendwas erinnern zu können.“

„Sie hat keine Ahnung davon, was ein Filmriss bedeutet, oder?“ Helen und Rosie warfen sich bestätigende Blicke zu.

„Hey, ich bin bloß …“

„Brav?“, vollendeten ihre Freundinnen unisono ihren begonnenen Satz.

Mit einer einzigen Handbewegung bestellte Lian noch einen Cocktail, was ihre Freundinnen mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentierten. Sie kniff die Augen zusammen und schnaubte. „Ihr seid jetzt schon die Zweiten, die das sagen. Wieso glaubt das jeder?“

„Das liegt wohl daran, dass du immer das tust, was andere von dir erwarten. Du bist Lian Webber und dein Vater würde jeden, der dich irgendwie schräg anguckt, wahrscheinlich abknallen.“

„Mein Vater ist Pazifist!“

Kopfschüttelnd stimmten ihre Freundinnen in ein Lachen ein. „Für dich macht er eine Ausnahme, glaub mir, Lian“, beharrte Rosie.

Helen starrte sie fassungslos an, als der Cocktail kam und Lian sich sofort darüber hermachte. „Um Himmels willen, was ist los mit dir?“

„Ich hatte ein paar harte Tage …“ Lian sog an dem Strohhalm und innerhalb kürzester Zeit war der Cocktail leer. Das stimmte in der Tat. Seit Adam vor ein paar Tagen zu ihnen gekommen war, hing ein fürchterlicher Dunst in der Luft, der für eine bedrückte Stimmung sorgte. Seltsamerweise war nicht Adam daran schuld, sondern ihr Vater. Es war sogar so, dass Lian Adam häufiger mit Cal beobachtet hatte und überrascht war, wie gut er mit seinem kleinen Bruder umgehen konnte. Sobald ihr Vater jedoch den Raum betrat, ging von ihm eine eisige Kälte aus, sodass Lian seine Gesellschaft mied. Wenn sie unter sich waren, schimpfte Greg über jede Kleinigkeit. Trotz der seltsamen Situation im Hause Webber fühlte sie sich auf unerwartete Weise zu Adam hingezogen. Seine unbeugsame Art imponierte ihr. Es schien ihn schlicht nicht zu rühren, was ihr Vater und die New Yorker Welt über ihn dachten.

„Doch nicht etwa wegen der Hochzeit deines Dads, oder?“

Lian rollte mit den Augen. „Vor ein paar Tagen wurde ein ganz besonderes Päckchen vor unserer Tür abgestellt.“

„Hä? Hat Silvia das Konto deines Dads wieder gemolken und Dekoration gekauft?“

„Schlimmer! Fragt besser nicht, Silvia ist wirklich mein geringstes Problem, kann ich euch sagen.“ Sie machte eine dramatische Pause und fügte hinzu: „Der Millionaires Club hat ihren Sohn vorbeigebracht, der mich fast zu Tode erschreckt hätte.“

Stille. Das war eine Reaktion ihrer Freundinnen, die ihr neu war. Sie hatten immer zu allem ihren Senf abzugeben, doch jetzt herrschte seltsames Schweigen, sodass Lian zu ihnen aufsah. Die beiden starrten sie mit einem undefinierbaren Blick an, ganz so, als könnten sie sich nicht zwischen Schreck und Faszination entscheiden.

„Adam ist wieder da?“, krächzte Helen.

„Ja, das sagte ich doch. Der berüchtigte Millionaires Club hat ihn uns vor die Tür gestellt.“

„Sieht er wirklich so umwerfend gut aus, wie alle sagen?“, fragte Rosie neugierig.

Es war Helen, die darauf antwortete und damit von Lian ablenkte. „Egal was du von Adam Hadley gehört hast, multipliziere es mit zehn und du gelangst annähernd an die Dimension, die ihn beschreibt.“ Helen seufzte, als erinnere sie sich zu gut an ihn und wusste nicht, ob sie von ihm angetan oder abgeschreckt war. Sie und Juliette waren zur gleichen Zeit wie Adam und die restlichen Jungs auf die Léman Manhattan gegangen, ehe er an ein Internat nach Großbritannien strafversetzt worden und anschließend nach Oxford gegangen war. Ungefähr zu der Zeit hatte ihr Vater entschieden, seine Geschäfte von New York aus weiterzuführen und sie waren gerade erst hierhergezogen. Es war kein Geheimnis, dass Adam Hadley jeden Unsinn mitgemacht hatte, den die Welt der Reichen und Schönen zu bieten hatte.

„Ich habe gehört, er hat sich richtig in Schwierigkeiten gebracht.“ Es klang wie eine Frage, obwohl Rosie es als Feststellung formulierte.

„Adam bringt jeden in seinem Umfeld in Schwierigkeiten“, bestätigte Helen.

„Weißt du, warum er nach Großbritannien ging?“, fragte Rosie schließlich Lian, die nur mit dem Kopf schüttelte.

„Silvia spricht nur selten über ihn, was ich für eine Mutter recht seltsam finde. Aber sein Vater zog dorthin, als Adam noch ganz klein war. Vielleicht war es lange so geplant gewesen. Schließlich soll er die Geschäfte seines Vaters übernehmen.“

„Was machen sie noch gleich?“

„Er betreibt ein IT-Unternehmen, das für die Entwicklung von Hard- und Software verantwortlich ist“, antwortete Lian.

„Du bist ja bestens informiert“, lachte Rosie und Lian errötete. Sie hatte ihn gegoogelt und schämte sich bereits für ihre Neugier. Fiel das schon unter Stalking?

„Es war ein Unfall“, platzte es aus Helen heraus. „Adam hat regelmäßig illegale Autotreffen und -rennen organisiert. Bei dem letzten gab es einen Unfall und eine Zuschauerin wurde verletzt. Ich glaube, sie ist querschnittsgelähmt. Das war eine Katastrophe damals und auch wenn Adam nicht der Fahrer war, so galt er als der Kopf der Sache. Seine Mutter war heillos überfordert. Ihr Mann war gerade erst gestorben und sie war überlastet mit ihrem pubertierenden Sohn und einem Baby, sodass sie ihn weggeschickt hat.“

Betretenes Schweigen befiel die Freundinnen und selbst Lian dachte an den vergangenen Abend zurück und erinnerte sich nur zu genau an den Gesichtsausdruck von Adam, als ihr Vater ihm von den Adoptionsplänen berichtet hatte.

„Natürlich gibt es allerhand weitere haltlose Geschichten über ihn und seinen Vater, der eine Art Legende in der Welt der Reichen und Schönen war, aber … keine Ahnung, welchen man da vertrauen kann.“ Helen murmelte nachdenklich: „Er ist also wieder zurück, ja?“

„Du sagst das so, als hättet ihr was miteinander gehabt?“, fragte Lian zögernd. Irritierenderweise wusste sie nicht, ob ihr diese Vorstellung gefiel.

„Wahrscheinlich hatten alle weiblichen Wesen in New York etwas mit Adam“, wich sie aus und vermied es, Lian anzusehen. „Aber ich weiß, dass er für reichlich Ärger gesorgt hat, als er noch hier war. Es wird sogar gemunkelt, dass er etwas mit einer unserer ehemaligen Lehrerinnen hatte, was nicht so unwahrscheinlich ist, wie es klingt. Überall wo Adam aufgetaucht war, gab es nur Ärger, abgesehen vom Millionaires Club. Die Jungs waren wie eine verschworene Einheit“, erzählte Helen weiter und Lian ertappte sich dabei, wie sie begierig alle Informationen über ihn in sich aufsog. Man tratschte hinter hervorgehaltenen Händen allerhand über die Familie Hadley, aber Lian hielt sich von Tratsch in jeder Hinsicht fern. Sie wusste nur zu gut, wie zerstörerisch er sein konnte. Ihre Mutter hatte es das Leben gekostet. Sie distanzierte sich von diesem Gedanken, wie sie es immer tat.

Rosie stupste sie neugierig an und holte sie zurück in die Wirklichkeit. „Wie ist er denn nun so?“, fragte sie und wippte ganz aufgekratzt mit ihrem in Christian Louboutin gekleideten Fuß.

„Er ist unhöflich, arrogant und anmaßend“, schimpfte Lian und schüttelte missbilligend den Kopf. „Dieser Auftritt hat meinen Vater innerhalb weniger Sekunden auf hundertachtzig gebracht und der gestrige Abend war gelinde gesagt eine Katastrophe.“

„Und weiter?“

„Was, und weiter?“, echote Lian, als Helen rief: „Der liebe Herrgott stehe uns bei!“

„Was? Warum denn?“ Lian starrte ihre Freundin verdutzt an. „Seit wann bist du gläubig?“

„Na, weil der Teufel höchstpersönlich den Club betreten hat!“ Helen deutete von ihrem Balkon auf die untere Etage, wo sich schwitzende Körper bis eben noch aneinander gerieben hatten. Nun bildete sich dort eine Gasse, wo die Rückkehr des verlorenen Bruders gefeiert wurde. „Grundgütiger, ihr habt seinen Namen einmal zu oft gesagt und ihn förmlich heraufbeschworen.“ Adams dunkler Schopf war deutlich zu erkennen und umringt von mehreren Schönheiten und jungen Männern, die eindeutig dem Millionaires Club