Millionär gesucht: Miami - Lily Taylor - E-Book

Millionär gesucht: Miami E-Book

Lily Taylor

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Beschreibung

Schluss mit Liebe – Millionär gesucht! Diesen Vorsatz haben die drei Freundinnen Alex, Jess und Miranda gefasst, um auch einmal auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. In Miami verfolgt Miranda ihren Traum von einer Karriere als Sängerin. Ein bekannter Musikproduzent nimmt sie unter seine Fittiche. Doch was verlangt er als Gegenleistung für seine Hilfe...?

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Kurzbeschreibung:

Schluss mit Liebe – Millionär gesucht! Diesen Vorsatz haben die drei Freundinnen Alex, Jess und Miranda gefasst, um auch einmal auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. 

In Miami verfolgt Miranda ihren Traum von einer Karriere als Sängerin. Ein bekannter Musikproduzent nimmt sie unter seine Fittiche. Doch was verlangt er als Gegenleistung für seine Hilfe...?

Lily Taylor

Millionär gesucht: Miami

Roman

Edel Elements

Edel Elements

Ein Verlag der Edel Germany GmbH

© 2018 Edel Germany GmbHNeumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2018 by Lily Taylor

Lektorat: Sarah Heidelberger

Covergestaltung: Marie Wölk, Wolkenart

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-96215-062-4

www.facebook.com/EdelElements/

www.edelelements.de/

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1

„Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug und viel Spaß in Miami!“, sagte die Dame am Check-in-Schalter lächelnd, als sie Miranda ihre Bordkarte reichte.

Mit gemischten Gefühlen nahm Miranda die Karte entgegen. Spaß, naja! Eigentlich flog sie nach Miami, um zu arbeiten. Jedenfalls hoffte sie das. Sie hoffte, DJ Randy von ihren Songs und ihrer Stimme überzeugen zu können und einen Plattenvertrag zu bekommen, um endlich die internationale Karriere zu starten, von der sie immer geträumt hatte. Aber bis dahin war es noch ein langer Weg, und das betraf nicht nur die Entfernung zwischen London und Miami.

Bis ihr Flieger startete, hatte sie noch mehr als zwei Stunden Zeit. Ziellos schlenderte Miranda durch die weitläufige Abflughalle des Flughafens in Heathrow. Sie warf einen kurzen Blick in den Duty-Free-Shop, in dem sich Reisende aus aller Welt drängten, aber für ein Chanel-Parfüm oder ähnliches reichte ihr Geld ohnedies nicht. Sie musste mit ihren Ersparnissen haushalten. Selbst wenn DJ Randy sie tatsächlich unter Vertrag nahm, konnte sie nicht davon ausgehen, dass sie sofort im Geld schwimmen würde.

Seufzend stellte Miranda das Yves-Saint-Laurent-Parfüm, an dem sie geschnuppert hatte, wieder beiseite. Ihre Freundin Alex hatte schon recht: Mit Geld ging alles im Leben ein bisschen leichter! Trotzdem nahm Miranda den Pakt, den sie mit ihren Freundinnen Alex Champion und Jess Thompson geschlossen hatte, nicht ganz ernst.

„Wir, die Mitglieder des Clubs der zukünftigen Millionärinnen, schwören feierlich, nicht eher zu rasten und zu ruhen, bis wir einen Millionär fürs Leben gefunden haben.“

Es war vor über einem halben Jahr gewesen, dass sie in ihrer WG in East Croydon bei einem Glas Wein und einer Packung Popcorn beisammengesessen waren und sich gegenseitig dieses Versprechen gegeben hatten. Damals waren ihre jeweiligen Karrieren nicht allzu gut gelaufen, und ein Mann mit Geld schien ihre einzige Chance zu sein, sich ihre Träume zu erfüllen.

Wehmütig dachte Miranda an diesen Abend zurück. Es hatte ihr viel Spaß gemacht, mit Jess und Alex zusammenzuwohnen. Als sie ganz allein von Devon nach London gekommen war, hatte sie sich ziemlich einsam gefühlt in dieser Riesenstadt. Aber zum Glück hatten Jess und Alex sie unter ihre Fittiche genommen.

Sie hatten sich an der Camden School for Music and Dramatic Arts, einer privaten Londoner Schauspielschule, die sie alle drei besuchten, kennengelernt und spontan Freundschaft geschlossen. Obwohl sie vollkommen unterschiedliche Charaktere hatten, kamen sie gut miteinander aus. Alex war lebhaft und abenteuerlustig, Jess war ruhig und besonnen. Und sie selbst? Miranda überlegte. Verträumt traf es wohl am ehesten. Still und in sich gekehrt. Scheu. Große Menschenansammlungen machten sie unsicher.

Dass ausgerechnet sie zur Bühne wollte, war eigentlich ziemlich merkwürdig. Und immer noch musste sie sich vor jedem Auftritt überwinden. Aber wenn sie mit ihrer Gitarre vor das Publikum trat und die Scheinwerfer auf sich gerichtet fühlte, dann war sie nicht mehr Miranda Davis, die schüchterne, etwas linkische Tochter eines Landarztes aus Exeter.

Dann war sie Miranda Davis, der Star. Die international gefeierte Sängerin. Hinter ihrer Musik konnte sie sich verstecken und ihre Songs für sich sprechen lassen. Sie hoffte nur, das würde ihr auch bei DJ Randy gelingen!

Sie hatte den amerikanischen Musikproduzenten vor zwei Monaten in einem kleinen Club kennengelernt, in dem sie einen Auftritt hatte. Er hatte sie um ihre Nummer gebeten und sich tatsächlich kurz danach bei ihr gemeldet, um sie für Probeaufnahmen in sein Studio nach Miami einzuladen.

Miranda hatte eine ganze Weile überlegt, ob sie das Angebot tatsächlich annehmen sollte. Schließlich hörte man immer wieder von Gesangskarrieren, die auf der Couch des Produzenten begannen, und das wollte Miranda auf keinen Fall. Sie hatte ja noch nicht einmal ihr erstes Mal hinter sich!

Miranda war ziemlich gehemmt in diesen Dingen. Von der Liebe hatte sie ausgesprochen romantische Vorstellungen, auch wenn sie um sich herum das genaue Gegenteil erlebte. Besonders in Künstlerkreisen wurden eher lockere Beziehungen gepflegt.

Und auch der Pakt, den sie mit ihren Freundinnen geschlossen hatte, betrachtete die Liebe auf eine sehr nüchterne Art und Weise.

„Wir, die Mitglieder des Clubs der zukünftigen Millionärinnen, schwören feierlich, nicht eher zu rasten und zu ruhen, bis wir einen Millionär fürs Leben gefunden haben.“

Sich einen Mann nur des Geldes wegen zu angeln, war für Miranda unvorstellbar. Wenn sie an Liebe dachte, dann wollte sie Schmetterlinge im Bauch spüren, Sternchen sehen und vor Glück singen.

Weil sie ihre Karriere unbedingt vorantreiben wollte, hatte sie sich schließlich aber trotz aller Bedenken entschlossen, die Einladung nach Miami anzunehmen. Wie hieß es so schön: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“

Leichte Bauchschmerzen hatte sie allerdings doch bei diesem Abenteuer. Sie wünschte, Jess und Alex wären bei ihr, um sie zu begleiten. Aber die beiden ließen sich gerade die warme Frühsommersonne der Côte d’Azur auf den Bauch scheinen.

Jess und Alex hatten ihre Wohngemeinschaft verlassen, kurz nachdem sie den Pakt geschlossen hatten. Alex hatte ein Engagement bei einer Theatertruppe ergattert, die mit einer modernen Fassung von Shakespeares Sommernachtstraum auf Tournee durch Frankreich gegangen war. Und Jess hatte sich Hals über Kopf in einen jungen Musiker verliebt und war ihm nach Südfrankreich gefolgt.

Über Snapchat waren sie allerdings in ständigem Kontakt. Dazu hatten sie eine eigene Gruppe mit dem Namen „Millionär gesucht“ eröffnet. Und nachdem Jess von ihrem Freund sitzengelassen worden war und Alex‘ Truppe sich in alle Winde zerstreut hatte, schienen die beiden wild entschlossen zu sein, ihren Pakt in die Tat umzusetzen. Und welcher Ort eignete sich dafür besser als die Côte d’Azur, Lieblingsziel der Reichen und Schönen?

Als Miranda der Wirbel, der in der Abflughalle herrschte, zu viel wurde, suchte sie sich ein ruhiges Plätzchen. Sie setzte sich neben einem der großen Fenster, die die Rollbahn überblickten, auf den Boden, ihren Rucksack im Schoß, und zog ihr Notizbuch hervor. Vielleicht konnte sie ja an dem Songtext, der ihr durch den Kopf ging, weiterarbeiten.

Love me or leave me, but do not deceive me, lautete der Refrain. „Liebe mich oder verlass mich, aber betrüge mich nicht.“

So stellte Miranda sich die Liebe vor. Ein bedingungsloses Gefühl zwischen zwei Menschen, die miteinander durch dick und dünn gingen. Ohne Wenn und Aber. Wenn sie diesem besonderen Jemand begegnete, würde sie es schon merken. Hoffte Miranda zumindest. Aber im Moment hatte sie mit Liebe nicht wirklich etwas am Hut. Im Moment wollte sie nur ihre Musik machen. Damit war sie mehr als zufrieden.

Während sie versonnen aus dem Fenster blickte und zusah, wie Flugzeuge im Minutentakt starteten und landeten, dachte sie wieder an ihre Freundinnen. Was die beiden wohl gerade trieben?

Wie aufs Stichwort gab ihr Handy ein leises „Pling“ von sich, um eine neue Meldung anzuzeigen. Eine Snapchat-Nachricht von Alex: „Bin in Monte Carlo angekommen. Die Stadt ist wunderschön, meine Aussichten sind es weniger. Eine billige Unterkunft habe ich zwar gefunden, aber jetzt brauche ich einen Job, sonst wird es ein kurzer Aufenthalt.“

Die Nachricht zeigte ein Foto von tiefblauem Wasser, auf dem weiße Luxusjachten schaukelten. Im Hintergrund war die Skyline von Monaco auf seinem imposanten Felsen zu sehen. Übertrieben zuversichtlich klang Alex jedoch nicht. Millionäre wuchsen wohl auch in Südfrankreich nicht auf den Bäumen.

Jess‘ Antwort belegte das: „Wie wäre es mit Tellerwaschen? Kann ich sehr empfehlen!“ Das Foto, unter dem die Nachricht stand, zeigte ein Tablett mit schmutzigem Geschirr. Jess war nach dem Ende ihrer Beziehung in Nizza gestrandet, wo sie sich seitdem als Kellnerin in einem Café durchschlug. Eine Arbeit, die ihr offensichtlich wenig Freude bereitete.

Zwar gab es sicher schlechtere Orte zum Kellnern als die Côte d’Azur, aber Miranda konzentrierte sich lieber auf ihre Musik als auf Aushilfsjobs vor schöner Kulisse. Sollte sie wirklich Erfolg haben, brauchte sie keinen Millionär, um in Saus und Braus zu leben.

„Wenn ich einen Nummer-Eins-Hit lande, stelle ich euch als meine persönlichen Assistentinnen an“, versprach sie ihren Freundinnen.

Aber auch wenn die Zusammenarbeit mit DJ Randy nicht zustande kommen sollte, würde ihr Trip nach Miami sich bestimmt lohnen. Vielleicht konnte sie ja einen Auftritt ihrer Lieblingssängerin Mystery Jones besuchen!

Mystery Jones hatte vor einem Jahr einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Zuvor war sie wie Miranda durch kleine Clubs und Lokale getingelt, bis der bekannte Produzent Ben Turner sie entdeckt und eine Hitsingle nach der anderen mit ihr herausgebracht hatte. Von so einem Durchbruch träumte Miranda auch.

Obwohl sie sich kaum mit Mystery vergleichen konnte. Die verstand es, ihr Publikum für sich einzunehmen, was zum Teil sicher auch an ihren gewagten Outfits und ihrer sexy Bühnenshow lag. Zu ihren knappen Kostümen trug sie eine schwarze Ledermaske mit Katzenohren, die sie gefährlich und geheimnisvoll erscheinen ließ.

Diese Maske hatte einen wahren Hype unter ihren Fans ausgelöst. Mittlerweile gab es Kappen, Haarreifen und Sonnenbrillen mit den berühmten Katzenohren, die Mysterys Kasse zusätzlich klingeln ließen. Miranda aber konnte sich einfach nicht vorstellen, ihren Körper so einzusetzen und zu vermarkten wie Mystery.

Das war sicher der größte Hemmschuh für ihre Karriere: Sie war einfach nicht extrovertiert genug für eine große Bühne. Nicht so wie zum Beispiel Alex, die es verstand, ein ganzes Lokal zu unterhalten, was sie als Tochter eines Kneipenwirts natürlich schon früh geübt hatte. Und Jess schien ohnehin eher von einem Ehemann und Kindern zu träumen als von einer Karriere.

Miranda biss sich auf die Lippen. Sie musste dringend an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten, so viel stand fest.

Am leichtesten ging es wohl, wenn sie ihr Selbstbewusstsein mit musikalischem Erfolg untermauern konnte. Entschlossen wandte Miranda sich wieder ihrem Songtext zu. Sie brauchte gutes Material, um DJ Randy zu überzeugen!

Nach einer Weile meldete Alex sich erneut: „Einen Job habe ich ergattert. Morgen fange ich an. Und heute Abend geht es ins Casino! Wünscht mir Glück!“

Das Foto zeigte den Eingang zu einem Lokal, das den Namen „Rose Club“ trug. Miranda überlegte, was Alex dort wohl arbeitete. So wie Jess als Kellnerin? Sie würde doch hoffentlich nicht strippen? Obwohl Alex mit ihrer kurvigen Figur damit sicher großen Erfolg hätte!

Himmel, was denke ich denn da? fragte Miranda sich. Dieser alberne Pakt bringt mich noch ganz durcheinander. Aber eins war sicher: Karriere um jeden Preis wollte Miranda bestimmt nicht machen!

Als ihr Flug endlich aufgerufen wurde, schoss sie noch schnell ein Foto von der grauen Landebahn unter dem Fenster und versendete es mit der Nachricht: „Alles Gute für heute Abend, Al! Ich steige gleich in den Flieger nach Miami. Drückt mir die Daumen, dass alles klappt!“

Alex schickte ein Daumen-Hoch-Symbol zurück. „Gib auf dich acht!“, fügte sie hinzu. Miranda schüttelte lächelnd den Kopf. Offensichtlich war Alex besorgt um sie, was sie ihr nicht ganz verdenken konnte. Sie knipste ihre Bordkarte und schrieb darunter: „Keine Bange, ich bin ein großes Mädchen.“

Eine Nachricht von Jess erschien auf dem Display, zusammen mit einem Foto ihres Spinds. „Melde dich, sobald du angekommen bist. Ich will alles über Miami wissen!“

„Mach ich! Sobald ihr aufhört, mich wie ein Kleinkind zu behandeln!“, snapte Miranda zurück.

Prompt schickte Jess ein Selfie, das sie mit herausgestreckter Zunge zeigte. „Du bist und bleibst eben unser Baby!“

Miranda seufzte. Mama Jess! Aber sie hatte ja recht. Etwas Vorsicht konnte sicher nicht schaden. Entschlossen griff sie nach ihrem Rucksack.

Jetzt ging es los, ihr großes Abenteuer!

Es war stockdunkel, als Mirandas Flieger in Miami landete. Nachdem sie die Passkontrolle passiert und ihren Koffer vom Gepäckband gehievt hatte, versuchte sie sich in dem riesigen Flughafengebäude zu orientieren. Es war drückend schwül, ein krasser Kontrast zum regnerisch-kühlen England, das sie vor wenigen Stunden hinter sich gelassen hatte.

Flip-Flops, bemerkte sie, als sie die Einheimischen rundherum betrachtete. Sie musste unbedingt Flip-Flops besorgen. Und Hotpants. Die jungen Frauen, die sie sah, schienen alle blond und langbeinig zu sein, gekleidet in knappe Shorts und Spaghettiträger-Shirts.

Miami strahlte selbst am Flughafen dieses locker-lässige Beach-Feeling aus. Miranda kam sich allerdings gar nicht locker-lässig vor. Sie war angespannt und nervös, und sie fühlte sich ziemlich einsam unter all den Menschen. War es wirklich eine so gute Idee gewesen, alles hinter sich zu lassen und ganz alleine einen solchen Trip zu wagen?

Aber jetzt war es wohl zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Ihr Rückflugticket war erst in drei Monaten gültig. Inzwischen erlaubte ihr ein Künstlervisum den befristeten Aufenthalt in den USA.

Ob sie wollte oder nicht: Sie war in Miami gestrandet und musste versuchen, das Beste daraus zu machen. Sollte es mit der großen Karriere nichts werden, konnte sie immer noch als Kellnerin arbeiten, so wie Jess. Und in Amerika konnte man es ja angeblich auch als Tellerwäscher zum Millionär bringen!

Miranda verließ das Flughafengebäude und suchte nach einem Taxi. Um diese Tages- oder besser gesagt Nachtzeit wollte sie lieber nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, auch wenn das Taxi ihr Budget vermutlich ziemlich beanspruchen würde.

Im Freien hüllte die warme Nachtluft sie wie ein Mantel ein. Mit einem Mal spürte Miranda, wie müde sie war. Sie war seit fast vierundzwanzig Stunden auf den Beinen. Im Flieger hatte sie zwar zu schlafen versucht, aber sie war zu aufgeregt und der Sitz zu unbequem gewesen, um sich wirklich zu entspannen und mehr zu tun, als ein wenig vor sich hinzudösen.

Als sie schließlich ein Taxi ergattern konnte, ließ sie sich erschöpft in die Polster sinken. Sofort zückte sie ihr Handy. Wie spät es bei Jess und Alex sein mochte? Sie rechnete nach. Miami war sechs Stunden hinter mitteleuropäischer Zeit, also war es dort jetzt etwa vier oder fünf Uhr früh. Um die Zeit schliefen die beiden aller Wahrscheinlichkeit nach. Es sei denn, sie hatten eine sehr heiße Nacht hinter sich. Bei dem Gedanken musste Miranda lächeln. Wie es Alex wohl im Casino ergangen war? Ob sie sich ihren Millionär geangelt hatte? Zuzutrauen war es ihr!

Für Miranda selbst war das völlig undenkbar: einfach in eine edle Location zu marschieren, in der Absicht, irgendeinen Mann anzusprechen, der ihr gefiel – und natürlich reich aussah. Dazu war sie viel zu schüchtern!

Nein, dieser Millionärs-Pakt war eindeutig mehr etwas für Jess und Alex! Die beiden hatten das Selbstbewusstsein, so etwas durchzuziehen. Miranda hielt sich lieber an ihre Musik.

Während der Fahrt vom Flughafen nach Miami Beach nahm sie die Stadt nur als ein Meer von Tausenden und Abertausenden funkelnden Lichtern wahr, das an den Seitenfenstern des Taxis vorbeirauschte. Das „Pling“ ihres Handys kündigte eine neue Nachricht an.

„Tolle Neuigkeiten, meine Lieben! Ich habe jemanden kennengelernt! Er ist einfach süß und ich glaube, ich könnte mich in ihn verlieben! Ist das nicht wunderbar?“, hatte Alex gegen zwei Uhr morgens geschrieben. Dazu postete sie ein Foto ihrer Füße, was offenbar zum Ausdruck bringen sollte, dass sie in dieser Nacht viel auf den Beinen gewesen war. Sie hatte es also tatsächlich geschafft!