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Ich bin nicht süß!!! »Ach, ist die süß!« – So sagen alle, wenn sie Minzi sehen, und sie kann es nicht mehr hören. Sogar Ole, der Kindergartenschreck, nennt sie »kleines Kuschelmonster«, und wenn Minzi wütend wird, verdreht er die Augen und guckt verknallt. Aber zum Glück kommt Minzi jetzt in die Schule. Da lernt man als kleines Monster, wie man wild und gefährlich wird, und darauf freut sich Minzi schon. Wenn sie erst wild und gefährlich ist, kann Ole was erleben! Und wirklich: Es braucht gerade mal einen Schultag, da heißt es schon, vor Minzi müsse man sich in Acht nehmen, die habe den gefährlichsten Radierer der Welt. Dabei wollte sie den nur dem verknallten Ole an den Kopf werfen. Dass damit der größte Schlamassel der ganzen Monsterschulgeschichte beginnt, konnte sie schließlich nicht wissen.
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Seitenzahl: 45
Veröffentlichungsjahr: 2018
Friedbert Stohner
Minzi Monster in der Schule
Mit Illustrationen von Isabel Kreitz
dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
Es war einmal ein kleines Monstermädchen, das fanden alle schrecklich niedlich. Minzi hieß es, und schon als es noch ein Baby war, beugten sich alle über den Kinderwagen und riefen:
»Nein, wie schnuckelig!«
Minzi ballte die Fäustchen und brüllte wie am Spieß, aber das fanden alle nur noch schnuckeliger.
Und im Monsterkindergarten ging es genauso weiter. Minzi machte nie, was die Kindergärtnerinnen sagten, fletschte die Zähne und stampfte mit den Füßen auf, aber alle riefen immer nur:
»Unser kleines Kuschelmonster – wie süüüß?!«
»Unser kleines Kuschelmonster« – so sagten sie zu Minzi, und alle wollten mit ihr spielen. Sogar der gemeine Ole, der jeden vors Schienbein trat und immer mit Legosteinen schmiss! Dauernd kam er angewackelt und wollte Minzis Freund sein. Dabei fand sie schon seinen Namen doof!
Es war entsetzlich, und Minzi schwor, wenn sie erst mal in die Schule ginge, würde sie allen Saures geben. Dafür war die Monsterschule schließlich da: dass man lernte, wie man allen Saures gab und ein großes, fieses Monster wurde, vor dem sich irgendwann sogar die Menschen fürchteten.
»Wenn ich erst mal in die Schule gehe, kannst du was erleben, Blödmann!«, sagte Minzi zu Ole, aber der war ihr trotzdem nicht böse. Er lächelte nur verknallt und bot ihr ein angelutschtes Himbeerbonbon an.
Minzi kochte vor Wut und machte Würggeräusche, aber Ole lächelte weiter, obwohl ihm sein bester Freund Peter den Vogel zeigte.
So ging das die ganze Kindergartenzeit, bis Minzi sechs war und nach den Sommerferien in die Schule kommen sollte. Sie durfte sich selber einen Rucksack aussuchen und nahm einen, der aussah wie ein erbsengrüner, warziger Drache. Auch ihr Mäppchen und ihr Spitzer sahen so aus, und ihr Radierer war ein eklig braunes Drachenkackhäufchen.
Jetzt fehlte nur noch eine grässliche Schultüte. Die wollte Minzis Mama selber basteln, und sie fragte Minzi, was für eine sie sich wünsche.
»Eine, die aussieht wie ein Drachenzahn«, sagte Minzi.
»Wie ein Drachenzahn?«, wunderte sich ihre Mama.
»Aber ein oberer, damit nichts rausfällt«, erklärte es Minzi genauer.
»Blöde Idee!«, grummelte die Monstermama, aber sie bastelte den oberen Drachenzahn trotzdem.
Am ersten Schultag sah Minzi zum Fürchten aus: auf dem Rücken der grässliche Rucksack, in den Armen der grässliche Drachenzahn, und als sie mit Mama und Papa durchs Schultor ging, schnitt sie die grässlichsten Grimassen. Aber es nützte leider gar nichts. Alle lächelten nur und zeigten mit dem Finger auf sie und flüsterten:
»Seht mal die Kleine – ist sie nicht niedlich?!«
Wenn Minzi es hörte, streckte sie zusätzlich zu den grässlichen Grimassen noch die Zunge raus, aber das fanden alle nur noch niedlicher.
Es war zum Haareraufen, und Minzi schwor sich, wenn erst der Unterricht losginge, würden sich alle noch wundern.
In der ersten Stunde war aber noch gar kein Unterricht. Da durften die Monstereltern ihre Kleinen ins Klassenzimmer bringen. Dort wurden sie alle von der Klassenlehrerin begrüßt, und nach der Begrüßung sollten die Eltern wieder gehen und die Jacken der Kleinen mitnehmen und draußen im Flur an die Kleiderhaken hängen. Aber manche Eltern wollten nicht und fluchten, dass sie sich von einer dummen Pute nichts vorschreiben ließen. Mit der dummen Pute meinten sie die Lehrerin, obwohl sie in Wirklichkeit Frau Donnerkeil hieß.
Aber Frau Donnerkeil ließ sich nichts gefallen. Sie war die strengste Lehrerin der ganzen Monsterschule, und es hieß, es hätte sie noch nie jemand lachen sehen. Noch nicht mal lächeln!
»Raus, ihr Knalltüten!«, donnerte sie. »Ich zähle bis drei, dann gibt’s Hausaufgaben! Eins …«
Jetzt ging es plötzlich ganz fix, vor allem bei den Papas, und an der Tür gab es ein wüstes Gerangel.
»Aus dem Weg, Sie Töffel!«, schrie ein Papa.
»Töffel? – Haben Sie Töffel gesagt, Sie Flegel?«, schrie ein anderer zurück.
»Ich geb Ihnen gleich Flegel!«, schrie wieder der erste.
»… zwei …«, sagte Frau Donnerkeil.
Da gaben die Monsterpapas Ruhe, und genau als Frau Donnerkeil »drei« sagte, knallte der letzte von ihnen die Tür zu.
»So«, sagte Frau Donnerkeil. »Und jetzt zu euch, ihr kleinen Pappnasen!«
So fies fing Minzis erste Schulstunde an, und sie fand es toll. Genauso hatte sie es sich in der Monsterschule vorgestellt.
Die kleinen Monster saßen in zwei Reihen an ihren Tischen, und Frau Donnerkeil lehnte vorne am Lehrertisch und guckte streng. Sie wartete, bis keiner mehr einen Mucks machte, nicht mal der gemeine Ole. Der ging nämlich auch in Minzis Klasse. Genau wie Peter, der schon im Kindergarten Oles bester Freund gewesen war.
»So«, sagte Frau Donnerkeil. »Da, wo ihr gerade sitzt, bleibt ihr erst mal sitzen. Und jetzt stellt euch den anderen vor! Die linke Reihe fängt an.«
Die linke Reihe war die bei den Fenstern.
»Ich heiße Rosi«, sagte Rosi am ersten Tisch.
»Ich heiße Rudi«, sagte Rudi, der neben ihr saß.
»Ich heiße Franzi«, sagte Franzi, die hinter Rosi saß.
»Ich heiße Kati«, sagte Kati, die neben Franzi saß.
So ging es immer weiter, und auch Minzi kam dran. Sie saß in der rechten Reihe in der vorletzten Bank neben Andi, und in der letzten Bank saßen Peter und Ole. Peter saß hinter Andi und Ole hinter Minzi.
»Ich heiße Peter«, sagte Peter.
»Und ich Ole«, sagte Ole. »Darf ich neben Minzi sitzen?«
»WIEBITTE