Mission SOL 2020 / 11: Anker der Superintelligenz - Olaf Brill - E-Book

Mission SOL 2020 / 11: Anker der Superintelligenz E-Book

Olaf Brill

0,0

Beschreibung

SOL – dieser Name hat einen ruhmvollen Klang in der 3000-jährigen Geschichte der terranischen Raumfahrt. Das Hantelraumschiff spielt immer wieder eine entscheidende Rolle in den großen Kämpfen zwischen den Mächten der Ordnung und des Chaos. Im Jahr 1552 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist Perry Rhodan in die ferne Galaxis Yahouna versetzt worden. Dort sollen er und die Besatzung der SOL herausfinden, welche Pläne die Superintelligenz BARIL und ihre Ritter hegen. Rhodan und die Ritterin A-Kuatond entdecken, dass BARILS oberster Ritter mit Anhängern der Chaotarchen im Bunde steht. Nachdem Rhodan dabei festgesetzt worden ist, blickt er einem ungewissen Schicksal entgegen. Währenddessen sind Roi Danton und die Solaner mit einer anderen Gefahr konfrontiert. Eine übermächtige Flotte der Kosmokraten will die SOL zerstören. Die Ereignisse nähern sich ihrem Höhepunkt – eine besondere Rolle im kosmischen Ringen zwischen Ordnung und Chaos spielt der ANKER DER SUPERINTELLIGENZ ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 146

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 11

Anker der Superintelligenz

Kampf ums Sphärenlabyrinth – die Solaner zwischen den Fronten

Olaf Brill

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Aroff

2. A-Kuatond

3. Perry Rhodan

4. Roi Danton

5. A-Kuatond

6. Perry Rhodan

7. Aroff

8. Perry Rhodan

9. Aroff

10. Perry Rhodan

11. A-Kuatond

12. Roi Danton

13. Perry Rhodan

14. Roi Danton

15. Aroff

Impressum

SOL – dieser Name hat einen ruhmvollen Klang in der 3000-jährigen Geschichte der terranischen Raumfahrt. Das Hantelraumschiff spielt immer wieder eine entscheidende Rolle in den großen Kämpfen zwischen den Mächten der Ordnung und des Chaos.

Im Jahr 1552 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist Perry Rhodan in die ferne Galaxis Yahouna versetzt worden. Dort sollen er und die Besatzung der SOL herausfinden, welche Pläne die Superintelligenz BARIL und ihre Ritter hegen.

Rhodan und die Ritterin A-Kuatond entdecken, dass BARILS oberster Ritter mit Anhängern der Chaotarchen im Bunde steht. Nachdem Rhodan dabei festgesetzt worden ist, blickt er einem ungewissen Schicksal entgegen. Währenddessen sind Roi Danton und die Solaner mit einer anderen Gefahr konfrontiert. Eine übermächtige Flotte der Kosmokraten will die SOL zerstören.

Die Ereignisse nähern sich ihrem Höhepunkt – eine besondere Rolle im kosmischen Ringen zwischen Ordnung und Chaos spielt der ANKER DER SUPERINTELLIGENZ ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner erreicht endlich TRAZULS Dorn.

A-Kuatond – Die letzte Zentrifaal ist eine ergebene Kriegerin der Superintelligenz.

Roi Danton – Rhodans Sohn kämpft um das Raumschiff SOL.

Aroff – Der Ganschkare will zurück zur Terminalen Kolonne TRAITOR.

Eroin Blitzer

1.

Aroff

Der Raum lag im Halbdunkel. Aroff saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden. Er hatte die gefiederten Arme von sich gestreckt und atmete flach. Nur der leiseste Lufthauch strömte aus den Nasenlöchern oberhalb des großen, gebogenen Schnabels. Die Kosmokratenknechte von der SOL, die ihn zweifellos in diesem Moment beobachteten, sollten glauben, er verharre in Lethargie.

In Wahrheit war Aroff hellwach und hoch konzentriert. Sein Gehirn arbeitete wie eine Rechenmaschine. Mit hypersensiblen Sinnen sondierte er jede Ecke seines neuen Quartiers, erwog Optionen, verwarf sie wieder und suchte nach der kleinsten Gelegenheit, die sich ihm bot.

Aroff war ein Ganschkare, ein treuer Diener der Terminalen Kolonne TRAITOR. Das galt auch, nachdem die Solaner ihn gefangen genommen und einer perversen, gewalttätigen Operation unterzogen hatten. Sie hatten die Kralle des Laboraten in seinem Hirn eingekapselt und stillgelegt. Damit hatten sie ihn umpolen, zu einem der ihren machen wollen.

Doch er war ein freies Individuum, das sich freiwillig für die Kolonne entschieden hatte. Ihn durchströmte weiterhin ihr Geist, wie es sein ganzes Leben lang gewesen war. So, wie es richtig war.

Nun glaubten die Solaner, diese Schwächlinge, sie könnten ihn einlullen, indem sie ihn in diese lächerlich komfortable Gefängniszelle sperrten. Auf Zuruf konnte er sogar stufenlos die Umgebungsbeleuchtung verändern.

Solaner ketteten ihre Gefangenen nicht in faulige Kerker. Sie lieferten sie nicht Hunger, Durst und Folter aus. Dieser Raum war kaum kleiner als eines der Mannschaftsquartiere der SOL. Vom Hauptwohnbereich führten offene Durchgänge in Schlaf-, Ess- und Hygienezimmer. Ein süßlicher Geruch hing in der Luft, eine Schale mit Früchten stand bereit, und wenn Aroff wollte, konnte er sein Gefängnis mit Musik füllen, dem zwitschernden Gesang der Ganschkaren. Ihm standen Tische, Stühle und Schränke zur Verfügung, eingerichtet für die Bedürfnisse eines Ornithoiden.

Es gab sogar ein Kommunikationsgerät. Er konnte damit die frei zugänglichen Informationssysteme der SOL erkunden und eine Verbindung zum Leutnant der Bordsicherheit herstellen, der vor dem einzigen Zugangsschott Wache schob, zusammen mit mehreren TARA-Kampfrobotern.

Außerdem war die ganze Zimmerflucht in einen Paratronschirm gehüllt, der jegliche Interaktion mit dem Ricodin an Bord der SOL verhinderte. Dieser Werkstoff der Terminalen Kolonne hatte ihm schon einmal geholfen, die Solaner auf ihrem eigenen Raumschiff zu bekämpfen. Leider hatte die Besatzung daraus gelernt.

Trotz aller Annehmlichkeiten: Letztlich war es nichts anderes als ein finsterer Kerker. Aroff war jeglicher Handlungsmöglichkeit beraubt, jede seiner Bewegungen wurde vom Bordgehirn SENECA überwacht.

Daher wollte er den Solanern nicht die Genugtuung geben, sich daran zu ergötzen, wie er sämtliche Winkel der Zelle erkundete, auf der verzweifelten Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Er saß stattdessen nur da und machte seine Pläne im Geheimen. Wenn es so weit war, würde er erbarmungslos zuschlagen, ohne dass sie reagieren konnten.

Lautlos fuhr das Schott zur Seite, ein breiter Schatten fiel in den Raum.

Aroff registrierte es mit halb geschlossenen Lidern. Er blickte nicht einmal auf.

Der Geruch des Besuchers war kaum wahrnehmbar. Dennoch erkannte Aroff, wer zu ihm kam. Es war der subtile Eigengeruch eines Lebewesens, das nicht fremder sein konnte und ihm doch vertrauter war als jedes andere: Zerbone, sein Freund und Partner seit Jahrhunderten. Seine Schattenseite, sein Gegner.

»Schön haben es die Solaner dir hier gemacht, Flattermann«, dröhnte Zerbone. Sein massiger Körper füllte den Türrahmen beinahe vollständig aus. Noch ein Schritt, dann war er in Aroffs Zelle.

Der Paratronschirm hinter ihm flimmerte. Der Leutnant auf der anderen Seite hatte die Strukturlücke wieder geschlossen, durch die Zerbone in das Gefängnis gelangt war. Das Schott schloss sich. Sie waren allein.

»Kannst du dir vorstellen, wie die Terminale Kolonne dich behandelt hätte, wenn du ihr Gefangener geworden wärst?« Zerbone hatte breite Schultern, kräftige Arme, den Kopf einer Schlange und langes, silbernes Haar. Er war ein Mor'Daer, der Angehörige eines Volkes, das ebenso wie die Ganschkaren zu den treuen Dienern der Terminalen Kolonne TRAITOR gehörte. Doch Zerbone war zum Überläufer geworden, einem Feind der Kolonne. Das gefährlich aussehende Reptilwesen hatte sich als schwächer erwiesen als der dürre Flattermann.

Gemächlich erhob sich Aroff und begrüßte auf diese schlichte Weise den alten Freund. »Du bist irregeleitet, Schlange. Die Kosmokratenknechte haben deinen Kopf aufgeschnitten und dir alles genommen, was deinem Leben einen Sinn gegeben hat. Wer bist du jetzt, da du nicht mehr mit dem Geist der Terminalen Kolonne verbunden bist? Du bist vom Weg abgekommen, mein Freund. Du musst zu uns zurückfinden! Es ist deine Pflicht!«

Der Mor'Daer machte einen beherzten Schritt auf Aroff zu. Der zarte Duft der Schlangenhaut wurde intensiver. »Ich treffe meine Entscheidungen aus freiem Willen und habe keine Pflicht mehr gegenüber der Terminalen Kolonne TRAITOR. Du bist derjenige, der den rechten Weg nicht findet. Nicht die Solaner waren es, die unsere Klonkörper auseinandergeschnitten und auf widernatürliche Weise zusammengefügt haben, sondern die Anatomen der Terminalen Kolonne TRAITOR. Sie haben uns wie Sklaven behandelt und uns ihren Experimenten unterworfen. Erst seit die Solaner die Kralle des Laboraten in unseren Köpfen desaktiviert haben, sind wir freie Wesen. Auch du bist ein freies Wesen, Aroff!«

»Und du bist ein Narr, Zerbone! Haben die Solaner dich etwa nicht einem grausamen Gewaltakt unterworfen, gegen deinen Willen? Würden sie wahrhaftig jemals zwei ehemalige Kolonnenoffiziere an ihrer Seite akzeptieren? Glaubst du, dies ist Freiheit?« Mit einer leichten Armhebung deutete Aroff um sich.

Zerbone trat noch einen Schritt näher und damit beinahe auf Armlänge an Aroff heran. »Du bist gefangen, weil du dieses Raumschiff in die Luft sprengen wolltest. In den Augen der Solaner bist du ein Terrorist, und ich kann sie verstehen.«

Mitleidig blickte Aroff den alten Gefährten an. »Ich habe verhindert, dass die SOL TRAITOR angreift. Ohne mein Eingreifen hätte sie längst das Sphärenlabyrinth und TRAZULS Dorn zerstört. Ist das eine gute Sache?«

Zerbone wechselte zu einem milderen Ton. »Du hast damit die Vielen Einen gerettet, deren Lebensraum das Sphärenlabyrinth ist. Das kann ich anerkennen.« Er hob die Stimme um eine Nuance. »Aber die Terminale Kolonne hat das Sphärenlabyrinth nicht für die Vielen Einen geschaffen, sondern um Krieg in viele Universen zu tragen. «

Er zögerte kurz, sprach dann umso entschiedener weiter. »Die Operation hat dir stärker zugesetzt als mir. Sobald du erkennst, dass du nun wirklich frei bist, kannst du immer noch auf unsere Seite kommen. An meine Seite, Aroff!« Das letzte Wort sagte Zerbone beinahe zärtlich, und es schmerzte Aroff, den Freund so reden zu hören.

Traurig wiegte Aroff den Federkopf hin und her. »Wie konntest du nur so die Orientierung verlieren, Zerbone?«

Abrupt wich der Mor'Daer die zwei Schritte wieder zurück, die er Aroff entgegengekommen war. Sein Körper straffte sich. »Dann werden wir nie wieder Seite an Seite stehen und für eine Sache kämpfen, die wir beide für gut und gerecht halten?«

Ohne auf Aroffs Antwort zu warten, drehte sich Zerbone um. Mit ein paar schnellen Schritten erreichte er das Schott, das sich sofort vor ihm öffnete. In gleichbleibendem Tempo durchdrang der Mor'Daer den Paratronschirm, in dem sich passgenau eine Strukturlücke auftat.

Nachdenklich sah Aroff ihm eine Weile nach. Er überlegte, ob er soeben einen Freund verloren hatte ...

... und kam zu dem Schluss, dass darüber das letzte Wort noch nicht gesprochen war. Nur, wer würde wen auf seine Seite ziehen?

2.

A-Kuatond

Zum ersten Mal in ihrem Leben betrat A-Kuatond das eigentliche Herz von BARILS Adyton, der Zitadelle des Ritterordens auf Kessaila.

Oh, sie war schon oft im Adyton gewesen. Dort fanden die Versammlungen der sieben Ritter BARILS statt. Dort hatten sie zuletzt über Perry Rhodan Gericht gehalten und Haldukass zur Rechenschaft gezogen. Haldukass, den Verräter. Die gefallene Stimme BARILS.

Doch noch nie war A-Kuatond zur Spitze des Adytons vorgestoßen, jener trichterförmigen Plattform, die wie eine Krone auf dem schlanken Turm saß, der die Ritterstadt Muaal überragte. Die sieben mächtigen Dornen des Trichters reckten sich dem Himmel entgegen, ein Symbol dafür, dass die sieben Ritter BARILS über die Galaxis Yahouna wachten.

Würdevoll ging A-Kuatond die breiten Stufen der Treppe hinauf, die sich um den Schaft des Trichters schraubte, der im Gebäude verankert war. Ihre Mentorin Yalaba hatte A-Kuatond verraten, dass sie die erste Ritterin seit Generationen war, die diesen Weg beschritt. Mehr noch: Jenes Objekt dort auf der Spitze des Adytons war eigens für sie erbaut worden, die Kriegerin BARILS.

Sie dachte daran zurück, was Yalaba zu ihr gesagt hatte: Du wirst dich auf die Mission begeben müssen, für die BARIL dich zur Ritterin erwählt hat ... Du wirst als Pilotin des Lockschiffs SYRAN gebraucht.

Das Lockschiff SYRAN – das also war all die Zeit der Name und die Funktion der Trichterplattform oben auf BARILS Adyton gewesen. Zwischen den Dornen saßen mächtige Maschinen, Feldtriebwerke, stark genug, das Lockschiff SYRAN hoch hinaus in den Himmel zu erheben und weiter hinauf in den Weltraum. Es war zu einem einzigen Zweck geschaffen worden, und sie war auserwählt, als Pilotin diesen Zweck zu erfüllen.

A-Kuatond war weit gekommen. Sie war die letzte Zentrifaal aus der Galaxis Plantagoo. In Yahouna, viele Millionen Lichtjahre von der Heimat entfernt, hatte sie unter der schützenden Hand der Superintelligenz BARIL ihre Bestimmung gefunden. Als Ritterin, die für das Gleichgewicht in Yahouna sorgte, als Kriegerin BARILS und als Pilotin des Lockschiffs SYRAN.

Sie bedauerte nur, dass ihr Orbiter, der Mensch Perry Rhodan, nicht mehr an ihrer Seite war.

Aber er hatte sich als allzu schlichtes Gemüt erwiesen, das die wahren Zusammenhänge nicht begriff. Sein Herz schlug nicht für BARIL. Zum Glück hatte sie das noch rechtzeitig erkannt.

A-Kuatond war erfüllt vom Geiste BARILS, während sie den Trichterschaft umrundete. Sie hörte, nein, sie fühlte ein Wispern, das ihr Herz erwärmte, ihr wie Heimat schien und sie hypnotisch anzog.

Erinnerst du dich an uns? Wir gehören zusammen. Komm! Komm zu uns! Komm in SYRANS Chor! Werde eins mit uns!

Der Chor weckte so etwas wie Erinnerungen in ihr, wobei sie nicht ganz sicher war, ob es ihre eigenen Erinnerungen waren. Dennoch waren sie so intensiv, als seien sie es. Ein Gefühl, als wäre sie schon immer eins mit SYRANS Chor gewesen. Als ob ein Kreis sich schloss. Hinter einem dünnen Schleier eine ganze Welt auf sie wartete. Es war wunderschön.

Sie zwang sich zu Besonnenheit. Yalaba hatte sie gewarnt. Du darfst den Schleier nicht zerreißen, bevor du am Ziel bist. Gib dich nicht vollkommen dem Chor hin. Noch nicht. Konzentriere dich auf deine Aufgabe.

Yalaba, die massige Malyonerin mit der beinahe transparenten Haut, hatte A-Kuatond von Haldukass' Welt Unja geerntet. Dabei war A-Kuatonds ursprünglicher Körper aufgelöst und ihr Geist in einen eigens gezüchteten Klonkörper transferiert worden. Zu leicht konnte ihr Geist sich wieder lösen und ins Nichts verwehen. Sie durfte dem Lockruf von SYRANS Chor nicht verfallen, so groß die Versuchung auch war. Nicht, bevor sie ihre Aufgabe erfüllt hatte.

3.

Perry Rhodan

Perry Rhodan fand sich ohne Waffen und ohne SERUN bei Wasser und Brot in einem dunklen Kerker wieder. Das schien sich zur typischen Begrüßung zu entwickeln, sobald der Terraner eine neue Galaxis erreichte.

Als er zum ersten Mal ins Gefängnis von BARILS Adyton geworfen worden war, hatte er seine Zelle als komfortables Quartier empfunden, eingerichtet für die Bedürfnisse eines Terraners, ähnlich den Zellen, in die sie Delinquenten auf der SOL steckten. Die Solaner folgten den galaktischen Konventionen zur Behandlung Gefangener fremder Spezies. Deren Bewegungsfreiheit durfte eingeschränkt werden, aber sie waren stets in einem Habitat unterzubringen, das ihren normalen Bedürfnissen entsprach. Wie Rhodan aus bitterer Erfahrung wusste, hielten sich nicht alle Kerkermeister an diese Gepflogenheit, weder in der Heimat noch in anderen Galaxien.

Der Raum, in den die Roboter ihn diesmal gesteckt hatten, war verwinkelt, beinahe schwarz und von pulsierenden Maschinenleitungen durchzogen. Die Farbe erinnerte Rhodan an Ricodin-Verbundstoff und damit an die Chaotarchen. Auch auf der SOL war dieses Material verbaut worden, seit der Chaotarchendiener Kirmizz das Hantelraumschiff vor mehr als zweihundert Jahren mit Kolonnentechnik aufgerüstet hatte.

Es ist immer nützlich, die Waffen deiner Feinde zu kennen, dachte Rhodan grimmig. Doch wehe dem, der den Griechen traut, wenn sie Geschenke bringen.

Vor ihm erhob sich wie eine klapprige Marionette ein halbmechanisches Wesen aus einem technisierten Sessel. Es bot einen erbarmungswürdigen und gleichzeitig furchterregenden Anblick: dürr, mit leeren Augen und weißen Haarsträhnen, die wirr vom Kopf abstanden. Die Hälfte des Gesichts und fast die ganze linke Körperseite waren durch schwarzes Metall ersetzt.

Haldukass – der ehemalige oberste Ritter BARILS, der erst vor wenigen Minuten durch Rhodans Eingreifen abgesetzt und in Gewahrsam gebracht geworden war.

Nun fand sich Rhodan ironischerweise mit Haldukass in derselben Zelle wieder.

Rhodan spannte alle Muskeln an, bereit zum Kampf. Vielleicht war es das, was ihre Kerkermeister sehen wollten. Sie sperrten ihn zusammen mit seinem größten Widersacher, damit der seine Rache an Rhodan vollziehen konnte.

Zu Rhodans Verblüffung griff Haldukass ihn nicht an. Stattdessen stieß er erst zögernd, dann immer zügelloser ein fürchterliches Gelächter aus.

Er ist wahnsinnig geworden, dachte Rhodan. Er war überzeugt davon, dass genau das seit langer Zeit die volle Wahrheit war. Nach einem beinahe tödlichen Unfall auf Ryonath war Haldukass verstümmelt und von Kolonnen-Anatomen wieder zusammengeflickt worden. Seitdem war aus dem ehemals angesehenen Richter ein unberechenbares Monstrum geworden.

In diesem Moment hatte es aber keine Lust, monströse Dinge zu tun. Haldukass setzte sich zurück auf die Kante des Technosessels und blickte Rhodan geradezu belustigt von unten herauf an. Seine kalte Stimme hatte einen metallischen Klang. »So bist auch du ein Gefangener, Orbiter der Ritterin A-Kuatond. Endlich widerfährt dir Gerechtigkeit.«

Mit einer ungelenken Handbewegung forderte er Rhodan auf, ebenfalls irgendwo Platz zu nehmen.

Rhodan blieb stehen und wartete ab.

Haldukass mochte es amüsieren, dass der Mann, der ihn zu Fall gebracht hatte, im selben Kerker saß wie er. Gleichzeitig erweckte er den Eindruck, als wäre die eigene Gefangenschaft nur eine vorübergehende Unbequemlichkeit.

»In deinen Augen sehe ich noch Tatendurst, Mensch. Du bist gefangen, aber nicht gebrochen. Im selben Augenblick, als sie dich in dieses Quartier geworfen haben, hast du dich schon gefragt, wie du wieder rauskommst.«

»Der Gedanke schoss mir durch den Kopf«, bestätigte Rhodan. »Ich nehme jedoch an, du hattest länger Zeit, darüber nachzudenken. Wie also lautet dein Fluchtplan?«

Der Unjaner lachte kurz und metallisch auf. »Das wüsstest du wohl gern. Ich werde es dir verraten, sehr bald sogar.« Mit halb geschlossenen Lidern lehnte er sich zurück, als ginge ihn das alles plötzlich nichts mehr an. »Doch lass uns zuerst ein wenig plaudern. Wir haben doch Zeit, nicht wahr? Und wenn wir nun schon Zellengenossen werden, sollten wir uns zuerst ein bisschen besser kennenlernen.«

Rhodan verharrte regungslos. Er hatte keineswegs Zeit. In der vergangenen Stunde hatten sich die Ereignisse überschlagen. Wenn er wieder einmal das Universum retten wollte, musste er die Ritterin A-Kuatond von dem abhalten, was auch immer sie im Moment vorhatte. Auch sie war anscheinend verrückt geworden.

Haldukass wollte ihm offenkundig Informationen entlocken, wie jeder Gefangene, der von der Außenwelt abgeschnitten war. Andererseits hatte der Wahnsinnige ihm eine Art Pakt unter Gefangenen angeboten, mindestens einen Waffenstillstand, und Rhodan gingen gerade die Verbündeten aus.

Vielleicht war Haldukass tatsächlich der Schlüssel zur Flucht. Er mochte irgendeinen verrückten Plan haben oder auch nicht. An den Wachrobotern vor der Tür kam Rhodan jedenfalls allein nicht vorbei. Wenn er Haldukass irgendwie benutzen konnte ...

»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte Rhodan. »Wie willst du von hier entkommen, mein Zellengenosse?«

»Du wirst es erfahren«, erwiderte Haldukass. »Doch als Zeichen unserer neuen Kameradschaft erzähl mir, was geschehen ist, dass du mir in so einem finsteren Loch Gesellschaft leistest?«

»Meinetwegen.« Rhodan tat so, als ob er sich mühsam erinnerte.

Dabei lagen die Geschehnisse, seit Haldukass als Stimme BARILS abgesetzt worden war, erst eine halbe Stunde zurück. Weil er nichts zu verlieren hatte, würde er Haldukass' Neugier befriedigen, um anschließend eine Gegenleistung zu fordern.